Aktuelle Themen Konjunktur Ausblick Deutschland 4. Juli 2016 Deutscher Konsument vs. Brexit Autoren Heiko Peters +49 69 910-21548 [email protected] Stärke der Binnenwirtschaft begrenzt Brexit-Auswirkungen. Die politischen und wirtschaftlichen Implikationen sowie der Ablauf des Brexit sind derzeit äußerst schwer zu greifen. Wir gehen davon aus, dass sich Europa – wie zuletzt immer – „durchwursteln“ wird. Die EZB wird nicht panisch reagieren, sondern zunächst die ersten Brexit-Folgen abwarten. Eine weitere Verlängerung des QEProgramms und mehr Liquiditätsspritzen für die Banken könnten ggf. erste Handlungsoptionen darstellen. Aufgrund des Brexit senken wir unsere BIPWachstumsprognose für Deutschland für das Jahr 2017 auf 1,3% von zuvor 1,6%. Etwa die Hälfte der Anpassung geht auf eine geringere Exportprognose zurück. Die andere Hälfte entfällt auf eine gesenkte Erwartung für das Plus bei den Ausrüstungsinvestitionen. Die Binnennachfrage dürfte kaum beeinträchtigt werden, da die Treiber – Arbeitsmarkt und Bauinvestitionen – intakt sind. Oliver Rakau +49 69 910-31875 [email protected] Stefan Schneider +49 69 910-31790 [email protected] Editor Stefan Schneider Deutsche Bank AG Deutsche Bank Research Frankfurt am Main Deutschland E-Mail: [email protected] Fax: +49 69 910-31877 www.dbresearch.de Originalveröffentlichung in englischer Sprache: 1. Juli 2016 Inhaltsverzeichnis Seite Prognosetabellen ............................................2 Stärke der Binnenwirtschaft begrenzt Brexit-Auswirkungen .......................................3 Deutscher Verbraucher: Und er konsumiert doch!...............................................................7 Positive Arbeitsmarktlage weckt Begehrlichkeiten ...........................................15 DB Makro-Überraschungsindex Deutschland..................................................22 Exportindikator ..............................................23 Eventkalender ...............................................24 Datenkalender ..............................................24 Finanzmarktprognosen .................................25 Datenmonitor ................................................26 Deutscher Verbraucher: Und er konsumiert doch! Deutschland wurde in den letzten Jahren immer wieder eine Konsumzurückhaltung nachgesagt. Dies ist allerdings vor allem ein Phänomen der ersten Euro-Jahre und auch Resultat der stark unterschiedlichen Bevölkerungsdynamik. Bei einer pro-Kopf Betrachtung halbiert sich der Abstand der jährlichen Konsum-Wachstumsraten für 19992008. Nimmt man den gesamten Zeitraum seit Euro-Einführung (1999-2015), weist Deutschland sogar ein leicht höheres reales pro-Kopf Konsumwachstum auf als die Eurozone insgesamt. Deutsche Konsumenten genießen zudem eines der höchsten realen pro-Kopf Konsumniveaus. Innerhalb der EWU lagen sie 2015 wie auch Mitte der 1990er Jahre jeweils auf Platz 2. Trotz des hohen Konsumniveaus hat Deutschland ein durchschnittliches Preisniveau. In Frankreich sind die Preise merklich überdurchschnittlich. Die Abweichungen der deutschen Konsumstruktur von jener in der EWU halten sich in engen Grenzen. Positive Arbeitsmarktlage weckt Begehrlichkeiten. Der deutsche Arbeitsmarkt setzt seine positive Entwicklung seit den Arbeitsmarktreformen Mitte der 2000er Jahre fort. Die Beschäftigung liegt auf einem historischen Hoch und der Anstieg der Beschäftigung ist keinesfalls auf die Ausbreitung prekärer Beschäftigung zurückzuführen. Spiegelbildlich ist die Arbeitslosigkeit auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang der 1990er Jahre. Zudem sind die Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden, zuletzt weiter gestiegen. Anstatt jedoch die gute Arbeitsmarktlage zu nutzen und die Mitte der 2000er Jahre eingeführten Arbeitsmarktreformen positiv herauszustellen und konsequent weiterzuführen, schaltet die große Koalition mit ihren tiefen Eingriffen in den Arbeitsmarkt – Re-Regulierung von Zeitarbeit und Werkverträgen sowie Mindestlohn – in den Rückwärtsgang. Die negativen Folgen der heutigen Politik dürften in der nächsten Abschwungphase deutlich zum Vorschein kommen. Da der deutsche Arbeitsmarkt insgesamt im Vergleich zu anderen Ländern hoch reguliert ist, benötigen die Unternehmen eine hohe externe Flexibilität. Den Unternehmen wird ein Teil ihrer externen Flexibilität mit den Reformen allerdings genommen. In schwierigen Zeiten wird dies gerade die Position der Schwächsten am Arbeitsmarkt noch weiter verschlechtern. Ausblick Deutschland Wachstum, Inflation, Leistungsbilanz, Budgetsaldo DX BIP-Wachstum in % gg. Vj. 2015 2016P 2017P Euroland Deutschland Frankreich Italien Spanien Niederlande Belgien Österreich Finnland Griechenland Portugal Irland Inflation* in % gg. Vj. 2015 2016P 2017P Leistungsbilanzsaldo in % des BIP 2015 2016P 2017P Budgetsaldo in % des BIP 2015 2016P 2017P 1,6 1,7 1,2 0,8 3,2 2,0 1,4 0,8 0,7 -0,3 1,5 7,8 1,6 1,7 1,5 0,9 2,8 1,4 1,2 1,1 1,1 -0,7 1,0 5,0 1,1 1,3 1,3 0,4 1,7 0,9 0,9 1,1 0,7 1,2 1,1 2,9 0,0 0,2 0,1 0,1 -0,6 0,2 0,6 0,8 -0,1 -1,1 0,5 0,0 0,2 0,5 0,2 0,0 -0,4 0,2 1,7 1,1 0,5 -0,3 0,8 0,3 1,2 1,5 1,0 1,1 1,3 1,1 1,8 1,7 1,2 0,7 1,3 1,4 3,2 8,5 -0,2 2,2 1,4 8,6 0,0 2,6 0,1 0,0 0,6 4,5 2,6 8,1 0,1 2,6 1,1 10,5 1,0 2,7 0,3 1,0 1,0 4,0 2,0 7,6 0,1 1,9 0,3 10,2 0,8 2,7 0,2 0,9 0,7 2,9 -2,1 0,7 -3,5 -2,6 -5,1 -1,8 -2,6 -1,2 -2,7 -7,2 -4,4 -2,3 -2,0 0,0 -3,3 -2,5 -4,0 -1,8 -2,7 -1,6 -2,6 -3,7 -2,8 -1,1 -1,9 -0,2 -3,0 -2,4 -3,6 -1,8 -2,5 -1,5 -2,5 -2,0 -2,8 -1,1 Großbritannien Dänemark Norwegen Schweden Schweiz 2,2 1,2 1,1 3,9 0,9 1,5 1,4 1,0 3,4 1,3 0,9 1,8 2,0 2,5 1,5 0,0 0,5 2,2 0,0 -1,1 1,2 1,1 2,5 0,9 -0,5 2,2 1,7 2,3 1,8 0,2 -4,7 7,0 9,0 5,9 11,4 -4,0 7,0 6,5 5,7 9,0 -3,5 7,0 6,5 5,5 8,0 -4,3 -2,5 9,0 -0,8 0,3 -3,0 -2,5 6,5 -1,0 -0,5 -3,0 -2,0 6,5 -0,5 -0,5 Tschech. Rep. Ungarn Polen 4,3 2,9 3,6 2,6 2,4 3,6 2,7 2,5 3,3 0,3 -0,1 -0,9 1,0 0,4 -0,6 1,7 1,4 1,2 1,6 4,4 -0,2 1,2 4,2 -0,8 0,8 3,5 -1,1 -1,9 -2,0 -2,6 -1,4 -1,9 -2,9 -1,2 -2,5 -3,0 USA Japan China Welt 2,4 0,6 6,9 3,1 1,5 0,2 6,6 3,0 1,8 1,1 6,5 3,4 0,1 0,8 1,4 3,3 1,3 -0,1 1,8 4,4 1,9 0,8 1,8 4,5 -2,4 3,3 2,8 -2,5 3,7 2,8 -2,7 3,2 2,4 -2,4 -4,0 -3,5 -2,9 -4,0 -4,0 -2,9 -3,8 -4,0 *Inflationsdaten für EU-Länder basieren auf harmonisierten Verbraucherpreisindizes außer bei Deutschland. Dies kann zu Diskrepanzen zu anderen DB Publikationen führen. Quellen: Nationale Behörden, Nationale Zentralbanken, Deutsche Bank Prognosen Deutschland: BIP-Wachstum nach Komponenten, % gg.Vq., Jahresdaten % gg.Vj. DX 2015 BIP Privater Konsum Staatsausgaben Anlageinvestitionen Ausrüstungen Bau Lager, %-Punkte Exporte Importe Nettoexport, %-Punkte 2013 0,3 0,6 0,8 -1,3 -2,3 -1,1 0,6 1,6 3,1 -0,5 2014 1,6 0,9 1,7 3,5 4,5 2,9 -0,3 4,0 3,7 0,4 2015 2016P 2017P 1,7 1,7 1,3 2,0 1,8 1,3 2,5 2,8 1,8 2,2 2,7 1,2 4,8 3,0 0,0 0,3 3,0 2,2 -0,5 0,1 0,0 5,4 2,5 2,8 5,8 4,0 3,2 0,3 -0,5 0,0 Konsumentenpreise* Arbeitslosenquote, % Industrieproduktion Budgetsaldo, % BIP Öffentlicher Schuldenstand, % BIP Leistungsbilanzsaldo, % BIP Leistungsbilanzsaldo, EUR Mrd. 1,5 6,9 0,1 -0,1 77,2 6,5 190 0,9 6,7 1,5 0,3 74,7 7,3 213 0,2 6,4 0,5 0,7 71,2 8,5 257 0,5 6,2 1,3 0,0 69,4 8,1 255 1,5 6,6 2016 Q1 0,3 0,4 0,4 1,7 1,9 1,8 -0,1 1,5 2,1 -0,2 Q2 0,4 0,1 0,7 -0,4 0,5 -1,3 -0,3 1,8 0,5 0,6 Q3 0,3 0,6 1,3 -0,3 -0,8 -0,3 0,0 0,2 1,1 -0,3 Q4 0,3 0,4 0,9 1,4 1,0 2,0 0,1 -0,6 0,5 -0,5 Q1 0,7 0,4 0,5 1,8 1,9 2,3 0,1 1,0 1,4 -0,1 Q2P 0,1 0,2 0,7 -0,5 -0,5 -0,9 0,0 0,8 1,0 0,0 Q3P 0,5 0,5 0,8 0,2 0,6 -0,2 0,0 1,1 1,1 0,1 Q4P 0,4 0,4 0,8 0,3 0,1 0,4 0,0 0,5 0,6 0,0 0,0 6,5 0,5 6,4 0,1 6,4 0,3 6,3 0,3 6,2 0,1 6,1 0,7 6,2 1,1 6,4 -0,2 67,4 7,6 247 *Inflationsdaten für Deutschland basieren auf nationaler Abgrenzung. Dies kann zu Diskrepanzen zu anderen DB Publikationen führen. Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank, Arbeitsagentur, Deutsche Bank Research 2 | 4. Juli 2016 Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Stärke der Binnenwirtschaft begrenzt BrexitAuswirkungen — Die politischen und wirtschaftlichen Implikationen sowie der Ablauf des Brexit sind derzeit äußerst schwer zu greifen. Wir gehen davon aus, dass sich Europa – wie zuletzt immer – „durchwursteln“ wird. Das heißt, wir erwarten weder ein positives noch ein negatives Extremszenario. Die EZB wird nicht panisch reagieren. Sie dürfte ihre Handlungsbereitschaft betonen, aber abwarten, bis die Folgen der britischen Entscheidung klarer absehbar sind. Eine weitere Verlängerung des QE-Programms und mehr Liquiditätsspritzen für die Banken könnten erste Handlungsoptionen darstellen. — Aufgrund der Größe der britischen Wirtschaft und der engen Verbindung mit Deutschland erwarten wir basierend auf unserem politischen Szenario einen moderaten Dämpfer für das Wachstum vor allem in 2017. Wir senken unsere BIP-Wachstumsprognose für das Jahr 2017 auf 1,3% von zuvor 1,6%. — Etwa die Hälfte der Anpassung geht auf eine geringere Exportprognose zurück. Die andere Hälfte entfällt auf eine gesenkte Erwartung für das Plus bei den Ausrüstungsinvestitionen. Die Automobil- und Pharmaindustrie dürften dies am stärksten zu spüren bekommen. Die Binnennachfrage dürfte insgesamt kaum negativ beeinträchtigt werden, da die Treiber – Arbeitsmarkt und Bauinvestitionen – intakt sind. Was der Brexit für die Eurozone bedeutet1 … Deutschland & UK: Zusammen über 40% der EU-Wirtschaft % vom nominalen EU28 BIP, 2015 28,3 20,7 17,6 7,4 11,2 Deutschland Italien Quelle: Eurostat 14,9 UK Spanien Frankreich Andere 1 Es ist unmöglich, die Auswirkungen der britischen Entscheidung, die EU zu verlassen, abschätzen zu können, ohne ein politisches Szenario zu unterstellen. Ein großer Schritt Richtung verstärkter Integration in der EU dürfte sehr unwahrscheinlich sein. Das andere Extrem, ein Auseinanderbrechen, ist ebenso unwahrscheinlich. Daher nehmen wir ein klassisches europäisches Durchwursteln an. Bei diesem Szenario gibt es natürlich zahlreiche Risikofaktoren. Der europäische Politikkalender ist in den nächsten Monaten gefüllt. Beispielsweise steht im Italien im Oktober ein Referendum über die Senatsreform von Premierminister Renzi an, dessen Ergebnis über seine Zukunft entscheiden könnte. Die kurz und mittelfristigen Auswirkungen des Brexit auf die Wirtschaft der Eurozone dürfte hauptsächlich über drei Kanäle durchschlagen: Handel, Unsicherheit und Finanzmarktbedingungen. Wir haben unsere BIP-Prognose für die Eurozone für 2016 und 2017 um 0,1%-Punkte bzw. 0,4%-Punkte auf 1,6% und 1,1% gesenkt. Die Peripheriestaaten dürften dabei überdurchschnittlich stark betroffen sein und stärker unter restriktiveren Finanzmarktbedingungen leiden. Langfristig dürften allein der Handels- und Investitionskanal entscheidend sein. Wir erwarten beispielsweise, dass der negative Einfluss auf das BIP-Wachstum der Eurozone 0,4%-Punkte betragen könnte, falls die EU und Großbritannien im Waren- und Dienstleistungshandel auf WTO-Regeln zurückfallen würden. Die Auswirkungen auf die Auslandsdirektinvestitionen sind deutlich schwieriger zu quantifizieren. Bestände von Direktinvestitionen im Ausland verändern sich nur zögerlich. Graduell könnte allerdings eine Verlagerung aus Großbritannien heraus in Ländern mit existierenden Unternehmensniederlassungen stattfinden. Ob die EU davon profitiert, hängt aber auch davon ab, wie groß der Integrationsgrad innerhalb der EU ist. Da wir bei diesem Thema keine großen Fortschritte erwarten, ist die EU nicht unbedingt die erste Adresse für abwanderungswillige Unternehmen aus Großbritannien. 1 3 | 4. Juli 2016 Für die folgenden zweit Abschnitt siehe: Wall, M., Stringa, M. (2016). Focus Europe: What you need to watch next. 24. June 2016. Deutsche Bank Research. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland … und wie die Geld- und Fiskalpolitik reagieren könnte Bei der Reaktion der Wirtschaftspolitik auf den Brexit dürfte der Fokus auf der EZB liegen. Die EZB dürfte ihre Reaktion von den Finanzmarktbedingungen abhängig machen. Dabei dürfte eine weitere Senkung des Einlagesatzes in noch negativere Bereiche sehr unwahrscheinlich sein. Wir halten eine Verlängerung des QE-Programms und mehr TLTRO2-Auktionen (Versorgung der Banken mit billiger Liquidität) für wahrscheinlicher, um damit die Handlungsbereitschaft der EZB zu untermauern. Sollte der Druck von den Finanzmärkten zunehmen, könnten Kaufvolumina im Rahmen des QE-Programms vorgezogen werden. Falls die Renditeabstände (z.B. zwischen Staatsanleihen der Peripherie und der Kernstaaten) unkontrolliert ansteigen sollten, könnte die EZB bei der Verteilung der QE-Käufe temporär vom Kapitalschlüssel abweichen und einen höheren Anteil an Anleihen der Peripherieländer kaufen. Politisch könnte dies aber umstritten sein. Die EZB dürfte aber nicht panisch reagieren. Sie dürfte ihre Handlungsbereitschaft betonen, aber abwarten, bis die Folgen der britischen Entscheidung klarer absehbar sind. Im Folgenden einige detailliertere Ausführungen zu möglichen Schritten der EZB: — FX-Liquidität steht bei Bedarf zur Verfügung: Nach der Pleite von Lehman Brothers haben Zentralbanken ein Netzwerk zur gegenseitigen Versorgung mit Fremdwährungsliquidität aufgebaut. Dies ermöglicht Banken, Fremdwährungsliquidität bei ihrer heimischen Zentralbank abzurufen und dabei die gleichen Sicherheiten zu hinterlegen wie bei Liquiditätsgeschäften in heimischer Währung. — Keine Senkung des Einlagesatzes: Angesichts der vielfach geäußerten Zweifel an der Stabilität europäischer Banken dürfte die EZB im derzeitigen Umfeld von einer Absenkung des Einlagesatzes in noch stärker negative Bereiche absehen, da die Finanzmärkte dies als kontraproduktiv ansehen dürften. Darauf deutete auch schon der Druck auf Bankpapiere vor dem Brexit hin. — Verlängerung der lockeren geldpolitischen Haltung: Primär erzeugt der Brexit eine lange Phase der Unsicherheit. Unseres Erachtens sollte das dazu führen, dass die EZB versuchen wird zu signalisieren, dass ihre stark akkommodierende Haltung länger beibehalten wird. Dies gelänge beispielsweise dadurch, dass das QE-Programm um weitere sechs Monate verlängert wird. Derzeit soll es bis mindestens März 2017 laufen. Deutscher Handelsbilanzüberschuss gg. UK seit Ende 2011 gestiegen 2 EUR Mrd., Güter und Dienstleistungen, lfd. 4Q Summe 140 120 100 80 60 40 20 0 92 96 Saldo 00 04 Exporte Quelle: Deutsche Bundesbank 4 | 4. Juli 2016 08 12 Importe 16 — Wie könnte die EZB auf auseinanderlaufende Staatsanleiherenditen reagieren? Bei den Staatsanleihekäufen im Rahmen des QE-Programms orientiert sich die EZB am Kapitalschlüssel, also des Eigenkapitalanteils, den die einzelnen Zentralbanken der EZB stellen. Eine Lockerung dieser Orientierung, also überproportionale Käufe von Staatsanleihen der Peripherieländer, dürfte eher unwahrscheinlich sein. Dies ist zwar eine „technisch elegante Lösung“, dürfte aber politisch höchst umstritten sein. Der EZB-Rat könnte u.U. kompromissweise nur temporär mehr Anleihen von Ländern mit verschlechterten Refinanzierungsbedingungen kaufen und dabei im insgesamt ohnehin abgesteckten Rahmen bleiben. Selbst dies dürfte angesichts von Widerständen in Deutschland schwierig sein. Ob die Fiskalpolitik eine stärkere Rolle bei der Stimulierung der Konjunktur spielen sollte, ist ein Dauerthema in Europa. Trotz des wahrscheinlichen negativen Wachstumsschocks dürfte sich die fiskalische Haltung Europas nicht merklich ändern. Deutschland dürfte weiter seine harte Haltung bezüglich der fiskalischen Kontrolle verteidigen. Die Regeln ließen eine Lockerung der Fiskalpolitik zu. Mehr als eine kosmetische Lockerung – hoffentlich im Gegenzug zu Strukturreformen – sollte man allerdings nicht erwarten. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland UK-Deutschland: Enge wirtschaftliche Beziehungen… Brexit könnte künftig trendmäßigen Anstieg des UK-Exportanteils beenden 3 Waren und Dienstleistungen, % des Gesamthandels, lfd. 4Q-Durchschnitt 12 10 8 6 4 2 0 91 95 99 03 07 Exporte 11 15 Importe Quelle: Deutsche Bundesbank Hoher Anteil der deutschen Auslandsdirektinvestitionen in UK investiert 4 Deutschland und UK pflegen als die beiden größten EU-Länder mit einem gemeinsamen Gewicht am nominalen EU-BIP von fast 40% traditionell enge wirtschaftliche und politische Beziehungen. UK ist Deutschlands fünftwichtigster Handelspartner, wobei es als Exportzielland auf Rang 3 und als Importherkunftsland auf dem 9. Platz liegt. Insbesondere die Nachfrage aus UK nach deutschen Gütern und Dienstleistungen entwickelte sich in den vergangen Jahren äußerst dynamisch. Dies ging auf die relative kräftige UK-Konjunktur ggü. z.B. der Eurozone und der Aufwertung des GBP ggü. dem EUR um 16% zwischen den Jahren 2011 und 2015 zurück. Dies erhöhte den deutschen Handelsbilanzüberschuss ggü. UK seit Ende-2011 kontinuierlich auf etwas unter EUR 60 Mrd, was etwa ¼ des gesamten deutschen Leistungsbilanzüberschusses ausmacht. Der UK-Anteil an den deutschen Gesamtexporten stieg auf das höchste Niveau seit Mitte der 2000er-Jahre. Die Bedeutung UKs für Deutschland wird auch dadurch hervorgehoben, dass UK – hinter US – das zweitwichtigste Zielland deutscher Direktinvestitionen ist. Deutsche Unternehmen investierten mehr als 10% ihres ausländischen Direktinvestitionsbestandes von insgesamt EUR 957 Mrd. in UK. Hierbei nimmt der Finanzsektor (55%) die mit Abstand wichtigste Rolle ein, gefolgt vom Energiesektor (12%) und vom Verarbeitenden Gewerbe (10%). % des Gesamtbestandes … vor allem für die deutsche Pharma- und Automobilbranche 14 12 10 8 6 4 2 0 10 11 12 13 14 Die Bedeutung von UK unterscheidet sich deutlich für die einzelnen Industriebranchen. Die Bedeutung ist umso höher, je höher der UK-Exportanteil der einzelnen Branche ist und je exportintensiver diese ist. Insbesondere für die Automobilindustrie und die Pharmabranche hat UK eine hohe Bedeutung. Die deutsche Automobilindustrie lieferte 2015 12,8% ihrer Exporte nach UK (Platz 2 hinter den USA) und kam insgesamt auf eine Exportquote von 64,9%. In der Pharmaindustrie machte UK 10,5% aller Ausfuhren der Branche aus (Platz 3), 2 die Exportquote lag im letzten Jahr sogar bei 67%. Direktinvestitionsbestand im Ausland BIP-Wachstum 2017: Exporte und Investitionen negativ betroffen Anzahl der Unternehmen Beschäftigte Quellen: Deutsche Bundesbank, Deutsche Bank Research Brexit: Auto- und Pharmaindustrie am meisten betroffen 5 X: Abweichung von Ø UK-Anteil an ges. Exporten des dt. Sektors; Y: Abweich. v. Ø Exportquote* 30 Pharma 20 10 Automobil 0 Metalle -10 Papier Wir senken unsere BIP-Wachstumsprognose für das Jahr 2017 auf 1,3% von zuvor 1,6%. Etwa die Hälfte der Anpassung geht auf eine geringere Exportprognose (+2,5% ggü. +4,4%) zurück, getrieben von der erwartet spürbar schwächeren Nachfrage aus Großbritannien und den Zweitrundeneffekten auf andere Handelspartner. Die andere Hälfte entfällt auf eine gesenkte Erwartung für das Plus bei den Ausrüstungsinvestitionen. Wir erwarten nun Stagnation (zuvor +1,4%), da die deutsche Industrie aufgrund einer geringeren Kapazitätsauslastung und hoher Unsicherheit bei den Investitionen Vorsicht walten lassen dürfte. Erste Anzeichen der Brexit-Einflüsse könnten sich schon Ende 2016 zeigen. Daher senken wir unsere BIP-Prognose für das vierte Quartal auf +0,4% gg. Vq. von zuvor +0,5%. Die Jahresprognose für 2016 (1,7%) bleibt davon unberührt. Robuste Binnennachfrage verhindert Schlimmeres -20 Nahrungsmittel -30 -4 -2 0 2 4 * Abweichung jeweils in %-Punkten Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank Research 6 Die Auswirkungen des Brexit auf andere Komponenten der Binnennachfrage dürften sich in engen Grenzen halten gegeben der ausgesprochen guten Arbeitsmarktlage in Deutschland (siehe andere Artikel in dieser Ausgabe). Beispielsweise stieg die Arbeitskräfteknappheit in der exportabhängigen Industrie in Q2 trotz nur moderater Kapazitätsauslastung auf ein historisches Hoch. Im 2 5 | 4. Juli 2016 Heymann, E. (2016). Brexit: Deutsche Automobil- und Pharmabranche am meisten betroffen, Aktueller Kommentar, Deutsche Bank Research, 28. Juni 2016. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Knappes Arbeitsangebot 6 Anteil Unternehmen, die Arbeitsangebot als Hürde für höhere unternehmerische Aktivität nennen, % 25 Verschlechterte Finanzmarktbedingungen dürfen – im Gegensatz zu einigen anderen Euro-Staaten – in Deutschland kaum eine (direkte) Rolle spielen, da Unternehmen wie Haushalte sehr niedrige Schuldenstände aufweisen, der Bankensektor über hohe Überschussliquidität verfügt und Kapital Deutschland als sicheren Hafen suchen könnte. Der Staatskonsum (z.B. Ausgaben für Flüchtlinge) und öffentliche Infrastrukturinvestitionen sollten dank robuster Wachstumsraten ebenfalls die Binnenwirtschaft stützen und dürften nicht durch den Brexit beeinflusst werden. Aus reiner Konjunktursicht interpretieren wir den Brexit als einen negativen Nachfrageschock für die deutsche Industrie vor allem in 2017. Darüber hinaus – und bei aller vorhandenen Unsicherheit – sehen wir derzeit keinen Grund, unsere Konjunkturaussichten grundlegend zu revidieren. 20 15 10 5 0 85 89 93 97 01 05 09 Dienstleistungssektor blieb sie nahe der Allzeithochs. Dies bildet die Basis für einen anhaltend starken und von Zuwanderung gestützten Beschäftigungsaufbau bei hohen realen Lohnsteigerungen. Der private Konsum und der (Wohn-) Bau dürften daher die wichtigsten Wachstumstreiber bleiben. Vor allem letzterer ist stark ins Jahr 2016 gestartet. 13 Verarbeitendes Gewerbe Dienstleistungen Bau Quelle: EU Kommission Abwärtsrisiken für Exportwirtschaft überwiegen … Investitionen & Unsicherheit 7 Real, % gg. Vj. (links); % gg. Vj., 3Q Vorlauf (rechts) 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 -20 -25 -30 -100 -50 0 50 100 150 200 00 02 04 06 08 10 12 14 16 Ausrüstungsinvestitionen (links) Dax Volatilität (invers, rechts) Quellen: Statistisches Bundesamt, Bloomberg Finance LP Werden die Baukapazitäten ausgeweitet werden? 