D 8512 52. Jahrgang Nr. 25 Montag, 27. Juni 2016 NACHRICHTEN POLITIK Ab 4. Juli: Die neue MEDIA-APP der Bundeswehr. Wehrpflicht Vor fünf Jahren wurde die Wehrpflicht ausgesetzt. In aktuell zieht unter anderem der Wehrbeauftragte ein Fazit. Seite 3 STREITKRÄFTE U.S. Army in Europa Brigadegeneral Markus Laubenthal ist seit 2014 Chef des Stabes im Hauptquartier der U.S. Army in Europa. Ein Interview. Seite 8 SOZIALES/PERSONAL Attraktivitätsoffensive Seit Mai 2015 ist das Artikelgesetz in Kraft. Die Maßnahmen im Überblick. Seite 11 VIDEO DER WOCHE: BW CLASSIX: Der Clip „Classix: Flink, Flinker, Wiesel – Bundeswehr“ stellt das kleine und wendige Kettenfahrzeug vor. Der Wiesel gehört zu den leicht gepanzerten Fahrzeugen und ist bis heute im Einsatz. (eb) Schutz für MINUSMA Objektschützer der Luftwaffe sind im afrikanischen Mali im Einsatz. aktuell hat sie begleitet. Seiten 6/7 Der QR-Code führt direkt zum Video „U35“. Weitere Beiträge unter www.youtube.com/bundeswehr. [email protected] MINUSMA Foto: Bundeswehr/PAO DEU EinsKtgt U35 – eines der modernsten U-Boote der Welt. 2013 ging das Boot der Klasse 212 A für die Bundeswehr auf Tauchfahrt. U35 wird zur Konfliktverhütung, Krisenbewältigung und Terrorbekämpfung auf der ganzen Welt eingesetzt. Der Beitrag „60 Sekunden Bundeswehr: U-Boot U35“ beschreibt kurz und knackig die Fakten. Der QR-Code unten führt ohne Umwege zum Videobeitrag. 2 aktuell INTERN 27. Juni 2016 Foto: Bundeswehr/Martin Steffens BILD DER WOCHE Im Päckchen: So heißt es im Marinejargon, wenn ein Schiff an einem anderen festmacht. Hier: die Tender „Elbe“ und „Donau“ während der Kieler Woche im Tirpitzhafen. Mehr Eindrücke von der Kieler Woche 2016 auf www.marine.de. IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur: ( -2420): Vivien-Marie Bettex (vmd) Vertreter: ( -2421) Hauptmann Patricia Franke (pfr) Produktionsunterstützung: (-2422) Hauptfeldwebel André Sterling (ste) Gefreiter Daniel Wieland Elisa Sollich Politik: Jörg Fleischer (jf, -2830) Streitkräfte/Einsatz: Major Anika Wenzel (akw, - 2861), Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Major Katharina Zollondz (kzo), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie) Zoom/Sport: Björn Lenz (ble - 2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Personal/Soziales/Vermischtes: Christiane Tiemann (tie -2850) Hauptmann Philipp Ahlers (pah) Mediendesign: Daniela Hebbel ( - 2650), Oberleutnant Sebastian Nothing, Daniela Prochaska, Eva Pfaender aktuell als E-Paper und als PDF: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: SKA GrpRegMgmtBw/ Mediendisposition Kommerner Straße 188 53879 EUSKIRCHEN DEUTSCHLAND E-Mail: SKAMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZITAT EDITORIAL „I don‘t think I‘ve ever wanted magic more.“ Eine kleine Änderung in Paragraph 2 Wehrpflichtgesetz war wegweisend: „Die Paragraphen 3 bis 53 gelten im Spannungs- und Verteidigungsfall.“ So beschloss der Bundestag vor fünf Jahren die Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht. Die Bundeswehr wurde zur Freiwilligen-Armee. Die vom damaligen Verteidigungsminister Karl Theodor zu Guttenberg durchgesetzte Reform war politisch überfällig, die Neuausrichtung der Bundeswehr konsequent: die Reduzierung einer halben Million Soldaten um zwei Drittel. Kasernenschließungen, Anpassung von Technik und Einrichtungen. Die sozialen Leistungen wurden verbessert. Gleiche Chancen für Frauen. Eine professionalisierte Berufsausbildung ermöglicht, später erfolgreich in die Wirtschaft zu wechseln. Das Freiwilligkeits-Prinzip erhöht die Motivation in der Truppe. Doch der Dienst an der Waffe wurde härter. Fordernde Auslandseinsätze zeigen dennoch: Die Performance der Bundeswehr ist eine der besten in der NATO. Die Wehrpflicht-Aussetzung schien riskant: Würde die Bundeswehr genügend Freiwillige finden? Initiativen zur „Attrak- Die britische „Harry Potter“-Autorin J.K. Rowling auf Twitter zum Brexit. Die britischen Staatsbürger hatten zuvor am vergangenen Donnerstag mit knapper Mehrheit dafür gestimmt, dass Großbritannien aus der Europäischen Union austritt. KALENDERBLATT Vor 20 Jahren: Am 29. Juni 1996 wird auf einer Auktion der erste „Superman“-Comic von 1938 für 46 000 US-Dollar versteigert. „Superman“ gilt als Wegbereiter aller Superhelden-Bildergeschichten. Wann immer Menschen in Not sind, eilt „Superman“ zu Hilfe. Vor 45 Jahren: Am 3. Juli 1971 wird Jim Morrison tot aufgefunden. Morrisons Band „The Doors“ feiert mit Platten wie „Riders on the Storm“ große Erfolge. Sein Grab auf dem Pariser Friedhof Pére-Lachaise bleibt bis heute eine Pilgerstätte für Anhänger der Band und ihren charismatischen Frontmann. Vor 60 Jahren: Am 27. Juni 1956 feiert in den USA der Film „Moby Dick“ von Regisseur John Huston Premiere. Die Geschichte um einen mysteriösen weißen Wal, der gejagt wird, beruht auf dem gleichnamigen Roman von Herman Melville. Vor 115 Jahren: Am 30. Juni 1901 präsentiert der Brite Sir Harry Johnston Schädelknochen und Fellreste des bis dahin unbekannten Okapis. Das Tier bleibt lange Zeit unentdeckt, da es in den Regenwäldern des oberen Kongo lebt. Heute leben noch 80 Exemplare. Experten versuchen, die Art nachzuzüchten. Vor 170 Jahren: Am 28. Juni 1846 erhält der Belgier Adolphe Sax in Frankreich das Patent für das Saxophon. In seinem Patentantrag begründet er seine Erfindung mit dem Fehlen gut klingender Holzblasinstrumente der tiefen Lage. (eb) tivitätssteigerung“ wurden angezweifelt, doch längst wirken sie. Das plakative Bekenntnis „Wir. Dienen. Deutschland“ ist gesellschaftlich akzeptiert. Der Einsatz der Bundeswehr im Mittelmeer bei der Seenot-Rettung und die Unterstützung bei der Flüchtlingshilfe haben das Ansehen der Truppe gesteigert, der Auslandseinsatz gegen Terroristen wird hoch respektiert. Personalgewinnung braucht jede Freiwilligen-Armee. Karrierecenter der Bundeswehr und Kampagnen sind gute Tools. Doch die beste Personalwerbung ist die breite gesellschaftliche Unterstützung für unsere Soldaten. Es ist ihr Engagement, das in unsicheren Zeiten beim Bürger wirklich zählt. Andrea Zückert, Chefredakteurin Redaktion der Bundeswehr 27. Juni 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND aktuell 3 Foto: Bundeswehr/Jane Schmidt Merkel für höhere Militärausgaben Große Pause Seit fünf Jahren ist die Wehrpflicht ausgesetzt. Fünf persönliche Fazite. Am 1. Juli 2011 wurde die Wehrpflicht von der schwarz-gelben Koalition ausgesetzt, eine Rückkehr gilt inzwischen als wenig vorstellbar. Denn: „Die Bundeswehr braucht mehr Personal. Aber in erster Linie hoch motivierte und qualifizierte Spezialisten“ – so hat es Verteidigungsministerin Ursula von Hans-Peter Bartels, Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestags Generalleutnant Eberhard Zorn Abteilungsleiter „Führung Streitkräfte“ im BMVg Foto: De 1. Früher kamen die jungen Menschen von selbst r geworden. Die Hals-über-Kopf-Aussetzung der Wehr- B ll e pflicht hinterlässt Schleifspuren im Personalkörper. undestag/Herrmann Mü Dass es jetzt so schwer fällt, im Rahmen der „Trendwende Personal“ die Zahl der Soldatinnen und Soldaten binnen sieben Jahren um vier Prozent zu erhöhen, spricht Bände! Auch die Fähigkeit zum Aufwuchs ist eine militärische Kernfähigkeit. 2. Die hohlen Personalstrukturen müssen aufgefüllt werden. Dadurch gibt es nicht mehr Brigaden oder Geschwader, aber mehr Durchhaltefähigkeit – und hoffentlich weniger Doppelbelastungen für die vorhandenen Soldatinnen und Soldaten. 3. Das „System“ wird ja immer noch eingerichtet. Man wird sehen. 