Ausblick Deutschland

Aktuelle Themen
Konjunktur
Ausblick Deutschland
4. Juli 2016
Deutscher Konsument vs. Brexit
Autoren
Heiko Peters
+49 69 910-21548
[email protected]
Stärke der Binnenwirtschaft begrenzt Brexit-Auswirkungen. Die politischen und
wirtschaftlichen Implikationen sowie der Ablauf des Brexit sind derzeit äußerst
schwer zu greifen. Wir gehen davon aus, dass sich Europa – wie zuletzt immer
– „durchwursteln“ wird. Die EZB wird nicht panisch reagieren, sondern zunächst
die ersten Brexit-Folgen abwarten. Eine weitere Verlängerung des QEProgramms und mehr Liquiditätsspritzen für die Banken könnten ggf. erste
Handlungsoptionen darstellen. Aufgrund des Brexit senken wir unsere BIPWachstumsprognose für Deutschland für das Jahr 2017 auf 1,3% von zuvor
1,6%. Etwa die Hälfte der Anpassung geht auf eine geringere Exportprognose
zurück. Die andere Hälfte entfällt auf eine gesenkte Erwartung für das Plus bei
den Ausrüstungsinvestitionen. Die Binnennachfrage dürfte kaum beeinträchtigt
werden, da die Treiber – Arbeitsmarkt und Bauinvestitionen – intakt sind.
Oliver Rakau
+49 69 910-31875
[email protected]
Stefan Schneider
+49 69 910-31790
[email protected]
Editor
Stefan Schneider
Deutsche Bank AG
Deutsche Bank Research
Frankfurt am Main
Deutschland
E-Mail: [email protected]
Fax: +49 69 910-31877
www.dbresearch.de
Originalveröffentlichung in englischer Sprache:
1. Juli 2016
Inhaltsverzeichnis
Seite
Prognosetabellen ............................................2
Stärke der Binnenwirtschaft begrenzt
Brexit-Auswirkungen .......................................3
Deutscher Verbraucher: Und er konsumiert
doch!...............................................................7
Positive Arbeitsmarktlage weckt
Begehrlichkeiten ...........................................15
DB Makro-Überraschungsindex
Deutschland..................................................22
Exportindikator ..............................................23
Eventkalender ...............................................24
Datenkalender ..............................................24
Finanzmarktprognosen .................................25
Datenmonitor ................................................26
Deutscher Verbraucher: Und er konsumiert doch! Deutschland wurde in den
letzten Jahren immer wieder eine Konsumzurückhaltung nachgesagt. Dies ist
allerdings vor allem ein Phänomen der ersten Euro-Jahre und auch Resultat der
stark unterschiedlichen Bevölkerungsdynamik. Bei einer pro-Kopf Betrachtung
halbiert sich der Abstand der jährlichen Konsum-Wachstumsraten für 19992008. Nimmt man den gesamten Zeitraum seit Euro-Einführung (1999-2015),
weist Deutschland sogar ein leicht höheres reales pro-Kopf Konsumwachstum
auf als die Eurozone insgesamt. Deutsche Konsumenten genießen zudem eines der höchsten realen pro-Kopf Konsumniveaus. Innerhalb der EWU lagen
sie 2015 wie auch Mitte der 1990er Jahre jeweils auf Platz 2. Trotz des hohen
Konsumniveaus hat Deutschland ein durchschnittliches Preisniveau. In Frankreich sind die Preise merklich überdurchschnittlich. Die Abweichungen der deutschen Konsumstruktur von jener in der EWU halten sich in engen Grenzen.
Positive Arbeitsmarktlage weckt Begehrlichkeiten. Der deutsche Arbeitsmarkt
setzt seine positive Entwicklung seit den Arbeitsmarktreformen Mitte der 2000er
Jahre fort. Die Beschäftigung liegt auf einem historischen Hoch und der Anstieg
der Beschäftigung ist keinesfalls auf die Ausbreitung prekärer Beschäftigung
zurückzuführen. Spiegelbildlich ist die Arbeitslosigkeit auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang der 1990er Jahre. Zudem sind die Chancen, einen Arbeitsplatz
zu finden, zuletzt weiter gestiegen. Anstatt jedoch die gute Arbeitsmarktlage zu
nutzen und die Mitte der 2000er Jahre eingeführten Arbeitsmarktreformen positiv herauszustellen und konsequent weiterzuführen, schaltet die große Koalition
mit ihren tiefen Eingriffen in den Arbeitsmarkt – Re-Regulierung von Zeitarbeit
und Werkverträgen sowie Mindestlohn – in den Rückwärtsgang. Die negativen
Folgen der heutigen Politik dürften in der nächsten Abschwungphase deutlich
zum Vorschein kommen. Da der deutsche Arbeitsmarkt insgesamt im Vergleich
zu anderen Ländern hoch reguliert ist, benötigen die Unternehmen eine hohe
externe Flexibilität. Den Unternehmen wird ein Teil ihrer externen Flexibilität mit
den Reformen allerdings genommen. In schwierigen Zeiten wird dies gerade die
Position der Schwächsten am Arbeitsmarkt noch weiter verschlechtern.
Ausblick Deutschland
Wachstum, Inflation, Leistungsbilanz, Budgetsaldo
DX
BIP-Wachstum
in % gg. Vj.
2015 2016P 2017P
Euroland
Deutschland
Frankreich
Italien
Spanien
Niederlande
Belgien
Österreich
Finnland
Griechenland
Portugal
Irland
Inflation*
in % gg. Vj.
2015 2016P 2017P
Leistungsbilanzsaldo
in % des BIP
2015 2016P 2017P
Budgetsaldo
in % des BIP
2015 2016P 2017P
1,6
1,7
1,2
0,8
3,2
2,0
1,4
0,8
0,7
-0,3
1,5
7,8
1,6
1,7
1,5
0,9
2,8
1,4
1,2
1,1
1,1
-0,7
1,0
5,0
1,1
1,3
1,3
0,4
1,7
0,9
0,9
1,1
0,7
1,2
1,1
2,9
0,0
0,2
0,1
0,1
-0,6
0,2
0,6
0,8
-0,1
-1,1
0,5
0,0
0,2
0,5
0,2
0,0
-0,4
0,2
1,7
1,1
0,5
-0,3
0,8
0,3
1,2
1,5
1,0
1,1
1,3
1,1
1,8
1,7
1,2
0,7
1,3
1,4
3,2
8,5
-0,2
2,2
1,4
8,6
0,0
2,6
0,1
0,0
0,6
4,5
2,6
8,1
0,1
2,6
1,1
10,5
1,0
2,7
0,3
1,0
1,0
4,0
2,0
7,6
0,1
1,9
0,3
10,2
0,8
2,7
0,2
0,9
0,7
2,9
-2,1
0,7
-3,5
-2,6
-5,1
-1,8
-2,6
-1,2
-2,7
-7,2
-4,4
-2,3
-2,0
0,0
-3,3
-2,5
-4,0
-1,8
-2,7
-1,6
-2,6
-3,7
-2,8
-1,1
-1,9
-0,2
-3,0
-2,4
-3,6
-1,8
-2,5
-1,5
-2,5
-2,0
-2,8
-1,1
Großbritannien
Dänemark
Norwegen
Schweden
Schweiz
2,2
1,2
1,1
3,9
0,9
1,5
1,4
1,0
3,4
1,3
0,9
1,8
2,0
2,5
1,5
0,0
0,5
2,2
0,0
-1,1
1,2
1,1
2,5
0,9
-0,5
2,2
1,7
2,3
1,8
0,2
-4,7
7,0
9,0
5,9
11,4
-4,0
7,0
6,5
5,7
9,0
-3,5
7,0
6,5
5,5
8,0
-4,3
-2,5
9,0
-0,8
0,3
-3,0
-2,5
6,5
-1,0
-0,5
-3,0
-2,0
6,5
-0,5
-0,5
Tschech. Rep.
Ungarn
Polen
4,3
2,9
3,6
2,6
2,4
3,6
2,7
2,5
3,3
0,3
-0,1
-0,9
1,0
0,4
-0,6
1,7
1,4
1,2
1,6
4,4
-0,2
1,2
4,2
-0,8
0,8
3,5
-1,1
-1,9
-2,0
-2,6
-1,4
-1,9
-2,9
-1,2
-2,5
-3,0
USA
Japan
China
Welt
2,4
0,6
6,9
3,1
1,5
0,2
6,6
3,0
1,8
1,1
6,5
3,4
0,1
0,8
1,4
3,3
1,3
-0,1
1,8
4,4
1,9
0,8
1,8
4,5
-2,4
3,3
2,8
-2,5
3,7
2,8
-2,7
3,2
2,4
-2,4
-4,0
-3,5
-2,9
-4,0
-4,0
-2,9
-3,8
-4,0
*Inflationsdaten für EU-Länder basieren auf harmonisierten Verbraucherpreisindizes außer bei Deutschland. Dies kann zu Diskrepanzen zu anderen DB Publikationen führen.
Quellen: Nationale Behörden, Nationale Zentralbanken, Deutsche Bank
Prognosen Deutschland: BIP-Wachstum nach Komponenten, % gg.Vq., Jahresdaten % gg.Vj.
DX
2015
BIP
Privater Konsum
Staatsausgaben
Anlageinvestitionen
Ausrüstungen
Bau
Lager, %-Punkte
Exporte
Importe
Nettoexport, %-Punkte
2013
0,3
0,6
0,8
-1,3
-2,3
-1,1
0,6
1,6
3,1
-0,5
2014
1,6
0,9
1,7
3,5
4,5
2,9
-0,3
4,0
3,7
0,4
2015 2016P 2017P
1,7
1,7
1,3
2,0
1,8
1,3
2,5
2,8
1,8
2,2
2,7
1,2
4,8
3,0
0,0
0,3
3,0
2,2
-0,5
0,1
0,0
5,4
2,5
2,8
5,8
4,0
3,2
0,3
-0,5
0,0
Konsumentenpreise*
Arbeitslosenquote, %
Industrieproduktion
Budgetsaldo, % BIP
Öffentlicher Schuldenstand, % BIP
Leistungsbilanzsaldo, % BIP
Leistungsbilanzsaldo, EUR Mrd.
1,5
6,9
0,1
-0,1
77,2
6,5
190
0,9
6,7
1,5
0,3
74,7
7,3
213
0,2
6,4
0,5
0,7
71,2
8,5
257
0,5
6,2
1,3
0,0
69,4
8,1
255
1,5
6,6
2016
Q1
0,3
0,4
0,4
1,7
1,9
1,8
-0,1
1,5
2,1
-0,2
Q2
0,4
0,1
0,7
-0,4
0,5
-1,3
-0,3
1,8
0,5
0,6
Q3
0,3
0,6
1,3
-0,3
-0,8
-0,3
0,0
0,2
1,1
-0,3
Q4
0,3
0,4
0,9
1,4
1,0
2,0
0,1
-0,6
0,5
-0,5
Q1
0,7
0,4
0,5
1,8
1,9
2,3
0,1
1,0
1,4
-0,1
Q2P
0,1
0,2
0,7
-0,5
-0,5
-0,9
0,0
0,8
1,0
0,0
Q3P
0,5
0,5
0,8
0,2
0,6
-0,2
0,0
1,1
1,1
0,1
Q4P
0,4
0,4
0,8
0,3
0,1
0,4
0,0
0,5
0,6
0,0
0,0
6,5
0,5
6,4
0,1
6,4
0,3
6,3
0,3
6,2
0,1
6,1
0,7
6,2
1,1
6,4
-0,2
67,4
7,6
247
*Inflationsdaten für Deutschland basieren auf nationaler Abgrenzung. Dies kann zu Diskrepanzen zu anderen DB Publikationen führen.
Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank, Arbeitsagentur, Deutsche Bank Research
2
| 4. Juli 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Stärke der Binnenwirtschaft begrenzt BrexitAuswirkungen
— Die politischen und wirtschaftlichen Implikationen sowie der Ablauf des
Brexit sind derzeit äußerst schwer zu greifen. Wir gehen davon aus, dass
sich Europa – wie zuletzt immer – „durchwursteln“ wird. Das heißt, wir erwarten weder ein positives noch ein negatives Extremszenario. Die EZB
wird nicht panisch reagieren. Sie dürfte ihre Handlungsbereitschaft betonen,
aber abwarten, bis die Folgen der britischen Entscheidung klarer absehbar
sind. Eine weitere Verlängerung des QE-Programms und mehr Liquiditätsspritzen für die Banken könnten erste Handlungsoptionen darstellen.
— Aufgrund der Größe der britischen Wirtschaft und der engen Verbindung mit
Deutschland erwarten wir basierend auf unserem politischen Szenario einen
moderaten Dämpfer für das Wachstum vor allem in 2017. Wir senken unsere BIP-Wachstumsprognose für das Jahr 2017 auf 1,3% von zuvor 1,6%.
— Etwa die Hälfte der Anpassung geht auf eine geringere Exportprognose
zurück. Die andere Hälfte entfällt auf eine gesenkte Erwartung für das Plus
bei den Ausrüstungsinvestitionen. Die Automobil- und Pharmaindustrie dürften dies am stärksten zu spüren bekommen. Die Binnennachfrage dürfte
insgesamt kaum negativ beeinträchtigt werden, da die Treiber – Arbeitsmarkt und Bauinvestitionen – intakt sind.
Was der Brexit für die Eurozone bedeutet1 …
Deutschland & UK: Zusammen über
40% der EU-Wirtschaft
% vom nominalen EU28 BIP, 2015
28,3
20,7
17,6
7,4
11,2
Deutschland
Italien
Quelle: Eurostat
14,9
UK
Spanien
Frankreich
Andere
1
Es ist unmöglich, die Auswirkungen der britischen Entscheidung, die EU zu
verlassen, abschätzen zu können, ohne ein politisches Szenario zu unterstellen.
Ein großer Schritt Richtung verstärkter Integration in der EU dürfte sehr unwahrscheinlich sein. Das andere Extrem, ein Auseinanderbrechen, ist ebenso unwahrscheinlich. Daher nehmen wir ein klassisches europäisches Durchwursteln
an. Bei diesem Szenario gibt es natürlich zahlreiche Risikofaktoren. Der europäische Politikkalender ist in den nächsten Monaten gefüllt. Beispielsweise steht
im Italien im Oktober ein Referendum über die Senatsreform von Premierminister Renzi an, dessen Ergebnis über seine Zukunft entscheiden könnte.
