Briefe aus einer früheren Zeit! Sie betreffen die Familie meiner Grosseltern, Hans und Bertha HessFunk, meine Eltern Fridi und Fritz Hess-Balmer. Einiges aus dem Dorf Mettmenstetten, Obfelden und Begebenheiten vor dem Weltkrieg. Heidi Ott Hess Fritz vor seiner Abreise ins Welschland! FRITZ HESS: BRIEFE AUS SEINEM ELTERNHAUS. 1 Abschrift Brief von Mutter. ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! Mettmenstetten den 6. Mai 1930 Lieber Fritzel! Besten Dank für Deinen lieben Brief. Mit diesen Zeilen geht auch Dein Velo ab. Vater sagt, dass man die Laterne nicht am Velo lassen dürfe mit der Bahn. Wir schicken Dir nun die alte Laterne mit einer Büchse Karbid. Vater meint was Du auch dachtest, dass Du eine neue Laterne wolltest, es koste eine etwa 25 Frk. Wenn Du ja kein Karbid mehr hast, kannst Du die Büchse heimschicken, falls Du gar keinen bekommen könntest in Deiner Nähe. Wir legen Dir auch noch eine Batterie bei zu Deiner Taschenlampe, für alle Fälle könntest Du auch diese ans Velo hängen. Von Robi Weiss haben wir noch nichts gemerkt, ich weiss nicht ist er zu Hause. Lege Dir auch den Fülli bei, Maxel hat Dir neue Federn heimgebracht von Zürich. Heute ist Max nach Bonstetten um dort zu übernachten und Hermine zu trösten, weil sie so Heimweh hat nach Dir. Am Sonntagabend waren Vater, Max, Grete und ich noch ein wenig spaziert und wurden wir fast von Laubkäfern umgeschlagen. Ich bin nun froh, dass wir dieses Jahr nicht gehen müssen. Lustenbergerli haben für uns gefangen. Habt ihr auch solche Viecher im Wadtland. Nächste Woche werden wir dann zügeln, die obere Wohnung ist bald fertig und muss dann nur noch geputzt sein. Letzten Samstag hat Gret dann Max noch photographiert im blauen Kleid und nun möchte ich Dich nun bitten, wenn Du einmal Gelegenheit hast, so lass dich auch photographieren im blauen Kleid, es fuxt mich so elend, dass wir Euch beide nicht abgenommen haben. Ich lege Dir hier noch einen kleinen Helgen bei, damit Du auch ein paar bekannte Gesichter siehst. Und nun zum Schluss empfange Du noch recht viele Grüsse von uns Allen Mutter Du musst dann dort nicht noch zahlen fürs Velo, wenn sie Dich anhauen, dies Büchlein gilt für die ganze Schweiz. Bemerkung: Familie Hess spazierte, als alle vier Jahre eine Plage der ausfliegenden Maikäfer herrschte, die Bäume kahlfrassen. Jede Familie im Dorf war verpflichtet in der Morgenfrühe Käfer von den Bäumen zu schütteltn, auch an Waldrändern um eine genau bestimmte Menge zur Vernichtung abzuliefern. Frau Lustenberger stotterte bei vielen und dauernd mit Gelegenheitsarbeiten Geld ab, während sie immer wieder neues Geld ausleihen musste. Laternen am Fahrrad wurden früher mit Karbid gefüllt. Der Preis für eine neue Lampe von Fr. 25.- war für ein damaliges Lehrergehalt zu teuer. Hermine, die Frau von August Funk der „Neuhusergusti“, Mutters Bruder wohnten in Bonstetten nachdem sie ihr Heimetli im Oberdorf an Nichte Anni Steinmann verkauften, da sie keine eigenen Kinder hatten. 2 Ein Maschinengeschriebener Brief an Fritz von seinem Zwillingsbruder Max, der eben seine kaufmännische Lehre in Zürich antrat. 11. Juni 1930 Interessanter Brief an Fritz von Mutter Berta Hess-Funk! 3 Brief an Fritz von Mutter: Mettmenstetten, d. 11. Juni 30 ! ! ! Lieber Fritzel! Besten Dank für Deinen grossen Brief und nun will ich Dir sofort die gewünschten Sachen schicken. Du wirst jetzt dann Deine Musikkünste zeigen, die an einem kleinen Orte sind. Du willst dann wohl unter einem Baum sitzen und Deinen Heuermännern eines aufspielen, damit es ringer geht?? Vater und ich haben letzte Woche unsere Wiese geheuet, wir mussten den grossen Wagen nehmen von Jufers, so ein grosses Fuder gabs. Jetzt sollte wieder gedüngt werden mit Jauche, ich weiss nur noch nicht, wer es jetzt macht, weil Du nicht mehr da bist. Hier wird nun fest geheuet, und wenn´s die Woche so bleibt, so hat es gewiss solche, die fast fertig werden. Herr Wehrli gschiert nun wieder mit einem Esel, wir wollen gerne sehen wie lange.