aktuell Nr. 25 vom 27.06.2016 ( PDF , 2,1 MB)

D 8512
52. Jahrgang
Nr. 25
Montag, 27. Juni 2016
NACHRICHTEN
POLITIK
Ab 4. Juli: Die neue MEDIA-APP der Bundeswehr.
Wehrpflicht
Vor fünf Jahren wurde die Wehrpflicht ausgesetzt. In aktuell zieht
unter anderem der Wehrbeauftragte ein Fazit.
Seite 3
STREITKRÄFTE
U.S. Army in Europa
Brigadegeneral Markus Laubenthal ist seit 2014 Chef des Stabes
im Hauptquartier der U.S. Army
in Europa. Ein Interview. Seite 8
SOZIALES/PERSONAL
Attraktivitätsoffensive
Seit Mai 2015 ist das Artikelgesetz in Kraft. Die Maßnahmen
im Überblick.
Seite 11
VIDEO DER WOCHE:
BW CLASSIX: Der Clip
„Classix: Flink, Flinker, Wiesel
– Bundeswehr“ stellt das kleine
und wendige Kettenfahrzeug vor.
Der Wiesel gehört zu den leicht
gepanzerten Fahrzeugen und ist
bis heute im Einsatz.
(eb)
Schutz für
MINUSMA
Objektschützer der Luftwaffe sind im afrikanischen Mali
im Einsatz. aktuell hat sie begleitet. Seiten 6/7
Der QR-Code führt
direkt zum Video
„U35“. Weitere Beiträge unter www.youtube.com/bundeswehr.
[email protected]
MINUSMA
Foto: Bundeswehr/PAO DEU EinsKtgt
U35 – eines der modernsten
U-Boote der Welt. 2013 ging
das Boot der Klasse 212 A für
die Bundeswehr auf Tauchfahrt.
U35 wird zur Konfliktverhütung,
Krisenbewältigung und Terrorbekämpfung auf der ganzen
Welt eingesetzt. Der Beitrag
„60 Sekunden Bundeswehr:
U-Boot U35“ beschreibt kurz und
knackig die Fakten. Der QR-Code
unten führt ohne Umwege zum
Videobeitrag.
2
aktuell
INTERN
27. Juni 2016
Foto: Bundeswehr/Martin Steffens
BILD DER WOCHE
Im Päckchen: So heißt es im Marinejargon, wenn ein Schiff an einem anderen festmacht. Hier: die Tender „Elbe“ und „Donau“ während der Kieler Woche im Tirpitzhafen.
Mehr Eindrücke von der Kieler Woche 2016 auf www.marine.de.
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auf Kürzung vor.
ZITAT
EDITORIAL
„I don‘t think I‘ve ever wanted magic more.“
Eine kleine Änderung in Paragraph 2 Wehrpflichtgesetz war
wegweisend: „Die Paragraphen 3
bis 53 gelten im Spannungs- und
Verteidigungsfall.“ So beschloss
der Bundestag vor fünf Jahren
die Aussetzung der allgemeinen
Wehrpflicht. Die Bundeswehr
wurde zur Freiwilligen-Armee.
Die vom damaligen Verteidigungsminister Karl Theodor zu
Guttenberg durchgesetzte Reform
war politisch überfällig, die Neuausrichtung der Bundeswehr konsequent: die Reduzierung einer
halben Million Soldaten um zwei
Drittel. Kasernenschließungen,
Anpassung von Technik und
­
Einrichtungen.
Die sozialen Leistungen wurden verbessert. Gleiche Chancen
für Frauen. Eine professionalisierte Berufsausbildung ermöglicht, später erfolgreich in die
Wirtschaft zu wechseln. Das
Freiwilligkeits-Prinzip erhöht
die Motivation in der Truppe.
Doch der Dienst an der Waffe
wurde härter. Fordernde Auslandseinsätze zeigen dennoch:
Die Performance der Bundeswehr ist eine der besten in der
NATO.
Die Wehrpflicht-Aussetzung
schien riskant: Würde die Bundeswehr genügend Freiwillige
finden? Initiativen zur „Attrak-
Die britische „Harry Potter“-Autorin J.K. Rowling auf Twitter zum
Brexit. Die britischen Staatsbürger hatten zuvor am vergangenen
Donnerstag mit knapper Mehrheit dafür gestimmt, dass Großbritannien aus der Europäischen Union austritt.
KALENDERBLATT
Vor 20 Jahren: Am 29. Juni 1996 wird auf einer Auktion der erste
„Superman“-Comic von 1938 für 46 000 US-Dollar versteigert.
„Superman“ gilt als Wegbereiter aller Superhelden-Bildergeschichten.
Wann immer Menschen in Not sind, eilt „Superman“ zu Hilfe.
Vor 45 Jahren: Am 3. Juli 1971 wird Jim Morrison tot aufgefunden.
Morrisons Band „The Doors“ feiert mit Platten wie „Riders on
the Storm“ große Erfolge. Sein Grab auf dem Pariser Friedhof
Pére-Lachaise bleibt bis heute eine Pilgerstätte für Anhänger der
Band und ihren charismatischen Frontmann.
Vor 60 Jahren: Am 27. Juni 1956 feiert in den USA der Film
„Moby Dick“ von Regisseur John Huston Premiere. Die Geschichte
um einen mysteriösen weißen Wal, der gejagt wird, beruht auf dem
gleichnamigen Roman von Herman Melville.
Vor 115 Jahren: Am 30. Juni 1901 präsentiert der Brite Sir Harry
Johnston Schädelknochen und Fellreste des bis dahin unbekannten
Okapis. Das Tier bleibt lange Zeit unentdeckt, da es in den Regenwäldern des oberen Kongo lebt. Heute leben noch 80 Exemplare.
Experten versuchen, die Art nachzuzüchten.
Vor 170 Jahren: Am 28. Juni 1846 erhält der Belgier Adolphe Sax
in Frankreich das Patent für das Saxophon. In seinem Patentantrag
begründet er seine Erfindung mit dem Fehlen gut klingender Holzblasinstrumente der tiefen Lage.
(eb)
tivitätssteigerung“ wurden angezweifelt, doch längst wirken sie.
Das plakative Bekenntnis „Wir.
Dienen. Deutschland“ ist gesellschaftlich akzeptiert. Der Einsatz der Bundeswehr im Mittelmeer bei der Seenot-Rettung und
die Unterstützung bei der Flüchtlingshilfe haben das Ansehen der
Truppe gesteigert, der Auslandseinsatz gegen Terroristen wird
hoch respektiert. Personalgewinnung braucht jede Freiwilligen-Armee. Karrierecenter der
Bundeswehr und Kampagnen
sind gute Tools. Doch die beste
Personalwerbung ist die breite
gesellschaftliche Unterstützung
für unsere Soldaten. Es ist ihr
Engagement, das in unsicheren
Zeiten beim Bürger wirklich zählt.
Andrea Zückert, Chefredakteurin
Redaktion der Bundeswehr
27. Juni 2016
MINISTERIUM / HINTERGRUND
aktuell
3
Foto: Bundeswehr/Jane Schmidt
Merkel für höhere
Militärausgaben
Große Pause
Seit fünf Jahren ist die Wehrpflicht ausgesetzt. Fünf persönliche Fazite.
Am 1. Juli 2011 wurde die Wehrpflicht von der schwarz-gelben Koalition
ausgesetzt, eine Rückkehr gilt inzwischen als wenig vorstellbar. Denn: „Die
Bundeswehr braucht mehr Personal. Aber in erster Linie hoch motivierte
und qualifizierte Spezialisten“ – so hat es Verteidigungsministerin Ursula von
Hans-Peter Bartels,
Wehrbeauftragter des
Deutschen Bundestags
Generalleutnant Eberhard Zorn
Abteilungsleiter „Führung Streitkräfte“
im BMVg
Foto: De
1. Früher kamen die jungen Menschen von selbst
r
geworden. Die Hals-über-Kopf-Aussetzung der Wehr- B
ll e
pflicht hinterlässt Schleifspuren im Personalkörper. undestag/Herrmann Mü
Dass es jetzt so schwer fällt, im Rahmen der „Trendwende
Personal“ die Zahl der Soldatinnen und Soldaten binnen sieben Jahren um vier Prozent zu erhöhen, spricht Bände! Auch die Fähigkeit zum
Aufwuchs ist eine militärische Kernfähigkeit.
2. Die hohlen Personalstrukturen müssen aufgefüllt werden. Dadurch
gibt es nicht mehr Brigaden oder Geschwader, aber mehr Durchhaltefähigkeit – und hoffentlich weniger Doppelbelastungen für die vorhandenen Soldatinnen und Soldaten.
3. Das „System“ wird ja immer noch eingerichtet. Man wird sehen.
4. Das alte System – 50 Prozent der Wehrpflichtigen bei der Musterung
als angeblich untauglich aussortieren und dann Grundwehrdienst für sechs Monate – das ging nicht mehr! Dafür war
die Bundeswehr zu klein geworden. Und so viel größer, dass die Wehrpflicht wieder einen Sinn hätte,
wird die Truppe jetzt auch nicht. Also: nein.
zu uns. Jetzt müssen wir uns als Arbeitgeber im
sw
Wettbewerb um die besten Köpfe mit der Wirtschaft
nde
Foto: Bu
behaupten. Wir bieten qualifizierte Ausbildung und hochinteressante Betätigungsfelder, zu denen sonst viele keinen Zugang hätten.
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er
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uts
1. Recht viel schwieriger ist die Nachwuchswerbung
2. Die Sicherheitslage und das Aufgabenspektrum der Bundeswehr
haben sich tiefgreifend verändert. Damit die Bundeswehr flexibler auf
diese Anforderungen reagieren kann, hat die Verteidigungsministerin die
Trendwende Personal eingeleitet, die einen atmenden Personalkörper
erlaubt. Das macht uns anpassungsfähiger.
3. Nach der Aussetzung der Wehrpflicht haben wir gelernt, dass wir uns
proaktiv um junge Menschen mit Potential bemühen müssen. Unter anderem durch zielgerichtete Kampagnen und hochqualifizierende Ausbildungen. Ein Angebot, das gut angenommen wird.