4. Das alte System – 50 Prozent der Wehrpflichtigen bei der Musterung als angeblich untauglich aussortieren und dann Grundwehrdienst für sechs Monate – das ging nicht mehr! Dafür war die Bundeswehr zu klein geworden. Und so viel größer, dass die Wehrpflicht wieder einen Sinn hätte, wird die Truppe jetzt auch nicht. Also: nein. zu uns. Jetzt müssen wir uns als Arbeitgeber im sw Wettbewerb um die besten Köpfe mit der Wirtschaft nde Foto: Bu behaupten. Wir bieten qualifizierte Ausbildung und hochinteressante Betätigungsfelder, zu denen sonst viele keinen Zugang hätten. eh r er ch uts 1. Recht viel schwieriger ist die Nachwuchswerbung 2. Die Sicherheitslage und das Aufgabenspektrum der Bundeswehr haben sich tiefgreifend verändert. Damit die Bundeswehr flexibler auf diese Anforderungen reagieren kann, hat die Verteidigungsministerin die Trendwende Personal eingeleitet, die einen atmenden Personalkörper erlaubt. Das macht uns anpassungsfähiger. 3. Nach der Aussetzung der Wehrpflicht haben wir gelernt, dass wir uns proaktiv um junge Menschen mit Potential bemühen müssen. Unter anderem durch zielgerichtete Kampagnen und hochqualifizierende Ausbildungen. Ein Angebot, das gut angenommen wird. 4. Nein. Große Mengen von jungen Männern auszubilden, 4 FRAGEN F lo rian Jaenicke 1. Die Lage hat sich grundlegend ver- 4. Mit dem Aussetzen der Wehrpflicht in einem konzeptionslosen Hau-Ruck-Verfahren ist die Chance auf eine schrittweise Einführung eines verfassungskonformen Systems vertan worden. Eine einfache Rückkehr dorthin wird es nicht geben, zumal die darauf abgestellten Strukturen fast vollständig abgebaut sind. Es ist auch keine Frage eines Wunsches, sondern der politischen Notwendigkeiten zur Stärkung der Resilienz unserer Gesellschaft. 1. Oberstabsfeldwebel Armin Peter vom Einsatzunterstützungsbataillon 381 in Storkow 1. Der Nachwuchsbedarf kann to : Fo 2. Allein die Lagebeschreibung der Teilstreitkraft Marine macht deutlich, dass Personal und Material nicht ausreichen. Wachsende Anforderungen der UN, der EU wie der OSZE oder der NATO stellen die Bundeswehr vor große Herausforderungen. Der Aufbau eines breiten Fähigkeitsspektrums bei Material und Personal weisen über die Kopfstärke weit hinaus. Jan Packebusch, ehemaliger Wehrdienstleistender ot o: F ändert. Mit dem Auftreten des IS in einem weltumspannenden Netz terroristischer Organisationen sind neue Herausforderungen entstanden. Das Spektrum der Konflikte hat sich in neue Dimensionen ausgedehnt, Stichwort „Cyber“. Ziel ist die Destabilisierung freiheitlicher Gesellschaften. Die Stärkung der Resilienz demokratischer Gesellschaften tritt zur Aufgabe der Festigung äußerer Sicherheit hinzu. 1. Was hat sich seit Abschaffung der Wehrpflicht verändert? 2. Reicht die derzeitige Truppenstärke noch aus? 3. Die Personalgewinnung ist nun aufwändiger. Bewährt sich das System trotzdem? 4. Wünschen Sie sich die Wehrpflicht zurück? die auf Grund der Wehrpflicht einberufen wurden - das entspricht nicht mehr unserem Bedarf und stellte mit Blick auf die Einsatzrealität auch einen nicht mehr zu rechtfertigenden Eingriff in die Freiheit eines jungen Menschen dar. Die Väter des Grundgesetzes haben zu Recht eine hohe Hürde an die Wehrpflicht gelegt. Diese Voraussetzungen sind derzeit nicht gegeben. Wir brauchen motivierte und qualifizierte Soldatinnen und Soldaten, die sich den aktuellen Herausforderungen der Bundeswehr stellen wollen. Bu 38 1 ot o: F Wolfgang Hellmich (SPD), Vorsitzender des Verteidigungsausschusses im Deutschen Bundestag der Leyen formuliert. Wie hat sich die Bundeswehr durch die Aussetzung verändert? Ein Generalleutnant, der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestags, der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, ein Oberstabsfeldwebel und ein Ex-Wehrdienstleistender ziehen ihr Resümee. nd st g l Bt aus meiner Sicht nicht mehr gedeckt eswehr/FueU werden und das Durchschnittsalter hat sich erhöht. Ich habe den Eindruck, dass sich die Ansprüche an den Nachwuchs reduziert haben, die Bundeswehr ist „sanfter“ geworden. 2. Aus meiner Sicht nicht. Dies scheint aber erkannt worden zu sein, denn es wurde ja bereits die „Trendwende Personal“ eingeleitet. 3. Die Bundeswehr war auf die Aussetzung der Wehrpflicht nicht vorbereitet. Deshalb tat sie sich in der Bedarfsdeckung und der Nachwuchswerbung schwer. Die derzeitigen Werbekampagnen bringen hohe Bewerberzahlen. Ich würde mich darüber freuen, wenn der Soldatenberuf als solches mehr in den Vordergrund gestellt würde und nicht die abzubildende Fähigkeit. 4. Ja, aber das ist natürlich völlig unrealistisch. Ma rkus Lochmann Ich merke im Gespräch mit jüngeren Leuten, dass der Bezug zur Bundeswehr nicht mehr der ist, den Wehrdienstleistende hatten. Früher war die Bundeswehr für alle Angehörigen eines Jahrgangs ein Thema, denn zumindest im Zuge der Musterung wurde man mit der Frage konfrontiert, ob man den Dienst an der Waffe ableisten oder verweigern möchte. 2. Nach allem, was ich der Presse entnehme, scheint die Bundeswehr in vielen Bereichen an die Belastungsgrenze zu kommen. 3. Ich nehme wahr, dass die Öffentlichkeitsarbeit, welche ja auch der Personalgewinnung dienen kann, intensiviert und verbessert wurde. 4. Eine Wehrpflicht ist bei den Aufgaben und der Sicherheitslage, die wir heute haben, nicht unbedingt erforderlich. Ich habe aber die Sorge, dass die Verankerung in der Gesellschaft darunter leidet und sich die Bundeswehr und die Bevölkerung weiter entfremden. Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich für eine Erhöhung der deutschen Militärausgaben ausgesprochen. Die Bundeskanzlerin bekannte sich während der 14. deutsch-polnischen Regierungskonsultationen in Berlin zu dem von der NATO formulierten Ziel, zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben. Merkel betonte außerdem die „aktive Unterstützung“ Deutschlands zur Stärkung der NATO-Ostflanke und unterstrich bei dem Treffen mit Polens Regierungschefin Beata Szydlo, sowohl Abschreckung als auch Dialog seien wichtig. Die polnische Ministerpräsidentin und ihr Kabinett waren anlässlich des 25. Jubiläums der Unterzeichnung des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags nach Berlin gekommen. Auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nahm an dem Treffen teil. Szydlo sagte in Hinblick auf den NATO-Gipfel Anfang Juli in Warschau, es handele sich um ein wichtiges Treffen „für die Sicherheit Europas und die Sicherheit der Welt“. (eb) Journalisten ausgezeichnet Berlin. Der Reservistenverband hat seinen Medienpreis „Goldener Igel“ verliehen. Damit werden herausragende journalistische Arbeiten aus dem Themenbereich Sicherheitspolitik gewürdigt. Der mit insgesamt 6000 Euro dotierte Medienpreis wurde in drei Kategorien vergeben: Im Bereich Print wurde Henning Sußebachs Beitrag „Krieg im Frieden“ (Die Zeit) ausgezeichnet. Sußebach beschäftigt sich darin mit der Frage, wie Deutschland mit seinen Veteranen umgeht. Mouhcine El Ghomri erhielt den „Goldenen Igel“ in der Kategorie TV/Hörfunk für den Film „Ein Soldatenleben – Zwischen Afghanistan und Familie“ (SWR). In diesem Beitrag begleitet El Ghomri eine Soldatenfamilie durch die verschiedenen Stadien eines Auslandseinsatzes. Der Stipendiatenjahrgang 2012 der Journalistenschule ifp wurde für das Web-Projekt „Heimatfronten“ ausgezeichnet. Das Dossier beschäftigt sich in unterschiedlichen journalistischen Formaten mit dem Verhältnis zwischen Armee und Bevölkerung. Zusätzlich wurde ein Sonderpreis an Andreas Flocken, verantwortlicher Redakteur für die Sendung „Streitkräfte und Strategien“ (NDR Info), verliehen. Die jeweils 30-minütigen Sendungen behandeln Fragen der Sicherheits- und Militärpolitik besonders ausführlich. 