-Heute vor14 Tagen ist ein Kino gekommen mit 6 Wagen auf dem Schulhausplatz. An der Auffahrt, Freitag, Samstag, Sonntag, Montag und Dienstag konnte man dann in den Kino. Grete, Max u. ich waren auch dreimal gegangen. Am nächsten Sonntag ist ein Film von Walter Mittelholzer und gehen Max und Grete wahrscheinlich auch. Du hast gar nichts geschrieben von dem Tanzen in den Scheunen an der Auffahrt. An der Auffahrt waren Ernst und Robi Weiss zu Hause also alle Geschwister, denn die Eltern konnten die silberne Hochzeit feiern. Warum hast Du auch Robi den Brief gezeigt, den ich Dir geschrieben, da ich doch geschrieben habe vom Robi und Wein trinken, er hat es dann zu Hause erzählt und sind sie dann bös geworden, also hast gehört, Du brauchst meine Briefe nicht anderen zu zeigen. Ja, weisst Du, du musst jetzt warten bis Du einen Brief bekommst von Bonstetten, das pressiert auch nicht so, sonst musst Du auch wieder schreiben. Über Pfingsten war Berti von Wald da und machten sie dann ein Bsüechli bei Neuhusers in Bonstetten und machten einen Spaziergang auf den Dettenbüel . August hatte scheints auch so viel Wasser im Keller und jetzt sei noch alles voll Schlamm. Du musst nicht meinen, Du seiest so viel grösser und dicker als Max Gewicht 49 Kg. Du bist doch nicht 55 Kg, wo die Mäuse sind hat er auch 22 cm. wie Du, Waden hat er 31 cm. also 1 cm. mehr wie Du, Grösse ist er Dir 4 cm. zurück, also 161 cm. Er geht also immer gerne nach Urdorf aber nicht gerne in die Schule, auch für Grete ist es etwas bitter und muss ich also immer schimpfen wegen den Aufgaben und mich ärgern.-Mit Tante Berta ist es immer das gleiche Elend, Vater muss mir immer helfen ins Bett heben, da ich sie nicht allein mag. Denk gestern Nacht ist sie aus dem Bett hinaus gefallen und ist dann jedenfalls eine Zeit lang dort gelegen, bis ich sie gehört habe, es hed ere aber nüt gmacht. An der Auffahrt hat sich Fanny Wettstein verlobt mit einem Schneebeli von Affoltern, weisst von dem sie den Gramnovon übercho hed. Morn hed Jak. Schneebeli im Lade Hochzig um ½ 11 Uhr und um 10 Uhr Klär Bachmann. Vater sagt soeben, Du dürftest auch mal eine Karte nach Wald schicken. Neuigkeiten kann ich Dir sonst keine sagen, denn weisst ich bin immer zu Hause, ich bringe es nicht einmal zu Frau Suter.-Und nun gefällt es Dir eigentlich dort, hast Du es recht, musst Du nicht gar zu streng arbeiten. Aber mit Dim Lohn ist es meini nütd gange wie Du gmeint! Heute Morgen erhielt ich von Hans den Waschkorb und schicke ich Dir nun grad die Sachen darin, ich lege Dir noch 2 paar Wektagssocken und 1 paar Sonntagssocken bei. Die kurzen Hosen will Max nicht mehr tragen. Schicke Du mir die zerissene Sachen heim zum Flicken. Du könntest alles zusammen in Hansels Waschkorb und diesen in den Deinigen, damit ich Dir die Sachen darin wieder schicken kann. Hansels Korb brauche ich dann wieder nach Andermatt. Es ist also recht wenn Du auf seine Adresse schreibst: Beamtenschule Andermatt (Uri). Lege Dir auch Die Adresse von Rob. Weiss bei. Ich habe also auch noch Hosen und ein Tschöppli gefunden von Hansel, das Du gewiss auch tragen kannst. Schuhe habe ich keine mehr, Du kannst sie ja bei einem Schumacher machen lassen, und wens nicht mehr rentiert, so musst Du halt neue Wektagsschuhe kaufen, wenn Dein Geld nicht langt ,musst du halt schreiben. Du musst sie ja doch dort kaufen, wegen dem probieren, vielleicht wäre ja jemand so gut von Deinen Leuten und käme mit Dir zu kaufen. Wenn Du halt etwas nötig hast musst Du schreiben oder dort kaufen nur nicht Dummheiten. Nun empfange Du noch recht viele Grüsse von uns Allen Deine Mutter 4 Bemerkungen und Erklärungen zum Brief vom 11. Juni 1930: Zum Lehrerhaus gehörte eine Wiese, die musste bewirtschaftet werden. Da die Gemeinde noch an keiner Kanalisation angeschlossen war, musste die Jauche (Gülle) aus der Jauchegrube hinter dem Hausregelmässig geleert werden. Die Gülle wurde von Hand mit einer „Schöpfer“ an langem Stiel in eine „Stossbänne“ (Einrad Stosskarren mit Behälter) geschöpft. Mit der so genannten „Hüsligülle“ wurde der eigene Garten und die Wiese vor dem Haus gedüngt, mit einem speziellen Handschöpfer. Meine Grosseltern verschenkten früher das Heu von der Schulhauswiese am Götti von Fritz, dem August Funk im Oberdorf, später an Suters, das wurde von beiden zur Zeit der Metzgete mit allerllei Fleisch und Blut und Leberwürsten belohnt. Herr Wehrli war ein Nachbar, sein ehemaliges Wohnhaus wurde noch „Wehrlihaus“ genannt, als es 50 Jahre später abgebrochen wurde um Alterswohnungen zu bauen. Es waren keine Esel wie es meine Grossmutter schreibt, es waren kleine Pony´s, die nannte man früher Esel. Papa erzählte oft, wie er Freude jenen Ponys von Wehrli‘s hatte! Bemerkenswert! Kinos fuhren mit 6 Wagen auf (Sie schreibt nicht Autos)!.So wurden 5 Tage lang auf dem Schulhausplatz verschiedene Filme vorgeführt. Mittelholzer war einer der ersten Flugpioniere, dessen 2 jähriger Sohn auf rätselhafte Weise spurlos verschwand. Robi Weiss war der beste Freund von Fritz, seine Eltern wohnten vor dem Bahnof. Robi Weiss schrieb Briefe an Fritz in die RS oder U.O.! Robis Bruder Ernst Weiss, später Pfarrer in Zürich. Einer von Robi Weiss seiner Zwillingsöhne studiert mit Pfarrer Mauch, der später Pfarrer in Mettmenstetten war. Berti von Wald war die ledige Schwester von meinem Grossvater Hans Hess, Lehrer. Es war meiner Grossmutter offensichtlich bewusst, dass sie fast nie aus dem Haus kam. Mit Frau Suter meinte sie wohl ihre Freundin die Frau von „Sännsuter.