MITTELBADISCHE PRESSE www.bo.de Freitag, 22. Juli 2016 ORTENAU Zwei Schulklassen der Lahrer Gewerbeschule kamen bei der Führung über das Werksgelände der Herrenknecht AG in Schwanau-Allmannsweier nicht aus dem Staunen heraus: Die Foto: Ulrich Marx großen und kleinen Bohrer werden weltweit eingesetzt. Schüler erkunden Tunnelbohrköpfe Medien-Live-Schulstunde: Sechs Monate wird an den gigantischen Maschinen bei Herrenknecht gebaut Verschwindend klein wirken Menschen, wenn sie vor den riesigen Bohrmaschinen im Werk des Herstellers Herrenknecht in Allmannsweier stehen. Aber mit cleveren Fragen kamen die Schüler dem Geheimnis der Giganten auf die Spur. Von B et t i na K ü h n e Schwanau. »Wir wohnen zwar hier, aber ich hätte nie gedacht, dass die Bohrer so groß sind«, sagt Lea Huizbo, eine 16-jährige Schülerin der Metallklasse an der Lahrer Gewerbeschule. Auch ihr Klassenkamerad Richy Noel pflichtet ihr beim Rundgang über das Werksgelände von Herrenknecht bei: Die Tunnelvortriebsbohrer sind nicht nur riesig, sondern auch sehr komplex. »Dass sie sogar draußen gebaut werden, hätte ich nie gedacht«, sagt der 16-Jährige. Die Gruppe erfährt aber noch mehr. Beispielsweise, dass die Maschinen zunächst einmal komplett aufgebaut und im Beisein der Kunden in Be2015 / 201 trieb genom6 men werden. »Danach wird alles innerhalb von 14 Tagen in Segmente demontiert und verschickt«, erklärt Klaus Himmelsbach. Der Ausbildungsleiter von Herrenknecht vermittelt den Schülern die interessanten Einblicke ins Unternehmen. Dort werden zeitgleich 15 Bohrma- schinen gebaut. Ein großer Aufwand: Nach der rund drei Monate dauernden Planungsphase braucht es dann ein halbes Jahr, bis der Bohrer versandfertig ist. Über das riesige Werk verteilt, werden die unterschiedlichen Elemente für die Giganten produziert. Abbauwerkzeuge wie Schneidrollen oder Schälmesser beispielsweise, die auch gleich in Holzkisten verpackt werden. Solche Teile müssen im laufenden Betrieb schon mal ausgetauscht werden, denn sie können verschleißen: Die Maschinen aus Schwanau-Allmannsweier sind über Monate, manchmal gar Jahre im Einsatz. Besonders begeistert sind die Schüler von den Schaltschränken, die schon eher das Besonders markant allerdings ist, trotz aller aufwendiger Steuerungstechnik, das Schneidrad. Das hat es auch Carsten Weissmüller angetan: »Spektakulär, wie es den Felsen abfräst oder sich durch sandigen, wasserhaltigen Boden gräbt.« Im Sand eingelagerte Felsbrocken, sogenannte Findlinge, werden mit einer Art Nussknacker regelrecht zertrümmert. Nur so könne das abgetragene Material über ein Förderband entfernt oder abgepumpt werden. Die Bohrer kleiden den Tunnel sofort mit Stahlbetonsegmenten aus. So entsteht Stück für Stück der Tunnelrohbau. Sobald sie ihren Part erledigt haben, kommt ein Trupp hinterher, der den entstandenen Tunnel weiter ausbaut: Lüftung und Licht sind dabei am vordringlichsten. Übrigens: Im Werk, kurz vor Fertigstellung, wird das Schneidrad dann noch bunt lackiert – und zwar oft in den Landesfarben der Kunden oder Bauherren. Der Bohrer für Karlsruhe wurde badisch, also rot-gelb lackiert, haben die Schüler erfahren. Ein Video zu diesem Thema finden Sie unter: www.mibatv.de | Videocode: 17054 Eine Bildergalerie zu diesem Thema finden Sie unter : w w w.b o.d e | We b co d e: 3A 8 B E Format eines Containers haben: Hier steckt jede Menge ausgeklügelte Technik drin. Auf der Baustelle sind immer ein bis zwei Ingenieure, die die Anlage weiterhin betreuen. Markantes Schneidrad Ran an die Dreh- und Fräsmaschinen Fünf Schüler bauen Steuerpult für Olympia Gewerbeschüler aus Lahr in drei Gruppen dabei Geräte für Tunnelvortriebsmaschinen in Südkorea Schwanau (maj). CNC-Fräsmaschine, spitze Drehmaschine und CNC-Drehmaschine – so hießen die Arbeitsgeräte der 15 Gewerbeschüler aus Lahr im Bereich Metall. Mit ihrem Lehrer Otmar Walter besuchten sie die Ausbildungswerkstätte von Herrenknecht in Schwanau. Dort durften sie, aufgeteilt in drei Gruppen, gemeinsam mit Auszubildenden der Firma an den genannten Maschinen arbeiten. Laut Christian Grothmann, der für die Auszubildenden bei Herrenknecht im Bereich Zerspanungsmechanik und Mechatronik zuständig ist, ist ein solcher Besuch eine gute Gelegenheit, junge Menschen an Schwanau (maj). Besichtigung, Messung, Funktionskontrolle und Dokumentation – das waren die letzten Schritte, die fünf Schüler der Gewerblichen Schule Lahr noch absolvieren mussten. Der Lohn: Die von den Elektronikern gebauten Steuerpulte kommen zukünftig in Tunnelvortriebsmaschinen zum Einsatz, die helfen, die Bauten für die olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang, Südkorea, fertigzustellen. Eine Woche zuvor trafen sich dieselben Schüler mit Sven Kirner, dem stellvertretenden Ausbildungsleiter bei Herrenknecht, in ihrer Schule. Dort montierten sie mit seiner Herrenknecht heranzuführen. Das scheint zu funktionieren. »Ich werde mich bald bewerben«, sagt etwa Güvencan Taskaya. Der 17-Jährige macht in einem Jahr seinen Abschluss. Danach könne er sich gut vorstellen, bei Herrenknecht eine Ausbildung zu machen. Im Anschluss hätte er gute Chancen, eine feste Anstellung zu bekommen, sagt Christian Grothmann: »Derzeit übernehmen wir etwa 95 Prozent der Azubis. Unser Ziel sind aber 100.« Die erste Kooperation mit »Medien live« sei da ein guter Schritt in die richtige Richtung gewesen. Schüler der Gewerblichen Schule in Lahr waren zu Gast bei der Schwanauer Herrenknecht AG. und der Hilfe von Auszubildenden des Tunnelbohrbauers die Teile, mit denen Kräne in Tunnelvortriebsmaschinen gesteuert werden – kurz Steuerpulte. Am vergangenen Donnerstag ging es drum, die gebauten Geräte zu überprüfen. Dazu gehört auch die ausführliche Dokumentation des Tests, den die Schüler mit Bravour meisterten. »Sie arbeiten sehr konzentriert«, resümierte Lehrer Michael Koller. Es sei ein zusätzlicher Anreiz für die Schüler, dass ihre Arbeit wirklich Früchte trägt. Am Ende erhielten alle ein Zertifikat von Ausbildungsleiter Klaus Himmelsbach überreicht.
© Copyright 2024 ExpyDoc