Abschlussfeier Milchtechnologen

29 neue Milchtechnologen/innen und Milchpraktiker/innen
Neue Fachkräfte produzieren Genuss aus Milch
350 junge Menschen werden aktuell in der Schweiz als Milchtechnologen und Milchpraktiker
ausgebildet. Sie alle lernen Genuss zu produzieren – vom Käse über Cafè Latte und Joghurt
bis zum Glacé. Offene Lehrstellen gäbe es jedoch für viel mehr Jugendliche. Denn der Konsum
an Milchprodukten steigt stetig, auch die Nachfrage im Ausland. Umso mehr freut sich die
Milchbranche über rund 100 neue Berufsleute, allein 29 in der Zentralschweiz. Ihnen winken
sichere Arbeitsplätze und hervorragende Karrierechancen.
Im Vorfeld der Feierlichkeiten haben Absolventen über ihre Zeit vor, während und nach der Ausbildungszeit gesprochen. Es zeichnet sich eine durchwegs positive Bilanz ab: Den Milchtechnologen
bieten sich hervorragende Zukunftschancen, denn die Schweizer Spezialisten für die Milchverarbeitung sind nicht nur im Inland heissgesucht, sondern auch international begehrt. Allein in der Schweiz
suchen 500 Käsereien und rund 20 Industriebetriebe dringend talentierte Nachwuchskräfte.
Milchtechnologen – Swissness als Beruf
Die Begeisterung für die Milch- und Käseprodukte ist ungebrochen. So stieg 2014 allein der Konsum von Käse
noch einmal auf einen neuen Pro-Kopf-Höchststand von 21,4 kg – immerhin 500 g mehr als vor drei Jahren. In
der dreijährigen Lehre zum Milchtechnologen / zur Milchtechnologin erlernen die Jugendlichen die Herstellung
vielseitiger und innovativer Produkte aus Schweizer Milch. Auf Natürlichkeit und Gesundheit der Produkte wird
sehr viel Wert gelegt – auch das schliesslich ein Grund, warum diese weltweit für ihre höchste Qualität bekannt
sind. Ob es um die zahlreichen Käsesorten, Raclette oder Fondue, Milch Shake, Joghurt, Caffé Latte, Glacé oder
Desserts wie Crème brulée oder Mousse au chocolat geht – der Herstellung haftet auch heute noch ein Hauch
Magie an. Denn Milch ist ein rasch vergängliches Naturprodukt, das durch die Verarbeitung in haltbare Genussmittel verwandelt wird. Ein optischer Genuss ist auch die Aussicht von zahlreichen gewerblichen Betrieben bzw.
Käsereien. Die rund 500 Käsereien sind oft an idyllischen Orten gelegen – da kommt bei aller Leistung Ferienstimmung auf. Milchtechnologen finden auch bei den führenden Schweizer Industriebetrieben wie u.a. Cremo,
Elsa, Emmi und Nestlé gute Zukunftsaussichten. Denn Schweizer Milchtechnologen sind weltweit begehrte Mitarbeiter. Sie bilden sich über die Berufsprüfung und die höhere Fachprüfung zum eidgenössisch diplomierten Milchtechnologen/in (Käserei- oder Molkereimeister/in) weiter. Als selbständige UnternehmerInnen übernehmen sie die
Verantwortung für die Produkte – von der Erfindung über die Herstellung bis zum Marketing und Verkauf. Ihre
soziale Kompetenz beweisen sie im Kontakt mit Kunden und Lieferanten oder als Teil ihres Teams. In der Industrie und im Gewerbe stehen ihnen vielfältige Karrierewege offen. Auch als Kader sind sie sehr gesucht.
milchtechnologe.ch
«Man ist hautnah am Produkt»
Martin Felder (18), 6163 Ebnet (LU), Biosphäre Bergkäserei, 6170 Schüpfheim (LU)
Dass seine berufliche Zukunft sich nicht in der Gärtnerbranche abspielen würde, wurde
Martin Felder spätestens nach einigen Schnuppertagen als Landschaftsgärtner bewusst.