“ Wahrscheinlich war Fritz enttäuscht über sein Lohn bei der Bauernfamilie in Villarszell. Es kann nicht viel gewesen sein. Etwa 28 Jahre später im Jahr 1958 erhielt ich als 15 jährige im Welschland im „BUFFET DE LA CARE“ in Grandvaux Fr. 35.- im Monat inkl. Kost und Logis. Dafür musste ich am Morgen um 6 Uhr aufstehen und kam abends nie vor 11 Uhr ins Bett. Ohne einen freien Tag, der Samstag und Sonntag war der strengste mit Hochzeitsessen und Ausflüglern! Eine Zimmerstunde am Nachmittag musste reichen, um die eigene Wäsche im Lavabo auf der Toilette mit kaltem Wasser zu waschen. Den Konfirmanden Unterricht durfte ich aus Zeitgründen nicht besuchen. Als ich mich bei meinem Papa Fritz beschwerte, sagte er: „Das ist nicht so schlimm, ich musste im Welschland auch sehr unten durch und es hat mir nichts geschadet.“ Mutter Berta, Vater mit Schwester Berti Hess. Ernst und Robi Weiss (wohnten i. Bahnhofgegend 5 Brief an Fritz vom 29. Juni 1930 von seiner MutterBerta ins Welschland. 6 Abschrift Brief von Mutter an Fritz: ! ! ! ! ! ! ! ! Mettmenstetten, den 29. Juni 30 Sonntag Nachmittag Lieber Fritzel! Nun will ich Dir doch auch wieder ein paar Zeilen schreiben, trotzdem es an Dir wäre. Zuerst möchte ich Dich fragen ob Du das Wäschekörbli mit der Handorgel erhalten hast? Ich sollte das Körbli haben um Hansel die Wäsche zu schicken, ich musste sie in einer Schachtel schicken. Du könntest das Körbli grad Hansel nach Anden schicken, damit er s dann hat, wenn er die schmutzige Wäsche wieder heimschicken muss. Er hat geschrieben, Du habest ihm noch nie geschrieben, ich habe Dir doch die Adresse geschrieben, Beamtenschule Andermatt (Uri). Jetzt werdet ihr fest am Heuen sein, ist es nicht sehr streng für Dich? Hier ist nun alles fertig, es war wirklich ein schöner Heuet, die Leute konnten alle Tage Heu heimbringen, alle Abende gabs ein wenig Regen oder dann über Nacht und dann am Tag wieder das schönste Wetter. Ich glaube bei Euch habt ihr viele grosse Gewitter, wie sehen manchmal wie es gegen eure Richtung kohlschwarz ist und wie es blitzt, weisst Du wir sitzen dann auf dem unteren Balkon, von, wo wir weithin sehen können. Wir haben uns so ziemlich eingelebt in dieser Wohnung, es ist halt doch schöner als in der unteren. In der unteren Wohnung sind alle Zimmer neu gestrichen. In der Küche ist der alte Holzherd weggenommen worden und hat Frl. Ackeret eine Badeeinrichtung machen lassen, Badewanne und ein Ofen und fürs Kochen hat sie dann auch einen elektrischen Herd. Es ist immer noch nicht fertig, jetzt müssen dann wieder die Maler kommen. Wir hätten mit unserer züglete nicht so pressieren müssen, denn Frl. Ackeret zügelt jetzt erst in den nächsten Ferien,- Du wirst die Karten von Vater aus dem Tessin erhalten haben, er hat eine zweitägige Reise gemacht dorthin mit den 7. und 8. Klässlern, sie wurden aber verschifft, wie so viele andere Schulen, die dorthin reisten. Es ist ja grossartig, wie billig sie jetzt reisen können, es ist aber nur im Monat Juni und September. Im September können die Sek. Schüler auch gehen, aber 3 Tage. Maxel kann vielleicht auch gehen mit dem Kauf. Verein von Freitag bis Montag. Heute Nachmittag ist er in der Badi und Grete und Lini Keller mussten nach Zürich in ein Turnkurs.-Warum hast Du auch Eveli und Trudi Frauenfelder noch nie eine Karte geschickt, sie hätten doch so Freude, weisst der Fritzel fehlt halt dem Eveli. Es ist ihm dort hinten so langweilig. Letzte Woche war Frau Ganz hier im Dorf, sie kam aber nicht zu uns, gewiss weil ihr so anständig waret und ihnen nicht einmal gdankt habt für ihre Gastfreundschaft. Also gäll Du schribst ene emal e Chart und eusem Herr Pfarrer au eini. Schneebeli Heiri u. Lydia sind auch bei Guts in den Ferien. Heiri will etwa vier Wochen dort bleiben, er will zum Arzt hier, er sei nicht recht zweg, Und ich glaube er häd gwiss echli Heimweh nach M´stetten. Ich habe heute Götti (August) und Hermine erwartet, aber umsonst, Max hat am Donnerstag ein Körbchen Erdbeeren gebracht von Bonstetten und haben sie gesagt sie kommen vielleicht heute.Hermine hat halt Heimweh nach ihrem Fritzel und ich au echli, weisst es tuet jetzt niemer meh Händle mit mer? Letzte Woche sind die alte Frau Kupper u. Gritli Vollenweider, die Grossmutter von Luisli Vollenweider in den Scheuren beerdigt worden. Unserer Tante Bertha geht es immer so gleich, sie muss halt den ganzen Tag im Bett liegen. Empfange Du noch recht viele Grüsse von uns Allen Deine Mutter 