15 - Delius Klasing

15
EU ROPA S GR Ö SS T E S
15
S EGE L M AGA Z IN
Das große Y
ACHT-EXTR
A: Olympisc
he Spiele 2
016
E U R O PA S
GR Ö SST ES
S EGE L M A
G A Z IN
6 . 7 . 2 0 16
15
W W W .Y A C H T. D E
6 . 7 . 2 0 16
KOMMUNIKATION
SICHERHEIT
Satelliten-Telefonie: Alle
Netzbetreiber im Praxisvergleich
Riskant: Wie Eigner
ihre Schiffe verbasteln
W W W .Y A C
H T. D E
SE ITE –– 86
IM RAMP
E
YACHT-TESTS
S E ITE –– 60
NLICHT
Sie segeln fü
r Deutschlan
d:
Alle DSV-Ath
leten für Olym
pia
und die Paral
ympics im Po
rträt
SEITE ––12
• Daysailer: Saffier SC 6.50
• Fahrtenyacht: Hunter 31
A B SEITE –– 74
IM HINTE
R
GRUND
Was Sie über
die Segelspie
le
in Brasilien w
issen müssen
:
Termine, Rev
ier, Statistik
AB SEITE
––10
aktuelles
Sonderheft
gratis dabei !
AKTUELLE REVIERINFOS
DÄNEMARK
Vom Limfjord bis Kopenhagen, vom Klassiker-Treffen
bis zum Jazz-Festival: Die besten Tipps für Ihren Sommertörn
SEITE –– 32
BENETEAU
HAFENMANÖVER
BESONDERES BOOT
Die geheime Strategie
des Marktführers
Joystick-Steuerung: Hanse
und Bavaria steigen aus
Gunboat G4: FahrtenKat zum Abheben
SEIT E –– 18
SE ITE –– 82
S E IT E –– 110
DEUTSCHLAND 5
4,2
90 EURO
A:
5,9
60
5
EURO
4 1 9 0 7 44 0 0 52 0 4
15
Olympia
CH:
9,60
FRANKEN
BeNeLux 6,00 € – Italien 6,90 € – Spanien 6,90 € – Frankreich 6,90 €
Slowenien 6,90 € – Griechenland 7,50 € – Dänemark 57,00 DKK
Printed in Germany – H 74 40
Heiß auf
Gold
4
15 — 2016
INHALT
Y A C H T. D E
O C E A N I S YA C H T 6 2
18
DÄNEMARK
JULI 2016
15 — 2016
5
»Die Frage ›Wofür zahle ich eigentlich MITGLIEDSBEITRAG?‹ soll
sich künftig kein Segler mehr stellen müssen«
15
D S V- G E N E R A L S E K R E T Ä R G O E T Z - U L F J U N G M I C H E L Ü B E R D I E R E F O R M D E S V E R B A N D S ——— 4 8
6. JULI
2016
32
TEST SAFFIER SC 6.50
74
S AT P H O N E S
86
93
DEUTSCHLANDS AKTUELL STE
WA SSERSP ORT-BÖRSE
Auf 17 Seiten das komplette Angebot
für Segler: Gebrauchtboote, Kauf­
gesuche, Makler­, Broker­ und
Versicherungsofferten, Schul­ und
Charterinserate, Kontaktanzeigen
TITEL
PANORAMA
TEST & TECHNIK
SKIPPERS MAGAZIN
HORIZONTE
AKTUELL
18
6
8
VERLAGSIMPRESSUM
UND INSERENTENVERZEICHNIS
D S V- M I T T E I L U N G E N
118
N E U A U F Y A C H T. D E
118
LESERBRIEFE
119
IMPRESSUM
120
V OR S CHAU
121
K I E LW A S S E R
109
OCEANIS YACHT 62
Sie ist mehr als
das neue Flaggschiff von Beneteau.