Der Naturverbundenheit blieb er aber treu. Diese war ihm von Haus aus gegeben, war
sein Vater doch als Landwirt tätig. Dieser riet ihm denn auch, den Beruf des Milchtechnologen in Betracht zu ziehen. Dieser Rat trug Früchte, und so begann der heute 19-Jährige
schliesslich seine Lehre in der Biosphäre Bergkäserei AG in Schüpfheim. Von Anfang an
war der Lehrling daran interessiert, wie alle Verläufe bei der Produktion ineinandergreifen
und dadurch ein komplexes, funktionierendes System entsteht. Wie funktioniert die Verarbeitung eines Produktes, das man vom Tier bezieht, über die Produktion bis zum Verkauf? «An meinem Beruf gefällt mir besonders die Handarbeit und dass man mit dem
Lebensmittel in direktem Kontakt steht. Man ist hautnah am Produkt.» In seiner Lehre
habe er schliesslich auch gelernt, welche Anforderungen erfüllt sein müssen, damit
schliesslich ein perfektes Endprodukt entsteht. «Das Einhalten von Hygienevorschriften ist sehr wichtig.» Sein in
Schüpfheim ansässiger Lehrbetrieb ist vor allem auf die Produktion von Emmentaler und 15 weiteren Käsesorten
spezialisiert, wozu auch beispielsweise der «Napfköhler» zählt. Es werden aber auch verschiedenste Joghurtsorten, Butter, Rahm und nicht zuletzt Geisskäse in allen möglichen Variationen hergestellt. An der Arbeit in dem
Kleinbetrieb schätzt Martin vor allem die rege Kommunikation sowohl mit den Herstellern als auch intern unter
den Mitarbeitern. Der frisch gebackene Milchtechnologe macht sich keine Sorgen, was seine berufliche Zukunft
betrifft: «Milchtechnologe ist ein sehr gefragter Beruf. Mir wurden schon vier Stellenangebote unterbreitet, ohne
dass ich mich überhaupt irgendwo beworben hätte.» Wem er zu einer Lehre als Milchtechnologen raten würde?
«Männer und Frauen, die einen wertvollen Rohstoff zu einem hochqualitativen, guten Produkt veredeln und es
auf den Markt bringen wollen. Das wichtigste ist die Freude an der Sache.»
Milchtechnologen, Übergabe Fähigkeitszeugnisse, Zentralschweiz 2016
1
«Ich habe einen super Beruf gewählt»
Marco Grässer (18), 6404 Greppen (LU), Küssnachter Dorfkäserei, 6403 Küssnacht am
Rigi (SZ)
In der Küssnachter Dorfkäserei, die von Käsemeister Josef Werder und seiner Frau Renate geführt wird, nahm die berufliche Laufbahn von Marco Grässer ihre Anfänge. Es seien
nette Leute dort, er solle sich den Betrieb doch anschauen gehen, hatte ihm sein Vater
damals geraten. Dieser ist als Koch tätig und bezieht den Käse in der Küssnachter Dorfkäserei. Zuvor hatte der Berufsberater Marco auf den Beruf aufmerksam gemacht. «Ich
freute mich darauf, ein Produkt bei der Entstehung zu begleiten, bis es schliesslich bereit
für den Konsum ist. An meinem Beruf schätze ich vor allem die Abwechslung. Spannend
sind auch die Gespräche mit den Kunden.» In seiner Lehre habe er das Käsehandwerk
von A bis Z gelernt und welche vielfältigen Produkte aus dem Grundstoff Milch hergestellt
werden können. Auch der Umgang mit technischen Anlagen muss man als Milchtechnologe perfekt beherrschen. «Ich habe in einem Industriebetrieb ein Praktikum absolviert,
damit ich mich sowohl im Gewerbe als auch in der Industrie zurechtfinde.» In seinem Lehrbetrieb wird Tradition
gross geschrieben. Der «Küssnachter», die hauseigene Spezialität, die in verschiedenen Variationen angeboten
wird, entsteht noch heute im Kupferkessi und ruht danach bis zu fünf Monaten im Reifekeller aus. Die Laibe werden täglich in Handarbeit gewendet, gerieben und geschmiert. Nach dem Militärdienst kehrt Marco in den Lehrbetrieb zurück. Den Beruf des Milchtechnologen empfiehlt er vor allem jungen Menschen, die traditionsbewusst und
handwerklich bewandert sind. Von der ganzen Palette an Milchprodukten mag Marco Glacé am liebsten und –
wie könnte es anders sein – den aromatischen «Küssnachter».
