Workshopinhalte der DGfE-Summer School 2016 Durchgängige Workshops 1I Einführung in quantitative Methoden – Niveau I Prof. Dr. Heinz Reinders (Universität Würzburg) Der Workshop „Quantitative Methoden I“ vermittelt grundlegende Kenntnisse für die deskriptive und inferenzstatistische Auswertung sozialwissenschaftlicher Daten. Er richtet sich an Promotionsstudierende ohne oder mit nur sehr geringen Kompetenzen in diesen beiden Bereichen. Der Workshop wird die Teilnehmenden in die Lage versetzen, eigenständig Daten zu organisieren und auszuwerten. Inhaltlich behandelt werden die Forschungslogik quantitativer Forschung, Grundlagen der Mess- und Testtheorie, deskriptive Statistik und inferenzstatistische Verfahren für Häufigkeits- sowie parametrische Daten (chi2-Verfahren, Korrelation, t-Test, Varianzanalyse) sowie Verfahren zur Konstruktion von Skalen (Faktoren- sowie Reliabilitätsanalyse). Alle statistischen Verfahren werden sowohl grundlegend und verständlich erarbeitet als auch praktisch mittels des Statistik-Programms R (inkl. R-Commander) erprobt. In den fakultativen Übungen ist die Bearbeitung eines eigenen Datensatzes möglich. Benötigte Software: R Literaturempfehlung: Rasch, B. et al. (2010). Quantitative Methoden 1. Einführung in die Statistik für Psychologen und Sozialwissenschaftler. Berlin: Springer. Bühner, M. & Ziegler, M. (2009). Statistik für Psychologen und Sozialwissenschaftler. München: Pearson Studium. 1 II Einführung in quantitative Methoden – Niveau II Dr. Renate Möller (Universität Bielefeld) In diesem Workshop wird die Anwendung fortgeschrittener quantitativer Forschungsmethoden erarbeitet. Parallel zur Vorstellung der statistischen und mathematischen Hintergründe der einzelnen Analysemethoden sollen die Verfahren direkt mit Hilfe des Programmpaketes SPSS durchgeführt werden. Im Zentrum des Workshops stehen „klassische“ Verfahren der Datenanalyse, wie Regressionsanalyse (linear und logistisch) und Varianzanalyse, sowie Faktorenanalyse und Clusteranalyse. Um im Rahmen des Workshops auch die Interessen der Teilnehmer berücksichtigen zu können, wird eine Befragung durchgeführt, an deren Ergebnis sich das endgültige Programm orientiert. Für die Teilnahme sind Grundkenntnisse statistischer Analyseverfahren und SPSS erforderlich. Bitte bringen Sie ein Notebook mit. Literatur: Field, Andy (2009): Discovering Statistics using SPSS. Los Angeles: Sage. Bortz, J., Schuster, Ch. (2010): Statistik für Human- und Sozialwissenschaftler. Berlin, Heidelberg: Springer Benötigte Software: SPSS 1 2 Qualitative Methoden: Einführung & Beratung Prof. Dr. Christine Wiezorek (Universität Gießen) Der Kurs richtet sich an Nachwuchswissenschaftler/innen, die am Anfang ihrer Dissertation stehen und sich einen Überblick über die Möglichkeiten qualitativ rekonstruktiver Forschungsverfahren in Bezug auf das eigene Vorhaben verschaffen wollen. Ausgehend von einer grundlegenden Einführung in die methodologischen Prämissen qualitativer Forschung sollen anhand der Projektideen und Fragen der Teilnehmenden methodologische und strategische Fragen des Forschungsprozesses erläutert sowie unterschiedliche Erhebungs- und Auswertungsverfahren vorgestellt und diskutiert werden. Dabei kann es beispielsweise um die Entwicklung qualitativer Forschungsdesigns zwischen (kasuistischer) Einzelfallstudie und Grounded Theory gehen oder um (die Wahl von passenden) Erhebungs- und Auswertungsmethoden und deren spezifische Erkenntnispotenziale. Folgende Themenbereiche sind als inhaltliche Bestandteile des Kurses geplant: - erkenntnistheoretische Prämissen und Zielstellungen qualitativ rekonstruktiver erziehungswissenschaftlicher Forschung - Überblick über die wichtigsten Erhebungsverfahren - Überblick und Vergleich verschiedener Verfahren der Datenauswertung - Beratung hinsichtlich der (Weiter-) Entwicklung und Planung des eigenen Forschungsprojekts Interessierte am Workshop bitte ich, mir im Vorfeld – bis zum 10. Juli 2016 – ein max. vierseitiges Exposé ihres Vorhabens zuzuschicken, das Erkenntnisinteresse, (angedachtes) Forschungsdesign, den derzeitigen Arbeitsstand sowie Ihre Frage bzw. einem Arbeitsauftrag für den Workshop enthält. Aber auch Teilnehmende, die noch keine eigenes Dissertationsprojekt entwickelt haben und einen ersten Überblick über Methoden der Datenerhebung und -auswertung im Rahmen rekonstruktiver Forschungsverfahren gewinnen möchten, sind im Kurs willkommen. Durch die Einführung soll die Entwicklung von Fragestellungen für die eigene Untersuchung und die Entwicklung eines eigenen Projektdesigns und so auch die Entscheidung für zur Fragestellung passenden Methoden der Datenerhebung und -auswertung und deren praktische und pragmatische Umsetzung erleichtert werden. ([email protected]) 3 Strukturgleichungsmodelle unter Anwendung vom Mplus Janine Buchholz (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung) & Dr. Gabriela Gniewosz (Deutsches Jugendinstitut) In den Erziehungswissenschaften wird häufig aus beobachtetem Verhalten in spezifischen Situationen (z. B. Antworten in einem Fragebogen) auf