Endspurt für die Altersvorsorge Ruhestandsplanung für die Zielgruppe 50plus Ruhestandsplanung ist mehr als nur verlängerte Altersvorsorge. Für die Generation 50plus heißt es jetzt, Bestandsaufnahme zu machen, wann wie viel Geld in den kommenden Jahren benötigt wird und woher es kommen soll. Es sind Konzepte gefragt, die lebenslang ein angemessenes Einkommen sicherstellen und dabei Faktoren wie Krankheit und Pflege, aber auch den Tod berücksichtigen. Wie solche Strategien aussehen, erfahren Sie im Interview mit Wolfgang Kuckertz, Vorstand der Going Public Akademie für Finanzberatung. Pfefferminzia: Worin liegen die spezifischen Herausforderungen bei der Vorsorge für die Zielgruppe 50plus? Wolfgang Kuckertz: Es besteht oft die Angst, dass am Ende des Geldes noch Leben übrig ist. Und dieses Problem trifft nicht nur Normalverdiener, sondern diese Angst besteht auch bei gut betuchten Menschen. Anders als früher ist die Ruhestandsphase heute sehr lang und umfasst oft mehr als ein Vierteljahrhundert. Keiner weiß aber vorher, wie lange das Vermögen wirklich reichen muss und wie sich bestimmte weitere „Störfaktoren“ auswirken werden. Muss die Wohnung noch umgebaut werden, damit sie barrierefrei wird? Wie wird sich die Preissteigerung weiter entwickeln? Wird eine Unterstützung zum Beispiel durch Pflegedienste notwendig werden? Muss die Wohnung nochmals gewechselt werden? Diese Eventualitäten müssen eingeplant werden. „Mit 66 Jahren fängt das Leben an“, sang Udo Jürgens einst. Wenn also mit Ruhestandsbeginn große Träume und Wünsche endlich in die Tat umgesetzt werden sollen, so muss auch dies geplant und ausfinanziert werden. Aus solchen Wünschen und Zielen, kombiniert mit der Aussicht auf ein langes Leben und diversen Störfaktoren ergibt sich eine hohe Komplexität bei der Planung der weiteren Zukunft als Ruheständler. Ohne diese Planung ist er zwar oft vermögend, aber aus der Angst heraus, dass das Geld eventuell nicht reichen könnte, dennoch extrem sparsam. Es kommt zu „armen Reichen“. Insofern gibt eine transparente Ruhestandsplanung nicht nur ein gutes Gefühl. Es entsteht vielmehr ein deutlich größerer Handlungsspielraum für Aktivitäten, für die Steuerung von Ausgaben und Einnahmen und letztlich auch für die Anlage freien Vermögens. Was sind die Besonderheiten bei der Ruhestandsplanung im Vergleich zur „normalen“ Vorsorge Der Pfefferminzia Newsletter ‐ für Versicherungsprofis www.pfefferminzia.de – was ist hier insbesondere zu beachten? Eine längerfristige Finanzplanung ist immer komplex. Der jüngere Investor lebt aber im Hier und Jetzt und in den kommenden Jahrzehnten in der Regel von seinem Arbeitseinkommen. Entscheidungen für oder gegen ein Produkt lassen sich noch verändern, Verluste aus missglückten Anlagen können durch eine erhöhte Sparquote aufgefangen werden. Die Anlageentscheidung bezieht sich meist auf eine Sparrate von einigen Hundert Euro im Monat und somit zunächst nicht auf hohe einmalige Summen. In der Ruhestandsplanung ist die Situation grundlegend anders. Der Investor muss meist aus seinem Vermögen ein Zusatzeinkommen beziehen – möglichst ein Leben lang. Einmal getroffene Entscheidungen für ein Produkt lassen sich nicht mehr einfach korrigieren, Vermögenslücken durch zusätzliches Sparen auszugleichen ist nahezu unmöglich. Insofern ist die Bedeutung der Planung in der Vorbereitung oder zu Beginn des Ruhestands ungleich höher. Oft geht es um hohe Summen, die bereits während der Zeit der Berufstätigkeit angesammelt wurden und nun investiert werden sollen. Entscheidungen wiegen somit schwerer und werden nur sehr zögerlich getroffen. Die Menschen vergessen leider oft, dass auch keine Entscheidung tatsächlich eine Entscheidung darstellt – nämlich in der Regel für eine Anlage auf einem Sparbuch inklusive einer schleichenden Vermögensvernichtung. Da gehen Anlegern jedes Jahr mehrere Milliarden Euro verloren. Welchen Tipp geben sie Konsumenten im Alter von über 50 Jahren in Hinsicht auf Vermögensverwendung und „Entsparen“? Die Empfehlung ist zunächst relativ einfach: „Planen Sie Ihren Ruhestand und wenden Sie sich zur Unterstützung an einen Spezialisten.