«Man kann sehr weit kommen in dem Beruf»
Tarek Schönauer (20), 6422 Steinen (SZ), Schwyzer Milchhuus (SZ), 6430 Schwyz (SZ)
An der Berufsmesse in Rothenthurm (SZ) begegnete Tarek Schönauer zum ersten Mal
seinem heutigen Lehrmeister. Was er dort von diesem über dessen Handwerk erfuhr,
interessierte ihn so sehr, dass er bald darauf bei Käsermeister Martin Herzig schnuppern
ging und in Folge auch seine Lehre dort antrat. An seinem Beruf schätzt er vor allem die
Abwechslung und die Vielfalt. «Jeder Betrieb ist anders. Es werden jeweils andere Produkte hergestellt und andere Verfahren angewendet. Es ist wichtig, dass man diese
Schweizer Tradition weiterführt.» In seiner Lehre hat der 20-jährige Schwyzer aus Steinen
nicht nur sein Wissen über Lebensmittel allgemein erweitert. Er kennt sich nunmehr auch
bei den technischen Aspekten gut aus, beispielsweise bei der Funktionsweise der verschiedenen Maschinen, Sensoren oder Aktoren. «Für den einen oder anderen Fall haben
wir auch gelernt, Programme zu schreiben.» Sein Lehrbetrieb, das Schwyzer Milchhuus,
ist ein Urschwyzer Traditionsunternehmen. Das etwa 50 Mitarbeiter starke Tam verarbeitet jedes Jahr über 25 Mio. kg Milch zu Pastmilch und Käse. Nach der Lehre will Tarek jedoch in einen kleineren
Betrieb, der Käserei Vogel in Steinerberg wechseln, um auch Berufserfahrung in einem gewerblichen Betrieb zu
sammeln. Dort würden auch andere Produkte hergestellt, deren Herstellung ihn interessieren wie verschiedene
Sorten Brie, Geiss- und Ziegenkäse. Anschliessend möchte er die Berufsprüfung in Angriff nehmen. Und die
Meisterprüfung? «Das ist noch ein bisschen weit voraus gedacht. Aber klar, das wäre dann der nächste Schritt.
Wenn man den Beruf gerne ausübt und Interesse hat, kann man sehr weit kommen. Man kann eine Abteilung
übernehmen oder gar einen ganzen Betrieb leiten, also eine Chefposition erreichen.»
«Auch technisches Wissen ist gefragt.»
Patrick von Gunten (18), 5035 Unterentfelden (AG), Emmi Mittelland Molkerei AG, 5034
Suhr (AG)
«Mein Bruder hat denselben Beruf gelernt und arbeitet auch im gleichen Emmi-Betrieb.»
Nach drei Schnuppertagen und einmaliger Bewerbung konnte Patrick von Gunten vor drei
Jahren hier seine Lehre antreten. «Ich wollte den Umgang mit den Produkten miterleben.
Die Industrieproduktion unterscheidet sich von derjenigen in gewerblichen Betrieben. Im
Gewerbe ist man noch mehr auf körperliche Arbeit angewiesen, während in der Industrie
vermehrt Maschinen zum Einsatz kommen. Im Umgang mit Maschinen ist schlussendlich
auch technisches Wissen gefragt. Damit ich alle Facetten des Berufes kenne, habe ich
auch ein Praktikum in einer kleineren Käserei absolviert. Ausserdem habe ich meinen
Horizont auch bei einem anderen Emmi-Betrieb in Ostermundigen erweitert. Dort habe ich
beispielsweise gelernt, Joghurt und Glacé herzustellen. In meinem Beruf ist es immer
wieder spannend zu sehen, wie viele Faktoren beachtet werden müssen, damit aus einem
Rohprodukt das gewünschte Endprodukt entsteht. Man muss zum Beispiel die Milchkulturen stets im Auge behalten und den Druck der Anlagen kontrollieren. Die Produkteparameter, d.h. Temperaturen-, Mengen- und Zeitangaben differieren von Produkt zu Produkt und müssen exakt eingehalten werden.» Nach seiner Lehre werde er
auch weiterhin hier arbeiten und in der Mischerei tätig sein, erklärt Patrick von Gunten. Zu seinen täglichen Aufgaben zählen die Parameterkontrolle sowie das Herstellen von Kulturen und Mischungen. Die Zukunftsaussichten
in seinem Beruf schätzt Patrick positiv ein: «Gegessen und getrunken wird schliesslich immer und jemand muss
die Produkte herstellen. Es wird immer Arbeit geben in dieser Branche.»
Milchtechnologen, Übergabe Fähigkeitszeugnisse, Zentralschweiz 2016
2
«Man kann Menschen glücklich machen.»