generalisierbare, breiter definierte Konstrukte (z. B. akademisches Selbstkonzept) geschlossen. Diese aus theoretischen Annahmen abgeleiteten Konstrukte können in statistischen Analysemodellen als sogenannte latente Variablen modelliert werden, deren Eigenschaften (Verteilungen und Zusammenhänge mit anderen Variablen) über die Beobachtung entsprechender Indikatoren erschlossen werden. Strukturgleichungsmodelle dienen der empirischen Untersuchung von Hypothesen über die Anzahl und Zusammenhangsstruktur von latenten Variablen, die einer Menge beobachteter Indikatoren zugrunde liegen. Im Workshop werden zunächst die Grundgedanken und zentralen Konzepte von Strukturgleichungsmodellen (Mess- & Strukturmodelle, Identifikation, Parameterschätzung) sowie erste spezifische grundlegende Anwendungen (z. B. konfirmatorische Faktorenanalysen; Pfadmodelle mit latenten Variablen) behandelt. In einem praktischen Teil wird die Analyse empirischer Daten mit dem Programm Mplus illustriert. Hierbei werden die Grundlagen der Software (Logik & Aufbau der Programmiersprache) behandelt und das praktische Arbeiten damit anhand von Beispieldaten geübt. Aufbauend auf dieser Basis werden schließlich komplexere Anwendungen von Strukturgleichungsmodellen eingeführt. Hierzu gehören der Umgang mit kategorialen und ordinalen beobachteten Variablen, Vergleichende Analysen der Struktur von Daten aus Teilstichproben (Mehrgruppenmodelle), der Umgang mit Daten aus Messwiederholungen (Wachstumskurvenmodelle) sowie der Umgang mit hierarchischen Stichprobenstrukturen (Mehrebenen-Strukturgleichungsmodelle). Fakultativ besteht die Möglichkeit, erste Modellierungen an eigenen Daten zu erproben. 2 Der Workshop richtet sich an Teilnehmer/-innen, die an einer allgemeinen Einführung in die Strukturgleichungsmodellierung und/oder in die Software Mplus interessiert sind und über statistisches Basiswissen (Skalenniveaus, Korrelations- und Regressionsanalyse, Inferenzstatistik) verfügen. Vorbereitend ist der Text von Werner et al. (2015) zu lesen, der einen guten Einstieg in die Thematik liefert. Grundlagenlektüre: Werner, C. S., Schermelleh-Engel, K., Gerhard, C. & Gäde, J.C. (2015). Strukturgleichungsmodelle. In N. Döring & J. Bortz, Forschungsmethoden und Evaluation (5., vollst. überarb. u. erw. Aufl.). Berlin: Springer. Literatur: Mit Bezug zu Mplus: Byrne, B. (2012). Structural equation modeling with Mplus. Basic concepts, applications, and programming. New York: Routledge. Geiser, C. (2010). Datenanalyse mit Mplus. Eine Anwendungsorientierte Einführung. Wiesbaden: VS Verlag. Allgemein SEM: Kline, R. B. (2011). Principles and Practice of Structural Equation Modeling (3rd ed.). New York: The Guilford Press. Hinweis: Die Übungen im Workshop werden mit der Demo-Version von Mplus durchgeführt. Bitte installieren Sie diese (http://statmodel.com/demo.shtml) vorab auf Ihrem Computer. Die Demo-Version ist auf Analysen mit sechs abhängigen und zwei unabhängigen Variablen beschränkt. Falls Sie im Workshop mit eigenen Datensätzen an Modellen arbeiten wollen, für die diese Einschränkungen zu streng sind, sollten Sie einen Computer mit der Vollversion von Mplus mitbringen. 4 Erhebung und -auswertung qualitativer Interviews Prof. Dr. Ingrid Miethe (Universität Gießen) Innerhalb der empirischen Forschung gibt es keine „perfekte“ Methode, sondern je nach konkreter Fragestellung können sich ganz unterschiedliche Methoden – mitunter auch in spezifischen Kombinationen – als sinnvoll erweisen. Im Workshop wird ein Überblick über Interviewerhebungen wie auswertungsverfahren gegeben. Im ersten Teil des Workshops werden verschiedene Interviewformen (z.B. Leitfadeninterview, themenzentrierte, problemorientierte, fokussierte, ethnografische, narrative Interviews) vorgestellt, hinsichtlich ihrer Reichweite und der Möglichkeiten ihres Einsatzes miteinander verglichen und praktisch erprobt. In einem zweiten Teil werden die konkreten Forschungsprojekte der Teilnehmenden daraufhin untersucht, welche Interviewform geeignet ist und ggf. Leitfäden oder Eingangsstimuli entworfen bzw. falls bereits vorhanden diskutiert. Falls bereits Leitfäden oder Eingangsfragenformulierungen existieren, können diese zum Workshop mitgebracht werden. Im zweiten Teil des Workshops werden gängige Interviewauswertungsverfahren wie die Inhaltsanalyse (Mayring), grounded theory (Strauss), Dokumentarische Methode (Bohnsack), Narrationsanalyse (Schütze), Objektive Hermeneutik (Oevermann) und Biografieforschung (Rosenthal) vorgestellt und miteinander verglichen. Somit wird eine Grundorientierung über diese verschiedenen Verfahren, ihre Vorgehensweise und Einsatzfelder gegeben werden, die es ermöglicht, eine Entscheidung für die für die eigene Forschungsarbeit geeignete Auswertungsmethode zu treffen. Ausgehend von den jeweiligen Methoden wird die Logik der jeweils zugrunde liegenden Theoriebildung (Typenbildung vs. Kategorienbildung) diskutiert. 