Tierisches in Gossau - gossauer-info

EDITORIAL
Liebe Leserin, lieber Leser
Gossauer Info
30. Jahrgang
Nr. 125 – Juni 2016
Impressum
Herausgeberin
Verlag Gossauer Info
Redaktion
rg Rita Gröbli (Leitung)
kh Karin Herrmann
gb Geneviève Bichsel
dc Daniela Clerici
An dieser Ausgabe mitgewirkt
hat zudem Christa Klaus
Korrespondenzadresse
Verlag Gossauer Info
Gewerbestrasse 18, 8132 Egg
Tel. 044 986 10 00, Fax 044 986 10 01
E-Mail: [email protected]
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Konzept, Herstellung, Inserate
Textaid Buch- und Kunstverlag
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Auflage
5000 Ex. Wird gratis an alle
Haushaltungen in der Gemeinde
Gossau ZH verteilt
Nächste Ausgabe
Anfang September 2016
Redaktionsschluss: 30. Juli 2016
Titelbild
Schule auf dem Bauernhof bei
Urs Altorfer, Bertschikon
Foto: Anina Sutter, Volketswil
Gossauer Info 125/Juni 2016
Sie verbringen ihr Leben mit einmaliger Aussicht über das Dorf hinaus, bis zu den Alpen – aber es dauert nur gerade 34 Tage. Die Rede ist
von den Küken, die auf dem Hof der Familie Pflugshaupt aufgezogen
und gemästet werden, um anschliessend in den Regalen der Migros zu
landen. Da haben die kleinen Geisslein ein besseres Los gezogen. Sie
wachsen auf dem Biobauernhof von Marianne und Hansueli Koller auf.
Von einer besonderen Schulstunde berichten wir aus Bertschikon. Urs
und Franziska Altorfer empfangen auf ihrem Hof 20 bis 25 Schulklassen pro Jahr zur «Schule auf dem Bauernhof». Der Wunsch nach einem
Haustier ist bei vielen Kindern vorhanden. Die Anschaffung muss gut
überlegt sein, und man muss sich vorher genau überlegen, welches Tier
sich am besten eignet. Wir präsentieren Ihnen eine Palette von tierischen Geschichten.
In letzter Zeit musste die Gemeinde mit einigen Veränderungen umgehen. Der Spitex-Verein wurde aufgelöst und in eine AG überführt,
die beliebte Viehschau kann wegen bescheidenem Interesse nicht mehr
durchgeführt werden, und mangels Teilnahme wird in Zukunft keine
Gossauer Skimeisterschaft mehr stattfinden. Auch die Flüchtlingsproblematik wird die Gemeinde weiterhin beschäftigen. Die Behörde stellt
sich diesen grossen Herausforderungen und präsentiert ein Projekt,
um die mittlerweile baufälligen Baracken in Unterottikon zu ersetzen
und gleichzeitig die Nutzung des Areals zu verbessern. «Es wäre schön,
wenn die Stimmberechtigten dieses uns wichtige Anliegen unterstützen», hofft Gemeindepräsident Jörg Kündig.
Mit grosser Spannung wird jeweils die Veröffentlichung der Schulabgänger/innen erwartet. Für welche Berufslehren haben sich die
Jugendlichen entschieden, oder welche schulische Weiterbildung haben sie ins Auge gefasst? Das Geheimnis wird nun gelüftet. Wir wünschen jedenfalls allen einen guten Start in ihre neue Lebensphase.
Das «Gossauer Info» hält wieder viele lesenswerte Beiträge parat. Wir
hoffen, Sie finden Musse, diese alle zu lesen, und wünschen schon mal
viel Spass.
Für das Redaktionsteam
Rita Gröbli
Für eingesandte Manuskripte und Fotos besteht bei Verlust keine Haftung
seitens des «Gossauer Infos». Für gewünschte Rücksendung legen Sie bitte
ein adressiertes und frankiertes Kuvert bei. Der Redaktion steht es frei, Manuskripte teilweise zu kürzen, zu ändern oder zurückzuweisen. Nachdruck,
ganz oder auszugsweise, ist gestattet, jedoch bitte mit Quellenangabe.
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Gossauer Info 125/Juni 2016
INHALTSVERZEICHNIS
Thema
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Aus der Region, für die Region
Poulets aus Gossau ZH
Tierische Artenvielfalt erhalten
Respektvolles Hundetraining
Kiebitze unter Beobachtung
Weshalb bin ich Tierärztin geworden?
Unterricht für Kopf, Herz und Hand
Faszination Wellensittich
Der Wunsch nach einem Haustier
Gemeinde
25 30
Die Seite des Gemeindepräsidenten
Jahresrechnung 2015
der Politischen Gemeinde
33 Ist das Dach für die Solaranlage geeignet?
34 Erweiterungsprojekt
Asylunterkunft Rössliwies, Unterottikon
37 Gossauer Wuchemärt gut angelaufen
39 Nächtliches Dauerparkieren in Gossau ZH
41 Neue Hundedatenbank AMICUSe
43 Lesetipps aus der Gemeindebibliothek
45Ehejubiläen
46Geburten
47Geburtstagsjubilare
49Todesfälle/Ehejubiläen
Kirchen
51
51
55
56
59
Gemeinsame Anlässe
Reformierte Kirche Gossau
Evangelische Freikirche Chrischona
Katholische Pfarrei
Bezahlbarer Wohnraum gesucht
Gossauer Info 125/Juni 2016 Schule Gossau
61
66
68
70
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Die Gossauer Schulabgänger/innen 2016
Kunstvoll – voll Kunst!
Klassenlagerfilm gewinnt zweiten Preis
Der Schulweg sicher und lehrreich
Elternmitwirkung – ein wichtiger Beitrag
zum schulischen Umfeld
Sport
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76
Ein sportlicher Traum geht in Erfüllung
Achter Titel für den UHCevi Gossau
Aus für Gossauer Skimeisterschaft
Porträt
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Angelika-Ditha Morosowa – ein Multitalent Senioren
81
83
Aktive Senioren Gossau ZH
Pro Senectute
News
85
87
88
Die Spitex Bachtel AG ist gut gestartet!
