56 Pferd & Reiter BAUERNBLATT | 2. Juli 2016 ■ Pferdesteuer in Tangstedt Gemeinderat stimmt für Prüfauftrag Knapp 150 Personen kamen vor dem Tangstedter Rathaus zusammen, um an einer Kundgebung gegen die Pferdesteuer teilzunehmen. Dennoch entschied der Gemeinderat der Gemeinde im Kreis Stormarn, in der rund 700 Pferde ihr Zuhause haben, über einen Prüfauftrag, um eine mögliche Besteuerung auszuarbeiten. Lediglich eine Stimme fehlte, um dies zu verhindern. Das Ergebnis ist ein herber Rückschlag im Kampf gegen die Pferdesteuer, doch Reiter und Verbände wollen nicht aufgeben. Vertreter des Kreissportverban des sowie des Kreisbauernverban des Stormarn unterstützten die Tangstedter Pferdefreunde vor so wie auch während der Gemeinde vertretersitzung mit klaren State ments gegen eine mögliche Ein führung der Pferdesteuer. Seit Monaten hatten die örtlichen Pfer dehalter, -betriebe und Reiter ge meinsam mit der Deutschen Reiter lichen Vereinigung (FN) und dem Pferdesportverband Schleswig-Hol stein (PSH) in Gesprächen mit den Kommunalpolitikern versucht, die Einführung der Steuer abzuwen den. Der Sitzungssaal und das Trep penhaus des Tangstedter Rathau ses waren bis auf den letzten Platz gefüllt. In der Einwohnerfragerun de der Gemeinderatssitzung ka men die Pferdesteuergegner noch einmal zu Wort. Die Verbandsver treter wiesen vor allem darauf hin, wie wichtig das Reiten als Brei tensport für die Förderung des Eh renamtes, der Integration und der Jugendarbeit sei. „Wir haben viele konstruktive Gespräche im Vorfeld der Sitzung führen können“, sag te Matthias Karstens, Geschäfts führer des PSH, und betonte: „Die Pferdehalter und Reiter sind durch aus willens, sich aktiv an der Pflege der Reitwege zu beteiligen.“ Soll te die Satzung von der Gemeinde vertretung dennoch verabschiedet werden, wäre Tangstedt die erste Gemeinde in Norddeutschland, die das Halten von Pferden und somit einen Sport besteuert. Am runden Tisch wollen Ver treter der örtlichen Pferdehöfe, Vereine und Fraktionen nun ver suchen, sich zu einigen. Die SPD fordert ein Reitwege- und Kenn zeichnungskonzept zur Pflege und Instandhaltung von Reitwe gen durch die Tangstedter Reiter, um so die Gemeinde zu entlasten. Die Reiter legen in Kürze ein Kon zept dazu vor, das die Pflege der Ärger statt Sommeridylle: In Tangstedt stehen die Pflege und Kennzeichnung von Reitwegen im Mittelpunkt der Diskussion um die Erhebung einer Pferdesteuer. Foto: Agentur Hafensänger „Zum Glück gibt es noch eine Option aus der Sackgasse heraus. Für uns heißt es jetzt, weiterzu kämpfen und den Gemeinderat in weiteren Treffen mit sachlichen Argumenten von der Sinnlosigkeit einer solchen Steuer zu überzeu gen“, betont Thomas Ungruhe, Leiter der Abteilung Breitensport, Betriebe und Vereine bei der FN. Reitwege durch die ortansässigen Reiterhöfe vorsieht. Überzeugt die Lösung, haben die verantwort lichen Gemeindevertreter ange kündigt, Abstand von ihren Pfer desteuerplänen zu nehmen. Un terdessen soll der Finanzausschuss klären, wie hoch die Steuer ausfal len müsste, damit sich eine Besteu erung überhaupt lohnt. Neues Trainerportal: Wissensvermittlung für Ausbilder Die Deutsche Reiterliche Vereini gung (FN) bietet allen Ausbildern und solchen, die es werden möch ten, neuerdings eine moderne, multimediale Lernplattform. Das FN-Trainerportal ist für jeden of fen, der sich mit der reiterlichen Aus- und Weiterbildung beschäf tigt. Die Inhalte reichen von Infor mationen zu den verschiedenen Trainerqualifikationen und -stu fen im Pferdesport über trainings begleitende Inhalte wie Übungs sammlungen, Videos und Praxis beispiele, Konzepte und Tipps für eine kreative und abwechslungs reiche Unterrichtsgestaltung bis hin zu Informationen und Veran staltungstipps rund um die Trai neraus- und -fortbildung. Um das Trainerportal gemäß dem Motto „Von Ausbildern für Ausbilder“ aktuell, lebendig und praxisnah zu gestalten und auszubauen, haben Ausbilder die Möglichkeit, sich an dem Portal mit eigenen In halten, Erfahrungen und Tipps zu beteiligen. Informationen unter: www.pferd-aktuell.de/trainer portal fn Zum Hintergrund: Das Bundes verwaltungsgericht hat im August 2015 entschieden, dass „Gemein den grundsätzlich berechtigt sind, auf das Halten und das entgeltliche Benutzen von Pferden für den per sönlichen Lebensbedarf eine örtli che Aufwandsteuer (Pferdesteuer) zu erheben“. Bisher wird lediglich in den hessischen Gemeinden Bad Sooden-Allendorf, Schlangenbad und Kirchheim eine Pferdesteuer erhoben. Im Dezember 2015 gab es aber auch gute Nachrichten aus der nordhessischen Gemeinde Weißen born, die sich im letzten Moment gegen eine bereits ausgearbeite te Satzung entschied. Der Grund: Der Verwaltungsaufwand stehe in keinem sinnvollen Verhältnis zum wirtschaftlichen Ertrag. Genau hier wollen die Pferdesteuergegner in Tangstedt nun anknüpfen. Dass die Steuer „kein Beitrag zur Haushalts konsolidierung“ sein soll, darüber sind sich auch zahlreiche Bundes tagsabgeordnete einig, wie sie im März den Entscheidungsträgern in den Kommunen mitteilten. Nach den jüngsten Entwick lungen in Tangstedt machten der agrarpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Oliver Kum bartzky, sowie der finanzpolitische Sprecher und Parlamentarische Ge schäftsführer der FDP-Landtags fraktion, Heiner Garg, in einer Er klärung deutlich, dass die Pferde steuer ein völlig falsches Signal und keine Lösung für die Haushaltspro bleme der Gemeinde sei. Stattdes sen blühe dem Steuersystem eine weitere Bagatellsteuer, die volks wirtschaftlich mehr Schaden an richte als sie dem Kämmerer hel fe, den kommunalen Haushalt zu sanieren. Auch die sportpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag, Barbara Ostmeier, kritisierte die geplante Besteuerung scharf. „An gesichts des vorhandenen Haus haltsdefizits kann diese Steuer we der die Gemeinde noch die Reitwe ge retten. Sie schafft nur Unfrie den und reißt Gräben“, sagte sie in Kiel. „Eine Pferdesteuer richtet mehr Schaden an als sie nützt. Die Tangstedter wären gut beraten, noch einmal über die Folgen ih rer Entscheidung nachzudenken.“ Weitere Informationen zum Thema Pferdesteuer unter: www.pferd-ak tuell.de/pferdesteuer pm/ir
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