4 aktuell POLITIK / HINTERGRUND 27. Juni 2016 EU: Sanktionen gegen Russland verlängert Brüssel. Die Staaten der Europäischen Union (EU) haben in der vergangenen Woche ihre milliardenschweren Wirtschaftssanktionen gegen Russland um weitere sechs Monate verlängert. Grund dafür sind nach EU-Angaben fehlende Fortschritte bei der vollständigen Umsetzung des Minsker Abkommens für Frieden in der Ukraine. Die EU-Botschafter billigten einvernehmlich, die Strafmaßnahmen bis zum 31. Januar 2017 in Kraft zu belassen. Die Europäische Union hatte die Sanktionen Mitte 2014 wegen Moskaus Unterstützung für die prorussischen Separatisten in der Ostukraine verhängt. (mt/ck) Nordkorea testet weitere Raketen Seoul. Nordkorea hat in der vergangenen Woche gegen ein Verbot der Vereinten Nationen zwei weitere Mittelstreckenraketen getestet. Nach Erkenntnissen des südkoreanischen Verteidigungsministeriums handelte es sich um Raketen des neuen Mittelstreckentyps „Musudan“. Nach Informationen aus Seoul startete eine erste Rakete dieses Typs am vergangenen Mittwoch von der nordkoreanischen Ostküste und stürzte nach einer Strecke von rund 150 Kilometern ins Meer. Südkorea stufte diesen Test als Fehlschlag ein. Eine zweite Rakete gleicher Bauart sei daraufhin 400 Kilometer weit geflogen. Die Raketentests wurden international scharf verurteilt. (uvs/yb) Foto: Bundeswehr/Jana Neumann Bewährtes Konzept: Die Bundeswehr bildet im Nordirak (l.) und in Afghanistan (r.) einheimische Soldaten aus. Auftrag Ausbildung Die NATO will im Kampf gegen den IS lokale Kräfte gezielt befähigen. Von Jörg Fleischer Berlin. Zur Unterstützung im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) will die NATO künftig verstärkt lokale Kräfte ausbilden und in die Lage versetzen, den IS zu bekämpfen sowie das eigene Land zu stabilisieren. „Das Training von lokalen Kämpfern ist eine unserer stärksten Waffen im Kampf gegen den IS“, betont NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Mit ihren Plänen beziehen sich die Verteidigungsminister des Bündnisses auf das strategische Konzept der NATO. Das sieht unter anderem vor, geeignete militärische Fähigkeiten zu entwickeln, „indem wir insbesondere lokalen Kräften bei der Ausbildung helfen, damit sie selbst den Terrorismus bekämpfen können“. Konkret geht es derzeit darum, Soldaten direkt im Irak auszubil- den. Die NATO-Verteidigungsminister haben bei ihrem Treffen in Brüssel eine entsprechende Empfehlung getroffen, über die beim Gipfel der Allianz Anfang Juli in Warschau entschieden werden soll. „Das ist ein wichtiger Schritt“, sagt Stoltenberg. Bisher bildet die NATO irakische Offiziere im Nachbarland Jordanien aus. Stoltenberg hatte bereits Anfang Juni bei seinem Besuch in Berlin in Aussicht gestellt, das Bündnis peile in Warschau die Verabschiedung eines NATO-Mandats zur Ausbildung und Unterstützung lokaler Kräfte an. Das Konzept könne neben Nordirak und Afghanistan auch an anderen Brennpunkten angewendet werden. Wiederholt hatte Stoltenberg Afghanistan als „Blaupause“ für diesen Ansatz genannt. Hier sei es, so Stoltenberg, der Allianz gelungen, die afghanische Armee zu einer schlagkräftigen und technologisch gut ausgerüsteten Einheit aufzubauen. Die Bundeswehr hat daran großen Anteil. Sie leistete seit dem Jahre 2001 insgesamt 13 Jahre lang als Teil der ISAF (International Security Assistance Force) ihren Beitrag zur Stabilisierung am Hindukusch – im Auftrag der Vereinten Nationen. Im Zuge dieser Mission wurden afghanische Sicherheitskräfte aufgebaut, die schrittweise die Verantwortung über ihr Land übernommen haben. Der ISAF-Einsatz wurde am 31. Dezember 2014 beendet. Seit dem 1. Januar 2015 läuft die Folgemission Resolute Support – eine Ausbildungs- und Beratungsmission mit dem Schwerepunkt „train, advise and assist“. Die NATO beabsichtigt bei ihrem Gipfel, den Einsatz am Hindukusch zu verlängern. Das Bündnis plant, die Präsenz ihrer Truppen im Land beizubehalten. Ein weiteres Beispiel für die wirksame Unterstützung loka- ler Kräfte ist das internationale Engagement im Nordirak. Hieran hat die Bundeswehr mit ihrer Ausbildungs- und Unterstützungsmission im nordirakischen Erbil wesentlichen Anteil. Die deutschen Soldaten unterstützen die kurdischen Peschmerga im Kampf gegen den IS. Schwerpunkt des Einsatzes ist der „nachhaltige Fähigkeitsaufbau der irakischen Streitkräfte sowie der Sicherheitskräfte der Regierung der Region KurdistanIrak“. So lautet der Beschluss des Deutschen Bundestages vom 29. Januar 2015. Die Mission der Bundeswehr im Nordirak hat eine Mandatsobergrenze von 150 Soldaten. Die deutschen Soldaten bilden die Peschmerga aus, beraten sie und liefern humanitäre Hilfsgüter und Waffen. Mit der Unterstützung der Ausbildung kommt die Bundeswehr einem Ersuchen der Regierung des Iraks sowie der Regierung der Region Kurdistan-Irak nach. Kolumbien: Aussicht auf Frieden Regierung und Farc-Kämpfer unterzeichnen Abkommen – Entwaffnung soll beginnen. Havanna. Nach einem halben Jahrhundert des Konfliktes haben die Regierung Kolumbiens und die linke Guerillaorganisation Farc in der vergangenen Woche einen dauerhaften Waffenstillstand geschlossen. Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos und der Farc-Kommandeur Timoleón Jiménez unterzeichneten auf Kuba im Beisein internationaler Vertreter das Abkommen – eine entscheidende Etappe auf dem Weg zu einem langfristigen Friedensvertrag in dem südamerikanischen Land. „Heute ist ein historischer Tag“, sagte Santos. Der Waffenstillstand umfasst die Bedingungen für die Entwaffnung der Guerilla-Kämpfer, Sicherheitsgarantien für die Rebellen sowie Foto: picture alliance/dpa/Christian Escobar Mora London. In einem historischen Referendum haben die Briten für den Austritt aus der Europäischen Union (EU) gestimmt: Nach offiziellen Angaben votierten 51,9 Prozent für den sogenannten Brexit. Insgesamt hätten sich 17,4 Millionen Menschen für den Austritt ausgesprochen, teilten die britischen Behörden am vergangenen Freitag nach Auszählung der 382 Wahlbezirke mit. 16,1 Millionen Menschen und damit 48,1 Prozent der Beteiligten stimmten für den Verbleib in der EU. Großbritannien ist damit das erste Land, das die EU verlässt. Insgesamt 46,5 Millionen Bürger hatten sich für das Referendum registriert – 72,2 Prozent von ihnen gaben schließlich ihre Stimme ab. Der britische Premierminister David Cameron, der in der Kampagne das Lager der EU-Befürworter angeführt hatte, kündigte noch am vergangenen Freitag seinen Rücktritt an. (eb) Foto: Bundeswehr/Andrea Bienert Briten stimmen für den Brexit Bald angeblich entwaffnet: Farc-Kämpfer in Kolumbien. Schritte im Kampf gegen die ausufernde Kriminalität. Das Abkommen enthält kein Datum für das Inkrafttreten des Waffenstillstandes. Als möglicher Beginn gilt der Tag der Unterzeichnung eines Friedensvertrags. Santos hat die Hoffnung geäußert, der Friedensvertrag könne am 20. Juli unterzeichnet werden – dem kolumbia- nischen Nationalfeiertag. Die Farc-Guerilla hält bereits seit Juli 2015 eine einseitige Feuerpause ein. Im Zuge des Abkommens müssen ihre Mitglieder binnen sechs Monaten ihre Waffen unter UN-Aufsicht abgeben. Die Farc – die sogenannten Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens – haben ein halbes Jahrhundert lang gegen den kolumbianischen Staat und Großgrundbesitzer gekämpft. In dem Konflikt zwischen linken Rebellen, Paramilitärs, Drogenmafia und Armee wurden mehr als 260 000 Menschen getötet. 6,6 Millionen weitere wurden vertrieben. Derzeit hat die Farc noch etwa 7000 Kämpfer unter Waffen. In Kolumbien besteht die Hoffnung, dass der Friedensvertrag auch zu einer Beilegung des Konflikts mit der zweiten linken Guerilla, der ELN, führt. Im März war angekündigt worden, dass nach zwei Jahren vertraulicher Vorgespräche demnächst offizielle Friedensverhandlungen aufgenommen würden. Neben der ELN-Guerilla und rechten Paramilitärs sind in Kolumbien auch kriminelle Banden aktiv und destabilisieren das Land. (usv/ju/yb) 27. Juni 2016 EINSATZ / BUNDESWEHR Als Lehrer in Somalia Auf dem Weg in das Trainingscamp Langsam setzt sich der Konvoi in Bewegung. Die vier Fahrzeuge vom Typ IVECO LMV verlassen das Gelände des Mogadischu International Airport, einem besonders Fotos: Bundeswehr/Jane Schmidt (5) Von Peter Mielewczyk Fotos Jane Schmidt Routiniert: An sechs Tagen in der Woche fährt Hauptmann Gabriel (r.o.) mit dem Konvoi (l.o.) in das Trainingscamp – hier unterricht ert er somalische Offiziere in Mathematik und PC-Grundlagen. bewachten Bereich am Rande einer der gefährlichsten Städte der Welt. Nach 15 Minuten Fahrt erreicht der Konvoi das „General Dhagabadan Training Center“. Die italienischen Soldaten sichern die Umgebung und kontrollieren die Ausbildungsstätten auf verstecke Ladungen. Hinter einem Schutzwall befinden sich in einfachen Baracken mit kleinen Fenstern die Lehrklassen. Hauptmann Gabriel drückt auf den Lichtschalter – nichts passiert. „Das wird schon, Ruhe und Gelassenheit sind hier das oberste Gebot, in zehn Minuten werden wir Strom für die Computer und den Beamer haben. Vielleicht. Sonst müssen wir improvisieren.