Die kurz und mittelfristigen Auswirkungen des Brexit auf die Wirtschaft der Eurozone dürfte hauptsächlich über drei Kanäle durchschlagen: Handel, Unsicherheit und Finanzmarktbedingungen. Wir haben unsere BIP-Prognose für die Eurozone für 2016 und 2017 um 0,1%-Punkte bzw. 0,4%-Punkte auf 1,6% und
1,1% gesenkt. Die Peripheriestaaten dürften dabei überdurchschnittlich stark
betroffen sein und stärker unter restriktiveren Finanzmarktbedingungen leiden.
Langfristig dürften allein der Handels- und Investitionskanal entscheidend sein.
Wir erwarten beispielsweise, dass der negative Einfluss auf das BIP-Wachstum
der Eurozone 0,4%-Punkte betragen könnte, falls die EU und Großbritannien im
Waren- und Dienstleistungshandel auf WTO-Regeln zurückfallen würden. Die
Auswirkungen auf die Auslandsdirektinvestitionen sind deutlich schwieriger zu
quantifizieren. Bestände von Direktinvestitionen im Ausland verändern sich nur
zögerlich. Graduell könnte allerdings eine Verlagerung aus Großbritannien heraus in Ländern mit existierenden Unternehmensniederlassungen stattfinden. Ob
die EU davon profitiert, hängt aber auch davon ab, wie groß der Integrationsgrad innerhalb der EU ist. Da wir bei diesem Thema keine großen Fortschritte
erwarten, ist die EU nicht unbedingt die erste Adresse für abwanderungswillige
Unternehmen aus Großbritannien.
1
3
| 4. Juli 2016
Für die folgenden zweit Abschnitt siehe: Wall, M., Stringa, M. (2016). Focus Europe: What you
need to watch next. 24. June 2016. Deutsche Bank Research.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
… und wie die Geld- und Fiskalpolitik reagieren könnte
Bei der Reaktion der Wirtschaftspolitik auf den Brexit dürfte der Fokus auf der
EZB liegen. Die EZB dürfte ihre Reaktion von den Finanzmarktbedingungen
abhängig machen. Dabei dürfte eine weitere Senkung des Einlagesatzes in
noch negativere Bereiche sehr unwahrscheinlich sein. Wir halten eine Verlängerung des QE-Programms und mehr TLTRO2-Auktionen (Versorgung der Banken mit billiger Liquidität) für wahrscheinlicher, um damit die Handlungsbereitschaft der EZB zu untermauern. Sollte der Druck von den Finanzmärkten zunehmen, könnten Kaufvolumina im Rahmen des QE-Programms vorgezogen
werden. Falls die Renditeabstände (z.B. zwischen Staatsanleihen der Peripherie und der Kernstaaten) unkontrolliert ansteigen sollten, könnte die EZB bei der
Verteilung der QE-Käufe temporär vom Kapitalschlüssel abweichen und einen
höheren Anteil an Anleihen der Peripherieländer kaufen. Politisch könnte dies
aber umstritten sein. Die EZB dürfte aber nicht panisch reagieren. Sie dürfte ihre
Handlungsbereitschaft betonen, aber abwarten, bis die Folgen der britischen
Entscheidung klarer absehbar sind.
Im Folgenden einige detailliertere Ausführungen zu möglichen Schritten der
EZB:
— FX-Liquidität steht bei Bedarf zur Verfügung: Nach der Pleite von Lehman
Brothers haben Zentralbanken ein Netzwerk zur gegenseitigen Versorgung
mit Fremdwährungsliquidität aufgebaut. Dies ermöglicht Banken, Fremdwährungsliquidität bei ihrer heimischen Zentralbank abzurufen und dabei
die gleichen Sicherheiten zu hinterlegen wie bei Liquiditätsgeschäften in
heimischer Währung.
— Keine Senkung des Einlagesatzes: Angesichts der vielfach geäußerten
Zweifel an der Stabilität europäischer Banken dürfte die EZB im derzeitigen
Umfeld von einer Absenkung des Einlagesatzes in noch stärker negative
Bereiche absehen, da die Finanzmärkte dies als kontraproduktiv ansehen
dürften. Darauf deutete auch schon der Druck auf Bankpapiere vor dem
Brexit hin.
— Verlängerung der lockeren geldpolitischen Haltung: Primär erzeugt der
Brexit eine lange Phase der Unsicherheit. Unseres Erachtens sollte das dazu führen, dass die EZB versuchen wird zu signalisieren, dass ihre stark akkommodierende Haltung länger beibehalten wird. Dies gelänge beispielsweise dadurch, dass das QE-Programm um weitere sechs Monate verlängert wird. Derzeit soll es bis mindestens März 2017 laufen.
Deutscher Handelsbilanzüberschuss
gg. UK seit Ende 2011 gestiegen
2
EUR Mrd., Güter und Dienstleistungen,
lfd. 4Q Summe
140
120
100
80
60
40
20
0
92
96
Saldo
00
04
Exporte
Quelle: Deutsche Bundesbank
4
| 4. Juli 2016
08
12
Importe
16
— Wie könnte die EZB auf auseinanderlaufende Staatsanleiherenditen reagieren? Bei den Staatsanleihekäufen im Rahmen des QE-Programms orientiert
sich die EZB am Kapitalschlüssel, also des Eigenkapitalanteils, den die einzelnen Zentralbanken der EZB stellen. Eine Lockerung dieser Orientierung,
also überproportionale Käufe von Staatsanleihen der Peripherieländer, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Dies ist zwar eine „technisch elegante Lösung“, dürfte aber politisch höchst umstritten sein. Der EZB-Rat könnte u.U.
kompromissweise nur temporär mehr Anleihen von Ländern mit verschlechterten Refinanzierungsbedingungen kaufen und dabei im insgesamt ohnehin abgesteckten Rahmen bleiben. Selbst dies dürfte angesichts von Widerständen in Deutschland schwierig sein.
Ob die Fiskalpolitik eine stärkere Rolle bei der Stimulierung der Konjunktur spielen sollte, ist ein Dauerthema in Europa. Trotz des wahrscheinlichen negativen
Wachstumsschocks dürfte sich die fiskalische Haltung Europas nicht merklich
ändern. Deutschland dürfte weiter seine harte Haltung bezüglich der fiskalischen Kontrolle verteidigen. Die Regeln ließen eine Lockerung der Fiskalpolitik
zu. Mehr als eine kosmetische Lockerung – hoffentlich im Gegenzug zu Strukturreformen – sollte man allerdings nicht erwarten.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
UK-Deutschland: Enge wirtschaftliche Beziehungen…
Brexit könnte künftig trendmäßigen
Anstieg des UK-Exportanteils beenden
3
Waren und Dienstleistungen, % des Gesamthandels, lfd. 4Q-Durchschnitt
12
10
8
6
4
2
0
91
95
99
03
07
Exporte
11
15
Importe
Quelle: Deutsche Bundesbank
Hoher Anteil der deutschen Auslandsdirektinvestitionen in UK investiert
4
Deutschland und UK pflegen als die beiden größten EU-Länder mit einem gemeinsamen Gewicht am nominalen EU-BIP von fast 40% traditionell enge wirtschaftliche und politische Beziehungen. UK ist Deutschlands fünftwichtigster
Handelspartner, wobei es als Exportzielland auf Rang 3 und als Importherkunftsland auf dem 9. Platz liegt. Insbesondere die Nachfrage aus UK nach
deutschen Gütern und Dienstleistungen entwickelte sich in den vergangen Jahren äußerst dynamisch. Dies ging auf die relative kräftige UK-Konjunktur ggü.
z.B. der Eurozone und der Aufwertung des GBP ggü. dem EUR um 16% zwischen den Jahren 2011 und 2015 zurück. Dies erhöhte den deutschen Handelsbilanzüberschuss ggü. UK seit Ende-2011 kontinuierlich auf etwas unter
EUR 60 Mrd, was etwa ¼ des gesamten deutschen Leistungsbilanzüberschusses ausmacht. Der UK-Anteil an den deutschen Gesamtexporten stieg auf das
höchste Niveau seit Mitte der 2000er-Jahre.
Die Bedeutung UKs für Deutschland wird auch dadurch hervorgehoben, dass
UK – hinter US – das zweitwichtigste Zielland deutscher Direktinvestitionen ist.
Deutsche Unternehmen investierten mehr als 10% ihres ausländischen Direktinvestitionsbestandes von insgesamt EUR 957 Mrd. in UK. Hierbei nimmt der
Finanzsektor (55%) die mit Abstand wichtigste Rolle ein, gefolgt vom Energiesektor (12%) und vom Verarbeitenden Gewerbe (10%).
% des Gesamtbestandes
… vor allem für die deutsche Pharma- und Automobilbranche
14
12
10
8
6
4
2
0
10
11
12
13
14
Die Bedeutung von UK unterscheidet sich deutlich für die einzelnen Industriebranchen. Die Bedeutung ist umso höher, je höher der UK-Exportanteil der einzelnen Branche ist und je exportintensiver diese ist. Insbesondere für die Automobilindustrie und die Pharmabranche hat UK eine hohe Bedeutung. Die
deutsche Automobilindustrie lieferte 2015 12,8% ihrer Exporte nach UK (Platz 2
hinter den USA) und kam insgesamt auf eine Exportquote von 64,9%. In der
Pharmaindustrie machte UK 10,5% aller Ausfuhren der Branche aus (Platz 3),
2
die Exportquote lag im letzten Jahr sogar bei 67%.
Direktinvestitionsbestand im Ausland
BIP-Wachstum 2017: Exporte und Investitionen negativ betroffen
Anzahl der Unternehmen
Beschäftigte
Quellen: Deutsche Bundesbank, Deutsche Bank Research
Brexit: Auto- und Pharmaindustrie am meisten betroffen
5
X: Abweichung von Ø UK-Anteil an ges. Exporten
des dt. Sektors; Y: Abweich. v. Ø Exportquote*
30
Pharma
20
10
Automobil
0
Metalle
-10
Papier
Wir senken unsere BIP-Wachstumsprognose für das Jahr 2017 auf 1,3% von
zuvor 1,6%. Etwa die Hälfte der Anpassung geht auf eine geringere Exportprognose (+2,5% ggü. +4,4%) zurück, getrieben von der erwartet spürbar schwächeren Nachfrage aus Großbritannien und den Zweitrundeneffekten auf andere
Handelspartner. Die andere Hälfte entfällt auf eine gesenkte Erwartung für das
Plus bei den Ausrüstungsinvestitionen. Wir erwarten nun Stagnation (zuvor
+1,4%), da die deutsche Industrie aufgrund einer geringeren Kapazitätsauslastung und hoher Unsicherheit bei den Investitionen Vorsicht walten lassen
dürfte. Erste Anzeichen der Brexit-Einflüsse könnten sich schon Ende 2016
zeigen. Daher senken wir unsere BIP-Prognose für das vierte Quartal auf +0,4%
gg. Vq. von zuvor +0,5%. Die Jahresprognose für 2016 (1,7%) bleibt davon
unberührt.
Robuste Binnennachfrage verhindert Schlimmeres
-20
Nahrungsmittel
-30
-4
-2
0
2
4
* Abweichung jeweils in %-Punkten
Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank
Research
6
Die Auswirkungen des Brexit auf andere Komponenten der Binnennachfrage
dürften sich in engen Grenzen halten gegeben der ausgesprochen guten Arbeitsmarktlage in Deutschland (siehe andere Artikel in dieser Ausgabe). Beispielsweise stieg die Arbeitskräfteknappheit in der exportabhängigen Industrie
in Q2 trotz nur moderater Kapazitätsauslastung auf ein historisches Hoch. Im
2
5
| 4. Juli 2016
Heymann, E. (2016). Brexit: Deutsche Automobil- und Pharmabranche am meisten betroffen,
Aktueller Kommentar, Deutsche Bank Research, 28. Juni 2016.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Knappes Arbeitsangebot
6
Anteil Unternehmen, die Arbeitsangebot als Hürde
für höhere unternehmerische Aktivität nennen, %
25
Verschlechterte Finanzmarktbedingungen dürfen – im Gegensatz zu einigen
anderen Euro-Staaten – in Deutschland kaum eine (direkte) Rolle spielen, da
Unternehmen wie Haushalte sehr niedrige Schuldenstände aufweisen, der Bankensektor über hohe Überschussliquidität verfügt und Kapital Deutschland als
sicheren Hafen suchen könnte. Der Staatskonsum (z.B. Ausgaben für Flüchtlinge) und öffentliche Infrastrukturinvestitionen sollten dank robuster Wachstumsraten ebenfalls die Binnenwirtschaft stützen und dürften nicht durch den Brexit
beeinflusst werden. Aus reiner Konjunktursicht interpretieren wir den Brexit als
einen negativen Nachfrageschock für die deutsche Industrie vor allem in 2017.
Darüber hinaus – und bei aller vorhandenen Unsicherheit – sehen wir derzeit
keinen Grund, unsere Konjunkturaussichten grundlegend zu revidieren.
20
15
10
5
0
85
89
93
97
01
05
09
Dienstleistungssektor blieb sie nahe der Allzeithochs. Dies bildet die Basis für
einen anhaltend starken und von Zuwanderung gestützten Beschäftigungsaufbau bei hohen realen Lohnsteigerungen. Der private Konsum und der (Wohn-)
Bau dürften daher die wichtigsten Wachstumstreiber bleiben. Vor allem letzterer
ist stark ins Jahr 2016 gestartet.
13
Verarbeitendes Gewerbe
Dienstleistungen
Bau
Quelle: EU Kommission
Abwärtsrisiken für Exportwirtschaft überwiegen …
Investitionen & Unsicherheit
7
Real, % gg. Vj. (links); % gg. Vj., 3Q Vorlauf
(rechts)
20
15
10
5
0
-5
-10
-15
-20
-25
-30
-100
-50
0
50
100
150
200
00
02
04
06
08
10
12
14
16
Ausrüstungsinvestitionen (links)
Dax Volatilität (invers, rechts)
Quellen: Statistisches Bundesamt, Bloomberg Finance LP
Werden die Baukapazitäten ausgeweitet werden?
8
Bausektor; normalisierte Werte (links); % gg. Vj.,
3J-Durchschnitt (rechts)
2
12
10
8
6
4
2
0
-2
-4
-6
1,5
1
0,5
0
-0,5
-1
-1,5
-2
91
95
99
03
07
11
15
Der reale Welthandel stagnierte in den letzten Monaten mehr oder weniger.