Mit ihr startet der größte Serienboots­
bauer der Welt eine weitreichende
Modelloffensive, die in wenigen Jah­
ren das gesamte Segelsegment der
Marke umkrempeln wird. Die mar­
kant gestaltete 19­Meter­Yacht bildet
nur den Anfang und zeigt, wie viel
Individualisierung heute mit indus­
triellen Fertigungsmethoden möglich
ist. Eindrücke vom neuen Oberklasse­
boot und Innenansichten einer Werft,
die auf dem Sprung ist
122
YACHT-LESER-HOTLINE
ALLES UNTER EINER NUMMER:
ABO-SERVICE, KLEINANZEIGEN,
32
40
TITELFOTO
FLYING DUTCHMAN Wie eine einst
dem Untergang geweihte Bootsklasse
ein Revival erfährt. Szeneporträt
DSV
52
25. HESSENREGATTA
66
H E F T N A C H B E S T E L L U N G E N U . V. M .
0521 / 55 99 11
Die Infrastruktur für
Segler wird vielerorts modernisiert.
Aktueller Hafenreport
48
60
Das Folkeboot hat Michael
Müller zwischen Bjørnø und
Lyø fotografiert
DÄNEMARK
68
Seit 100 Tagen im Amt: Auftakt­
bilanz des neuen Generalsekretärs
74 Yachten
beim Jubiläum auf der Ostsee. Im­
pressionen von einem Kult­Event
TECHNIK Von kurios bis gefährlich:
wenn Eigner improvisieren. Report
INTERVIEW
Der Hamburger Jan Ha­
mester möchte als zweiter Deutscher
nach Wilfried Erdmann einhand und
nonstop um die Welt. Was ihn antreibt
HAFENFESTE
Was für und was gegen
sie spricht – und wo sie stattfinden
F O TO S ( V. L . N. R . ) : YA C H T / J. M . L I O T ( T I T E L K L . ) , M . A M M E , YA C H T / B . KO LT H O F, J. E R D M A N N, K . A N D R E W S
YACHT-RUBRIKEN
74
78
110
SAFFIER SC 6.50 CRUISE
Nach fünf­
jähriger Produktionspause kommt
der beliebte Daysailer komplett über­
arbeitet neu auf den Markt. Vor allem
in puncto Segelleistung hat die nie­
derländische Werft die Konstruktion
verbessert. Das Boot im Test
82
MARLOW HUNTER 31
Die US­Werft
bringt ihr Zehn­Meter­Modell nach
Europa. Im voluminösen Rumpf ist
viel Platz für allerlei Komfort, der in
dieser Größenklasse nicht selbstver­
ständlich ist. Doch wie wirkt sich das
auf die Segeleigenschaften aus? Der
Bericht vom Probeschlag
DAS BESONDERE BOOT
Der G4
von Gunboat ist dank Foiling­Tech­
nologie nicht nur rasant schnell. Der
Katamaran bietet seiner Crew auch
einen gewissen Wohnkomfort – ein
Novum. Wir sind mitgeflogen
86
90
92
JOYSTICK-STEUERUNG
Vor nicht
mal fünf Jahren brachten die größten
Serienyacht­Produzenten jeweils
eigene sogenannte Docking­Systeme
auf den Markt. Heute sind die An­
legehilfen nur noch bei Beneteau im
Programm. Über den schnellen Nie­
dergang einer als Jahrhundert­Inno­
vation gefeierten Technologie
SATELLITENFUNK Auf hoher See
ständig erreichbar zu sein, das ist
kein Problem mehr. Doch welche
Geräte und Netzbetreiber sind für
Segler geeignet? Johannes Erdmann
stellt einen Vergleich an und berich­
tet aus seiner Langfahrt­Erfahrung
AUSRÜSTUNG E­Faltrad; Batterie­
monitore; Bootsreiniger und Spül­
handschuh; Plottersoftware
TIPPS & TRICKS
Bergehilfe fürs Vor­
segel; Frischluft für die Kuchenbude;
Sicherung für den Dieseltank
Henrik Masekowitz ist
jüngst gescheitert, nun
will JAN HAMESTER
es Wilfried Erdmann
gleichtun und die Welt
solo und nonstop umsegeln. Danach soll
noch Größeres folgen
66
15 — 2016
BENETE AU • OCE ANIS YACHT 62
DER WEISE
RIESE
Eine wie keine. Das breite, schwarze
Fensterband im Rumpf hebt die 62
klar von anderen Serienyachten ab
F O TO : YA C H T / J. M . L I O T
Weltmarktführer Beneteau erfindet sich neu.