4. Nein. Große Mengen von jungen Männern auszubilden,
4 FRAGEN
F lo
rian Jaenicke
1. Die Lage hat sich grundlegend ver-
4. Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht in
einem konzeptionslosen Hau-Ruck-Verfahren ist die Chance auf eine schrittweise
Einführung eines verfassungskonformen
Systems vertan worden. Eine einfache
Rückkehr dorthin wird es nicht geben,
zumal die darauf abgestellten Strukturen
fast vollständig abgebaut sind. Es ist auch
keine Frage eines Wunsches, sondern der
politischen Notwendigkeiten zur Stärkung
der Resilienz unserer Gesellschaft.
1.
Oberstabsfeldwebel Armin
Peter vom Einsatzunterstützungsbataillon 381 in Storkow
1. Der Nachwuchsbedarf kann
to
:
Fo
2. Allein die Lagebeschreibung der
Teilstreitkraft Marine macht deutlich,
dass Personal und Material nicht ausreichen. Wachsende Anforderungen
der UN, der EU wie der OSZE oder der
NATO stellen die Bundeswehr vor große
Herausforderungen. Der Aufbau eines
breiten Fähigkeitsspektrums bei Material
und Personal weisen über die Kopfstärke
weit hinaus.
Jan
Packebusch,
ehemaliger
Wehrdienstleistender
ot
o:
F
ändert. Mit dem Auftreten des IS in
einem weltumspannenden Netz terroristischer Organisationen sind neue
Herausforderungen entstanden. Das
Spektrum der Konflikte hat sich in neue
Dimensionen ausgedehnt, Stichwort
„Cyber“. Ziel ist die Destabilisierung freiheitlicher Gesellschaften. Die Stärkung
der Resilienz demokratischer Gesellschaften tritt zur Aufgabe der Festigung
äußerer Sicherheit hinzu.
1. Was hat sich seit Abschaffung
der Wehrpflicht verändert?
2. Reicht die derzeitige
Truppenstärke noch aus?
3. Die Personalgewinnung ist nun
aufwändiger. Bewährt sich das
System trotzdem?
4. Wünschen Sie sich die
Wehrpflicht zurück?
die auf Grund der Wehrpflicht einberufen wurden - das
entspricht nicht mehr unserem Bedarf und stellte
mit Blick auf die Einsatzrealität auch einen nicht
mehr zu rechtfertigenden Eingriff in die Freiheit eines jungen Menschen dar. Die Väter
des Grundgesetzes haben zu Recht eine
hohe Hürde an die Wehrpflicht gelegt.
Diese Voraussetzungen sind derzeit nicht
gegeben. Wir brauchen motivierte und
qualifizierte Soldatinnen und Soldaten,
die sich den aktuellen Herausforderungen der Bundeswehr stellen wollen.
Bu
38
1
ot
o:
F
Wolfgang
Hellmich (SPD),
Vorsitzender
des Verteidigungsausschusses im Deutschen
Bundestag
der Leyen formuliert. Wie hat sich die Bundeswehr durch die Aussetzung
verändert? Ein Generalleutnant, der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, ein Oberstabsfeldwebel
und ein Ex-Wehrdienstleistender ziehen ihr Resümee.
nd
st g
l
Bt
aus meiner Sicht nicht mehr gedeckt eswehr/FueU
werden und das Durchschnittsalter hat sich erhöht.
Ich habe den Eindruck, dass sich die Ansprüche an
den Nachwuchs reduziert haben, die Bundeswehr ist
„sanfter“ geworden.
2. Aus meiner Sicht nicht. Dies scheint aber erkannt
worden zu sein, denn es wurde ja bereits die „Trendwende Personal“ eingeleitet.
3. Die Bundeswehr war auf die Aussetzung der Wehrpflicht nicht vorbereitet. Deshalb tat sie sich in der
Bedarfsdeckung und der Nachwuchswerbung schwer.
Die derzeitigen Werbekampagnen bringen hohe Bewerberzahlen. Ich würde mich darüber freuen, wenn der
Soldatenberuf als solches mehr in den Vordergrund
gestellt würde und nicht die abzubildende Fähigkeit.
4. Ja, aber das ist natürlich völlig unrealistisch.
Ma
rkus Lochmann
Ich merke im
Gespräch mit jüngeren
Leuten, dass der Bezug zur Bundeswehr
nicht mehr der ist, den Wehrdienstleistende hatten. Früher war die Bundeswehr
für alle Angehörigen eines Jahrgangs ein
Thema, denn zumindest im Zuge der Musterung wurde man mit der Frage konfrontiert, ob man den Dienst an der Waffe
ableisten oder verweigern möchte.
2. Nach allem, was ich der Presse entnehme, scheint die Bundeswehr in vielen
Bereichen an die Belastungsgrenze zu
kommen.
3. Ich nehme wahr, dass die Öffentlichkeitsarbeit, welche ja auch der Personalgewinnung dienen kann, intensiviert und
­
verbessert
wurde.
4. Eine Wehrpflicht ist bei den Aufgaben
und der Sicherheitslage, die wir heute
haben, nicht unbedingt erforderlich. Ich
habe aber die Sorge, dass die Verankerung in der Gesellschaft darunter leidet
und sich die Bundeswehr und die Bevölkerung weiter entfremden.
Berlin. Bundeskanzlerin Angela
Merkel hat sich für eine Erhöhung
der deutschen Militärausgaben
ausgesprochen. Die Bundeskanzlerin bekannte sich während der
14. deutsch-polnischen Regierungskonsultationen in Berlin zu
dem von der NATO formulierten
Ziel, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. Merkel betonte
außerdem die „aktive Unterstützung“ Deutschlands zur Stärkung
der NATO-Ostflanke und unterstrich bei dem Treffen mit Polens
Regierungschefin Beata Szydlo,
sowohl Abschreckung als auch
Dialog seien wichtig. Die polnische Ministerpräsidentin und
ihr Kabinett waren anlässlich des
25. Jubiläums der Unterzeichnung des deutsch-polnischen
Nachbarschaftsvertrags nach
Berlin gekommen. Auch Verteidigungsministerin Ursula von
der Leyen nahm an dem Treffen
teil. Szydlo sagte in Hinblick auf
den NATO-Gipfel Anfang Juli in
Warschau, es handele sich um ein
wichtiges Treffen „für die Sicherheit Europas und die Sicherheit
der Welt“.
(eb)
Journalisten
ausgezeichnet
Berlin. Der Reservistenverband hat seinen Medienpreis
„Goldener Igel“ verliehen. Damit
werden herausragende journalistische Arbeiten aus dem Themenbereich Sicherheitspolitik
gewürdigt. Der mit insgesamt
6000 Euro dotierte Medienpreis
wurde in drei Kategorien vergeben: Im Bereich Print wurde Henning Sußebachs Beitrag „Krieg
im Frieden“ (Die Zeit) ausgezeichnet. Sußebach beschäftigt
sich darin mit der Frage, wie
Deutschland mit seinen Veteranen umgeht. Mouhcine El Ghomri
erhielt den „Goldenen Igel“ in der
Kategorie TV/Hörfunk für den
Film „Ein Soldatenleben – Zwischen Afghanistan und Familie“
(SWR). In diesem Beitrag begleitet El Ghomri eine Soldatenfamilie durch die verschiedenen
Stadien eines Auslandseinsatzes. Der Stipendiatenjahrgang
2012 der Journalistenschule ifp
wurde für das Web-Projekt „Heimatfronten“ ausgezeichnet. Das
Dossier beschäftigt sich in unterschiedlichen journalistischen
Formaten mit dem Verhältnis
zwischen Armee und Bevölkerung. Zusätzlich wurde ein Sonderpreis an Andreas Flocken, verantwortlicher Redakteur für die
Sendung „Streitkräfte und Strategien“ (NDR Info), verliehen. Die
jeweils 30-minütigen Sendungen
behandeln Fragen der Sicherheits- und Militärpolitik besonders ausführlich.
4
aktuell
POLITIK / HINTERGRUND
27. Juni 2016
EU: Sanktionen gegen
Russland verlängert
Brüssel. Die Staaten der Europäischen Union (EU) haben in der
vergangenen Woche ihre milliardenschweren Wirtschaftssanktionen gegen Russland um weitere sechs Monate verlängert.
Grund dafür sind nach EU-Angaben fehlende Fortschritte bei
der vollständigen Umsetzung des
Minsker Abkommens für Frieden
in der Ukraine. Die EU-Botschafter billigten einvernehmlich,
die Strafmaßnahmen bis zum
31. Januar 2017 in Kraft zu belassen. Die Europäische Union hatte
die Sanktionen Mitte 2014 wegen
Moskaus Unterstützung für die
prorussischen Separatisten in der
Ostukraine verhängt.
(mt/ck)
Nordkorea testet
weitere Raketen
Seoul. Nordkorea hat in der
vergangenen Woche gegen ein
Verbot der Vereinten Nationen
zwei weitere Mittelstreckenraketen getestet. Nach Erkenntnissen des südkoreanischen Verteidigungsministeriums handelte
es sich um Raketen des neuen
Mittelstreckentyps „Musudan“.
Nach Informationen aus Seoul
startete eine erste Rakete dieses
Typs am vergangenen Mittwoch
von der nordkoreanischen Ostküste und stürzte nach einer
Strecke von rund 150 Kilometern ins Meer. Südkorea stufte
diesen Test als Fehlschlag ein.
Eine zweite Rakete gleicher Bauart sei daraufhin 400 Kilometer weit geflogen. Die Raketentests wurden international scharf
­verurteilt.
(uvs/yb)
Foto: Bundeswehr/Jana Neumann
Bewährtes Konzept: Die Bundeswehr bildet im Nordirak (l.) und in Afghanistan (r.) einheimische Soldaten aus.
Auftrag Ausbildung
Die NATO will im Kampf gegen den IS lokale Kräfte gezielt befähigen.
Von Jörg Fleischer
Berlin. Zur Unterstützung im
Kampf gegen die Terrormiliz
„Islamischer Staat“ (IS) will die
NATO künftig verstärkt lokale
Kräfte ausbilden und in die Lage
versetzen, den IS zu bekämpfen
sowie das eigene Land zu stabilisieren. „Das Training von lokalen
Kämpfern ist eine unserer stärksten Waffen
im Kampf
gegen den
IS“, betont
NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg.
Mit ihren Plänen beziehen sich
die Verteidigungsminister des
Bündnisses auf das strategische
Konzept der NATO. Das sieht
unter anderem vor, geeignete
militärische Fähigkeiten zu entwickeln, „indem wir insbesondere lokalen Kräften bei der Ausbildung helfen, damit sie selbst
den Terrorismus bekämpfen
­
können“.