Dorian Limani (19), 6133 Hergiswil bei Willisau (LU), Emmi Schweiz AG, 6252 Dagmersellen (LU)
«Zuerst hatte ich eigentlich vor, eine kaufmännische Lehre zu machen. Aber die Schnuppertage bei Emmi Schweiz AG in Dagmersellen haben mir so sehr gefallen, dass ich mir
sagen musste, dass dies der perfekte Beruf für mich ist.» Und so begann für Dorian Limani die dreijährige Lehre bei Käsermeister Martin Gerber. «Am Anfang war ich noch ein
wenig ängstlich, da ich dachte, dass ich zu wenig wisse. Denn die meisten von meiner
Klasse sind von klein auf in einem Milchbetrieb aufgewachsen. Aber diese Angst war
unbegründet. Man lebt sich schnell ein und schliesslich lernt man auch in der Schule sehr
viel.» Der junge Luzerner aus Hergiswil bei Willisau ist von seinem Beruf als Milchtechnologe begeistert: «Der Beruf ist sehr vielseitig. Man kann aus einem Rohstoff verschiedene
Produkte herstellen, die dann auch die unterschiedlichsten Menschen glücklich machen.»
Er fährt fort:«In der Schule lernt man in der Theorie die Käseherstellung und die Milchverarbeitung, aber nachvollziehen kann man das Ganze erst, wenn man praktisch in der Produktion gearbeitet hat
und alles hautnah miterlebt.» Sein Lehrbetrieb sei vor allem auf die Produktion von Mozzarella und Milchpulver
spezialisiert, stelle aber auch beispielsweise Hüttenkäse und Ricotta her. In der Milchpulverherstellung wird der
19-Jährige auch die nächsten zwei Jahre im gleichen Betrieb weiterarbeiten und sein Praxiswissen ausbauen.
Danach käme eine Weiterbildung durchaus in Frage: «Unser Betrieb unterstützt seine Mitarbeiter bei dem
Wunsch, eine Weiterbildung zu machen und finanziert auch einen grossen Teil davon – vorausgesetzt man hat
gute Vornoten.» Gleiches gelte übrigens auch für diejenigen, die eine Lehre als Milchtechnologe nach Abschluss
der Volksschule in Angriff nehmen wollen. «Niveau B wäre gut. Für Schüler mit Niveau C ist der Einstieg in die
Branche aber auch möglich, dann über einen Start als Milchpraktiker.» Seinem Ausbildungsbetrieb bleibt Dorian
schliesslich auch bei der Wahl seines Lieblingsmilchproduktes treu: Caffè Latte von Emmi.
«Es braucht nicht viele Zutaten»
Leticia Portmann (22), 6174 Sörenberg (LU), Biosphäre Bergkäserei AG, 6170 Schüpfheim (LU)
«Es hat mich schon immer fasziniert, dass man aus einem einfachen Rohstoff Milch so
viele verschiedene Produkte herstellen kann. Es braucht nicht viele verschiedene Zutaten:
für Joghurt benötigt man z.B. nur Milch, ein bisschen Zucker und schon hat man ein qualitativ hochstehendes Produkt ohne unnötige Zusätze.» Die Biosphäre Bergkäserei im
Schüpfheim (LU) bot ihr schliesslich die Möglichkeit, die ganze Palette an Milchprodukten,
deren Eigenschaften und Produktion, näher kennen zu lernen. In dem gewerblichen Betrieb wird die silofreie Milch mit handwerklichem Geschick und viel Fingerspitzengefühl
veredelt. Der Slogan «Wir machen mehr aus Milch», mit dem sich die Käserei selbst auf
ihrer Homepage vorstellt, ist Programm. Von weich bis hart, von mild bis würzig – 16 verschiedene Käsevariationen mit einzigartigen Geschmack und 15 verschiedene BifidusJoghurtsorten machen nur einen Teil des umfangreichen Sortiments aus. Die Lehre zur
Milchtechnologin absolvierte Leticia Portmann hier in Zweitausbildung. Die 22-jährige Luzernerin aus Sörenberg
hat in ihren jungen Jahren bereits eine Lehre als Köchin abgeschlossen. Die beiden Berufe wolle sie in Zukunft
auch verbinden: «Ich habe mir das so vorgestellt: Im Sommer will ich als Milchtechnologin arbeiten und im Winter
in einem Gastronomiebetrieb als Köchin.» Auch gegenüber einer Weiterbildung bis zur Käsereimeisterin ist sie
durchaus nicht abgeneigt. «Im Moment ist noch alles offen. Zuerst werde ich aber sicher eine Weile arbeiten.»