Zudem sind die Konsenserwartungen für das globale BIP-Wachstum in 2016 &
2017 zuletzt weiter gefallen und der Brexit dürfte dabei noch nicht voll eingepreist sein. Die über die letzten Jahre immer wieder erwartete Beschleunigung
des globalen Wachstums könnte also weiter auf sich warten lassen. Daher sehen wir für die Exportnachfrage der deutschen Industrie Abwärtsrisiken. Sie hat
einen Anteil von über 20% am deutschen BIP und eine Exportquote von etwa
50%. Unsicherheit über die globalen Wachstumsaussichten (vor allem auch in
China) sowie die mit dem Brexit einhergehenden Unwägbarkeiten könnten die
Investitionsbereitschaft in Deutschland zudem härter als gedacht treffen. Davon
wären vor allem die Ausrüstungsinvestitionen getroffen (7% des BIP).
… Aufwärtsrisiken für Binnennachfrage
Die Aufwärtsrisiken für den Bauausblick sind am eindeutigsten. Bauinvestitionen
stehen für 10% des BIP. In dem Sektor befinden sich die Kapazitätsauslastung,
der Auftragsbestand und das Wachstum der Auftragseingänge zuletzt nahe
historischen Hochs. Zusammen mit dem günstigen wirtschaftlichen Umfeld
(niedrige Verschuldung der Haushalte und Zinsen; Nachfrageüberhang) deutet
dies auf boomende Investitionen hin. Allerdings haben sich die Auslastungsmaße und das Plus der Bauinvestitionen deutlich auseinanderbewegt. Dies deutet
auf Kapazitätsengpässe hin, welche die Unternehmen nicht beseitigen können
(oder wollen), z.B. aufgrund von Fachkräftemangel. Selbst wenn dies angegangen würde, dürften Effekte auf sich warten lassen. Wir erwarten daher nur ein
robustes, kein spektakuläres Plus bei den Bauinvestitionen. Der private Konsum
könnte von dem über Erwartung liegenden Beschäftigungswachstum einen
Schub erhalten, das von anhaltend hoher Zuwanderung (vor allem aus Osteuropa, insg. etwa 400.000 Zuwanderer in den Arbeitsmarkt) getrieben wird. Dagegen bleibt das Lohnwachstum mit in 2016 bislang unter 2 ½% Wachstum
hinter den Erwartungen zurück.
Heiko Peters (+49 69 910-21548, [email protected])
Oliver Rakau (+49 69 910-31875, [email protected])
Auftragsbestand (links)
Kapazitätsauslastung (links)
Bauinvestitionen (rechts)
Quellen: Statistisches Bundesamt, ifo, EU Kommission,
Deutsche Bank Research
6
| 4. Juli 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Deutscher Verbraucher: Und er konsumiert doch!
— Deutschland wurde in den letzten Jahren immer wieder eine Konsumzurückhaltung nachgesagt. Dies ist allerdings vor allem ein Phänomen der
ersten Euro-Jahre. Betrachtet man auch die Jahre vor der Euro-Einführung
und/oder die letzten Krisenjahre, so liegt das deutsche Konsumwachstum
nur leicht unter dem EWU-Schnitt.
— Bei einer pro-Kopf Betrachtung, mit der die stark unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung in Deutschland und dem Rest der Eurozone ausgeschaltet wird, halbiert sich der Abstand der jährlichen Wachstumsraten für 19992008. Nimmt man den gesamten Zeitraum seit Euro-Einführung (19992015), weist Deutschland sogar ein leicht höheres reales pro-Kopf Konsumwachstum auf als die Eurozone insgesamt.
— Deutsche Konsumenten genießen eines der höchsten realen pro-Kopf Konsumniveaus. Innerhalb der EWU lagen sie 2015 wie auch Mitte der 1990er
Jahre jeweils auf Platz 2 (2015: 17% über EWU-Schnitt). Die konjunkturelle
Schwäche und der stark schuldenfinanzierte Konsumboom in der Peripherie
ließ sie vor der Krise bis auf Rang 6 zurückfallen.
— Trotz des hohen Konsumniveaus hat Deutschland ein durchschnittliches
Preisniveau des privaten Konsums. Es liegt deutlich unter jenem in Frankreich, wo die Preise merklich überdurchschnittlich sind.
— Die Abweichungen der deutschen Konsumstruktur von jener in der EWU
halten sich in engen Grenzen. Einzig die Ausgaben für Nahrungsmittel sind
signifikant unterdurchschnittlich.
In diesem Beitrag wollen wir nicht noch einmal in die Debatte über Ersparnisbildung und Leistungsbilanzüberschüsse einsteigen. Wir beschränken uns auf die
Entwicklung und Struktur des privaten Verbrauchs und den Vergleich mit den
3
europäischen Nachbarn.
Schwaches Konsumwachstum? Es kommt auf den Zeitraum …
Deutschland hinkt hinterher
1
Realer privater Konsum; 1999=100 (links);
% gg. Vj. (rechts)
125
9
115
7
105
5
95
85
3
75
1
65
-1
55
-3
92 94 96 98 00 02 04 06 08 10 12 14
DE - Niveau (l.)
EWU ex. DE - Niveau (l.)
DE - Veränd. (r.)
EWU ex. DE - Veränd. (r.)
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Schaut man auf den Zeitraum von Einführung des Euro bis zur globalen Rezession 2008, auf den die meisten Kritiker sich beziehen, scheint der Fall klar. Der
reale private Konsum wuchs in Deutschland in diesem Zeitraum im Schnitt mit
0,7% p.a. weniger als halb so viel wie in der Euro-Zone insgesamt (1,6%). Allerdings wurde diese Phase in Deutschland von einer Reform- und Konsolidierungspolitik zur Überwindung der durch die Wiedervereinigung entstandenen
Ungleichgewichte dominiert, während viele Euro-Länder von fallenden Arbeitslosenraten und massiven Kapitalzuflüssen profitierten, die zu einer kreditgetriebenen Expansion der Binnennachfrage führten.
Verlängert man den Horizont allerdings bis Mitte der 1990er Jahre, schrumpft
der „Konsumrückstand“ deutlich (Abb. 3). Rechnet man zudem die Jahre seit
2008 ein, in denen Deutschland viel weniger von der Krise und hohen Arbeitslosenzahlen beeinträchtigt wurde als viele andere Länder, ist der Abstand nahezu
nivelliert. Da die Kritik an der deutschen Wirtschaftspolitik meist aufgrund der
wirtschaftlichen Ungleichgewichtet innerhalb der Eurozone aufkommt, scheint
uns der Vergleich von 1999 bis 2015 angebracht. Das ist die Zeit seit Einführung des Euro insgesamt und es beinhaltet inzwischen sowohl Phasen relativer
deutscher Konsumschwäche als relativer Stärke. Der deutsche Konsum (0,8%
p.a.) wuchs nur unmerklich langsamer als in der EWU (0,9% p.a.) insgesamt.
3
7
| 4. Juli 2016
Siehe dazu auch Ausblick Deutschland: Wie die Rente finanzieren? 12. Mai 2016. Deutsche
Bank Research; und Standpunkt Deutschland: Deutsche Leistungsbilanzüberschüsse – Kritik
nicht stichhaltig. 12. Dezember 2013.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
… und die Bevölkerungsdynamik an!
Deutschlands Bevölkerungszahl
stagnierte lange
2
Bevölkerungszahl, 1999=100
108
106
104
102
100
98
96
94
92
91 93 95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 15
DE
EWU
Ein weiterer wichtiger Grund für das etwas unterdurchschnittliche deutsche
Konsumwachstum ist die stark unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung in
Deutschland und dem Rest der Eurozone (Abb. 2). Während Deutschlands Bevölkerungszahl seit Mitte der 1990er Jahre in etwa konstant geblieben ist (und
temporär sogar zurückging), stieg sie in der EWU insgesamt seit 1995 um etwa
7%. Errechnet man das Wachstum des pro-Kopf Konsums, schrumpft der „Konsumrückstand“ unabhängig von der Zeitperiode deutlich (Abb. 3). Für den Zeitraum von 1999 bis 2008 halbiert sich der Abstand der jährlichen Wachstumsraten beispielsweise. Nimmt man den gesamten Zeitraum seit Euro-Einführung
(1999-2015), weist Deutschland sogar ein leicht höheres pro-Kopf Konsumwachstum auf als die Eurozone insgesamt (0,8% p.a. gg. 0,6%). Allerdings liegt
Deutschland damit dennoch nur auf Platz 19 der 28 EU-Staaten (FR: Rang 18
4
mit 0,9%; IT: Rang 28 mit -0,3%; ES: Rang 24 mit 0,3%). Rumänien lag mit
6,1% p.a. an der Spitze.
Konsumwachstum: Zeitraum und Bevölkerungsdynamik machen den Unterschied
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Private Konsumausgaben, real, % p.a.
Real (VGR)
3
Real und pro Kopf (VGR)
EWU
DE
EWU
DE
2008/1991
1,8
1,2
1,4
1,1
2008/1995
1,9
0,9
1,5
1,0
2008/1999
1,6
0,7
1,2
0,8
2015/1991
1,3
1,1
0,9
1,0
2015/1995
1,3
0,9
0,9
0,9
2015/1999
0,9
0,8
0,6
0,8
2015/2008
0,0
0,9
-0,2
0,8
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Deutschland: Zweithöchstes Konsumniveau pro-Kopf in EU
Krisen hinterließen Spuren
4
Privater Konsum, real, pro Kopf, % p.a.
3,5
3
2,5
2
1,5
1
0,5
0
-0,5
-1
-1,5
-2
FR
DE
1999/2015
IR
IT
1999/2008
ES
UK
EWU
2008/2015
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Die bislang verwendeten Zahlen basieren auf den üblicherweise verwendeten
Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) von Eurostat. Für sie
werden die nominalen Konsumausgaben der privaten Haushalte um die inländische Inflation (Konsumdeflator) bereinigt. Für die folgenden Erklärungen werden
wir auf alternative Konsumdaten von Eurostat auf Basis von Kaufkraftstandards
5
(KKS) zurückgreifen. Diese haben den Vorteil, dass sie die nominalen Konsumdaten der Länder um Preisniveauunterschiede zwischen den Ländern bereinigen statt um die jeweilige inländische Inflation. Damit sind Konsumniveaus
zwischen den Ländern direkt vergleichbar, da sie in eine „künstliche, einheitli6
che“ Währung umgerechnet wurden. Theoretisch sollte eine Einheit dieser
Währung überall die gleiche Menge von Gütern und Dienstleistungen kaufen
können. Die Daten liegen von Eurostat über die EU hinaus auch für die
Schweiz, Japan und die USA sowie als pro-Kopf Daten vor.
Deutsche Konsumenten genießen auf Basis dieser Daten derzeit eines der
höchsten pro-Kopf Konsumniveaus (Abb. 6). Innerhalb der EU und EWU lagen
sie 2015 wie auch Mitte der 1990er Jahre jeweils auf Platz 2 (2015: 17% über
EWU-Schnitt). Derzeit weist nur das wenig repräsentative Luxemburg ein höhe4
5
6
8
| 4. Juli 2016
Der Vergleich von 99-08 ergibt kein grundlegend anderes Bild. Spanien läge 6 Ränge weiter
vorne und Deutschland 7 Ränge weiter unten; alle großen Euro-Staaten blieben aber in den unteren 40%.
Diese Daten beziehen sich nur auf private Haushalte also ohne private Organisationen ohne
Erwerbszweck. Aufgrund deren geringen Anzahl spielt dies für die Interpretation aber keine Rolle.
Da nicht mehr um Inflation bereinigt wird, sind die Wachstumsraten höher. Die Wachstumsabstände zwischen Deutschland und der EWU werden dadurch aber nicht deutlich verändert.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
res Niveau auf. Aufgrund der konjunkturellen Schwäche Anfang bis Mitte der
2000er Jahre fielen die deutschen Konsumenten zwischenzeitlich bis auf Rang
6 zurück. Sie wurden damals beispielweise von den Niederlanden, Zypern und
Irland ein- bzw. überholt. Die nicht-EU Staaten weisen im Vergleich zu Deutschland sogar noch höhere Konsumniveaus auf (2015: Schweiz +21%; USA
+60%).
Hoher deutscher Konsum
5
Realer privater Konsum, pro Kopf, KKS (EU-27)
Hohes deutsches Konsumniveau
6
Realer priv. Konsum, pro Kopf, KKS (EU-27), Grün=Nicht-EU; dunkelblau=EWU; hellblau=nicht-EWU EU
21.000
35.000
19.000
30.000
17.000
25.000
15.000
20.000
13.000
15.000
11.000
10.000
9.000
5.000
7.000
1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013
EWU
FR
BG
HR
HU
RO
EE
LV
CZ
PL
SI
SK
LT
MT
GR
PT
ES
IR
EU
DK
NL
IT
CY
SE
FR
EWU
FI
BE
JP
UK
AT
DE
LU
CH
USA
EU
ES
0
DE
IT
2015
Quelle: Eurostat
2008
Quelle: Eurostat
Beim Vergleich mit den anderen großen drei Euro-Staaten zeigen sich die Spuren der Weltwirtschafts- und Eurokrise (Abb. 5). Deutschland hatte trotz der
temporären Konsumschwäche immer ein höheres Konsumniveau. Seit 2008 ist
der Abstand aber deutlich größer geworden. Während das französische proKopf Konsumniveau 2008 9% unter dem deutschen lag, waren es 2015 15%
(Spanien: -13% und -25%; Italien: -4% und -17%). Aufgrund der ausgeprägten
wirtschaftlichen Schwäche der letzten Jahre ist Italien hinter Frankreich gefallen.
Im Jahr 2000 lag es mit Deutschland noch nahezu gleich auf.
Konsumwachstum sinkt mit steigendem Konsumniveau
Konsumwachstum und -niveau:
Negativ korreliert
7
% p.a.
Realer pro-Kopf-Konsum (KKS), Durchschnitt
1999-2015; EU-28 ex. Kroation + US, JP, CH
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Frankreich
Deutschland
USA
Spanien
Italien
0
10.000
20.000
Niveau in KKS (EU-27)
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
9
| 4. Juli 2016
30.000
Deutschlands relativ schwaches Konsumwachstum muss auch im Kontext des
hohen Konsumniveaus gesehen werden. Für die Länder, für die die Daten vorliegen, zeigt sich ein klar negativer Zusammenhang zwischen pro-KopfKonsumniveau und dessen Wachstumsrate. Wir haben jeweils den Durchschnitt
von 1999 bis 2015 verwendet (Abb. 7). Hierbei sticht Deutschland nicht heraus.
