M O N TA G , 2 7 . J U N I 2 0 1 6 ** Redaktionsschluss: 0.05 Uhr | H | Nr. 174 / 26. W. Preis 1,30 Euro Der alltägliche Ärger mit dem Paketzusteller Was Verbraucher machen können, wenn die Sendungen, wie so oft, nicht richtig abgeliefert werden. Seite 10 FUSSBALL-EM Frankreich – Irland 2 :1 Ungarn – Belgien 0:4 IMAGO/IMAGEBROKER Zahl der Angriffe im Internet steigt rasant Der Nächste, bitte! Deutschland steht im Viertelfinale der Fußball-EM. Das Team von Trainer Joachim Löw gewann das Achtelfinale gegen die Slowakei mit 3:0 – durch Tore von Jérôme Boateng (Foto), Mario Gomez und Julian Draxler. Seiten 19 bis 23 auf Berliner Computer steigt rasant. „Seit dem 25. April registrieren wir allein bei den Erpressungsfällen mit Datenverschlüsselungen im Schnitt jeden Tag einen neuen Fall“, sagt Berlins oberster Cyber-Staatsanwalt, Thomas Linke. „Seit sechs Monaten erleben wir eine massive Steigerung der angezeigten Fälle auf diesem Gebiet.“ Dabei gehen die Täter offenbar immer raffinierter vor. Statt mit Anschreiben in schlechtem Deutsch zur Zahlung von Geld nach Nigeria aufzurufen, versenden sie nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft nun immer öfter auch personalisierte Schreiben, aktuell vor allem als Bewerbungsschreiben getarnt. Die verschickten E-Mails enthalten schädliche Software, die den Computer befällt, sobald die Nachricht geöffnet wird. Ein weiteres aktuelles Phänomen sind Erpressungen, die scheinbar zugunsten wohltätiger Einrichtungen Spenden erzwingen sollen. Das Geld landet allerdings nie auf den Konten der Einrichtungen. In immer mehr Fällen werden ganze Computer gekapert und mit Schadsoftware verschlüsselt oder ohne Wissen der Eigentümer für Angriffe auf andere missbraucht. Die Opfer werden dann regelmäßig mit einer Zahlungsaufforderung an ein anonymes BitcoinKonto erpresst. „Das Gros der Fälle betrifft Privathaushalte, in seltenen Einzelfällen sind aber auch Behörden und medizinische Einrichtungen betroffen“, sagt Linke. Einzelheiten kann der Oberstaatsanwalt wegen der laufenden Ermittlungen nicht nennen. Die von den Tätern geforderten Summen reichen von 30 Euro für Privatpersonen bis zu hohen sechsstelligen Summen bei Institutionen, für die der Zugang zu Computern existenziell ist. Senator nennt linke Gewalt „Kampfansage an unsere Stadt“ BERLIN – Wieder haben Autos ge- brannt, wieder ist ein Jobcenter attackiert worden: Die Gewaltausbrüche der linken Szene als Antwort auf eine Polizeiaktion an der Rigaer Straße sind neu aufgeflammt. Innensenator Frank Henkel (CDU) verurteilte die Taten als „willkürlichen Terror gegen die Bevölkerung“. An mehreren Orten waren in der Nacht zum Sonntag Autos angezündet worden. Vermummte randalierten zudem vor dem Jobcenter an der Müllerstraße in Wedding. „Das ist eine klare Kampfansage an unsere Stadt“, sagte Henkel. Der Innensenator hatte zuvor bereits angekündigt, mehr Polizisten auf die Straße zu schicken. Täter sollten sich nicht sicher fühlen. Seite 9 10026 4 199067 801302 BELGIEN € 2,30 / DÄNEMARK DKK 17,15 / ITALIEN € 2,30 / GRIECHENLAND € 2,30 / ÖSTERREICH € 2,30 / POLEN PLN 9,70 / SCHWEIZ CHF 2,50 / SPANIEN € 2,30 / SLOWAKEI € 2,30 / TÜRKEI TL 7,15 / UNGARN FT 720 Millionen Briten fordern ein zweites Referendum Schauspieler Götz George mit 77 Jahren gestorben LONDON/BERLIN/BRÜSSEL – BERLIN – Der Das Brexit-Votum zum Ausstieg aus der EU hat Großbritannien in ein beispielloses politisches Chaos gestürzt. Millionen EU-Befürworter forderten am Wochenende via Onlinepetition eine zweite Volksabstimmung zum Verbleib in der Europäischen Union. Kurz vor dem EUGipfel erhöhten die EU-Spitzen in Brüssel den Druck auf London, am besten schon am Dienstag die Gespräche zum Austritt zu beginnen. So sollen politische Instabilität und wirtschaftliche Turbulenzen verhindert werden. Die konservative Regierung des scheidenden Regierungschefs David Cameron will sich hingegen nicht drängen