«Man lernt viel Sozialkompetenz»
Lukas Wilhelm (21), 6422 Steinen (SZ), Käserei Vogel AG, 6416 Steinerberg (SZ)
Es war wohl nicht Lukas Wilhelms Bestimmung, in der Kaufmannsbranche ansässig zu
werden. Schon bevor er die KV-Lehre begann, hatte er mit dem Beruf des Milchtechnologen geliebäugelt. Der Wunsch blieb bestehen, und so sattelte er nach kurzer Zeit um und
startete von nun an in der Lehre als Milchtechnologe durch. «Im Gegensatz zum KV hat
man hier am Ende des Tages ein konkretes, selbst hergestellt Produkt in den Händen.
Das erfüllt einen mit Freude. An meinem Beruf ist ausserdem spannend, dass aus so
wenigen und nur natürlichen Zutaten so viele verschiedene Produkte und etwas so Komplexes wie Käse entstehen kann», schwärmt der Schwyzer aus Steinen. «Man hat einen
wertvollen Rohstoff, die Milch, fügt Kulturen und Lab hinzu, und es entstehen so unterschiedliche Produkte wie etwa Emmentaler oder Mozzarella – dieselben Zutaten, aber
Geschmack und Konsistenz sind völlig verschieden.» Der 21-Jährige erzählt weiter: «Als
Milchtechnologe lernt man nicht nur, wie man die verschiedenen Produkte herstellt. Auch
mechanische Aspekte, wie Unterhalts- und Reparaturarbeiten der Maschinen und Laborarbeiten gehören zu dem
Beruf. In der Lehre lernt man auch viel Sozialkompetenz. Teamarbeit ist täglich gefragt.» Lukas fühlt sich in seinem Lehrbetrieb, der Käserei Vogel AG in Steinerberg sichtlich wohl. Später kann er sich auch eine Weiterbildung
bis zum Käsereimeister vorstellen. «Mein Ziel wäre natürlich, einmal selber einen eigenen Betrieb zu führen und
selbst Lehrlinge auszubilden. Es ist wichtig, dass genug Lehrlinge in unserer Branche ausgebildet werden, denn
wir werden gebraucht. Nahrungsmittel sind immer wichtig, und schliesslich hat die Käseherstellung in der
Schweiz eine lange Tradition.» Sein Lieblingsmilchprodukt? «Unter anderem unseren «Wildspitz Bergkäse», er ist
benannt nach dem Hausberg der Käserei.»
Milchtechnologen, Übergabe Fähigkeitszeugnisse, Zentralschweiz 2016
3
«Auch mikrobiologische Aspekte lernt man kennen.»
Romina Persano (24), 6012 Obernau (LU), Emmi Schweiz AG, 6032 Emmen (LU)
Romina schätzt bei der Emmi AG die Vielseitigkeit des Industriebetriebs. Sie arbeitet in
der Frischprodukteabteilung, in der beispielsweise Quark und Joghurt hergestellt werden.
«Frischprodukte nennt man alle Produkte, die keinen Reifeprozess durchlaufen», erklärt
Romina. Um sich aber auch in der Hartkäseproduktion auszukennen, hat die Luzernerin
aus Obernau drei Monate bei einem kleineren Käsereibetrieb gearbeitet. Wie vollumfänglich ihre Ausbildung ist, wird klar, wenn die 24-jährige Luzernerin erklärt: «Wir stellen hier
zum Beispiel kein Glacé her, aber in der Schule lernten wir es doch in der Theorie. Wir
sind auch im Labor tätig. In Emmen haben wir ein chemisches und mikrobiologisches
Betriebslabor. Dort lernt man viele mikrobiologische Aspekte kennen, wie etwa das Bestimmen des Fettgehalts oder das Erkennen von krankheitserregenden Bakterien wie
Colibakterien. Ich finde es spannend, dass wir hier gesunde Bakterien einsetzen, um aus
Milch die vielfältigsten Produkte herzustellen. Allgemein finde ich es hochinteressant,
welche Schritte benötigt werden, bis nur schon die Milch trinkbar ist. Milch ist ein sehr heikles Produkt und muss
immer gekühlt werden; das darf man nicht vergessen! Ausserdem lernen wir viel über Hygiene und Massnahmen
zum Umweltschutz, d.h. wie man Energie einsparen kann, welches erneuerbare und nicht erneuerbare Energien
sind und allgemein vieles über Elektrizität.» Mit so einer fundierten Grundausbildung im Gepäck zieht Romina
nach der Lehre weiter in einen anderen Betrieb, der auf die Produktion von Mozzarella spezialisiert ist, um ihren
Horizont zu erweitern.