Die OCEANIS YACHT 62 macht dabei nur
den Anfang. Werftbesuch und Exklusivtest
des Topmodells, dem bald weitere aufregende
Boote folgen werden
19
15 — 2016
HAFENREP ORT • DÄNEMARK
16 S Ø B Y
Die Ruhe vor dem Ansturm. Wie in Søby im
Norden Ærøskøbings gibt es in den meisten
Häfen Dänemarks in der Vorsaison noch viel
Platz. Im Sommer hingegen wird es voll
F O TO S : YA C H T / K . M E Y E R-S C H I L F
FIT FÜR DIE
ZUKUNFT
Die Dänen haben viel vor. Ganze HAFENQUARTIERE entstehen neu,
werden von Grund auf saniert oder gar zur Wellness-Oase umgebaut.
Mehr, größere und tiefere Liegeplätze gibt es auch. Der aktuelle Report
33
34
15 — 2016
HAFEN-PLAN
Vor allem die Inseln in der DÄNISCHEN
SÜDSEE und im SMÅLANDS
FAHRWASSER stehen bei deutschen
Seglern hoch im Kurs. Dort hat sich
besonders viel getan
Ejerslev
2
Øster Hurup
3
4
Marselisborg
Grenaa
Ebeltoft
Kattegat
5
DÄNEMARK
Helsingør 29
Samsø
Vejle
Fredericia
8
Kopenhagen
Juelsminde
6
7
9
Ishøj 28
Bogense
Fünen
Seeland
Nyborg
21
20
Lyø 15
Fynshav 14
Augustenborg 13
Søby
Marina Minde 11
10
12
Sønderborg
Ochseninseln
19
Svendborg
18
16
17
Lundeborg
Rudkøbing
22
Skælskør
23
Omø
24
27
Dybvig
26
DEUTSCHLAND
Kiel
Auch in Nyborg auf Fünen wird inves­
tiert: Umgerechnet zwölf Millionen Euro hat
die Gemeinde für die Renovierung des Hafens
bereitgestellt. Bis 2017 soll alles fertig sein. In
Stubbekøbing am Grønsund wird in den
kommenden Jahren neben dem Hafen auch
gleich noch die ganze Stadt herausgeputzt.
Und der beschauliche Inselhafen von Omø
hat einen kompletten Refit erfahren und sieht
jetzt aus wie eine Wellness­Oase. An heißen
Sommertagen kann man nun, träge in der
Hängematte liegend, wahlweise das Treiben
im Hafen, den Nachwuchs auf dem Edel­
spielplatz oder die Rest­Crew beim Beach­
volleyball beobachten.
Vordingborg
Ærøskøbing
Fehmarn
19 S V E N D B O R G
Die Stadt im Süden Fünens liegt zentral im Revier der Dänischen Südsee. Der malerisch
gelegene Svendborgsund eröffnet den Weg in den Kleinen beziehungsweise Großen Belt
Vejrø
25
OSTSEE
35
G
efühlt hat sich im Nach­
barland seit Jahrzehnten
nichts verändert. Das
stimmt zwar nicht, aber
die Dänen sind hinsicht­
lich jeglicher Neuerungen
in der Vergangenheit stets sehr behutsam
vorgegangen. Die haben Außenstehende
dann oft gar nicht wahrgenommen. Und
genau deshalb fühlen sich viele deutsche
Crews dort so wohl.
Ein Urlaubstörn in Dänemark, das ist
gleichbedeutend mit Verlässlichkeit, mit
Beständigkeit. Da weiß man, worauf man
sich einlässt. Tatsächlich scheint in man­
chen Häfen ja auch die Zeit stehengeblieben
zu sein. Da kassiert abends ein knorriger
alter Hafenmeister mit Mütze das Liegegeld.
Und den ersten Hotdog nach dem Anlegen
in Marstal essen Segler gefühlt seit Genera­
tionen bei „Sønderrendens Perle“.
Wenn sich doch mal etwas tut, fällt das
sofort auf. Unvergessen der Aufschrei bei der
Einführung der Bezahlautomaten fürs Liege­
geld. Inzwischen sind viele dänische Häfen
wieder zu einem echten Hafenmeister aus
Fleisch und Blut zurückgekehrt – die Segler
freut’s.