Dieser Zusammenhang ist nicht wirklich überraschend. Er passt einerseits zu
dem Gedanken, dass es einem Land mit hohem Wohlstand schwerfällt, diesen
mit anhaltend hohen Wachstumsraten zu erhöhen. Ressourcenknappheit und
das Erreichen der technologischen Grenze spielen dabei eine Rolle. Länder mit
vergleichsweise geringerem Wohlstand können hingegen unter Ausnutzung
existierender Technologien leichter Fortschritte erzielen, welche Einkommen für
den Konsum generieren. Andererseits dürfte auch der abnehmende Grenznutzen zum Tragen kommen. So sollte der Nutzen jeder weiteren Einheit existierender Konsumgüter für Konsumenten mit hohem Konsumniveau geringer ausfallen als für jene mit geringeren Konsumniveaus. Dementsprechend sinkt die
Zahlungsbereitschaft für diese Konsumeinheit.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Fortgesetzte Konvergenz
8
Standardabweichung der logarithmierten Niveaus
des realen pro-Kopf Konsums (KKS)
0,60
0,50
Dies impliziert, dass es eine Konvergenz der Konsumniveaus geben sollte, was
sich auch in den Daten widerspiegelt (Abb. 8). So ist die Streuung der Konsumniveaus innerhalb der EU und EWU seit Mitte der 1990er Jahre mit Ausnahme
der Jahre 2008/09 konsistent rückläufig gewesen. Zudem zeigt sich, dass die
Streuung innerhalb der EWU geringer und leicht stärker zurückgegangen ist als
innerhalb der EU.
0,40
Sparquote steigt mit Konsumniveau
0,30
0,20
0,10
0,00
95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 15
EU
EU+US+JP+CH
EWU
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Sparquote und Konsumniveau:
Positiv korreliert
9
Privater pro-Kopf Konsum,
real, '000 KKS(EU-27)
Durchschnitt 1999-2014; Daten für 22 EU-Staaten
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
IT
FR
0
5
10
15
Stellt man allerdings der Sparquote das Konsumniveau gegenüber, relativiert
8
sich das Bild (Abb. 9). Zwischen diesen beiden Indikatoren zeigt sich für die
EU-Staaten ein klar positiver Zusammenhang. Das heißt, ein höheres Konsumniveau geht mit einer höheren Sparquote einher. Deutschland liegt zwar an einem Extrem der Verteilung, allerdings erscheint die Sparquote angesichts des
hohen Konsumniveaus nicht ungewöhnlich hoch.
Dies könnte wie der negative Zusammenhang zwischen Konsumniveau- und
Wachstum auf Sättigungseffekte hindeuten. Darüber hinaus interpretieren wir
die hohe deutsche Sparquote vor allem als ein Symptom der vergleichsweise
mauen demografischen Aussichten Deutschlands und damit ein Effekt der Kon9
sumglättung. Die Sparquote wird mit der zunehmenden Alterung und dem da10
mit einhergehenden Entsparen beginnen merklich zu sinken.
DE
ES
Gegen die These, dass das deutsche Konsumverhalten wenig auffällig ist,
könnte die sehr hohe Sparquote sprechen. So war die durchschnittliche BruttoSparquote der deutschen Haushalte von 1999 bis 2014 mit gut 16% die höchste
7
innerhalb der EU. Dahinter folgen Belgien (15,3%) und Österreich (15%).
Ceteris-paribus könnte Deutschland ein deutlich höheres Konsumniveau erreichen, wenn es seine Sparquote senkte.
20
Brutto-Sparquote priv. Haushalte, %
Überdurchschnittlicher Konsum aber durchschnittliche Preise
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Mit Hilfe der Daten zu den Kaufkraftstandards kann man die Preisniveaus in den
Ländern direkt vergleichen. In diesem Abschnitt werden wir uns auf den Vergleich der EWU und den EWU-Ländern konzentrieren, da hier die Preiskonvergenz nicht durch Wechselkursanpassungen beeinflusst wird.
Das deutsche Preisniveau weicht seit 2005 nicht nennenswert von jenem der
EWU ab. Zuvor lag das deutsche Preisniveau noch spürbar über jenem in der
Währungsunion (1999 um 6%). Dies sollte auch bei der Kritik an der unterdurchschnittlichen (Lohn-) Inflation in Deutschland vor der Krise beachtet werden. Gleichzeitig genießen die deutschen Konsumenten überdurchschnittliche
Konsumniveaus, wobei sich der Vorsprung gegenüber 2008 deutlich vergrößert
hat.
Auch das französische Preisniveau war 1999 überdurchschnittlich (+8%). Im
Gegensatz zu Deutschland kam die Konvergenz allerdings bei einem Preisvorsprung von 6-7% zum Stehen. In Italien waren die Preise vor Eintritt in die Währungsunion noch unterdurchschnittlich; wie in Deutschland entsprachen sie in
den letzten Jahren aber in etwa dem EWU-Schnitt. Die Entwicklung der spanischen Konsumentenpreise ist das Gegenteil der französischen. Sie blieben
selbst während der boomenden Immobilienblase noch merklich unterdurchschnittlich und zuletzt ist der Abstand sogar wieder gestiegen.
7
8
9
10
10 | 4. Juli 2016
Die in Deutschland gebräuchlichere NettoSparquote betrug im Schnitt 9,8%, Rang 3.
Das gleiche Argument kann mit dem pro-Kopf BIP und Konsum gemacht werden.
Ausblick Deutschland: Höheres Wachstum, Löhne; Sparer weiter vorsichtig. 2. März 2015.
Außerdem wird der internationale Vergleich von Sparquoten durch unterschiedliche institutionelle
Gegebenheiten verzerrt.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
10
Deutsche Preise nahe am Durchschnitt
Deutschland, EWU=100
Preisniveau des privaten Konsums, EWU=100
140
120
11
100
120
100
100
90
80
95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 15
95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 15
Reale Konsumausgaben pro Kopf
DE
Nominale Konsumausgaben pro Kopf
ES
FR
IT
USA
DE
80
60
Schweiz
40
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Luxem.
Japan
20
0
-20
-40
-60
-60
Preislevel
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
12
Abweichung vom EWU-Schnitt, 2015, %
110
80
Hoher Konsum, durchschnittliche Preise
Reales Konsumniveau pro Kopf
Preisanpassung 2005 beendet
-40
-20
0
20
Preisniveau
40
60
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Der Blick allein auf das Preisniveau ist jedoch unvollständig. Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen dem realen Konsum- und dem nominalen
Preisniveau. Unterstellt man einen linearen Zusammenhang zwischen den beiden Variablen, müsste das deutsche Preisniveau gegeben das Konsumniveau
um 2-4% höher liegen abhängig davon, ob man die EWU-Länder oder die EULänder plus Japan, USA und Schweiz für den Vergleich heranzieht. Allerdings
ist die Abweichung für Deutschland im EWU-Vergleich nur von mittlerer Größe.
Für Frankreich signalisiert diese Rechnung beispielsweise, dass die Preise über
8% zu hoch sind relativ zum Konsumniveau; in Spanien wären sie 2% zu niedrig
und in Italien nahe am errechneten Wert. Insgesamt zeigt sich, dass die Streuung der Preisniveaus innerhalb der EWU bis 2008 rückläufig war. Die Konvergenz ist seitdem jedoch gestoppt, während sich die Konsumniveaus weiter angenähert haben.
Andere Länder mit Preisniveaus nahe dem EWU-Schnitt und überdurchschnittlichen Konsumniveaus sind Österreich und insbesondere Japan und die USA.
Während das reale pro-Kopf Konsumniveau in Deutschland 2015 17% über
EWU-Schnitt lag und die Preise 0,2% darüber, waren es in den USA 88% und
8% (Japan: +44% gg.1%). Nimmt man statt der Werte für 2015 den Durchschnitt seit 1999 ändert dies nichts Grundlegendes an den Ergebnissen.
Konvergenz der Preisniveaus gestoppt
13
Standardabweichung der logarithmierten Niveaus
der EWU-Staaten
Deutsches Preisniveau nahe EU- und EWU-Schnitt
14
Preisniveau des privaten Konsums, EU=100; Grün = Nicht-EU; dunkelblau = EWU; hellblau = nicht-EWU EU
0,4
0,3
0,2
0,1
0
99
01
03
05
07
09
11
13
15
BG
RO
PL
HU
LT
CZ
HR
SK
LV
EE
SI
MT
PT
GR
CY
ES
EWU
DE
EU
JP
IT
AT
FR
BE
USA
NL
LU
FI
SE
IR
UK
DK
CH
180
160
140
120
100
80
60
40
20
0
0,5
Preisniveau
Realer Konsum pro Kopf
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
11 | 4. Juli 2016
2015
2008
Quelle: Eurostat
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Wohnen ist größter Ausgabenblock
Um das Konsumverhalten nach Waren- und Dienstleistungsgruppen zu analysieren, müssen wir auf eine andere Abgrenzung des Konsums zurückgreifen,
den „tatsächlichen Individualkonsum“, da die pro-Kopf Konsumausgaben für
den privaten Konsum nicht nach Produkten- und Dienstleistungen unterteilt vorliegen. Der Individualkonsum umfasst neben dem privaten Konsum (DE 2015:
79%) auch den Konsum der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck
(2,5%) und den individuell zurechenbaren Staatskonsum (19%). Letzterer enthält also bspw. Ausgaben für Schul- oder Weiterbildungen, die einem einzelnen
Konsumenten zurechenbar sind, aber nicht jene für Militär und Polizei.
15
Unterdurchschnittlicher Ausgabenanteil bei Nahrungsmitteln,
Bildung und Gaststätten/Hotels
16
1999
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
2015
1999
Gaststätten/
Hotels
Erziehung/
Unterricht
Freizeit/Kultur
Nachrichtenübermittlung
Verkehr
Gesundheitspflege
Innenaustattung
/Haushaltsführ.
Wohnen (inkl.
Versorgung)
Bekleidung/
Schuhe
Alkohol und
Tabak
Nahrungsmittel
Sonstige
Waren/Dienstl.
Gaststätten/
Hotels
Erziehung/
Unterricht
Freizeit/Kultur
Nachrichtenübermittlung
Verkehr
Gesundheitspflege
Innenaustattung
/Haushaltsführ.
Wohnen (inkl.
Versorgung)
3,0
2,0
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
Bekleidung/
Schuhe
20
16
12
8
4
0
Alkohol und
Tabak
Deutschland, reale pro-Kopf Ausgaben, Abstand zum Anteil an Gesamtausgaben in EWU, %-Punkte
Nahrungsmittel
% der realen pro-Kopf Ausgaben; Anteil summieren tlw. nicht auf 100%
aufgrund der Eurostat-Berechnungsmethode
Sonstige
Waren/Dienstl.
Wohnen größter Ausgabenblock; Dienstleistungen wichtiger
2015
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
Ausgaben für das Wohnen machten 2015 mit knapp 20% den größten Block
innerhalb der pro-Kopf-Ausgaben in Deutschland aus (Abb. 15). Dahinter folgten mit 16% die sonstigen Waren und Dienstleistungen. Zu diesen gehören
bspw. Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie Körperpflege. Danach
folgen Gesundheitspflege (13%) und Ausgaben für Verkehr (10%). In diesen
Kategorien gab es auch mit die größten Anteilsverschiebungen. Der Ausgabenanteil von Verkehr ist gegenüber 1999 deutlich um über 2%-Punkte gefallen
vermutlich aufgrund geringerer Ausgaben für eigene PKWs. Im Gegensatz dazu
sind die Anteile der anderen genannten Kategorien um über 2%-Punkte angestiegen.
Die Anteilsverschiebungen sind zwar auf Basis realer Daten errechnet; diese
bereinigen allerdings nur um die Preisunterschiede zwischen Staaten. Sollte es
gemeinsame Preistrends in den Ländern geben, können diese auch die Anteile
zwischen den Konsumzwecken verschieben. Dies dürfte beispielsweise bei den
gestiegenen Ausgaben für Wohnen der Fall sein, bei denen vor allem steigende
Strompreise (z.B. Energiewende nicht nur in Deutschland) zum Tragen gekommen sein dürften, während sich Verschiebungen zwischen den tatsächlichen
Kaltmieten und den unterstellten Kaltmieten (Wohneigentum) in etwa ausglichen.
Unterdurchschnittliche Ausgaben für Gastgewerbe und
Nahrungsmittel
Im Vergleich mit den Ausgabenanteilen in der EWU fällt vor allem auf, dass
deutsche Konsumenten unterdurchschnittlich viel für Gaststätten und Hotels,
Erziehung und Unterricht sowie Nahrungsmittel ausgeben. Ein überdurchschnittlicher Ausgabenanteil liegt bei den sonstigen Waren und Dienstleistungen vor.
Die Abstände betrugen zwischen gut einem und gut zwei Prozentpunkten.
12 | 4. Juli 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Diese Daten zeigen, dass die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten für Nahrungsmittel hierzulande gering ist. Während der Ausgabenanteil in Deutschland
2015 bei knapp 8% lag, waren es in der EWU knapp 10%. Dieser Abstand ist
sogar größer als noch 1999. Nahrungsmittelpreisniveaus bestätigen das Bild.
Die Preise in Deutschland waren 2015 gegenüber dem EWU-Schnitt leicht
unterdurchschnittlich (-0,8%; ES: -11,2%; FR & IT ~+5%). Dies dürfte aber auch
ein Ergebnis der hohen Wettbewerbsintensität des deutschen Einzelhandels
sein. Dieses Bild wiederholt sich nahezu deckungsgleich bei den Ausgaben für
Gaststätten und Hotels, wobei laut anderer detaillierter Daten die Ausgaben in
Gaststätten (und nicht Hotels) für den Rückstand verantwortlich sein dürften.
Eine deutliche Veränderung gab es bei den sonstigen Waren und Dienstleistungen. Der deutsche Ausgabenanteil lag 1999 knapp 1%-Punkt über dem EWUSchnitt, 2014 waren es über 2%-Punkte. Nominale Daten zeigen, dass die Ausgaben für Dienstleistungen sozialer Einrichtungen zugenommen haben. Darunter fallen z.B. Ausgaben für die Altenpflege. Angesichts der deutschen Demographie scheint ein überdurchschnittlicher und gestiegener Ausgabenanteil plausibel.