3 a-Workshops 5a Narrationsanalyse Prof. Dr. Hans-Christoph Koller (Universität Hamburg) Bei der Narrationsanalyse handelt es sich um ein maßgeblich von dem Soziologen Fritz Schütze entwickeltes und in der erziehungs- und sozialwissenschaftlichen Forschung weit verbreitetes rekonstruktives Verfahren zur Analyse und Interpretation von Stegreiferzählungen, wie sie vor allem in so genannten narrativen Interviews erhoben werden. Dieses Verfahren beruht auf der Annahme, dass das Erzählen selbsterlebter Ereignisse einen besonders aufschlussreichen Zugang zu biographischen Prozessen wie der Aufschichtung und Verarbeitung lebensgeschichtlicher Erfahrungen eröffnet. In dem Workshop soll dieses Verfahren vorgestellt, auf seine Reichweite geprüft und anhand geeigneter Beispiele praktisch erprobt werden. In einem ersten Schritt wird es um die Frage gehen, für welche Themen und Fragestellungen im Rahmen erziehungswissenschaftlicher Forschung eine narrationsanalytische Vorgehensweise geeignet ist und für welche nicht, um das Verfahren dann an ausgewählten Beispielen zu erproben. Dabei besteht für die Teilnehmer*innen Gelegenheit, eigene Materialien wie (Ausschnitte aus) Interview-Transkriptionen mitzubringen, um daran im Workshop gemeinsam zu arbeiten. Literatur zur Vorbereitung: Küsters, Ivonne (2009): Narrative Interviews. Grundlagen und Anwendungen. 2. Aufl. Wiesbaden: Springer VS, bes. S. 39-82 und 168-170. 6a Qualitative Inhaltsanalyse (Mayring) Prof. Dr. Michaela Gläser-Zikuda (Universität Erlangen-Nürnberg) In dieser Veranstaltung werden die TeilnehmerInnen in einem ersten Teil zunächst in die Grundlagen der Qualitativen Inhaltsanalyse eingeführt. Dabei werden die zentralen Analysetechniken vorgestellt und anhand von Beispielen erläutert. Im zweiten Teil der Veranstaltung werden in einer Forschungswerkstatt konkrete Beispiele und Datenmaterial aus qualitativ-inhaltsanalytischen Forschungsprojekten diskutiert, die aus dem TeilnehmerInnenkreis stammen sollen. Grundsätzliche methodische Fragen und Probleme der Qualitativen Inhaltsanalyse werden thematisiert und konkrete Lösungsmöglichkeiten werden auf dieser Grundlage gemeinsam am Datenmaterial herausgearbeitet. Folgende zentrale inhaltsanalytische Aspekte und Verfahren werden in dieser Veranstaltung berücksichtigt: • theorie- und regelgeleitetes Vorgehen, • Entwicklung eines Kodierleitfadens, • Anwendung verschiedener Analysetechniken (Zusammenfassung, Strukturierung), • Entwicklung von bzw. Arbeit mit Kategorien(-systemen), • inhaltsanalytischer Techniken und ihre Anwendung in Transkripten aus Interviews und für videobasierte Beobachtung, • Anwendung zentraler Gütekriterien (z.B. Interkodierer-Reliabilität), • Nutzung geeigneter Software (QCAmap), • Möglichkeiten der Quantifizierung inhaltsanalytischer Daten sowie deren Kombination mit quantitativen Daten (Triangulation und Mixed Methods) • Publikation qualitativer Studien, speziell inhaltsanalytischer Daten. Vorausgesetzt werden auf Seiten der TeilnehmerInnen grundlegende Kenntnisse der qualitativen und quantitativen Sozialforschung. Benötigte Literatur/Software: • Gläser-Zikuda, M. (2010). Qualitative Auswertungsverfahren. In H. Reinders, H. Ditton, C. Gräsel & 4 B. Gniewosz (Hrsg.), Empirische Bildungsforschung. Strukturen und Methoden (109-119). Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaft. • Mayring, Ph. & Gläser-Zikuda, M. (Hrsg.) (2008). Die Praxis der Qualitativen Inhaltsanalyse (2. Aufl.). Weinheim: Beltz. • Mayring, Ph. (2014). Qualitative Inhaltsanalyse (12. überarbeitete Aufl.). Weinheim: Beltz • Mayring, Ph. (2002). Einführung in die qualitative Sozialforschung (5. Aufl.). Weinheim: Beltz. • Mayring, Ph. & Fenzl, T. Qualitative Content Analysis Program QCAmap (https://www.qcamap.org/) 7a Grounded Theory: Auswertung unterschiedlicher Daten und Dokumente Dr. Katrin Berdelmann (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung) Im Workshop wird die Grounded Theory Methodologie mit ihren Kodierschritten (im Anschluss an Strauss/Corbin 2010, 2007, Charmaz 2006), erarbeitet und an unterschiedlichen Datensorten durchgeführt. Die verschiedenen Kodierverfahren zielen auf Kategorisierung des Materials zum Zweck der späteren Theoriebildung. Gemäß Glasers dictum: „all is data“ erlaubt die Grounded Theory Methodologie den Einbezug von unterschiedlichstem Datenmaterial in den Auswertungsprozess. Dies wird am Beispiel von Interviews und Videoaufnahmen über Feldnotizen bis hin zu Literatur nachvollzogen. Ziel dieses Workshops ist es, die Teilnehmenden mit den grundlegenden Vorgehensweisen und Techniken des Kodierverfahrens der Grounded Theory bei der Auswertung von unterschiedlichem Datenmaterial vertraut zu machen. Sie werden in Abgrenzung zu anderen kodierenden Verfahren, wie der Inhaltsanalyse, vorgestellt und erprobt. Ein bis zwei Teilnehmende, die bereits erhobenes und verschriftlichtes Datenmaterial haben können dieses in den Workshop einbringen. Dabei kann es sich um (auch schon kodiertes) Material für die Phasen des Offenen, Axialen oder Selektiven Kodierens handeln. Zur Vorbereitung wird ein Fragebogen, Daten- und Lektürematerial an die Teilnehmenden verschickt. 