verwirrten - Die Onleihe

Kultursommer
Acht Tipps von fast
echten Trollen
Die Bummelbahn
Das Geheimnis
der Verspätung
S. 59
26. JUNI 2016
NR. 26
S. 33
Fack ju Göhte
Liest keiner mehr
die Klassiker?
S. 8
DEUTSCHLANDS GROSSE SONNTAGSZEITUNG
B *
Magische Tricks
Die Psychologie der
Manipulation
S. 18
GEGRÜNDET 1948
PREIS
Die
Neuer ist zuversichtlich
Deutschlands Torwart hat keine
Angst vorm Spiel gegen die Slowakei – weil so viel Weltmeister
im eigenen Team steckt
S. 25
Staaten von Europa
Großes Taktieren
Wenig Spektakel, viel Spannung:
Polen und Portugal im Nachsitzen weiter, Wales genügt ein
Eigentor fürs Viertelfinale S. 26
S
VON JACQUES SCHUSTER UND DANIEL FRIEDRICH STURM
Zukunft der erschütterten EU zu sichern. Viele
der Äußerungen seien eine „Art situativer Zuruf“, klagt Werner Weidenfeld gegenüber dieser
Zeitung. „Jetzt bedarf es einer strategischen
Klarheit statt einer strategischen Hilflosigkeit“,
kritisiert der Europa-Experte und frühere Koordinator der Bundesregierung für die deutschamerikanischen Beziehungen.
INVESTITIONEN
ANTISEMITISMUS
Es fließt wieder viel
Geld nach Russland
Gauland kritisiert
AfD-Entscheidung
Deutsche Firmen haben einen Weg gefunden, ihre Umsätze in Russland wieder anzukurbeln.
Nachdem die Exporte wegen der Sanktionen eingebrochen waren, bauen sie nun eigene Fabriken
dort auf. Das geht aus einer Statistik der Bundesbank hervor. Hatten die Geldgeber 2014 noch Kapital abgezogen, kletterten die Direktinvestitionen im vergangenen Jahr auf 1,78 Milliarden Euro. Den Bundesbank-Zahlen zufolge könnte 2016
sogar einen neuen Rekord bringen. Denn allein
im ersten Quartal summierten sich die deutschen Investitionen auf fast 1,1 Milliarden. Manche Firmen aus Deutschland erhalten gar das
Prädikat „Vaterländischer Hersteller“. Seite 36
AfD-Vize Alexander Gauland hält das Vorgehen
der baden-württembergischen AfD-Landtagsfraktion im Antisemitismusstreit über den Abgeordneten Wolfgang Gedeon für falsch. „Die Vorstellung, dass bei uns nun bis zum Herbst diskutiert werden soll, was Antisemitismus ist und
was nicht, erfreut mich überhaupt nicht“, sagte
Gauland dieser Zeitung. Er kritisiert damit, dass
Gedeon entgegen dem Plan des AfD-Vorsitzenden Jörg Meuthen nicht sofort aus der Fraktion
ausgeschlossen wird, sondern zunächst ein Gutachten klären soll, ob Gedeons Aussagen antisemitisch seien. Nach Gaulands Ansicht „liegt ganz
Seite 8
klar Antisemitismus vor“.
dent Martin Schulz. London solle die EU
schnellstmöglich verlassen. „Taktische Spielchen
oder die Parteiinteressen der Tories dürfen dabei
jetzt keine Rolle mehr spielen.“ Nun müsse die
EU an ihre Bürger denken, das hieße: an ein Europa „der Jobs, der Zukunftsinvestitionen und
des Friedens und der Stabilität auf unserem Kontinent“. Der Vorsitzende des Ausschusses für die
Angelegenheiten der EU im Bundestag, Gunther
Krichbaum (CDU), spricht sich für eine Mitgliedschaft Schottlands in der EU aus. Tatsächlich
streben die Schotten bereits ein zweites Referendum an, um die Unabhängigkeit zu erlangen.
Wie das Zusammensein ohne die Briten aussehen soll, darüber schweigen die Politiker. EU-Kommissar Günther Oettinger rät, das EU-Vertragswerk in den kommenden vier Jahren unangetastet
zu lassen. „Von einem verfassungsrechtlichen
Rückbau und auch von einem verfassungsrechtlichen Zubau halte ich nichts. Wir sollten das nutzen, was wir an Primärrecht haben.“ Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des EU-Parlaments, Elmar Brok (CDU), wünscht sich hingegen
wenigstens in einem Bereich schon früher Fortschritte. Er schlägt ein gemeinsames militärisches
Hauptquartier vor und hofft auf die Gründung einer EU-Armee. Brok: „Wir brauchen mehr Zusammenarbeit in der europäischen Verteidigungspolitik.“ Ob dies jetzt dringlich ist, sei dahingestellt.
Immerhin weiß der Grünen-Fraktionschef
Anton Hofreiter, dass die EU ihre Handlungsfähigkeit beweisen muss. Die EU „braucht eine gemeinsame Wirtschaftspolitik, die durch einen
Green New Deal wieder ein europäisches Wohlstandsversprechen einhalten kann“, sagt er.
Mitarbeit: cbs, kad, tau Seiten 2 bis 7, 11 und 43
FLÜCHTLINGE
RENTENERHÖHUNG
Europäer schieben
nach Deutschland ab
48
Prozent der Senioren in Deutschland sind von
der anstehenden Rentenerhöhung unbeeindruckt. Am 1. Juli steigen ihre Bezüge so stark wie
seit 23 Jahren nicht. Doch fast die Hälfte der Ruheständler ist trotzdem der Ansicht, dass sich ihre finanzielle Lage dadurch nicht verbessert. Das
hat eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov ergeben. 15 Prozent der Befragten
glauben sogar, in diesem Jahr weniger Geld in der
Tasche zu haben, da auch höhere Steuern anfallen. Ökonomen kritisieren dagegen die Rentenpolitik der Regierung. Die Gerontokratie werde
fatale Folgen für die nachfolgenden GeneratioSeite 40
nen haben, heißt es.