Konkret geht es derzeit darum,
Soldaten direkt im Irak auszubil-
den. Die NATO-Verteidigungsminister haben bei ihrem Treffen in Brüssel eine entsprechende
Empfehlung getroffen, über die
beim Gipfel der Allianz Anfang
Juli in Warschau entschieden
werden soll. „Das ist ein wichtiger Schritt“, sagt Stoltenberg.
Bisher bildet die NATO irakische Offiziere im Nachbarland
Jordanien aus.
Stoltenberg hatte
bereits
Anfang Juni
bei seinem
Besuch in Berlin in Aussicht
gestellt, das Bündnis peile in
Warschau die Verabschiedung
eines NATO-Mandats zur Ausbildung und Unterstützung lokaler Kräfte an. Das Konzept könne
neben Nordirak und Afghanistan
auch an anderen Brennpunkten
angewendet werden. Wiederholt
hatte Stoltenberg Afghanistan als „Blaupause“ für diesen
Ansatz genannt. Hier sei es, so
Stoltenberg, der Allianz gelungen, die afghanische Armee zu
einer schlagkräftigen und technologisch gut ausgerüsteten Einheit aufzubauen. Die Bundeswehr hat daran großen Anteil.
Sie leistete seit dem Jahre 2001
insgesamt 13 Jahre lang als Teil
der ISAF (International Security
Assistance Force) ihren Beitrag
zur Stabilisierung am Hindukusch – im Auftrag der Vereinten Nationen.
Im Zuge dieser Mission wurden afghanische Sicherheitskräfte aufgebaut, die schrittweise die Verantwortung über
ihr Land übernommen haben.
Der ISAF-Einsatz wurde am
31. Dezember 2014 beendet.
Seit dem 1. Januar 2015 läuft die
Folgemission Resolute Support
– eine Ausbildungs- und Beratungsmission mit dem Schwerepunkt „train, advise and assist“.
Die NATO beabsichtigt bei
ihrem Gipfel, den Einsatz am
Hindukusch zu verlängern. Das
Bündnis plant, die Präsenz ihrer
Truppen im Land beizubehalten.
Ein weiteres Beispiel für die
wirksame Unterstützung loka-
ler Kräfte ist das internationale Engagement im Nordirak.
Hieran hat die Bundeswehr mit
ihrer Ausbildungs- und Unterstützungsmission im nordirakischen Erbil wesentlichen
Anteil. Die deutschen Soldaten unterstützen die kurdischen
Peschmerga im Kampf gegen den
IS. Schwerpunkt des Einsatzes ist
der „nachhaltige Fähigkeitsaufbau der irakischen Streitkräfte
sowie der Sicherheitskräfte der
Regierung der Region KurdistanIrak“. So lautet der Beschluss
des Deutschen Bundestages vom
29. Januar 2015.
Die Mission der Bundeswehr
im Nordirak hat eine Mandatsobergrenze von 150 Soldaten. Die deutschen Soldaten
bilden die Peschmerga aus,
beraten sie und liefern humanitäre Hilfsgüter und Waffen.
Mit der Unterstützung der Ausbildung kommt die Bundeswehr
einem Ersuchen der Regierung
des Iraks sowie der Regierung
der Region Kurdistan-Irak
nach.
Kolumbien: Aussicht auf Frieden
Regierung und Farc-Kämpfer unterzeichnen Abkommen – Entwaffnung soll beginnen.
Havanna. Nach einem halben
Jahrhundert des Konfliktes haben
die Regierung Kolumbiens und
die linke Guerillaorganisation
Farc in der vergangenen Woche
einen dauerhaften Waffenstillstand geschlossen.
Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos und
der Farc-Kommandeur Timoleón Jiménez unterzeichneten
auf Kuba im Beisein internationaler Vertreter das Abkommen
– eine entscheidende Etappe auf
dem Weg zu einem langfristigen
Friedensvertrag in dem südamerikanischen Land.
„Heute ist ein historischer
Tag“, sagte Santos. Der Waffenstillstand umfasst die Bedingungen für die Entwaffnung der
Guerilla-Kämpfer, Sicherheitsgarantien für die Rebellen sowie
Foto: picture alliance/dpa/Christian Escobar Mora
London. In einem historischen
Referendum haben die Briten für
den Austritt aus der Europäischen
Union (EU) gestimmt: Nach offiziellen Angaben votierten 51,9
Prozent für den sogenannten
Brexit. Insgesamt hätten sich
17,4 Millionen Menschen für den
Austritt ausgesprochen, teilten
die britischen Behörden am vergangenen Freitag nach Auszählung der 382 Wahlbezirke mit.
16,1 Millionen Menschen und
damit 48,1 Prozent der Beteiligten stimmten für den Verbleib in
der EU. Großbritannien ist damit
das erste Land, das die EU verlässt. Insgesamt 46,5 Millionen
Bürger hatten sich für das Referendum registriert – 72,2 Prozent
von ihnen gaben schließlich ihre
Stimme ab. Der britische Premierminister David Cameron, der
in der Kampagne das Lager der
EU-Befürworter angeführt hatte,
kündigte noch am vergangenen
Freitag seinen Rücktritt an. (eb)
Foto: Bundeswehr/Andrea Bienert
Briten stimmen
für den Brexit
Bald angeblich entwaffnet: Farc-Kämpfer in Kolumbien.
Schritte im Kampf gegen die ausufernde Kriminalität.
Das Abkommen enthält kein
Datum für das Inkrafttreten des
Waffenstillstandes. Als möglicher Beginn gilt der Tag der
Unterzeichnung eines Friedensvertrags. Santos hat die Hoffnung
geäußert, der Friedensvertrag
könne am 20. Juli unterzeichnet werden – dem kolumbia-
nischen Nationalfeiertag. Die
Farc-Guerilla hält bereits seit
Juli 2015 eine einseitige Feuerpause ein. Im Zuge des Abkommens müssen ihre Mitglieder binnen sechs Monaten ihre Waffen
unter UN-Aufsicht abgeben.
Die Farc – die sogenannten Revolutionären Streitkräfte
Kolumbiens – haben ein halbes Jahrhundert lang gegen den
kolumbianischen Staat und Großgrundbesitzer gekämpft. In dem
Konflikt zwischen linken Rebellen, Paramilitärs, Drogenmafia
und Armee wurden mehr als 260
000 Menschen getötet. 6,6 Millionen weitere wurden vertrieben.
Derzeit hat die Farc noch etwa
7000 Kämpfer unter Waffen.
In Kolumbien besteht die Hoffnung, dass der Friedensvertrag
auch zu einer Beilegung des Konflikts mit der zweiten linken Guerilla, der ELN, führt. Im März war
angekündigt worden, dass nach
zwei Jahren vertraulicher Vorgespräche demnächst offizielle Friedensverhandlungen aufgenommen
würden. Neben der ELN-Guerilla
und rechten Paramilitärs sind
in Kolumbien auch kriminelle
Banden aktiv und destabilisieren
das Land.
(usv/ju/yb)
27. Juni 2016
EINSATZ / BUNDESWEHR
Als Lehrer in Somalia
Auf dem Weg in das
Trainingscamp
Langsam setzt sich der
Konvoi in Bewegung. Die vier
Fahrzeuge vom Typ IVECO
LMV verlassen das Gelände
des Mogadischu International
Airport, einem besonders
Fotos: Bundeswehr/Jane Schmidt (5)
Von Peter Mielewczyk
Fotos Jane Schmidt
Routiniert: An sechs Tagen in der Woche fährt Hauptmann Gabriel (r.o.) mit dem Konvoi (l.o.) in das
Trainingscamp – hier unterricht ert er somalische Offiziere in Mathematik und PC-Grundlagen.
bewachten Bereich am Rande
einer der gefährlichsten Städte
der Welt. Nach 15 Minuten
Fahrt erreicht der Konvoi das
„General
­
­Dhagabadan Training
Center“. Die italienischen Soldaten sichern die Umgebung und
kontrollieren die Ausbildungsstätten auf verstecke Ladungen.
Hinter einem Schutzwall befinden sich in einfachen Baracken
mit kleinen Fenstern die Lehrklassen. Hauptmann Gabriel
drückt auf den Lichtschalter –
nichts passiert. „Das wird schon,
Ruhe und Gelassenheit sind
hier das oberste Gebot, in zehn
Minuten werden wir Strom für
die Computer und den Beamer
haben. Vielleicht. Sonst müssen
wir improvisieren.“
Vor dem Tor herrscht Gedränge,
die italienischen Sicherungskräfte
kontrollieren jeden somalischen
Lehrgangsteilnehmer mit einer
Metallsonde. Strom ist in der
Zwischenzeit auch da. Bis zu
25 Schüler zählen die Klassen.
Hauptmann Gabriel bekommt
eine Meldung aus der angetretenen Formation, antwortet und
begrüßt seine Schützlinge auf
Somali. „Als Ausbilder sind wir
sehr hoch angesehen und akzeptiert“, sagt er.
Nationalhymne
im Klassenzimmer
Der Unterricht beginnt an diesem Morgen mit Mathematik,
schriftliches Dividieren steht auf
dem Lehrplan. Gabriel erklärt an
der Tafel und rechnet eine Aufgabe vor, der Sprachmittler übersetzt. Für die zweite Aufgabe holt
sich der 41-jährige Lehrer einen
Trainee nach vorne, die anderen rechnen am Platz mit. Alles
funktioniert sehr schnell, die
Schüler sehen leicht unterfordert
aus. „Wir haben am Anfang des
Lehrgangs einen Test gemacht, da
gab es bei den Grundrechenarten
große Schwierigkeiten“, berichtet
Gabriel. „Vielleicht war das Wissen ein wenig eingestaubt. Wir
machen dann einfach weiter im
Stoff. Nicht, dass sich am Ende
noch jemand langweilt“, sagt
Gabriel mit einem verschmitzten Lächeln.
Nach einer kurzen Pause wird in
der zweiten Unterrichtshälfte am
Computer gearbeitet. Die Trainees
sollen lernen, wie man Briefe ver-
5
UNIFIL und KFOR:
Mandate verlängert
Lehrfach: „Mein Computer und ich“. Deutscher Infanterieausbilder schult somalische Offiziere.