Auflösungs-GV Spitex-Verein Gossau
Neue Cevi-Jungschar-Stufen
für alle Zweitklässler/-innen
89 Einmal selbst ein Flugzeug steuern
91 Gossauer Chilbi am 25./26. Juni 2016
92 Neue Genossenschaft macht vorwärts
93 Kolumne Andrea Gisler
94 Die Seite des Gewerbevereins Gossau
95 Publireportage: Arbeitswelt
von Beatrice Leutenegger
97 Seite des Vereins FiZGo – Familie im Zentrum
90Vorschauen:
– 30 Jahre «Gossauer Info»
– Porträt: Stefan Bürki, Herschmettlen
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THEMA
TIERISCHES IN GOSSAU
Aus der Region, für die Region
Der Blick ist atemberaubend. Über das Dorf hinaus, bis zu den Alpen. Hier, auf dem Gossauer
Hof mit dem bezeichnenden Namen «Frohe Aussicht», lebt die Familie Pflugshaupt. Ein Bauernhof, wie er im Buche steht, umgeben von Feldern und Wiesen, mit Stöckli, grosszügigem
Laufstall und Nebengebäuden. Dazu gehört aber auch eine auffallend grosse Halle, wo Küken
aufgezogen, gemästet und anschliessend an die Migros geliefert werden.
Text: Geneviève Bichsel; Fotos: zvg
Es ist bereits die vierte Generation
die hier mitanpackt. Noch wohnt
Vater Kurt Pflugshaupt mit seiner
Frau im grossen Bauernhaus, doch
bald wird sein Sohn Simon mit der
wachsenden Familie ins Haupthaus
wechseln und den Eltern den Weg
für den Umzug ins Stöckli freimachen.
1917 kam der Hof in den Besitz der
Familie Pflugshaupt. Ein landwirtschaftlicher Betrieb mit Viehzucht,
Milchwirtschaft und Ackerbau. Für
die immer grösser werdende Familie wurde es auf dem Hof eng. Die
Brüder Ernst und Kurt Pflugshaupt
mussten getrennte Wege gehen, um
das Einkommen der beiden Familien zu sichern. Während Ernst 1985
einen Betrieb in Bertschikon pachten konnte, blieb Kurt auf dem elterlichen Hof. 1991 gründeten sie eine
landwirtschaftliche Betriebsgemeinschaft, welche im Jahr 2003 durch
die Pouletmast erweitert wurde.
Ein Leben von 34 Tagen
15 000 Küken, männlich und weiblich, werden pro Umtrieb angeliefert. Sie sind gerade einmal einen
Tag alt, wenn sie in Kisten à jeweils
100 Stück in die riesige, zu Beginn
der Mast 34 Grad warme Halle geliefert werden. Hier haben die kleinen Küken noch ganz viel Platz.
Mit zunehmendem Alter wird es
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Simon, Lukas, Kurt und Ernst Pflugshaupt (v.l.n.r.).
für die schnell wachsenden Tiere
langsam etwas enger. Gemäss dem
Tierschutzgesetz muss pro 30 kg Lebendgewicht ein Quadratmeter Boden zur Verfügung gestellt werden.
Die Migros als Auftraggeberin hat
das Ziel, bei Ende der Mast ein Gewicht von 27,5 kg/m2 zu erreichen.
Zusätzlich zur Halle steht den Tieren ein Wintergarten zur Verfügung.
Auch Hühner können sich erkälten,
und so dürfen sie nur dann in den
hellen Wintergarten, wenn es draussen warm genug ist.
In den ersten Stunden nach ihrer
Ankunft laufen die kleinen, flaumigen Küken dem Züchter nach, bis
nach wenigen Stunden der Instinkt
des Fluchttiers Oberhand gewinnt
und nur noch das Futter und das
Trinken von Interesse sind. Dieses
steht ihnen jederzeit zur Verfügung.
Sie sollen ja möglichst schnell zu
Ankunft der einen Tag alten Küken.
Gossauer Info 125/Juni 2016
THEMA
TIERISCHES IN GOSSAU
– Poulets aus Gossau ZH
Die Küken sind vom ersten Moment an vollkommen selbstständig und picken
sofort nach dem Einstallen das Futter auf.
konsumentenfreundlichen Poulets
heranwachsen, mit 2 kg Lebendgewicht, gerupft und verarbeitet in der
Migros als etwa 1,4 kg schweres Poulet erhältlich. Um dies zu erreichen,
haben sie und ihre Züchter genau
34 Tage Zeit. Dann sind sie in der
Migros unter dem Label Optigal/
Micarna mit dem Etikett «aus der
Region, für die Region» und dem
Namen Pflugshaupt zu finden. 34
Tage, an denen einer der Gebrüder
Pflugshaupt oder einer ihrer Söhne
täglich zweimal die Runde unter
ihren Küken machen und Ausschau nach kranken und verletzen
Tieren halten. Rigorose Hygienevorschriften sollen die verpönten
Antibiotikaeinsätze verhindern. Der
Züchter wechselt vor der Hygienebarriere Kleidung und Stiefel, zieht
einen Mundschutz an und geht so
zu den Tieren hinein. Aussenstehenden ist der Zutritt untersagt. Anfällig ist ein so hochgezüchtetes Tier
im Gegensatz zu einem langsamer
wachsenden Tier schon, meint auch
Simon Pflugshaupt. Doch die Nachfrage entscheidet. Eine extensivere
Rasse, die ihr Verkaufsgewicht erst
nach 54 Tagen erreicht und mehr
Auslauf hat, wird unter dem Label
Terra Suisse verkauft und ist entsprechend teurer.
Die 900 Quadratmeter grosse Halle hat Platz für 15 000 Hühner.