«Ich wollte die genauen Zusammenhänge dahinter verstehen»
Selina Aschwanden (18), 6377 Seelisberg (UR), Küssnachter Dorfkäserei, 6403 Küssnacht am Rigi (SZ)
Das Interesse für den Milchberuf entwickelte Selina schon von klein auf. Aufgewachsen in
einem Milchverarbeitungsbetrieb, wusste sie was auf sie zukommen würde. «Nun freute
ich mich darauf, die Hintergründe zu erfahren und die genauen Zusammenhänge zu verstehen.» An ihrem Beruf schätzt die 18-Jährige vor allem die Abwechslung: «Die Milch ist
ein Rohstoff, der nicht immer gleich ist, darum werden die Produkte auch immer anders.
Es ist deshalb wichtig, dass man weiss, wie man richtig reagiert, wenn etwas nicht wie
erwartet funktioniert. Dann gilt es, das in der Lehre erworbene Wissen korrekt anzuwenden.» Während ihrer Ausbildung hat sie sich eine breite Wissensbasis angeeignet. Die
junge Milchtechnologin weiss nicht nur, wie man die verschiedenen Milchprodukte herstellt und lagert, sondern auch, wie man die verschiedenen Milchverarbeitungsanlagen
korrekt bedient und diese reinigt. «Hygiene ist in unserem Beruf extrem wichtig.» Selinas
Lehrbetrieb, die Küssnachter Dorfkäserei, ist vor allem auf die Produktion von Halbhartkäse spezialisiert. Nach
der Lehre werde Selina jedoch den Betrieb wechseln, um einen fundierteren Einblick in die Produktion anderer
Käsesorten zu erhalten. «Nach drei Jahren hat man ein sehr breites Wissen, aber es ist wichtig, dass man sich
nicht auf einen Betrieb beschränkt und sein Praxiswissen auch in anderen Betrieben ausbaut. Deshalb werde ich
in Zukunft bei der Klosterkäserei von Engelberg arbeiten. Dort stellen sie zum Beispiel auch Weichkäse und Joghurt her.» Ihrem Beruf wird Selina treu bleiben. Sie gedenke auch später einmal die Weiterbildung zur Berüfsprüfung zu absolvieren, um in ferner Zukunft vielleicht auch die hauseigene Käserei übernehmen zu können. «Ich
würde auch gerne einige Zeit im Ausland arbeiten.» Den Beruf des Milchtechnologen empfiehlt Selina schliesslich
allen, «die Interesse an mikrobiologischen Vorgängen haben, sich allgemein für Naturwissenschaften interessieren und Milch als einen wertvollen Rohstoff erachten.
«Es ist für jeden etwas dabei»
Lukas Dittli (20), 6319 Allenwinden (ZG), Walter Lang Käserei Seetal, 6289 Hämikon (LU)
Lukas Dittli wurde damals von seinem Bruder auf den Beruf des Milchtechnologen aufmerksam gemacht. Dieser, ein Landwirt, riet ihm den Beruf genauer anzuschauen, was
Lukas schliesslich in einer Schnupperlehre auch tat. Nachdem er nun drei Jahre Ausbildung hinter sich hat, kann er sagen: «An dem Beruf schätze ich vor allem die Abwechslung. Aus Milch kann man so viel machen, es gibt so viele verschiedene Produkte und
unterschiedliche Arbeitsabläufe. Während meiner Lehrzeit habe ich alles Wissenswerte
rund um Milch und Käse gelernt. Das Wissen, dass man sich bei der konkreten Arbeit im
Lehrbetrieb angeeignet hat, wurde auch ergänzt durch den Theorieunterricht in der Schule
und in den Überbetrieblichen Kursen.» Auch der Umgang mit den Mitarbeitern muss gelernt sein. In seinem Lehrbetrieb, der Käserei Seetal, die sich vor allem auf die Produktion
von Emmentaler spezialisiert hat, wird dementsprechend grossen Wert auf Teamgeist und
Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter gelegt. Lukas will auch gerne weiterhin in dem Betrieb arbeiten. Er könne sich auch vorstellen, sich bis zum Käsereimeister weiterbilden zu lassen oder eine
Zweitausbildung als Landwirt zu absolvieren. Die Zukunftsaussichten für Milchtechnologen sehen seiner Meinung
nach gut aus: «Milchtechnologen sind gesuchte Leute.» Eigentlich würde er jedem zu einer Lehre zum Milchtechnologen raten: «Es hat für jeden etwas dabei. Wenn man zum Beispiel gerne mit Maschinen arbeitet, sollte man
sich bei einem Industriebetrieb bewerben. Wer aber lieber handwerklich tätig ist, für den kommt ein gewerblicher
Betrieb eher in Frage.» Die Lust am Käse ist dem 20-Jährigen schliesslich nach drei Jahren in einem Milchverarbeitungsbetrieb noch nicht vergangen, denn eines seiner Lieblingsmilchprodukte sei unter anderem «Seetaler»,
der milde Halbhartkäse seines Lehrbetriebs.