8 Bausektor; normalisierte Werte (links); % gg. Vj., 3J-Durchschnitt (rechts) 2 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 1,5 1 0,5 0 -0,5 -1 -1,5 -2 91 95 99 03 07 11 15 Der reale Welthandel stagnierte in den letzten Monaten mehr oder weniger. Zudem sind die Konsenserwartungen für das globale BIP-Wachstum in 2016 & 2017 zuletzt weiter gefallen und der Brexit dürfte dabei noch nicht voll eingepreist sein. Die über die letzten Jahre immer wieder erwartete Beschleunigung des globalen Wachstums könnte also weiter auf sich warten lassen. Daher sehen wir für die Exportnachfrage der deutschen Industrie Abwärtsrisiken. Sie hat einen Anteil von über 20% am deutschen BIP und eine Exportquote von etwa 50%. Unsicherheit über die globalen Wachstumsaussichten (vor allem auch in China) sowie die mit dem Brexit einhergehenden Unwägbarkeiten könnten die Investitionsbereitschaft in Deutschland zudem härter als gedacht treffen. Davon wären vor allem die Ausrüstungsinvestitionen getroffen (7% des BIP). … Aufwärtsrisiken für Binnennachfrage Die Aufwärtsrisiken für den Bauausblick sind am eindeutigsten. Bauinvestitionen stehen für 10% des BIP. In dem Sektor befinden sich die Kapazitätsauslastung, der Auftragsbestand und das Wachstum der Auftragseingänge zuletzt nahe historischen Hochs. Zusammen mit dem günstigen wirtschaftlichen Umfeld (niedrige Verschuldung der Haushalte und Zinsen; Nachfrageüberhang) deutet dies auf boomende Investitionen hin. Allerdings haben sich die Auslastungsmaße und das Plus der Bauinvestitionen deutlich auseinanderbewegt. Dies deutet auf Kapazitätsengpässe hin, welche die Unternehmen nicht beseitigen können (oder wollen), z.B. aufgrund von Fachkräftemangel. Selbst wenn dies angegangen würde, dürften Effekte auf sich warten lassen. Wir erwarten daher nur ein robustes, kein spektakuläres Plus bei den Bauinvestitionen. Der private Konsum könnte von dem über Erwartung liegenden Beschäftigungswachstum einen Schub erhalten, das von anhaltend hoher Zuwanderung (vor allem aus Osteuropa, insg. etwa 400.000 Zuwanderer in den Arbeitsmarkt) getrieben wird. Dagegen bleibt das Lohnwachstum mit in 2016 bislang unter 2 ½% Wachstum hinter den Erwartungen zurück. Heiko Peters (+49 69 910-21548, [email protected]) Oliver Rakau (+49 69 910-31875, [email protected]) Auftragsbestand (links) Kapazitätsauslastung (links) Bauinvestitionen (rechts) Quellen: Statistisches Bundesamt, ifo, EU Kommission, Deutsche Bank Research 6 | 4. Juli 2016 Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Deutscher Verbraucher: Und er konsumiert doch! — Deutschland wurde in den letzten Jahren immer wieder eine Konsumzurückhaltung nachgesagt. Dies ist allerdings vor allem ein Phänomen der ersten Euro-Jahre. Betrachtet man auch die Jahre vor der Euro-Einführung und/oder die letzten Krisenjahre, so liegt das deutsche Konsumwachstum nur leicht unter dem EWU-Schnitt. — Bei einer pro-Kopf Betrachtung, mit der die stark unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung in Deutschland und dem Rest der Eurozone ausgeschaltet wird, halbiert sich der Abstand der jährlichen Wachstumsraten für 19992008. Nimmt man den gesamten Zeitraum seit Euro-Einführung (19992015), weist Deutschland sogar ein leicht höheres reales pro-Kopf Konsumwachstum auf als die Eurozone insgesamt. — Deutsche Konsumenten genießen eines der höchsten realen pro-Kopf Konsumniveaus. Innerhalb der EWU lagen sie 2015 wie auch Mitte der 1990er Jahre jeweils auf Platz 2 (2015: 17% über EWU-Schnitt). Die konjunkturelle Schwäche und der stark schuldenfinanzierte Konsumboom in der Peripherie ließ sie vor der Krise bis auf Rang 6 zurückfallen. — Trotz des hohen Konsumniveaus hat Deutschland ein durchschnittliches Preisniveau des privaten Konsums. Es liegt deutlich unter jenem in Frankreich, wo die Preise merklich überdurchschnittlich sind. — Die Abweichungen der deutschen Konsumstruktur von jener in der EWU halten sich in engen Grenzen. Einzig die Ausgaben für Nahrungsmittel sind signifikant unterdurchschnittlich. In diesem Beitrag wollen wir nicht noch einmal in die Debatte über Ersparnisbildung und Leistungsbilanzüberschüsse einsteigen. Wir beschränken uns auf die Entwicklung und Struktur des privaten Verbrauchs und den Vergleich mit den 3 europäischen Nachbarn. Schwaches Konsumwachstum? Es kommt auf den Zeitraum … Deutschland hinkt hinterher 1 Realer privater Konsum; 1999=100 (links); % gg. Vj. (rechts) 125 9 115 7 105 5 95 85 3 75 1 65 -1 55 -3 92 94 96 98 00 02 04 06 08 10 12 14 DE - Niveau (l.) EWU ex. DE - Niveau (l.) DE - Veränd. (r.) EWU ex. DE - Veränd. (r.) Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research Schaut man auf den Zeitraum von Einführung des Euro bis zur globalen Rezession 2008, auf den die meisten Kritiker sich beziehen, scheint der Fall klar. Der reale private Konsum wuchs in Deutschland in diesem Zeitraum im Schnitt mit 0,7% p.a. weniger als halb so viel wie in der Euro-Zone insgesamt (1,6%). Allerdings wurde diese Phase in Deutschland von einer Reform- und Konsolidierungspolitik zur Überwindung der durch die Wiedervereinigung entstandenen Ungleichgewichte dominiert, während viele Euro-Länder von fallenden Arbeitslosenraten und massiven Kapitalzuflüssen profitierten, die zu einer kreditgetriebenen Expansion der Binnennachfrage führten. Verlängert man den Horizont allerdings bis Mitte der 1990er Jahre, schrumpft der „Konsumrückstand“ deutlich (Abb. 3). Rechnet man zudem die Jahre seit 2008 ein, in denen Deutschland viel weniger von der Krise und hohen Arbeitslosenzahlen beeinträchtigt wurde als viele andere Länder, ist der Abstand nahezu nivelliert. Da die Kritik an der deutschen Wirtschaftspolitik meist aufgrund der wirtschaftlichen Ungleichgewichtet innerhalb der Eurozone aufkommt, scheint uns der Vergleich von 1999 bis 2015 angebracht. Das ist die Zeit seit Einführung des Euro insgesamt und es beinhaltet inzwischen sowohl Phasen relativer deutscher Konsumschwäche als relativer Stärke. Der deutsche Konsum (0,8% p.a.) wuchs nur unmerklich langsamer als in der EWU (0,9% p.a.) insgesamt. 3 7 | 4. Juli 2016 Siehe dazu auch Ausblick Deutschland: Wie die Rente finanzieren? 12. Mai 2016. Deutsche Bank Research; und Standpunkt Deutschland: Deutsche Leistungsbilanzüberschüsse – Kritik nicht stichhaltig. 12. Dezember 2013. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland … und die Bevölkerungsdynamik an! Deutschlands Bevölkerungszahl stagnierte lange 2 Bevölkerungszahl, 1999=100 108 106 104 102 100 98 96 94 92 91 93 95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 15 DE EWU Ein weiterer wichtiger Grund für das etwas unterdurchschnittliche deutsche Konsumwachstum ist die stark unterschiedliche Bevölkerungsentwicklung in Deutschland und dem Rest der Eurozone (Abb. 2). Während Deutschlands Bevölkerungszahl seit Mitte der 1990er Jahre in etwa konstant geblieben ist (und temporär sogar zurückging), stieg sie in der EWU insgesamt seit 1995 um etwa 7%. Errechnet man das Wachstum des pro-Kopf Konsums, schrumpft der „Konsumrückstand“ unabhängig von der Zeitperiode deutlich (Abb. 3). Für den Zeitraum von 1999 bis 2008 halbiert sich der Abstand der jährlichen Wachstumsraten beispielsweise. Nimmt man den gesamten Zeitraum seit Euro-Einführung (1999-2015), weist Deutschland sogar ein leicht höheres pro-Kopf Konsumwachstum auf als die Eurozone insgesamt (0,8% p.a. gg. 0,6%). Allerdings liegt Deutschland damit dennoch nur auf Platz 19 der 28 EU-Staaten (FR: Rang 18 4 mit 0,9%; IT: Rang 28 mit -0,3%; ES: Rang 24 mit 0,3%). Rumänien lag mit 6,1% p.a. an der Spitze. Konsumwachstum: Zeitraum und Bevölkerungsdynamik machen den Unterschied Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research Private Konsumausgaben, real, % p.a. Real (VGR) 3 Real und pro Kopf (VGR) EWU DE EWU DE 2008/1991 1,8 1,2 1,4 1,1 2008/1995 1,9 0,9 1,5 1,0 2008/1999 1,6 0,7 1,2 0,8 2015/1991 1,3 1,1 0,9 1,0 2015/1995 1,3 0,9 0,9 0,9 2015/1999 0,9 0,8 0,6 0,8 2015/2008 0,0 0,9 -0,2 0,8 Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research Deutschland: Zweithöchstes Konsumniveau pro-Kopf in EU Krisen hinterließen Spuren 4 Privater Konsum, real, pro Kopf, % p.a. 3,5 3 2,5 2 1,5 1 0,5 0 -0,5 -1 -1,5 -2 FR DE 1999/2015 IR IT 1999/2008 ES UK EWU 2008/2015 Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research Die bislang verwendeten Zahlen basieren auf den üblicherweise verwendeten Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) von Eurostat. Für sie werden die nominalen Konsumausgaben der privaten Haushalte um die inländische Inflation (Konsumdeflator) bereinigt. Für die folgenden Erklärungen werden wir auf alternative Konsumdaten von Eurostat auf Basis von Kaufkraftstandards 5 (KKS) zurückgreifen. Diese haben den Vorteil, dass sie die nominalen Konsumdaten der Länder um Preisniveauunterschiede zwischen den Ländern bereinigen statt um die jeweilige inländische Inflation. Damit sind Konsumniveaus zwischen den Ländern direkt vergleichbar, da sie in eine „künstliche, einheitli6 che“ Währung umgerechnet wurden. Theoretisch sollte eine Einheit dieser Währung überall die gleiche Menge von Gütern und Dienstleistungen kaufen können. Die Daten liegen von Eurostat über die EU hinaus auch für die Schweiz, Japan und die USA sowie als pro-Kopf Daten vor. Deutsche Konsumenten genießen auf Basis dieser Daten derzeit eines der höchsten pro-Kopf Konsumniveaus (Abb. 6). Innerhalb der EU und EWU lagen sie 2015 wie auch Mitte der 1990er Jahre jeweils auf Platz 2 (2015: 17% über EWU-Schnitt). Derzeit weist nur das wenig repräsentative Luxemburg ein höhe4 5 6 8 | 4. Juli 2016 Der Vergleich von 99-08 ergibt kein grundlegend anderes Bild. Spanien läge 6 Ränge weiter vorne und Deutschland 7 Ränge weiter unten; alle großen Euro-Staaten blieben aber in den unteren 40%. Diese Daten beziehen sich nur auf private Haushalte also ohne private Organisationen ohne Erwerbszweck. Aufgrund deren geringen Anzahl spielt dies für die Interpretation aber keine Rolle. Da nicht mehr um Inflation bereinigt wird, sind die Wachstumsraten höher. Die Wachstumsabstände zwischen Deutschland und der EWU werden dadurch aber nicht deutlich verändert. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland res Niveau auf. Aufgrund der konjunkturellen Schwäche Anfang bis Mitte der 2000er Jahre fielen die deutschen Konsumenten zwischenzeitlich bis auf Rang 6 zurück. Sie wurden damals beispielweise von den Niederlanden, Zypern und Irland ein- bzw. überholt. Die nicht-EU Staaten weisen im Vergleich zu Deutschland sogar noch höhere Konsumniveaus auf (2015: Schweiz +21%; USA +60%). Hoher deutscher Konsum 5 Realer privater Konsum, pro Kopf, KKS (EU-27) Hohes deutsches Konsumniveau 6 Realer priv. Konsum, pro Kopf, KKS (EU-27), Grün=Nicht-EU; dunkelblau=EWU; hellblau=nicht-EWU EU 21.000 35.000 19.000 30.000 17.000 25.000 15.000 20.000 13.000 15.000 11.000 10.000 9.000 5.000 7.000 1995 1998 2001 2004 2007 2010 2013 EWU FR BG HR HU RO EE LV CZ PL SI SK LT MT GR PT ES IR EU DK NL IT CY SE FR EWU FI BE JP UK AT DE LU CH USA EU ES 0 DE IT 2015 Quelle: Eurostat 2008 Quelle: Eurostat Beim Vergleich mit den anderen großen drei Euro-Staaten zeigen sich die Spuren der Weltwirtschafts- und Eurokrise (Abb. 5). Deutschland hatte trotz der temporären Konsumschwäche immer ein höheres Konsumniveau. Seit 2008 ist der Abstand aber deutlich größer geworden. Während das französische proKopf Konsumniveau 2008 9% unter dem deutschen lag, waren es 2015 15% (Spanien: -13% und -25%; Italien: -4% und -17%). Aufgrund der ausgeprägten wirtschaftlichen Schwäche der letzten Jahre ist Italien hinter Frankreich gefallen. Im Jahr 2000 lag es mit Deutschland noch nahezu gleich auf. Konsumwachstum sinkt mit steigendem Konsumniveau Konsumwachstum und -niveau: Negativ korreliert 7 % p.a. Realer pro-Kopf-Konsum (KKS), Durchschnitt 1999-2015; EU-28 ex. Kroation + US, JP, CH 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 Frankreich Deutschland USA Spanien Italien 0 10.000 20.000 Niveau in KKS (EU-27) Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research 9 | 4. Juli 2016 30.000 Deutschlands relativ schwaches Konsumwachstum muss auch im Kontext des hohen Konsumniveaus gesehen werden. Für die Länder, für die die Daten vorliegen, zeigt sich ein klar negativer Zusammenhang zwischen pro-KopfKonsumniveau und dessen Wachstumsrate. Wir haben jeweils den Durchschnitt von 1999 bis 2015 verwendet (Abb. 7). Hierbei sticht Deutschland nicht heraus. Dieser Zusammenhang ist nicht wirklich überraschend. Er passt einerseits zu dem Gedanken, dass es einem Land mit hohem Wohlstand schwerfällt, diesen mit anhaltend hohen Wachstumsraten zu erhöhen. Ressourcenknappheit und das Erreichen der technologischen Grenze spielen dabei eine Rolle. Länder mit vergleichsweise geringerem Wohlstand können hingegen unter Ausnutzung existierender Technologien leichter Fortschritte erzielen, welche Einkommen für den Konsum generieren. Andererseits dürfte auch der abnehmende Grenznutzen zum Tragen kommen. So sollte der Nutzen jeder weiteren Einheit existierender Konsumgüter für Konsumenten mit hohem Konsumniveau geringer ausfallen als für jene mit geringeren Konsumniveaus. Dementsprechend sinkt die Zahlungsbereitschaft für diese Konsumeinheit. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Fortgesetzte Konvergenz 8 Standardabweichung der logarithmierten Niveaus des realen pro-Kopf Konsums (KKS) 0,60 0,50 Dies impliziert, dass es eine Konvergenz der Konsumniveaus geben sollte, was sich auch in den Daten widerspiegelt (Abb. 8). So ist die Streuung der Konsumniveaus innerhalb der EU und EWU seit Mitte der 1990er Jahre mit Ausnahme der Jahre 2008/09 konsistent rückläufig gewesen. Zudem zeigt sich, dass die Streuung innerhalb der EWU geringer und leicht stärker zurückgegangen ist als innerhalb der EU. 0,40 Sparquote steigt mit Konsumniveau 0,30 0,20 0,10 0,00 95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 15 EU EU+US+JP+CH EWU Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research Sparquote und Konsumniveau: Positiv korreliert 9 Privater pro-Kopf Konsum, real, '000 KKS(EU-27) Durchschnitt 1999-2014; Daten für 22 EU-Staaten 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 IT FR 0 5 10 15 Stellt man allerdings der Sparquote das Konsumniveau gegenüber, relativiert 8 sich das Bild (Abb. 9). Zwischen diesen beiden Indikatoren zeigt sich für die EU-Staaten ein klar positiver Zusammenhang. Das heißt, ein höheres Konsumniveau geht mit einer höheren Sparquote einher. Deutschland liegt zwar an einem Extrem der Verteilung, allerdings erscheint die Sparquote angesichts des hohen Konsumniveaus nicht ungewöhnlich hoch. Dies könnte wie der negative Zusammenhang zwischen Konsumniveau- und Wachstum auf Sättigungseffekte hindeuten. Darüber hinaus interpretieren wir die hohe deutsche Sparquote vor allem als ein Symptom der vergleichsweise mauen demografischen Aussichten Deutschlands und damit ein Effekt der Kon9 sumglättung. Die Sparquote wird mit der zunehmenden Alterung und dem da10 mit einhergehenden Entsparen beginnen merklich zu sinken. DE ES Gegen die These, dass das deutsche Konsumverhalten wenig auffällig ist, könnte die sehr hohe Sparquote sprechen. So war die durchschnittliche BruttoSparquote der deutschen Haushalte von 1999 bis 2014 mit gut 16% die höchste 7 innerhalb der EU. Dahinter folgen Belgien (15,3%) und Österreich (15%). Ceteris-paribus könnte Deutschland ein deutlich höheres Konsumniveau erreichen, wenn es seine Sparquote senkte. 20 Brutto-Sparquote priv. Haushalte, % Überdurchschnittlicher Konsum aber durchschnittliche Preise Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research Mit Hilfe der Daten zu den Kaufkraftstandards kann man die Preisniveaus in den Ländern direkt vergleichen. In diesem Abschnitt werden wir uns auf den Vergleich der EWU und den EWU-Ländern konzentrieren, da hier die Preiskonvergenz nicht durch Wechselkursanpassungen beeinflusst wird. Das deutsche Preisniveau weicht seit 2005 nicht nennenswert von jenem der EWU ab. Zuvor lag das deutsche Preisniveau noch spürbar über jenem in der Währungsunion (1999 um 6%). Dies sollte auch bei der Kritik an der unterdurchschnittlichen (Lohn-) Inflation in Deutschland vor der Krise beachtet werden. Gleichzeitig genießen die deutschen Konsumenten überdurchschnittliche Konsumniveaus, wobei sich der Vorsprung gegenüber 2008 deutlich vergrößert hat. Auch das französische Preisniveau war 1999 überdurchschnittlich (+8%). Im Gegensatz zu Deutschland kam die Konvergenz allerdings bei einem Preisvorsprung von 6-7% zum Stehen. In Italien waren die Preise vor Eintritt in die Währungsunion noch unterdurchschnittlich; wie in Deutschland entsprachen sie in den letzten Jahren aber in etwa dem EWU-Schnitt. Die Entwicklung der spanischen Konsumentenpreise ist das Gegenteil der französischen. Sie blieben selbst während der boomenden Immobilienblase noch merklich unterdurchschnittlich und zuletzt ist der Abstand sogar wieder gestiegen. 7 8 9 10 10 | 4. Juli 2016 Die in Deutschland gebräuchlichere NettoSparquote betrug im Schnitt 9,8%, Rang 3. Das gleiche Argument kann mit dem pro-Kopf BIP und Konsum gemacht werden. Ausblick Deutschland: Höheres Wachstum, Löhne; Sparer weiter vorsichtig. 2. März 2015. Außerdem wird der internationale Vergleich von Sparquoten durch unterschiedliche institutionelle Gegebenheiten verzerrt. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland 10 Deutsche Preise nahe am Durchschnitt Deutschland, EWU=100 Preisniveau des privaten Konsums, EWU=100 140 120 11 100 120 100 100 90 80 95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 15 95 97 99 01 03 05 07 09 11 13 15 Reale Konsumausgaben pro Kopf DE Nominale Konsumausgaben pro Kopf ES FR IT USA DE 80 60 Schweiz 40 Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research Luxem. Japan 20 0 -20 -40 -60 -60 Preislevel Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research 12 Abweichung vom EWU-Schnitt, 2015, % 110 80 Hoher Konsum, durchschnittliche Preise Reales Konsumniveau pro Kopf Preisanpassung 2005 beendet -40 -20 0 20 Preisniveau 40 60 Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research Der Blick allein auf das Preisniveau ist jedoch unvollständig. Es besteht ein positiver Zusammenhang zwischen dem realen Konsum- und dem nominalen Preisniveau. Unterstellt man einen linearen Zusammenhang zwischen den beiden Variablen, müsste das deutsche Preisniveau gegeben das Konsumniveau um 2-4% höher liegen abhängig davon, ob man die EWU-Länder oder die EULänder plus Japan, USA und Schweiz für den Vergleich heranzieht. Allerdings ist die Abweichung für Deutschland im EWU-Vergleich nur von mittlerer Größe. Für Frankreich signalisiert diese Rechnung beispielsweise, dass die Preise über 8% zu hoch sind relativ zum Konsumniveau; in Spanien wären sie 2% zu niedrig und in Italien nahe am errechneten Wert. Insgesamt zeigt sich, dass die Streuung der Preisniveaus innerhalb der EWU bis 2008 rückläufig war. Die Konvergenz ist seitdem jedoch gestoppt, während sich die Konsumniveaus weiter angenähert haben. Andere Länder mit Preisniveaus nahe dem EWU-Schnitt und überdurchschnittlichen Konsumniveaus sind Österreich und insbesondere Japan und die USA. Während das reale pro-Kopf Konsumniveau in Deutschland 2015 17% über EWU-Schnitt lag und die Preise 0,2% darüber, waren es in den USA 88% und 8% (Japan: +44% gg.1%). Nimmt man statt der Werte für 2015 den Durchschnitt seit 1999 ändert dies nichts Grundlegendes an den Ergebnissen. Konvergenz der Preisniveaus gestoppt 13 Standardabweichung der logarithmierten Niveaus der EWU-Staaten Deutsches Preisniveau nahe EU- und EWU-Schnitt 14 Preisniveau des privaten Konsums, EU=100; Grün = Nicht-EU; dunkelblau = EWU; hellblau = nicht-EWU EU 0,4 0,3 0,2 0,1 0 99 01 03 05 07 09 11 13 15 BG RO PL HU LT CZ HR SK LV EE SI MT PT GR CY ES EWU DE EU JP IT AT FR BE USA NL LU FI SE IR UK DK CH 180 160 140 120 100 80 60 40 20 0 0,5 Preisniveau Realer Konsum pro Kopf Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research 11 | 4. Juli 2016 2015 2008 Quelle: Eurostat Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Wohnen ist größter Ausgabenblock Um das Konsumverhalten nach Waren- und Dienstleistungsgruppen zu analysieren, müssen wir auf eine andere Abgrenzung des Konsums zurückgreifen, den „tatsächlichen Individualkonsum“, da die pro-Kopf Konsumausgaben für den privaten Konsum nicht nach Produkten- und Dienstleistungen unterteilt vorliegen. Der Individualkonsum umfasst neben dem privaten Konsum (DE 2015: 79%) auch den Konsum der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck (2,5%) und den individuell zurechenbaren Staatskonsum (19%). Letzterer enthält also bspw. Ausgaben für Schul- oder Weiterbildungen, die einem einzelnen Konsumenten zurechenbar sind, aber nicht jene für Militär und Polizei. 15 Unterdurchschnittlicher Ausgabenanteil bei Nahrungsmitteln, Bildung und Gaststätten/Hotels 16 1999 Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research 2015 1999 Gaststätten/ Hotels Erziehung/ Unterricht Freizeit/Kultur Nachrichtenübermittlung Verkehr Gesundheitspflege Innenaustattung /Haushaltsführ. Wohnen (inkl. Versorgung) Bekleidung/ Schuhe Alkohol und Tabak Nahrungsmittel Sonstige Waren/Dienstl. Gaststätten/ Hotels Erziehung/ Unterricht Freizeit/Kultur Nachrichtenübermittlung Verkehr Gesundheitspflege Innenaustattung /Haushaltsführ. Wohnen (inkl. Versorgung) 3,0 2,0 1,0 0,0 -1,0 -2,0 -3,0 Bekleidung/ Schuhe 20 16 12 8 4 0 Alkohol und Tabak Deutschland, reale pro-Kopf Ausgaben, Abstand zum Anteil an Gesamtausgaben in EWU, %-Punkte Nahrungsmittel % der realen pro-Kopf Ausgaben; Anteil summieren tlw. nicht auf 100% aufgrund der Eurostat-Berechnungsmethode Sonstige Waren/Dienstl. Wohnen größter Ausgabenblock; Dienstleistungen wichtiger 2015 Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research Ausgaben für das Wohnen machten 2015 mit knapp 20% den größten Block innerhalb der pro-Kopf-Ausgaben in Deutschland aus (Abb. 15). Dahinter folgten mit 16% die sonstigen Waren und Dienstleistungen. Zu diesen gehören bspw. Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie Körperpflege. Danach folgen Gesundheitspflege (13%) und Ausgaben für Verkehr (10%). In diesen Kategorien gab es auch mit die größten Anteilsverschiebungen. Der Ausgabenanteil von Verkehr ist gegenüber 1999 deutlich um über 2%-Punkte gefallen vermutlich aufgrund geringerer Ausgaben für eigene PKWs. Im Gegensatz dazu sind die Anteile der anderen genannten Kategorien um über 2%-Punkte angestiegen. Die Anteilsverschiebungen sind zwar auf Basis realer Daten errechnet; diese bereinigen allerdings nur um die Preisunterschiede zwischen Staaten. Sollte es gemeinsame Preistrends in den Ländern geben, können diese auch die Anteile zwischen den Konsumzwecken verschieben. Dies dürfte beispielsweise bei den gestiegenen Ausgaben für Wohnen der Fall sein, bei denen vor allem steigende Strompreise (z.B. Energiewende nicht nur in Deutschland) zum Tragen gekommen sein dürften, während sich Verschiebungen zwischen den tatsächlichen Kaltmieten und den unterstellten Kaltmieten (Wohneigentum) in etwa ausglichen. Unterdurchschnittliche Ausgaben für Gastgewerbe und Nahrungsmittel Im Vergleich mit den Ausgabenanteilen in der EWU fällt vor allem auf, dass deutsche Konsumenten unterdurchschnittlich viel für Gaststätten und Hotels, Erziehung und Unterricht sowie Nahrungsmittel ausgeben. Ein überdurchschnittlicher Ausgabenanteil liegt bei den sonstigen Waren und Dienstleistungen vor. Die Abstände betrugen zwischen gut einem und gut zwei Prozentpunkten. 