Doch nun das: In jüngster Zeit sind die
Dänen in hektische Aktivität verfallen. Ha­
fenentwicklungspläne werden aufgestellt,
vielerorts wird bereits kräftig gebaut. Die
Kommunen stellen gewaltige Summen für
die maritime Infrastruktur bereit. In Vejle et­
wa wird ein ganzer Stadtteil aus dem Boden
gestampft. Von dem soll auch der Yacht­
hafen profitieren. Derzeit allerdings schweift
der Blick aus dem Cockpit noch über eine
Armada von Baukränen.
Schick ist es also vielerorts geworden,
nicht nur auf der kleinen Insel im Smålands
Fahrwasser. Aber bei allem Neuen: Gemüt­
lich ist es dort immer noch. Dänisch eben.
Nachfolgend die Übersicht, was sich aktuell
so alles tut im Nachbarland.
1
EJERSLEV/LIMFJORD
In dem kleinen Hafen hat das Tütenschlep­
pen jetzt ein Ende: Der örtliche Supermarkt
liefert die Einkäufe bis ans Schiff.
2
ØSTER HURUP
Neue Schwimmstege in der Mitte des Hafens
und Platz für Boote bis 16 Meter bietet die
moderne Marina am Kattegat. Das Fisch­
restaurant ist renoviert worden.
3
Stubbekøbing
F O TO S : YA C H T / K . M E Y E R-S C H I L F, K A RT E : YA C H T
1
HAFENREP ORT • DÄNEMARK
15 — 2016
GRENA A
Die Marina bietet spezielle Tarife fürs Lang­
zeitparken von Autos und Yachten, ideal für
deutsche Segler, die hier einen Crewwechsel
durchführen. Der Hafenmeister hat zudem
ein Auge auf Yachten, die länger nicht be­
wohnt sind.
4
23 O M Ø
22 S K Æ L S K Ø R
Lässig in der Hängematte liegen und das
Treiben am Hafen beobachten – das geht
jetzt im neu gestalteten Inselhafen
Hier kommen die Kinder auf ihre Kosten:
Das neue Piratenschiff im Hafen des Segel­
clubs hat sogar eine Krabbenrennbahn
EBELTOF T
Im Handels­ und Sportboothafen gibt es
einen neuen Aufenthaltsraum mit Küche,
freiem W­Lan und Spielzeugen für Kinder.
Ein gleichfalls neues Restaurant hat aus­
schließlich Bioprodukte auf der Karte.
68
VERANSTALTUNGEN • HAFENFESTE
15 — 2016
69
15 — 2016
PRO UND KONTRA
SEGELN SIE NOCH –
ODER FEIERN SIE SCHON?
E
KRACH, ENGE , DRECK !
s gibt einen guten Grund, die Termine der verschiedenen Hafenfeste in ländlich geprägten Gegenden oder gar auf Inseln zu kennen, ja bei der
Törnplanung zu beachten: um ebenjenen Feierlichkeiten gezielt aus dem Weg gehen zu können.
Was macht im Ernst ein Hafenfest aus? Eine
Live-Band, vermutlich mit so putzigen Titeln wie „Jazz oder gar
nicht“. Fassbier, gern schal, aus Plastikbechern. Dazu Erbsensuppe vielleicht? Ein Gedicht im Hochsommer, das offene Vorluk wird die entsprechenden Flatulenzen schon wegschaufeln.
Die Teilnehmer? Da kommen nicht nur Segler, da besteht Anschluss an die Urbevölkerung.
Gemeinsam wippen sie mit dem rechten Fuß ekstatisch zu
den Takten der Band, auf dem T-Shirt Bekennerbotschaften („to
beer or not to beer, that is here the question!“, „Lieber ein Bauch
vom Saufen als ein Buckel vom Arbeiten!“). Ein großer Spaß für
die ganze Familie.
Aus dieser unheilvollen Kombination viel Mensch, Sonne,
Alkohol folgen Dinge, die der Segler im Gemeinen zu meiden
sucht: Krach, Enge, Dreck. Hinzukommt die durchaus heterogene Qualität der musikalischen Darbietungen. Angesichts der
vielen und gern überschneidend stattfindenden Hafenfeste
muss klar sein: So viele gute Kapellen gibt es im Land nicht, also
wird auf das fröhliche und somit unkritische Auditorium losgelassen, was zum richtigen Zeitpunkt an der Tür des Organisators vorbeigelaufen war und gutturale Laute ausstoßend eine
Blockflöte halten konnte.