lassen. Seiten 2 bis 4 Berliner Schauspieler Götz George ist tot. Wie seine Agentin am späten Sonntagabend in Berlin mitteilte, starb George bereits am 19. Juni nach kurzer Krankheit im Alter von 77 Jahren. „Götz George hat sich eine Verabschiedung im engsten Kreis gewünscht“, hieß es in der Mitteilung. George ist einem Millionenpublikum neben zahlreichen weiteren Rollen besonders als „Tatort“-Kommissar Horst Schimanski in Erinnerung. Den schnodderigen Polizisten aus dem Ruhrgebiet verkörperte er binnen 32 Jahren insgesamt 48 Mal. Gauck in Sachsen massiv beschimpft Der Bundespräsident war zum Deutschen Wandertag nach Sebnitz gekommen. Polizei setzte Reizgas ein SEBNITZ – Eine aggressive Menschen- menge hat Bundespräsident Joachim Gauck bei einem Besuch im ostsächsischen Sebnitz heftig beschimpft. Das Staatsoberhaupt wurde am Sonntag mit aggressiven Sprechchören wie „Hau ab“ und „Volksverräter“ in der Stadt empfangen. Einige Demonstranten zeigten zudem den Mittelfinger oder trugen Fahnen mit der Aufschrift „Das Pack grüßt Gauck“. Der Bundespräsident hatte Sebnitz wegen des 116. Deutschen Wandertages besucht. Augenzeugenberichten zufolge soll es zwischen den Anhängern und Gegnern von Gauck zu tumultartigen Szenen gekommen sein. Bereits im März war Gauck bei einem Besuch im sächsischen Bautzen beschimpft und beleidigt worden. Da- mals hatte er mit Bürgern über die Flüchtlingskrise diskutiert. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) haben in Sachsen bereits ähnliche Fälle erlebt. Maas verurteilte die Beschimp- Joachim Gauck ließ sich in Sebnitz von Sprechchören gegen ihn nicht beirren WETTER Sonne und Wolken, nur vereinzelt Regen INHALT Meinung / Leserbriefe Aus aller Welt Berlin Brandenburg Kultur fung Gaucks am Sonntag als „erschreckend und verstörend“. In der Sächsischen Schweiz hatten laut Polizei am Sonntag etwa 30 Menschen den Bundespräsidenten „verbal attackiert“. Eine Person sei in Gewahrsam genommen worden und habe Widerstand geleistet. Bei den Tumulten wurde nach Polizeiangaben Reizgas eingesetzt. Ein Mann musste behandelt werden. Gauck versuchte, sich nicht von der aggressiven Stimmung beirren zu lassen. Mit dabei waren auch Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) und Gaucks Lebensgefährtin Daniela Schadt. Eine Sprecherin Gaucks bestätigte, dass es sehr heftige verbale Angriffe auf den Präsidenten gegeben hat. „Das war nicht schön.“ dpa Seite 4 8 9–13 14 15 Horoskop TV-Programm Sport Wissen / Rätsel Leute 16 18 19–24 25 26 Es bleibt etwas kühler und eher durchwachsen. Heute wechseln sich in der Region Sonnenschein und dichtere Wolkenfelder ab. Nur vereinzelt soll es auch regnen. Der Wind weht schwach bis mäßig aus West bis Südwest. Die Temperaturen erreichen Höchstwerte um die 22 bis 24 Grad, in der Nacht kühlt sich die Luft auf 16 bis 14 Grad ab. Seite 26 Eine seiner berühmtesten Kinorollen hatte er als homosexueller Massenmörder Fritz Haarmann in „Der Totmacher“ von 1995. In Satiren wie „Schtonk!“ oder „Rossini“ zeigte George sein komödiantisches Talent. 2007 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Deutschen Fernsehpreis geehrt. Sechs Jahre später spielte er im TV-Drama „George“ seinen Vater Heinrich, der wegen seiner SchauspielerKarriere in der Nazi-Zeit umstritten war. Berlins Bürgermeister und Innensenator Frank Henkel würdigte George: „Die Theaterstadt Berlin trauert um einen ihrer Großen.