7 Bemerkungen und Erklärungen zum Brief vom 29. Juni 1930: Leider kann ich meine Grossmutter nicht mehr fragen, warum zuerst der jüngere an seinem älteren Bruder Hans schreiben sollte? In der Beamtenschule war es sicher weniger streng wie es das arme Knechtchen Fritz hatte, der im Sommer meistens bis fast zum Umfallen arbeiten musste! Meine Grossmutter sorgt sich einerseits, dass Fritz es zu streng haben könnte, anderseits mahnt sie ihn, weil er noch nicht seinem älteren Bruder „Hansel“ schrieb. Bis zum Sommer 1930 wohnten die Eltern von Fritz in der unteren Wohnung, dem Parterre des Lehrerhaus, kochten mit einem Holzgefeuerten Kochherd. In der oberen Wohnung wohnte die Lehrerfamilie Ganz. Beide Familien, Ganz und Hess hatten das Recht einmal im Monat für 1 Tag, im Keller des Schulhaus ihren monatliche Wäsche zu waschen und in einem Granitsteintrog ein Bad zu nehmen. Die Waschtage mussten abgesprochen werden. Jedoch eine eigene Toilette mit Spülung stand jeder Partei im Treppenhaus, das ausserhalb der Wohnung lag zur Verfügung. Im Winter mussten sie oft im Schuhaus zur Toilette, weil die Wasserleitungen einfroren. Frl. Klara Ackeret, die bereits ein paar Jahre in Mettmenstetten unterrichtete, war an einer Wohnung im Lehrerhaus interessiert, jedoch mit elektrischen Kochherd und einem Badezimmer. Meine Grosseltern zogen in die obere Wohnung des pensionierten Lehrer Ganz, damit unten die Küche verkleinert werden konnte, zugunsten eines Badezimmers. So mussten meine Grosseltern die alte Granitwanne im Schulhauskeller nur noch mit der Abwartsfamilie teilen. Lehrer Hess, rechts Lehrer Ganz 8 9. Juli 1930, Brief von Berta Hess-Funk an Sohn Fritz Abschrift Brief an Fritz von Mutter. ! ! ! ! ! ! ! Mettmenstetten, den 9. Juli 1930 Lieber Fritzel! Besten Dank für Deinen schönen Brief u. das Waschkörbli haben wir nun auch erhalten. Ich schicke dir nun Deine Hosen retour, die ich geflickt und gewaschen habe, hast dann noch zwei Nastücher in den Taschen gehabt, aber was für grusige bitte wechsle sie doch fleissiger, wenn ja Deine Meistersfrau nicht Zeit hat zum waschen, oder vielleicht lange keine Wäsche hat, so dass Du fast zu kurz kommst, so schicke sie doch nach Hause. Weisst ich darf nicht daran denken, wenn ich mir vorstelle Du läufst so unordentlich und schmutzig herum, wie ist es ja so gschämig wie der Gusti Hofstetter ein solcher ist und Du weisst wie wir uns darob ärgern. Halte auf Ordnung u. Reinlichkeit in Deinem Zimmer. Hoffentlich seid ihr jetzt auch fertig mit heuen, Du hattest es gewiss sehr streng, war es nicht zu streng für Dich? Und Du warst also in der Schmiede mit den Pferden, weisst ich habe halt immer Angst, dass Dir einmal etwas passieren könnte mit den Pferden, ich habe erst in der letzten Zeitung gelesen, dass wieder einer von einem Pferd geschlagen wurde und dann gestorben ist, pass emel au uf. Letzten Samstag und Sonntag war Götti in Andermatt und hat es ihm dort gut gefallen. Hermine kam dann am Samstag zu uns mit dem Grüsel, weisst wir hatten ihm dann die Hosen von Dir an die Nase gehalten und dann hat er angefangen zu schwänzeln. Morgen Donnerstag wenn es schön ist fahre ich im Auto mit dem Landw. Verein. Es können ja auch Nichtmitglieder gehen und solche die fleissige Kunden sind bekommen auch ein Anteil aus der Kasse wie die Mitglieder, und da bin ich doch auch dabei, mir sind ja au en guete Chund. Hermine kommt dann! Mit unser Tante Berta ist es immer so gleich, sie hat ehr etwas abgenommen und Vater muss mir immer helfen sie ins Bett lupfen, es wäre ihr wirklich zu gönnen, wenn sie sterben könnte. ! ! ! ! ! ! ! ! 9 Denk gestern ist Vreneli Gut, weisst Suters hatten es ja einige Wochen bei ihnen gehabt, im Bach dort bei Häfligers ertrunken. Es tut halt Suters grüsli weh, nun ist es ihm ja wohl. Die Mutter habe es viel geschlagen. Nächste Woche beginnen hier die Ferien, Vater muss wieder für 14 Tage in den Kurs nach Zürich. Grete hat auch vier Wochen Ferien von Montag an und Max hat auch im Kauf. Verein und sind sie nun glücklich, dass sie eine Zeit lang keine Aufgaben machen müssen, sie müssen fast jeden Abend machen.- Heute Morgen um Halb 5 Uhr hörten wir ein Pferd herum springen, ich ging dann ans Fenster und richtig war es wieder Suters Hans, der machte sich lustig. Ich danke Dir dann auch noch für die schöne Karte. Und nun empfange Du noch recht viele Grüsse von uns Allen Deine Mutter Gäll Du dankst dann der Hermine für die Kirschen nur mit einer Karte. Bemerkungen und Erklärungen zum Brief vom 9. Juli 1930 von Mutter an Fritz: Das Haus der Schwester meiner Grossmutter, Luise Hofstetter-Funk, an der Rossauerstrasse Leider habe ich nur ein Bild das 25 Jahre früher entstand, als Gusti Hofstetter, der Sohn von der Schwester Luise, meiner Grossmutter noch ein Kind war. Links ist Anni Hofstetter mit der die Familie Hess und Funk später eng verbunden war. Gusti galt später als Eigenbrötler. Meine Grossmutter mochte ihn nicht besonders. 