Gossauer Info 125/Juni 2016 7
GOSSAUER
Info unter:
www.verkehrsverein-gossau.ch
25. + 26. Juni 2016
Ernst-Brugger-Platz
8
Gossauer Info 125/Juni 2016
THEMA
TIERISCHES IN GOSSAU
Die Konsumenten entscheiden
,was auf den Tisch kommt
drängen die Tatsache, dass das saftige Steak, das knusprige Poulet, der
Es ist der Auftraggeber, in diesem
deftige Speck im Teller von einem
Fall die Migros, der den Auftrag
Lebewesen stammen. Einem Lebefür ein schnell oder langsam wachwesen, das damit zu einem Nutztier
sendes Poulet erteilt. Die Migros
wird, für die einen auf dem Tisch, für
entscheidet, doch sie richtet sich
die anderen als Einkommen. Sie vernach der Nachfrage und damit nach
drängen, dass der grosse Appetit auf
den Kunden. In letzter Instanz verFleisch und die immer noch hohe
antwortet also auch der Kunde, die
Nachfrage nach den besten Stücken
Kundin, welche Art Poulet gemäseine entsprechend effiziente Produktet und dann grilliert werden
tion verlangen. Natürlich hat die
soll! Der Zulieferer hat keinerlei
Nachfrage, besonders aber der
Mitsprache. Simon Pflugshaupt
Preis, den der Konsument zu bewürde gerne die extensivere
zahlen bereit ist, einen Einfluss
Rasse mästen. Mit dieser Art
auf die Art der Produktion.
der Mast verbindet ihn eine
Die Familien Pflugshaupt überganz persönliche Erfahrung.
nehmen die Verantwortung unSchliesslich haben ihm jene
ter diesen Rahmenbedingungen.
Säuli, die vor dem Hof auf den
Unter den gegebenen UmstänWiesen herumgetollt sind und
den, mit einem der strengsten
etwas langsamer, aber ganz naTierschutzgesetze, mit genügend
türlich Speck angesetzt haben,
Licht und Raum, mit dem sorgganz besonders gut geschmeckt.
samen Umgang mit den Tieren,
Und dies, obwohl die beiden
geben sie ihr Bestes. Immer im
Schweinchen ein HochzeitsgeBewusstsein, dass es andere
schenk waren!
Haltungsmöglichkeiten gibt. Sie
Zimperlich darf man als Pouscheuen kritische Fragen nicht,
letmäster bestimmt nicht sein.
nehmen aber auch die FragenVerletzte und kranke Tiere
den mit hinein in die Verantwerden vom Züchter sofort
wortung.
getötet und die anderen gilt es
Wenn wir Poulets kaufen wolnach 34 Tagen für die Fahrt
len, die ihre Körner auf der Wiezum Schlachthof bereit zu ma- Ein ganzes Poulet vom Betrieb Pflugshaupt.
se picken, dann müssen wir uns
chen. In der Nacht werden sie
als Konsumenten mit unserem
mit Hilfe von acht zusätzlichen
Portemonnaie in die Pflicht
Personen auf Lastwagen verladen gibt es jetzt zu tun. Die Halle wird nehmen lassen. Wenn wir uns daran
und zum Schlachthof in Courte- ausgemistet, sauber gewaschen, an- stören, dass Legehennen, die nach
pin im Kanton Freiburg gefahren. schliessend desinfiziert und vorbe- einem Jahr unproduktiver werden,
So können sie nach dem langen reitet, um nach 10 Tagen neue Kü- ihren Dienst getan haben und ausAnfahrtsweg am Morgen gleich ken aufnehmen zu können.
sortiert werden, dann sollten wir uns
als Erste geschlachtet und die Tiervielleicht fragen, wann und ob wir
schutzvorschriften bezüglich Trans- Keine Scheu vor kritischen Fragen überhaupt einmal ein Suppenhuhn
portweg damit eingehalten werden. Kann man da selber noch mit Ge- weich geköchelt und eine HühnerJe nach Saison finden wir sie als nuss ein Poulet verzehren? Simon suppe gegessen haben.
ganzes Poulet, als Flügeli, Schenkel Pflugshaupt lässt keinen Zweifel auf- Ein Güggeli vom Grill bleibt für vieoder Pouletbrüstchen im Geschäft kommen. Er hat bei Besichtigungen le ein besonderer Genuss und soll es
wieder. Die Hühnerfüsse werden in auch schon kritische Fragen gehört. auch sein. Ein bisschen nachdenken
Länder exportiert, wo sie als Deli- Ihm scheint, viele Fleischesser ver- darf man trotzdem.
Gossauer Info 125/Juni 2016 katesse verkauft werden. Ehre wem
Ehre gebührt. Wenn in der Hühnersuppe die Füsse schwimmen, wissen
Sie, dass Sie als sehr gerne gesehener
Gast geschätzt werden.
Auf dem Hof beginnt nach dem Verladen der Tiere das grosse Aufräumen und Putzen. Dank der optimalen, dicken Einstreuschicht musste
während der vergangenen 34 Tage
nie ausgemistet werden. Umso mehr
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THEMA
Foto: prospecierara.ch
TIERISCHES IN GOSSAU
Tierische Artenvielfalt erhalten
Nebst Kühen, Pferden, Enten und einem Hofhund wohnen seit bald fünf Jahren auch zwei
Kupferhalsziegen bei der Familie Koller in der Langfuhr: die Geiss Gypsi und der kastrierte
Bock Cäsar. Anfang Mai gabs bei Gypsi Nachwuchs – ein Geisslein und ein Böcklein – zurzeit noch ohne Namen.
Text und Fotos: Rita Gröbli
Die Kupferhalsziegen fallen mit ihrem attraktivem Haarkleid auf. Die
Kupferfarbe ist genetisch verankert und nicht mit Ausbleichungserscheinungen durch die intensive
Alpsommersonne zu verwechseln.
Während beim Ausbleichen nur
die oberen Fellschichten betroffen
sind, zeigt ein Blick ins Fell der
Kupferhalsziegen, dass die Kupferfärbung bis auf die Haut hinunter
geht. Da die kupferfarbigen Tiere
nicht ins Schema des offiziellen
Rassestandards passen, werden sie
nicht ins Herdebuch des Schweizerischen Ziegenzuchtverbandes
aufgenommen.
Herkunft und Entwicklung
Gypsi mit den zwei Kleinen und
«Onkel» Cäsar.
