Beschäftigungsausblick 2016 Juli 2016 Die Ausgabe 2016 des OECD-Beschäftigungsausblicks bietet einen Überblick zu den internationalen Arbeitsmarkttrends. Ein Schwerpunkt des Berichts liegt auf benachteiligten Jugendlichen. Weitere Kapitel behandeln den Einsatz von Kompetenzen am Arbeitsplatz, die kurzfristigen Arbeitsmarktauswirkungen von Strukturreformen und Unterschiede der Arbeitsmarktsituation von Männern und Frauen in Schwellenländern. DOI: 10.1787/empl_outlook-2016-en Arbeitsmarktentwicklungen in Deutschland A. Beschätigungsquote Anteil der Bevölkerung im Alter von 15-74 Jahren B. Harmonisierte Arbeitslosenquote Anteil an allen Arbeitskräften Prognosen C. Langzeitarbeitslose (1 Jahr und mehr) Anteil an allen Arbeitskräften D. Reallöhne Realer Stundenlohn, Index 2007 Q4=100 Prognosen Hinweis: Gewichteter OECD Durchschnitt Quellen: OECD Economic Outlook No 99, June 2016, http://dx.doi.org/10.1787/9572784d-en; OECD Employment database (www.oecd.org/employment/database); OECD calculations based on quarterly national accounts. ARBEITSMARKTTRENDS UND -AUSSICHTEN Die Arbeitsmarktbedingungen in den OECD-Ländern verbessern sich weiter und nach derzeitigen Prognosen wird die Beschäftigungsquote im OECDRaum im kommenden Jahr auf ihr Vorkrisenniveau zurückkehren, fast zehn Jahre nach Ausbruch der globalen Finanzmarktkrise. Dennoch verläuft die Erholung auf den Arbeitsmärkten im Ländervergleich und bei den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen sehr ungleichmäßig. Auch das Wachstum der Reallöhne hat sich seit 2007 verlangsamt. Damit steigt das Risiko, dass es zu einer länger anhaltenden Lohnstagnation kommen könnte. Die seit 2009 positive Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt hat sich im Jahr 2015 fortgesetzt. Die Beschäftigungsquote für die Bevölkerung im Alter von 15 bis 74 Jahren wird im Laufe des Jahres 2016 voraussichtlich 65% überschreiten, deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 60,5%. Mit 4,3% im 1. Quartal 2016 ist die Arbeitslosigkeit so niedrig wie seit 25 Jahren nicht mehr und gehört zu den niedrigsten in der OECD. OECD Beschäftigungsausblick 2016 © OECD 2016 Der Anteil der Beschäftigten, die seit mindestens einem Jahr ohne Job sind, ist in den letzten 8 Jahren auch kontinuierlich gefallen und liegt im 4. Quartal 2015 bei 1,9% und damit unter dem OECD-Durchschnitt von 2,2%. Im Gegensatz zu vielen anderen OECD-Ländern sind die Reallöhne in Deutschland seit 2011 deutlich gewachsen und waren Ende 2015 14% höher als Ende 2007. Diese Entwicklung reflektiert ein Ende der starken Lohnzurückhaltung in Deutschland vor Beginn der Finanzkrise. ERSTE AUSWIRKUNGEN DER MIGRATION AUF DEM ARBEITSMARKT Die jüngsten OECD-Prognosen gehen davon aus, dass der kontinuierliche Rückgang der Arbeitslosenquote in Deutschland mit einer Stabilisierung in der 2. Jahreshälfte 2016 und im Jahr 2017 vorläufig zu Ende kommt. Der Arbeitsmarkteintritt von Flüchtlingen, die über das vergangene Jahr nach Deutschland gekommen sind ist dafür der wesentliche Faktor. Internetseite des OECD Beschäftigungsasublicks Insgesamt wird Flüchtlingsmigration erst langsam auf dem Arbeitsmarkt sichtbar und viel hängt davon ab, wie schnell Asylanträge bearbeitet und in welchem Maße sie positiv entschieden werden. Nach Arbeitsmarkteintritt werden viele Flüchtlinge zunächst arbeitslos sein, bevor sie Beschäftigung finden. Wie schnell die Integration in den Arbeitsmarkt gelingt, hängt von