Realer pro-Kopf Konsum nach Land und Produktgruppe
17
Tatsächlicher
Individualverbrauch
Nahrungsmittel
Alkohol und
Tabak
Bekleidung/
Schuhe
Wohnen (inkl.
Versorgung)
Innenausstattung/
Haushaltsführ.
Gesundheitspflege
Verkehr
Nachrichtenübermittlung
Freizeit/Kultur
Erziehung/
Unterricht
Gaststätten/
Hotels
Sonstige Waren/Dienstl.
Realer privater Konsum, pro Kopf, basierend auf KKS (EU-27), 2015
12.700
13.900
15.500
11.900
14.500
14.700
16.100
1.400
1.500
1.500
1.500
1.600
1.800
1.400
400
400
500
400
400
300
400
700
800
800
600
700
1.200
900
2.200
2.200
2.400
1.700
2.500
2.400
2.800
700
900
1.000
600
700
1.100
700
1.300
1.500
1.700
1.200
1.700
1.300
1.400
1.500
1.700
2.000
1.400
1.800
1.900
1.900
200
300
400
200
300
300
200
1.100
1.200
1.500
1.000
1.300
1.000
1.800
900
900
700
900
1.000
1.000
800
900
1.000
800
1.900
700
1.100
1.400
1.600
1.700
2.000
1.100
1.900
1.500
2.400
EU
EWU
DE
ES
FR
IT
UK
9,5
9,5
7,7
10,8
9,5
10,8
8,2
3,0
3,3
2,8
4,0
2,7
3,6
2,2
4,0
3,8
3,6
4,0
3,2
5,2
6,1
19,4
19,5
18,1
21,0
19,9
21,6
15,2
4,5
4,3
5,2
3,4
3,6
5,2
4,3
12,4
12,4
13,3
10,2
13,6
10,8
11,3
10,0
10,5
10,5
10,2
10,4
10,8
11,7
2,0
1,9
2,0
1,7
2,3
1,5
1,7
8,5
7,6
8,1
6,8
8,1
6,2
13,0
7,0
6,7
5,6
7,4
7,2
6,7
6,1
6,5
6,7
4,0
13,1
5,0
7,7
6,5
13,4
13,8
16,1
10,8
15,4
10,3
14,7
Abstand zum Anteil
in EWU, %-Punkte
DE
ES
FR
IT
UK
-1,9
1,3
0,0
1,3
-1,3
-0,5
0,6
-0,6
0,3
-1,2
-0,2
0,2
-0,6
1,3
2,3
-1,4
1,5
0,4
2,1
-4,4
1,0
-0,9
-0,7
0,9
0,0
0,9
-2,2
1,2
-1,6
-1,1
0,0
-0,2
-0,1
0,3
1,2
0,1
-0,2
0,4
-0,4
-0,2
0,4
-0,8
0,5
-1,4
5,4
-1,0
0,7
0,6
0,0
-0,6
-2,6
6,4
-1,7
1,1
-0,2
2,3
-3,0
1,6
-3,5
0,9
Veränderung des
Anteils gg. 1999,
%-Punkte
EU
EWU
DE
ES
FR
IT
UK
-1,6
-1,3
-2,0
-1,8
-1,5
-1,4
-0,5
-0,2
0,5
-0,4
0,6
0,0
1,6
-0,3
-1,5
-1,9
-1,5
-1,1
-1,7
-3,0
0,5
2,1
3,7
2,7
6,7
2,7
5,3
-2,2
-1,0
-2,2
-1,2
-1,6
-1,2
-2,3
0,0
2,2
1,6
2,3
0,1
1,9
2,0
2,6
-1,9
-1,8
-2,4
-1,5
-2,0
-2,1
-0,1
0,4
-0,3
-0,6
0,0
0,2
-0,5
0,5
-0,2
-1,0
-1,6
-1,6
-0,8
-0,6
1,8
-0,1
0,2
1,1
-0,2
0,3
-0,1
1,1
-0,6
-0,5
-1,1
-2,9
0,1
0,2
-2,2
0,8
1,6
3,2
1,6
2,3
0,1
-0,2
Niveau in KKS
(EU-27)
EU
EWU
DE
ES
FR
IT
UK
Anteil in %
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
13 | 4. Juli 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Aus statistischer Sicht ist das deutsche Konsumprofil jedoch nicht merklich anders als jenes im Schnitt der EWU. Von den 12 Waren- und Dienstleistungsgruppen liegt der Anteil bei keiner mehr als eine Standardabweichung entfernt
(2015). Nach diesem Maß hat Frankreich ebenfalls keine signifikante Abweichung, Spanien eine (unterdurchschnittliche Gesundheitsausgaben) und Italien
ebenfalls eine (überdurchschnittliche Ausgaben für Bekleidung). Die meisten
anderen, kleineren Länder haben meist in mehreren Kategorien signifikante
Abweichungen.
Um die möglichen Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das Konsumprofil vor
allem in den südlichen EWU-Ländern zu begrenzen, haben wir die gleiche Berechnung für das durchschnittliche Konsumprofil der letzten 10 Jahre durchgeführt. Die
stärkste und einzig statistisch signifikante Abweichung weist das deutsche Konsumprofil bei den Nahrungsmitteln auf, die unterdurchschnittlich ausfallen.
Insgesamt zeigt der Strukturvergleich keine deutlichen Unterschiede zum Rest
der EWU, deren Abbau ggf. zu einer Beschleunigung des deutschen Konsumwachstums hätte führen können. Der (reale) Konsum pro Kopf dürfte daher wie
in den letzten Jahren in etwa mit der Rate des Produktivitätswachstums steigen.
Oliver Rakau (+49 69 910-31875, [email protected])
14 | 4. Juli 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Anhaltend kräftiger Beschäftigungsaufbau
1
— Der deutsche Arbeitsmarkt setzt seine positive Entwicklung seit den Arbeitsmarktreformen Mitte der 2000er Jahre fort. Die Beschäftigung liegt auf
einem historischen Hoch und der Anstieg der Beschäftigung ist auf die
Schaffung neuer „guter Jobs“ und keinesfalls auf die Ausbreitung prekärer
Beschäftigung zurückzuführen. Einher ging dies mit einer stabilen Einkommensverteilung und einem in etwa konstanten Anteil der Mittelschicht.
Veränderung gg. Vj., '000 Personen
800
700
600
500
400
300
200
100
0
-100
-200
10
11
12
13
14
Positive Arbeitsmarktlage weckt Begehrlichkeiten
15
16
Differenz
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte
Erwerbstätige
— Die Beschäftigten profitieren außerdem von soliden Lohnsteigerungen. Die
Reallöhne dürften im Jahr 2016 das dritte Jahr in Folge mit leicht über 2%
steigen. Mittelfristig dürfte sich durch den negativen Demografieeffekt die
Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer erhöhen.
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Statistisches
Bundesamt, Deutsche Bank Research
Arbeitslosenquote auf tiefstem Stand seit
Anfang der 1990er Jahre
— Spiegelbildlich ist die Arbeitslosigkeit rückläufig und die Arbeitslosenquote
liegt auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang der 1990er Jahre. Zudem sind
die Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden, zuletzt weiter gestiegen und liegen auf einem hohen Niveau. Den Unternehmen fällt die Besetzung neuer
Stellen durch einen qualifikatorischen oder aber regionalen Mismatch immer
schwerer.
2
%
— Anstatt jedoch die gute Arbeitsmarktlage zu nutzen und die Mitte der 2000er
Jahre eingeführten Arbeitsmarktreformen positiv herauszustellen und konsequent weiterzuführen, schaltet die große Koalition mit ihren tiefen Eingriffen in den Arbeitsmarkt – Re-Regulierung von Zeitarbeit und Werkverträgen
sowie Mindestlohn – in den Rückwärtsgang.
— Die negativen Folgen der heutigen Politik dürften in der nächsten
Abschwungphase deutlich zum Vorschein kommen. Da der deutsche Arbeitsmarkt insgesamt im Vergleich zu anderen Ländern hoch reguliert ist,
benötigen die Unternehmen eine hohe externe Flexibilität. Den Unternehmen wird ein Teil ihrer externen Flexibilität allerdings genommen, was ihren
Handlungsspielraum, in schwierigen Zeiten die Kosten anzupassen, deutlich
einengt, und gerade die Position der Schwächsten am Arbeitsmarkt noch
weiter verschlechtert.
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Deutsche Bundesbank
Besetzung offener Stellen wird schwieriger
Vakanzzeit (Tage)
Deutscher Arbeitsmarkt weiter in äußerst guter Verfassung
3
Die positive Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes seit den Arbeitsmarktreformen Mitte der 2000er Jahre setzt sich fort. Die Beschäftigung eilt seit 16 Monaten von Rekord zu Rekord, sodass sie im Vergleich zum Vorjahr um mehr als
560.000 oder 1,3% höher liegt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erhöhte sich sogar noch stärker (+681.000 oder +2,2% gg. Vj.). Dies
ist ein klarer Beleg dafür, dass der Anstieg der Beschäftigung auf die Schaffung
neuer „guter Jobs“ und keinesfalls auf die Ausbreitung prekärer Beschäftigung
zurückgeht.
Die Arbeitslosigkeit geht dabei weiter zurück. Per Saldo liegt die Zahl der Arbeitslosen um fast 100.000 Personen oder 3,6% unter dem Vorjahresniveau
und das, obwohl im Vergleich zum Vorjahr etwa 79.000 Flüchtlinge in die Arbeitslosigkeit wechselten. Die Arbeitslosenquote liegt derzeit mit knapp über 6%
auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang der 1990er Jahre. Die Unterbeschäftigung – das am breitesten gefasste Maß für die Unterauslastung am Arbeitsmarkt – untertrifft ebenfalls das Vorjahresniveau deutlich.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
15 | 4. Juli 2016
Zudem sind die Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden, zuletzt weiter gestiegen
und liegen auf einem hohen Niveau. Dank der soliden, binnenwirtschaftlich getriebenen Konjunkturentwicklung, der aufgrund des hohen Beschäftigungsniveaus gestiegenen Fluktuation und teilweise bestehender regionaler und qualifikatorischer Engpässe, ist die Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen mit fast
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Erwerbstätigenquote trotz hoher Zuwanderung in Deutschland deutlich gestiegen
4
% der Erwerbstätigen an der Bevölkerung
(Alter 15 bis 74)
Atypische Beschäftigung seit 2010
rückläufig
5
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
Geringfügig
Beschäftigte
Zeitarbeitnehmer
Teilzeit
(<20 Wochenstd.)
Atypisch
Beschäftigte
Befristet
Beschäftigte
Insg.
91
95
99
03
07
Befristet Beschäftigte
Teilzeit (<20 Wochenstd.)
Geringfügig Beschäftigte
Zeitarbeitnehmer
Regulierungsindex für unbefristet
Beschäftigte
6
%, 2014
% der Arbeitnehmer
Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank
Research
Quelle: OECD
Anteil von Personen ohne Ausbilung
bei atypischer Beschäftigung höher
11
Normalarbeitnehmer
0
20
40
60
80
100
Ohne Berufsausbildung
Mit Berufsausbildung
Tertiärer Abschluss
Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank
Research
7
Version 3, Skala 0-6, 2013
1 Millionen offenen Stellen für den ersten Arbeitsmarkt extrem stark. Davon sind
etwa 70% sofort zu besetzen und rund 20% entfallen auf die Suche nach gering
qualifizierten Arbeitskräften.
Zudem wird die Besetzung neuer Stellen für die Unternehmen immer schwieriger, was die auf das historisch hohe Niveau von mehr als 90 Tagen gestiegene
Vakanzzeit verdeutlicht. Als Gründe für die Schwierigkeiten geben die Unternehmen vor allem eine unzureichende Qualifikation oder das Nichtvorhanden11
sein von Bewerbern an. Die Aufnahmefähigkeit des deutschen Arbeitsmarktes
ist folglich derzeit sehr hoch.
Im Vergleich zum Vorjahr stieg die ausländische Bevölkerung im April 2016 –
insbesondere durch den Flüchtlingszustrom (60%) und die anhaltende Arbeits12
zuwanderung aus Osteuropa (20%) – um 1,2 Millionen Personen oder 14%.
Dies dürfte den negativen demografischen Effekt von 310.000 im Jahr 2016
erneut deutlich übertreffen, wodurch das Arbeitsangebot nach den Berechnun13
gen des IAB – das vierte Jahr in Folge – um 355.000 Personen steigen würde.
Da das Gros der Zuwanderer Arbeit findet, folgt die Erwerbstätigenquote weiter
ihrem steilen Aufwärtstrend und liegt derzeit mit 65% etwa gleichauf mit dem
UK- und deutlich über dem US-Wert.
Quelle: OECD
Einkommensungleichheit in Deutschland
unterdurchschnittlich
Gini-Koeffizient
8
Die gute Arbeitsmarktlage zeigt sich auch bei den Löhnen. Die Reallöhne dürften durch das Zusammenspiel aus der gedämpften Inflationsentwicklung und
soliden Anstiegen der Tariflöhne im Jahr 2016 das dritte Jahr in Folge mit leicht
über 2% steigen. Mittelfristig dürfte sich durch den negativen Demografieeffekt
14
die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer erhöhen.
Rückschritt statt Fortführung des Reformkurses
Anstatt jedoch die positiven Effekte der Deregulierung des Arbeitsmarktes
herauszustellen und zu nutzen, um insbesondere die im internationalen Vergleich äußerst strengen Kündigungsschutzbestimmungen für reguläre Arbeitsverhältnisse zu verringern und damit vor allem für Problemgruppen die Eintritts11
12
Quelle: OECD
13
14
16 | 4. Juli 2016
IAB-Stellenerhebung, April 2016.
IAB Zuwanderungsmonitor, Mai 2016.
IAB-Prognose 2016: Beschäftigung und Arbeitskräfteangebot so hoch wie nie, IAB Kurzbericht,
6/2016.
Peters, H., Rakau, O. (2016) Moderate Lohnrunde 2016, Deutsche Bank Research, Ausblick
Deutschland, 28. Januar 2016.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Arbeitslosenquoten für Personen ohne
Ausbildung anhaltend hoch
9
%
hürden zu senken, werden Teile der Arbeitsmarktreformen – wie im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD festgelegt – von der großen Koalition wieder
zurückgenommen.