10 Die Kupferhalsziegen haben ihre
Wurzeln im Wallis, wo sie über
Jahrzehnte immer wieder in Beständen der Walliser Schwarzhalsziegen auftauchten. ProSpecieRara
bringt die Kupferfarbe mit der in
historischen Quellen erwähnten Kupferziege in Verbindung,
die als eine Urahnin der Walliser
Schwarzhalsziegen gilt. Die Stiftung recherchierte im Herbst 2006
und stiess im Werk «Das Tierleben
der Alpenwelt» von Dr. Friedrich
von Tschudi, herausgegeben 1890,
auf die Aussage: «… am Rhonegletscher trafen wir ein starke Truppe
grosser prächtiger Tiere, auf der
vorderen Körperhälfte braun, auf
der hinteren milchweiss, und im
Nikolaithale halbschwarze und
halbweisse Prachttiere mit fusslangem Haarbehang …» Es gab
also schon vor mehr als 100 Jahren
Tiere, die den heute noch anzu-
Gossauer Info 125/Juni 2016
THEMA
TIERISCHES IN GOSSAU
treffenden Kupferhalsziegen glichen und in Koexistenz mit den
Schwarzhalsziegen lebten. Umfragen unter den heutigen Züchtern
ergaben, dass 1968 noch mehrere
Kupferhalsziegen im Wallis lebten.
ProSpecieRara startete im Frühjahr 2007 ins erste Jahr des Erhaltungsprojekts, das die Rettung und
den Weiterbestand der Kupferhalsziegen zum Ziel hat.
Marianne und Hansueli Koller
kamen vor etwa fünf Jahren zu ihren ersten Kupferhalsziegen. Ein
Marktfahrerkollege fragte Marianne Koller an, ob sie nicht eine
Kupferhalsziege bei sich aufnehmen könnte. Da auf dem Hof Platz
war und sie das Erhaltungsprojekt
von ProSpecieRara interessierte, hat Marianne Koller zugesagt.
Doch es sollten zwei Tiere sein.
«Als Biobauern sind wir mit Land
und Tieren in engem Kontakt, und
einen Beitrag zur Erhaltung dieser
Gattung Tiere zu leisten, gab den
Ausschlag. Wir haben auch noch
Pommern-Enten, die auch in dieses Projekt gehören. Leider hat sie
erst gerade der Fuchs geholt.»
Anfang Mai sind zwei Jungtiere geboren, ein Geisslein und ein
Gossauer Viehschau bis
auf weiteres sistiert
Hinter der Mutter ist es immer noch
am sichersten …
Böckli. «Die Geburt verlief problemlos, man musste nur beobachten und das Tier in Ruhe lassen»,
klärt mich Marianne Koller auf.
«Die Haltung dieser Tiere ist problemlos, sie sind aber empfindlich,
wenn es um Krankheiten geht.
Einzig die Fellpflege ist etwas aufwendig, da die langen Haare gerne
verfilzen.» Die Kollers wollen eine
kleine Zucht aufziehen, damit der
Fortbestand gewährleistet ist.
Die zwei süssen Geisslein, im Alter von zwei Wochen.
Gossauer Info 125/Juni 2016 Seit vielen Jahren fand auf dem
Viehschauplatz im Moos alljährlich die traditionelle Gossauer
Viehschau statt – in den letzten Jahren erweitert mit einem
Puuremärt und der Weindegustation.
Heiri Wintsch, Präsident der
Viehschaukommission, erläutert das Aus der Viehschau folgendermassen: «Von den rund
40 Bauernbetrieben in unserer
Gemeinde betreiben immer
GOSSAU
VIEHSC
MIT PUUREM
UND WEI
Samstag, 4.
auf dem
im Moos beim Schü
weniger Betriebe reine Milchwirtschaft. Die Zahl der Aussteller ging somit kontinuierlich
zurück. Eine Bewertung mit
wenigen Tieren macht wenig
Sinn und ist auch zu wenig attraktiv. Für die Aussteller ist mit
der Präsentation der Tiere immer ein sehr grosser Aufwand
verbunden, den die Bauern
aus Zeit- oder Interessemangel
nicht mehr auf sich nehmen
wollen.»
Heiri Wintsch bedauert diesen
Vernunftsentscheid ausserordentlich und hofft, dass sich
dies in Zukunft wieder ändert.
Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Rita Gröbli
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12 Gossauer Info 125/Juni 2016
THEMA
TIERISCHES IN GOSSAU
Respektvolles Hundetraining
«Egal, ob Beschäftigung mit dem Hund, Grunderziehung oder Arbeit an unerwünschtem
Verhalten des Hundes: Arbeit mit dem Hund muss Spass machen – das gilt für Mensch und
Hund gleichermassen.» Und das ist auch das Credo des nach cumcane familiari® zertifizierten Hundetrainers Uwe Riekmann aus Ottikon.
Text: Rita Gröbli, Fotos: zvg
Es war ein nasskalter Aprilnachmittag, als ich Uwe Riekmann zu einer
Lektion des Hundetrainings in Ottikon begleite. Wir stapfen durchs nasse Gras bis zum Ottiker Waldrand
hinauf, wo uns auch schon drei Teilnehmerinnen mit ihren angeleinten
Hunden erwarten. Beim Aufstieg
erzählt mir Uwe Riekmann von der
Fellnasen-Uni, der mobilen Hundeschule mit respektvollem Training in
Ihrer Nähe, die er mitbegründet hat
und bei der noch drei weitere Hundetrainer angeschlossen sind. «Das
heisst, ich gehe zu den Kunden und
treffe diese und ihre Hunde in ihrer
gewohnten Umgebung. In der heutigen Runde sind alle – ausser einer
Teilnehmerin – aus Ottikon.»
Hunde optimal motivieren
Der 4-jährige Appenzeller Rüde
Jasco mit seiner Besitzerin Margrit
Lavater begrüsst den Trainer mit
lautem Gebell. Ganz ruhig hingegen
erwartet die 2-jährige RodesianRidgeback Hündin Hepsita mit ihrer Besitzerin Ursetta Campolongo
aus Uetikon die kommende Lektion.