EU-Mitglieder schicken erstmals mehr Asylbewerber nach Deutschland als umgekehrt. Das
geht aus einer Auswertung des Bundesamts für
Migration (Bamf ) hervor, die dieser Zeitung vorliegt. Demnach stellte Berlin von Januar bis Ende
Mai 18.668 sogenannte Dublin-Übernahmeersuchen, bat also darum, Flüchtlinge zurückzunehmen, die aus EU-Nachbarländern gekommen waren. Rückgeführt wurden aber nur 1453 Personen.
Fast viermal mehr Migranten wurden von den
Mitgliedstaaten nach Deutschland abgeschoben.
CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach dazu:
„Ein Antrag muss dort gestellt werden, wo erstmals ein Staat der EU betreten wurde.“ Seite 7
Marek Hamsik ist der Star im
slowakischen Team. Auf ihn
müssen Boateng und Co im
Achtelfinale aufpassen
S. 27
Forza Italia
Die Squadra Azzurra überrascht
mit einer bärenstarken Defensive. Daran soll auch Spanien
verzweifeln
S. 30
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SCHADENERSATZ
Nächste Runde
im VW-Skandal
Gerade wenn das Schlimmste überstanden scheint, holt die Abgasaffäre Volkswagen immer wieder ein. Während der
Wolfsburger Konzern in den USA kurz
vor einem milliardenschweren Vergleich mit klagenden Kunden steht,
werden jetzt auch in Europa Forderungen nach Schadenersatz laut. „Volkswagen sollte europäischen Fahrzeugbesitzern freiwillig eine Kompensation zahlen“, fordert EU-Industriekommissarin
Elżbieta Bieńkowska. „Die Konsumenten in Europa anders zu behandeln als
die US-Konsumenten ist kein Weg, das
Vertrauen wiederzuerlangen.“ Die Abgasaffäre steht am Ende einer jahrzehntelangen Geschichte aus politischen
Verflechtungen, rechtlicher Sonderbehandlung, Tricksereien, aber auch dem
Festhalten an technischen Sonderwegen. Der Traditionskonzern steht vor
dem größten Verlust seiner Geschichte.
Und es ist offen, ob er sich jemals davon
Seiten 13 bis 16
erholen wird.
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Nach dem Brexit steckt die EU in
ihrer größten Krise. Die Politik
rätselt, wie es weitergehen soll –
und zittert vor dem Volkswillen
Die Mehrzahl der Wortmeldungen bilden ein
Gemisch aus barschen Empfehlungen an die Briten, die EU möglichst schnell zu verlassen, und
eher hilflos wirkenden Vorschlägen, was nun zu
tun sei.
Mit dem Artikel 50 des Lissabon-Vertrages gebe es ein vorgesehenes Verfahren. Dieses „sollte
so bald wie möglich losgehen“, sagte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Berlin.
Man wolle „nicht in eine längere Hängepartie“
geraten. Steinmeier beriet am Samstag mit seinen fünf Amtskollegen aus den übrigen EUGründungsstaaten über die Konsequenzen aus
dem britischen Referendum. Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn erhöhte gleichfalls
den Druck auf London: „Das britische Volk hat
entschieden. Das muss jetzt umgesetzt werden“,
sagte er. Genauso sieht es EU-Parlamentspräsi-
DA
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VERWIRRTEN
elten hat man derartig besorgte und
ratlose Politikermienen gesehen.
Denn die europäische Gemeinschaft
steckt in der schwersten Krise seit
ihrer Gründung. Die meisten Politiker haben keine Idee, welche Schlüsse sie aus
der Brexit-Entscheidung ziehen sollen, um die
D
ie Engländer haben sich aus eigener Kraft von Unterdrückung, Unmündigkeit, Ausbeutung und Folter befreit. Durch ihr mutiges Votum haben sie Hitlers Rechtsnachfolgerin Angela Merkel eine vernichtende Niederlage zugefügt. Das
deutsche Volk kann nur staunen, welch geniale
Politiker auf der Kanalinsel den Ton angeben. Boris Johnson, Nigel Farage und der brillante Taktikfuchs David Cameron sind Männer, um die wir
die Engländer beneiden dürfen. Wir dagegen
müssen weiterleben in selbst verschuldeter Unmündigkeit und uns von den Größenwahnsinnigen aus Brüssel vorschreiben lassen, wie krumm
die Glühbirnen sein dürfen, wie viel Schlitze die
Gurken haben müssen und wie hell unsere Toaster strahlen. Das deutsche
Volk muss endlich aufstehen gegen die
Euromafia und Brüssel in Schutt und
Asche legen. Schluss mit dem unseligen
Friedensdiktat, das alle unsere Tugenden verkümmern lässt. England hat
sich dafür entschieden, den Kanaltunnel zu fluten und wieder Insel zu werden, damit die Ausländer nicht die Fish und auch nicht die Chips
wegfressen. Werden wir erst aufwachen, wenn es
zu spät ist? Wenn Muselmanisch Amtssprache in
der EU wird und der Muezzin vom solarbeheizten Minarett verkündet, dass wir unsere Duschköpfe verschleiern müssen und unsere Frauen ihre Burkas nur noch bei 30 Grad waschen dürfen?
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