10 Häfligers Hier an der Schwelle ertrank Vreneli Gut. Rechts, Hochzeit von Hermine und August Funk, dem Bruder August meiner Grossmutter. Links, das Heimetli, was später seine Nichte Anni Hofstetter kaufte. Hermine und August hatten einen Hund, der Hektor hiess, Fritz bedeutete der Hund sehr viel, meine Grossmutter nannte diesen „Grüsel“. 4. August 1930 Brief an Fritz von Mutter Berta Hess-Funk 11 Mettmenstetten,d. 4. Aug.30 Lieber Fritzel! Nun will ich mich wieder ans schreiben machen, ich hatte immer gehofft Vater, Gret oder Max würden Dir einmal schreiben, aber da müsstest Du noch lange warten. Heute hat Hansel das Waschkörbli geschickt. Er ist diese Woche in Altdorf in einem Turnkurs. Wenn es nächste Woche nicht schön Wetter ist, so kommt er heim, im anderen Fall möchte er einmal echli ins Bündnerland. Hier war ja auch wieder ein Turnkurs und hat es den Lehrern u. Lehrereinnen sehr gut gefallen, es waren auch Welsche dabei. Es war ganz kurzweilig ihnen beim Turnen zuzusehen. Jetzt ist es wieder so ruhig, nöchste Woche beginnt dann die Schule wieder. Die Schüler hatten vier Wochen Ferien, konnten aber gar nicht viel helfen beim Emden, denn wir haben so viel Regenwetter. Wir sollten ja unsere Wiese auch mal Emden diese Woche, aber jetzt regnet es gerade in Strömen. Am Samstag ging Grete mit dem Damenturnverein auf die Frutt und über den Jochpass, sie wurden aber ghörig verschifft. Jetzt ist wirklich kein Reisewetter, höchstens 1 Tag schön.-Und ihr sind also am Emden und habt gewiss auch sehr viel Frucht, da musst Du schon wacker buggeln nicht wahr? Du hast gewiss sehr streng? Denk unsere Brombeerstaude am Gartenhäuschen ist so gross, dass nur noch ein Schlupf ist zu hineinkriechen, in das Häuschen. Wenn wir nur die Zeit hätten dort zu sitzen am Schatten und eben auch die Sonne scheinen würde. Beeren hat es dran sie ist griglet und graglet voll, und kann ich gewiss ziemlich verkaufen. Die Amseln und Spatzen machen sich sehr lustig darin, jetzt könnte ich ein Flobertli brauchen. Äpfel und Birnen gibt es fast gar keine hier.-Vater hat Herr Diggelmann geschrieben und bist Du nicht sicher, wann er einmal kommt. Wir sind jetzt in dieser Wohnung so ziemlich eingelebt und gefällt uns halt doch besser als unten. Frl. Ackeret hat nun ihre Wohnung auch schön eingerichtet. Das Zimmerchen, wo Tante Bertha war, ist ihr Stübchen und die Stube hat sie als Schreibzimmer. In der Küche haben sie den Holzherd herausgeneommen und hat sie dias Badezimmer einrichtet in der Küche,Tante Berta ist immer elender und wäre es ja für sie und uns ein Glück, wenn sie sterben könnte, nimmt mich nur Wunder, wie lange sie noch leben muss? Und nun empfange noch recht viel 12. August 1930 aus Mettmenstetten an Fritz 12 Mettmenstetten, den 12. Aug. 1930 Lieber Fritzel! Nun hat Vater schon am 9. Aug. für Dich einen Brief geschrieben und jetzt ist er immer noch da, aber ich wollte Dir diese Bluse schicken, die ich machen liess, weisst ja Du hast die Stoffe von Binzikon erhalten und ist nun recht für den Stall, sie ist dann nicht so schnell schmutzig. Ich lege Dir dann noch eine Cravatte bei, Vater hat von Frl. Ackeret 5 bekommen und nun schenkt Vater Dir eine und Max eine. Hansel sagt du solltest sie an einen Bügel machen, sie gehen viel weniger kaput, als wenn man sie immer Binden müsse. Wenn Hans nach Zürich geht, kauft er Dir dann so einen neumödigen Bügel.(Moderner Bügel, um Krawatten mit gebundenen Knoten im Schrank aufzubewahren, ohne Knoten aufzulösen). Hansel ist am Samstag heimgekommen aus dem Turnkurs von Altdorf und bleibt noch ein paar Tage da in den Ferien.- Gestern hatte ich Wäsche und hatte dann Glück zum Trocknen, heute fängt es wieder an zu regnen. Jetzt ist wieder Betrieb auf dem Schulhausplatz, denn die Schule hat wieder begonnen. Letzten Samstag ist der alte Messerschmied Huber beerdigt worden, jetzt wird dann Karl Funk auch einen Gaul kaufen, wenn sie so erben können. Von Donnerstag bis Samstag war Gretli noch in den Ferien in Bonstetten, die beiden grösseren Kinder von Hermann Weiss seien dann dort gewesen. Hermine wird jetzt wieder Friede gschlosse ha mitene. Am Abend sei Grete in die Hütte und Hektor sei ihr dann nachgesprungen. Dann in der Hütte sei auch der Polizistenhund gewesen, und haben sich diese beiden dann gehörig einander genommen. Grete konnte diese beiden nicht voneinanderbringen, und schliesslich sei dann ein Mann gekommen mit einer Schaufel und habe auf die beiden losgehauen, bis sie einander gehen liessen. Hektor habe unter dem Auge ein Biss.