Auch der 9½-jährige Rüde Tiras,
eine Boxer-Appenzeller-Mischung,
mit Martina Lutz wartet geduldig
im Nieselregen, der inzwischen
eingesetzt hat. Zum Ritual gehört,
dass sich die Teilnehmenden per
Handschlag begrüssen und die
Hunde schön ruhig dabei bleiben.
Man tauscht kurz Erfahrungen über
Gossauer Info 125/Juni 2016 Uwe Riekmann mit seinem bald 9-jährigen Golden Retriever Aaron.
die vergangene Woche aus, was gut
gelaufen ist oder eben weniger gut.
Uwe Riekmann erklärt, wie wich-
tig es ist, dass man mit jemandem
einen Schwatz halten kann und der
Hund dabei ruhig bleibt. Die drei
Hunde und Besitzerinnen warten geduldig auf den nächsten Einsatz.
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Gossauer Info 125/Juni 2016
THEMA
TIERISCHES IN GOSSAU
Hunde respektieren sich untereinander und warten geduldig auf ihren
Einsatz. Etwas verspätet gesellt sich
noch Daiya dazu, ein 8-jähriger Shiba Inu mit Besitzerin Heidi Bähler.
Die Hundedame scheint noch etwas
nervös zu sein, jedenfalls nimmt sie
nicht sofort Platz und schleicht unruhig um die Beine ihrer Besitzerin.
Entspannte Atmosphäre
Inzwischen ist bereits die nächste
Übung im Gang. Der Hundekurstrainer hat eine kurze Strecke mit
Fähnchen ausgesteckt, die nun mit
Hund und Halter rechts und links
abgeschritten werden müssen. Die
ersten Male mit Leine, Jasco schafft
es dann aber auch ohne.
«Ruhepausen sind
ebenso wichtig
wie Arbeitsphasen.
In den Ruhepausen
verarbeitet der Hund,
was er gelernt hat».
Uwe Riekmann
Mit Goodies werden die Hunde zwischen die Fähnchen geführt, was o.k.
ist, aber Uwe Riekmann macht lachend darauf aufmerksam, dass diese Häppchen von der Futtermenge
abgezogen werden müssen, «sonst
habt ihr dann bald ein dickes Würstchen …»! Der Trainer erklärt alles
mit ruhiger Stimme, fragt oft nach,
ob sich die Damen wohlfühlen. Es
fallen keine lauten Befehle und es
herrscht beinahe eine meditative
Stimmung hier am Waldrand.
Margrit Lavater mit Jasco.
Nun ist die Spurensuche-Übung
(Mantrailing) angesagt. Mit verdünntem «le Parfait» wird eine
kurze Strecke markiert, welche die
Hunde trotz Regen mühelos finden. Je länger die Hundeschnauze,
desto besser das Riechvermögen.
So hat der Mensch etwa fünf Mio.
Riechzellen, der Dackel etwa 125
Mio. und der Schäferhund gegen
220 Mio. Beim Mantrailing werden
die Hunde auf die Geruchsspur trainiert; es wird also das verstärkt, was
der Hund auch auf natürliche Weise
machen würde. «In dieser Runde ist
das ein erster Einstieg in diese Disziplin – wir nennen es in dieser Form
auch noch nicht Mantrailing. Bringt
nächstes Mal eine gebrauchte Socke
oder ein ungewaschenes T-Shirt mit,
dann vertiefen wir das Gelernte.»
Der Beweis, dass in einer Atmosphäre von Ruhe, Geduld und einer Prise Humor Mensch und Tier besser
lernen, wurde bei dieser Lektion auf
eindrückliche Art von Teilnehmenden und Hunden erbracht.
Heidi Bähler mit Daiya.
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Trainiert wird bei der Fellnasen-Uni
nach der Lerntheorie von cumcane
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arbeitet seit einigen Jahren nach
dieser Philosophie und ist voll davon
überzeugt. Dieses Training helfe, den
Hund optimal zu motivieren, um ein
positives und effizientes Verhalten zu
erlernen, Fehlverhalten gezielt und
dauerhauft zu verhindern und die
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16 Gossauer Info 125/Juni 2016
THEMA
TIERISCHES IN GOSSAU
Kiebitze unter Beobachtung
Obwohl diesen Frühling nur vier Kiebitz-Gelege bebrütet werden, kamen die Mitglieder
des Naturschutzvereins Gossau und interessierte Vogelfreunde am Beobachtungstag in
den Genuss, das Verhaltensrepertoire der Kiebitze zu erleben.
Text: Gabi Trachsel, Mitglied Naturschutzverein Gossau; Fotos: zvg
Der Kiebitz ist in der Schweiz vom
Aussterben bedroht und auch gemäss
europäischer Roter Liste potenziell
gefährdet. Vor allem die Intensivierung der Landwirtschaft macht der
Art Probleme. Dank mehreren lokalen Förderprojekten, in Gossau seit
2010, geht es in den letzten Jahren
mit dem Kiebitz in der Schweiz langsam wieder aufwärts. Möglich wurde
dieser Erfolg dank einer verbesserten
Koordination – und vor allem dank
vielen engagierten Ehrenamtlichen.
(Quelle Birdlife Schweiz)
Kiebitze im Tirbel
Am 16. April 2016 trotzten wir vom
Organisationsteam des NSVG sowie zwölf Vogelfreunde Wind und
Regen. Erfreulicherweise konnten
die Kiebitze bei kunstvollen Balzflügen und das Kiebitzweibchen beim
Brüten beobachtet werden. Vor und
nach der Beobachtung durften sich
die Interessierten bei Kaffee und Kuchen stärken. Am Nachmittag meinte
es das Wetter besser, und die Sonne
Garstiges Wetter beim Beobachten.
Gossauer Info 125/Juni 2016 Waldputzete – Helfer gesucht
Hier noch eine kurze Erinnerung:
Am 4. Juni 2016, von 9 bis 11 Uhr,
findet die Waldputzete statt. Der NSV
Gossau ist um jede helfende Hand
froh! Treffpunkt beim Notschlachthüsli in Gossau.
