22
Lokales
Die Harke, Nienburger Zeitung
Montag, 27. Juni 2016 · Nr. 148
Die fünfjährige
Pause ist beendet
Das Programm des Bürgerschießens
NORDKREIS
HOYA. Nach fünf Jahren Pause findet das Bürgerschießen
in Hoya vom 30. Juni bis 3.
Juli statt. „Der Ursprung dieser besonderen Veranstaltung geht zurück in das 17.
Jahrhundert und hat sich
mittlerweile zu einem wahren
Volksfest für Jung und Alt
entwickelt“, heißt es in einer
Mitteilung der Stadt Hoya.
Die feierliche Eröffnung
des Bürgerschießens ist am
Donnerstag, 30. Juni, im Kulturzentrum
Martinskirche.
Danach erfolgt der Ausmarsch aller Beteiligten zum
Festplatz auf der Scheibenwiese, wo der Kommers stattfindet. Der Umzug wird vom
Nachtwächter angeführt und
von den Bürgervereinen, der
Jägerkompanie, den Ratsmitgliedern, zahlreichen Gästen
und Musikzügen begleitet.
Auch die Bärenkappen-Kompanie wird wieder dabei sein,
um nach altem Brauch Hindernisse von den Straßen zu
räumen.
Am Freitag, 1. Juli, findet
bereits ab 8 Uhr der Ausmarsch vom Lindenhof-Parkplatz zur Scheibenwiese statt.
Ab 10 Uhr wird beim Ausschießen des Bürgerkönigs
der Nachfolger des amtierenDie Harke 27.06.2016
den Bürgerkönigs 2012 Thomas Stukenborg gesucht.
Gleichzeitig besteht auch die
Möglichkeit am Schießen auf
die anderen Preisscheiben
teilzunehmen. Nach der Proklamation des neuen Bürgerkönigs durch Bürgermeisterin
Anne Wasner erfolgt das Festessen mit zahlreichen Ehrengästen.
Der Sonnabend, 2. Juli,
steht ganz im Zeichen der
Kinderschützen. Um 13 Uhr
beginnt der Ausmarsch der
Kinder in Begleitung der Bärenkappen-Kompanie,
der
Ratsmitglieder und dem Musikzug der Grafenstadt Hoya
vom Parkplatz „Lange Straße“ zum Festplatz. Alle Kinder, die dann mit ausmarschieren, werden zu einem
späteren Zeitpunkt noch zu
einem Ausflug nach Hamburg mit buntem Programm
eingeladen.
Ab 14 Uhr haben dann alle
Kinder im Alter von zehn bis
14 Jahren die Möglichkeit,
auf die Kinderkönigsscheibe
zu schießen, um ihren König
zu ermitteln. Bis zur Proklamation des Kinderkönigs um
17 Uhr wird für die Kinder ein
Rahmenprogramm geboten.
Um 20 Uhr wird dann der große Festball mit den „Albinos“
durch einen Ehrentanz des
Königsrotts eröffnet. Der Eintritt an der Abendkasse beträgt sieben Euro pro Person.
Am Sonntag, 3. Juli, geht
es dann in den Endspurt.
Gemeinsam mit zahlreichen
Abordnungen der Schützenvereine
und
Spielmannszügen aus der Samtgemeinde Grafschaft Hoya
erfolgt der große Festumzug
durch die Stadt Hoya. Treffpunkt ist um 14 Uhr im Bürgerpark.
DH
Erfolgreiche Absolventen (von links): Jan Hogrefe, Jonas Helmerking, Lutz Brinker und Martin Meyer.
FOTO:ALBRECHT-THAER-SCHULE
Helmerking besonders geehrt
Junge Landwirte erlangten Fachhochschulreife und Meisterausbildung
GRAFSCHAFT HOYA. Die Verabschiedung der Absolventen der zweijährigen Fachschule Agrarwirtschaft (Thaer-Seminar) des Jahrganges
2015/16 der Albrecht-ThaerSchule fand jetzt in feierlichem Rahmen im Hotel „Celler Tor“ in Hehlen statt. Das
hat die Schule mitgeteilt
Sechs junge Betriebsleiterinnen und 38 junge Betriebsleiter erhielten im Beisein von
mehr als 300 Gästen aus der
Hand des stellvertretenden
Schulleiters Dr. Henning Lüders und des Kollegiums ihre
Zeugnisse und Urkunden
überreicht.
