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WIRTSCHAFT
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WIRTSCHAFT
Millionen
Euro investieren die
Kreisel-Brüder in den neuen Standort in Rainbach.
UNTER STROM
E
E-Mobilität. Sie stammen von einem Bauernhof und leben
nde April feiern die drei Brüder
Johann, Markus und Philipp Kreisel Spatenstich. Auf 15.000 m2
entsteht in Rainbach bei Freistadt ein
neues, hochmodernes Firmengebäude
mit beeindruckender Architektur: Der
Grundriss ist dem Firmenlogo in Form
eines Sterns, zusammengesetzt aus drei
Ks, nachempfunden. Das Gebäude wird
zu 100 % energieautark. Auf dem Dach
werden die Mitarbeiter eine RelaxZone mit Pool vorfinden. Bis zu 50 neue
Arbeitsplätze sollen zu den bestehenden 24 geschaffen werden. Ab Jahresende wird im R&D Center auf 4.500 m2
weiter an der Forschung und Entwicklung in Sachen Batterien für Elektromotoren gearbeitet. Der Rest des Gebäudes wird Büros und eine Serienfertigung
für 8.000 Batterien pro Jahr beherbergen. Zehn Millionen Euro investieren die
Kreisel-Brüder dafür. „Der neue Standort
ist auch der Repräsentation geschuldet“,
sagt Geschäftsführer Markus Kreisel,
„denn unseren internationalen Auftraggebern muss man auch eine Show liefern,
sodass sie das Gefühl haben, sie verpassen den Anschluss, wenn sie nicht
mit uns zusammenarbeiten.“ Denn
derzeit ist das Unternehmen in einer
eher wenig repräsentativen „Garage“ in Freistadt beheimatet, die auch
nicht ganz einfach zu finden ist.
seit 35 Jahren vom Elektrohandel. Wenn es um die Entwicklung von
Elektromotoren geht, gibt es für Fahrzeugbauer kein Vorbeikommen
mehr an den drei Kreisel-Brüdern aus Freistadt.
Text: Petra Danhofer
22 | CHEFINFO | 3/2016
FOTOS: XXXXXXXX
Der von Kreisel Electric elektrifizierte Porsche Panamera
schafft 300 Kilometer Reichweite und ist in 18 Minuten wieder
voll aufgeladen.
FOTOS: XXXXXXXX
Wie alles begann
Dass es so weit gekommen ist, ist bei
genauer Betrachtung eigentlich eine
unglaubliche Erfolgsstory. Angefangen hat alles vor 35 Jahren, als Kreisel senior als Elektrohändler begann.
Das Geschäft existiert weiterhin, die
Leitung wurde an zwei Prokuristen übertragen, und bis vor einem Jahr haben die
Kreisel-Brüder auch hauptsächlich davon
gelebt. 2012 legte sich der Vater ein Elektroauto zu. Wer sich mit der (männlichen) Mühlviertler Mentalität ein bisschen auskennt, weiß: Spott und Hohn
waren ihm sicher. Vor allem Sohn Markus
sparte nicht damit, der sich zeitgleich mit
einem nagelneuen Audi A7 einen Jugendtraum erfüllt hatte. „Dann habe ich gesehen, dass das Elektroauto meines Vaters
besser von 0 auf 60 km/h beschleunigte als mein 350 PS starker Audi“, erzählt
er. Eine Woche später verkaufte er den
Audi wieder und machte sich auf die
Suche nach einem passenden Elektroauto.
Schließlich landete Kreisel bei Tesla. Bei
der Überweisung der Anzahlung stellte
er fest, dass sein Geld in die USA gehen
würde. „Das wollte ich nicht, weil wir
immer alles in der Region kaufen“, betont
Flache, leichte Batterien mit hoher
Reichweite und exzellentem ThermoManagement sind die Spezialität der
drei Kreisel-Brüder aus Freistadt.
der Unternehmer, „daher habe ich den
Tesla doch nicht bestellt. Nur gibt es in
Europa nichts Adäquates zu kaufen, also
haben mein Bruder und ich gesagt, wir
probieren es selbst.“
Tüfteln in der Freizeit
Ein halbes Jahr lang beschäftigte sich
Markus Kreisel in seiner Freizeit – neben
der Arbeit im „Red Zac“-Geschäft – mit
dem Thema „E-Mobilität“. Mit seinem
älteren Bruder Johann rüstete er dann
einen Audi A2 auf Elektroantrieb um –
mit im Internet bestellten Komponenten.