8a Mehrebenenanalyse Dr. Anna Rau & Katrin Schulz-Heidorf (Universität Hamburg) Hierarchisch strukturierte Daten, wie sie bspw. durch die Schachtelung von Schülerinnen und Schülern in Klassen oder Schulen entstehen, stellen besondere Anforderungen an die Auswertungsmethode. Die hierfür entwickelten Mehrebenenanalyseverfahren bieten nicht nur die Möglichkeit, einer geclusterten Stichprobenstruktur gerecht zu werden, sondern auch, Beziehungen zwischen verschiedenen Ebenen zu analysieren: So kann etwa überprüft werden, ob Merkmale der Klasse (höhere Ebene) einen Einfluss auf Merkmale der Schülerinnen und Schüler (untere Ebene) ausüben. Der Workshop bietet eine allgemeine Einführung in Mehrebenenanalysen unter Verwendung der Software Mplus und richtet sich an Pädagoginnen und Pädagogen mit statistischen Grundkenntnissen in multivariaten quantitativen Analyseverfahren (Korrelation, Regression). Vorerfahrungen in Mplus sind von Vorteil, stellen aber keine Voraussetzung dar. Während des Workshops wird überwiegend mit Datenmaterial gearbeitet, welches durch die Kursleiterinnen bereitgestellt wird. Darüber hinaus haben Sie die Möglichkeit, den Kursleiterinnen konkrete Fragestellungen, die sich aus der Arbeit an Ihrem Datenmaterial ggf. bereits ergeben haben, bis einen Monat vor Workshopbeginn zukommen zu lassen. Bitte vermerken Sie bei der Einreichung Ihres Datensatzes, ob dieser mit entsprechender Frage- oder Problemstellung allen Kursteilnehmenden als Beispiel zur Verfügung gestellt werden kann. Unabhängig davon besteht im Laufe des Workshops die Möglichkeit, das Gelernte an Ihrem individuellen Datenmaterial auszuprobieren. Für den Workshop benötigen Sie einen eigenen Laptop, auf dem Mplus und ggf. auch SPSS bereits installiert sind. Eine Demoversion von Mplus kann unter www.statmodel.com/demo.shtml heruntergeladen werden. Literaturhinweis, sowohl für die Aufbereitung und das Einlesen von Daten aus SPSS in Mplus als auch für die Spezifikation von Mehrebenenanalysen in Mplus: Geiser, Christian (2011): Datenanalyse mit Mplus. Eine anwendungsorientierte Einführung. 2. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. 5 9a Wirkungsforschung Prof. Dr. Heinz-Günter Micheel (Universität Münster) Die bundesdeutsche und internationale (sozial-)pädagogischer Praxis der Kinder- und Jugendhilfe ist heutzutage ohne die allseitigen Forderungen nach Evaluation und dem Nachweis von Wirkung(sorientierung) nicht mehr denkbar. (Sozial-)pädagogische Programme werden auf ihre Erfolgsquoten geprüft und nahezu alle Einrichtungen, Träger und Kommunen sind dazu angehalten, ihre Arbeit zu evaluieren, meist in Form interner Datenerhebungen und Bewertungen, seltener mit Hilfe externer Fachleute. Die evaluative Beobachtung, die Suche nach aussagekräftigen Erfolgsindikatoren sowie die adäquate Aufbereitung der Ergebnisse gehören heute zum Kerngeschäft von (sozial)pädagogischen Fachkräften und verschieben damit auch die herkömmliche Gewichtung zwischen der Beobachtung und Beschreibung der Erbringung sozialer personenbezogener Dienstleistungen und der tatsächlichen Erbringung von (sozial-)pädagogischer Leistungen. Implizit und zum Teil auch explizit gehen diese Forderungen mit der Unterstellung einher, dass die professionell Tätigen in diesem Feld ihre (sozial-)pädagogischen Handlungen bisher trotz der immanenten Zielorientierung (sozial-)pädagogischer Interaktion nicht stringent genug auf erwünschte Wirkungen ausgerichtet haben, die AdressatInnen expertokratisch bevormundet werden und die Staatskassen von eigennützigen WohlfahrtsunternehmerInnen geplündert werden. Die internationalen Lesarten von Wirkungsorientierung wie eine empirisch fundierte Evidenzbasierte Praxis als auch die bundesdeutsche Variante eines „halbierten Wirkungsdiskurs“ werden zu Beginn des Workshops (25. Juli) diskutiert (vgl. Albus/Micheel 2012; Albus/Ziegler 2013)). Da die unterschiedlichen Konzepte wirkungsorientierter Praxis auch an jeweils spezifische Evaluationsvorstellungen geknüpft sind, werden am 26. Juli vormittags zentrale Aspekte von Evaluation und Wirkungsforschung beleuchtet (vgl. Micheel 2013). Ab dem 26. Juli nachmittags werden verschiedene internationale und nationale Wirkungsstudien – insbesondere bezogen auf ihre Aussagungskraft – analysiert. Teilnehmer/innen können im Vorfeld eigene Materialien einreichen: [email protected]. Literatur: Albus, St., & Micheel, H.-G. (2012). Entmündigung der Praxis? Wirkungsorientierung und Evidence Based Practice. In K. Unzicker & G. Hessler (Hrsg.), Öffentliche Sozialforschung und Verantwortung für die Praxis (S. 179-197). Wiesbaden: Springer VS Verlag für Sozialwissenschaften. Albus, St., & Ziegler, H. (2013). Wirkungsforschung. In G. Graßhoff (Hrsg.), Adressaten, Nutzer, Agency. Akteursbezogene Forschungsperspektiven in der Sozialen Arbeit (S. 163-180). Wiesbaden: Springer VS Verlag für Sozialwissenschaften. Micheel, H.-G. (2013). Methodische Aspekte der Wirkungsforschung. In G. Graßhoff (Hrsg.), Adressaten, Nutzer, Agency. Akteursbezogene Forschungsperspektiven in der Sozialen Arbeit (S. 181-193). Wiesbaden: Springer VS Verlag für Sozialwissenschaften. Alle Texte sind bei SpringerLink verfügbar. 