Steckbrief zum Kiebitz
(Vanellus vanellus)
Der Kiebitz. Foto Stefan Wassmer
lugte hervor. Das grünlich schillernde
Gefieder des Kiebitzes kam im Sonnenschein wunderschön zur Geltung.
Am Nachmittag wehrten die Kiebitze
die Krähen mit akrobatischen Flügen
ab, welche sich ihnen und dem Brutplatz näherten. Zudem liessen sie ihre
faszinierenden flötenden Rufe hören.
Aktuelle Brutsituation
Zurzeit hat es zwei Gelege, die bebrütet werden. Das dritte wurde durch
Räuber wie z. B. die Krähen leer geräumt. Es lassen sich jedoch neue
Paarflüge beobachten, wir hoffen fest
auf ein Nachgelege. Die zwei Bruten
vom Flachdach sind geschlüpft und
die Elterntiere hudern die Küken
bei diesen kalten Temperaturen,
die wir jetzt Ende April haben. Die
Vegetation auf dem Flachdach ist
gediehen und die Küken haben gute
Versteckmöglichkeiten vor allfälligen Lufträubern.
Nun warten wir gespannt, wie sich
die Situation im Tirbel weiterentwickelt. Wiederholt sind Freiwillige
vor Ort und beobachten die Kiebitze.
Zürcher Mundart
Giwix, Gyfitz, Gyritz, Gywitz, Kibitz, Kybitz
Rote-Liste-Art:ja
Grösse:taubengross
Gefiederfärbung:grün
Schnabelform:
länglich, fein
Zu finden
Neeracherried, Flughafengelände, Oberer
Greifensee, Lützelsee
Zu beachten
Gaukelnde Balzflüge im März / April
Bestand ZH
Rund 30 Brutpaare
Trend 88–08
Starke Abnahme mit Arealschwund
Wann anzutreffen
Ende Februar – Ende November, seltener
Wintergast
Neststandort
Offenes Bodennest; in Seggenhorst tiefe
Mulde mit Gras/Zweigen ausgelegt; auf
trockenem Untergrund flache Mulde; auf
Flachdächern
Nahrung
Wirbellose Tiere vom Boden, v. a.
Insekten(larven), auch Regenwürmer,
Bodenklopfer
Jungenzahl
4 Junge, selten 3; Nestflüchter
Jungenbetreuung
Beide Eltern brüten, führen; Weibchen oft
näher bei Jungen, Männchen auf Wache
Winterquartier
Frankreich, Italien, Spanien,
Portugal, Marokko; Wintergäste
17
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Gossauer Info 125/Juni 2016
THEMA
TIERISCHES IN GOSSAU
Weshalb bin ich Tierärztin geworden?
Seit knapp zehn Jahren praktiziert Nicole Hager als Tierärztin in Gossau. Mit viel Leidenschaft übt sie ihren Beruf aus. Sie wird in Zukunft im «Gossauer Info» regelmässig über
ihre Patienten berichten sowie Tipps zur Haltung und Pflege von Kleintieren geben.
Text: Nicole Hager, Tierärztin in Gossau; Fotos: Daniel Hager
Ja klar, weil ich Tiere liebe, weil ich
Tieren helfen möchte, denken wohl
viele. Oder weil mich die physiologischen Abläufe in einem Körper
faszinieren, weil ich Tiere operieren kann, Krankheiten verstehen
und heilen möchte? Nebst all dem
spannenden Fachwissen und den
spezifischen
Fingerfertigkeiten,
gibts da noch mehr? Ja, da gibts
noch mehr Gründe, weshalb ich
auch Tierärztin geblieben bin.
Täglich kommen viele kleinere und
grössere Tiere mit kleineren und
grösseren Sorgen in meine Praxis.
Und mit ihnen natürlich ihre Besitzer: eine älterer Herr am Stock mit
ebenfalls älterer Dackeldame, ein
quirliger kleiner Welpe mit einer
ganzen Familie und Kindern mit
leuchtenden Augen, ein kinderloses Ehepaar mit ihren drei Stubentigern, die ihr Ein und Alles sind, die
Schülerin mit den zwei Ratten im
Kapuzenpulli, die rüstige Seniorin
mit ihrem quiekenden Meerschweinchenpärchen.
Wer ähnelt hier wohl wem?
Meistens kommen Tiere, die zu
ihren Menschen passen und ihnen
sehr ähnlich sind, oder ist es umgekehrt? Manchmal ist das schwer zu
sagen, wer sich jetzt wem angepasst
hat. Wenn man Augen, Ohren und
Herz offen hält, dann lernt man
als Tierärztin täglich neu über die
Menschen, über die Tiere und ihr
Umgang mit dem Leben. Jeder reagiert anders auf Stress, Krankheit
Gossauer Info 125/Juni 2016 Nicole Hager beim Untersuch von
Katzen, unterstützt von der Praxisassistentin.
und Unerwartetes. Das zu erkennen und die Menschen und Tiere
darin aufzufangen und sie zu unterstützen, ist eine nicht immer einfache, aber sehr schöne Aufgabe.
Es ist mehr als nur das Fachliche.
Es ist vor allem das Menschliche,
was am Beruf Tierärztin herausfordert und auch bereichert. Und
das lernt man in keinem Lehrbuch.
Ich habe das Glück, dass ich einen
tollen Beruf ausüben darf, der mich
jeden Tag neu und anders fordert,
mir aber auch immer wieder ganz
viele erfüllende Momente beschert.
Es gibt nichts Schöneres als wenn
ich erreichen kann, dass Menschen
und ihre vierbeinigen Begleiter
zusammen zufrieden die Praxis
verlassen. Dann ist das ein guter
Tag für mich, und ich mache mich
abends auf, mit meinen eigenen
Hunden unterwegs zu sein. Dann
denke ich nochmals über den Tag
nach, und manchmal muss ich auch
schmunzeln, denn ab und zu erkenne ich mich selber wieder in den
Geschichten, die ich tagsüber erlebe, denn ich bin selber eine Hundeund Katzenhalterin mit Herz und
Leidenschaft und kann so manche
Sorgen und Ängste der Tierbesitzer
nur zu gut selber nachvollziehen.