“ Seite 15 DPA/JÖRG CARSTENSEN BERLIN – Die Zahl der Cyberangriffe Die Berliner Staatsanwaltschaft verfügt seit dem 1. August vergangenen Jahres über eine eigene Abteilung für Cyberkriminalität. Linke und seine drei Mitarbeiter sind seitdem für „Organisierte IT-Kriminalität und Pilotverfahren“ zuständig. Wenn Fälle bandenmäßig begangen werden oder neue Phänomene auftreten, dann übernimmt Linke mit seinen Mitarbeitern die Ermittlungen. Wegen der geringen Aufklärungsquote spricht sich Linke vehement für die Vorratsdatenspeicherung aus, die Speicherung aller Onlineaktivitäten über einen längeren Zeitpunkt hinweg. „Ohne Vorratsdatenspeicherung gibt es eine hundertprozentige Garantie für die Täter, unerkannt davonzukommen. Mit Vorratsdatenspeicherung haben wir eine Chance“, sagt Linke. Die Verbindungsdaten sind regelmäßig der einzige Ansatz, um den Urheber einer Erpressungsmail überhaupt verfolgen zu können. Doch vor allem die Internationalität der Cyberkriminalität erschwert den Ermittlern die Arbeit. „Bevor ein Rechtshilfeersuchen in einem Land angekommen ist, sind die Fristen für die Speicherung der Daten meist verstrichen“, sagt Linke. Die Täter gehen nach den Erkenntnissen des Oberstaatsanwaltes immer professioneller vor, um ihre Spuren zu verwischen. Sie fälschen die Absenderadressen, „IP-Spoofing“ genannt, und können sich so oft anonym im Internet bewegen. Doch trotz der Schwierigkeiten bei der Ermittlung der Täter verzeichnet die Spezialabteilung auch Erfolge: Das Landgericht verurteilte Anfang Juni einen Täter, der in 1600 Fällen die Bahn betrogen hatte. Der Mann, der schon 2012 wegen eines ähnlichen Betruges zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war, hatte mit gestohlenen Kreditkartendaten Bahntickets erworben und sie als „Restposten“ für 30 bis 60 Euro weiterverkauft. DPA/ARNO BURGI JENS ANKER GETTY IMAGES/CLIVE ROSE Berliner Staatsanwaltschaft fordert Ausbau der Vorratsdatenspeicherung und warnt vor Erpressung im Netz. Täter gehen immer raffinierter vor Ab September rollen im Berliner Süden wieder Güterzüge BERLIN – Nach 15 Jahren Pause sollen wieder Güterzüge über den südlichen Innenstadtring rollen. Die Deutsche Bahn hat jetzt die seit 2001 brachliegende Fernbahnstrecke zwischen Halensee und Tempelhof reaktiviert, allerdings ohne den von Anwohnern geforderten Lärmschutz. Die ersten Züge sollen bereits im September über die größtenteils parallel zur Stadtautobahn führende Strecke fahren – und damit früher als bislang angekündigt. Der Bahn-Bevollmächtigte rechnet anfangs mit fünf bis sechs Güterzügen pro Tag, einige von ihnen könnten auch nachts fahren. Die Bahn plant Lärmschutzmaßnahmen erst ab 2018, wenn die Trasse elektrifiziert wird. Seiten 2 und 12 morgenpost.de Nachrichten rund um die Uhr TÜRKEI Abgeordneter Beck in Istanbul kurzzeitig festgenommen Bei einer verbotenen Kundgebung zur „Pride Week“ in Istanbul ist der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck von türkischer Polizei vorübergehend festgenommen worden. Beck versuchte am Sonntag, die Festnahme eines Aktivisten der Homosexuellenbewegung zu verhindern, der eine Erklärung abgeben wollte. Daraufhin führte die Polizei Beck und andere Aktivisten gewaltsam ab. Der Abgeordnete kam nach kurzer Zeit frei. „Die Polizei hat mir meinen Pass entrissen und mich geschubst“, sagte Beck. „Es war ein massiver und willkürlicher Polizeieingriff.“ Kasupke sagt ... ... wie es ist „Undank is’ der Welt Lohn“, hat meene Mutta selich imma jesaacht. Ick komm’ druff, weil ick jelesn hab’, det Anwohna in Charlottenburch-Wilmersdorf sich üba die Kehrmaschinen von die BSR uffrejen. Die sind denen zu laut. Klar sind det echte Heulbojen, aba ick frag mir, wat denen lieba is’: Nen saubrer Bürjasteich oda ne ruhije Straße. Ick meene, wir leben hier inner Jroßstadt und nich’ in so ner Klitsche uffm Land. Aba wie det bei mir so is, hab ick ne wundabare Idee: Statt zu sülzen, solln die Lärmjeschädichten doch selba zum Besen jreifen. Det is leise, umweltfreundlich und effektiv. Wie heeßt det so schön: Een jeda kehr vor seina Tür... [email protected] KONTAKT IM INTERNET Anschrift: Kurfürstendamm 22, 10719 Berlin E-Mail: [email protected] Aboservice: 030-8872 77677 Redaktion: 030-8872 77887 Anzeigen: 030-8872 77660 Twitter Aktuelles aus dem Newsroom: twitter.com/morgenpost Werden Sie Fan von uns: facebook.com/ morgenpost
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