Es freut sich, wer einen Liegeplatz weitab der Geräuschemissionen findet. Jeder andere kotzt – oder muss sich zumindest mit dem Thema auseinandersetzen. In den Toiletten, immerhin durch Hafenlieger finanziert, jedoch längst übers Ver-
Die zahlreichen HAFENFESTE während des Sommers im sonst so beschaulichen
Ostseerevier spalten die Seglerschaft – und die YACHT-Redaktion. Rede und
Gegenrede verdeutlichen die Argumente beider Parteien. Dazu der
Veranstaltungskalender zur Saison für Ihre Törnplanung: hinfahren oder wegbleiben
F O TO : M . M Ü L L E R
ch habe zum Hafen Damp eine besondere Beziehung: Das einzige Mal, dass ich an Bord seekrank
wurde, war dort, am Gästesteg bei Südost 7. Geschlafen habe ich dann auf einer Parkbank. Vor einigen Jahren bin ich von einem sächsischen Familienvater fast verprügelt worden, weil ich ihn gefragt habe, ob sein Kind bald schlafen geht – nachdem es mir abends
um zehn am Strand beständig mit Anlauf und wachsender
Freude in den Rücken gesprungen war. Dazu kommt das besondere Flair einer Reha-Klinik, das einen an die eigene Endlichkeit erinnert. So möchte man eigentlich nicht Urlaub machen.
Dennoch liebe ich Damp, und das hat einen Grund: Im
Sommer ist dort gefühlt jeden Abend Hafenfest. Eigentlich ist es
eine Beachparty, aber der Strand liegt so dicht am Hafen, dass
die wummernden Bässe auch in der lauschigen Koje noch deut-
ALLE STÜRMEN UNGENIERT AUF
DIE TANZFLÄCHE –
ES KENNT EINEN JA KEINER
trägliche frequentiert, auch durch die erlebnisorientierte Dorfjugend. An Deck („Tschuldigung, ist mir so rausgerutscht“)
durch den längsseits liegenden Nachbarn auf dem Nachhauseweg. Unerwähnt kann bleiben, dass es im Cockpit weitergeht,
man ist jetzt ja nach ein paar Kletterübungen und durch den
Austausch von Mageninhalt gegen Luft wieder gestärkt.
Aber die fragwürdigen Veranstaltungen haben auch ihre
unbestrittenen Vorteile: Sie ziehen Feierwillige und –wütige an
wie der Dreck die Fliegen. Somit freut sich die übrige Menschheit in den nicht öffentlich bespaßten Marinas und Ankerbuchten über etwas weniger menschliche Dynamik und kann genießen, was Segeln ausmacht und was es vom Berufs- und Stadtleben unterscheidet. Alles gut!
lich zu hören sind. Es gibt eine Cocktailbar, gemütliche Strandsofas und eine Tanzfläche.
Meistens treten dort Bands auf, die sich vermutlich aus den
weiterbildenden Schulen der näheren Umgebung rekrutieren.
In den Pausen gibt es einen DJ, und der heizt den Gästen so
richtig ein: Helene Fischer, DJ Ötzi, das ganze Programm. Auch
der unvermeidliche Pur-Mix darf nicht fehlen. Es ist für jeden
etwas dabei, und das ist das eigentlich Schöne an Hafenfesten:
Generationenübergreifend stürmen alle auf die Tanzfläche,
verlegenes Am-Rand-Herumstehen gibt es nicht. Es kennt einen ja keiner, und morgen ist man sowieso wieder weg. Die älteren Ehepaare gleiten routiniert übers Parkett beziehungsweise die provisorischen Holzbohlen, die Jüngeren kramen ihre
längst vergessenen Discofox-Erinnerungen hervor („Rück,
rück, Tap, Platz“) und erschrecken leise vor sich selbst, weil sie
Roland Kaisers „Joanna“ absolut textsicher und fehlerfrei mitgrölen können.