10a Testmethodik und Testentwicklung Prof. Dr. Markus Bühner (Universität München) Testkonstruktion verbinden viele Wissenschaftler mit der Anwendung ausgefeilter statistischer Methoden. So werden Reliabilitäts- und Faktorenanalysen sowie klassifizierende probabilistische Testmodelle verwendet, um einen Test zu optimieren. Dabei gerät allzu oft in Vergessenheit, dass die Testkonstruktion mit einem Modell bzw. einer Theorie beginnt. Die Umsetzung einer Theorie bzw. eines Modells in konkrete Items erfordert dabei, dass der Wissenschaftler zu Beginn eine Entscheidung über ein angemessenes Testmodell trifft. Dabei werden formative und reflektive Testmodelle unterschieden. Häufig werden Tests nach einem reflektiven Testmodell konstruiert, in diesem Rahmen dann Reliabilitätsschätzungen und Strukturanalysen vorgenommen, obwohl dies für den Testzweck völlig unangemessen ist. Ist das Testmodell einmal gewählt, werden vorwiegend qualitative Methoden eingesetzt, um die Inhaltsvalidität des Tests sowie die Verständlichkeit der Items in der Zielgruppe zu sichern. Analysen am Ende der Testkonstruktion können dabei die Mängel einer anfänglich unangemessenen 6 Testkonstruktion nicht überdecken. Der Workshop stellt reflektive und formative Testkonzepte dar, verdeutlicht den Konstruktionsprozess eines Tests an Beispielen und gibt einen Überblick über relevante testtheoretische Konzepte (Klassische Testtheorie und grundlegende Item-Response-Modelle) . Der Workshop dient dazu, dass Teilnehmer die Qualität eines Test besser einschätzen lernen. Es werden Übungen mit SPSS durchgeführt und ein Datensatz zur Verfügung gestellt. Es ist auch möglich einen eigenen Datensatz zu analysieren. Alle Teilnehmer werden gebeten, eine lauffähige SPSS Version auf einem Laptop mitzubringen. 7 b-Workshops 5b Dokumentarische Methode Dr. Steffen Amling (Universität Hamburg) Implizites Wissen explizit machen – darauf zielt der Ansatz der Dokumentarischen Methode der Interpretation (Bohnsack 2014a). Der Workshop will die zentralen Arbeitsschritte der Methode erläutern und den TeilnehmerInnen Gelegenheit geben, diese Arbeitsschritte am Beispiel der Analyse von empirischem Material praktisch einzuüben. Der Workshop bietet dazu eine kurze Einführung sowohl in die der Dokumentarischen Methode zugrunde liegende forschungsleitende Perspektive einer Praxeologischen Wissenssoziologie (Bohnsack 2014b), als auch in die zentralen Arbeitsschritte und grundlegenden Prinzipien der Dokumentarischen Methode selbst (Bohnsack 2014a; Bohnsack et al. 2013) – diese werden am Beispiel der Erhebung und Auswertung von Gruppendiskussionen (Bohnsack/Przyborski/Schäffer 2010) und narrativen Interviews (Nohl 2012) erläutert. Im Einzelnen gehen wir dabei auf die Auswahl von Fällen, die Erhebung, die Auswertung in der formulierenden und reflektierenden Interpretation und in der sinn- und soziogenetischen Typenbildung ein und diskutieren die Prinzipien der komparativen Analyse und die Analyse der Diskursorganisation (Gruppendiskussion) bzw. der Unterscheidung von Textsorten (Interviews). Im Mittelpunkt des Angebots steht aber die gemeinsame Arbeit an der Auswertung von empirischem Material aus unterschiedlichen Forschungszusammenhängen, das der Dozent bereitstellt. Ergänzend besteht dem Workshopcharakter entsprechend für einige TeilnehmerInnen die Gelegenheit, eigenes Material einzubringen und zu diskutieren. Es gibt hierfür zwei Möglichkeiten: Entweder kann eine Vorlage inklusive empirischen Materials eingebracht werden (max. 10 Seiten); diese soll eine kurze Darstellung des Forschungsdesigns, möglichst einen kurzen Transkriptauszug und erste Ansätze zu einer formulierenden und reflektierenden Interpretation enthalten. Oder es wird ein Projektdesign eingereicht (max. 5 Seiten), das Angaben zu den zentralen Forschungsfragen bzw. zum Erkenntnisinteresse, eine Begründung, warum mit der Dokumentarischen Methode gearbeitet werden soll, und Überlegungen zum Erhebungsverfahren und zur Samplebildung enthält. Diese Vorlagen werden im Workshop dann exemplarisch diskutiert und das heißt, in erster Linie im Hinblick auf methodologische Aspekte. Alle WorkshopteilnehmerInnen werden gebeten, sich im Vorfeld des Workshops folgende Texte anzueignen: Bohnsack, Ralf/Nentwig-Gesemann, Iris/Nohl, Arnd-Michael (2013): Einleitung: Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. In: Dies. (Hrsg.): Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. 3., aktualisierte Auflage. Wiesbaden: VS Verlag. S. 9-32. Dieser Text dient dazu, Ihnen einen groben Überblick über Grundlagen, Arbeitsschritte und Anwendungsfelder der Dokumentarischen Methode zu geben. Bohnsack, Ralf/Nohl, Arnd-Michael (2013): Exemplarische Textinterpretation: Die Sequenzanalyse der dokumentarischen Methode. In: Bohnsack, Ralf/Nentwig-Gesemann, Iris/Nohl, Arnd-Michael (Hrsg.) (2013): Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. 