-Grete muss nun auch wieder nach Zürich. Und nun empfange Du noch recht viele Grüsse von uns Allen ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! Mutter So sieht der schon seit drei Tagen angekündigten Brief von oft strengen Vater, Hans Hess an Sohn Fritz! Ohne Datum und Unterschrift! Aber Kirschen „Wiesbüchler“ schickt ihm sein Vater ins Welschland. 13 Übersetzung: Freitagmorgen Dein Waschkörbli ist noch da, aber dafür bekommst Du jetzt grad, noch die gewünschten Wiesbüchler, die Tante Hermine gestern von Vontobels gekauft während dem ich auf der Reise war. Denk, ich war auch auf dem Napf, ich war etwa 5 Stunden gelaufen. Das Wetter war schön, aber dann gegen den Abend fing es an zu regnen, aber wir waren ja dann in den gedeckten Auto. Meine Beine tun mir heute noch weh und die Sonne hat mich rot gefärbt. Auf dem Rückweg mochte ich fast nicht mehr laufen, denn es war eine furchtbar schlechte Strasse nichts als Steine und Steine und wieder bergauf und bergab, und war ich dann froh, dass wir dann in ein Auto sitzen konnten. Unsere Reiseroute: M´stetten, Knonau, Cham, Rotkreuz, Luzern, Malters, Wohlhusen, Menznau, Menzberg, Napf-retour Menzberg, Willisau, Sursee, Münster, Reinach, Wohlen, Bremgarten, Jonen, Lunkhofen, Ottenbach, M´stetten. Mehr ist nicht oder nicht, oder nicht mehr vorhanden. Mit Freitagmorgen, ohne Datum, schrieb Vater die Zeilen wohl vor Schulbeginn. ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! ! Am 22. August 1930 schreibt Mutter Berta Hess -Funk an Fritz: 14 Mettmenstetten, d. 22. Aug.30. Lieber Fritzel! Besten Dank für Deine lb. Zeilen, die uns immer sehr freuen. Es ist ja wirklich gschämig, dass eusri Schnideri und euse Tinteschlecker nüd emal es Briefli zweg bringed und Du der ja auch die ganze Woche arbeiten musst, doch Zeit findes dazu. Maxel weiss natürlich noch nicht, wie es ist in der Fremde und wie man Freude hat, wenn man paar Zeilen bekommt, aber Grete war ja auch fort. Sie kommen halt erst mit dem 7 Uhr Zug heim, Max manchmal erst um halb neun Uhr, dann bis z´Nacht gegessen ist es fast 8 Uhr. Sie müssen dann Aufgaben machen und Gret vielmal noch nähen. Hans ist letzten Samstag wieder nach Andermatt verreist, den am Montag ging dort die Schule wieder an. Bei Frl. Ackeret ist das Kind von ihrem Bruder mit dem Dienstmädchen wieder da in den Ferien und hat es wieder etwas Betrieb gegeben, sonst ist jetzt den ganzen Tag so ruhig in unserem Haus. Hansel gefällt es nun auch sehr gut da oben D‘Schnideri ! De Tinteschläcker! in dieser Wohnung, wir sind jetzt gut eingelebt da oben. Eveli lässt Dich auch grüssen, es kommt jetzt zu Margritli bei Frl. Ackeret, sie sind ungefähr gleich alt und so können sie gut miteinander spielen. Gestern hatten Vater und ich noch unser Emd heim gebracht und waren die beiden Kleinen natürlich auch dabei, sie hatten dann das Heu eingestampft, Frl. Ackeret hat sie dann Photographiert. Ich schicke Dir dann eine, wenn sie gemacht sind. Bei der Ladenwand hat es ganz schön viel Gras gegeben. Der Rasen ist so schön gewachsen, und ich bin jetzt so froh, es ist jetzt noch viel schöner so, es hat ja vorher doch nichts rechtes gegeben. Ihr seid also auch noch nicht fertig mit Emden. Hier hat es auch noch sehr viel Frucht, denk die Schüler hatten ja 4 Wochen Ferien und fast die ganzen Ferien regnete es, nur wenige Tage schön, gewöhnlich Samstag u. Sonntag und dann am Montag fings an zu regnen.Letzten Mittwoch wurde hier die Frau von Fritz Vollenweider, Botjokebe beerdigt, erst 46 Jahre alt, sie war ja so viel krank. Der ganze Leichenwagen und ein Federwagen hingen ganz voll mit Kränzen, 53 seien gewesen. Margrit Bosshard war in einem Kinderheim bei Winterthur, sie sei aber letzte Woche fortgelaufen, Frau Keller war in Winterthur in den Ferien, und habe ich ihr gesagt, sie solle einmal ein Spaziergang machen dorhin, um zu sehen was Margrit mache, dann brachte sie diesen Bericht, sie waren auch nicht so zufrieden dort mit ihr, wie es scheint ist sie immer die unordentliche Margrit, wie sie es bei uns auch war, solche Säuli hat man nirgends gern. Und nun mit dem Draht und Kügeli, die Kügeli haben halt verschiedene Grössen und das Muster hast Du vergessen einzupacken. Es hat doch gewiss dort oben öppe en Veloflicker? und nun empfange noch viele herzl. Grüsse von uns allen Mutter. NB. Das mit arme Rindli, dann hat es sich sicher weh getan, warst etwa Du Schuld, dass es dorthin sprang? Wehrli hat auch wieder sein Esel verkauft, weisst er fürchtet sich