12 | 4. Juli 2016 Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Diese Daten zeigen, dass die Zahlungsbereitschaft der Konsumenten für Nahrungsmittel hierzulande gering ist. Während der Ausgabenanteil in Deutschland 2015 bei knapp 8% lag, waren es in der EWU knapp 10%. Dieser Abstand ist sogar größer als noch 1999. Nahrungsmittelpreisniveaus bestätigen das Bild. Die Preise in Deutschland waren 2015 gegenüber dem EWU-Schnitt leicht unterdurchschnittlich (-0,8%; ES: -11,2%; FR & IT ~+5%). Dies dürfte aber auch ein Ergebnis der hohen Wettbewerbsintensität des deutschen Einzelhandels sein. Dieses Bild wiederholt sich nahezu deckungsgleich bei den Ausgaben für Gaststätten und Hotels, wobei laut anderer detaillierter Daten die Ausgaben in Gaststätten (und nicht Hotels) für den Rückstand verantwortlich sein dürften. Eine deutliche Veränderung gab es bei den sonstigen Waren und Dienstleistungen. Der deutsche Ausgabenanteil lag 1999 knapp 1%-Punkt über dem EWUSchnitt, 2014 waren es über 2%-Punkte. Nominale Daten zeigen, dass die Ausgaben für Dienstleistungen sozialer Einrichtungen zugenommen haben. Darunter fallen z.B. Ausgaben für die Altenpflege. Angesichts der deutschen Demographie scheint ein überdurchschnittlicher und gestiegener Ausgabenanteil plausibel. Realer pro-Kopf Konsum nach Land und Produktgruppe 17 Tatsächlicher Individualverbrauch Nahrungsmittel Alkohol und Tabak Bekleidung/ Schuhe Wohnen (inkl. Versorgung) Innenausstattung/ Haushaltsführ. Gesundheitspflege Verkehr Nachrichtenübermittlung Freizeit/Kultur Erziehung/ Unterricht Gaststätten/ Hotels Sonstige Waren/Dienstl. Realer privater Konsum, pro Kopf, basierend auf KKS (EU-27), 2015 12.700 13.900 15.500 11.900 14.500 14.700 16.100 1.400 1.500 1.500 1.500 1.600 1.800 1.400 400 400 500 400 400 300 400 700 800 800 600 700 1.200 900 2.200 2.200 2.400 1.700 2.500 2.400 2.800 700 900 1.000 600 700 1.100 700 1.300 1.500 1.700 1.200 1.700 1.300 1.400 1.500 1.700 2.000 1.400 1.800 1.900 1.900 200 300 400 200 300 300 200 1.100 1.200 1.500 1.000 1.300 1.000 1.800 900 900 700 900 1.000 1.000 800 900 1.000 800 1.900 700 1.100 1.400 1.600 1.700 2.000 1.100 1.900 1.500 2.400 EU EWU DE ES FR IT UK 9,5 9,5 7,7 10,8 9,5 10,8 8,2 3,0 3,3 2,8 4,0 2,7 3,6 2,2 4,0 3,8 3,6 4,0 3,2 5,2 6,1 19,4 19,5 18,1 21,0 19,9 21,6 15,2 4,5 4,3 5,2 3,4 3,6 5,2 4,3 12,4 12,4 13,3 10,2 13,6 10,8 11,3 10,0 10,5 10,5 10,2 10,4 10,8 11,7 2,0 1,9 2,0 1,7 2,3 1,5 1,7 8,5 7,6 8,1 6,8 8,1 6,2 13,0 7,0 6,7 5,6 7,4 7,2 6,7 6,1 6,5 6,7 4,0 13,1 5,0 7,7 6,5 13,4 13,8 16,1 10,8 15,4 10,3 14,7 Abstand zum Anteil in EWU, %-Punkte DE ES FR IT UK -1,9 1,3 0,0 1,3 -1,3 -0,5 0,6 -0,6 0,3 -1,2 -0,2 0,2 -0,6 1,3 2,3 -1,4 1,5 0,4 2,1 -4,4 1,0 -0,9 -0,7 0,9 0,0 0,9 -2,2 1,2 -1,6 -1,1 0,0 -0,2 -0,1 0,3 1,2 0,1 -0,2 0,4 -0,4 -0,2 0,4 -0,8 0,5 -1,4 5,4 -1,0 0,7 0,6 0,0 -0,6 -2,6 6,4 -1,7 1,1 -0,2 2,3 -3,0 1,6 -3,5 0,9 Veränderung des Anteils gg. 1999, %-Punkte EU EWU DE ES FR IT UK -1,6 -1,3 -2,0 -1,8 -1,5 -1,4 -0,5 -0,2 0,5 -0,4 0,6 0,0 1,6 -0,3 -1,5 -1,9 -1,5 -1,1 -1,7 -3,0 0,5 2,1 3,7 2,7 6,7 2,7 5,3 -2,2 -1,0 -2,2 -1,2 -1,6 -1,2 -2,3 0,0 2,2 1,6 2,3 0,1 1,9 2,0 2,6 -1,9 -1,8 -2,4 -1,5 -2,0 -2,1 -0,1 0,4 -0,3 -0,6 0,0 0,2 -0,5 0,5 -0,2 -1,0 -1,6 -1,6 -0,8 -0,6 1,8 -0,1 0,2 1,1 -0,2 0,3 -0,1 1,1 -0,6 -0,5 -1,1 -2,9 0,1 0,2 -2,2 0,8 1,6 3,2 1,6 2,3 0,1 -0,2 Niveau in KKS (EU-27) EU EWU DE ES FR IT UK Anteil in % Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research 13 | 4. Juli 2016 Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Aus statistischer Sicht ist das deutsche Konsumprofil jedoch nicht merklich anders als jenes im Schnitt der EWU. Von den 12 Waren- und Dienstleistungsgruppen liegt der Anteil bei keiner mehr als eine Standardabweichung entfernt (2015). Nach diesem Maß hat Frankreich ebenfalls keine signifikante Abweichung, Spanien eine (unterdurchschnittliche Gesundheitsausgaben) und Italien ebenfalls eine (überdurchschnittliche Ausgaben für Bekleidung). Die meisten anderen, kleineren Länder haben meist in mehreren Kategorien signifikante Abweichungen. Um die möglichen Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf das Konsumprofil vor allem in den südlichen EWU-Ländern zu begrenzen, haben wir die gleiche Berechnung für das durchschnittliche Konsumprofil der letzten 10 Jahre durchgeführt. Die stärkste und einzig statistisch signifikante Abweichung weist das deutsche Konsumprofil bei den Nahrungsmitteln auf, die unterdurchschnittlich ausfallen. Insgesamt zeigt der Strukturvergleich keine deutlichen Unterschiede zum Rest der EWU, deren Abbau ggf. zu einer Beschleunigung des deutschen Konsumwachstums hätte führen können. Der (reale) Konsum pro Kopf dürfte daher wie in den letzten Jahren in etwa mit der Rate des Produktivitätswachstums steigen. Oliver Rakau (+49 69 910-31875, [email protected]) 14 | 4. Juli 2016 Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Anhaltend kräftiger Beschäftigungsaufbau 1 — Der deutsche Arbeitsmarkt setzt seine positive Entwicklung seit den Arbeitsmarktreformen Mitte der 2000er Jahre fort. Die Beschäftigung liegt auf einem historischen Hoch und der Anstieg der Beschäftigung ist auf die Schaffung neuer „guter Jobs“ und keinesfalls auf die Ausbreitung prekärer Beschäftigung zurückzuführen. Einher ging dies mit einer stabilen Einkommensverteilung und einem in etwa konstanten Anteil der Mittelschicht. Veränderung gg. Vj., '000 Personen 800 700 600 500 400 300 200 100 0 -100 -200 10 11 12 13 14 Positive Arbeitsmarktlage weckt Begehrlichkeiten 15 16 Differenz Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Erwerbstätige — Die Beschäftigten profitieren außerdem von soliden Lohnsteigerungen. Die Reallöhne dürften im Jahr 2016 das dritte Jahr in Folge mit leicht über 2% steigen. Mittelfristig dürfte sich durch den negativen Demografieeffekt die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer erhöhen. Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank Research Arbeitslosenquote auf tiefstem Stand seit Anfang der 1990er Jahre — Spiegelbildlich ist die Arbeitslosigkeit rückläufig und die Arbeitslosenquote liegt auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang der 1990er Jahre. Zudem sind die Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden, zuletzt weiter gestiegen und liegen auf einem hohen Niveau. Den Unternehmen fällt die Besetzung neuer Stellen durch einen qualifikatorischen oder aber regionalen Mismatch immer schwerer. 2 % — Anstatt jedoch die gute Arbeitsmarktlage zu nutzen und die Mitte der 2000er Jahre eingeführten Arbeitsmarktreformen positiv herauszustellen und konsequent weiterzuführen, schaltet die große Koalition mit ihren tiefen Eingriffen in den Arbeitsmarkt – Re-Regulierung von Zeitarbeit und Werkverträgen sowie Mindestlohn – in den Rückwärtsgang. — Die negativen Folgen der heutigen Politik dürften in der nächsten Abschwungphase deutlich zum Vorschein kommen. Da der deutsche Arbeitsmarkt insgesamt im Vergleich zu anderen Ländern hoch reguliert ist, benötigen die Unternehmen eine hohe externe Flexibilität. Den Unternehmen wird ein Teil ihrer externen Flexibilität allerdings genommen, was ihren Handlungsspielraum, in schwierigen Zeiten die Kosten anzupassen, deutlich einengt, und gerade die Position der Schwächsten am Arbeitsmarkt noch weiter verschlechtert. Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Deutsche Bundesbank Besetzung offener Stellen wird schwieriger Vakanzzeit (Tage) Deutscher Arbeitsmarkt weiter in äußerst guter Verfassung 3 Die positive Entwicklung des deutschen Arbeitsmarktes seit den Arbeitsmarktreformen Mitte der 2000er Jahre setzt sich fort. Die Beschäftigung eilt seit 16 Monaten von Rekord zu Rekord, sodass sie im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 560.000 oder 1,3% höher liegt. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erhöhte sich sogar noch stärker (+681.000 oder +2,2% gg. Vj.). Dies ist ein klarer Beleg dafür, dass der Anstieg der Beschäftigung auf die Schaffung neuer „guter Jobs“ und keinesfalls auf die Ausbreitung prekärer Beschäftigung zurückgeht. Die Arbeitslosigkeit geht dabei weiter zurück. Per Saldo liegt die Zahl der Arbeitslosen um fast 100.000 Personen oder 3,6% unter dem Vorjahresniveau und das, obwohl im Vergleich zum Vorjahr etwa 79.000 Flüchtlinge in die Arbeitslosigkeit wechselten. Die Arbeitslosenquote liegt derzeit mit knapp über 6% auf dem niedrigsten Niveau seit Anfang der 1990er Jahre. Die Unterbeschäftigung – das am breitesten gefasste Maß für die Unterauslastung am Arbeitsmarkt – untertrifft ebenfalls das Vorjahresniveau deutlich. Quelle: Bundesagentur für Arbeit 15 | 4. Juli 2016 Zudem sind die Chancen, einen Arbeitsplatz zu finden, zuletzt weiter gestiegen und liegen auf einem hohen Niveau. Dank der soliden, binnenwirtschaftlich getriebenen Konjunkturentwicklung, der aufgrund des hohen Beschäftigungsniveaus gestiegenen Fluktuation und teilweise bestehender regionaler und qualifikatorischer Engpässe, ist die Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen mit fast Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Erwerbstätigenquote trotz hoher Zuwanderung in Deutschland deutlich gestiegen 4 % der Erwerbstätigen an der Bevölkerung (Alter 15 bis 74) Atypische Beschäftigung seit 2010 rückläufig 5 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 Geringfügig Beschäftigte Zeitarbeitnehmer Teilzeit (<20 Wochenstd.) Atypisch Beschäftigte Befristet Beschäftigte Insg. 91 95 99 03 07 Befristet Beschäftigte Teilzeit (<20 Wochenstd.) Geringfügig Beschäftigte Zeitarbeitnehmer Regulierungsindex für unbefristet Beschäftigte 6 %, 2014 % der Arbeitnehmer Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank Research Quelle: OECD Anteil von Personen ohne Ausbilung bei atypischer Beschäftigung höher 11 Normalarbeitnehmer 0 20 40 60 80 100 Ohne Berufsausbildung Mit Berufsausbildung Tertiärer Abschluss Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank Research 7 Version 3, Skala 0-6, 2013 1 Millionen offenen Stellen für den ersten Arbeitsmarkt extrem stark. Davon sind etwa 70% sofort zu besetzen und rund 20% entfallen auf die Suche nach gering qualifizierten Arbeitskräften. Zudem wird die Besetzung neuer Stellen für die Unternehmen immer schwieriger, was die auf das historisch hohe Niveau von mehr als 90 Tagen gestiegene Vakanzzeit verdeutlicht. Als Gründe für die Schwierigkeiten geben die Unternehmen vor allem eine unzureichende Qualifikation oder das Nichtvorhanden11 sein von Bewerbern an. Die Aufnahmefähigkeit des deutschen Arbeitsmarktes ist folglich derzeit sehr hoch. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die ausländische Bevölkerung im April 2016 – insbesondere durch den Flüchtlingszustrom (60%) und die anhaltende Arbeits12 zuwanderung aus Osteuropa (20%) – um 1,2 Millionen Personen oder 14%. Dies dürfte den negativen demografischen Effekt von 310.000 im Jahr 2016 erneut deutlich übertreffen, wodurch das Arbeitsangebot nach den Berechnun13 gen des IAB – das vierte Jahr in Folge – um 355.000 Personen steigen würde. Da das Gros der Zuwanderer Arbeit findet, folgt die Erwerbstätigenquote weiter ihrem steilen Aufwärtstrend und liegt derzeit mit 65% etwa gleichauf mit dem UK- und deutlich über dem US-Wert. Quelle: OECD Einkommensungleichheit in Deutschland unterdurchschnittlich Gini-Koeffizient 8 Die gute Arbeitsmarktlage zeigt sich auch bei den Löhnen. Die Reallöhne dürften durch das Zusammenspiel aus der gedämpften Inflationsentwicklung und soliden Anstiegen der Tariflöhne im Jahr 2016 das dritte Jahr in Folge mit leicht über 2% steigen. Mittelfristig dürfte sich durch den negativen Demografieeffekt 14 die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer erhöhen. Rückschritt statt Fortführung des Reformkurses Anstatt jedoch die positiven Effekte der Deregulierung des Arbeitsmarktes herauszustellen und zu nutzen, um insbesondere die im internationalen Vergleich äußerst strengen Kündigungsschutzbestimmungen für reguläre Arbeitsverhältnisse zu verringern und damit vor allem für Problemgruppen die Eintritts11 12 Quelle: OECD 13 14 16 | 4. Juli 2016 IAB-Stellenerhebung, April 2016. IAB Zuwanderungsmonitor, Mai 2016. IAB-Prognose 2016: Beschäftigung und Arbeitskräfteangebot so hoch wie nie, IAB Kurzbericht, 6/2016. Peters, H., Rakau, O. (2016) Moderate Lohnrunde 2016, Deutsche Bank Research, Ausblick Deutschland, 28. Januar 2016. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Arbeitslosenquoten für Personen ohne Ausbildung anhaltend hoch 9 % hürden zu senken, werden Teile der Arbeitsmarktreformen – wie im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD festgelegt – von der großen Koalition wieder zurückgenommen. Während der Mindestlohn bereits zum 1. Januar 2015 in Kraft trat, wurde kürzlich vom Bundeskabinett der Gesetzentwurf zur Bekämpfung des Missbrauchs bei Leiharbeit und Werkverträgen beschlossen. Wir sehen diese Maßnahmen äußerst kritisch, da sie die Beschäftigungschancen von Problemgruppen erheblich verringern. Die Arbeitslosenquote von Personen ohne Ausbildung verharrt weiter auf relativ hohem Niveau von etwa 20%, während für Hochschulabsolventen Vollbeschäftigung herrscht. Die bereits enorme Herausforderung der Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren dürfte ebenfalls durch die zusätzliche Regulierung noch größer werden. 30 25 20 15 10 5 0 75 79 83 87 91 95 99 03 07 11 Die Ausdifferenzierung der Erwerbsformen hat die externe Flexibilität der Unternehmen erhöht und zusammen mit der gestiegenen Arbeitsnachfrage durch die Lohnmoderation erheblich zum Beschäftigungsboom beigetragen. Dies hat den Abbau der Arbeitslosigkeit um 2,3 Millionen Personen seit dem Höchststand von 15 über 5 Millionen im März 2005 getrieben. Insg. Mit beruflicher Ausbildung Mit Hochschulabschluss Ohne Ausbildung Quelle: IAB Anteil der Zeitarbeiter weiter unter 2011er Hoch 10 Tausend, % der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 900 800 700 600 500 400 300 200 100 0 3,0 2,5 2,0 Dies ging – entgegen vieler kritischer Stimmen – mit einer stabilen Einkommensverteilung einher, deren Ungleichheit im internationalen Vergleich unter16 durchschnittlich ist. Auch der Anteil der Mittelschicht blieb in etwa konstant. 17 Zudem ist das klassische Normalarbeitsverhältnis nach wie vor die mit Abstand bedeutendste Beschäftigungsform und ihr Anteil an allen Beschäftigten ist seit 2010 wieder gestiegen auf rund 77% im Jahr 2014. Die Bedeutung der aty18 pischen Beschäftigungsformen ist spiegelbildlich (relativ als auch absolut) seit 2010 gefallen. 1,5 1,0 0,5 Erfolgsgeschichte Zeitarbeit erhält durch verschärfte Regulierung einen Dämpfer 0,0 00 02 04 06 08 Tausend (links) 10 12 14 16 % (rechts) Quelle: Bundesagentur für Arbeit Zeitarbeit in Europa Anteil an allen Beschäftigten in %, 2013 11 Wir haben bereits in der Vergangenheit vor einer stärkeren Regulierung der Zeitarbeit gewarnt. Diese stellt eine Kehrtwende der bisherigen Arbeitnehmerüberlassungsgesetzgebung dar, die seit dem Jahr 1985 immer weiter dereguliert wurde. Der größte Meilenstein in der Deregulierungsgeschichte waren die Hartz-Reformen. Anfang des Jahres 2003 fielen das Befristungsverbot, das Synchronisationsverbot und das Wiedereinstellungsverbot ersatzlos weg und die bis zu diesem Zeitpunkt gesetzlich vorgeschriebene Überlassungshöchst19 dauer von 24 Monaten wurde gestrichen. Dies sorgte dafür, dass die Regulierung für Zeitarbeit in Deutschland im internationalen Vergleich relativ gering wurde. 15 Quellen: Eurostat, Deutsche Bank Research 16 17 18 19 17 | 4. Juli 2016 Peters, H. (2012) Pluralisierung der Erwerbsformen mit positiven Effekten auf den Arbeitsmarkt, Deutsche Bank Research, Ausblick Deutschland, 9. Mai 2012. Sachverständigenrat, Jahresgutachten 2015/16. Alle Arbeitnehmer in einem unbefristeten Beschäftigungsverhältnis mit einer Wochenarbeitszeit von mindestens 21 Stunden außerhalb der Zeitarbeit und einer vollen Integration in die sozialen Sicherungssysteme. Teilzeitbeschäftigung mit einer Wochenarbeitszeit von unter 21 Stunden, Zeitarbeit, befristete und geringfügige Beschäftigungsverhältnisse. Gräf, B., Grewenig, E. (2014) Leiharbeit: Erfolgsgeschichte mit ungewissem Ausgang, Deutsche Bank Research, Ausblick Deutschland, 28. Februar 2014. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Regulierungsindex für Zeitarbeit 12 Version 3, Skala 0-6, 2013 Quelle: OECD Vor Beginn der Zeitarbeit waren 70% arbeitslos 13 % 17,9 29,5 In Folge dieser Reformen erlebte die Zeitarbeit einen Boom. Die Zahl der Zeitarbeiter erhöhte sich seit 2003 um etwa das 2½-fache auf derzeit etwa 950.000 Beschäftigte. Trotz eines Anteils der Zeitarbeit von nur 2,6% (Abbildung 10) an der Gesamtbeschäftigung geht auf die Zeitarbeit ein Anteil von 14% des gesamten Beschäftigungswachstums in dieser Zeit zurück. Der Anteil der Zeitarbeit an allen Beschäftigten liegt damit in Deutschland über dem durchschnittlichen Wert der Eurozone, aber beispielsweise unter jenem Frankreichs (2,9%). Typischerweise sind Zeitarbeiter in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt (92%) und zwar zum überwiegenden Teil in Vollzeit (85%). Das Anforderungsniveau ist mehrheitlich relativ gering (54% Helfer) und der Anteil der gering qualifizierten Arbeitskräfte ist relativ hoch (23% ohne Berufsabschluss). Rund 70% der Zeitarbeiter waren vor Beginn der Zeitarbeit arbeitslos und 18% waren langzeitarbeitslos. Die Zeitarbeit ermöglichte es daher vielen Arbeitslosen, überhaupt erst wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Aufgrund dieser Merkmale liegt die Produktivität je Zeitarbeiter bei etwa der Hälfte des gesamtdeutschen Durchschnitts. Infolge der geringeren Produktivität verdienen die Zeitarbeiter durchschnittlich 43% weniger als das Stammpersonal. Werden die abweichenden sozio-ökonomischen Merkmale beachtet, reduziert 20 sich der Lohnabstand um etwa die Hälfte. Die Zeitarbeit bietet aber trotz des verbleibenden Lohnabstandes zumindest einen Einstieg in den Arbeitsmarkt und die Alternative dürfte oftmals nur der Verbleib in Arbeitslosigkeit gewesen sein, was für die Betroffenen und die Volkswirtschaft eindeutig schlechter gewesen wäre. Insgesamt positiv ist zudem, dass nach Berechnungen des IAB etwa die Hälfte des Anstiegs der Zeitarbeit auf tatsächlich geschaffene zusätzliche 21 Arbeitsplätze zurückgeht. Die Zeitarbeit weist aber auch eine hohe Konjunkturabhängigkeit auf, was sich an der hohen Korrelation Entwicklung der Zeitarbeit und BIP-Wachstum zeigt (Abbildung 14). Zeitarbeiter werden oftmals auch als Vertretungslösungen (Urlaub, Mutterschutz) eingesetzt, was sich in den relativ kurzen Beschäftigungsdauern widerspiegelt (~50% kürzer als 3 Monate). Die Leiharbeit hat damit erheblich zur Flexibilisierung des Arbeitsmarktes beigetragen, die mit die Grundlage dafür bildete, dass Deutschland vom „kranken Mann Europas“ zum ökonomischen Vorbild avancierte. 52,6 Unmittelbar vorher beschäftigt Vorher arbeitslos (<1J) Vorher arbeitslos (≥1J) Quelle: Bundesagentur für Arbeit Leiharbeit mit hoher Konjunkturabhängigkeit 14 % gg. Vq., sb. 15 3 10 2 5 1 0 0 -5 -1 -10 -2 -15 -3 -20 -4 -25 -5 00 02 04 06 08 10 12 14 Der kürzlich vom Bundeskabinett beschlossene Gesetzentwurf zur Bekämpfung 22 des Missbrauchs bei Leiharbeit und Werkverträgen könnte diese positive Entwicklung stoppen. In Kraft treten könnte das Gesetz Anfang 2017, wenn es das parlamentarische Gesetzgebungsverfahren planmäßig durchläuft. Es sieht als Hauptbestandteil gleiche Bezahlung (Equal Pay) zwischen den Zeitarbeitern und der Stammbelegschaft nach spätestens 9 Monaten und eine Überlassungshöchstdauer von 18 Monaten vor. Zudem wird der Einsatz von Zeitarbeitern als Streikbrecher verboten. Basierend auf den zuletzt verfügbaren Beschäftigungsdauern, würde die EqualPay-Regelung rund 30% der Zeitarbeiter betreffen. Sollte es allerdings zu keiner schlagartigen Anpassung ab dem 9. Monat kommen und die Lohnsteigerungen bereits in den Monaten zuvor zum Tragen kommen, würde sich der Anteil noch deutlich erhöhen. Die Regelung der Überlassungshöchstdauer dürfte für 14% 23 der Zeitarbeiter bindend werden. 16 Bestand Leiharbeitnehmer (links) Reales BIP (rechts) 20 Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank Research 21 22 23 18 | 4. Juli 2016 Peters, H. (2012). Pluralisierung der Erwerbsformen mit positiven Effekten auf den Arbeitsmarkt, Deutsche Bank Research, Ausblick Deutschland, 9. Mai 2012. Jahn, E., Weber, E. (2013). Zeitarbeit: Zusätzliche Jobs, aber auch Verdrängung, IAB Kurzbericht 2/2013. http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP18/746/74650.html 27,6% der Zeitarbeiter waren im Jahr 2010 länger als 9 Monate beschäftigt. 14% der Beschäftigungsverhältnisse dauerten länger als 18 Monate. Siehe Peter, H., Jahn, E. (2014). Zeitarbeit in Deutschland: Hohe Dynamik und kurze Beschäftigungsdauern, IAB Kurzbericht 12/2014. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Der Effekt dürfte sein, dass dies die positive Beschäftigungsentwicklung spürbar dämpfen wird. Unternehmen dürften angesichts der Erfahrungen der Vergangenheit deutlich weniger Zeitarbeiter einstellen. Am stärksten werden darunter die Problemgruppen – z.B. Geringqualifizierte und Langzeitarbeitslose – des Arbeitsmarktes leiden und vielfach in der Arbeitslosigkeit verharren. Folglich besteht die Gefahr, dass die Erfolgsgeschichte „Leiharbeit“ in Deutschland zu Ende geht. Werkvertragsregelung moderat verschärft Werkvertrag 15 Ein Werkvertrag ist ein Vertrag zwischen einem Werkbesteller, der die Erfüllung einer Arbeit, also ein Werk, einkauft, und einem Werkunternehmer, eine Person oder ein Unternehmen, das diese Arbeit ausführt und ihre Erfüllung garantiert. Der Werkunternehmer ist dabei selbstständig und darf nicht in die Hierarchie des bestellenden Unternehmens eingebunden sein. Mit Hilfe von Werkverträgen können Unternehmen also bestimmte Arbeiten an Spezialisten abgeben und so Organisations- und Transaktionskosten sparen sowie ihre Flexibilität erhöhen Neben der verschärften Regulierung der Zeitarbeit sieht der Gesetzentwurf auch eine stärkere Regulierung der Werkverträge vor. Wie die Zeitarbeit bieten Werkverträge den Unternehmen Flexibilität, über die sie Schocks abfedern können oder aber bestimmte Arbeiten einkaufen und damit auf zusätzliches Fachwissen und Kapazitäten zurückgreifen können. Die Werkunternehmer sind dabei natürlich verpflichtet, das deutsche Arbeitsrecht einzuhalten, was für ein beauftragtes Unternehmen auch bedeutet, dass sie ihrem Arbeitnehmer mindestens den gesetzlichen Mindestlohn zahlen müssen. Dies gilt auch für ausländische Werkunternehmer nach dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz. Unternehmensbefragungen des IAB zeigen, dass zwischen den Jahren 2006 und 2011 in etwa 7% der Betriebe Beschäftige per Werkvertrag tätig waren. Genutzt werden Werkverträge vor allem in den Branchen Erziehung und Unter24 richt und Information und Kommunikation. Genaue Zahlen zu der Anzahl der Beschäftigten per Werkvertrag sind nicht verfügbar. Oft wird jedoch bemängelt, dass in vielen Unternehmen Stammarbeitsplätze durch Werkverträge verdrängt werden, um Lohnkosten einzusparen. Aufgrund der schwierigen Datenlage lässt sich diese Behauptung aber weder be- noch widerlegen. Diesbezügliche Stellungnamen sind in aller Regel politisch motiviert. Nachdem der beschlossene Gesetzentwurf gegenüber seiner ersten Fassung abgemildert wurde, verändert er die Regeln für Werkverträge nur noch in moderatem Maße. Erstens wird die Möglichkeit abgeschafft, Werkverträge nachträglich als Leiharbeit zu deklarieren, um sog. „Verdeckte Arbeitnehmerüberlassung“ zu unterbinden. Zweitens definiert das Gesetz anhand der Rechtsprechung des Bundesarbeitsgesetzes, wer Arbeitnehmer ist, um Scheinselbstständigkeit vorzubeugen. Drittens wird die Position der Betriebsräte gestärkt, da diese nun vom Arbeitgeber über Ort, Art und Umfang der Werkverträge informiert werden müssen. Im ersten Gesetzentwurf war in Bezug auf Werkverträge hauptsächlich ein Kriterienkatalog zur Feststellung des Beschäftigungsverhältnisses kritisiert worden, der Werkverträge signifikant eingeschränkt hätte. Dieser Kriterienkatalog wurde nach Protesten verschiedener Gruppen aber durch eine allgemeinere Definition des Arbeitnehmers ersetzt. Wir sehen diese Abschwächung des ursprünglichen Entwurfs als positiv, aber auch hier die Verschärfung der Arbeitsmarktregulierung als negativ an, da sie die externe Flexibilität der Unternehmen bei im internationalen Vergleich ohnehin äußerst strengen Kündigungsschutzbestimmungen begrenzt. 