Mogadischu. Es ist dunkel im
Raum, die Temperatur gerade
noch erträglich, im Lichtstrahl
des Beamers tanzt der Staub.
Hauptmann Carsten Gabriel*
scherzt mit dem italienischen
Konvoiführer. In wenigen Minuten werden sich Italiener, Spanier, Portugiesen und Deutsche
wieder auf den Weg machen.
Sechs Tage in der Woche der
gleiche Ablauf: Briefing, Fahrt
ins Traningscamp, Ausbildung,
Rückfahrt und Nachbereitung.
Alles wirkt routiniert, die Soldaten aus den unterschiedlichen
Nationen sind inzwischen ein
­eingespieltes Team.
Seit zwei Monaten ist Hauptmann Gabriel – einer von derzeit
sieben deutschen Soldaten – als
Hörsaalleiter und Ausbilder bei
der „European Union Training
Mission Somalia“ (EUTM SOM)
eingesetzt. Die Trainingsmission
unterstützt das Land beim Aufbau funktionsfähiger Sicherheitsstrukturen und ruht auf drei
Säulen: Ausbildung, Ausbildungsbegleitung und strategische
Beratung. Die Bundeswehr beteiligt sich mit Unterbrechungen seit
März 2010 an der Mission.
Hauptmann Gabriels Auftrag
ist es, Offiziere der somalischen
Armee für ihre künftige Stabstätigkeit vorzubereiten. „Ich bin
hier eine Art Volksschullehrer.
Mathematik, Landessprache,
Excel, Word, PowerPoint und
‚Mein Computer und ich‘ stehen auf dem Lehrplan“, sagt der
gelernte Infanterist. In Somalia
habe fast jeder ein Handy, aber
90 Prozent seiner Schüler hätten noch nie an einem Computer
gearbeitet.
aktuell
fasst und Listen im Programm
Excel erstellt. Der Sprachmittler ist nun gefragt: Nur wenige
Schüler können Englisch, und es
wird meist in der Landessprache
geschrieben und gesprochen. Gabriel geht durch die Reihen, unterstützt. Er ist mit seinen Schützlingen zufrieden. Nach drei Stunden
ist der Unterricht für den Vormittag beendet. Nach ein paar Stunden Theorie im Lehrsaal lässt die
Konzentration nach. „Das Limit
für die Schüler ist dann erreicht,
und meins auch“, fasst der Hauptmann zusammen. Zum Abschluss
wird voller Stolz die somalische
Nationalhymne angestimmt.
Am nächsten Tag wird Hauptmann Gabriel wieder im Trainingscamp sein. Sechs Tage die
Woche, als gelernter Infanterist
und Volksschullehrer im Fach
„Mein Computer und ich“.
*Name zum Schutz des Soldaten
geändert.
Der QR-Code führt
direkt zum Video „Die
Bundeswehr in Somalia
– in der Europäischen
Trainingsmission“.
Am Rande von Mogadischu gelegen: Das „International Camp“ der „European Union Training Mission Somalia“ am Flughafen.
Berlin. Vergangenen Donnerstag hat der Bundestag
die weitere Beteiligung an
der Mission UNIFIL (United
Nations Interim Force in
Lebanon) beschlossen. Das
Mandat wurde um ein weiteres
Jahr verlängert, die Personalobergrenze bleibt unverändert bei 300 deutschen Soldaten. Die Bundeswehr ist
somit seit 2006 durchgängig
im Libanon im Einsatz. Als
Teil des maritimen Einsatzverbandes von UNIFIL beteiligt
sich die Deutsche Marine an
der Sicherung des Seegebiets
vor der libanesischen Küste.
Außerdem leistet Deutschland
Unterstützung bei der Ausbildung libanesischer Marinesoldaten und beim Aufbau einer
libanesischen Küstenradarorganisation.
Ebenso hat der Bundestag
am vergangenen Donnerstag
der Fortsetzung der deutschen
Beteiligung an der internationalen Sicherheitspräsenz
im Kosovo zugestimmt. Im
Rahmen der KFOR-Mission
wird die Bundeswehr damit
weiterhin ihren Beitrag zur
Stabilisierung der gesamten
Region leisten. Wie bereits
angekündigt, ist die personelle
Obergrenze jedoch von 1850
auf 1350 Soldaten gesunken,
da sich die Sicherheitslage vor
Ort deutlich verbessert hat.
Derzeit befinden sich rund
650 deutsche Soldaten im
Kosovo.
(kie)
Wechsel in Mittelmeer
und Ägais
Souda. Die Fregatte „Karlsruhe“ hat vergangene Woche
den EU-Einsatz EUNAVFOR­­­
Med – Operation Sophia nach gut
zwei Monaten Beteiligung verlassen und steht nun unter NATOKommando. In der Standing
NATO Maritime Group 2 hat
sie den Einsatzgruppenversorger
„Bonn“ als Flaggschiff in der
Ägais- Mission der NATO
abgelöst. Auf Kreta übergab die
„Bonn“ ihre Dienstgeschäfte an
die „Karlsruhe“ und Flottillenadmiral Jörg Klein das Kommando über die Mission an seinen Nachfolger Flottillenadmiral
Kay-Achim Schönbach.
In der Operation Sophia wird
die Fregatte „Karlsruhe“ durch
das Minenjagdboot „Datteln“
abgelöst. Für den Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am
Main“ wird der Tender „Werra“
Teil der Operation werden.
Beide haben vergangenen
Montag ihren Heimathafen
Kiel in Richtung Mittelmeer
­verlassen. (kie)
aktuell
BUNDESWEHR
aktuell
7
Schutz
in der Wüste
Vielseitig und spezialisiert: Die Objektschützer der Luftwaffe sichern
bei MINUSMA im Norden Malis ihre niederländischen und deutschen Kameraden.
Von Nicole Griebel
Gao. Als sich das Fahrzeug
vom Typ Eagle langsam die
kleine Anhöhe hochschiebt, ist
aus dem Inneren nur das von
der malischen Wüste zu sehen,
was die Scheinwerfer für wenige
Augenblicke erhellen. Hinter
dem ersten Fahrzeug kämpfen
sich Dingos und der Transportpanzer Fuchs des Beweglichen
Arzttrupps durch den Wüstensand. Es ist stockfinster,
die Hand vor Augen nicht zu
­
erkennen.
In dieser Nacht, mehrere Kilometer von Gao entfernt und mitten in der malischen Wüste,
ist ein kleiner Konvoi deutscher Soldaten auf Patrouille.
Die Objektschützer der Luftwaffe sind mit ihren Fahrzeugen
abseits der Wege unterwegs,
kommen auf einer Anhöhe
zum Stehen. Ohne Nachtsichtgeräte könnten die Soldaten
kaum einen Fuß vor den anderen setzen. Trotzdem müssen sie
den Nahbereich auf versteckte
Sprengfallen absuchen.
Die Objektschützer sind so
etwas wie die Lebensversicherung für die Soldaten im
deutsch-niederländischen Camp
Castor im malischen Gao. Die
Spezialisten aus Schortens zeigen bei MINUSMA (United
Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in
Mali), dass sie weit mehr können,
als ausschließlich zu bewachen.
Sie garantieren den anderen
Kräften vor Ort, dass sie sicher
sind und ihren Auftrag wahrnehmen können.
Der Auftrag
„on base“
Wenige Stunden später: Das
Thermometer an der Haupteinfahrt von Camp Castor zeigt an
diesem Tag weit über 40 Grad
im Schatten. Christian L. kontrolliert seit den frühen Morgenstunden mit seiner Gruppe
das Zugangstor des Camps. Der
Oberfeldwebel, der zum Objektschutzregiment der Luftwaffe
aus Schortens gehört, hat an diesem Morgen „on base“-Dienst –
und ist damit für die Sicherung
des Lagers verantwortlich. Als
Gruppenführer koordiniert er,
welche seiner Soldaten welche
Aufgabe während der Lagersicherung wahrnehmen. Insbesondere für das „Main Gate“ ist das
wichtig. Dort herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Der
28-Jährige entscheidet, welche
Fahrzeuge und welche Personen
mit Vorrang abgefertigt werden.
Jeder der Pick-Ups, Lkw, Militärfahrzeuge und Motorroller
muss abgespiegelt werden. Jede
Person wird einzeln durchsucht.
Neben dem Haupttor besetzt
die Gruppe von Christian L.
auch die zahlreichen Sicherungstürme des Camps. Die Soldaten stehen im Schatten, doch die
heiße Luft staut sich. Handteller-
Immer mit an Bord des niederländischen
Hubschraubers vom Typ CH-47D Chinook (l.):
Die deutschen Objektschützer stellen das
„Air Mobile Protection Team“.
MINUSMA
große Spinnen, Schlangen und
Skorpione kriechen den Soldaten über die Stiefel. Trotzdem:
Sie müssen wachsam sein.
Die Objektschützer stellen
auch das „Intervention-Team“.
Die schnelle Eingreiftruppe stellt
die Lagerstreife, die Besetzung
der Fahrzeugstellungen und ein
Manöverelement, um im Lager
schnellstmöglich eingreifen zu
können. „Der worst case wäre,
wenn jemand gewaltsam versucht, ins Camp einzudringen.
Dann müssen wir handeln“, sagt
Christian L.
Der Auftrag
„off base“
Der stellvertretende Zugführer, Hauptfeldwebel Timo W.,
bricht an diesem Morgen zu einer
Patrouille auf. In den nächsten
Stunden werden er und seine
Kameraden nach möglichen
versteckten Stellungen Ausschau halten. Die Dingos fahren
über unbefestigte Straßen, halten schließlich in einem kleinen
Dorf. Nachdem die Sicherung
aufgebaut ist, spricht der Hauptfeldwebel einen Bewohner an.
Er möchte wissen, wie es den
Menschen hier geht, wie sich
ihre Lebenssituation darstellt.
Ziel ist, ein Gespür für den Einsatzort und die Menschen, die
dort leben, zu entwickeln. „Man
kann sich kaum vorstellen, wie
ein Leben ohne ein Krankenhaus
in der Nähe oder die Apotheke
um die Ecke aussieht. Aber hier
ist das Alltag“, sagt der 36-jährige Hauptfeldwebel. Ein weite-
rer wichtiger Aspekt der Gespräche mit den Einheimischen:
Sie helfen den Soldaten dabei,
sich einen Überblick über die
aktuelle Bedrohungslage zu verschaffen.