Während der Mindestlohn bereits zum 1. Januar 2015 in Kraft trat, wurde kürzlich vom Bundeskabinett der Gesetzentwurf zur Bekämpfung des Missbrauchs
bei Leiharbeit und Werkverträgen beschlossen. Wir sehen diese Maßnahmen
äußerst kritisch, da sie die Beschäftigungschancen von Problemgruppen erheblich verringern. Die Arbeitslosenquote von Personen ohne Ausbildung verharrt
weiter auf relativ hohem Niveau von etwa 20%, während für Hochschulabsolventen Vollbeschäftigung herrscht. Die bereits enorme Herausforderung
der Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren
dürfte ebenfalls durch die zusätzliche Regulierung noch größer werden.
30
25
20
15
10
5
0
75 79 83 87 91 95 99 03 07 11
Die Ausdifferenzierung der Erwerbsformen hat die externe Flexibilität der Unternehmen erhöht und zusammen mit der gestiegenen Arbeitsnachfrage durch die
Lohnmoderation erheblich zum Beschäftigungsboom beigetragen. Dies hat den
Abbau der Arbeitslosigkeit um 2,3 Millionen Personen seit dem Höchststand von
15
über 5 Millionen im März 2005 getrieben.
Insg.
Mit beruflicher Ausbildung
Mit Hochschulabschluss
Ohne Ausbildung
Quelle: IAB
Anteil der Zeitarbeiter weiter unter
2011er Hoch
10
Tausend, % der sozialversicherungspflichtig
Beschäftigten
900
800
700
600
500
400
300
200
100
0
3,0
2,5
2,0
Dies ging – entgegen vieler kritischer Stimmen – mit einer stabilen Einkommensverteilung einher, deren Ungleichheit im internationalen Vergleich unter16
durchschnittlich ist. Auch der Anteil der Mittelschicht blieb in etwa konstant.
17
Zudem ist das klassische Normalarbeitsverhältnis nach wie vor die mit Abstand bedeutendste Beschäftigungsform und ihr Anteil an allen Beschäftigten ist
seit 2010 wieder gestiegen auf rund 77% im Jahr 2014. Die Bedeutung der aty18
pischen Beschäftigungsformen ist spiegelbildlich (relativ als auch absolut) seit
2010 gefallen.
1,5
1,0
0,5
Erfolgsgeschichte Zeitarbeit erhält durch verschärfte Regulierung
einen Dämpfer
0,0
00
02
04
06
08
Tausend (links)
10
12
14
16
% (rechts)
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Zeitarbeit in Europa
Anteil an allen Beschäftigten in %, 2013
11
Wir haben bereits in der Vergangenheit vor einer stärkeren Regulierung der
Zeitarbeit gewarnt. Diese stellt eine Kehrtwende der bisherigen Arbeitnehmerüberlassungsgesetzgebung dar, die seit dem Jahr 1985 immer weiter dereguliert wurde. Der größte Meilenstein in der Deregulierungsgeschichte waren die
Hartz-Reformen. Anfang des Jahres 2003 fielen das Befristungsverbot, das
Synchronisationsverbot und das Wiedereinstellungsverbot ersatzlos weg und
die bis zu diesem Zeitpunkt gesetzlich vorgeschriebene Überlassungshöchst19
dauer von 24 Monaten wurde gestrichen. Dies sorgte dafür, dass die Regulierung für Zeitarbeit in Deutschland im internationalen Vergleich relativ gering
wurde.
15
Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research
16
17
18
19
17 | 4. Juli 2016
Peters, H. (2012) Pluralisierung der Erwerbsformen mit positiven Effekten auf den Arbeitsmarkt,
Deutsche Bank Research, Ausblick Deutschland, 9. Mai 2012.
Sachverständigenrat, Jahresgutachten 2015/16.
Alle Arbeitnehmer in einem unbefristeten Beschäftigungsverhältnis mit einer Wochenarbeitszeit
von mindestens 21 Stunden außerhalb der Zeitarbeit und einer vollen Integration in die sozialen
Sicherungssysteme.
Teilzeitbeschäftigung mit einer Wochenarbeitszeit von unter 21 Stunden, Zeitarbeit, befristete und
geringfügige Beschäftigungsverhältnisse.
Gräf, B., Grewenig, E. (2014) Leiharbeit: Erfolgsgeschichte mit ungewissem Ausgang, Deutsche
Bank Research, Ausblick Deutschland, 28. Februar 2014.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Regulierungsindex für Zeitarbeit
12
Version 3, Skala 0-6, 2013
Quelle: OECD
Vor Beginn der Zeitarbeit waren 70%
arbeitslos
13
%
17,9
29,5
In Folge dieser Reformen erlebte die Zeitarbeit einen Boom. Die Zahl der Zeitarbeiter erhöhte sich seit 2003 um etwa das 2½-fache auf derzeit etwa 950.000
Beschäftigte. Trotz eines Anteils der Zeitarbeit von nur 2,6% (Abbildung 10) an
der Gesamtbeschäftigung geht auf die Zeitarbeit ein Anteil von 14% des gesamten Beschäftigungswachstums in dieser Zeit zurück. Der Anteil der Zeitarbeit an
allen Beschäftigten liegt damit in Deutschland über dem durchschnittlichen Wert
der Eurozone, aber beispielsweise unter jenem Frankreichs (2,9%). Typischerweise sind Zeitarbeiter in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt
(92%) und zwar zum überwiegenden Teil in Vollzeit (85%). Das Anforderungsniveau ist mehrheitlich relativ gering (54% Helfer) und der Anteil der gering qualifizierten Arbeitskräfte ist relativ hoch (23% ohne Berufsabschluss). Rund 70%
der Zeitarbeiter waren vor Beginn der Zeitarbeit arbeitslos und 18% waren langzeitarbeitslos. Die Zeitarbeit ermöglichte es daher vielen Arbeitslosen, überhaupt erst wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
Aufgrund dieser Merkmale liegt die Produktivität je Zeitarbeiter bei etwa der
Hälfte des gesamtdeutschen Durchschnitts. Infolge der geringeren Produktivität
verdienen die Zeitarbeiter durchschnittlich 43% weniger als das Stammpersonal.
Werden die abweichenden sozio-ökonomischen Merkmale beachtet, reduziert
20
sich der Lohnabstand um etwa die Hälfte. Die Zeitarbeit bietet aber trotz des
verbleibenden Lohnabstandes zumindest einen Einstieg in den Arbeitsmarkt
und die Alternative dürfte oftmals nur der Verbleib in Arbeitslosigkeit gewesen
sein, was für die Betroffenen und die Volkswirtschaft eindeutig schlechter gewesen wäre. Insgesamt positiv ist zudem, dass nach Berechnungen des IAB etwa
die Hälfte des Anstiegs der Zeitarbeit auf tatsächlich geschaffene zusätzliche
21
Arbeitsplätze zurückgeht.
Die Zeitarbeit weist aber auch eine hohe Konjunkturabhängigkeit auf, was sich
an der hohen Korrelation Entwicklung der Zeitarbeit und BIP-Wachstum zeigt
(Abbildung 14). Zeitarbeiter werden oftmals auch als Vertretungslösungen (Urlaub, Mutterschutz) eingesetzt, was sich in den relativ kurzen Beschäftigungsdauern widerspiegelt (~50% kürzer als 3 Monate). Die Leiharbeit hat damit erheblich zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes beigetragen, die mit die Grundlage dafür bildete, dass Deutschland vom „kranken Mann Europas“ zum ökonomischen Vorbild avancierte.
52,6
Unmittelbar vorher beschäftigt
Vorher arbeitslos (<1J)
Vorher arbeitslos (≥1J)
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Leiharbeit mit hoher Konjunkturabhängigkeit
14
% gg. Vq., sb.
15
3
10
2
5
1
0
0
-5
-1
-10
-2
-15
-3
-20
-4
-25
-5
00
02
04
06
08
10
12
14
Der kürzlich vom Bundeskabinett beschlossene Gesetzentwurf zur Bekämpfung
22
des Missbrauchs bei Leiharbeit und Werkverträgen könnte diese positive Entwicklung stoppen. In Kraft treten könnte das Gesetz Anfang 2017, wenn es das
parlamentarische Gesetzgebungsverfahren planmäßig durchläuft. Es sieht als
Hauptbestandteil gleiche Bezahlung (Equal Pay) zwischen den Zeitarbeitern
und der Stammbelegschaft nach spätestens 9 Monaten und eine Überlassungshöchstdauer von 18 Monaten vor. Zudem wird der Einsatz von Zeitarbeitern als Streikbrecher verboten.
Basierend auf den zuletzt verfügbaren Beschäftigungsdauern, würde die EqualPay-Regelung rund 30% der Zeitarbeiter betreffen. Sollte es allerdings zu keiner
schlagartigen Anpassung ab dem 9. Monat kommen und die Lohnsteigerungen
bereits in den Monaten zuvor zum Tragen kommen, würde sich der Anteil noch
deutlich erhöhen. Die Regelung der Überlassungshöchstdauer dürfte für 14%
23
der Zeitarbeiter bindend werden.
16
Bestand Leiharbeitnehmer (links)
Reales BIP (rechts)
20
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Statistisches
Bundesamt, Deutsche Bank Research
21
22
23
18 | 4. Juli 2016
Peters, H. (2012). Pluralisierung der Erwerbsformen mit positiven Effekten auf den Arbeitsmarkt,
Deutsche Bank Research, Ausblick Deutschland, 9. Mai 2012.
Jahn, E., Weber, E. (2013). Zeitarbeit: Zusätzliche Jobs, aber auch Verdrängung, IAB Kurzbericht
2/2013.
http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP18/746/74650.html
27,6% der Zeitarbeiter waren im Jahr 2010 länger als 9 Monate beschäftigt. 14% der Beschäftigungsverhältnisse dauerten länger als 18 Monate. Siehe Peter, H., Jahn, E. (2014). Zeitarbeit in
Deutschland: Hohe Dynamik und kurze Beschäftigungsdauern, IAB Kurzbericht 12/2014.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Der Effekt dürfte sein, dass dies die positive Beschäftigungsentwicklung spürbar
dämpfen wird. Unternehmen dürften angesichts der Erfahrungen der Vergangenheit deutlich weniger Zeitarbeiter einstellen. Am stärksten werden darunter
die Problemgruppen – z.B. Geringqualifizierte und Langzeitarbeitslose – des
Arbeitsmarktes leiden und vielfach in der Arbeitslosigkeit verharren. Folglich
besteht die Gefahr, dass die Erfolgsgeschichte „Leiharbeit“ in Deutschland zu
Ende geht.
Werkvertragsregelung moderat verschärft
Werkvertrag
15
Ein Werkvertrag ist ein Vertrag zwischen einem Werkbesteller, der die Erfüllung einer
Arbeit, also ein Werk, einkauft, und einem
Werkunternehmer, eine Person oder ein
Unternehmen, das diese Arbeit ausführt und
ihre Erfüllung garantiert. Der Werkunternehmer
ist dabei selbstständig und darf nicht in die
Hierarchie des bestellenden Unternehmens
eingebunden sein. Mit Hilfe von Werkverträgen
können Unternehmen also bestimmte Arbeiten
an Spezialisten abgeben und so Organisations- und Transaktionskosten sparen sowie
ihre Flexibilität erhöhen
Neben der verschärften Regulierung der Zeitarbeit sieht der Gesetzentwurf auch
eine stärkere Regulierung der Werkverträge vor. Wie die Zeitarbeit bieten Werkverträge den Unternehmen Flexibilität, über die sie Schocks abfedern können
oder aber bestimmte Arbeiten einkaufen und damit auf zusätzliches Fachwissen
und Kapazitäten zurückgreifen können. Die Werkunternehmer sind dabei natürlich verpflichtet, das deutsche Arbeitsrecht einzuhalten, was für ein beauftragtes
Unternehmen auch bedeutet, dass sie ihrem Arbeitnehmer mindestens den
gesetzlichen Mindestlohn zahlen müssen. Dies gilt auch für ausländische Werkunternehmer nach dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz.
Unternehmensbefragungen des IAB zeigen, dass zwischen den Jahren 2006
und 2011 in etwa 7% der Betriebe Beschäftige per Werkvertrag tätig waren.
Genutzt werden Werkverträge vor allem in den Branchen Erziehung und Unter24
richt und Information und Kommunikation. Genaue Zahlen zu der Anzahl der
Beschäftigten per Werkvertrag sind nicht verfügbar. Oft wird jedoch bemängelt,
dass in vielen Unternehmen Stammarbeitsplätze durch Werkverträge verdrängt
werden, um Lohnkosten einzusparen. Aufgrund der schwierigen Datenlage lässt
sich diese Behauptung aber weder be- noch widerlegen. Diesbezügliche Stellungnamen sind in aller Regel politisch motiviert.
Nachdem der beschlossene Gesetzentwurf gegenüber seiner ersten Fassung
abgemildert wurde, verändert er die Regeln für Werkverträge nur noch in moderatem Maße. Erstens wird die Möglichkeit abgeschafft, Werkverträge nachträglich als Leiharbeit zu deklarieren, um sog. „Verdeckte Arbeitnehmerüberlassung“
zu unterbinden. Zweitens definiert das Gesetz anhand der Rechtsprechung des
Bundesarbeitsgesetzes, wer Arbeitnehmer ist, um Scheinselbstständigkeit vorzubeugen. Drittens wird die Position der Betriebsräte gestärkt, da diese nun
vom Arbeitgeber über Ort, Art und Umfang der Werkverträge informiert werden
müssen. Im ersten Gesetzentwurf war in Bezug auf Werkverträge hauptsächlich
ein Kriterienkatalog zur Feststellung des Beschäftigungsverhältnisses kritisiert
worden, der Werkverträge signifikant eingeschränkt hätte. Dieser Kriterienkatalog wurde nach Protesten verschiedener Gruppen aber durch eine allgemeinere
Definition des Arbeitnehmers ersetzt.
Wir sehen diese Abschwächung des ursprünglichen Entwurfs als positiv, aber
auch hier die Verschärfung der Arbeitsmarktregulierung als negativ an, da sie
die externe Flexibilität der Unternehmen bei im internationalen Vergleich ohnehin äußerst strengen Kündigungsschutzbestimmungen begrenzt.