Innerhalb einer Woche war das Auto fertig und hat gut funktioniert. „Wir waren
stolz, aber die Leute haben uns belächelt
und gemeint, wir sollten das wieder lassen“, erinnert sich Markus Kreisel, „das
hat unseren Ehrgeiz angestachelt und
wir haben einen Porsche 911 gekauft
und elektrifiziert.“ Der Elektro-Porsche
schaffte schließlich 400 km Reichweite,
200 kW Motorleistung und nur 1.550 kg
Gesamtgewicht. Die meisten Elektroautos sind wegen der Batterien sehr viel
schwerer. „Mit diesem Auto generierten wir sehr viel Aufmerksamkeit“,
sagt Kreisel, „dadurch wurde die
Industrie auf uns aufmerksam.“ Es
kam der erste Auftrag von einem
asiatischen Industriellen, der ein
Elektro-Taxi baute, für das die
Kreisels eine flache, leichte Batterie mit 350 km Reichweite entwickelten. „Wir haben das Fahrzeug
auch mittels Software betriebsbereit gemacht. Das Know-how dazu
haben wir uns beim Umrüsten des
Porsches angeeignet“, ist Markus
Kreisel stolz.
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Johann Kreisel jr. (links) ist zuständig für Elektrotechnik und Produktion.
Markus Kreisel (Mitte) ist der Mastermind hinter Marketing und Vertrieb.
Der jüngste Bruder Philipp widmet
sich der Konstruktion und Forschung.
falsch zu machen.“ Fehler, die die Kreisels mit Leidenschaft und Hausverstand
offensichtlich nicht gemacht haben. Sie
haben sich auf die Verbindungstechnologie fokussiert, also wie die Zellen der
Batterie miteinander verbunden werden.
Ziel ist, durch geringen Innenwiderstand
wenig Verlust und mehr Reichweite zu
schaffen. „Wenn wir dieselbe Zelle wie
unsere Mitbewerber verwenden, holen
wir um 15 % mehr Reichweite heraus“,
erklärt Kreisel. Ein weiterer Hauptun-
terschied zu den Mitbewerbern ist das
Thermo-Management. In der KreiselBatterie bleibt die Temperatur konstant
bei 25 bis 30 Grad, selbst im elektrifizierten Panamera, der mit einer Reichweite
von 300 km in 18 Minuten wieder voll
aufgeladen ist. Das erhöht die Lebensdauer der Batterie enorm. Leider gibt
es noch keine Ladestationen mit dieser
Schnellladetechnik, eine solche wollen
die Kreisel-Brüder noch heuer serienreif präsentieren.
Anfragen von Privatleuten, die ihr Elektroauto auf größere Reichweiten oder
schnellere Ladezeiten umrüsten lassen
wollen, müssen die Kreisels aus Kapazitätsgründen heute ablehnen. Denn die
Aufträge aus der Industrie sind mittlerweile zahlreich. Sie kommen von den
Großen der internationalen Autozulieferer: Bosch, Continental und deutsche OEMs (Fahrzeugzulieferer). Auch
die Flugzeugindustrie, Bootsbauer und
Schweißtechnik-Unternehmen zählen
zu den Auftraggebern, also alles Branchen, wo Verbrennungsmotoren durch
Elektromotoren ersetzt werden sollen,
weil sie energieeffizienter und CO2-neutraler arbeiten. Die Auftragsflut führte nicht nur zum Neubau-Entschluss,
sondern auch zur Gründung der Kreisel
Electric GmbH zu Jahresbeginn 2015. In
diesen eineinhalb Jahren wurde der Mitarbeiterstand von zehn auf 24 erhöht.
Die Firma machte bereits fünf Millionen Euro Umsatz.
Zukunft E-Mobilität
Für Kreisel ist es logisch, dass die Zukunft
der E-Mobilität gehört: „Wenn wir in
ganz Freistadt elektrisch fahren, muss
der Energieversorger in die Infrastruktur investieren. Er muss Leute anstellen,
Photovoltaik und Windkraft ausbauen.
Er verdient Geld, das er investieren kann.
Und das Schöne daran: Das Geld bleibt
in der Region. Wir fördern die regionale Wirtschaft, es wird keine Arbeitslosen mehr geben. Der Umweltgedanke ist
ein positiver Nebeneffekt. Leider hat das
noch nie ein Politiker gesagt.“ Ein Elek-
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Das Kernthema der Kreisel Electric
GmbH ist die Batterie. Erfahrung damit
haben die drei Brüder schon in Jugendjahren erworben, als sie mit Car-HiFi
Europa- und Weltmeistertitel gewannen.
„Der Umrichter eines Verstärkers im
Auto ist im Prinzip baugleich mit jenem
im Elektroauto“, weiß Markus Kreisel,
„batterieseitig hat die Industrie aber viele
Fehler gemacht. Daher fürchten sich
die Unternehmen davor, wieder etwas
FOTO: WAKOLBINGER
Batterie mit Reichweite
Es regnet Aufträge
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tromotor hat übrigens 90 bis 97 Prozent
Wirkungsgrad, ein Verbrennungsmotor
nur 30 Prozent. 70 Prozent des Treibstoffes „schütten wir quasi ungenutzt weg“. ■
KREISEL
ELECTRIC GMBH
Firmensitz: Freistadt, OÖ
Eigentümer: Johann, Markus
und Philipp Kreisel
Mitarbeiter: 24
Umsatz: 5 Mio. Euro
Investition in Neubau:
10 Mio. Euro auf 15.000 m2
in Rainbach bei Freistadt
Ziel: 75 Mitarbeiter ab
Jahresende