24 19 | 4. Juli 2016 Hohendanner, C. (2012). Vom Leiharbeiter zum freien Mitarbeiter? Werkverträge in der Diskussion, Wiesbaden, 30. Mai 2012. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Mindestlohnkommission beschließt 4%-Erhöhung auf EUR 8,84 Mindestlohn steigt zum 1. Januar 2017 um 4% auf EUR 8,84 16 %, Veränderung gegenüber dem Indexwert Ende 2014 (links), EUR pro Stunde (rechts) 4,0 8,80 3,5 3,0 2,5 8,70 + 4% 2,0 1,5 8,60 1,0 0,5 0,0 8,50 15 16 17 18 Tarifliche Stundenverdienste ohne Sonderzahlungen (links) Mindestlohn (rechts) Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank Research Geringfügig entlohnte Beschäftigung in Ostdeutschland deutlich gefallen 17 x-Achse: Kaitz Index, y-Achse: Veränderung geringfügig entlohne Beschäftigung Dez 2015 vs. Dez 2014 0 -1 35 -2 -3 -4 -5 -6 -7 -8 -9 40 45 50 West 55 60 Ost Quellen: Minijob-Zentrale, Deutsche Bank Research Kaitz-Index in Industrieländern 18 Mindestlohn in % des Bruttomonatsverdienstes von Vollzeitbeschäftigten, 2014 Die Mindestlohnkommission beschloss am 28. Juni einstimmig eine Erhöhung des Mindestlohnes um 4% auf EUR 8,84 ab dem 1. Januar 2017 für einen ZweiJahreszeitraum, der von der Bundesregierung noch per Rechtsverordnung in 25 Kraft gesetzt werden muss. Der Tarifindex, an dem sich die Kommission orientiert, stieg von Ende 2014 bis Juni 2016 nur um 3,2%, wobei die Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst (29. April 2016) und in der Metall- und Elektroindustrie (zwischen dem 13. und 25. Mai 2016) bisher in den Tarifindex nicht mit einbezogen wurden, da diese erst im H2 2016 zahlungswirksam werden. Wird der Tarifabschluss im öffentlichen Dienst mit einbezogen, ergibt sich eine Veränderungsrate von 4,0% (nur Metall- und Elektroindustrie +3,7%; beide Abschlüsse: 26 +4,4%). Die Kommission hat sich – wahrscheinlich das Resultat eines Kompromisses – entschlossen, den Abschluss des öffentlichen Dienstes mit zu beachten. Unsere kritische Haltung gegenüber der Mindestlohneinführung auf das im internationalen Vergleich hohe Niveau zum Start des Jahres 2015 bleibt weiter bestehen. Vor Einführung des Mindestlohnes arbeiteten etwas mehr als 10% der Beschäftigten für einen Stundenlohn unterhalb des Mindestlohnniveaus von EUR 8,50, wobei der Anteil in Ostdeutschland fast doppelt so hoch wie in Westdeutschland war. Die im Mindestlohngesetz festgelegte Orientierung der Mindestlohnkommission bei der Festlegung des Mindestlohnniveaus nachlaufend an der Tariflohnentwicklung erachten wir ebenfalls als kontraproduktiv. Die Verwendung der durchschnittlichen Lohnsteigerung als Referenzpunkt bedeutet im Vergleich zu den vergangenen Jahren, in denen die unteren Lohngruppen eher unterdurchschnittliche Zuwächse verzeichneten, eine deutlich stärkere Lohnerhöhung am unteren Ende der Lohnverteilung und erhöht damit die Eingriffsintensität gerade für Geringqualifizierte. Zudem ist die vorgegebene Orientierung an der nachgelagerten Tarifentwicklung negativ zu beurteilen, da dies zu Beginn eines Abschwungs und insbesondere in einer Rezession die Eingriffsintensität des Mindestlohns weiter erhöht und damit zusätzlich negativ auf die Beschäfti27 gung wirkt. Dass es bisher keine größeren negativen Effekte des Mindestlohns gegeben hat, dürfte hauptsächlich an dem günstigen Zeitpunkt des Inkrafttretens gelegen haben. Eine Umgehung über unbezahlte Mehrarbeit oder den Übergang in Schwarzarbeit sowie die Streichung von Zusatzleistungen könnte ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Das kräftige binnenwirtschaftliche Wachstum dürfte den mindestlohnbedingten Kostenschub für die Unternehmen verkraftbarer gemacht haben. Bei der Betrachtung der Arbeitsmarktbilanz lassen sich aber erste Schattenseiten erkennen und der Trade-off zwischen der Verbesserung der Einkommenssituation der weiter beschäftigten Arbeitnehmer und den induzierten Arbeitsplatzverlusten wird offensichtlich. Besonders deutlich war der Beschäftigungsrückgang von 165.000 in Folge der hohen Eingriffsintensität bei der ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigung. Übergangsanalysen des IAB zeigen, dass etwa die Hälfte davon in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung wechselte. Die andere Hälfte verlor aber ihren Arbeitsplatz, wobei 28 sich die Mehrheit komplett vom Arbeitsmarkt zurückzog. Der Vergleich zwischen den Bundesländern zeigt den erwarteten Zusammenhang, dass der Beschäftigungsabbau umso stärker ist, je höher die Eingriffsintensität des Mindestlohns ausfällt (Abbildung 17). 25 26 Quellen: OECD, Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank Research 27 28 20 | 4. Juli 2016 BMAS (2016). Kommission übergibt Mindestlohn-Bericht, 28. Juni 2016. Statistisches Bundesamt (2016). Kommission orientiert sich bei Anpassung des Mindestlohns an Tarifindex. Peters, H. (2014). Mindestlohn von EUR 8,50 je Stunde: Große Koalition auf dem Holzweg, Deutsche Bank Research, 4. Juni 2014. Peters, H., Rakau, O. (2016). Moderate Lohnrunde 2016, Ausblick Deutschland, Deutsche Bank Research, 28. Januar 2016. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Unsere Befürchtung bleibt, dass bei der nächsten Krise die negative Wirkung des relativ hohen Mindestlohns in Gänze durchschlagen könnte und sich dann besonders negativ auf die schwächsten Gruppen am Arbeitsmarkt auswirkt. Der steigende Mindestlohn dürfte zudem die Integration der zahlreichen Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt über die nächsten Jahre noch weiter erschweren und für viele eine unüberwindbare Hürde darstellen. Pendel der Arbeitsmarktregulierung der großen Koalition schlägt in die falsche Richtung Anstatt die gute Arbeitsmarktlage zu nutzen und die Mitte der 2000er Jahre eingeführten Arbeitsmarktreformen, die den Grundstein für die robuste, gute heutige Arbeitsmarktlage bildeten, konsequent weiterzuführen, schaltet die große Koalition mit ihren tiefen Eingriffen in den Arbeitsmarkt – Mindestlohn, Regulierung von Zeitarbeit und Werkverträgen – in den Rückwärtsgang. Insgesamt ist der deutsche Arbeitsmarkt im Vergleich zu anderen Ländern hoch reguliert (Abbildung 7). Insbesondere der hohe Kündigungsschutz könnte durch eine einheit29 liche Regelung mit klaren Abfindungsansprüchen für mehr Flexibilität sorgen. Da hier Reformen relativ unwahrscheinlich sind, benötigen die Unternehmen eine hohe externe Flexibilität, damit sie über den Konjunkturzyklus hinweg handlungsfähig bleiben und für Problemgruppen der Weg in den Arbeitsmarkt offen bleibt. Die negativen Folgen der heutigen Politik dürften in der nächsten Abschwungphase deutlich zum Vorschein kommen. Den Unternehmen wird ein Teil ihrer externen Flexibilität genommen, was ihren Handlungsspielraum, in schwierigen Zeiten die Kosten anzupassen, deutlich einengt, und gerade die Position der Schwächsten am Arbeitsmarkt noch weiter verschlechtert. Heiko Peters (+49 69 910-21548, [email protected]) Matthias Gnewuch 29 21 | 4. Juli 2016 Sachverständigenrat (2015). Zukunftsfähigkeit in den Mittelpunkt, Jahresgutachten 2015/16. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland DB Makro-Überraschungsindex Deutschland Der DB Makro-Überraschungsindex vergleicht den Wert der veröffentlichten Konjunkturdaten mit den Markterwartungen 30 und liefert damit Hinweise über die Richtung künftiger Prognoseanpassungen. DX DB Makro-Überraschungsindex Deutschland Durchschnitt der z-Werte der vergangenen 20 Datenüberraschungen 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 -0,1 -0,2 -0,3 -0,4 -0,5 14 15 16 DB Makro-Überraschungsindex +/- 1 Standardabweichung Werte über (unter) 0 bedeuten über (unter) der Markterwartung liegende Datenveröffentlichungen Quellen: Bloomberg Finance LP, Deutsche Bank Research Letzte 20 veröffentlichte deutsche Konjunkturdaten Bloomberg Ticker DX Berichtsmonat Indikator Veröffentlich- Aktueller ungsdatum Wert Bloomberg Konsensus Überraschung Standardisierte QuantilsÜberraschung rang GRZEWI Index ZEW - Konjunktur (Erwartungen) 5 2016 24.05.16 6,4 12,0 -5,6 -0,7 0,2 GRIFPBUS Index ifo Geschäftsklimaindex 5 2016 25.05.16 107,8 106,8 1,0 0,6 0,7 GRIMP95Y Index Importpreise (% gg. Vj.) 4 2016 30.05.16 -6,6 -6,2 -0,4 0,0 0,4 GRFRIAMM Index Einzelhandelsumsätze (% gg. Vm.) 4 2016 31.05.16 -0,3 0,9 -1,2 -0,7 0,2 GRUECHNG Index Veränderung Arbeitslose (Tsd. gg. Vm.) 5 2016 31.05.16 -11,0 -5,0 6,0 0,0 0,5 MPMIDEMA Index PMI Verarbeitendes Gewerbe 5 2016 01.06.16 52,1 52,4 -0,3 -0,3 0,3 MPMIDESA Index PMI Dienstleistungssektor 5 2016 03.06.16 55,2 55,2 0,0 0,0 0,5 GRIORTMM Index Auftragseingänge (% gg. Vm.) 4 2016 06.06.16 -2,0 -0,5 -1,5 -0,7 0,2 GRIPIMOM Index Industrieproduktion (% gg. Vm.) 4 2016 07.06.16 0,8 0,7 0,1 0,1 0,6 GRCAEU Index Leistungsbilanzsaldo (EUR Mrd.) 4 2016 09.06.16 28,8 21,0 7,8 2,0 1,0 GRCP20YY Index VPI (% gg. Vj.) 5 2016 10.06.16 0,1 0,1 0,0 0,3 0,3 GRZEWI Index ZEW - Konjunktur (Erwartungen) 6 2016 21.06.16 19,2 4,8 14,4 1,7 0,9 GRZECURR Index ZEW - Konjunktur (Situation) 6 2016 21.06.16 54,5 53,0 1,5 0,1 0,5 MPMIDESA Index PMI Dienstleistungssektor 6 2016 23.06.16 53,2 55,0 -1,8 -1,9 0,0 MPMIDEMA Index PMI Verarbeitendes Gewerbe 6 2016 23.06.16 54,4 54,4 0,0 0,0 0,5 GRIFPBUS Index ifo Geschäftsklimaindex 6 2016 24.06.16 108,7 107,4 1,3 0,9 0,8 GRIMP95Y Index Importpreise (% gg. Vj.) 5 2016 28.06.16 -5,5 -5,8 0,3 0,6 0,8 GRCP20YY Index VPI (% gg. Vj.) 6 2016 29.06.16 0,3 0,3 0,0 0,3 0,3 GRUECHNG Index Veränderung Arbeitslose (Tsd. gg. Vm.) 6 2016 30.06.16 -6,0 -5,0 1,0 -0,2 0,4 GRFRIAMM Index Einzelhandelsumsätze (% gg. Vm.) 5 2016 30.06.16 0,9 0,6 0,3 0,5 0,7 Quellen: Bloomberg Finance LP, Deutsche Bank Research Heiko Peters (+49 69 910-21548, [email protected]) 30 22 | 4. Juli 2016 Siehe für Details Ausblick Deutschland. 4. August 2014. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Exportindikator 2016: Nachfrageimpuls weiter schwach – Preisimpuls ins Negative gedreht Der Exportindikator identifiziert die Auswirkungen von globalen Nachfrageveränderungen und von Währungsbewegungen (Preisimpuls) auf die deutschen Exporte.31 Heiko Peters (+49 69 910-21548, [email protected]) 31 23 | 4. Juli 2016 Siehe für Details Ausblick Deutschland, 3. März 2016. Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Deutschland: Termine der Finanz-, der Wirtschafts- und der Europapolitik DX Datum Ereignis Anmerkungen 11./12. Juli Eurogruppe und ECOFIN, Brüssel 11. Juli 4. Sep. 21. Juli Deutscher Bundestag Lage in Griechenland, thematische Debatte über Wachstum u. Beschäftigung: Investitionen, finanzpol. Kurs in der Eurozone, möglicherweise finanzielle Implikationen der Flüchtlingskrise, Folgen des Referendums in GB. Parlamentarische Sommerpause 23./24. Juli 4. Sep. G20-Finanzminister und -Notenbankgouverneure, Chengdu (China) Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 8. Sep. Sitzung des EZB-Rates, Pressekonferenz 9./10. Sep. Eurogruppe und ECOFIN, Brüssel 16. Sep. Europäischer Rat, Bratislava 18. Sep. Wahl zum Abgeordnetenhaus von Berlin Sitzung des EZB-Rates, Pressekonferenz 10./11. Okt. Eurogruppe und ECOFIN, Brüssel 20. Okt. Sitzung des EZB-Rates, Pressekonferenz 20./21. Okt. Europäischer Rat, Brüssel Angesichts des Votums der britischen Wähler, die EU zu verlasssen, dürfte die EZB versuchen, ihre Rhetorik eines lockeren geldpolitischen Kurses zu maximieren. Der Pfad dafür wird aber schmaler, da die politische Legitimität anhaltend niedriger geldpolitischer (Zins-)Sätze in den Kernländern der Eurozone zunehmend in Frage gestellt wird. Lage d. Weltwirtschaft u. internationaler Finanzmärkte, Multilaterale Entwicklungsbanken u. Infrastrukturinvestitionen, internationale Steuerthemen u.a. In dem von einer SPD/CDU-Koalition regierten Bundesland zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen beider Parteien ab. Ob sie erneut eine Koalition bilden können, ist wegen der Stärke der AfD aber offen. Überprüfung des geldpolitischen Kurses (siehe oben). Lage in Griechenland – Qualität öffentlicher Finanzen in der Eurozone – Überprüfung staatlicher Ausgaben, Vorbereitung G7-Treffen einschließl. Debatte über Wechselkurse. Debatte über die Zukunft der EU, Konsequenzen des britischen EUReferendums. Umfragen zufolge dürfte die regierende SPD/CDU-Koalition ihre Mehrheit im Abgeordnetenhaus verlieren. Ein starkes Ergebnis der AfD könnte die Bildung einer neuen Regierung schwierig machen, da sich dann drei Parteien zusammenfinden müssten. U.a. finanzwirtschaftliche und makroökonomische Stabilität in der Eurozone, thematische Debatte über Wachstum u. Beschäftigung: Gesundheitswesen/Pflege. Überprüfung des geldpolitischen Kurses. Voraussichtl. Flüchtlingskrise – v.a. Stand der Umsetzung des EU-TürkeiAbkommens, Folgen des Referendums in GB. Quelle: Deutsche Bank Research Dieter Bräuninger (+49 69 910-31708, [email protected]) Deutschland: Datenkalender DX Datum Uhrzeit Daten Berichtszeitraum DB Schätzung Letzter Wert 6. Juli 2016 8:00 Auftragseingang im Ver. Gewerbe (Index, sb.), % gg. Vm. Mai 1,0 -2,0 7. Juli 2016 8:00 Industrieproduktion (Index, sb.), % gg. Vm. Mai -1,0 0,8 8. Juli 2016 8. Juli 2016 8. Juli 2016 22. Juli 2016 22. Juli 2016 25. Juli 2016 28. Juli 2016 28. Juli 2016 29. Juli 2016 29. Juli 2016 12. Aug. 2016 8:00 8:00 8:00 9:30 9:30 10:30 14:00 10:00 8:00 8:00 8:00 Handelsbilanz (EUR Mrd., sb.) Warenexporte (EUR Mrd., sb.), % gg. Vm. (gg. Vj.) Warenimporte (EUR Mrd., sb.), % gg. Vm. (gg. Vj.) PMI Verarbeitendes Gewerbe (Flash) PMI Dienstleistungssektor (Flash) ifo Geschäftsklima (Index, sb.) Vorläufiger VPI (sb.), % gg. Vm. (gg. Vj.) Arbeitslosenrate (%, sb.) Einfuhrpreise (Index, sb.) % gg. Vm. (gg. Vj.) Einzelhandelsumsätze (Index, sb.), % gg. Vm. Reales BIP (Index, sb.), % gg. Vq. Mai Mai Mai Juli Juli Juli Juli Juli Juni Juni Q2 2016 23,3 0,4 (0,5) 1,6 (-0,7) 52,5 53,0 107,0 0,3 (0,4) 6,1 0,1 (-5,0) -0,5 0,1 24,1 0,1 (1,0) -0,3 (-1,9) 54,4 53,2 108,7 0,1 (0,3) 6,1 0,9 (-5,5) 0,9 0,7 Quellen: Deutsche Bank Research, Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit, ifo, Markit Heiko Peters (+49 69 910-21548, [email protected]) Oliver Rakau (+49 69 910-31875, [email protected]) 24 | 4. Juli 2016 Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Finanzmarktprognosen DX US JP EWU GB CH SE DK NO PL HU CZ 0,375 0,375 0,375 0,625 -0,10 -0,10 -0,20 -0,20 0,00 0,00 0,00 0,00 0,50 0,50 0,10 0,10 -0,75 -0,75 -0,75 -0,75 -0,50 -0,50 -0,50 -0,50 0,05 0,05 0,05 0,05 0,50 0,25 0,25 0,25 1,50 1,50 1,50 1,50 0,90 0,90 0,90 0,90 0,05 0,05 0,05 0,05 0,65 0,58 0,58 0,83 0,06 0,10 0,05 0,05 -0,29 -0,25 -0,25 -0,25 0,56 0,65 0,66 0,92 Rendite 10J Staatsanleihen, % Aktuell 1,48 Jun 16 1,50 Sep 16 1,25 Dez 16 1,25 -0,22 -0,10 -0,15 -0,15 -0,13 0,05 0,25 0,40 0,91 1,40 1,50 1,60 Leitzinssatz, % Aktuell Jun 16 Sep 16 Dez 16 3M Geldmarktsatz, % Aktuell Jun 16 Sep 16 Dez 16 Wechselkurse Aktuell Jun 16 Sep 16 Dez 16 EUR/USD USD/JPY EUR/GBP GBP/USD 1,11 102,90 0,83 0,75 1,11 103,00 0,85 1,31 1,08 101,00 0,89 1,21 1,05 105,00 0,91 1,15 EUR/CHF EUR/SEK EUR/DKK EUR/NOK EUR/PLN EUR/HUF EUR/CZK 1,08 9,42 7,44 9,30 4,42 317,06 27,13 1,11 8,99 7,46 9,40 4,36 313,85 27,10 1,12 8,75 7,46 9,20 4,31 316,93 27,10 1,14 8,51 7,46 9,00 4,25 320,00 27,10 Quellen: Bloomberg, Deutsche Bank 25 | 4. Juli 2016 Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Deutschland: Datenmonitor Konjunkturumfragen Gesamtwirtschaft ifo Geschäftsklima ifo Geschäftserwartungen Produzierendes Gewerbe ifo Verarbeitendes Gewerbe Produktion (% gg. Vp.) Auftragseingang (% gg. Vp.) Grad der Kapazitätsauslastung Bauhauptgewerbe Produktion (% gg. Vp.) Auftragseingang (% gg. Vp.) ifo Bauhauptgewerbe Konsumentennachfrage EC Konsumentenbefragung Einzelhandelsumsätze (% gg. Vp.) Neuzulassungen PKW (% gg. Vj.) Außenhandel Auslandsaufträge (% gg. Vp.) Exporte (% gg. Vp.) Importe (% gg. Vp.) Nettoexporte (EUR Mrd.) Arbeitsmarkt Arbeitslosenquote (%) Veränderung Arbeitslosigkeit (Tsd. gg. Vp.) Beschäftigung (% gg. Vj.) ifo Beschäftigungsbarometer Preise, Löhne und Arbeitskosten Preise HVPI (% gg. Vj.) Kern-HVPI (% gg. Vj.) Harmonisierter PPI (% gg. Vj.) Rohstoffe ohne Energie (% gg. Vj.) Ölpreis (USD) Inflationserwartungen EC Haushaltsumfrage EC Unternehmensumfrage Lohnstückkosten (gg. Vj.) Lohnstückkosten Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer Arbeitnehmerentgelt je Stunde Monetärer Sektor (gg. Vj.) M3 Trend von M3* Kredite an Unternehmen und Privatpersonen Kredite an öffentliche Haushalte DX Q2 2015 Q3 2015 Q4 2015 Q1 2016 Q2 2016 Jan 2016 Feb 2016 Mrz 2016 Apr 2016 Mai 2016 Jun 2016 108,2 102,8 108,4 102,8 108,6 104,3 106,6 100,5 107,7 101,8 107,3 102,3 105,8 99,0 106,8 100,2 106,7 100,5 107,8 101,7 108,7 103,1 103,8 0,2 1,8 84,4 103,1 -0,1 -2,0 84,2 103,3 -0,3 0,6 84,4 100,5 1,8 0,8 85,1 101,8 101,7 2,8 0,5 99,5 -0,7 -0,8 100,4 -1,1 2,6 100,8 0,8 -2,0 101,6 102,9 -1,7 -3,5 120,1 -0,6 0,7 121,4 3,5 10,2 123,3 1,4 6,4 122,6 -0,5 1,8 122,3 4,4 -1,8 122,9 -5,1 -0,2 122,5 -3,6 -0,8 123,1 124,8 125,5 3,0 0,1 4,2 -0,3 0,6 6,1 -4,4 0,2 5,7 -6,1 0,3 4,5 -5,8 -0,1 3,3 -6,4 0,2 12,1 -6,2 -1,2 0,0 -4,8 -0,3 8,4 -3,2 0,9 11,9 -1,6 4,5 2,8 1,2 65,3 -3,8 -1,0 0,9 60,3 0,2 -0,6 -0,8 60,6 2,1 0,4 -0,3 62,4 1,9 -0,5 1,2 18,6 -2,1 1,4 0,0 20,0 4,4 1,9 -2,3 23,8 -4,3 0,1 -0,3 24,1 6,4 -24,7 0,7 108,0 6,4 -3,3 0,9 108,1 6,3 -24,3 1,0 109,7 6,2 -39,3 1,3 108,4 6,2 -18,0 1,3 109,7 6,2 -10,0 1,3 108,0 6,2 -2,0 1,2 107,5 6,2 -17,0 1,3 108,3 6,1 -10,0 1,3 108,3 6,1 -6,0 0,4 1,1 -1,4 -0,5 63,7 0,0 1,0 -1,7 -7,0 51,3 0,2 1,2 -2,3 -12,0 44,8 0,1 1,1 -2,8 -14,4 35,1 0,4 1,1 -2,4 -15,5 31,9 -0,2 0,8 -3,0 -14,9 33,6 0,1 1,3 -3,1 -12,8 39,8 -0,3 0,7 -3,1 -11,6 43,2 0,0 1,1 -2,7 -8,4 47,7 6,1 1,5 4,9 0,8 4,0 1,5 5,3 -2,4 6,3 -0,8 5,4 -2,9 4,3 -3,5 3,0 -0,5 1,9 2,4 1,8 2,8 2,5 1,7 2,7 2,6 1,5 2,5 1,4 2,1 2,4 3,2 7,5 8,2 9,2 7,8 2,5 11,1 2,7 11,7 2,0 -9,1 8,2 8,3 2,3 4,6 7,8 7,7 2,0 -9,1 7,1 7,3 2,5 -5,0 7,2 2,1 12,2 9,0 8,8 2,2 -3,3 84,4 124,5 -3,2 6,1 -30,3 108,2 3,6 1,7 108,0 5,9 3,2 % gg. VP = Veränderung gegenüber der Vorperiode; * zentrierter 3M-Durchschnitt Quellen: Bundesagentur für Arbeit, Deutsche Bundesbank, Europäische Kommission, Eurostat, Statistisches Bundesamt, HWWI, ifo, Markit 26 | 4. Juli 2016 Aktuelle Themen Ausblick Deutschland Im Ausblick Deutschland aus der Reihe Aktuelle Themen/Konjunktur werden volkswirtschaftliche und wirtschaftspolitische Themen zu Deutschland behandelt. Jede Ausgabe enthält zudem Übersichtstabellen zu finanz- und wirtschaftspolitischen Terminen sowie einen detaillierten Datenmonitor zu deutschen Wirtschaftsindikatoren. Die Ausgabe erscheint monatlich. Wachstums- und Fiskalausblick: Risiken bleiben ............... 3. Juni 2016 Wie die Rente finanzieren? ................................................ 12. Mai 2016 Solides Wachstum, aber Probleme bei Export und Bau ..............................................................5. April 2016 Wachstum 2016: Exportindikator dämpft, Binnenwirtschaft läuft dank Staat und Bau ........................ 3. März 2016 Wachstum über Potenzial, keine Lohnexzesse ............ 28. Januar 2016 Verstärkte Binnendynamik im Jahr 2016 ................ 16. Dezember 2015 Binnenkonjunktur läuft – aber keine Übertreibungen........................................ 5. November 2015 Migration, Metropolregion, Inflation ............................... 2. Oktober 2015 Unsere Publikationen finden Sie unentgeltlich auf unserer Internetseite www.dbresearch.de Dort können Sie sich auch als regelmäßiger Empfänger unserer Publikationen per E-Mail eintragen. Für die Print-Version wenden Sie sich bitte an: Deutsche Bank Research Marketing 60262 Frankfurt am Main Fax: +49 69 910-31877 E-Mail: [email protected] Schneller via E-Mail: [email protected] Solides BIP, Haushaltsüberschüsse, aber neue Herausforderungen ................................. 1. September 2015 Risse im Fundament? .....................................................3. August 2015 Höhere Inflationsraten trotz gedämpfter Kerninflation ................................................... 29. Juni 2015 Reduzierte BIP-Prognose – Binnenkonjunktur aber intakt............................................... 1. Juni 2015 Deutsches Sparverhalten vor QE-Herausforderungen .....................................................30. April 2015 © Copyright 2016. Deutsche Bank AG, Deutsche Bank Research, 60262 Frankfurt am Main, Deutschland. Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um Quellenangabe „Deutsche Bank Research“ gebeten. Die vorstehenden Angaben stellen keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung dar. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers wieder, die nicht notwendigerweise der Meinung der Deutsche Bank AG oder ihrer assoziierten Unternehmen entspricht. Alle Meinungen können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die können von Einschätzungen abweichen, die in anderen von 6. derJanuar Deutsche2015 Bank Meinungen 2015: Konjunkturerholung mit Risiken ............................ veröffentlichten Dokumenten, einschließlich Research-Veröffentlichungen, vertreten werden. Die vorstehenden Angaben werden nur zu Informationszwecken und ohne vertragliche oder sonstige Verpflichtung zur Verfügung gestellt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Angemessenheit der vorsteübernommen. Strukturelle Verlangsamung des Welthandels henden Angaben oder Einschätzungen wird keine Gewähr belastet deutsches BIP-Wachstum ........................... Dezember 2014 In Deutschland wird dieser Bericht von Deutsche Bank AG Frankfurt genehmigt und/oder verbreitet, die über eine Erlaubnis zur 2. Erbringung von Bankgeschäften und Finanzdienstleistungen verfügt und unter der Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) steht. Im Vereinigten Königreich wird BerichtEnttäuschungen durch Deutsche Bank AG, Filiale London, Mitglied der5. London Stock Exchandieser Weitere ........................................... November 2014 ge, genehmigt und/oder verbreitet, die von der UK Prudential Regulation Authority (PRA) zugelassen wurde und der eingeschränkten Aufsicht der Financial Conduct Authority (FCA) (unter der Nummer 150018) sowie der PRA unterliegt. In Hongkong wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG, Hong Kong Branch, in Korea durch Deutsche Securities Korea Co. und in Singapur durch Deutsche Bank AG, Singapore Branch, verbreitet. In Japan wird dieser Bericht durch Deutsche Securities Inc. genehmigt und/oder verbreitet. In Australien sollten Privatkunden eine Kopie der betreffenden ProIce bucket challenge duktinformation (Product Disclosure Statement oder PDS)zu jeglichem in diesem Berichtund erwähnten Finanzinstrument beziehen und dieses PDS berücksichtigen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen. strukturelle Investitionslücke .................................... 2. September 2014 Druck: HST Offsetdruck Schadt & Tetzlaff GbR, Dieburg Print: ISSN 1430-7421 / Internet: ISSN 1435-0734 / E-Mail: ISSN 1616-5640
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