“ Vor dem Tor herrscht Gedränge, die italienischen Sicherungskräfte kontrollieren jeden somalischen Lehrgangsteilnehmer mit einer Metallsonde. Strom ist in der Zwischenzeit auch da. Bis zu 25 Schüler zählen die Klassen. Hauptmann Gabriel bekommt eine Meldung aus der angetretenen Formation, antwortet und begrüßt seine Schützlinge auf Somali. „Als Ausbilder sind wir sehr hoch angesehen und akzeptiert“, sagt er. Nationalhymne im Klassenzimmer Der Unterricht beginnt an diesem Morgen mit Mathematik, schriftliches Dividieren steht auf dem Lehrplan. Gabriel erklärt an der Tafel und rechnet eine Aufgabe vor, der Sprachmittler übersetzt. Für die zweite Aufgabe holt sich der 41-jährige Lehrer einen Trainee nach vorne, die anderen rechnen am Platz mit. Alles funktioniert sehr schnell, die Schüler sehen leicht unterfordert aus. „Wir haben am Anfang des Lehrgangs einen Test gemacht, da gab es bei den Grundrechenarten große Schwierigkeiten“, berichtet Gabriel. „Vielleicht war das Wissen ein wenig eingestaubt. Wir machen dann einfach weiter im Stoff. Nicht, dass sich am Ende noch jemand langweilt“, sagt Gabriel mit einem verschmitzten Lächeln. Nach einer kurzen Pause wird in der zweiten Unterrichtshälfte am Computer gearbeitet. Die Trainees sollen lernen, wie man Briefe ver- 5 UNIFIL und KFOR: Mandate verlängert Lehrfach: „Mein Computer und ich“. Deutscher Infanterieausbilder schult somalische Offiziere. Mogadischu. Es ist dunkel im Raum, die Temperatur gerade noch erträglich, im Lichtstrahl des Beamers tanzt der Staub. Hauptmann Carsten Gabriel* scherzt mit dem italienischen Konvoiführer. In wenigen Minuten werden sich Italiener, Spanier, Portugiesen und Deutsche wieder auf den Weg machen. Sechs Tage in der Woche der gleiche Ablauf: Briefing, Fahrt ins Traningscamp, Ausbildung, Rückfahrt und Nachbereitung. Alles wirkt routiniert, die Soldaten aus den unterschiedlichen Nationen sind inzwischen ein eingespieltes Team. Seit zwei Monaten ist Hauptmann Gabriel – einer von derzeit sieben deutschen Soldaten – als Hörsaalleiter und Ausbilder bei der „European Union Training Mission Somalia“ (EUTM SOM) eingesetzt. Die Trainingsmission unterstützt das Land beim Aufbau funktionsfähiger Sicherheitsstrukturen und ruht auf drei Säulen: Ausbildung, Ausbildungsbegleitung und strategische Beratung. Die Bundeswehr beteiligt sich mit Unterbrechungen seit März 2010 an der Mission. Hauptmann Gabriels Auftrag ist es, Offiziere der somalischen Armee für ihre künftige Stabstätigkeit vorzubereiten. „Ich bin hier eine Art Volksschullehrer. Mathematik, Landessprache, Excel, Word, PowerPoint und ‚Mein Computer und ich‘ stehen auf dem Lehrplan“, sagt der gelernte Infanterist. In Somalia habe fast jeder ein Handy, aber 90 Prozent seiner Schüler hätten noch nie an einem Computer gearbeitet. aktuell fasst und Listen im Programm Excel erstellt. Der Sprachmittler ist nun gefragt: Nur wenige Schüler können Englisch, und es wird meist in der Landessprache geschrieben und gesprochen. Gabriel geht durch die Reihen, unterstützt. Er ist mit seinen Schützlingen zufrieden. Nach drei Stunden ist der Unterricht für den Vormittag beendet. Nach ein paar Stunden Theorie im Lehrsaal lässt die Konzentration nach. „Das Limit für die Schüler ist dann erreicht, und meins auch“, fasst der Hauptmann zusammen. Zum Abschluss wird voller Stolz die somalische Nationalhymne angestimmt. Am nächsten Tag wird Hauptmann Gabriel wieder im Trainingscamp sein. Sechs Tage die Woche, als gelernter Infanterist und Volksschullehrer im Fach „Mein Computer und ich“. *Name zum Schutz des Soldaten geändert. Der QR-Code führt direkt zum Video „Die Bundeswehr in Somalia – in der Europäischen Trainingsmission“. Am Rande von Mogadischu gelegen: Das „International Camp“ der „European Union Training Mission Somalia“ am Flughafen. Berlin. Vergangenen Donnerstag hat der Bundestag die weitere Beteiligung an der Mission UNIFIL (United Nations Interim Force in Lebanon) beschlossen. Das Mandat wurde um ein weiteres Jahr verlängert, die Personalobergrenze bleibt unverändert bei 300 deutschen Soldaten. Die Bundeswehr ist somit seit 2006 durchgängig im Libanon im Einsatz. Als Teil des maritimen Einsatzverbandes von UNIFIL beteiligt sich die Deutsche Marine an der Sicherung des Seegebiets vor der libanesischen Küste. Außerdem leistet Deutschland Unterstützung bei der Ausbildung libanesischer Marinesoldaten und beim Aufbau einer libanesischen Küstenradarorganisation. Ebenso hat der Bundestag am vergangenen Donnerstag der Fortsetzung der deutschen Beteiligung an der internationalen Sicherheitspräsenz im Kosovo zugestimmt. Im Rahmen der KFOR-Mission wird die Bundeswehr damit weiterhin ihren Beitrag zur Stabilisierung der gesamten Region leisten. Wie bereits angekündigt, ist die personelle Obergrenze jedoch von 1850 auf 1350 Soldaten gesunken, da sich die Sicherheitslage vor Ort deutlich verbessert hat. Derzeit befinden sich rund 650 deutsche Soldaten im Kosovo. (kie) Wechsel in Mittelmeer und Ägais Souda. Die Fregatte „Karlsruhe“ hat vergangene Woche den EU-Einsatz EUNAVFOR Med – Operation Sophia nach gut zwei Monaten Beteiligung verlassen und steht nun unter NATOKommando. In der Standing NATO Maritime Group 2 hat sie den Einsatzgruppenversorger „Bonn“ als Flaggschiff in der Ägais- Mission der NATO abgelöst. Auf Kreta übergab die „Bonn“ ihre Dienstgeschäfte an die „Karlsruhe“ und Flottillenadmiral Jörg Klein das Kommando über die Mission an seinen Nachfolger Flottillenadmiral Kay-Achim Schönbach. In der Operation Sophia wird die Fregatte „Karlsruhe“ durch das Minenjagdboot „Datteln“ abgelöst. Für den Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“ wird der Tender „Werra“ Teil der Operation werden. Beide haben vergangenen Montag ihren Heimathafen Kiel in Richtung Mittelmeer verlassen. (kie) aktuell BUNDESWEHR aktuell 7 Schutz in der Wüste Vielseitig und spezialisiert: Die Objektschützer der Luftwaffe sichern bei MINUSMA im Norden Malis ihre niederländischen und deutschen Kameraden. Von Nicole Griebel Gao. Als sich das Fahrzeug vom Typ Eagle langsam die kleine Anhöhe hochschiebt, ist aus dem Inneren nur das von der malischen Wüste zu sehen, was die Scheinwerfer für wenige Augenblicke erhellen. Hinter dem ersten Fahrzeug kämpfen sich Dingos und der Transportpanzer Fuchs des Beweglichen Arzttrupps durch den Wüstensand. Es ist stockfinster, die Hand vor Augen nicht zu erkennen. In dieser Nacht, mehrere Kilometer von Gao entfernt und mitten in der malischen Wüste, ist ein kleiner Konvoi deutscher Soldaten auf Patrouille. Die Objektschützer der Luftwaffe sind mit ihren Fahrzeugen abseits der Wege unterwegs, kommen auf einer Anhöhe zum Stehen. Ohne Nachtsichtgeräte könnten die Soldaten kaum einen Fuß vor den anderen setzen. Trotzdem müssen sie den Nahbereich auf versteckte Sprengfallen absuchen. Die Objektschützer sind so etwas wie die Lebensversicherung für die Soldaten im deutsch-niederländischen Camp Castor im malischen Gao. Die Spezialisten aus Schortens zeigen bei MINUSMA (United Nations Multidimensional Integrated Stabilization Mission in Mali), dass sie weit mehr können, als ausschließlich zu bewachen. Sie garantieren den anderen Kräften vor Ort, dass sie sicher sind und ihren Auftrag wahrnehmen können. Der Auftrag „on base“ Wenige Stunden später: Das Thermometer an der Haupteinfahrt von Camp Castor zeigt an diesem Tag weit über 40 Grad im Schatten. Christian L. kontrolliert seit den frühen Morgenstunden mit seiner Gruppe das Zugangstor des Camps. Der Oberfeldwebel, der zum Objektschutzregiment der Luftwaffe aus Schortens gehört, hat an diesem Morgen „on base“-Dienst – und ist damit für die Sicherung des Lagers