Sprachförderung, Ausbildung und Anerkennung von bestehenden Qualifikationen ab. ÄNDERUNGEN IN DER BESCHÄFTIGUNGSQUALITÄT In den meisten OECD-Ländern scheint die globale Wirtschafts- und Finanzkrise wenig Einfluss auf die Arbeitseinkommen und die Qualität des Arbeitsumfeldes gehabt zu haben. Allerdings hat die Arbeitsmarktsicherheit als Folge des erheblichen Abbaus von Arbeitsplätzen und des Anstiegs der Arbeitslosigkeit deutlich abgenommen. Dagegen hat sich in Deutschland nicht nur die Lage auf dem Arbeitsmarkt verbessert, auch alle anderen Dimensionen der Beschäftigungsqualität haben sich positiv entwickelt. Anders als noch vor der Krise ist Deutschland sowohl was Arbeitseinkommen also auch was Arbeitsplatzsicherheit angeht nun unter den führenden OECD-Ländern. Bei der Qualität des Arbeitsumfeldes liegt Deutschland allerdings weiter deutlich hinter den Spitzenreitern. sowie Anwendung von neu Erlerntem) hinkt Deutschland deutlich hinter Ländern wie Schweden, Finnland und Dänemark zurück. Arbeitsweisen die hohe Leistung versprechen (HPWP – High performance work practices) Arbeitnehmer (in %) die von HPWP Managementpraktiken profitieren 100 90 2013 0.8 0.6 0.6 0.4 0.4 0.2 0.2 0 0 FIN DEU OECD FIN DEU OECD Arbeitseinkommen Arbeitsmarktsicherheit FIN DEU OECD Qualität des Arbeitsumfeldes Source: OECD Datenbank für Beschäftigungsqualität (2016). Deutschland schneidet überdurchschnittlich ab in Bezug auf gute Managementpraktiken wie Mitarbeiterbeteiligung, leistungsabhängige Lohnzahlungen, Weiterbildung und Arbeitszeitflexibilität. Bei der Arbeitsorganisation allerdings (Teamarbeit, Autonomie, Eigenständigkeit bei der Aufgabenerfüllung, Mentoring, Job-Rotation, 30 25 20 15 60 10 50 5 40 0 OECD DEU FIN DEU OECD FIN Quelle: OECD Beschäftigungsausblick, 2016, Kapitel 2. BENACHTEILIGTEN JUGENDLICHEN GILT BESONDERE AUFMERKSAMKEIT Junge Menschen, die weder in Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung sind (sog. „NEETs“) riskieren permanent vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen zu sein. Dieses Risiko ist besonders hoch für den relativ hohen Anteil an gering qualifizierten NEETs (d.h. ohne Abschluss der Sekundarstufe). Die Situation von benachteiligten Jugendlichen ist in Deutschland besser als in den meisten anderen OECD-Ländern. Der Anteil junger Menschen im Alter von 15 bis 29 Jahren, die zum Kreis der ‘NEET‘ gehören, ist zwischen 2007 und 2015 deutlich zurückgegangen auf weniger als 10%. 4,5% sind auch ohne sekundären Schuldabschluss. Im OECDDurchschnitt liegt der Wert bei 5,3%. 1 1 35 70 2005 0.8 40 Bonus Weiterbildung Arbeitszeitflexibilität 80 Beschäftigungsqualität in Deutschland, Finnland und der OECD Index 0-1 Niedriges bis hohes Ergebnis Anteil der Arbeitsplätze mit hohen HPWP in der Arbeitsorganisation Gering qualifizierte NEETs sind besonders benachteiligt Anteil der Bevölkerung zwischen 15-29 Jahren, 2015 % 6 5 4 3 2 1 0 Deutschland OECD Hinweis: Gering qualifizierte NEETs sind alle Jugendlichen die weder in Beschäftigung, Bildung oder Ausbildung sind und keinen sekundären Schulabschluss haben. Quelle: OECD Beschäftigungsausblick 2016, Kapitel 1. Kontakt: Abteilung für Arbeitsmarktanalyse und Arbeitsmarktpolitik, OECD Direktorat für Beschäftigung, Arbeit und Soziales, Kristine Langenbucher (+33 1 45 24 18 37; [email protected]) Internetseite des OECD Beschäftigungsasublicks OECD Beschäftigungsausblick 2016 © OECD 2016
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