24
19 | 4. Juli 2016
Hohendanner, C. (2012). Vom Leiharbeiter zum freien Mitarbeiter? Werkverträge in der Diskussion, Wiesbaden, 30. Mai 2012.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Mindestlohnkommission beschließt 4%-Erhöhung auf EUR 8,84
Mindestlohn steigt zum 1. Januar 2017
um 4% auf EUR 8,84
16
%, Veränderung gegenüber dem Indexwert Ende
2014 (links), EUR pro Stunde (rechts)
4,0
8,80
3,5
3,0
2,5
8,70
+ 4%
2,0
1,5
8,60
1,0
0,5
0,0
8,50
15
16
17
18
Tarifliche Stundenverdienste ohne
Sonderzahlungen (links)
Mindestlohn (rechts)
Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank
Research
Geringfügig entlohnte Beschäftigung in
Ostdeutschland deutlich gefallen
17
x-Achse: Kaitz Index, y-Achse: Veränderung
geringfügig entlohne Beschäftigung Dez 2015 vs.
Dez 2014
0
-1 35
-2
-3
-4
-5
-6
-7
-8
-9
40
45
50
West
55
60
Ost
Quellen: Minijob-Zentrale, Deutsche Bank Research
Kaitz-Index in Industrieländern
18
Mindestlohn in % des Bruttomonatsverdienstes von
Vollzeitbeschäftigten, 2014
Die Mindestlohnkommission beschloss am 28. Juni einstimmig eine Erhöhung
des Mindestlohnes um 4% auf EUR 8,84 ab dem 1. Januar 2017 für einen ZweiJahreszeitraum, der von der Bundesregierung noch per Rechtsverordnung in
25
Kraft gesetzt werden muss. Der Tarifindex, an dem sich die Kommission orientiert, stieg von Ende 2014 bis Juni 2016 nur um 3,2%, wobei die Tarifabschlüsse
im öffentlichen Dienst (29. April 2016) und in der Metall- und Elektroindustrie
(zwischen dem 13. und 25. Mai 2016) bisher in den Tarifindex nicht mit einbezogen wurden, da diese erst im H2 2016 zahlungswirksam werden. Wird der
Tarifabschluss im öffentlichen Dienst mit einbezogen, ergibt sich eine Veränderungsrate von 4,0% (nur Metall- und Elektroindustrie +3,7%; beide Abschlüsse:
26
+4,4%). Die Kommission hat sich – wahrscheinlich das Resultat eines Kompromisses – entschlossen, den Abschluss des öffentlichen Dienstes mit zu beachten.
Unsere kritische Haltung gegenüber der Mindestlohneinführung auf das im
internationalen Vergleich hohe Niveau zum Start des Jahres 2015 bleibt weiter
bestehen. Vor Einführung des Mindestlohnes arbeiteten etwas mehr als 10%
der Beschäftigten für einen Stundenlohn unterhalb des Mindestlohnniveaus von
EUR 8,50, wobei der Anteil in Ostdeutschland fast doppelt so hoch wie in Westdeutschland war. Die im Mindestlohngesetz festgelegte Orientierung der Mindestlohnkommission bei der Festlegung des Mindestlohnniveaus nachlaufend
an der Tariflohnentwicklung erachten wir ebenfalls als kontraproduktiv. Die Verwendung der durchschnittlichen Lohnsteigerung als Referenzpunkt bedeutet im
Vergleich zu den vergangenen Jahren, in denen die unteren Lohngruppen eher
unterdurchschnittliche Zuwächse verzeichneten, eine deutlich stärkere Lohnerhöhung am unteren Ende der Lohnverteilung und erhöht damit die Eingriffsintensität gerade für Geringqualifizierte. Zudem ist die vorgegebene Orientierung
an der nachgelagerten Tarifentwicklung negativ zu beurteilen, da dies zu Beginn
eines Abschwungs und insbesondere in einer Rezession die Eingriffsintensität
des Mindestlohns weiter erhöht und damit zusätzlich negativ auf die Beschäfti27
gung wirkt.
Dass es bisher keine größeren negativen Effekte des Mindestlohns gegeben
hat, dürfte hauptsächlich an dem günstigen Zeitpunkt des Inkrafttretens gelegen
haben. Eine Umgehung über unbezahlte Mehrarbeit oder den Übergang in
Schwarzarbeit sowie die Streichung von Zusatzleistungen könnte ebenfalls eine
Rolle gespielt haben. Das kräftige binnenwirtschaftliche Wachstum dürfte den
mindestlohnbedingten Kostenschub für die Unternehmen verkraftbarer gemacht
haben. Bei der Betrachtung der Arbeitsmarktbilanz lassen sich aber erste Schattenseiten erkennen und der Trade-off zwischen der Verbesserung der Einkommenssituation der weiter beschäftigten Arbeitnehmer und den induzierten Arbeitsplatzverlusten wird offensichtlich. Besonders deutlich war der Beschäftigungsrückgang von 165.000 in Folge der hohen Eingriffsintensität bei der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigung. Übergangsanalysen des IAB
zeigen, dass etwa die Hälfte davon in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wechselte. Die andere Hälfte verlor aber ihren Arbeitsplatz, wobei
28
sich die Mehrheit komplett vom Arbeitsmarkt zurückzog. Der Vergleich zwischen den Bundesländern zeigt den erwarteten Zusammenhang, dass der Beschäftigungsabbau umso stärker ist, je höher die Eingriffsintensität des Mindestlohns ausfällt (Abbildung 17).
25
26
Quellen: OECD, Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank
Research
27
28
20 | 4. Juli 2016
BMAS (2016). Kommission übergibt Mindestlohn-Bericht, 28. Juni 2016.
Statistisches Bundesamt (2016). Kommission orientiert sich bei Anpassung des Mindestlohns an
Tarifindex.
Peters, H. (2014). Mindestlohn von EUR 8,50 je Stunde: Große Koalition auf dem Holzweg,
Deutsche Bank Research, 4. Juni 2014.
Peters, H., Rakau, O. (2016). Moderate Lohnrunde 2016, Ausblick Deutschland, Deutsche Bank
Research, 28. Januar 2016.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Unsere Befürchtung bleibt, dass bei der nächsten Krise die negative Wirkung
des relativ hohen Mindestlohns in Gänze durchschlagen könnte und sich dann
besonders negativ auf die schwächsten Gruppen am Arbeitsmarkt auswirkt. Der
steigende Mindestlohn dürfte zudem die Integration der zahlreichen Flüchtlinge
in den Arbeitsmarkt über die nächsten Jahre noch weiter erschweren und für
viele eine unüberwindbare Hürde darstellen.
Pendel der Arbeitsmarktregulierung der großen Koalition schlägt in
die falsche Richtung
Anstatt die gute Arbeitsmarktlage zu nutzen und die Mitte der 2000er Jahre
eingeführten Arbeitsmarktreformen, die den Grundstein für die robuste, gute
heutige Arbeitsmarktlage bildeten, konsequent weiterzuführen, schaltet die große Koalition mit ihren tiefen Eingriffen in den Arbeitsmarkt – Mindestlohn, Regulierung von Zeitarbeit und Werkverträgen – in den Rückwärtsgang. Insgesamt ist
der deutsche Arbeitsmarkt im Vergleich zu anderen Ländern hoch reguliert (Abbildung 7). Insbesondere der hohe Kündigungsschutz könnte durch eine einheit29
liche Regelung mit klaren Abfindungsansprüchen für mehr Flexibilität sorgen.
Da hier Reformen relativ unwahrscheinlich sind, benötigen die Unternehmen
eine hohe externe Flexibilität, damit sie über den Konjunkturzyklus hinweg
handlungsfähig bleiben und für Problemgruppen der Weg in den Arbeitsmarkt
offen bleibt.
Die negativen Folgen der heutigen Politik dürften in der nächsten Abschwungphase deutlich zum Vorschein kommen. Den Unternehmen wird ein Teil ihrer
externen Flexibilität genommen, was ihren Handlungsspielraum, in schwierigen
Zeiten die Kosten anzupassen, deutlich einengt, und gerade die Position der
Schwächsten am Arbeitsmarkt noch weiter verschlechtert.
Heiko Peters (+49 69 910-21548, [email protected])
Matthias Gnewuch
29
21 | 4. Juli 2016
Sachverständigenrat (2015). Zukunftsfähigkeit in den Mittelpunkt, Jahresgutachten 2015/16.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
DB Makro-Überraschungsindex Deutschland
Der DB Makro-Überraschungsindex vergleicht den Wert der veröffentlichten Konjunkturdaten mit den Markterwartungen
30
und liefert damit Hinweise über die Richtung künftiger Prognoseanpassungen.
DX
DB Makro-Überraschungsindex Deutschland
Durchschnitt der z-Werte der vergangenen 20 Datenüberraschungen
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0,0
-0,1
-0,2
-0,3
-0,4
-0,5
14
15
16
DB Makro-Überraschungsindex
+/- 1 Standardabweichung
Werte über (unter) 0 bedeuten über (unter) der Markterwartung liegende Datenveröffentlichungen
Quellen: Bloomberg Finance LP, Deutsche Bank Research
Letzte 20 veröffentlichte deutsche Konjunkturdaten
Bloomberg Ticker
DX
Berichtsmonat
Indikator
Veröffentlich- Aktueller
ungsdatum
Wert
Bloomberg
Konsensus
Überraschung
Standardisierte QuantilsÜberraschung
rang
GRZEWI Index
ZEW - Konjunktur (Erwartungen)
5 2016
24.05.16
6,4
12,0
-5,6
-0,7
0,2
GRIFPBUS Index
ifo Geschäftsklimaindex
5 2016
25.05.16
107,8
106,8
1,0
0,6
0,7
GRIMP95Y Index
Importpreise (% gg. Vj.)
4 2016
30.05.16
-6,6
-6,2
-0,4
0,0
0,4
GRFRIAMM Index
Einzelhandelsumsätze (% gg. Vm.)
4 2016
31.05.16
-0,3
0,9
-1,2
-0,7
0,2
GRUECHNG Index
Veränderung Arbeitslose (Tsd. gg. Vm.)
5 2016
31.05.16
-11,0
-5,0
6,0
0,0
0,5
MPMIDEMA Index
PMI Verarbeitendes Gewerbe
5 2016
01.06.16
52,1
52,4
-0,3
-0,3
0,3
MPMIDESA Index
PMI Dienstleistungssektor
5 2016
03.06.16
55,2
55,2
0,0
0,0
0,5
GRIORTMM Index
Auftragseingänge (% gg. Vm.)
4 2016
06.06.16
-2,0
-0,5
-1,5
-0,7
0,2
GRIPIMOM Index
Industrieproduktion (% gg. Vm.)
4 2016
07.06.16
0,8
0,7
0,1
0,1
0,6
GRCAEU Index
Leistungsbilanzsaldo (EUR Mrd.)
4 2016
09.06.16
28,8
21,0
7,8
2,0
1,0
GRCP20YY Index
VPI (% gg. Vj.)
5 2016
10.06.16
0,1
0,1
0,0
0,3
0,3
GRZEWI Index
ZEW - Konjunktur (Erwartungen)
6 2016
21.06.16
19,2
4,8
14,4
1,7
0,9
GRZECURR Index
ZEW - Konjunktur (Situation)
6 2016
21.06.16
54,5
53,0
1,5
0,1
0,5
MPMIDESA Index
PMI Dienstleistungssektor
6 2016
23.06.16
53,2
55,0
-1,8
-1,9
0,0
MPMIDEMA Index
PMI Verarbeitendes Gewerbe
6 2016
23.06.16
54,4
54,4
0,0
0,0
0,5
GRIFPBUS Index
ifo Geschäftsklimaindex
6 2016
24.06.16
108,7
107,4
1,3
0,9
0,8
GRIMP95Y Index
Importpreise (% gg. Vj.)
5 2016
28.06.16
-5,5
-5,8
0,3
0,6
0,8
GRCP20YY Index
VPI (% gg. Vj.)
6 2016
29.06.16
0,3
0,3
0,0
0,3
0,3
GRUECHNG Index
Veränderung Arbeitslose (Tsd. gg. Vm.)
6 2016
30.06.16
-6,0
-5,0
1,0
-0,2
0,4
GRFRIAMM Index
Einzelhandelsumsätze (% gg. Vm.)
5 2016
30.06.16
0,9
0,6
0,3
0,5
0,7
Quellen: Bloomberg Finance LP, Deutsche Bank Research
Heiko Peters (+49 69 910-21548, [email protected])
30
22 | 4. Juli 2016
Siehe für Details Ausblick Deutschland. 4. August 2014.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Exportindikator 2016: Nachfrageimpuls weiter schwach – Preisimpuls ins Negative gedreht
Der Exportindikator identifiziert die Auswirkungen von globalen Nachfrageveränderungen und von Währungsbewegungen (Preisimpuls) auf die deutschen Exporte.31
Heiko Peters (+49 69 910-21548, [email protected])
31
23 | 4. Juli 2016
Siehe für Details Ausblick Deutschland, 3. März 2016.
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Deutschland: Termine der Finanz-, der Wirtschafts- und der Europapolitik
DX
Datum
Ereignis
Anmerkungen
11./12. Juli
Eurogruppe und ECOFIN, Brüssel
11. Juli 4. Sep.
21. Juli
Deutscher Bundestag
Lage in Griechenland, thematische Debatte über Wachstum u. Beschäftigung: Investitionen, finanzpol. Kurs in der Eurozone, möglicherweise finanzielle Implikationen der Flüchtlingskrise, Folgen des Referendums in GB.
Parlamentarische Sommerpause
23./24. Juli
4. Sep.
G20-Finanzminister und -Notenbankgouverneure,
Chengdu (China)
Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern
8. Sep.
Sitzung des EZB-Rates, Pressekonferenz
9./10. Sep.
Eurogruppe und ECOFIN, Brüssel
16. Sep.
Europäischer Rat, Bratislava
18. Sep.
Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin
Sitzung des EZB-Rates, Pressekonferenz
10./11. Okt. Eurogruppe und ECOFIN, Brüssel
20. Okt.
Sitzung des EZB-Rates, Pressekonferenz
20./21. Okt. Europäischer Rat, Brüssel
Angesichts des Votums der britischen Wähler, die EU zu verlasssen, dürfte
die EZB versuchen, ihre Rhetorik eines lockeren geldpolitischen Kurses zu
maximieren. Der Pfad dafür wird aber schmaler, da die politische Legitimität
anhaltend niedriger geldpolitischer (Zins-)Sätze in den Kernländern der
Eurozone zunehmend in Frage gestellt wird.
Lage d. Weltwirtschaft u. internationaler Finanzmärkte, Multilaterale Entwicklungsbanken u. Infrastrukturinvestitionen, internationale Steuerthemen u.a.
In dem von einer SPD/CDU-Koalition regierten Bundesland zeichnet sich ein
Kopf-an-Kopf-Rennen beider Parteien ab. Ob sie erneut eine Koalition bilden
können, ist wegen der Stärke der AfD aber offen.
