Sehr geehrter Herr Intendant Laufenberg, noch positiv beeindruckt von der Umsetzung der „Satanischen Verse“, die wir als Mitglieder der Theatergemeinde durch sehr gute Vor- und Nachgespräche erschlossen bekamen, nehmen wir nun zur Kenntnis, was bisher unsererseits eher den Rang eines hoffentlich nicht Realität werdenden Gerüchtes hatte: die faktische Auflösung des Vertragsverhältnisses seitens des Staatstheaters mit Frau Priska Janssens. Als Theatergemeinde haben wir das große Glück durch deren theaterpädagogische Kompetenz nachhaltig bereichert zu werden: Seit 2012 gibt es das Projekt der Kooperation zwischen Kitas und Staatstheater, das seitens der Eltern sehr positive Resonanz erzielt. Am Anfang dieses Projekts half die Theatergemeinde sozusagen durch eine Anschubfinanzierung im Verbund mit der Kirchengemeinde Sankt Bonifatius. Mittlerweile haben Hunderte von Wiesbadener Kindern an diesem Projekt teilgenommen. Im Februar 2014 stellte der Wiesbadener Kurier das besagte Kita-Projekt treffend dar. Frau Janssens wurde wie folgt zitiert: "Die Menschen sollen einfach darauf vertrauen können, dass das Theater für sie da ist… Kinder sind eigenständige Wesen, die ihre kulturelle Zugehörigkeit früh erfahren und für sich umsetzen. In diesem Prozess möchten wir ihnen ein zentrales Angebot vermitteln: das Theater ihrer Stadt mit all seinen Möglichkeiten… Es geht mir um kulturelle Teilhabe, um das Möglichmachen von Erfahrungen denn die müssen die Kinder selbst machen." Aktuell ist das Projekt Schau!Spiel!, ein Theaterprojekt von und mit jungen Leuten aus Wiesbaden – Schülerinnen und Schülern, Flüchtlingen und Alteingesessenen, bekannten und neuen Gesichtern, ein exzellentes Beispiel. Sie alle erfinden, spielen, gestalten ein Theaterstück für die Staatstheaterbühne. In Verbindung mit dem Jugendhilfeverbund Antoniusheim der Caritas und dort lebenden minderjährigen Flüchtlingen ist dies eine wertvolle Bereicherung, gerade angesichts der gesellschaftlichen Herausforderung rund um die Integrationsdebatte. Dieses Projekt liegt uns seitens der Theatergemeinde sehr am Herzen, da wir es durch Mitglieder angeregt haben und unterstützen. Hier spüren junge Leute ab 14 Jahren durch ihre eigene Rolle auf der Bühne und im Leben, wie spannend und hochaktuell Theater auch für sie selbst sein kann. Als Vorstand der Theatergemeinde Wiesbaden e. V. sind wir zutiefst davon überzeugt, dass Frau Janssens‘ wertvolle Arbeit der gesellschaftlichen Bereicherung unserer Stadt dient. Hier wird soziales und kulturelles Bewusstsein in bestem Sinne geschärft. Bei allem Verständnis für finanzielle Sachzwänge halten wir den Schaden einer Auflösung des Vertrages mit Frau Janssens für erheblich. Hier verspielt das Staatstheater ein wertvolles Stück pädagogischer und gesellschaftlicher Akzeptanz in Wiesbaden. Teilhabe am kulturellen Leben muss eingeübt werden; Frau Janssens erreicht mit ihren wertvollen Projekten genau dieses – zum Wohle der Stadt und des Theaters. Sie hat ein wichtiges Aushängeschild geschaffen. Mit dem Wunsch das Arbeitsverhältnis von Frau Priska Janssens beizubehalten grüßt Sie der Vorstand der Theatergemeinde Wiesbaden Stephan Gras Vorsitzender der Theatergemeinde Wiesbaden e. V. Wiesbaden, 21.06.2016
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