GDV nennt sieben Gründe gegen eine Pflicht

Schutz vor Unwettern
GDV nennt sieben Gründe gegen eine
Pflicht-Elementarschadenpolice
Nach den schweren Unwettern in vielen Teilen Deutschlands werden immer öfter Rufe nach einer
Pflichtversicherung gegen Naturgefahren laut. Der Versicherungsverband GDV spricht sich allerdings
dagegen aus. Hier erfahren Sie, welche sieben Gründe der Verband dagegen anbringt.
Keine Vorsorge-Anreize mehr
Grund Nummer 1, den der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gegen eine
Pflichtversicherung für Elementarschäden anführt, ist, dass die Versicherten keine Vorsorge an den
Gebäuden mehr treffen würden. Der Hochwasserschutz würde vernachlässigt werden – wie der GDV
glaubt, wahrscheinlich auch auf staatlicher Seite.
„Es mangelt in Deutschland nicht an Versicherungsschutz, sondern vielerorts an einem
verantwortungsvollen Umgang mit Naturgefahren. Gerade auf kommunaler Ebene gibt es einen riesigen
Investitionsstau in Bezug auf präventive Maßnahmen gegen Naturgefahren“, heißt es von GDV-Seite.
Es könnten sich eh fast alle versichern
Grund Nummer 2 sei, dass sich ohnehin schon „nahezu alle Hausbesitzer in Deutschland“, versichern
könnten und es eine zunehmende Zahl der Haushalte auch machen würde. Das würden Zahlen des
GDV zeigen. So hatten 2002 laut Verband nur 19 Prozent der Haushalte eine Versicherung gegen
Hochwasser und Starkregen, 2015 sollen es schon etwa 40 Prozent gewesen sein.
Schutz sei bezahlbar
Als dritten Grund führt der Verband die Kosten des Versicherungsschutzes an. „Häufig kostet eine
Elementarschadenversicherung deutlich weniger als eine durchschnittliche Vollkasko-Versicherung für
das Auto“, schreibt er.
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Auch Selbstbeteiligungen seien wie bei vielen Arten von Versicherungen bei der
Elementarschadenversicherung möglich und manchmal zwingend, um Prämien bezahlbar zu halten. Im
Gegensatz dazu leiste die Elementarschadenversicherung bis zum Ersatz eines gesamten Hauses.
Genauere Daten = bessere Versicherbarkeit
Der Verband sammelt laufend neue Risikodaten für die einzelnen Regionen ein. Bestes Beispiel dafür
ist das Zonierungssystem für Überschwemmung, Rückstau und Starkregen (ZÜRS). Bis 2016 habe
man über 21 Millionen Adresskoordinaten eingespeist, das verbessere die Versicherbarkeit.
Hätten 2002 noch rund 10 Prozent der Flächen als Hochrisikogebiete der ZÜRS-Zone 4 gegolten, sei
dieser Wert bis 2008 auf 1,7 Prozent gesunken. Tendenz weiter fallend: In diesem Jahr sollen es unter
ein Prozent sein. Selbst in dieser höchsten Risikozone sei in Deutschland aber jedes vierte Haus gegen
Hochwasser versichert, und mehr wäre möglich.
Negative Beispiele aus dem Ausland
Der Verband wagt auch einen Blick über Deutschlands Landesgrenzen hinweg ins Ausland. Ein
positives Fazit könne man da nicht ziehen. Beispiel England: „Hier hatte sich die
Versicherungswirtschaft selbstverpflichtet, jeden zu versichern, die öffentliche Hand versprach im
Gegenzug Schutzmaßnahmen durchzuführen. Nachdem die Prävention nicht wie versprochen erfolgte,
kam es zu einer Spirale aus zunehmenden Schäden und immer höheren Kosten. Binnen weniger Jahre
hatten sich dort die Prämien vervielfacht“, führt der GDV aus.
Zweifel an der Verfassungsrechtlichkeit
Das EU-Parlament hatte sich 2014 gegen die Einführung einer europaweiten Pflichtversicherung
ausgesprochen, berichtet der GDV. Aus Sicht des EU-Parlaments sei es für alle Beteiligten
wirtschaftlicher, die Folgen einer Katastrophe möglichst gering zu halten, als nur im Nachhinein die
Schäden zu regulieren.
Es sei fraglich, ob man jeden Hausbesitzer in Deutschland dazu verpflichten könne, für mangelnde
Vorsorge der anderen einzustehen. „Gleichzeitig kann es nicht Aufgabe der Politik sein, bei
Naturkatastrophen dauerhaft Menschen mit Steuermitteln zu begünstigen, die keinen
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Versicherungsschutz abgeschlossen haben, obwohl sie dies hätten tun können“, so der GDV weiter.
Mehr Informieren
Als letzten Grund schließlich führt der GDV das Thema Information an. Viele Menschen würden immer
noch glauben, das Thema ginge sich nichts an.
„Die deutsche Versicherungswirtschaft hat bereits nach der Flut des Jahres 2013 darauf aufmerksam
gemacht, dass zum Ausbau der Versicherungsdichte eine bundesweitete Elementarschadenkampagne
und ein bundesweites Naturgefahrenportal gehören“, heißt es. Daher habe man unter anderem das
Portal „Kompass Naturgefahren“ geschaffen.
Mit Erfolg, meint der GDV. „In Bayern etwa stieg die Versicherungsdichte seit Start der Kampagne
2009 von 16 Prozent auf 27 Prozent.“
Dieser Artikel erschien am 01.07.2016 unter folgendem Link:
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