verantwortlich. Als Gruppenführer koordiniert er, welche seiner Soldaten welche Aufgabe während der Lagersicherung wahrnehmen. Insbesondere für das „Main Gate“ ist das wichtig. Dort herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Der 28-Jährige entscheidet, welche Fahrzeuge und welche Personen mit Vorrang abgefertigt werden. Jeder der Pick-Ups, Lkw, Militärfahrzeuge und Motorroller muss abgespiegelt werden. Jede Person wird einzeln durchsucht. Neben dem Haupttor besetzt die Gruppe von Christian L. auch die zahlreichen Sicherungstürme des Camps. Die Soldaten stehen im Schatten, doch die heiße Luft staut sich. Handteller- Immer mit an Bord des niederländischen Hubschraubers vom Typ CH-47D Chinook (l.): Die deutschen Objektschützer stellen das „Air Mobile Protection Team“. MINUSMA große Spinnen, Schlangen und Skorpione kriechen den Soldaten über die Stiefel. Trotzdem: Sie müssen wachsam sein. Die Objektschützer stellen auch das „Intervention-Team“. Die schnelle Eingreiftruppe stellt die Lagerstreife, die Besetzung der Fahrzeugstellungen und ein Manöverelement, um im Lager schnellstmöglich eingreifen zu können. „Der worst case wäre, wenn jemand gewaltsam versucht, ins Camp einzudringen. Dann müssen wir handeln“, sagt Christian L. Der Auftrag „off base“ Der stellvertretende Zugführer, Hauptfeldwebel Timo W., bricht an diesem Morgen zu einer Patrouille auf. In den nächsten Stunden werden er und seine Kameraden nach möglichen versteckten Stellungen Ausschau halten. Die Dingos fahren über unbefestigte Straßen, halten schließlich in einem kleinen Dorf. Nachdem die Sicherung aufgebaut ist, spricht der Hauptfeldwebel einen Bewohner an. Er möchte wissen, wie es den Menschen hier geht, wie sich ihre Lebenssituation darstellt. Ziel ist, ein Gespür für den Einsatzort und die Menschen, die dort leben, zu entwickeln. „Man kann sich kaum vorstellen, wie ein Leben ohne ein Krankenhaus in der Nähe oder die Apotheke um die Ecke aussieht. Aber hier ist das Alltag“, sagt der 36-jährige Hauptfeldwebel. Ein weite- rer wichtiger Aspekt der Gespräche mit den Einheimischen: Sie helfen den Soldaten dabei, sich einen Überblick über die aktuelle Bedrohungslage zu verschaffen. Botschafter mit blauem Barett Die Spezialisten der Luftwaffe sind dafür ausgebildet, alle Bedrohungen auf Objekte der Luftwaffe abzuwehren. Die größte Gefahr droht Flugzeugen, insbesondere bei Start und Landung. Um ihr zu begegnen, gehen die Objektschützer immer wieder auf sogenannte Counter-SAFire-Patrouillen („Surface to Air Fire“) im Bereich rund „Off-base“: Die Objektschützer auf Patrouille rund um Gao. Sie suchen das Gespräch mit Einheimischen, verschaffen sich so unter anderem ein Bild von der Lage vor Ort . Gefährdeter Bereich: Die Soldaten aus Schortens sichern die Einflugschneise am Flughafen von Gao. Sie sind mit einem Allschutz-Transport-Fahrzeug Dingo unterwegs. um den Flugplatz von Gao. Sie überwachen den Einflugsektor, harren dabei stundenlang im heißen Wüstensand aus. Objektschutz umfasst vor allem die Verteidigung von Material und Infrastruktur, aber das Aufgabenspektrum der Spezialisten hat sich in den vergangenen Jahren stark vergrößert. Die Objektschützer können auch Scharfschützen, Nahaufklärungskräfte mit Drohnen sowie Diensthunde stellen. Eine besondere Aufgabe haben die vier Objektschützer beim „Air Mobile Protection Teams“, kurz AMPT. Sie befinden sich seit der ersten Stunde in Mali und sind Teil der Luftfahrzeugbesatzung auf dem niederländischen Hubschrauber vom Typ CH-47D Chinook. Sie sind insbesondere für den Schutz der Hubschrauber zuständig, die für MINUSMA Material, Soldaten und ziviles Personal transportieren. Zudem unterstützen sie die auf den Helikoptern eingesetzten Ärzte und Sanitäter. Grundsätzlich ist das deutsche AMPT in Mali bei jedem Hubschraubereinsatz dabei. Vier bis fünf Monate werden die Soldaten aus Schortens ihren Auftrag unter extremen Bedingungen erfüllen. Sie sind Botschafter Deutschlands – mit dem blauen Barett der Vereinten Nationen. Die ganze Reportage auf www.einsatz.bundeswehr.de Das Objektschutzregiment „Friesland“ Am 30. Juni 2006 wurde das Objektschutzregiment (ObjSRgtLw) der Luftwaffe in Dienst gestellt. Aus Verbundenheit zur Region wurde der Namenszusatz „Friesland“ vergeben. Zum jetztigen Zeitpunkt leisten dort rund 1600 Soldaten ihren Dienst. Die Objektschützer sind in der Regel die ersten Kräfte der Luftwaffe im Einsatzgebiet und können mit eigenen Kräften einen umfassenden Beitrag zur Aktivierung, zum Schutz und zum Betrieb eines streitkräftegemeinsamen und auch multinationalen Flugplatzes leisten. Mit den Facetten der Logistik, dem Infanterieanteil, dem militärischen Brandschutz und dem Pionierwesen, sowie den Komponenten der Kampfmittelabwehr und dem Feldnachrichtendienst besitzt das Regiment ein Alleinstellungsmerkmal in den Streitkräften. Seine Fähigkeiten im Einsatz kennzeichnen den Stellenwert nicht nur innerhalb der Luftwaffe, sondern auch der gesamten Bundeswehr. Bisher haben mehr als 3500 Soldaten des Verbandes an Auslandseinsätzen der Bundeswehr teilgenommen. (mee) Fotos: Bundeswehr/PAO DEU EinsKtgt MINUSMA (7) 6 27. Juni 2016 Foto: Bundeswehr/Marco Dorow BUNDESWEHR Foto: Bundeswehr/Carl Schulz aktuell Foto: U.S. Army Europe 8 Brigadegeneral Markus Laubenthal (l.) hebt „Readiness“ und „Interoperability“ hervor. Durch stetiges Üben mit Bündnispartnern werden diese Fähigkeiten ausgebaut – wie zum Beispiel bei Swift Response 2015 das Evakuieren von Zivilisten aus einem Krisengebiet (M.) und die Verlegung von Waffensystemen in das Operationsgebiet (r.). „Speed matters“ Brigadegeneral Laubenthal im Gespräch über seine Aufgaben als Chef des Stabes der U.S. Army in Europa. Welchen Auftrag hat das Hauptquartier U.S. Army Europe? Dieses Hauptquartier ist ein Force Provider: Ähnlich wie das Kommando Heer bildet es USHeerestruppenteile in Europa aus und stellt sie für Einsätze und Übungen bereit. Dieser Auftrag hat sich jedoch verändert, nach dem der amerikanische Präsident Barack Obama im März 2014 die sogenannte European Reas surance Initiative entschieden hat. Damit erklären sich die USA nach der illegalen Besetzung der Krim und des Beginns des Krie ges in der Ostukraine bereit, den Bündnispartnern beizuste hen. Dazu sind im April 2014 auf Einladung zunächst jeweils eine Fallschirmjägerkompanie in die SKB trifft Partner aus der Wirtschaft Berlin. Am vergangenen Diens tag haben sich Vertreter von Bun deswehr und Wirtschaft zur zwei ten Klausurtagung „Die SKB und ihre Partner in der Wirtschaft“ getroffen, um sich über Rahmen bedingungen einer zukünftig verbesserten Zusammenarbeit auszutauschen. Ziel ist, die Unterstützungsforderungen aus Einsätzen zeitgerecht erfüllen zu können. Neben Rahmenverträgen zur Unterbringung im Einsatz waren abgestufte ITSicher heitsarchitektur, Themen des Militärischen Nachrichtenwe sens, des Personalmanagements, der ABCAbwehr und der GeoInfoDatengewinnung Gegenstand der diesjährigen Veranstaltung. (sw) drei baltischen Staaten und nach Polen verlegt worden. Wir spre chen in diesem Zusammenhang von „Persistent Presence“ – einer ständigen Präsenz mit rotieren den Kräften. Die Koordinie rung dieser Truppenbewegun gen ist derzeit die Hauptaufgabe im HQ USAREUR. Mittlerweile haben uns auch Bündnispartner aus Südosteuropa wie Rumänien und Bulgarien eingeladen. Was war bei den US-Streitkräften ausschlaggebend, den Posten des Chefs des Stabes erstmals mit einem deutschen General zu besetzen? Von Seiten der Amerikaner war klar gewünscht, mit einem ihrer Hauptalliierten weiter eng zusammenzuarbeiten. Wir kennen einander sehr gut aus den Einsätzen auf dem Balkan und in Afghanistan. Die Ameri kaner vertrauen und akzeptieren uns als starken und verlässli chen Bündnispartner. Nach den positiven Erfahrungen, die die Amerikaner im Einsatz mit uns Deutschen gemacht haben, haben sie sich dazu entschlossen, diese Zusammenarbeit und Transpa renz auch in einem USHaupt quartier außerhalb von Einsätzen fortzusetzen. Die USA