Milchtechnologen, Übergabe Fähigkeitszeugnisse, Zentralschweiz 2016
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«Man muss jeden Tag konstant und sauber arbeiten»
Cornel Betschart (24), 6424 Lauerz (SZ), BAER AG, 6403 Küssnacht am Rigi (SZ)
«Eigentlich hatte ich mit einem Lebensmittel-Studium an der Fachhochschule in Wädenswil begonnen. Ich wurde dann durch Studienkollegen, die davor als Milchtechnologen
gearbeitet haben, auf den Beruf aufmerksam gemacht. Deshalb entschloss ich mich, ein
Zwischenjahr einzuschieben, um ein Praktikum bei der Küssnachter Dorfkäserei zu absolvieren.» An seinem Beruf fasziniert Cornel vor allem die Verknüpfung der verschiedenstem Bereiche wie Technik, Informatik, Biologie, Chemie. «Man muss zum Beispiel wissen,
wie die Anlagen und Pumpen funktionieren, wie die verschiedenen Kulturen und Enzyme
bei der Herstellung einzusetzen sind oder wie die verschiedenen Reinigungsmittel zusammengesetzt sind.» Bei seiner Arbeit habe der 24-Jährige vor allem gelernt, Konstanz
an den Tag zu legen: «Jeden Tag muss man sauber und konzentriert arbeiten, damit auch
immer ein konstantes, qualitativ hochwertiges Produkt entsteht.» Sein Lehrbetrieb, die
Baer AG in Küssnacht am Rigi, sei vor allem auf die Produktion von Weichkäse spezialisiert. Im Herbst werde er jedoch den Betrieb wechseln – zum Schwyzer Milchhuus –, um sich auch mit anderen
Produktionsverfahren vertraut zu machen. Schon vor Lehrbeginn war sich der Schwyzer aus Lauerz im Klaren
darüber, dass er sich später weiterbilden wolle.
«Man muss nicht nur ein paar Knöpfe drücken»
Licini Tamara (18), 6015 Luzern (LU), Emmi Schweiz AG, 6032 Emmen (LU)
«Alles fing damit an, dass mein Schullehrer auf mich zukam und meinte, Milchpraktikerin
wäre der ideale Beruf für mich und würde meinem Charakter entsprechen.» Obwohl die
Aussage ihres Lehrers sie überraschte, nahm sich Tamara Licini den Rat ihres Mentors zu
Herzen und ging einige Tage schnuppern. Und siehe da: Die Arbeit gefiel ihr so gut, dass
sie sich kurz darauf bei der Emmi Schweiz AG bewarb. Von nun an wurde sie von ihrem
Ausbildner Christoph Schmid in die Geheimnisse der Milchverarbeitung eingeweiht werden. An ihrem Beruf findet sie vor allem technische Aspekte interessant. «Man könnte
meinen, ein Milchpraktiker, der vor einer Maschine steht, müsse nur ein paar Knöpfe drücken. Aber man muss ein mechanisches Grundwissen mitbringen, sonst hat man nicht
grosse Chancen, an diesem Posten zu bestehen.» In ihrer Lehre hat die Luzernerin auch
gelernt, Arbeiten zügig und fristgerecht zu erledigen. Produktionsverzögerungen kann
man sich nicht leisten. Nach dem Abschluss werde sie auch weiterhin in ihrem Lehrbetrieb, der hauptsächlich Frischprodukte wie Joghurt, Quark oder Dessertprodukte herstelle, weiterarbeiten. «Hier
herrscht ein sehr angenehmes Arbeitsklima. Ausserdem ist es in der Regel so, dass die Lehrlinge nach der Prüfung meist die Möglichkeit haben, hier weiterzuarbeiten.» Den Beruf des Milchtechnologen empfiehlt die 18Jährige schliesslich allen, die Freude an der Arbeit mit Milchprodukten haben und gewillt sind, anzupacken. Aber
ebenso wichtig sei ein fröhliches und aufgestelltes Naturell!