“ Hauptfrage dabei ist: Wie soll das weitere Leben gestaltet werden? Zunächst sollte dabei ermittelt werden, welche regelmäßigen Zuflüsse zwingend notwendig sind und wie viel Geld man darüber hinaus gern regelmäßig hätte. Die zwingenden Zuflüsse müssen gesichert sein – durch staatliche Pensionen beziehungsweise Renten oder durch entsprechende sichere private Renten. Die gewünschte Zusatzrente kann dann über renditereichere Anlagen erzielt werden. Für beide Bereiche gilt: Zukünftige Preissteigerungen müssen mit abgedeckt werden, und Ausgaben für Steuern und Krankenversicherungen müssen ebenfalls gegenfinanziert sein. Sind die regelmäßigen Zuflüsse gesichert, müssen darüber hinaus die Auswirkungen bestimmter Störungen – wenn zum Beispiel der Pflegefall eintritt – abgesichert werden. Spätestens hier fließen Der Pfefferminzia Newsletter ‐ für Versicherungsprofis www.pfefferminzia.de auch finanzielle und rechtliche Fragestellungen zusammen. Schließlich und endlich darf auch der Spaß natürlich nicht zu kurz kommen, sodass zuletzt die Ausfinanzierung von persönlichen Zielen und Wünschen geplant werden muss, oder auch weitere Wohltaten, zum Beispiel für die Kinder und Enkelkinder. Worauf sollte die Zielgruppe 50plus bei einer Veranlagung ihrer angesparten Vermögenswerte besonders achten? Was spricht in Zeiten von Niedrigzinsen für eine Wiederveranlagung beziehungsweise unter welchen Umständen zahlt sich eine relativ kurzfristige Anlage vor dem Ruhestand überhaupt aus? Es ist ein häufiger Irrtum, dass eine Anlage sich nur dann lohnt, wenn sie eine positive Rendite verspricht. Es kommt viel eher darauf an, ob mir das Geld in Zukunft einen größeren Nutzen bringt, als es mir jetzt bringen könnte. Ein einfaches, etwas drastisches Beispiel: Wenn ich in zehn Jahren ein überlebenswichtiges Medikament für 200 Euro benötigen werde, dann lohnt es sich, heute auf ein neues Handy, das 200 Euro kostet, zu verzichten und das Geld zu sparen. Ganz unabhängig vom Zins. Insofern ist die erste Frage die nach dem Bedarf in den zukünftigen Jahren. Erst in zweiter Linie muss dann die Frage nach der Anlageform und der Rendite gestellt werden. Für kurzfristige Anlagen ist man quasi mit einem Nullzins derzeit gut bedient. Leichte Verfügbarkeit, Sicherheit und das gute Gefühl, etwas auf der hohen Kante zu haben, lassen einen gut schlafen. Bei mittel- bis langfristigen Anlagen kann man nach wie vor gute Renditen erzielen. Unternehmen profitieren eher von niedrigen Zinsen, und das gesamte Marktumfeld zeigt, dass ein Aktieninvestment auf längere Sicht durchaus höhere Renditen ermöglicht. Natürlich verbunden mit einem entsprechenden Risiko. Hier gilt stets, dass man die Detailarbeit Profis überlassen kann und meist auch sollte. Das spricht für Aktienfonds oder andere vergleichbare Anlagen. Zur Person: Wolfgang Kuckertz ist Vorstand der Going Public Akademie für Finanzberatung. Sein Institut bietet gemeinsam mit der Hochschule Kaiserslautern für Finanzberater einen Studiengang zur Ruhestandsplanung an. Dieser Artikel erschien am 21.07.2016 unter folgendem Link: http://www.pfefferminzia.de/endspurt-fuer-die-altersvorsorge-ruhestandsplanung-fuer-die-zielgruppe-50plus-1469025078/ Der Pfefferminzia Newsletter ‐ für Versicherungsprofis www.pfefferminzia.de Powered by TCPDF (www.tcpdf.org)
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