Botschafter mit
blauem Barett
Die Spezialisten der Luftwaffe sind dafür ausgebildet,
alle Bedrohungen auf Objekte
der Luftwaffe abzuwehren. Die
größte Gefahr droht Flugzeugen, insbesondere bei Start und
Landung. Um ihr zu begegnen,
gehen die Objektschützer immer
wieder auf sogenannte Counter-SAFire-Patrouillen („Surface
to Air Fire“) im Bereich rund
„Off-base“: Die Objektschützer auf Patrouille
rund um Gao. Sie suchen das Gespräch mit
Einheimischen, verschaffen sich so unter
anderem ein Bild von der Lage vor Ort .
Gefährdeter Bereich: Die Soldaten aus Schortens
sichern die Einflugschneise am Flughafen von Gao.
Sie sind mit einem Allschutz-Transport-Fahrzeug
­Dingo unterwegs.
um den Flugplatz von Gao. Sie
überwachen den Einflugsektor,
harren dabei stundenlang im heißen Wüstensand aus.
Objektschutz umfasst vor allem
die Verteidigung von Material
und Infrastruktur, aber das Aufgabenspektrum der Spezialisten
hat sich in den vergangenen Jahren stark vergrößert. Die Objektschützer können auch Scharfschützen, Nahaufklärungskräfte
mit Drohnen sowie Diensthunde
stellen. Eine besondere Aufgabe
haben die vier Objektschützer
beim „Air Mobile Protection
Teams“, kurz AMPT. Sie befinden sich seit der ersten Stunde in
Mali und sind Teil der Luftfahrzeugbesatzung auf dem niederländischen Hubschrauber vom
Typ CH-47D Chinook. Sie sind
insbesondere für den Schutz der
Hubschrauber zuständig, die für
MINUSMA Material, Soldaten
und ziviles Personal transportieren. Zudem unterstützen sie die
auf den Helikoptern eingesetzten Ärzte und Sanitäter. Grundsätzlich ist das deutsche AMPT
in Mali bei jedem Hubschraubereinsatz dabei.
Vier bis fünf Monate werden
die Soldaten aus Schortens ihren
Auftrag unter extremen Bedingungen erfüllen. Sie sind Botschafter Deutschlands – mit
dem blauen Barett der Vereinten
Nationen.
Die ganze Reportage auf
www.einsatz.bundeswehr.de
Das Objektschutzregiment „Friesland“
Am 30. Juni 2006 wurde das Objektschutzregiment (ObjSRgtLw)
der Luftwaffe in Dienst gestellt. Aus Verbundenheit zur Region
wurde der Namenszusatz „Friesland“ vergeben. Zum jetztigen
Zeitpunkt leisten dort rund 1600 Soldaten ihren Dienst.
Die Objektschützer sind in der Regel die ersten Kräfte der
Luftwaffe im Einsatzgebiet und können mit eigenen Kräften
einen umfassenden Beitrag zur Aktivierung, zum Schutz und
zum Betrieb eines streitkräftegemeinsamen und auch multinationalen Flugplatzes leisten. Mit den Facetten der Logistik, dem
Infanterieanteil, dem militärischen Brandschutz und dem Pionierwesen, sowie den Komponenten der Kampfmittelabwehr und
dem Feldnachrichtendienst besitzt das Regiment ein Alleinstellungsmerkmal in den Streitkräften. Seine Fähigkeiten im Einsatz
kennzeichnen den Stellenwert nicht nur innerhalb der Luftwaffe,
sondern auch der gesamten Bundeswehr. Bisher haben mehr als
3500 Soldaten des Verbandes an Auslandseinsätzen der Bundeswehr teilgenommen.
(mee)
Fotos: Bundeswehr/PAO DEU EinsKtgt MINUSMA (7)
6
27. Juni 2016
Foto: Bundeswehr/Marco Dorow
BUNDESWEHR
Foto: Bundeswehr/Carl Schulz
aktuell
Foto: U.S. Army Europe
8
Brigadegeneral Markus Laubenthal (l.) hebt „Readiness“ und „Interoperability“ hervor. Durch stetiges Üben mit Bündnispartnern werden diese Fähigkeiten ausgebaut –
wie zum Beispiel bei Swift Response 2015 das Evakuieren von Zivilisten aus einem Krisengebiet (M.) und die Verlegung von Waffensystemen in das Operationsgebiet (r.).
„Speed matters“
Brigadegeneral Laubenthal im Gespräch über seine Aufgaben als Chef des Stabes der U.S. Army in Europa.
Welchen Auftrag hat das Hauptquartier U.S. Army Europe?
Dieses Hauptquartier ist ein
Force Provider: Ähnlich wie
das Kommando Heer bildet es
US­Heerestruppenteile in Europa
aus und stellt sie für Einsätze und
Übungen bereit. Dieser Auftrag
hat sich jedoch verändert, nach­
dem der amerikanische Präsident
Barack Obama im März 2014
die sogenannte European Reas­
surance Initiative entschieden
hat. Damit erklären sich die USA
nach der illegalen Besetzung der
Krim und des Beginns des Krie­
ges in der Ostukraine bereit,
den Bündnispartnern beizuste­
hen. Dazu sind im April 2014 auf
Einladung zunächst jeweils eine
Fallschirmjägerkompanie in die
SKB trifft Partner aus
der Wirtschaft
Berlin. Am vergangenen Diens­
tag haben sich Vertreter von Bun­
deswehr und Wirtschaft zur zwei­
ten Klausurtagung „Die SKB und
ihre Partner in der Wirtschaft“
getroffen, um sich über Rahmen­
bedingungen einer zukünftig
verbesserten ­Zusammenarbeit
auszutauschen. Ziel ist, die
Unterstützungsforderungen aus
Einsätzen zeitgerecht erfüllen zu
können. Neben Rahmenverträgen
zur Unterbringung im Einsatz
waren abgestufte IT­Sicher­
heitsarchitektur, Themen des
Militärischen Nachrichtenwe­
sens, des Personalmanagements,
der ABC­Abwehr und der
­GeoInfo­Datengewinnung
Gegenstand der diesjährigen
Veranstaltung.
(sw)
drei baltischen Staaten und nach
Polen verlegt worden. Wir spre­
chen in diesem Zusammenhang
von „Persistent Presence“ – einer
ständigen Präsenz mit rotieren­
den Kräften. Die Koordinie­
rung dieser Truppenbewegun­
gen ist derzeit die Hauptaufgabe
im HQ USAREUR. Mittlerweile
haben uns auch Bündnispartner
aus Südosteuropa wie Rumänien
und Bulgarien eingeladen.
Was war bei den US-Streitkräften ausschlaggebend, den
Posten des Chefs des Stabes
erstmals mit einem deutschen
General zu besetzen?
Von Seiten der Amerikaner
war klar gewünscht, mit einem
ihrer Hauptalliierten weiter
eng zusammenzuarbeiten. Wir
kennen einander sehr gut aus
den Einsätzen auf dem Balkan
und in Afghanistan. Die Ameri­
kaner vertrauen und akzeptieren
uns als starken und verlässli­
chen Bündnispartner. Nach den
positiven Erfahrungen, die die
Amerikaner im Einsatz mit uns
Deutschen gemacht haben, haben
sie sich dazu entschlossen, diese
Zusammenarbeit und Transpa­
renz auch in einem US­Haupt­
quartier außerhalb von Einsätzen
fortzusetzen.
Die USA wollen 2017 eine weitere Brigade an die Ostflanke der
NATO verlegen. Was bedeutet
das für das HQ?
Für das HQ ändert sich nicht
viel. Das Verlegen von US­Trup­
pen an die Ostflanke der Allianz
läuft ja bereits seit April 2014.
Neu und vorteilhaft ist, dass
wir nun Großgerät und Muni­
tion vor Ort, das heißt bei den
Bündnispartnern, bereit halten.
So sparen wir erhebliche Kos­
ten ein, weil die Brigade samt
Ausrüstung nicht mehr aus den
USA nach Europa transportiert
werden muss. Die USA haben
damit auch ein deutliches Zei­
chen gesetzt, dass sie es mit der
Assurance (Anm. d. Red.: Zusi­
cherung des Beistandes) sehr
ernst nehmen. Das wird jetzt noch
weiter verstetigt, indem die Steh­
zeit, also die Dauer, die diese Bri­
gade geschlossen in Europa ver­
bleibt, neun Monate beträgt und
bei Rückverlegung unmittelbar
eine weitere Brigade folgt. Das
erweitert unser Kräfteprofil und
bringt uns dauerhaft Fähigkeiten
zurück wie Kampfpanzer, Schüt­
zenpanzer und Panzerhaubitzen.
Was können wir von unseren
amerikanischen Partnern
­lernen?
Hier halte ich besonders
zwei Aspekte für wichtig: Ers­
tens, „Building Readiness“. Im
USAREUR glauben wir, dass
Geschwindigkeit wesentlich ist
vor dem Hintergrund der derzei­
tigen Sicherheitslage in Europa
– wir sagen: „Speed matters“. Es
geht darum, rasch aufzuklären,
was vor sich geht, rasch Hand­
lungsmöglichkeiten zu entschei­
den und rasch Kräfte zusam­
menzufassen. Das verlangt von
Streitkräften eine hohe Einsatz­
und Verlegebereitschaft. Daher ist
für USAREUR der Grundbetrieb
stets Einsatzvorbereitung für alle.
Die Zeit wird intensiv genutzt,
um „Readiness“, also Einsatzbe­
reitschaft, durch Übungen her­
zustellen. Zweitens, „Building
Interoperability” in den Dimensi­
onen „People, Process and Policy,
Technology“. Im Einsatz trifft
man auf Verbündete, daher müs­
sen wir trotz vieler unterschied­
licher Plattformen, Prozesse und
Technik bei den Bündnispartnern
jederzeit auf diese Zusammenar­
beit („plug in“) vorbereitet sein.
In den ersten beiden Dimensio­
nen haben wir bereits sehr viel
erreicht, komplizierter ist der
Bereich Technologie.
Welche zentrale Botschaft
möchten Sie an unsere Leser
richten?
Meine Kernbotschaft ist, dass
wir unsere Fähigkeit zur Zusam­
menarbeit mit Verbündeten und
Partnern immer wieder üben
müssen – weit bevor man in den
Einsatz geht. Das erhöht den Ein­
satzwert und stärkt den Zusam­
menhalt.