doch. Er hat schon wieder einen anderen Esel, er will aber den Wagen lieber selber ziehen und lässt den Esel im Stall. „Wehlihaus“ / Sutertöchter 15 Bemerkungen und Erklärungen zum Brief vom 22. August 1930. Margrit Bosshard, lebte ca. 2 Jahre bei Familie Hess-Funk. Sie kam aus schwierigen Verhältnissen, dass sie unordentlich war, kam bei der ordnungsliebenden Berta und ihrer Tochter Greti wohl nicht sehr gut an! Nach Schulaustritt hatte Margrit Probleme an ihrer Lehrstelle, sie lief davon und kam in ein Heim. Greti Hess Margrit Bosshard Links Margrit Bosshard, Fritz, Max und Gret am Schulhausbrunnen, die Mauer mit Holzschutz. Im Hintergrund ihre Obstbäume. Das andere Margritli war das Töchterchen von Klara Ackerets Bruder, einem Professor aus Winterthur. Klara Ackeret und Frl. Kocherhans nahmen später das Kind von ihrem Bruder auf, nachdem Margritlis Mutter, die in einer Psychiatrie untergebracht, Selbstmord beging. Von Frl. Kocherhans wurde Margritli liebevoll betreut, Frl. Ackeret hingegen war streng und gefühlllos. Das Leben von Margrit endete ähnlich, wie das ihrer Mutter, Alkohol und Drogenmissbrauch endete in der Psychiatrie. Heute leidet Margrits Enkeltochter zur Zeit auch an schweren psychischen Störungen. 16 Langer Brief von Gret an ihren Bruder Fritz am 24. August 1930, in dem sie ihre Reise mit dem Damenturnverein beschreibt! Gret Hess 17 Der Lange Brief von Gret ! Mettmenstetten den 24.August 1930 Mein lieber Fritzel, Nun musst Du doch einmal etwas hören von der Schneiderin. Ich bin grad fertig mit den Aufgabe, sodass ich nun Zeit habe. Die Mutter schnarcht, sie schläft auf dem Diwan, Max ist fort wohin weiss ich auch nicht. Also ist es einigermassen ruhig. Viel interessantes weiss ich Dir nicht zu erzählen, so will ich Dir unsere Jochpassreise beschreiben. Ich denke Du hast die Karte bekommen. Also am 2. August, das war am Samstag fuhren wir mit dem Zug in Mettmenstetten ab, Um 1 ½ Uhr waren wir in Sarnen, von dort aus fuhren wir mit Autos nach Stöckelalp. Dann ging das steigen an, es war wunderbares Wetter, Aussicht hatten wir zwar nicht sehr schöne, denn wir mussten meistens durch den Wald gehen. Nach zweistündigen Aufstieg fingen uns an die Waden zu ziehen und der Rucksack wurde immer schwerer. Etwa um 4 Uhr sahen wir einen Hausgiebel und jauchzten schon, aber ohä wir mussten bereits nochmals eine halbe Stunde tüchtig marschieren, bis wir dann auf der Frut ankamen. Hier löschten wir dann unseren Durst, ruhten ein wenig aus und schrieben Karten, nachdem machten wir noch ein kleiner Spatziergang. Dann so um 7 Uhr kamen schwere schwarze Wolken über und zwischen den Bergen geschlichen. Es ging dann nicht lange regnete es wie aus Kübeln , schnell flüchteten wir ins Hotel, wo es bald z‘Nacht gab. Um 9 Uhr gingen wir dann in unser Matratzenlager, denn wir waren ziemlich müde. Die ganze Hütte war voll Übernächtler. Es war auch eine Schar Studenten dort, die sorgten dann schön für Unterhaltung.. Es war aber auch glatt. Am Morgen war um 7 Uhr Tagwache. Nach dem Morgenessen zogen wir aus und glücklich begann es zu regnen, nicht stark aber immer ein wenig. Wir kamen über die Ängstenalp am Ängstensee vorbei, hier regnete es dann nicht mehr. Als wir ⅔ auf dem Jochpass oben waren, schlich der Nebel die Berghänge hinauf und innert einer halben Stunde standen wir im dichten Nebel drin, da kannst Du dir ja vorstellen, welch schöne Aussicht wir hatten! Auf dem Jochpass (Passhöhe) trafen wir die Studenten wieder. Sie machten die gleiche Tour wie wir. So kletterten wir, es waren etwa unser 5 , die vordersten fast 1/2 Std. den anderen voraus, zusammen durch den Nebel auf der anderen Seite des Jochpass hinunter, gegen Trübsee. Wir wurden aber doch nass, denn der Nebel war so dicht. Von der Frutt bis Trübsee waren es etwa 5 Stunden und das sind wir marschiert mit nur 5 Minuten Rast auf dem Jochpass. Die letzten wurden dann noch tüchtig verregnet, sie kamen tropfend an auf Trübsee. Hier trockneten wir uns. Mit der Schwebebahn fuhren wir nach Engelberg, dann mit dem Bähnli nach Stansstaad. Per Schiff nach Luzern Nach 8Uhr fuhren wir im Hauptbahnhof Mettmenstetten ein. Trotzdem wir nicht viel gesehen haben freut mich die Reise 2. und 3. August noch lange, und werde es nie vergessen. In der Lehre in Zürich gefällt es mir einen Tag besser, der andere Tag weniger je nachdem. 