wollen 2017 eine weitere Brigade an die Ostflanke der NATO verlegen. Was bedeutet das für das HQ? Für das HQ ändert sich nicht viel. Das Verlegen von USTrup pen an die Ostflanke der Allianz läuft ja bereits seit April 2014. Neu und vorteilhaft ist, dass wir nun Großgerät und Muni tion vor Ort, das heißt bei den Bündnispartnern, bereit halten. So sparen wir erhebliche Kos ten ein, weil die Brigade samt Ausrüstung nicht mehr aus den USA nach Europa transportiert werden muss. Die USA haben damit auch ein deutliches Zei chen gesetzt, dass sie es mit der Assurance (Anm. d. Red.: Zusi cherung des Beistandes) sehr ernst nehmen. Das wird jetzt noch weiter verstetigt, indem die Steh zeit, also die Dauer, die diese Bri gade geschlossen in Europa ver bleibt, neun Monate beträgt und bei Rückverlegung unmittelbar eine weitere Brigade folgt. Das erweitert unser Kräfteprofil und bringt uns dauerhaft Fähigkeiten zurück wie Kampfpanzer, Schüt zenpanzer und Panzerhaubitzen. Was können wir von unseren amerikanischen Partnern lernen? Hier halte ich besonders zwei Aspekte für wichtig: Ers tens, „Building Readiness“. Im USAREUR glauben wir, dass Geschwindigkeit wesentlich ist vor dem Hintergrund der derzei tigen Sicherheitslage in Europa – wir sagen: „Speed matters“. Es geht darum, rasch aufzuklären, was vor sich geht, rasch Hand lungsmöglichkeiten zu entschei den und rasch Kräfte zusam menzufassen. Das verlangt von Streitkräften eine hohe Einsatz und Verlegebereitschaft. Daher ist für USAREUR der Grundbetrieb stets Einsatzvorbereitung für alle. Die Zeit wird intensiv genutzt, um „Readiness“, also Einsatzbe reitschaft, durch Übungen her zustellen. Zweitens, „Building Interoperability” in den Dimensi onen „People, Process and Policy, Technology“. Im Einsatz trifft man auf Verbündete, daher müs sen wir trotz vieler unterschied licher Plattformen, Prozesse und Technik bei den Bündnispartnern jederzeit auf diese Zusammenar beit („plug in“) vorbereitet sein. In den ersten beiden Dimensio nen haben wir bereits sehr viel erreicht, komplizierter ist der Bereich Technologie. Welche zentrale Botschaft möchten Sie an unsere Leser richten? Meine Kernbotschaft ist, dass wir unsere Fähigkeit zur Zusam menarbeit mit Verbündeten und Partnern immer wieder üben müssen – weit bevor man in den Einsatz geht. Das erhöht den Ein satzwert und stärkt den Zusam menhalt. Die Fragen stellte Torsten Sandfuchs-Hartwig. Das gesamte Interview unter www.bundeswehr.de. Teamarbeit in der Türkei Seedorfer Fallschirmjägerkompanie übt drei Wochen Zusammenarbeit mit anderen Nationen. Seedorf. Das Fallschirmjägerre giment 31 aus Seedorf hat im Juni in der Türkei an der Übung Efes teilgenommen. 6000 Soldaten aus insgesamt 15 Nationen übten gemeinsam auf einem Militärge lände südlich von Izmir, um die Zusammenarbeit der Bündnis partner zu vertiefen. Zum ers ten Mal war auch das Deutsche Heer dabei. In Kompaniestärke verleg ten die Seedorfer Fallschirmjä ger nach Izmir. Höhepunkt der Übung war eine zweitägige Lehr vorführung. Die gezeigten Fähig keiten waren vielfältig: von der Infiltration über die Feuervorbe reitung durch Artillerie bis zur Foto: Bundeswehr/Markus Steffen Wiesbaden. Die General Lucius D. Clay Kaserne bei Wiesbaden beheimatet das Hauptquartier der U.S. Army in Europa (HQ USAREUR). Seit 2014 ist dort erstmals ein deutscher General Chef des Stabes. Brigadegeneral Markus Laubenthal spricht mit aktuell über Transparenz und Ver trauen. Unterwegs mit türkischen Hubschraubern: Deutsche Fallschirmjäger. amphibischen Anlandung von gepanzerten Kräften und Luft landeoperationen. Die türki schen Streitkräfte stellten unter anderem Transporthubschrauber bereit. „Die Zusammenarbeit mit den türkischen Streitkräften war sehr respektvoll und von gegen seitiger Akzeptanz geprägt“, so Hauptmann Markus Steffen, Ver bindungsoffizier des Fallschirm jägerregiments 31. „Aber wir mussten die deutsche doch eher bürokratische Arbeitsweise erst mit den flexiblen und trotzdem streng hierarchischen Entschei dungsprozessen der türkischen Streitkräfte verbinden.“ Hauptmann Steffens Fazit: „Wir arbeiten hier mit Soldaten zusammen, deren Fähigkeits profile und kulturelle Hinter gründe unterschiedlicher nicht sein könnten.“ Gerade deshalb könnten sie viel voneinander lernen. Durch Übungen, Wett kämpfe und Turniere werde die nationsübergreifende Kamerad schaft gefestigt. (aud) 27. Juni 2016 ZOOM aktuell Der „Frontier Myth“ in den USA hatte seinen Ursprung im 19. Jahrhundert – und wirkt bis heute nach. Von Björn Müller A ner, die diese Kämpfe ausfechten, verkörpern seitdem als Revolverhelden und Cowboys die Werte der „Frontier“ in Film und Literatur. Ihr Hauptwerkzeug, der Trommelrevolver, wird zum Sinnbild der Durchsetzung und Behauptung des Einzelnen. Der Colt SAA 1873 – auch „Peacemaker“ genannt – stellt die Perfektionierung des Revolvers dar und wird zum Verkaufsschlager. „Frontier“-Ikonen wie der Offizier George Armstrong Custer oder der Verbrecher mit Robin HoodImage, Jesse James, sie alle besitzen den Hinterlader-Revolver. Bis heute wirkt sich die „Frontier“-Zeit auf das US-amerikanische Bewusstsein aus. Präsidentschaftskandidat John F. Kennedy bewirbt 1960 sein Regierungsprogramm als „New Frontier“, um politischen Aufbruch zu symbolisieren. Auch im „Yes we can“Slogan, mit dem der heutige US-Präsident Barack Obama 2008 seinen Wahlkampf bestreitet, steckt der Geist der „Frontier“. Die Kernaussage: Wir setzen uns durch – gegen alle Widerstände. Fotos: picture alliance/akg-images, Library of Congress (2) m 19. August 1862 erfahren New Ulms Bewohner, wie gefährlich es sich an der „Frontier“ lebt. Indianer überfallen die Stadt in Minnesota. Die deutschen Siedler können sich behaupten, verbarrikadieren sich im Stadtzentrum. Die „Frontier“ – die Grenze – bezeichnet bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Übergangszone zwischen US-Bundesstaaten und der Wildnis im Westen Nordamerikas. Dort liegt das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Im Grenzraum zu leben, birgt große Chancen und Gefahren zugleich. Es gibt keine Staatsmacht, die Vorschriften macht, jeder Siedler darf sich Land nehmen, so viel er will. Im Gegenzug muss alles der Natur abgetrotzt werden. Es gilt das Gesetz des Stärkeren. Der Kampf der deutschen Siedler von New Ulm gegen die „wilden“ Ureinwohner der Region steht beispielhaft für die Lebensrealität an der „Frontier“. Das raue Leben dort wird für die junge Nation zum identitätsbildenden Fix- punkt. Der US-Amerikaner lebt sein Leben im Geist der „Frontier“ – ungebunden und imm er bereit, über Grenzen hinweg zu neuen Ufern aufzubrechen. Auch gegen Widerstände. Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg, als sich die industrielle Revolution in Nordamerika Bahn bricht, erreicht die „Frontier“-Bewegung ihren Höhepunkt. Technischer Fortschritt, wie der Bau von Eisenbahnstrecken und Telegrafenleitungen, gehen nun Hand in Hand mit der Besiedlung in Richtung Westen. Bevölkerungswachstum und Einwandererströme aus Europa verschärfen die Verteilungskämpfe an der „Frontier“, die zum „Wilden Westen“ wird. Die in die Enge getriebenen Indianer bäumen sich in den Indianerkriegen ein letztes Mal gegen die Weißen auf. Viehzüchter und Farmer streiten mit Waffengewalt um Landbesitz. Die Män- Leben an der „Frontier“: Siedler kommen im 19. Jahrhundert zu Tausenden, erschließen den „Wilden Westen“ mit der Eisenbahn (u.). Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten treffen sie auf die Ureinwohner der Region – die Indianer (o. r.). Der Colt: Single Action Army 1873 Experten schätzen ihn: „Diesen Revolver prägt eine unverwechselbare Kontur; rundgeschwungenes Griffstück, mar kanter Hahn, Ladeklappe und Patronen hülsenAusstoßer laufseitig rechts“, sagt Eugen Lisewski, Leiter der Handwaf fensammlung im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dres den. Der Colt Single Action Army (SAA) gilt bis heute als das Symbol der „Frontier“Epoche. ColtIngenieur William Mason ent warf mit dem Single Action Army eine Handfeuerwaffe, deren Patronen in einer Trommel lagern. Single Action bedeu tet, dass der Hahn der Waffe vor jedem Schuss per Hand gespannt werden muss. Als die USArmee diesen Colt als Stan dardHandfeuerwaffe auswählte, waren noch PerkussionsRevolver verbreitet. Bei diesen mussten Kugel und Zündladung umständlich über den Lauf in die Trommel gepresst werden. Zudem waren andere HinterladerRevolver dem Colt SAA oft an Schusspräzision unterlegen. So wurde der Revolver zum Verkaufsschlager. Ein cleverer Schachzug der ColtWerke trug ebenfalls zu seinem Erfolg bei. Im selben Jahr wie der Colt SAA kam die Repetier büchse Winchester 73 auf den Markt, die sich bei Cowboys und Gesetzeshü tern rasch großer Beliebtheit erfreute. Anstatt den Konkurrenten zu bekämp fen, produzierte Colt seinen Revolver im Kaliber der Büchse. Wer eine Winchester besaß, kaufte nun bevorzugt einen Colt dazu und umgekehrt. Den Spitznamen „Peacemaker“ erhielt der Revolver wohl von einem ColtHänd ler aus Cincinnati, um den Verkauf anzu kurbeln. Werbung und WildwestShows, wie jene von Buffalo Bill, verbreiteten das Image des Colts SAA als die Waffe des „Wilden Westens“ in die Metropolen an der Ostküste und bis nach Europa. Später sorgten die HollywoodWestern dafür, dass der SAA seinen Kultstatus behielt. Die Firma Colt verdient bis heute an der RevolverIkone. Ein RetroSAA kostet rund 1500 USDollar. 9 10 aktuell SPORT 27. Juni 2016 Mit „So is et“ nach Rio Foto:Bundeswehr/Roland Alpers Fotos: Bundeswehr/Hubert Kemper (2) Andreas Ostholt könnte der erste Soldat der Bundeswehr sein, der als Reiter an den Olympischen Spielen teilnimmt. Geländeritt: Vielseitigkeitsreiter Andreas Ostholt mit „So is et“ (Mitte). Der 38-jährige Sportler will sich mit dem dunkelbraunen Wallach, ein Westfale, für die Olympischen Spiele qualifizieren. Im vergangenen Jahr gewannen beide die Deutsche Meisterschaft. Die beiden anderen Bilder zeigen Ostholt auf „Corvette“. Von Ralf Wilke Warendorf. Reitsportexperten bezeichnen das Vielseitigkeitsreiten gern als Krone der Reiterei. Es kombiniert Dressurund Springreiten mit einem anspruchsvollen Geländeparcours. Beim traditionsreichen Pferdesportturnier CHIO in Aachen findet Mitte Juli jeweils eine Teilprüfung an drei Tagen statt. Spätestens danach besteht dann auch Gewissheit, ob Hauptfeldwebel Andreas Ostholt mit seinem Wallach „So is et“ nach Rio reisen darf. Der 38-Jährige ist zuversichtlich: „Ich kann derzeit davon ausgehen, einen der Plätze zu bekommen.“ Die Qualifikation ist dem Soldaten nur noch durch Verletzungspech oder Ausfall zu nehmen. Traditionell gibt das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) die Nominierungen nach dem Aachener Turnier bekannt. Einen wichtigen Schritt in Richtung Südamerika tat das Duo bereits mit dem zweiten Platz bei den Badminton Horse Trails 2016, einem wichtigen Wettkampf in England, vor den Augen von rund 150 000 Besuchern. „Dort auf dem Treppchen zu stehen, ist schon eine echte Hausnummer“, sagt Ostholt und erinnert sich an die einzigartige Atmosphäre in Großbritannien. Intervalltraining für Reiter und Tier Seinen Erfolg verdankt der Reiter unter anderem den idealen Trainingsbedingungen, die er als Bundeswehrsportler in Anspruch nehmen kann. Der Portepee-Unteroffizier ist an der Sportschule der Bundeswehr im westfälischen Warendorf stationiert. Neben der Pflege und der Bewirtschaftung der dortigen Stallungen kann er sich voll auf seine Vorbereitung für die Olympischen Spiele konzentrieren. Die Liegenschaft hält großzügige Reitanlagen vor und in der direkten Nachbarschaft liegt das Bundesleistungszentrum des DOKR. Mit Rat und Tat zur Seite steht ihm neben zwei Bundestrainern auch sein Freund HansGünter Winkler. Der 90-Jährige ist der bisher erfolgreichste Reiter Deutschlands. Für Ausritte zieht es Pferd und Reiter regelmäßig in den Teutoburger Wald. „Einfach herrlich, in dieser Landschaft zu reiten“, schwärmt Ostholt. Er plant dort etwa einmal wöchentlich ein Intervalltraining für „So is et“ ein. „Das Geländeprofil eignet sich hervorragend für unser Programm.“ Wie menschliche Olympioniken seien auch Pferde Hochleistungssportler. strukturiert ist. Bis zu 16 Stunden täglich ist Ostholt mit und bei seinen Pferden. Neben „So is et“ trainiert er derzeit auch auf der Stute „Corvette“, die er als hoffnungsvolles Nachwuchspferd auf die erste wichtige Prüfung in Polen vorbereitet. Für die Deutsche Meisterschaft reitet Ostholt auf „Pennsylvania“. Alle Tiere muss der Soldat in Übung halten. „Mein liebstes Hobby wurde – vor allem dank der Bundeswehr – zu meinem Traumberuf“, sagt der Reitsportler. Er ist zugleich als Fachsportleiter für Reitsport an der Sportschule tätig und nebenbei Assistenztrainer der U-21-Reiter, die er 2011 in Portugal zum zweiten Platz der EM führte. Ein toller internationaler Erfolg als Trainer – als Reiter würde olympisches Edelmetall seine Karriere krönen. Das Hobby zum Beruf gemacht „Pferd und Reiter müssen regelrechte Allround-Talente mitbringen“, betont der Sportler. „Man kann sagen: Vielseitigkeit ist unser Mehrkampf.“ Sich selbst hält Ostholt mit Boxtraining fit. „Ich steige zwar nicht in den Ring, aber im Hinblick auf Koordination, Konzentration und Schnellkraft haben Reiter und Boxer viel gemeinsam.“ Erfolg zu haben, setzt aber auch voraus, dass jeder Tag optimal Zwischen Himmel und Bänderriss aras Fabelsprung bei allen olympischen Wettkämpfen seit 1992 Gold bedeutet. Die Sportlerin verzichtete auf eine Operation, und so lässt die völlig umgekrempelte Vorbereitung für Rio inzwischen Pläne für ein Comeback in der zweiten Juli-Hälfte in London reifen. „Training ist nicht alles, sie braucht auch Wettkämpfe“, sagt Knapp. Der Coach gewinnt dem Malheur von Berlin mittlerweile auch gute Seiten ab: „Ohne die Verletzung wäre riesiger Druck entstanden. Nun kann Sosthene befreit springen.“ Aus Knapps Sicht wird Rio für Stabsunteroffizier Moguenara nicht die letzte olympische Chance sein: „Sie wird sicher noch mindestens fünf, sechs gute Jahre haben können“, sagt der Trainer. Foto: picture alliance/Foto Huebner Berlin. Höhenflüge enden oft jäh. Buchstäblich über den Dächern von Berlin kam für Stabsunteroffizier (FA) Sosthene Moguenara der Absturz nicht einmal 24 Stunden nach dem größten Moment ihrer Weitspringer-Karriere: Mitten in der Euphorie über ihre Weltjahresbestleistung von 7,16 Metern erlitt die 26-Jährige im Mai einen Bänderriss im linken Sprungfuß, während VideoDreharbeiten für die EM 2018 auf einem Hochhaus in Berlin. „Gerade noch himmelhoch jauchzend und plötzlich betrübt“, beschreibt Bundestrainer Ulli Knapp die emotionale Talfahrt der Saarbrückerin an jenem verhängnisvollen Sonntag im Mai: „Als Sosthene mir das erzählte, dachte ich, ich wäre im falschen Film.“ Die Verzweiflung der aus dem Tschad stammenden Sportsoldatin über ein vermeintliches Aus aller Ambitionen für die Olympischen Spiele ist jedoch längst wieder Ehrgeiz gewichen: „Topform werde ich bis Rio wohl nicht wieder erreichen. Aber die Ärzte sagen, dass ich konkurrenzfähig sein kann, und das möchte ich auch schaffen“, sagt die Athletin. Ihre Ambitionen sind verständlich. Die Steigerung ihres persönlichen Rekordes um zwölf Zentimeter bedeutet den größten Satz einer Deutschen seit 28 Jahren. In der „ewigen“ deutschen Rangliste belegt sie nun hinter Heike Drechsler (7,48 Meter) und Helga Radtke (7,21 Meter) den dritten Platz. Außerdem hätte Moguen- Foto: picture alliance/dpa/Michael Kappeler Von Dietmar Kramer Foto: picture alliance/Eibner-Pressefoto Riesensatz und Verletzung in 24 Stunden: Stabsunteroffizier Sosthene Moguenara kämpft um ein Happy End. Macht Riesensätze: Sosthene Moguenara stammt aus dem Tschad. Im Mai sprang sie mit 7,16 Metern die Weltjahresbestleistung. 