Die Fragen stellte
Torsten Sandfuchs-Hartwig.
Das gesamte Interview
unter
www.bundeswehr.de.
Teamarbeit in der Türkei
Seedorfer Fallschirmjägerkompanie übt drei Wochen Zusammenarbeit mit anderen Nationen.
Seedorf. Das Fallschirmjägerre­
giment 31 aus Seedorf hat im Juni
in der Türkei an der Übung Efes
teilgenommen. 6000 Soldaten
aus insgesamt 15 Nationen übten
gemeinsam auf einem Militärge­
lände südlich von Izmir, um die
Zusammenarbeit der Bündnis­
partner zu vertiefen. Zum ers­
ten Mal war auch das Deutsche
Heer dabei.
In Kompaniestärke verleg­
ten die Seedorfer Fallschirmjä­
ger nach Izmir. Höhepunkt der
Übung war eine zweitägige Lehr­
vorführung. Die gezeigten Fähig­
keiten waren vielfältig: von der
Infiltration über die Feuervorbe­
reitung durch Artillerie bis zur
Foto: Bundeswehr/Markus Steffen
Wiesbaden. Die General Lucius
D. Clay Kaserne bei Wiesbaden
beheimatet das Hauptquartier
der U.S. Army in Europa (HQ
USAREUR). Seit 2014 ist dort
erstmals ein deutscher General
Chef des Stabes. Brigadegeneral
Markus Laubenthal spricht mit
aktuell über Transparenz und Ver­
trauen.
Unterwegs mit türkischen Hubschraubern: Deutsche Fallschirmjäger.
amphibischen Anlandung von
gepanzerten Kräften und Luft­
landeoperationen. Die türki­
schen Streitkräfte stellten unter
anderem Transporthubschrauber
bereit. „Die Zusammenarbeit mit
den türkischen Streitkräften war
sehr respektvoll und von gegen­
seitiger Akzeptanz geprägt“, so
Hauptmann Markus Steffen, Ver­
bindungsoffizier des Fallschirm­
jägerregiments 31. „Aber wir
mussten die deutsche doch eher
bürokratische Arbeitsweise erst
mit den flexiblen und trotzdem
streng hierarchischen Entschei­
dungsprozessen der türkischen
Streitkräfte verbinden.“
Hauptmann Steffens Fazit:
„Wir arbeiten hier mit Soldaten
zusammen, deren Fähigkeits­
profile und kulturelle Hinter­
gründe unterschiedlicher nicht
sein könnten.“ Gerade deshalb
könnten sie viel voneinander
lernen. Durch Übungen, Wett­
kämpfe und Turniere werde die
nationsübergreifende Kamerad­
schaft gefestigt.
(aud)
27. Juni 2016
ZOOM
aktuell
Der „Frontier Myth“ in den USA hatte seinen Ursprung im
19. Jahrhundert – und wirkt bis heute nach.
Von Björn Müller
A
ner, die diese Kämpfe ausfechten, verkörpern seitdem als Revolverhelden
und Cowboys die Werte der „Frontier“ in Film und Literatur. Ihr Hauptwerkzeug, der Trommelrevolver, wird
zum Sinnbild der Durchsetzung und
Behauptung des Einzelnen. Der Colt
SAA 1873 – auch „Peacemaker“
genannt – stellt die Perfektionierung
des Revolvers dar und wird zum Verkaufsschlager. „Frontier“-Ikonen wie
der Offizier George Armstrong Custer
oder der Verbrecher mit Robin HoodImage, Jesse James, sie alle besitzen
den ­Hinterlader-Revolver.
Bis heute wirkt sich die „Frontier“-Zeit auf das US-amerikanische
Bewusstsein aus. Präsidentschaftskandidat John F. Kennedy bewirbt 1960
sein Regierungsprogramm als „New
Frontier“, um politischen Aufbruch zu
symbolisieren. Auch im „Yes we can“Slogan, mit dem der heutige US-Präsident Barack Obama 2008 seinen Wahlkampf bestreitet, steckt der Geist der
„Frontier“. Die Kernaussage: Wir setzen
uns durch – gegen alle Widerstände.
Fotos: picture alliance/akg-images, Library of Congress (2)
m 19. August 1862 erfahren New
Ulms Bewohner, wie gefährlich
es sich an der „Frontier“ lebt. Indianer
überfallen die Stadt in Minnesota. Die
deutschen Siedler können sich behaupten, verbarrikadieren sich im Stadtzentrum. Die „Frontier“ – die Grenze
– bezeichnet bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Übergangszone zwischen
US-Bundesstaaten und der Wildnis im
Westen Nordamerikas. Dort liegt das
Land der unbegrenzten Möglichkeiten.
Im Grenzraum zu leben, birgt große
Chancen und Gefahren zugleich. Es
gibt keine Staatsmacht, die Vorschriften
macht, jeder Siedler darf sich Land nehmen, so viel er will. Im Gegenzug muss
alles der Natur abgetrotzt werden. Es gilt
das Gesetz des Stärkeren. Der Kampf
der deutschen Siedler von New Ulm
gegen die „wilden“ Ureinwohner der
Region steht beispielhaft für die Lebensrealität an der „Frontier“.
Das raue Leben dort wird für die junge
Nation zum identitätsbildenden Fix-
punkt. Der US-Amerikaner lebt sein
Leben im Geist der
„Frontier“ – ungebunden und imm er
bereit, über Grenzen hinweg zu neuen Ufern aufzubrechen. Auch gegen
Widerstände.
Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg, als sich die
industrielle Revolution in Nordamerika Bahn bricht, erreicht die „Frontier“-Bewegung ihren Höhepunkt. Technischer Fortschritt, wie der Bau von
Eisenbahnstrecken und Telegrafenleitungen, gehen nun Hand in Hand mit
der Besiedlung in Richtung Westen.
Bevölkerungswachstum und Einwandererströme aus Europa verschärfen
die Verteilungskämpfe an der „Frontier“, die zum „Wilden Westen“ wird.
Die in die Enge getriebenen Indianer
bäumen sich in den Indianerkriegen
ein letztes Mal gegen die Weißen auf.
Viehzüchter und Farmer streiten mit
Waffengewalt um Landbesitz. Die Män-
Leben an der „Frontier“: Siedler kommen im 19. Jahrhundert zu Tausenden, erschließen den „Wilden Westen“ mit der
Eisenbahn (u.). Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten treffen sie auf die Ureinwohner der Region – die Indianer (o. r.).
Der Colt: Single
Action Army 1873
Experten schätzen ihn: „Diesen Revolver
prägt eine unverwechselbare Kontur;
rundgeschwungenes Griffstück, mar­
kanter Hahn, Ladeklappe und Patronen­
hülsen­Ausstoßer laufseitig rechts“, sagt
Eugen Lisewski, Leiter der Handwaf­
fensammlung im Militärhistorischen
Museum der Bundeswehr in Dres­
den. Der Colt Single Action Army
(SAA) gilt bis heute als das Symbol der
„Frontier“­Epoche.
­
Colt­Ingenieur William Mason ent­
warf mit dem Single Action Army eine
Handfeuerwaffe, deren Patronen in einer
Trommel lagern. Single Action bedeu­
tet, dass der Hahn der Waffe vor jedem
Schuss per Hand gespannt werden muss.
Als die US­Armee diesen Colt als Stan­
dard­Handfeuerwaffe auswählte, waren
noch Perkussions­Revolver verbreitet. Bei
diesen mussten Kugel und Zündladung
umständlich über den Lauf in die Trommel
gepresst werden. Zudem waren andere
Hinterlader­Revolver dem Colt SAA oft
an Schusspräzision unterlegen. So wurde
der Revolver zum Verkaufsschlager. Ein
cleverer Schachzug der Colt­Werke trug
ebenfalls zu seinem Erfolg bei. Im selben
Jahr wie der Colt SAA kam die Repetier­
büchse Winchester 73 auf den Markt,
die sich bei Cowboys und Gesetzeshü­
tern rasch großer Beliebtheit erfreute.
Anstatt den Konkurrenten zu bekämp­
fen, produzierte Colt seinen Revolver im
Kaliber der Büchse. Wer eine Winchester
besaß, kaufte nun bevorzugt einen Colt
dazu und umgekehrt.
Den Spitznamen „Peacemaker“ erhielt
der Revolver wohl von einem Colt­Händ­
ler aus Cincinnati, um den Verkauf anzu­
kurbeln. Werbung und Wildwest­Shows,
wie jene von Buffalo Bill, verbreiteten das
Image des Colts SAA als die Waffe des
„Wilden Westens“ in die Metropolen an
der Ostküste und bis nach Europa. Später
sorgten die Hollywood­Western dafür,
dass der SAA seinen Kultstatus behielt.
Die Firma Colt verdient bis heute an der
Revolver­Ikone. Ein Retro­SAA kostet
rund 1500 US­Dollar.
9
10
aktuell
SPORT
27. Juni 2016
Mit „So is et“ nach Rio
Foto:Bundeswehr/Roland Alpers
Fotos: Bundeswehr/Hubert Kemper (2)
Andreas Ostholt könnte der erste Soldat der Bundeswehr sein, der als Reiter an den Olympischen Spielen teilnimmt.
Geländeritt: Vielseitigkeitsreiter Andreas Ostholt mit „So is et“ (Mitte). Der 38-jährige Sportler will sich mit dem dunkelbraunen Wallach, ein Westfale, für die Olympischen
Spiele qualifizieren. Im vergangenen Jahr gewannen beide die Deutsche Meisterschaft. Die beiden anderen Bilder zeigen Ostholt auf „Corvette“.
Von Ralf Wilke
Warendorf. Reitsportexperten
­
bezeichnen das Vielseitigkeitsreiten gern als Krone der Reiterei. Es kombiniert Dressurund Springreiten mit einem
anspruchsvollen Geländeparcours. Beim traditionsreichen
Pferdesportturnier CHIO in
Aachen findet Mitte Juli jeweils
eine Teilprüfung an drei Tagen
statt. Spätestens danach besteht
dann auch Gewissheit, ob Hauptfeldwebel Andreas Ostholt mit
seinem Wallach „So is et“ nach
Rio reisen darf.