18 Ich denke ihr seid nun bald fertig mit dem Emden, oder habt ihr auch so Hundewetter? Max geht mit Ernst Bauer (Ferienwanderung) aufs Stanserhorn, jetzt haben sie es schon 14 Tage verschoben, so ist Max nun hässig, was er ja mehr ist, als nicht!!!!!!!!!!!! Nun empfange herzliche Grüsse von Grete NB. In letzten Tagen ist es nicht sehr gut mit Tante Bertha, sie hatte wieder einmal ein „Schlegli“. Gestern hat sie nur zweimal ins Bett gemacht, und isst sie fast nichts mehr. Mutter meint jetzt könne es sicher nicht mehr lange gehen. Aber was wir manches mal wir glaubten und immer noch ist sie da. Bemerkungen über den Schluss dieses Briefs, Gret schreibt über Max: „Hässig, was er mehr ist als nicht“. (Das war er schon als Baby) Die 1914 geborenen Zwillinge waren damals schon unterschiedliche Persönchen Bild oben Gret 1923 mit ihrer Mutter Berta Hess-Funk Fritzli Maxli Fritz Max Klara Ackeret 19 22. Juni schreibt Familie „Sännsuter“ an Fritz Mettmenstetten, den 22. Juni Salü Fritz! Beiliegend senden wir Dir die gewünschte Adresse von Alfred Gerber. Da Fredel grad am Chriesi günne ist, hat er extra für Fritz Hess ein wenig gestielte gepflückt, damit Du sie recht ordentlich erhältst, wir hoffen recht guten Empfang und guten Appetit, weisst sie haben jetzt noch keine Würmer. Neues gibt es Hier nichts gerade wichtiges, da wird es bei Dir schon mehr Abwechslung, also viele Grüsse von und Allen Familie Suter Bemerkungen und Erklärung des Brief der Familie Suter. Beachtlich damals noch vierstellige Ein kurzer Brief mit Kirschen von „Sännsuter‘s“, die Schreiberin, Frau Suter, war eine der besten Freundin meiner Grossmutter Berta Hess-Funk. Unten Fotos, die ehemaligen „Sännsuter-Kinder, als Erwachsene um 1975! Loni, Frau von Fredel Suter Emmi und ihre Schwestern 20 Abschrift Brief von Mutter.!! ! Mettmenstetten, d. 8. November 30 Sonntagabend 8 Uhr. Lieber Fritzel! ! ! ! ! Besten Dank für deinen lb. Zeilen. Da ich nun ganz allein zu Hause sitze, will ich Dir nun doch grad ein paar Zeilen schreiben. Vater ist bei einem Jass und Grete und Max sind ins Rössli gegangen, denn denk die Kirchenpflege (Pfarrer) veranstaltet ein Familien Abend, also ähnlich wie ein Kränzchen, Gesang, Musik u. Theater.- Immer spricht Herr Pfarrer gegen die Feste und immer werden neue arrangiert. Ich lege Dir noch ein Programm bei. Dass Du einmal in ein Kino gegangen freut, wenn es ja etwas rechtes ist, nur nicht so ein Schundkino, Grete hat die Adresse von Dir angegeben für Nivea creme. Hoffentlich wirst Du die „Gfrörni“ nicht so arg bekommen. Wenn Du dann keine Handcreme mehr hast, musst Du halt nur schreiben. Los, und wenn Du die Vaters Pelerine, weisst die ältere braune brauchen kannst, wollen wir sie Dir gerne schicken, weisst im Winter wenn es denn so schneit und guselt wärest Du vielleicht froh darüber. Oder möchtest Du einen Mantel, Max hat auch einen, er hat von seinem Lohn etwas daran bezahlt. Jetzt spielt er echli de Ufschnider, Grete hat gesagt, Schaggi Frei habe jetzt auch einen. Also schreibe was Du meinst? Und wie steht es mit den Ski, sollen wir sie jetzt schon schicken oder erst wenn Du nochmals schreibst, ich denke bei Euch ist der Schnee auch wieder vergangen wie bei uns. Heute hatten wir einen wunderbaren sonnigen Sonntag schade dass wir keinen Spaziergang machen konnten. Unsere Tante Berta ist jetzt gar nich gut dran. Weisst Du sie macht jetzt schon viele Wochen ins Bett und sie konnte schon lange nicht mehr aus dem Bett und ins Bett. Schon längere Zeit singt sie den ganzen Tag voiont, voiont, ei ei ei, und die Beine kann sie nicht mehr strecken, sie wird ganz steif. Am Donnerstag kam dann der Arzt und sagte er, dass es immer schlimmer komme. Er gab ihr dann Tropfen zum Einnehmen und nun schläft sie viel, wer weiss, bis die Zeilen bei Dir anlangen ist sie vielleicht schon eine Leiche. Es wäre ja eine grosse Erlösung für sie und für uns die grosse Mühe weniger, es war fast nicht zum glauben, dass sie so lange leben konnte. Es geht ziemlich streng mit Sterben, gestern wurde Frau Gallmann neben Frau Schmid Frei beerdigt. Heute Kunz, de (Federputzmaschine) und am Dienstag wird ein 20 jähriger Jüngling Broch von Herferswil beerdigt (Katolisch). Gestern vor acht Tagen hed denn de Hodler Hans Hochsig ga, jetzt häd er also doch no e Frau übercho.- Jä was macht au di Hand, ist sie wieder gut, ich hoffe es. Ich hoffe, dass Du also auch gesund bleiben werdest über den Winter. Und nun empfange Du noch recht viele herzliche Grüsse von uns Allen Deine Mutter Hodler Hans: Seine erste Frau war die Schwester von Schmid Illi, sie starb bei der Geburt von ihrem ersten Kind, das auch nicht Kind überlebte) Hodler Hans trug am Rücken die Jauche von seiner Kuh und trug diese zu seinem Land hoch beim Paradiesweiher. Er wurde beobachtet, wie er auf dem Heimweg „Rossbollen“ einsammelte und in sein Taschentuch wickelte. Hodler Hans war Fähnrich in einem Verein. 21
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