«Es braucht viel Disziplin»
Joël Wechsler (18), 6156 Luthern (LU), Napf-Chäsi AG, 6156 Luthern (LU)
«Der Beruf hat mich schon als Kind fasziniert. Alles andere hat mich gar nicht interessiert.
Ich habe manchmal in der heimischen Küche selber experimentiert. Da ein Freund meines
Vaters Milchtechnologe ist, konnte ich ihm manchmal bei der Arbeit über die Schulter
schauen. In der Napf-Chäsi in Luthern (LU) begann Joël schliesslich seine Lehre zum
Milchtechnologen. «Es ist hier ein sehr traditioneller Betrieb. Wir stecken viel Herzblut in
unsere Arbeit. Das merkt man auch an der Qualität des Produktes! Bei uns liefern die
Bauern noch persönlich die Milch. Die Gespräche, die sich dabei ergeben, finde ich sehr
interessant, auch den Austausch mit den Kunden», erzählt er freudig. In seiner Ausbildung hat der 18-Jährige nicht nur gelernt, eine grosse Vielfalt an Produkten herzustellen,
sondern hat sich auch eine breite Wissensbasis u.a. über Landwirtschaft, Marktwirtschaft,
Labor, Elektrizität und Technik erarbeitet. Aber vor allem hat er auch gelernt, Verantwortung zu übernehmen. Es brauche des weiteren viel Disziplin, um konstant qualitativ hochwertige Produkte herzustellen, «Die Qualitätssicherung muss gewährleistet bleiben.» Nach dem Militärdienst,
werde er auch für einige Zeit in seinem Lehrbetrieb weiterarbeiten. «Aber ich will auch in andere Betriebe hineinschauen, um Erfahrung zu sammeln.» Diese kann er sicher gut brauchen, wenn es später gilt, die Weiterbildungen bis zum Käsereimeister zu absolvieren. Denn sein Ziel sei es, einmal eine verantwortungsvolle Stelle in einem grösseren Verarbeitungsbetrieb zu übernehmen oder gar selbst einen Betrieb zu führen.
Milchtechnologen, Übergabe Fähigkeitszeugnisse, Zentralschweiz 2016
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«Ich will die Käserei meines Vaters wieder zu neuem Leben erwecken»
Deborah Biegger (18), 6153 Ufhusen (LU), Käserei Gondiswil, 4955 Gondiswil (BE)
Schon von klein auf spielte Deborah Biegger mit dem Gedanken, Milchtechnologin zu
werden. Ihr Vater, selber ein Käsermeister, rief damals die eigene Hofkäserei ins Leben.
«Schon mit zehn Jahren durfte ich bei der Käseherstellung mithelfen. Von da an kam
eigentlich gar kein anderer Beruf mehr für mich in Frage.» Auch heute ist die 18-Jährige
immer noch begeistert von ihrem Beruf: «Es ist faszinierend und spannend, dass man so
ein typisches schweizerisches Produkt wie Käse herstellen kann.» In ihrer Lehre hat sie
aber auch gelernt, dass im Umgang mit Lebensmittel hohe Hygienestandards eingehalten
werden müssen. In ihrem Lehrbetrieb, der Käserei Gondiswil, fühlt sich die frischdiplomierte Milchtechnologin sichtlich wohl, denn sie wolle auch in Zukunft hier weiterarbeiten.
Aber Stillstand gehört definitiv nicht zum Vokabular der jungen Dame aus Ufhusen, denn
sie hat ambitionierte Zukunftsvisionen: «Nach der Lehre verfügt man sicher über eine gute
Grundbasis und ein enorm breites Wissen. Aber das richtige Leben fängt erst nach der
Lehre an. Nachdem ich einige Arbeitserfahrung gesammelt habe, will ich sicher die Weiterbildungen besuchen.
Ausserdem will ich die Hofkäserei meines Vaters, die seit sieben Jahren stillsteht, wieder in Gang bringen. Ich
werde darum schon jetzt beginnen, 50% dort zu arbeiten.» Wer weiss, vielleicht wird sie ja selbst einmal junge
Lehrlinge zu Milchtechnologen ausbilden? «Klar, das könnte ich mir sicher vorstellen.» Allgemein macht sich
Deborah um ihre Zukunft nicht grosse Sorgen: «Es wird immer gegessen werden – und deshalb wird es auch
immer Leute brauchen, die Lebensmittel herstellen.»
Milchtechnologen, Übergabe Fähigkeitszeugnisse, Zentralschweiz 2016
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