Der 38-Jährige ist zuversichtlich: „Ich kann derzeit davon
ausgehen, einen der Plätze zu
bekommen.“ Die Qualifikation
ist dem Soldaten nur noch durch
Verletzungspech oder Ausfall zu
nehmen. Traditionell gibt das
Deutsche Olympiade-Komitee
für Reiterei (DOKR) die Nominierungen nach dem Aachener
Turnier bekannt. Einen wichtigen Schritt in Richtung
Südamerika tat das Duo bereits
mit dem zweiten Platz bei den
Badminton Horse Trails 2016,
einem wichtigen Wettkampf in
England, vor den Augen von
rund 150 000 Besuchern. „Dort
auf dem Treppchen zu stehen,
ist schon eine echte Hausnummer“, sagt Ostholt und erinnert
sich an die einzigartige Atmosphäre in Großbritannien.
Intervalltraining für
Reiter und Tier
Seinen Erfolg verdankt der
Reiter unter anderem den idealen Trainingsbedingungen, die
er als Bundeswehrsportler in
Anspruch nehmen kann. Der
Portepee-Unteroffizier ist an der
Sportschule der Bundeswehr im
westfälischen Warendorf stationiert. Neben der Pflege und
der Bewirtschaftung der dortigen Stallungen kann er sich voll
auf seine Vorbereitung für die
Olympischen Spiele konzentrieren. Die Liegenschaft hält großzügige Reitanlagen vor und in
der direkten Nachbarschaft liegt
das Bundesleistungszentrum des
DOKR. Mit Rat und Tat zur Seite
steht ihm neben zwei Bundestrainern auch sein Freund HansGünter Winkler. Der 90-Jährige
ist der bisher erfolgreichste Reiter
Deutschlands.
Für Ausritte zieht es Pferd und
Reiter regelmäßig in den Teutoburger Wald. „Einfach herrlich, in dieser Landschaft zu reiten“, schwärmt Ostholt. Er plant
dort etwa einmal wöchentlich
ein Intervalltraining für „So is
et“ ein. „Das Geländeprofil eignet sich hervorragend für unser
Programm.“ Wie menschliche
Olympioniken seien auch Pferde
Hochleistungssportler.
strukturiert ist. Bis zu 16 Stunden täglich ist Ostholt mit und
bei seinen Pferden. Neben „So
is et“ trainiert er derzeit auch auf
der Stute „Corvette“, die er als
hoffnungsvolles Nachwuchspferd
­
auf die erste wichtige Prüfung in
Polen vorbereitet. Für die Deutsche Meisterschaft reitet Ostholt
auf „Pennsylvania“. Alle Tiere
muss der Soldat in Übung halten. „Mein liebstes Hobby wurde
– vor allem dank der Bundeswehr – zu meinem Traumberuf“, sagt der Reitsportler. Er ist
zugleich als Fachsportleiter für
Reitsport an der Sportschule tätig
und nebenbei Assistenztrainer
der U-21-Reiter, die er 2011 in
Portugal zum zweiten Platz der
EM führte. Ein toller internationaler Erfolg als Trainer – als
Reiter würde olympisches Edelmetall seine Karriere krönen.
Das Hobby zum Beruf
gemacht
„Pferd und Reiter müssen
regelrechte Allround-Talente
mitbringen“, betont der Sportler. „Man kann sagen: Vielseitigkeit ist unser Mehrkampf.“ Sich
selbst hält Ostholt mit Boxtraining fit. „Ich steige zwar nicht
in den Ring, aber im Hinblick
auf Koordination, Konzentration und Schnellkraft haben Reiter und Boxer viel gemeinsam.“
Erfolg zu haben, setzt aber auch
voraus, dass jeder Tag optimal
Zwischen Himmel und Bänderriss
aras Fabelsprung bei allen olympischen Wettkämpfen seit 1992
Gold bedeutet.
Die Sportlerin verzichtete auf
eine Operation, und so lässt die
völlig umgekrempelte Vorbereitung für Rio inzwischen Pläne
für ein Comeback in der zweiten
Juli-Hälfte in London reifen.
„Training ist nicht alles, sie
braucht auch Wettkämpfe“, sagt
Knapp. Der Coach gewinnt dem
Malheur von Berlin mittlerweile
auch gute Seiten ab: „Ohne die
Verletzung wäre riesiger Druck
entstanden. Nun kann Sosthene
befreit springen.“ Aus Knapps
Sicht wird Rio für Stabsunteroffizier Moguenara nicht die
letzte olympische Chance sein:
„Sie wird sicher noch mindestens fünf, sechs gute Jahre haben
können“, sagt der Trainer.
Foto: picture alliance/Foto Huebner
Berlin. Höhenflüge enden oft jäh.
Buchstäblich über den Dächern
von Berlin kam für Stabsunteroffizier (FA) Sosthene Moguenara der Absturz nicht einmal
24 Stunden nach dem größten
Moment ihrer Weitspringer-Karriere: Mitten in der Euphorie über
ihre Weltjahresbestleistung von
7,16 Metern erlitt die 26-Jährige
im Mai einen Bänderriss im linken Sprungfuß, während VideoDreharbeiten für die EM 2018 auf
einem Hochhaus in Berlin.
„Gerade noch himmelhoch
jauchzend und plötzlich betrübt“,
beschreibt Bundestrainer Ulli
Knapp die emotionale Talfahrt
der Saarbrückerin an jenem verhängnisvollen Sonntag im Mai:
„Als Sosthene mir das erzählte,
dachte ich, ich wäre im falschen Film.“ Die Verzweiflung
der aus dem Tschad stammenden Sportsoldatin über ein vermeintliches Aus aller Ambitionen
für die Olympischen Spiele ist
jedoch längst wieder Ehrgeiz
gewichen: „Topform werde ich
bis Rio wohl nicht wieder erreichen. Aber die Ärzte sagen, dass
ich konkurrenzfähig sein kann,
und das möchte ich auch schaffen“, sagt die Athletin.
Ihre Ambitionen sind verständlich. Die Steigerung ihres persönlichen Rekordes um zwölf Zentimeter bedeutet den größten Satz
einer Deutschen seit 28 Jahren.
In der „ewigen“ deutschen Rangliste belegt sie nun hinter Heike
Drechsler (7,48 Meter) und Helga
Radtke (7,21 Meter) den dritten
Platz. Außerdem hätte Moguen-
Foto: picture alliance/dpa/Michael Kappeler
Von Dietmar Kramer
Foto: picture alliance/Eibner-Pressefoto
Riesensatz und Verletzung in 24 Stunden: Stabsunteroffizier Sosthene Moguenara kämpft um ein Happy End.
Macht Riesensätze: Sosthene Moguenara stammt aus dem Tschad.
Im Mai sprang sie mit 7,16 Metern die Weltjahresbestleistung.
27. Juni 2016
SOZIALES / PERSONAL
aktuell
11
Schritt für Schritt
Attraktivitätsoffensive: Seit Mai 2015 ist das Artikelgesetz in Kraft – eine Zwischenbilanz.
Das Artikelgesetz im Überblick
Foto: Bundeswehr/Jane Hannemann
Rückwirkend zum 1. Januar 2013
• Neue Erschwerniszulagen für Dienst in verbunkerten
Anlagen
Berlin. Die Attraktivitätsoffensive der Bundeswehr wurde im
Koalitionsvertrag festgelegt. Die
Bundeswehr soll zukünftig mit
vergleichbaren zivilen Arbeitgebern konkurrieren können. Die
Herausforderung ist, allen militärischen Erfordernissen gerecht
zu werden und dabei die Belastungen für das Personal auf ein
notwendiges Maß
zu reduzieren. Das
„Gesetz zur Steigerung der Attraktivität
des Dienstes in der
Bundeswehr“ trat
am 22. Mai 2015 in
Kraft. Franz Christian
Müller, Unterabteilungsleiter für
soziale Angelegenheiten im Verteidigungsministerium, hat das
Gesetz mit seinen Mitarbeitern
federführend erarbeitet. aktuell
hat mit ihm gesprochen.
Welche Rückmeldungen haben
Sie aus Truppe und Verwaltung
zur Umsetzung erhalten?
Das Echo ist überaus positiv.
Der Bundeswehrverband spricht
sogar „vom größten Wurf in der
Geschichte der Bundeswehr“.
Neben der Einführung einer
regelmäßigen Arbeitszeit von
41 Stunden in der Woche für
Soldaten, die eine ausgewogene
Balance zwischen Familie und
Dienst unter Berücksichtigung
der besonderen Bedingungen
des Soldatenberufs ermöglichen
soll, bildet die Verbesserung der
sozialen Absicherung durch eine
erweiterte Nachversicherung die
Grundlage für höhere Rentenansprüche der Soldaten auf Zeit
in der gesetzlichen Rentenversicherung. Ein Personalbindungszuschlag für Personalmangelbereiche
konnte eingeführt
werden. Die Möglichkeiten zur Teilzeitbeschäftigung
für Soldaten sind
erweitert und der
Stichtag der Einsatzversorgung
ist auf den 1. November 1991
vorverlegt worden.
Welches ist die bedeutendste
Neuerung?
Die Umsetzung der gesetzlichen Arbeitszeitregelung, konkretisiert mit der Soldatenarbeitszeitverordnung (SAZV),
war und ist eine besondere Herausforderung. Grundsätzlich wird
die Einführung der Arbeitszeitregelung begrüßt, jedoch gibt
es noch Unsicherheiten in der
konkreten Anwendung. Insbesondere haben Fehlinterpretationen der Vorschriftenlage in der
Anfangszeit zu negativen Reak-
tionen geführt. Hier konnte und
wird durch intensive Kommunikation für mehr Handlungssicherheit gesorgt werden.
Welche Maßnahmen zeigen
sofort Wirkung, und welche
werden ihre Wirkung erst mittel­
fristig entfalten?
Die einzelnen Regelungen
dieses Gesetzes sind zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Kraft
getreten, spätestens zum 1. Januar
2016. Die besoldungsrechtlichen
Verbesserungen sind bereits mit
Wirkung vom 1. Juni 2015 geltendes Recht und seitdem auf
dem Gehaltskonto wahrnehmbar. Die verbesserte Nachversicherung begünstigt die ab dem
1. Januar 2016 ausscheidenden
Soldaten auf Zeit. Auswirken
wird sich diese Verbesserung
jedoch erst mit Erreichen des
gesetzlichen Renteneintrittsalters. Mit dem siebten Besoldungsänderungsgesetz vom
3. Dezember 2015 erhalten
Bundeswehrangehörige mehr
Zulagen, etwa für Dienst zu
ungünstigen Zeiten oder im Feuerwehr-Einsatzdienst. Außerdem
wurde die Planstellenobergrenze
für Stabsfeldwebel und Oberstabsfeldwebel angehoben.