Die zweijährige Fachschule
Agrarwirtschaft an der Albrecht-Thaer-Schule Celle ist
eine landwirtschaftliche Betriebsleiterschule, in der sich
junge Landwirte aus Niedersachsen und den benachbarten Bundesländern Schleswig-Holstein, MecklenburgVorpommern und SachsenAnhalt zu Unternehmern
schulen lassen. „Die Ausbildung entspricht der Meisterausbildung und vermittelt zusätzlich die Ausbilderberechtigung und die Fachhochschulreife“, heißt es weiter.
Aus dem Raum Landkreis
Nienburg würden sich traditi-
onell in jedem Jahr junge
Landwirte am Thaer-Seminar
zu Betriebsleitern schulen
lassen. In diesem Jahr haben
Lutz Brinker aus Asendorf,
Jonas Helmerking aus Anemolter, Jan Hogrefe aus Hoyerhagen und Martin Meyer
aus Schweringen die Ausbildung erfolgreich absolviert.
Jonas Helmerking wurde
darüber hinaus wegen seines
sozialen Engagements als
Klassen- und Schülersprecher der Albrecht-ThaerSchule von seiner Klassenlehrerin Kerstin Lezius mit einem
Buchgeschenk ausgezeichnet.
Am 4. August beginnt in
Celle für 50 Fachschüler des
Jahrganges 2016/17 aus den
unterschiedlichen Regionen
Niedersachsens ihre Ausbildung zum staatlich geprüften
Betriebsleiter. Somit stehen
für dieses Schuljahr keine
Ausbildungsplätze mehr Verfügung.
Anmeldungen
für
das
Schuljahr 2017/18 sind bis
zum 20. Februar 2017 an die
Albrecht-Thaer-Schule Celle
zu richten.
DH
2 Nähere Informationen fin-
den sich auch unter www.atscelle.de
„Ein Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist“
Aktionswoche der Diakonie-Schuldnerberatung in der Region rückte das Thema „Geldsorgen und Gesundheitsbelastung“ in den Fokus
GRAFSCHAFT HOYA. „Schulden machen Krankheit macht
Schulden“ steht auf dem Plakat, das Schuldnerberaterin
Ute Strathmann gerade in
den Wartezimmern des Diakonischen Werks aufgehängt
hat. Die Aktionswoche der
Sozialen Schuldnerberatung
des Kirchenkreises Syke-Hoya rückte ein von vielen unterschätztes Thema in den
Blick: Den Zusammenhang
zwischen finanzieller, seelischer und körperlicher Notlage. Ein Teufelskreis, den die
Diakonie-Mitarbeiter in der
Region in ihren Arbeitsfeldern oft erleben.
Daher wollte der soziale
Fachdienst nicht nur auf die
wirtschaftlichen Auswirkungen von privaten Überschuldungen aufmerksam machen,
sondern auch auf die gesundheitlichen Probleme, die
Schulden entstehen lassen.
Oder die durch Schulden entstehen.
Oft sei es eine Krankheit,
die am Anfang der Kette aus
Problemen stehe. „Krankheit
ist ein wesentlicher Auslöser
für die Entstehung einer
Überschuldungssituation“,
diese Erfahrung machen Ute
Strathmann und ihre Kollegen häufig. Laut Bundesamt
für Statistik resultiert etwa
jede zehnte Überschuldung
aus einer Erkrankung, einer
Sucht oder einem Unfall.
Die Betroffenen würden
Schuldnerberaterin Ute Strathmann.
gesundheitsbedingt ihre Arbeit verlieren und gerieten in
finanzielle Schwierigkeiten.
Oder die Kosten für Fahrten,
Behandlungen, Medikamente, die Betreuung und Unterbringung von Kindern während der Arzttermine oder
Krankenhausaufenthalte stellen sie vor große Probleme.
