PRESSEMITTEILUNG 08.07.2016 DEMOKRATIEKONFERENZ 2016 "Eine Integrationsstrategie für marginalisierte Gruppen ist notwendig" Mit ihrer diesjährigen Demokratiekonferenz hat die Partnerschaft für Demokratie Frankfurt zahlreiche Vertreter*innen der Politik und Zivilgesellschaft eingeladen, um Chancen und Herausforderungen zu diskutieren, die sich für die Frankfurter Stadtgesellschaft seit dem Zuzug von Geflüchteten in jüngerer Zeit ergeben. "Die Partnerschaft für Demokratie Frankfurt will gezielt lokale Projekte fördern, die auf die konkrete Bedarfslage vor Ort mit innovativen Lösungsansätzen reagieren", sagt Integrationsdezernentin Dr. Nargess Eskandari-Grünberg, zuständig für das Amt für multikulturelle Angelegenheiten (AmkA), das gemeinsam mit der Bildungsstätte Anne Frank und dem Jugendring das Kooperationsprojekt Partnerschaft für Demokratie Frankfurt trägt. Die Partnerschaft für Demokratie Frankfurt fördert und vernetzt zivilgesellschaftliche Projekte, um verschiedenen Formen von Diskriminierung und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit präventiv zu begegnen. "Uns geht es darum, mit Blick auf die uns zur Verfügung stehende Fördersumme Handlungsbedarfe zu definieren, ohne dass gesellschaftliche Gruppen gegeneinander ausgespielt werden", sagt Dr. Meron Mendel, Direktor der Bildungsstätte Anne Frank. Die Diskussionsgrundlage bietet eine aktuelle Befindlichkeitsstudie der Frankfurt University of Applied Sciences (Prof. Dr. Julia Eksner), die vom AmkA und der Bildungsstätte in Auftrag gegeben wurde, um die "Nebenwirkungen" der Neuzuwanderung nach Frankfurt im Zeitraum 2014/2015 für verschiedene Bevölkerungsgruppen und Stadtteile kritisch in ihrer Bedeutung für die sozialpolitische Planung der Stadt zu durchleuchten. Im Rahmen der Studie wurden 18 Expert*innen und Praktiker*innen aus verschiedenen Bereichen der sozialen Dienste in Frankfurt zu den Querschnitten zwischen Neuzuwanderung und sozialer Benachteiligung in Frankfurt befragt. Dabei zeichnet sich einerseits ein positives Bild der aktuellen Integration der Zuwander*innen in die multikulturellen Frankfurter Stadtgesellschaft. Andererseits wurden jedoch eine Reihe struktureller Hürden zur langfristigen sozialen Integration identifiziert, hierrunter der Mangel an sozialem Wohnraum, als auch Existenzsicherung und Qualifizierung von stark prekarisierten Gruppen unter den Neuzuwander*innen. Insbesondere in Bezug auf die langfristige und qualifizierte Integration der Neuzuwander*innen und anderer marginalisierter Gruppen wurden als zentrale Mechanismen zur Verhinderung einer zunehmenden Prekarisierung dieser Gruppen eine Neuorientierung kommunaler Bildungsangebote und die Schaffung sozialen Wohnraums genannt. Das aufgrund des demographischen Wandels prognostizierte steigende Bedürfnis der Frankfurter Stadtgesellschaft an qualifizierter Arbeitskraft als auch an nicht-traditionellen, intergenerationalen Formen des Zusammenlebens in den kommenden Jahrzehnten zwingen hierbei, laut den Expert*innen, zu einer flexiblen und mutigen Neuorientierung kommunaler Bildungsprogramme sowie auch zu neuen Konzepten für die Schaffung von intergenerationalen Wohnraum. In den anschließenden Diskussionsforen setzen sich die Teilnehmer*innen der Demokratiekonferenz mit Handlungsbedarfen auseinander, die sich aus der Studie ergeben. "Wir wollen auch ausloten, welche Strategien zur Projektförderung für das Jahr 2017 sinnvoll und machbar sind", sagt Dr. Meron Mendel. ÜBER DIE PARTNERSCHAFT FÜR DEMOKRATIE Die Partnerschaft für Demokratie Frankfurt wird gefördert durch das Bundesfamilienministerium im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ und ist ein Kooperationsprojekt des Amts für multikulturelle Angelegenheiten der Stadt Frankfurt am Main und der Bildungsstätte Anne Frank und des Jugendrings Frankfurt am Main. Eine demokratische Kultur der Vielfalt und Anerkennung bildet den besten Ansatz, um antidemokratischen Tendenzen und verschiedenen Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit präventiv zu begegnen. Deshalb knüpfen die im Rahmen der Partnerschaft für Demokratie zu entwickelnden Projekte und Vernetzungen an die Umsetzung und Fortentwicklung des 2011 verabschiedeten „Frankfurter Integrations- und Diversitätskonzept für Stadt, Politik und Verwaltung“ an und ergänzen diese. Es werden Foren für offene Diskussionen eröffnet und gezielt Ansätze konstruktiver Konfliktbearbeitung, Strategien der Deeskalation, Kommunikation und zum Umgang mit Heterogenität und Diskriminierung gefördert. Im Jahr 2015 wurden mit einer Summe von 45.000 Euro 17 Projekte gefördert, die sich gezielt für eine Stadtgesellschaft mit Vielfalt und demokratischen Werten einsetzen. "Wir haben darauf geachtet möglichst vernetzte Projekte zu unterstützt - von Jugendprojekten bis hin zu selbstorganisierten Projekte von Geflüchteten" sagt Miriam Modalal, Leiterin der Koordinierungs- und Fachstelle in der Bildungsstätte Anne Frank. Beispiele sind das "Get.Together! Café", ein Café-Kooperationsprojekt zwischen dem Mehrgenerationenhaus und selbstorganisierten Migrant*innen-Gruppen; das "Theaterprojekt "Babel des Schauspielhaus Frankfurt", ein inklusives Theaterprojekt von Jugendlichen mit und ohne Fluchthintergrund; sowie "Salam e.V.", ein Fortbildungsprojekt zur Notfallseelsorge für traumatisierte muslimische Geflüchtete. Im laufenden Jahr wurden bereits acht Projekte mit einer Summe von 25.000 Euro unterstützt, darunter ein gemeinsames Projekt von neun verschiedenen migrantischen Jugendgruppen, die sich während der Parade für Kulturen präsentierten.
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