Überprüfung des geldpolitischen Kurses (siehe oben).
Lage in Griechenland – Qualität öffentlicher Finanzen in der Eurozone –
Überprüfung staatlicher Ausgaben, Vorbereitung G7-Treffen einschließl.
Debatte über Wechselkurse.
Debatte über die Zukunft der EU, Konsequenzen des britischen EUReferendums.
Umfragen zufolge dürfte die regierende SPD/CDU-Koalition ihre Mehrheit im
Abgeordnetenhaus verlieren. Ein starkes Ergebnis der AfD könnte die Bildung einer neuen Regierung schwierig machen, da sich dann drei Parteien
zusammenfinden müssten.
U.a. finanzwirtschaftliche und makroökonomische Stabilität in der Eurozone,
thematische Debatte über Wachstum u. Beschäftigung: Gesundheitswesen/Pflege.
Überprüfung des geldpolitischen Kurses.
Voraussichtl. Flüchtlingskrise – v.a. Stand der Umsetzung des EU-TürkeiAbkommens, Folgen des Referendums in GB.
Quelle: Deutsche Bank Research
Dieter Bräuninger (+49 69 910-31708, [email protected])
Deutschland: Datenkalender
DX
Datum
Uhrzeit
Daten
Berichtszeitraum
DB Schätzung
Letzter Wert
6. Juli 2016
8:00
Auftragseingang im Ver. Gewerbe (Index, sb.), % gg. Vm.
Mai
1,0
-2,0
7. Juli 2016
8:00
Industrieproduktion (Index, sb.), % gg. Vm.
Mai
-1,0
0,8
8. Juli 2016
8. Juli 2016
8. Juli 2016
22. Juli 2016
22. Juli 2016
25. Juli 2016
28. Juli 2016
28. Juli 2016
29. Juli 2016
29. Juli 2016
12. Aug. 2016
8:00
8:00
8:00
9:30
9:30
10:30
14:00
10:00
8:00
8:00
8:00
Handelsbilanz (EUR Mrd., sb.)
Warenexporte (EUR Mrd., sb.), % gg. Vm. (gg. Vj.)
Warenimporte (EUR Mrd., sb.), % gg. Vm. (gg. Vj.)
PMI Verarbeitendes Gewerbe (Flash)
PMI Dienstleistungssektor (Flash)
ifo Geschäftsklima (Index, sb.)
Vorläufiger VPI (sb.), % gg. Vm. (gg. Vj.)
Arbeitslosenrate (%, sb.)
Einfuhrpreise (Index, sb.) % gg. Vm. (gg. Vj.)
Einzelhandelsumsätze (Index, sb.), % gg. Vm.
Reales BIP (Index, sb.), % gg. Vq.
Mai
Mai
Mai
Juli
Juli
Juli
Juli
Juli
Juni
Juni
Q2 2016
23,3
0,4 (0,5)
1,6 (-0,7)
52,5
53,0
107,0
0,3 (0,4)
6,1
0,1 (-5,0)
-0,5
0,1
24,1
0,1 (1,0)
-0,3 (-1,9)
54,4
53,2
108,7
0,1 (0,3)
6,1
0,9 (-5,5)
0,9
0,7
Quellen: Deutsche Bank Research, Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit, ifo, Markit
Heiko Peters (+49 69 910-21548, [email protected])
Oliver Rakau (+49 69 910-31875, [email protected])
24 | 4. Juli 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Finanzmarktprognosen
DX
US
JP
EWU
GB
CH
SE
DK
NO
PL
HU
CZ
0,375
0,375
0,375
0,625
-0,10
-0,10
-0,20
-0,20
0,00
0,00
0,00
0,00
0,50
0,50
0,10
0,10
-0,75
-0,75
-0,75
-0,75
-0,50
-0,50
-0,50
-0,50
0,05
0,05
0,05
0,05
0,50
0,25
0,25
0,25
1,50
1,50
1,50
1,50
0,90
0,90
0,90
0,90
0,05
0,05
0,05
0,05
0,65
0,58
0,58
0,83
0,06
0,10
0,05
0,05
-0,29
-0,25
-0,25
-0,25
0,56
0,65
0,66
0,92
Rendite 10J Staatsanleihen, %
Aktuell
1,48
Jun 16
1,50
Sep 16
1,25
Dez 16
1,25
-0,22
-0,10
-0,15
-0,15
-0,13
0,05
0,25
0,40
0,91
1,40
1,50
1,60
Leitzinssatz, %
Aktuell
Jun 16
Sep 16
Dez 16
3M Geldmarktsatz, %
Aktuell
Jun 16
Sep 16
Dez 16
Wechselkurse
Aktuell
Jun 16
Sep 16
Dez 16
EUR/USD USD/JPY EUR/GBP GBP/USD
1,11
102,90
0,83
0,75
1,11
103,00
0,85
1,31
1,08
101,00
0,89
1,21
1,05
105,00
0,91
1,15
EUR/CHF EUR/SEK EUR/DKK EUR/NOK EUR/PLN EUR/HUF EUR/CZK
1,08
9,42
7,44
9,30
4,42
317,06
27,13
1,11
8,99
7,46
9,40
4,36
313,85
27,10
1,12
8,75
7,46
9,20
4,31
316,93
27,10
1,14
8,51
7,46
9,00
4,25
320,00
27,10
Quellen: Bloomberg, Deutsche Bank
25 | 4. Juli 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Deutschland: Datenmonitor
Konjunkturumfragen
Gesamtwirtschaft
ifo Geschäftsklima
ifo Geschäftserwartungen
Produzierendes Gewerbe
ifo Verarbeitendes Gewerbe
Produktion (% gg. Vp.)
Auftragseingang (% gg. Vp.)
Grad der Kapazitätsauslastung
Bauhauptgewerbe
Produktion (% gg. Vp.)
Auftragseingang (% gg. Vp.)
ifo Bauhauptgewerbe
Konsumentennachfrage
EC Konsumentenbefragung
Einzelhandelsumsätze (% gg. Vp.)
Neuzulassungen PKW (% gg. Vj.)
Außenhandel
Auslandsaufträge (% gg. Vp.)
Exporte (% gg. Vp.)
Importe (% gg. Vp.)
Nettoexporte (EUR Mrd.)
Arbeitsmarkt
Arbeitslosenquote (%)
Veränderung Arbeitslosigkeit (Tsd. gg. Vp.)
Beschäftigung (% gg. Vj.)
ifo Beschäftigungsbarometer
Preise, Löhne und Arbeitskosten
Preise
HVPI (% gg. Vj.)
Kern-HVPI (% gg. Vj.)
Harmonisierter PPI (% gg. Vj.)
Rohstoffe ohne Energie (% gg. Vj.)
Ölpreis (USD)
Inflationserwartungen
EC Haushaltsumfrage
EC Unternehmensumfrage
Lohnstückkosten (gg. Vj.)
Lohnstückkosten
Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer
Arbeitnehmerentgelt je Stunde
Monetärer Sektor (gg. Vj.)
M3
Trend von M3*
Kredite an Unternehmen und Privatpersonen
Kredite an öffentliche Haushalte
DX
Q2
2015
Q3
2015
Q4
2015
Q1
2016
Q2
2016
Jan
2016
Feb
2016
Mrz
2016
Apr
2016
Mai
2016
Jun
2016
108,2
102,8
108,4
102,8
108,6
104,3
106,6
100,5
107,7
101,8
107,3
102,3
105,8
99,0
106,8
100,2
106,7
100,5
107,8
101,7
108,7
103,1
103,8
0,2
1,8
84,4
103,1
-0,1
-2,0
84,2
103,3
-0,3
0,6
84,4
100,5
1,8
0,8
85,1
101,8
101,7
2,8
0,5
99,5
-0,7
-0,8
100,4
-1,1
2,6
100,8
0,8
-2,0
101,6
102,9
-1,7
-3,5
120,1
-0,6
0,7
121,4
3,5
10,2
123,3
1,4
6,4
122,6
-0,5
1,8
122,3
4,4
-1,8
122,9
-5,1
-0,2
122,5
-3,6
-0,8
123,1
124,8
125,5
3,0
0,1
4,2
-0,3
0,6
6,1
-4,4
0,2
5,7
-6,1
0,3
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3,3
-6,4
0,2
12,1
-6,2
-1,2
0,0
-4,8
-0,3
8,4
-3,2
0,9
11,9
-1,6
4,5
2,8
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65,3
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-1,0
0,9
60,3
0,2
-0,6
-0,8
60,6
2,1
0,4
-0,3
62,4
1,9
-0,5
1,2
18,6
-2,1
1,4
0,0
20,0
4,4
1,9
-2,3
23,8
-4,3
0,1
-0,3
24,1
6,4
-24,7
0,7
108,0
6,4
-3,3
0,9
108,1
6,3
-24,3
1,0
109,7
6,2
-39,3
1,3
108,4
6,2
-18,0
1,3
109,7
6,2
-10,0
1,3
108,0
6,2
-2,0
1,2
107,5
6,2
-17,0
1,3
108,3
6,1
-10,0
1,3
108,3
6,1
-6,0
0,4
1,1
-1,4
-0,5
63,7
0,0
1,0
-1,7
-7,0
51,3
0,2
1,2
-2,3
-12,0
44,8
0,1
1,1
-2,8
-14,4
35,1
0,4
1,1
-2,4
-15,5
31,9
-0,2
0,8
-3,0
-14,9
33,6
0,1
1,3
-3,1
-12,8
39,8
-0,3
0,7
-3,1
-11,6
43,2
0,0
1,1
-2,7
-8,4
47,7
6,1
1,5
4,9
0,8
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1,9
2,4
1,8
2,8
2,5
1,7
2,7
2,6
1,5
2,5
1,4
2,1
2,4
3,2
7,5
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7,8
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11,1
2,7
11,7
2,0
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7,1
7,3
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7,2
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12,2
9,0
8,8
2,2
-3,3
84,4
124,5
-3,2
6,1
-30,3
108,2
3,6
1,7
108,0
5,9
3,2
% gg. VP = Veränderung gegenüber der Vorperiode; * zentrierter 3M-Durchschnitt
Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Deutsche Bundesbank, Europäische Kommission, Eurostat, Statistisches Bundesamt, HWWI, ifo, Markit
26 | 4. Juli 2016
Aktuelle Themen
Ausblick Deutschland
Im Ausblick Deutschland aus der Reihe Aktuelle Themen/Konjunktur werden volkswirtschaftliche und wirtschaftspolitische Themen zu Deutschland
behandelt. Jede Ausgabe enthält zudem Übersichtstabellen zu finanz- und
wirtschaftspolitischen Terminen sowie einen detaillierten Datenmonitor zu
deutschen Wirtschaftsindikatoren. Die Ausgabe erscheint monatlich.
 Wachstums- und Fiskalausblick: Risiken bleiben ............... 3. Juni 2016
 Wie die Rente finanzieren? ................................................ 12. Mai 2016
 Solides Wachstum, aber Probleme
bei Export und Bau ..............................................................5. April 2016
 Wachstum 2016: Exportindikator dämpft,
Binnenwirtschaft läuft dank Staat und Bau ........................ 3. März 2016
 Wachstum über Potenzial, keine Lohnexzesse ............ 28. Januar 2016
 Verstärkte Binnendynamik im Jahr 2016 ................ 16. Dezember 2015
 Binnenkonjunktur läuft –
aber keine Übertreibungen........................................ 5. November 2015
 Migration, Metropolregion, Inflation ............................... 2. Oktober 2015
Unsere Publikationen finden Sie unentgeltlich
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 Solides BIP, Haushaltsüberschüsse,
aber neue Herausforderungen ................................. 1. September 2015
 Risse im Fundament? .....................................................3. August 2015
 Höhere Inflationsraten trotz
gedämpfter Kerninflation ................................................... 29. Juni 2015
 Reduzierte BIP-Prognose –
Binnenkonjunktur aber intakt............................................... 1. Juni 2015
 Deutsches Sparverhalten vor
QE-Herausforderungen .....................................................30. April 2015
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Verfassers wieder, die nicht notwendigerweise der Meinung der Deutsche Bank AG oder ihrer assoziierten Unternehmen entspricht. Alle Meinungen
können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die
können von Einschätzungen
abweichen,
die in anderen von 6.
derJanuar
Deutsche2015
Bank
 Meinungen
2015: Konjunkturerholung
mit Risiken
............................
veröffentlichten Dokumenten, einschließlich Research-Veröffentlichungen, vertreten werden. Die vorstehenden Angaben werden nur zu Informationszwecken und ohne vertragliche oder sonstige Verpflichtung zur Verfügung gestellt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Angemessenheit der vorsteübernommen.
Strukturelle Verlangsamung des Welthandels
henden Angaben oder Einschätzungen wird keine Gewähr
belastet
deutsches
BIP-Wachstum
...........................
Dezember
2014
In Deutschland wird dieser Bericht von Deutsche Bank AG Frankfurt
genehmigt
und/oder
verbreitet, die über
eine Erlaubnis zur 2.
Erbringung
von Bankgeschäften und Finanzdienstleistungen verfügt und unter der Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) steht. Im Vereinigten Königreich wird
BerichtEnttäuschungen
durch Deutsche Bank
AG, Filiale London, Mitglied der5.
London
Stock Exchandieser
Weitere
...........................................
November
2014
ge, genehmigt und/oder verbreitet, die von der UK Prudential Regulation Authority (PRA) zugelassen wurde und der eingeschränkten Aufsicht der Financial Conduct Authority (FCA) (unter der Nummer 150018) sowie der PRA unterliegt. In Hongkong wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG,
Hong Kong Branch, in Korea durch Deutsche Securities Korea Co. und in Singapur durch Deutsche Bank AG, Singapore Branch, verbreitet. In Japan
wird dieser Bericht durch Deutsche Securities Inc. genehmigt und/oder verbreitet. In Australien sollten Privatkunden eine Kopie der betreffenden ProIce bucket
challenge
duktinformation (Product Disclosure Statement oder PDS)zu jeglichem
in diesem
Berichtund
erwähnten Finanzinstrument beziehen und dieses PDS berücksichtigen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen.
strukturelle Investitionslücke .................................... 2. September 2014
Druck: HST Offsetdruck Schadt & Tetzlaff GbR, Dieburg
Print: ISSN 1430-7421 / Internet: ISSN 1435-0734 / E-Mail: ISSN 1616-5640