In anderen Fällen sei es so,
dass die schwierige finanzielle Situation die Betroffenen
krank macht. „Überschuldete sind überdurchschnittlich
häufig in ihrem Gesundheits-
zustand beeinträchtigt – laut
Statistik haben sie im Vergleich zu Menschen ohne
Schulden ein zwei- bis dreifach höheres Risiko, krank zu
werden. Als Reaktion auf die
finanzielle Krise kommt es
oft zu psychischen, physischen und psychosomatischen Leiden“, weiß Ute
Strathmann. „Außerdem beeinflusst die finanzielle Notlage und die damit verbundene eingeschränkte soziale
Teilhabe in vielen Fällen das
Gesundheitsverhalten
der
FOTO: DIAKONIE KIRCHENKREIS SYKE-HOYA
Menschen auch wieder negativ. Insbesondere in Richtung ungesünderer Ernährung und Bewegungsmangel.“
Doch gleichgültig, ob das
finanzielle oder das gesundheitliche Problem das andere
nach sich ziehe – die Betroffenen gerieten in beiden Fällen
einen Teufelskreis, aus dem
sie selten alleine wieder herausfinden. „Mittellose Menschen haben in der Regel weniger Möglichkeiten, sich mit
angemessenen Gesundheits-
leistungen zu versorgen. Sie
lösen ärztliche Rezepte nicht
ein, weil sie die Zuzahlungen
für Medikamente nicht aufbringen können“, diesen Fall
erleben die Diakonie-Mitarbeiter in ihren Sprechstunden
in der Region oft. „Zudem
sind sie schlecht über kostenlose Gesundheitsleistungen
oder Vorsorgeuntersuchungen informiert und nehmen
solche Angebote daher nur
selten in Anspruch.“
Das
deutlich
erhöhte
Krankheitsrisiko schwäche in
vielen Fällen die Handlungsfähigkeit und die Selbsthilferessourcen der Klienten, erklärt Schuldnerberaterin Ute
Strathmann. „Und das gefährdet dann leider auch den
Erfolg und Sinn einer Beratung.“
Die Aktionswoche sollte in
der Region auf die Problematik „Krankheit und Schulden“ aufmerksam machen,
während die „Arbeitsgemeinschaft Schuldner- und
Insolvenzberatung“ auf Landesebene in der kommenden
Woche in Berlin an politischen
Lösungsvorschlägen
arbeitet.
„Eine gelingende Hilfe
muss nicht nur die finanziellen Probleme, sondern zwingend auch die gesundheitlichen Belastungen, insbesondere psychische Stressfaktoren, bearbeiten“, sagt Matthias Bruckdorfer, Sprecher der
„Arbeitsgemeinschaft
Schuldnerberatung der Verbände“. „Dazu sind besonders zwei gesellschaftliche
Handlungssysteme geeignet:
Zum einen der Gesundheitsbereich, zum anderen die Soziale Arbeit. Beide Hilfesysteme können dazu beitragen,
dass sich das subjektive
Wohlbefinden, das gesundheitsrelevante Verhalten und
generell die Gesundheitschancen Überschuldeter verbessern. Daher bearbeitet die
Soziale Schuldnerberatung
auf der Basis ihres dualen
Professionalitätsverständnisses sowohl die wirtschaftliche
Notlage als auch die mit einer
Überschuldung verbundene
psychosoziale Destabilisierung.“
Im
Gesundheitssystem
könnten etwa die Krankenkassen spezielle Programme
für Überschuldete zur primären
Krankheits-prävention
und
Gesundheitsvorsorge
vorhalten. „Im Idealfall arbeiten dabei die Soziale Arbeit
und der Gesundheitsbereich
Hand in Hand“, wünscht sich
Bruckdorfer. „Dafür müssen
die konzeptionellen und gesetzlichen Rahmenbedingungen in beiden Systemen ausgeschöpft und erweitert werden. Sowohl die Krankenkassen als auch die Schuldnerberatung brauchen für diese
Aufgabe eine bedarfsgerechDH
te Finanzierung.“