3., aktualisierte Auflage. Wiesbaden: VS Verlag. S. 325-329. Dieser Text soll Ihnen veranschaulichen, wie eine empirische Rekonstruktion auf der Basis von Transkripten erfolgt, und bereitet Sie insofern auch auf die Übungen im Workshop vor. Weitere Literaturempfehlungen: Amling, Steffen/Hoffmann, Nora (2013): Die soziogenetische Typenbildung in der Diskussion – zur Rekonstruktion der sozialen Genese von kollektiven Orientierungs-rahmen in der dokumentarischen Methode. In: Zeitschrift für Qualitative Forschung, Heft 2/2013, 179-198. Bohnsack, Ralf (2014a): Rekonstruktive Sozialforschung. Einführung in qualitative Methoden. 9., überarbeitete und erweiterte Auflage. Opladen & Farmington Hills: Barbara Budrich. Bohnsack, Ralf (2014b): Die Milieuanalyse der Praxeologischen Wissenssoziologie. In: Renn, Joachim/Isenböck, Peter/Nell, Linda (Hrsg.): Die Form des Milieus. Zum Verhältnis von gesell- 8 schaftlicher Differenzierung und Formen der Vergemeinschaftung. Weinheim: Beltz Juventa. 16-45. Bohnsack, Ralf/Nentwig-Gesemann, Iris/Nohl, Arnd-Michael (Hrsg.) (2013): Die dokumentarische Methode und ihre Forschungspraxis. 3., aktualisierte Auflage. Wiesbaden: VS Verlag. Bohnsack, Ralf/Przyborski, Aglaia/Schäffer, Burkhard (Hrsg.) (2010): Das Gruppendiskussionsverfahren in der Forschungspraxis. 2. Auflage. Opladen [u.a.]: Budrich. Nohl, Arnd-Michael (2012): Interview und dokumentarische Methode – Anleitungen für die Forschungspraxis. 4., revidierte Auflage. Wiesbaden: VS. 6b Diskursanalyse Prof. Dr. Antje Langer (Universität Paderborn) & Prof. Dr. Daniel Wrana (Pädagogische Hochschule in der Nordwestschweiz/Universität Basel) Diskursanalytische Studien untersuchen Praktiken des Sprechens, Schreibens und Sichtbarmachens sowie die damit verbundenen Machtverhältnisse und Subjektivierungsweisen. Während die Diskursanalyse ihr Material klassischerweise in öffentlich verfügbaren Zeitschriften oder Archiven findet, beziehen gerade neuere Arbeiten in den Erziehungswissenschaften verschiedene Ebenen diskursiver Produktion aufeinander und untersuchen etwa soziale diskursive Praktiken in Interviews oder Situationen und Gesprächen vor dem Hintergrund der sie rahmenden Machtverhältnisse oder in Bezug auf Debatten in Zeitschriften. Die Diskursanalyse verfügt über zahlreiche Werkzeuge zur Analyse von empirischen Material, die aber zu verschiedenen Theorien, Disziplinen und Forschungszugängen gehören. Voraussetzung für ein diskursanalytisches Forschungsdesign ist daher zunächst nicht einfach die Beherrschung eines Verfahrens, sondern die angemessene Auswahl der Zugangsweisen ausgehend von dem untersuchten Feld, den zu analysierenden Materialsorten und der Fragestellung. Ausgehend von diesen basalen Entscheidungen stellen sich dann Fragen der Korpuskonstruktion, der Materialanalyse, der Modellbildung sowie schließlich der Rekontextualisierung der Ergebnisse in Bezug auf das Forschungsfeld. Diese Fragen können je nach Interesse der Teilnehmer_innen an verschiedenen Projekten diskutiert werden, wobei die konkrete exemplarische Analysearbeit im Material nicht zu kurz kommen wird. Gerne können Sie ihr Projekt und ein von Ihnen bearbeitetes Material für die Arbeit im Workshop vorschlagen. Senden Sie Ihre Materialien bitte bis 10. Juli an [email protected]. Literatur zur Vorbereitung: Fegter, Susann; Kessl, Fabian; Langer, Antje; Ott, Marion; Rothe, Daniela; Wrana, Daniel: Erziehungswissenschaftliche Diskursforschung. Theorien, Methodologien, Gegenstandskonstruktionen. In. dies.: (Hrsg.) (2015): Erziehungswissenschaftliche Diskursforschung. Empirische Analysen zu Bildungs- und Erziehungsverhältnissen. Wiesbaden: VS, 9-55. Weitere empfohlene Literatur: Angermuller, Johannes; Nonhoff, Martin; Herschinger, Eva; Macgilchrist, Felicitas; Reisigl, Martin; Wedl, Juliette; Wrana, Daniel; Ziem, Alexander (Hrsg.) (2014): Diskursforschung: Ein interdisziplinäres Handbuch (2 Bände). Bielefeld: transcript (aus Band 2 insb. Macgilchrist/Ott/Langer, Angermuller, Nonhoff, Keller/Truschkat, Jergus, Scharl/Wrana) Zeitschrift für Diskursforschung (ZfD), Weinheim: Beltz 7b Auswertung quantitativer Längsschnittstudien mit Strukturgleichungsmodellen Dr. Malte Jansen & Dr. Julia Tetzner (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung) In dem Workshop wird eine theoretische Einführung in die Methodik quantitativer Längsschnittstudien mit der praktischen Arbeit mit Längsschnittdaten verknüpft. Zunächst wird ein Überblick über längsschnittliche Studiendesigns gegeben und es werden deren Vor- und Nachteile diskutiert. In der pädagogischen Forschung bieten latente Strukturgleichungsmodelle die Möglichkeit, längsschnittliche Zusammenhänge zwischen Variablen auf messfehlerbereinigter Ebene zu untersuchen. Im 9 Rahmen des Workshops werden verschiedene Klassen von Strukturgleichungsmodellen vorgestellt, mit denen längsschnittliche Fragestellungen analysiert werden können. Dabei wird ein Schwerpunkt auf autoregressive Modelle sowie Latent Change und Latent Growth Modelle gelegt. Die Lernziele des Kurses bestehen im Gewinnen eines Überblicks über verschiedene Modellklassen und dem praktischen Kennenlernen ausgewählter Modelle. Die