Hafenfeste sind große Gleichmacher. Segler, Camper, Einheimische kommen für einen fröhlichen Abend im Festzelt zusammen, niemand muss sich großartig zurechtmachen. Die
kräftigen Jungs der freiwilligen Feuerwehr grillen Würstchen
und mischen viel zu starke Cola-Rums. Im vergangenen Jahr hat
das Hafenfest in Maasholm sogar die Törnplanung beeinflusst:
Der letzte Rum mit Cola verhinderte das Auslaufen am nächsten Tag, und dann war zwei Tage lang Sturm. „Weißt du noch,
letztes Jahr, als wir wegen des Hafenfestes drei Tage nicht auslaufen konnten?“, ist nun eine gern erzählte Urlaubsanekdote.
Hingegen habe ich noch nie jemanden sagen hören: Weißt du
noch, im Hafen XY, da war es den ganzen Abend total still.
FRIDTJOF GUNKEL
KAROLINA MEYER-SCHILF
EINE KOMBINATION AUS MENSCH,
SONNE, ALKOHOL UND MUSIK
VON HETEROGENER QUALITÄT
Eine Klassikerflotte im
Stadthafen von Sonderburg
lockt Schaulustige an
I
DIE GROSSEN GLEICHMACHER
YACHT-TEST • SAFFIER SC 6. 50 CRUISE
74
15 — 2016
Hübsch. Markant ist der ausgeprägte
Löffelbug des schon betagten
Rumpfes. Das Deck mit der
Cockpitwanne ist hingegen neu
D
Mit der neuen SAFFIER SC 6.50 CRUISE lassen die Yachtbauer aus
Holland ihr allererstes Boot wieder aufleben – ein charmantes Projekt,
gekonnt umgesetzt. Der Sympathieträger im Test bei Starkwind
F O TO : YA C H T / B . KO LT H O F
KRAFTZWERG 2.0
arauf ist Dennis Hennevanger heute noch ganz besonders stolz: Im Jahr 1999
segelte er zusammen mit
einem Freund von IJmuiden in Holland einmal über
den Ärmelkanal nach Lowestoft in England,
110 Seemeilen bei ruppigen Bedingungen
mit bis zu 7 Beaufort und ausgeprägten
Wellen. Dies allein wäre nichts Besonderes,
wäre der Untersatz nicht ein offenes und nur
gerade 6,50 Meter langes Kielboot gewesen,
die Saffier 6.50.
Leichtsinnig könnte man die Aktion
nennen, für Werftchef Hennevanger ging es
aber vielmehr darum, die Seetüchtigkeit des
kleinsten und gleichzeitig ältesten Bootes
von Saffier unter Beweis zu stellen. Die
Mission jedenfalls ist geglückt.
MEHR VON ALLEM
Nicht weniger als 160 Einheiten des knuffigen Daysailers haben die Hennevangers
zwischen 1998 und 2010 gebaut und verkauft. Danach wurde die Produktion eingestellt. Doch die umtriebigen Brüder Dennis
und Dean haben sich entschlossen, die
Bauformen von seinerzeit nochmals flottzumachen und das Konzept einer gründlichen
Überarbeitung zu unterziehen. Nun ist das
kleine Schiff als Saffier SC 6.50 Cruise wieder
im Angebot.
Der voluminöse Rumpf mit seinem augenfällig ausgeprägten Löffelbug bleibt dabei unverändert – eine bewährt steife und
vor allem auch seetüchtige Konstruktion von
Vater Richard Hennevanger. Alles andere ist
komplett neu: Das Deck integriert jetzt in
seiner Form eine tiefe und geschlossene
Cockpitwanne. Damit ist das Boot nicht
mehr offen wie das Vorgängermodell, sondern eine geschlossene Konstruktion. Das
Rigg ist höher und sieht zudem schon im
Werftstandard eine Selbstwendefock vor.
Und: Die Rumpfanhänge sind schlanker
SKIPPERS MAGAZIN • SATELLITEN -TELEFONE
86
15 — 2016
87
15 — 2016
HARDWARE
Russland und Nordafrika (Thuraya 2), zudem Asien bis Australien (Thuraya 3) ab. Die
Landflächen und die Küstengewässer reichen bis ein paar hundert Meilen auf See.
Für den Langfahrt- und Blauwassersegler, der die europäischen Gewässer verlässt,
um auf weltweite Fahrt zu gehen, gibt es deshalb eigentlich nur zwei Systeme für den
Bordeinsatz: Inmarsat und Iridium.
