Fraunhofer-Institut für fabrikbetrieb 2 MENSCH-ROBOTER-KOOPERATION 5 u n d - a u t o m a t i s i e r u n g I F F, M a g d e b u r g Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb u n d - a u t o m at i s i e r u n g I F F Die Vision einer gemeinsamen, kooperativen Zusammenarbeit von Mensch und Maschine im gemeinsamen Arbeitsraum wird Institutsleiter schon in naher Zukunft Realität werden. Wo noch heute tren- Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E. h. Dr. h. c. mult. Michael Schenk nende Schutzeinrichtungen Mensch und Roboter separieren, werden zukünftig neuartige Technologien Arbeitsräume über- Sandtorstraße 22 wachen und die Sicherheit des Menschen gewährleisten. 39106 Magdeburg Sicherheit und mehr Telefon +49 391 4090-0 Auf dem Weg zu flexiblen und dynamischen Arbeitsumgebun- Telefax +49 391 4090-596 gen, in denen Mensch und Roboter kooperieren, hat das Fraun- [email protected] hofer IFF auf Basis von Projektor- und Kameratechnik eine neu- www.iff.fraunhofer.de artige Technologie entwickelt, die neben der Gewährleistung der Sicherheit auch zusätzliche Funktionalitäten wie zum Bei- Ansprechpartner spiel Interaktionsmöglichkeiten, 3D-Umgebungserfassung und Geschäftsfeld Robotersysteme Werkerassistenz bereitstellt. Selbstüberwachung, Reduzierung Prof. Dr. techn. Norbert Elkmann des Fremdlichteinflusses auf die Detektionsleistung und deter- Telefon +49 391 4090-222 ministische Auswertealgorithmen prädestinieren das System für Telefax +49 391 4090-250 den Einsatz in Mensch-Roboter Kooperationsszenarien. Die [email protected] Sichtbarkeit der projizierten Sicherheitsbereiche erhöht zudem die Transparenz für den Nutzer und gleichzeitig die Verfügbar- Dipl.-Inf. Christian Vogel keit der gesamten Anlage Telefon +49 391 4090-213 Telefax +49 391 4090-250 Geschwindigkeits- und Abstandsüberwachung [email protected] Die vom Fraunhofer IFF patentierte Technologie beruht darauf, dass Sicherheitsbereiche beliebiger Form direkt in die Umge- www.iff.fraunhofer.de/rs bung projiziert und mit Hilfe der umgebenden Kameras hinsichtlich einer Unterbrechung der Projektionsstrahlen überwacht werden. Unter Berücksichtigung der aktuellen Gelenkstellungen und –geschwindigkeiten eines Roboters können entsprechend der Abstandsformel aus der Norm ISO/TS 15066 minimale Sicherheitsbereiche dynamisch um den Roboter erzeugt werden, so dass zu jedem Zeitpunkt ein maximaler Arbeitsbereich für den Menschen zur Verfügung steht. Diese Technologie ordnet sich somit in das Sicherheitskonzept »Geschwindigkeits- und Abstandsüberwachung« der Norm ISO/TS 15066 ein. © Fraunhofer IFF, Magdeburg 06/2016 Fotos: Fraunhofer IFF; 5 Viktoria Kühne PROJEKTIONSBASIERTE ARBEITSRAUMÜBERWACHUNG UND INTUITIVE MRI 3 INTERAKTION, WERKERASSISTENZ UND 3D-UMGEBUNGSERFASSUNG 4 TECHNOLOGIE Das Fraunhofer IFF führte mehrere Studien durch, mit dem Ziel Neben dem Aspekt der Sicherheit bietet diese Technologie weite- Belastungsgrenzen für die sichere Mensch-Roboter-Kollaborati- re Funktionalitäten, um den Menschen bei seinen Tätigkeiten zu on zu ermitteln. Durch Belastungsversuche an Probanden wur- assistieren, die Interaktion zwischen Mensch und Roboter zu er- den verifizierte Grenzwerte erarbeitet, mit denen sich die Folgen möglichen sowie prozessrelevante Informationen bereit zu stellen. einer Kollision oder Klemmung abschätzen und sicher begrenzen lassen. Die Ethik-Kommission der Otto-von-Guericke-Uni- Virtuelle Schaltflächen versität Magdeburg (OvGU) hat den verschiedenen Studien ein Das System bietet die Möglichkeit durch interaktive Schaltflächen positives Votum erteilt. Ärzte der OvGU aus unterschiedlichen mit dem System, dem Roboter bzw. der Anlage zu kommunizie- Einrichtungen und Kliniken begleiteten die Probandenstudien. ren. Auf Basis dessen können zum Beispiel verschiedene Prozesse ausgewählt, Abläufe gesteuert und Roboterprogramme gestartet Studien zum Verletzungseintritt bzw. beendet werden. Darüber hinaus können auch detektierte Mit einer Pendelvorrichtung wurden insgesamt 25 Probanden Sicherheitsbereichsverletzungen vor einem Wiederanlauf der An- an mehreren Körperstellen hinsichtlich der Verletzungseintritts- lage durch Aktivierung einer 2-händigen virtuellen Interaktionsflä- schwelle untersucht. Hierfür wurde über einen mehrwöchigen che bestätigt werden. Zeitraum die Stoßenergie schrittweise erhöht, bis eine leichte Schwellung oder ein leichtes Hämatom an der belasteten Kör- Werkerunterstützung perregion festgestellt wurde bzw. der Proband einen mittelstar- Die Visualisierung von prozess-, roboter- und sicherheits-relevan- ken Schmerz durch die Belastung verspürte. Es wurden vier un- ten Informationen stellt einen weiteren wesentlichen Aspekt im terschiedliche Stößel verwendet. Die Studie wurde von der Bereich der Mensch-Roboter Kooperation dar. Dadurch kann dem Daimler AG und KUKA AG unterstützt. Menschen permanent der aktuelle Zustand der Anlage, des Roboters und des Prozesses übermittelt und bei Bedarf frühzeitig Studien zum Schmerzeintritt darauf reagiert werden. Außerdem können geeignete, den Wer- Mit der gleichen Pendelvorrichtung wurden in der ersten Phase ker unterstützende Einblendungen, wie zum Beispiel textuelle Ar- einer anderen Studien 20 Probanden an über 20 Körperstellen beitsanweisungen, Schemata oder Piktogramme den Menschen mit Stößen ansteigender Energie belastet. Die Stoßenergie wur- bei seiner Arbeit assistieren. de während der Versuche soweit erhöht, bis die Schmerzeintrittsschwelle des Probanden erreicht war. In einer zweiten Stu- 3D-Umgebungserfassung dienphase wurden 40 Probanden an den gleichen Körperstellen Projektor- und Kameratechnik erlauben zudem eine 2 ½-dimensi- mit einer quasi-statischen Klemmkraft belastet. Hierfür wurde onale Erfassung des Arbeitsbereiches, wodurch das System wei- das Druckalgometer des Instituts für Arbeitsschutz (IFA) verwen- terhin zum Beispiel für die Erkennung von Objekten oder für die det. Die zu untersuchende Körperstelle wurde mit einer lang- kollisionsfreie Bahnplanung genutzt werden kann. sam ansteigenden Klemmkraft belastet, bis die Schmerzeintrittsschwelle des Probanden erreicht war. Die Studie erfolgte im Auftrag der Berufsgenossenschaft Holz & Metall. 1 Interaktionsflächen und Werkerassistenz. 2 Verletzung eines dynamisch generierten Sicherheitsbereiches. 1 3 Interaktion durch virtuelle Schaltflächen. 4 Projektions- und kamerabasiertes System.
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