Welcher meiner Hunde mir wohl
am meisten ähnelt ?
19
THEMA
TIERISCHES IN GOSSAU
Unterricht für Kopf, Herz und Hand
Schule auf dem Bauernhof (SchuB) lädt Schülerinnen und Schüler jeder Altersstufe zu
aktivem und erlebnisreichem Lernen auf den Bauernhof ein. Sie wird von Bäuerinnen und
Bauern in der ganzen Schweiz angeboten. Urs und Franziska Altorfer empfangen auf
ihrem Hof Müselacher in Bertschikon 20 bis 25 Schulklassen pro Jahr.
Text: Rita Gröbli; Fotos: Anina Sutter und Anke Löffler, Klassenlehrerinnen der 3. Primarklasse in Volketswil
Bauernhöfe sind ideale Lernorte,
wo Schüler und Schülerinnen lebensnahen und ganzheitlichen Unterricht erfahren. Das Erlebnis, die
unmittelbare Begegnung mit Tieren, die Beobachtung und der handelnde Umgang mit Gegenständen
und konkreten Materialien aus der
Erfahrung der Kinder bilden die
Basis für erfolgreiches Lernen.
Alle Fächer, von Sprache und Mathematik bis Hauswirtschaft, können einbezogen und mit dem praktischen Leben verknüpft werden.
Die sinnvollen und intensiven Erfahrungen fördern die Sozialkompetenz und das Bewusstsein der
Kinder gegenüber sich und ihrer
Umwelt.
20 Lernen für das Leben
Schülerinnen und Schülern haben
eine erlebnis-, handlungs- und situationsbezogene Sicht der Welt.
Urs Altorfer erklärt den Kindern, wo die Hühner ihre Eier ablegen und weshalb
diese unterschiedliche Farben haben und wie man Hühner richtig festhält.
Gossauer Info 125/Juni 2016
THEMA
TIERISCHES IN GOSSAU
SchuB orientiert sich daran und
möchte, dass die Kinder aus diesen
Erfahrungen heraus die Zusammenhänge zwischen Menschen,
Boden, Pflanzen und Tieren in der
Umwelt erkennen und sich mit ihr
identifizieren. Schultage auf dem
Bauernhof verfolgen konkrete
Lernziele und sind thematisch in
den Unterricht eingebettet.
Schulklasse aus Volketswil
An diesem schönen Aprilmorgen
empfängt Urs Altorfer in Bertschikon die 22 Kinder der 3. Primarklasse aus Volketswil. Im Fach
Mensch und Umwelt wollen die
zwei Lehrerinnen den Kindern das
Thema Bauernhof näherbringen.
Nach dem Hofspaziergang werden
als Erstes die Kühe auf die Wiese
getrieben und die Pferde im Stall
gefüttert. Es wird den Kindern auch
gezeigt, wie die Kuh gemolken wird
und wohin die Gülle gelangt. Nach
einer kurzen Pause gehts zu den
Schweinen und Hühnern. Urs Altorfer erklärt den Kindern, dass die
zwei Schweine bis auf etwa 100 Kilogramm gemästet und anschliessend gemetzget werden. «Das sind
dann die Cervelats, Wienerli oder
Plätzli, die ihr gerne esst», sagt er
lachend. Die Kinder scheinen unbeeindruckt.
Weiter gehts in den Hühnerhof.
60 glückliche Hühner scharren im
Gras, der 12-jährige Ziegenbock
springt umher, drei Enten hinterher, und die zwei Gänse sind im
grossen Gehege eingesperrt. «Habt
ihr gewusst, das Gänse die besten
‹Wachhunde› sind? Sie schnattern
aufgeregt, wenn sich ihnen jemand
nähert, und würden auch zuschnappen, um einen Eindringling
zu verscheuchen. Also aufgepasst!»
Urs Altorfer zeigt den Kindern
auch, wie sie ein Huhn richtig hal-
Gossauer Info 125/Juni 2016 Der Hof der Familie Altorfer kommt ganz ohne Traktor aus, Pferde erledigen die
schwere Arbeit. Das Kartoffelsetzen erfolgt von Hand – die Kids sind voll dabei.
ten können, was fast jedes Kind mal
ausprobiert. Im Innern des Hühnerstalls erklärt er, wie viele Eier
ein Huhn pro Tag legt. «Was meinst
ihr?», fragt er in die Runde. «Sechs,
oder doch nur drei, antwortet ein
Mädchen. «Eigentlich nur eines pro
Tag. Und es legt es fast immer am
gleichen Ort ab.» Die Hühner werden hier zur Eierproduktion gehalten und dürfen bis zu 12 Jahre den
idyllischen Auslauf geniessen. Zwei
Gockel garantieren für den natürlichen Nachwuchs.
Kinder und Lehrerinnen waren total begeistert von diesem Hof-Tag.
21
THEMA
TIERISCHES IN GOSSAU
Faszination Wellensittich
Australien ist die Heimat vieler Sitticharten, und von dort stammt auch eines der populärsten
Haustiere nach Hund und Katze – der Wellensittich. Unwillkürlich taucht vor uns das Bild
eines Joggeli oder Hansi auf, der im viel zu kleinen Käfig zwitschernd von Stange zu Stange
hüpft und mit seinem Gegenüber im Spiegel Kontakt aufzunehmen versucht. Dass es auch
anders geht, beweist der Gossauer Oskar Langhart seit vielen Jahren.
Text: Karin Herrmann; Fotos: Oskar Langhart
Oskar Langharts Leidenschaft für
diese liebenswerten Vögel begann
bereits als kleiner Junge, und wie es
damals üblich war, hielt er seine zwei
Wellensittiche in einem relativ kleinen Käfig. Da er einmal erleben wollte, wie seine Lieblinge brüten und
Junge aufziehen, kaufte er sich nach
langem Sparen einen grösseren Käfig.
Wellensittiche sind gesellige, sozial
Oskar Langhart bei seiner Volière.