Rückwirkend zum 1. Januar 2015
• Verlängerung der Zulagenregelung für Rettungsmediziner/
Gebietsärzte
• Verlängerung der Zulagenregelung für Piloten im
Kommandantenstatus
Seit 23. Mai 2015
• Rückdatierung des Stichtages der Einsatzversorgung auf
den 1. November 1991
• Einführung eines Personalbindungszuschlags für Soldaten
• Möglichkeit der Ernennung von Zeitsoldaten zum
Oberstabsfeldwebel
• Finanzielle Unterstützung für Haushaltshilfe bei der Teilnahme an Auslandseinsätzen
• Gesetzliche Grundlage Teilselbsteinkleider für Mannschaftsdienstgrade
• Flexiblere Gestaltung der Elternzeit
• Verbesserung im Melderecht für Freiwillig Wehrdienst
Leistende
• Erweiterung des Anwendungsbereichs des neuen Berufsförderungsrechts
Seit 1. Juni 2015
• Teilweise Aufhebung der Hinzuverdienstgrenzen für
Soldaten im Ruhestand
• Spätere Kürzung der Versorgung bei Ehescheidung von
Berufssoldaten
• Erhöhung von 16 Erschwerniszulagen
• Erhöhung von 4 Stellenzulagen
• Neue Erschwerniszulagen für Inübunghaltung von Spezialkräften/Minentauchern
• Aufhebung der Zulagenhöchstgrenze für Kampfmittelentschärfer
• Einbeziehung von Übungen in die Erschwerniszulage für
Dienst zu ungünstigen Zeiten
• Wegfall der Planstellenobergrenzen für Oberstabsgefreite
• Anhebung der Planstellenobergrenzen für Spitzenämter
einfacher Dienst
• Neue Amtsbezeichnung in der Bundesbesoldungsordnung B
für Leitungsämter des neuen Luftfahrtamtes der Bundeswehr
Seit 1. November 2015
• Erhöhung der Wehrsoldtagessätze um zwei Euro
Seit 1. Januar 2016
• Gesetzliche Dienstzeitregelung für Soldaten (41 Stundenwoche im Grundbetrieb)
• Erweiterung der Möglichkeiten der Teilzeit für Soldaten
Die Fragen stellte Julia Weigelt.
Erstmal alles anschauen
Storkow. Schon in der Schulzeit liebäugelt Maxi Lachmann
mit der Bundeswehr. Ein Studium mit Offizierslaufbahn findet
sie spannend. Ihr Vater spricht
ihr Mut zu – und so landet die
20-Jährige im Führungsunterstützungsbataillon 381 in Storkow.
„Ich habe mich für den Freiwilligen Wehrdienst entschieden, um
mir erst einmal alles genau anzuschauen“, sagt die junge Frau.
Die Grundausbildung entsprach nicht immer ihrer Vorstellung. „Im Biwak hab ich
mich schon gefragt, was ich da
eigentlich mache“, sagt Lachmann. Nun folgt der Stabsdienst
Foto: Bundeswehr/Jonas Weber
Schütze Maxi Lachmann leistet Freiwilligen Wehrdienst – und kann sich eine Laufbahn als Berufssoldat vorstellen.
in Dresden, eine Verpflichtung
für 13 Jahre kann sich die junge
Frau aus Lauter mittlerweile gut
vorstellen. Zu den Höhepunkten
ihrer bisherigen Bundeswehrzeit
zählen für Lachmann die Vereidigung und das Gelöbnis, das sie
Anfang Juni vor Schloss Hubertushöhe ablegte. Eltern, Großeltern, Onkel, Tante und auch der
Bruder waren dabei. „Er hat mir
gesagt, dass er sehr stolz auf mich
ist“, sagt die gebürtige Sächsin.
Was sie in Dresden erwartet,
weiß die Soldatin noch nicht.
Wohin ihr Weg sie führen soll,
da ist sie sich aber schon sicher:
An die Universität der Bundeswehr. „Ich möchte Geschichtswissenschaften studieren und
später vielleicht einmal in einem
Museum arbeiten.“
(fin)
Wie können Sie am Besten entspannen?
Im Kreis meiner Familie oder bei einem guten Buch im Garten.
Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen?
Zu einem Filmabend auf der Couch mit guten Freunden und
­leckerem Essen.
Mit welcher Person würden Sie gern für einen Monat lang ihr
Leben tauschen?
Mit keiner. Ich bin mit meinem Leben sehr zufrieden – so wie es
jetzt ist.
Was ist Ihr Hauptcharakterzug?
Ich bin sehr hilfsbereit und bin immer für meine Familie und
Freunde da.
Was können Sie besonders gut kochen?
Gulasch und Nudelauflauf.
12
aktuell
VERMISCHTES
27. Juni 2016
Kannste knicken
016
25/2
Zum Vergleich:
Der erste angetriebene Flug der
Menschheit mit einem VierZylinder-Motor im Dezember
1903 dauerte zwölf Sekunden.
Dabei wurde eine Strecke von
37 Metern zurückgelegt. Das ist
etwas weniger als die Flügelspannweite des Airbus A 400 M,
dem neuesten Transportflugzeug
der Bundeswehr. Die Flugmaschine des Pionierfluges hatte
eine Spannweite von rund zwölf
Metern und war über sechs Meter
toc
k
lang. Die Konstruktion aus Holz
und Stoff wog 340 Kilogramm.
Möglich wurde der Flug durch
viele Experimente mit Papiermodellen, die die Konstrukteure
Wilbur und Orville Wright um
die Jahrhundertwende sogar in
einem Windkanal getestet hatten. Viele der späteren Pioniere
der Luftfahrt arbeiteten
ebenfalls mit Papierfliegern.
Wer den ersten
Flieger faltete,
lässt sich
selbstverständlich nicht
sagen. Papier, eine chinesische
Erfindung, gibt es seit mehr als
2000 Jahren. Einer der bekanntesten Bastler ist Leonardo da
Vinci (1452–1519), der auf diese
Weise Flugeigenschaften untersuchte.
Seit 2006 nehmen die besten
Papierflieger-Piloten alle drei
Jahre an den Weltmeisterschaften in Salzburg teil. Dabei treten
sie in den Disziplinen „längster
und weitester Flug“ sowie „Aerobatics“ (Figurenflug) gegeneinander an. Papierflieger können
zwar Flugapparate mit beachtlichen Leistungswerten sein. Vor
allem sollen sie allerdings Spaß
machen.
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hut
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Genau 297 Millimeter lang
und 210 Millimeter breit ist der
Stoff, aus dem Träume sind: Ein
handelsübliches Blatt Papier in
DIN A4 fordert Tüftler heraus
und macht sie zu Flugpionieren.
Der deutsche Luftfahrtpionier
Otto Lilienthal sagte einst: „Ein
Flugzeug zu erfinden, ist nichts.
Es zu bauen, ein Anfang. Fliegen,
das ist alles.“ Eine Nummer kleiner und aus Papier versuchen das
auch heute immer wieder Faltkünstler. Schule, Büro,
Bastelkeller – das sind die
Labore, in denen erstaunliche
Papierflieger entwickelt werden.
Der Reiz besteht in der Reduktion. Es genügt ein einfaches Blatt
Papier. Um damit Rekorde aufzustellen, bedarf es allerdings wissenschaftlicher Methoden. Dabei
sind nicht nur das Material und
die Form entscheidend: Abwurfwinkel und Abwurftechnik spiel e n
eine
entscheidende Rolle.
Dem Japaner Takuo
Toda gelang es
mit Hilfe von Origami-Falt-
techniken, einen Papierflieger
29,2 Sekunden durch die Luft
segeln zu lassen – er plant
sogar, einen aus dem Weltall zur Erde zu schicken. Weitere
Koryphäen sind die US-Amerikaner John M. Collins und Joe
Ayoob, die mit ihrem Flieger eine
Flugstrecke von 69,14 Metern
zurücklegen konnten, wobei
Collins für die Konstruktion verantwortlich war und
Ayoob, ein ehemaliger American-Football-Quarterback, für
den Schwung.
Fo
to
Von
Philipp Ahlers
(5)
Mit einem Blatt Papier werden aus Faltkünstlern wahre Flugpioniere.
Werfen und Gleiten
Formen: Es gibt zwei Arten von Papierfliegern: Werfer und Gleiter.
Werfer fliegen schneller als Gleiter. Der Werfer wird mit viel Kraft
geradezu geschleudert. Gleiter werden waagerecht und deutlich
vorsichtiger geworfen. Ein Gleiter wird nach dem höchsten Punkt
des Fluges zum Gleitflug übergehen. Eine Sonderform ist der sogenannte Walk-Along-Gleiter, neben dem man her spazieren kann.
Fast and Furiuos
Tuning: Das Verhalten von Papierfliegern lässt sich gut mit Schulmathematik berechnen. Beim Bau von Papierfliegern kommt es
also auf das richtige Modell an. Entgegen der üblichen Meinung
ist es dabei nicht so wichtig, dass alles millimetergenau gefaltet
wurde. Das Feintuning und der Abwurf sind mindestens so entscheidende Faktoren, wenn es um einen erfolgreichen Flug geht.
Ready for Take-off – guten Flug!
Jumbo Papierflieger
Rekorde: Carolo Wilhelminchen hat eine Spannweite von 18 Metern,
eine Länge von fünf Metern und wiegt etwa 24 Kilogramm. Der
Riesenflieger der TU Braunschweig schaffte beim ersten Flug eine
Strecke von 18 Metern und landete damit direkt im Guinness-Buch
der Rekorde. Die Studenten und wissenschaftlichen Mitarbeiter
verbauten fast 500 Tuben Alleskleber, 200 Tuben Sekundenkleber
und 70 Quadratmeter Papier.
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
„Sudoku 25/2016” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Zu gewinnen:
APC Mobile Power Bank 10 000 mAh
Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und
Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs.
Lösung 23/2016: 4 1 7 1
Gewonnen hat: Sven Böe
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.