Bei glattem Wasser
funktionierten die
beiden getesteten
Geräte ähnlich gut
SYSTEME FÜR SEGLER
WELTWEIT IN KONTAKT
V
öllig unerreichbar zu sein – das ist
mittlerweile kaum noch vorstellbar: Fast jede Langfahrtyacht hat
heute ein Satellitentelefon an
Bord. Und diese Erreichbarkeit ist durchaus
willkommen, denn durch Sprachanrufe und
E-Mails spannt sie nicht nur die Brücke zum
alten Leben an Land, sondern sie sorgt auch
für frische Informationen zum Wettergeschehen oder die richtige Routenwahl.
Doch Satellitentelefon ist nicht gleich
Satellitentelefon. Längst nicht alle der auf
dem Markt erhältlichen Systeme eignen sich
tatsächlich für den Bordgebrauch. Das liegt
zum einen daran, dass nicht alle Telefone
ohne teures Zusatzequipment in der Lage
sind, bei hohen Wellen eine stabile Verbindung zum Satelliten herzustellen. Zum anderen ist der Grund, dass einige Systeme ihre Trabanten über Land in Position haben,
nicht auf See.
VOM DSCHUNGEL AUF DIE SEE
Die Geräte des Anbieters Globalstar beispielsweise sind eigentlich eher für Dschungelexpeditionen entwickelt worden, nicht
fürs Langfahrtsegeln. Trotzdem wagen sich
immer wieder Segler damit auf den Ozean
hinaus. Das System verfügt insgesamt über
48 Satelliten, die die Erde in einer Höhe von
1414 Kilometern umkreisen, was eigentlich
weltweite Abdeckung garantieren sollte. Da
die Satelliten jedoch untereinander nicht
kommunizieren können, vermag das Telefon immer nur dann eine Verbindung herzustellen, wenn sich eine Bodenstation in
Reichweite befindet. Die Abdeckung auf See
ist deshalb nur in Gewässern bis etwa 500
Seemeilen vor der Küste gegeben. Der Atlantik befindet sich also sowohl auf der Passatroute in die Karibik als auch auf dem
Großteil des Rückwegs außerhalb der Netzabdeckung.
Ebenso das System Thuraya, das sich
wiederum für Wüstenrallys in Afrika sehr gut
eignet, aber auf offener See schnell „No service“ im Display anzeigen wird, denn die
beiden Satelliten decken lediglich Europa,
F O TO S : J. E R D M A N N
Kleiner, günstiger und vielseitiger: SATELLITEN-TELEFONE werden immer
besser und ermöglichen neben Gesprächen auch den Daten-Download
für Wetter und andere Informationen. Ein Vergleich der beiden Systeme
Inmarsat gilt als Pionier unter den Satellitenkommunikationssystemen und brachte im
Jahr 1982 mit Inmarsat A den ersten Dienst
für Sprachverbindungen, Telex, Fax und
Notverkehr auf den Markt. Das Netz entwickelte sich kontinuierlich weiter und wird
heute auf den meisten Berufsschiffen in
weltweiter Fahrt genutzt.
Das Iridium-Netz wurde hingegen erst
16 Jahre später serienreif und sollte mit seinen einst geplanten 77 Satelliten eine weit
bessere Abdeckung garantieren. Doch diese
hohe Anzahl und die damit verbundenen
Entwicklungskosten führten bereits im Jahr
2000 zur Insolvenz. Erst im Jahr 2001 konnte
das Netz seinen Betrieb aufnehmen, es ist
heute neben Inmarsat zum zweitgrößten
Dienstleister für Satellitenkommunikation
herangewachsen.
Mit Einführung des ersten IsatPhoneHandys im Jahr 2010 ergab sich für Iridium
tatsächlich eine Konkurrenz. Die Telefone
fanden regen Absatz und wurden von Langfahrtseglern begeistert gekauft – denn die
Anschaffungskosten waren und sind halb so
hoch wie bei Iridium. Auch die Tarife boten
günstigere Verbindungen bei längerer Prepaid-Laufzeit. Deshalb ist es wenig verwunderlich, wenn sich angehende Blauwassersegler in diversen Internetforen verwirrt danach erkundigen, warum sie denn noch ein
Iridium-Telefon kaufen sollen, da es doch
für rund den halben Preis auch das neue
IsatPhone geben würde. Viele entscheiden
sich aus Kostengründen für das günstigere
Inmarsat-Telefon.