22 lebende Zeitgenossen und vertragen
sich untereinander recht gut. Allerdings leben sie als Paare mehrheitlich
monogam, und deshalb heisst sich
vertragen nicht zwangsläufig, mit
dem Gegenüber eine feste und innige
Beziehung einzugehen. Ob aus Liebe
oder mangels weiterer Auswahl, die
beiden Vögel des jungen Züchters
fanden aneinander Gefallen und bald
erblickten im Nistkasten gesunde Küken das Licht der Welt.
Artgerechte Haltung
Dem Irrglauben, dass nur einzeln
gehaltene Wellensittiche zahm werden und vielleicht sogar zu sprechen
beginnen, ist Oskar Langhart nie
erlegen. Vögel besitzen weder einen
Kehlkopf noch besitzen sie Stimmbänder, sie ahmen lediglich Laute
nach. Er hielt seine Tiere immer
paarweise oder in Gruppen, und
sobald seine räumlichen Verhältnisse es zuliessen, baute er seine erste
Aussenvoliere. In der jetzigen 3×3×2
Meter grossen Voliere leben rund
25 Wellen- und Nymphensittiche
sowie einige «Findelvögel». Zur
Voliere gehört ein Haus von 2x3 m,
in das sich die Tiere zurückziehen
können. Damit keine Krankheiten
entstehen, werden täglich Futter und
Wasser gewechselt, die Futter- und
Wasserbehälter mit heissem Wasser
Gossauer Info 125/Juni 2016
THEMA
TIERISCHES IN GOSSAU
gereinigt, alte Gemüse- und Obstreste entfernt und die Badebehälter mit
frischem Wasser befüllt. Oskar Langhart stimmt der Meinung zu, dass die
Vögel vermutlich lieber in Freiheit
wären, gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass sie in unseren Gefilden wohl
kaum lange überleben würden. Er ist
überzeugt, dass sich seine Tiere wohl
fühlen, und manchmal beweist einer
seiner Schützlinge sein Vertrauen, indem er sich auf seine Schultern setzt.
Zucht der «kleinen Papageien»
Wie bereits erwähnt, stammt der
Wellensittich aus Australien. Seit
mehr als fünf Millionen Jahren trotzt
er dort den rauen und trockenen Bedingungen. Entdeckt wurde er angeblich im Jahr 1792 durch einen nach
Australien deportierten Strafgefangenen. Man vermutet, dass Charles
Darwin die ersten lebenden Exemplare nach England brachte, und durch
eine Vogelausstellung im Jahr 1850 in
Antwerpen wurde der Vogel in ganz
Europa bekannt. Dem darauffolgenden Trend zu diesen Vögeln begegnete die australische Regierung 1884
mit einem Exportverbot. Bald darauf
stellten sich in Europa erste Zuchterfolge ein.
Das Gefieder der Wildform ist einheitlich grün mit gelber Maske,
violetten Bart-, Wangenflecken sowie
Wellenzeichnung an Kopf, Rücken
und Flügeln. In der Zuchtform gibt
es mittlerweile rund 100 StandardFarbschläge und Varianten, die sich
immer von den Grundfarben Grün,
Gelb, Blau und Weiss aufbauen. Um
zu gewünschten Farbschlägen zu gelangen, verkauft und tauscht Oskar
Langhart Wellensittiche. Trotzdem
kann nicht alles vorausgesagt und
gesteuert werden, und deshalb ist er
bei jedem Gelege aufs Neue gespannt,
wie sich die Jungvögel schliesslich
präsentieren werden.
Die Nymphensittiche (oben) und die Wellensittiche fühlen sich sichtlich wohl.
Gossauer Info 125/Juni 2016 23
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24 Gossauer Info 125/Juni 2016
THEMA
TIERISCHES IN GOSSAU
Der Wunsch nach einem Haustier
Irgendwann werden wohl die meisten Eltern mit der Frage nach einem Haustier konfrontiert. Egal ob Meerschweinchen, Hamster, Fische, Vögel, Katze oder Hund, die Liste der
Haustiere, die Kinder sich wünschen, ist lang. Kinder, die mit Haustieren aufwachsen,
lernen schneller Verantwortung zu übernehmen.
Text: Anna Birkenmeier, Foto:s zvg
Tiere in der Familie sind etwas Bereicherndes, da Kinder auf diese Weise
automatisch lernen, Verantwortung
zu übernehmen. Viele Studien haben gezeigt, dass Kinder profitieren,
wenn sie Kontakt zu Tieren haben:
Ihr Einfühlungsvermögen in andere
Lebewesen wird gefördert, und das
nützt auch im Umgang mit Menschen. Zudem wirken Haustiere
tröstend und stark stressreduzierend,
und allein das Berühren und Streicheln bewirkt eine Freisetzung von
Glückshormonen. Bedingung für die
Anschaffung eines Haustiers ist aber,
dass die Eltern das Tier auch wollen.
Denn sie sind verantwortlich dafür
und Vorbild im Umgang mit ihm.
Anschaffung muss gut überlegt
sein!
Die verschiedenen Haustiere sind
unterschiedlich arbeitsintensiv und
benötigen unterschiedlich viel Platz,
sodass man sich vorher genau überlegen sollte, welches sich am besten
eignet. Auch mögliche Tierhaarallergien müssen berücksichtig und
vorab abgeklärt werden. Vor allem
Hunde sind keine Haustiere, die
einfach spontan angeschafft werden sollten. Ein Hund braucht generell viel Platz, Auslauf und ist in
der Betreuung zeitintensiv. Zudem
müssen auch die finanziellen Folgen
eines Haustiers bedacht werden. So
muss man etwa bei Hunden für die
ersten Impfungen und die Entwurmung sowie die Kastration rund
Gossauer Info 125/Juni 2016 Gemeinsam auf Erkundungstour: Gigi, Mike, Dimo, Svea, Mottas und Fallan
(v.l.n.r.).
500 Franken budgetieren, die jährlichen Nachimpfungen inklusive
Floh- und Wurmschutz kosten rund
150 Franken. Was passiert, wenn
sich jemand ein Haustier anschafft
und dann überfordert ist, spürt man
beim Schweizer Tierschutz: In den
Tierheimen werden jedes Jahr etwa
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Gossauer Info 125/Juni 2016