Anwendung der Modelle soll in gemeinsamen Übungen mit der Analysesoftware Mplus 7.0 erprobt werden. Dafür wird auch eine kurze Einführung in die Grundlagen von Mplus gegeben (Datenaufbereitung, Aufbau der Syntax), sodass Vorkenntnisse zwar hilfreich, aber nicht notwendig sind. Zusätzlich zu den gemeinsamen Übungen sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in fakultativen Übungen die Gelegenheit bekommen, das Gelernte auf eigene Datensätze anzuwenden und Fragen zur Auswertung eigener Datensätze zu stellen. Voraussetzungen: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten gute Kenntnisse linearer regressionsanalytischer Verfahren mitbringen. Hilfreich wären außerdem erste Erfahrungen mit einfachen Strukturgleichungsmodellen. Literaturempfehlungen: Basis: Geiser, C. (2010). Datenanalyse mit Mplus. Eine Anwendungsorientierte Einführung. Wiesbaden: VS Verlag. Kap 4. (Zur Vorbereitung empfehlen sich die Kapitel 1-3 falls noch keine Vorerfahrung mit Mplus oder Strukturgleichungsmodellen vorhanden ist) Erweitert: Little, P. T. D. (2013). Longitudinal Structural Equation Modeling. Guilford Press. Benötigte Software: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten einen eigenen Laptop mitbringen, auf dem die Software Mplus (Version 6 oder höher) installiert ist. Es gibt eine kostenlose Demoversion der Software unter https://www.statmodel.com/demo.shtml. Bei der Demoversion ist die Anzahl der Variablen, die analysiert werden können, limitiert, aber alle Funktionen sind vorhanden. Bitte beachten Sie allerdings, dass die Demoversion ggf. für einzelne praktische Übungen nicht ausreichend sein wird und die Analyse eigener Datensätze ggf. ebenfalls mehr Variablen beinhalten könnte, als die Demoversion verarbeiten kann (6 abhängige Variablen, 2 unabhängige Variablen). 8b Raschskalierung Dr. Heike Wendt & Dr. Daniel Kasper (Technische Universität Dortmund) Die Anwendung von Rasch-Modellen, als Modellfamilie innerhalb der Item-Response-Theorie (IRT), gehört in der empirischen Erziehungswissenschaft wie Bildungsforschung mittlerweile zum methodischen Standard bei der Auswertung standardisierter Testverfahren. Forschungspraktisches Ziel einer Anwendung ist es zumeist, Messwerte für weitere Auswertungen zu erzeugen, die es ermöglichen, unterschiedliche Ausprägungen eines latenten Persönlichkeitsmerkmals (z. B. Lesekompetenz) zu beschreiben. Zudem haben sich verschiedene Charakteristika dieser Modelle (z. B. die Möglichkeit, Aufgabenschwierigkeiten und individuelle Merkmalsausprägungen auf einer gemeinsamen Skala abbilden zu können) insbesondere für die Realisierung unterschiedlicher Test- und Forschungsdesigns (Multi-Matrix, Veränderungsmessung), aber auch für die Darstellung und Interpretation von Ergebnissen (kriterienorientierte Testwertbeschreibung; Entwicklung von Kompetenzstufen) als vorteilhaft erwiesen. Im Kern beschreiben Rasch-Modelle aber auch Voraussetzungen, unter denen ermittelte Testwerte auch tatsächlich Messwerte sind. Durch ihre messtheoretische Fundierung bietet ihre Anwendung damit auch Möglichkeiten, die Qualität von Testverfahren zu beurteilen und Instrumentarien weiterzuentwickeln. Eine Auseinandersetzung mit den Grundlagen entsprechender Modelle sollte damit für Promovierende der Erziehungswissenschaft oder zentraler Bezugsdisziplinen (insb. Fachdidaktik und Psychologie) von Interesse sein, die eigene oder existierende Skalen/Tests (weiter-)entwickeln oder auswerten möchten In diesem Workshop werden Grundbegriffe und konzeptuelle Grundlagen der IRT behandelt. Einen 10 Schwerpunkt bilden dabei Rasch-Modelle. Gemeinsam soll ein Verständnis für die zentralen Prinzipien der spezifischen Objektivität, der latenten Additivität, der Separabilität und der Suffizienz erarbeitet werden. Im praktischen Teil des Workshops wird die Anwendung von eindimensionalen Modellen für zwei- und mehrstufige Antwortformate mit der Software ConQuest geübt. Die Übungen beinhalten die Aufbereitung von Rohdaten (in SPSS), eine Einführung in das Programm ConQuest, das Durchführen von Analysen zu eindimensionalen Modellen, die Interpretation der Ausgabe und das Erzeugen von grafischen Ergebnisdarstellungen. Es ist zudem Zeit eingeplant, in der die Teilnehmer/-innen optional an Übungen oder mit eigenen Daten arbeiten können. Der Workshop richtet sich an Personen, die an einer allgemeinen Einführung in IRT/Rasch und/oder in die Software ConQuest interessiert sind und über Grundkenntnisse in statistischen Analyseverfahren und SPSS verfügen. Organisatorische Hinweise: Bitte bringen Sie ein eigenes Notebook mit. Für die Datenaufbereitung und Syntaxarbeit werden Sie das Datenanalyse-Programm SPSS sowie einen Texteditor mit erweitern Funktionen (Spaltenmodus) (z. B. Notepad++ [http://notepad-plus-plus.org]) benötigen. Bitte kontaktieren Sie mich bis zum 10. Juli 2016 ([email protected]), wenn Sie im Rahmen des Workshops mit eigenen Daten arbeiten möchten oder spezifische inhaltliche Wünsche an den Workshop haben. Literatur: Rost, Jürgen (2004). Lehrbuch Testtheorie Testkonstruktion (2. Aufl.). Bern: Huber Vorbereitende Lektüre der Kapitel 1 (Was ist Testtheorie); 2. (Testkonstruktion), 3.1.1.2.2. (Das Rasch-Modell) sowie 4.2.1. (Parameterschätzung für das dichotome Rasch-Modell) wird vorausgesetzt. 