Doch sind beide Systeme tatsächlich
gleichwertig? Welche Vor- und Nachteile haben die Netze – und gibt es Reviere, in denen
das eine besser funktioniert als das andere?
Um einen direkten Vergleich durchzuführen, haben wir beide Telefone sowohl im
Bereich der Tropen als auch auf der Rückreise auf der Atlantikschleife getestet. Es
handelt sich nicht um die Flaggschiffe bei-
Beide Telefone zeigen sich
recht ROBUST, aber nur eines
ist gegen Wasser geschützt
ISATPHONE
Das schwerere
Gerät ist wasserresistent nach
IP65, auch die
Anschlüsse für
Kopfhörer und
externe Antenne
sind gedichtet
IRIDIUM
Das etwas kleinere und leichtere Telefon ist
technisch für
Segler die bessere
Wahl, jedoch
nicht wasserdicht
der Hersteller mit den meisten Extras, sondern um die einfacheren Modelle, die von
den meisten Seglern gewählt werden. Das
getestete IsatPhone Pro unterscheidet sich
in der Sende-Empfangsleistung nicht von
seinem Nachfolgemodell, dem IsatPhone 2,
sondern nur in Bezug auf zusätzliche Funktionen, bessere Akkuhaltbarkeit und ein stabileres Gehäuse (Vergleich: http://satairtime.
com/index.php/isatphone2-differences- isatphone-pro/).
Beim direkten Vergleich waren von Beginn an Nachteile zu erwarten, die auf den
technischen Unterschieden der Satellitennetze beruhen: Die 66 Trabanten des Iridium-Netzes umschwirren die Erde permanent
auf sechs nahezu polaren Umlaufbahnen,
die in etwa 780 Kilometer Höhe liegen. Damit ist eine fast vollständige Netzabdeckung
der Erdoberfläche möglich, selbst an den
Polen. Jeder Satellit umrundet die Erdkugel
jeweils in etwa 100 Minuten. Da sich das
Schiff im Vergleich sehr langsam bewegt,
muss sich das Telefon bei längeren Gesprächen alle neun Minuten in einen neuen Satelliten einwählen, was jedoch ohne Unterbrechung des Telefonats geschieht.
Für Inmarsat sind lediglich zwölf Satelliten im Einsatz, die sich im Vergleich zu Iridium nicht auf Umlaufbahnen bewegen, sondern geostationär fest am Himmel über dem
Äquator quasi verankert sind. Deshalb ist
der Empfang am Äquator auch am besten,
dann befinden sich die Satelliten genau über
dem Schiff. Je weiter die Yacht auf der Erdkugel nach Norden oder Süden segelt, desto
flacher muss der Winkel sein, mit dem die
Antenne zum Himmel gehalten wird. Durch
die Erdkrümmung sind dem Empfang in hohen Breiten deshalb Grenzen gesetzt. Wer
eine Weltumsegelung auf der Passatroute
plant, kann somit unter Umständen mit einem IsatPhone für gelegentliches Telefonieren auskommen.
Bereits beim Kaltstart beider Geräte in
einem Umfeld, in dem sich die Telefone bisher noch nicht befunden haben, ist der erste
Unterschied beider Netze zu erkennen. Der
Testort im Süden Floridas liegt auf 26 Grad
Nord und damit recht nahe beim Äquator.
Beim IsatPhone braucht es etwa eine Minute, bis sich das Telefon orientiert hat. Zunächst stellt das eingebaute GPS fest, an welchem Ort sich das Telefon befindet und welcher Satellit der nächstgelegene ist. Hat es
seine Position gefunden, wählt es sich in
15 — 2016
DA S BESONDERE BOOT • GUNBOAT G4
111
READY FOR
TAKE OFF!
Mit demselben Schiff FOILEN und FAHRTENSEGELN? Klingt verrückt
und ist es auch! Der G4 von Gunboat tritt an, die Welt des Segelns radikal
zu verändern. Bericht über ein äußerst abgehobenes Vergnügen
F O TO S : G U N B O AT / O C E A N I M A G E S
Nur Fliegen ist schöner. Der G4
im Foiling-Modus. Mit weit über
20 Knoten jagt er übers Wasser