9b Triangulation/Mixed Method Research Dr. Anna Brake (Universität Augsburg) Zu den deutlichsten Entwicklungen innerhalb der empirischen Sozialforschung der letzten beiden Jahrzehnte gehört die gewachsene Bedeutung multimethodischer Forschungsansätze, mit denen vor allem die Hoffnung verbunden wird, der Komplexität der untersuchten sozialen Phänomene angemessener gerecht werden zu können. In diesem Zusammenhang spielt auch die Etablierung von MixedMethods-Research (MMR) als „third methodological movement“ eine wichtige Rolle. Der Workshop zielt darauf, die methodologischen und methodischen Grundlagen multimethodischen Vorgehens zu vermitteln. Wir werden uns dabei mit der (begrifflichen) Systematisierung des Triangulationskonzepts bzw. der Mixed Methods Research sowie deren Unterscheidung beschäftigen, werden die einschlägigen methodologischen Debatten seit Denzins klassischer Konzeption nachzeichnen und uns vor allem die Möglichkeiten und Grenzen triangulierender Forschungspraxis erarbeiten: Welche Fragestellungen sind in besonderer Weise geeignet, über Triangulation bzw. MMR einer empirischen Bearbeitung zugeführt zu werden? Wie können sie in angemessene multimethodische Forschungsdesigns übersetzt werden? Wie lassen sich die verschiedenen multimethodischen Designs systematisieren und welcher spezifische (Mehr)Ertrag verbindet sich jeweils mit diesen Ansätzen? Zudem, als vielleicht größte Herausforderung: wie kann eine substantielle Integration über alle Phasen eines multimethodischen Forschungsprozesses hinweg gewährleistet werden? Diese und andere Fragen sollen nicht nur theoretisch-methodologisch reflektiert, sondern anhand von konkreten empirischen Untersuchungen diskutiert werden. Besonders erwünscht ist dabei, dass Workshop-Teilnehmende ihre eigenen aktuellen oder geplanten multimethodischen Forschungsvorhaben zur Diskussion stellen, sodass die sich hier ergebenden Probleme und Lösungsmöglichkeiten am konkreten Untersuchungsfall bearbeitet werden können. Um Ihnen hier möglichst konkrete und spezifische Unterstützung zu ermöglichen, werden Sie gebeten, ein Exposé einzureichen (bitte an: [email protected]), dem die jeweilig zugrunde liegende Fragenstellung(en), der (geplante) Zuschnitt des multimethodischen Vorgehens bei der Daten- 11 erhebung sowie die intendierte Auswertungsstrategie zu entnehmen sind (max. vier Seiten). Sehr willkommen sind hier auch nähere Hinweise zu Ihren jeweiligen spezifischen Klärungsbedarfen. Teilnahme-Voraussetzung: Grundlegende Kenntnisse der Methoden und der Methodologie qualitativer und quantitativer Sozialforschung Literatur: Kelle, Udo (2008): Die Integration qualitativer und quantitativer Methoden in der empirischen Sozialforschung. VS Verlag Brake, Anna (2011): Kombinieren, mixen, verbinden? Integration als konstitutives Element methodentriangulierender Zugänge. In: Miethe, Ingrid/Ecarius, Jutta (Hrsg.): Methodentriangulation in der qualitativen Bildungsforschung. Opladen: Barbara Budrich-Verlag, S. 41-64 Gläser-Zikuda, Michaela (Hrsg.)(2012): Mixed Methods in der empirischen Bildungsforschung. Münster: Waxmann Verlag 10b Stationen des ethnographischen Forschungsprozesses Prof. Dr. Peter Cloos (Universität Hildesheim) In diesem Workshop erhalten die Teilnehmenden nach einer kurzen Einführung in ethnografische Forschungsstrategien die Möglichkeit, Stationen des ethnografischen Forschungsprozesses und die damit verbundenen methodischen Herausforderungen kennen zu lernen und zu diskutieren. Hierfür werden erstens Skizzen geplanter Forschungsvorhaben verglichen, zweitens Protokolle teilnehmender Beobachtungen analysiert und Gliederungsentwürfe von ethnografischen Berichten entworfen. Folgende Stationen werden genauer betrachtet: - ethnografische Forschungszugänge entwerfen; - ins Feld kommen und sich im Feld positionieren; - im Feld und am Schreibtisch; - auswerten und schreiben; - der ethnografische Forschungsbericht. Die Teilnehmenden werden gebeten, wenn vorhanden, bis zum 10.07.2016 zwei- bis dreiseitige Forschungsskizzen zu geplanten oder durchgeführten ethnografischen Forschungsprojekten und/oder zwei Protokolle teilnehmender Beobachtung (ein Protokoll vom ersten Tag eines Feldaufenthaltes, ein Protokoll möglichst zu einem späteren Zeitpunkt der Feldteilnahme) und/oder einen Gliederungsentwurf eines geplanten ethnografischen Berichtes (mit detaillierter Gliederung der Darstellung der Forschungsergebnisse) an [email protected] zu senden. Literatur Breidenstein, Georg/Hirschauer, Stefan/Kalthoff, Herbert/Nieswand, Boris (2013): Ethnografie. Die Praxis der Feldforschung. Konstanz/München: UVK. Heinzel, Friederike/Thole, Werner/Cloos, Peter/Köngeter, Stefan (Hrsg.) (2010): Auf unsicherem Terrain. Ethnographische Forschung im Kontext des Bildungs- und Sozialwesens. Wiesbaden: VS. 12
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