27. Juni 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11 Schritt für Schritt Attraktivitätsoffensive: Seit Mai 2015 ist das Artikelgesetz in Kraft – eine Zwischenbilanz. Das Artikelgesetz im Überblick Foto: Bundeswehr/Jane Hannemann Rückwirkend zum 1. Januar 2013 • Neue Erschwerniszulagen für Dienst in verbunkerten Anlagen Berlin. Die Attraktivitätsoffensive der Bundeswehr wurde im Koalitionsvertrag festgelegt. Die Bundeswehr soll zukünftig mit vergleichbaren zivilen Arbeitgebern konkurrieren können. Die Herausforderung ist, allen militärischen Erfordernissen gerecht zu werden und dabei die Belastungen für das Personal auf ein notwendiges Maß zu reduzieren. Das „Gesetz zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr“ trat am 22. Mai 2015 in Kraft. Franz Christian Müller, Unterabteilungsleiter für soziale Angelegenheiten im Verteidigungsministerium, hat das Gesetz mit seinen Mitarbeitern federführend erarbeitet. aktuell hat mit ihm gesprochen. Welche Rückmeldungen haben Sie aus Truppe und Verwaltung zur Umsetzung erhalten? Das Echo ist überaus positiv. Der Bundeswehrverband spricht sogar „vom größten Wurf in der Geschichte der Bundeswehr“. Neben der Einführung einer regelmäßigen Arbeitszeit von 41 Stunden in der Woche für Soldaten, die eine ausgewogene Balance zwischen Familie und Dienst unter Berücksichtigung der besonderen Bedingungen des Soldatenberufs ermöglichen soll, bildet die Verbesserung der sozialen Absicherung durch eine erweiterte Nachversicherung die Grundlage für höhere Rentenansprüche der Soldaten auf Zeit in der gesetzlichen Rentenversicherung. Ein Personalbindungszuschlag für Personalmangelbereiche konnte eingeführt werden. Die Möglichkeiten zur Teilzeitbeschäftigung für Soldaten sind erweitert und der Stichtag der Einsatzversorgung ist auf den 1. November 1991 vorverlegt worden. Welches ist die bedeutendste Neuerung? Die Umsetzung der gesetzlichen Arbeitszeitregelung, konkretisiert mit der Soldatenarbeitszeitverordnung (SAZV), war und ist eine besondere Herausforderung. Grundsätzlich wird die Einführung der Arbeitszeitregelung begrüßt, jedoch gibt es noch Unsicherheiten in der konkreten Anwendung. Insbesondere haben Fehlinterpretationen der Vorschriftenlage in der Anfangszeit zu negativen Reak- tionen geführt. Hier konnte und wird durch intensive Kommunikation für mehr Handlungssicherheit gesorgt werden. Welche Maßnahmen zeigen sofort Wirkung, und welche werden ihre Wirkung erst mittel fristig entfalten? Die einzelnen Regelungen dieses Gesetzes sind zu unterschiedlichen Zeitpunkten in Kraft getreten, spätestens zum 1. Januar 2016. Die besoldungsrechtlichen Verbesserungen sind bereits mit Wirkung vom 1. Juni 2015 geltendes Recht und seitdem auf dem Gehaltskonto wahrnehmbar. Die verbesserte Nachversicherung begünstigt die ab dem 1. Januar 2016 ausscheidenden Soldaten auf Zeit. Auswirken wird sich diese Verbesserung jedoch erst mit Erreichen des gesetzlichen Renteneintrittsalters. Mit dem siebten Besoldungsänderungsgesetz vom 3. Dezember 2015 erhalten Bundeswehrangehörige mehr Zulagen, etwa für Dienst zu ungünstigen Zeiten oder im Feuerwehr-Einsatzdienst. Außerdem wurde die Planstellenobergrenze für Stabsfeldwebel und Oberstabsfeldwebel angehoben. Rückwirkend zum 1. Januar 2015 • Verlängerung der Zulagenregelung für Rettungsmediziner/ Gebietsärzte • Verlängerung der Zulagenregelung für Piloten im Kommandantenstatus Seit 23. Mai 2015 • Rückdatierung des Stichtages der Einsatzversorgung auf den 1. November 1991 • Einführung eines Personalbindungszuschlags für Soldaten • Möglichkeit der Ernennung von Zeitsoldaten zum Oberstabsfeldwebel • Finanzielle Unterstützung für Haushaltshilfe bei der Teilnahme an Auslandseinsätzen • Gesetzliche Grundlage Teilselbsteinkleider für Mannschaftsdienstgrade • Flexiblere Gestaltung der Elternzeit • Verbesserung im Melderecht für Freiwillig Wehrdienst Leistende • Erweiterung des Anwendungsbereichs des neuen Berufsförderungsrechts Seit 1. Juni 2015 • Teilweise Aufhebung der Hinzuverdienstgrenzen für Soldaten im Ruhestand • Spätere Kürzung der Versorgung bei Ehescheidung von Berufssoldaten • Erhöhung von 16 Erschwerniszulagen • Erhöhung von 4 Stellenzulagen • Neue Erschwerniszulagen für Inübunghaltung von Spezialkräften/Minentauchern • Aufhebung der Zulagenhöchstgrenze für Kampfmittelentschärfer • Einbeziehung von Übungen in die Erschwerniszulage für Dienst zu ungünstigen Zeiten • Wegfall der Planstellenobergrenzen für Oberstabsgefreite • Anhebung der Planstellenobergrenzen für Spitzenämter einfacher Dienst • Neue Amtsbezeichnung in der Bundesbesoldungsordnung B für Leitungsämter des neuen Luftfahrtamtes der Bundeswehr Seit 1. November 2015 • Erhöhung der Wehrsoldtagessätze um zwei Euro Seit 1. Januar 2016 • Gesetzliche Dienstzeitregelung für Soldaten (41 Stundenwoche im Grundbetrieb) • Erweiterung der Möglichkeiten der Teilzeit für Soldaten Die Fragen stellte Julia Weigelt. Erstmal alles anschauen Storkow. Schon in der Schulzeit liebäugelt Maxi Lachmann mit der Bundeswehr. Ein Studium mit Offizierslaufbahn findet sie spannend. Ihr Vater spricht ihr Mut zu – und so landet die 20-Jährige im Führungsunterstützungsbataillon 381 in Storkow. „Ich habe mich für den Freiwilligen Wehrdienst entschieden, um mir erst einmal alles genau anzuschauen“, sagt die junge Frau. Die Grundausbildung entsprach nicht immer ihrer Vorstellung. „Im Biwak hab ich mich schon gefragt, was ich da eigentlich mache“, sagt Lachmann. Nun folgt der Stabsdienst Foto: Bundeswehr/Jonas Weber Schütze Maxi Lachmann leistet Freiwilligen Wehrdienst – und kann sich eine Laufbahn als Berufssoldat vorstellen. in Dresden, eine Verpflichtung für 13 Jahre kann sich die junge Frau aus Lauter mittlerweile gut vorstellen. Zu den Höhepunkten ihrer bisherigen Bundeswehrzeit zählen für Lachmann die Vereidigung und das Gelöbnis, das sie Anfang Juni vor Schloss Hubertushöhe ablegte. Eltern, Großeltern, Onkel, Tante und auch der Bruder waren dabei. „Er hat mir gesagt, dass er sehr stolz auf mich ist“, sagt die gebürtige Sächsin. Was sie in Dresden erwartet, weiß die Soldatin noch nicht. Wohin ihr Weg sie führen soll, da ist sie sich aber schon sicher: An die Universität der Bundeswehr. „Ich möchte Geschichtswissenschaften studieren und später vielleicht einmal in einem Museum arbeiten.“ (fin) Wie können Sie am Besten entspannen? Im Kreis meiner Familie oder bei einem guten Buch im Garten. Wozu können Sie nicht „Nein“ sagen? Zu einem Filmabend auf der Couch mit guten Freunden und leckerem Essen. Mit welcher Person würden Sie gern für einen Monat lang ihr Leben tauschen? Mit keiner. Ich bin mit meinem Leben sehr zufrieden – so wie es jetzt ist. Was ist Ihr Hauptcharakterzug? Ich bin sehr hilfsbereit und bin immer für meine Familie und Freunde da. Was können Sie besonders gut kochen? Gulasch und Nudelauflauf. 12 aktuell VERMISCHTES 27. Juni 2016 Kannste knicken 016 25/2 Zum Vergleich: Der erste angetriebene Flug der Menschheit mit einem VierZylinder-Motor im Dezember 1903 dauerte zwölf Sekunden. Dabei wurde eine Strecke von 37 Metern zurückgelegt. Das ist etwas weniger als die Flügelspannweite des Airbus A 400 M, dem neuesten Transportflugzeug der Bundeswehr. Die Flugmaschine des Pionierfluges hatte eine Spannweite von rund zwölf Metern und war über sechs Meter toc k lang. Die Konstruktion aus Holz und Stoff wog 340 Kilogramm. Möglich wurde der Flug durch viele Experimente mit Papiermodellen, die die Konstrukteure Wilbur und Orville Wright um die Jahrhundertwende sogar in einem Windkanal getestet hatten. Viele der späteren Pioniere der Luftfahrt arbeiteten ebenfalls mit Papierfliegern. Wer den ersten Flieger faltete, lässt sich selbstverständlich nicht sagen. Papier, eine chinesische Erfindung, gibt es seit mehr als 2000 Jahren. Einer der bekanntesten Bastler ist Leonardo da Vinci (1452–1519), der auf diese Weise Flugeigenschaften untersuchte. Seit 2006 nehmen die besten Papierflieger-Piloten alle drei Jahre an den Weltmeisterschaften in Salzburg teil. Dabei treten sie in den Disziplinen „längster und weitester Flug“ sowie „Aerobatics“ (Figurenflug) gegeneinander an. Papierflieger können zwar Flugapparate mit beachtlichen Leistungswerten sein. Vor allem sollen sie allerdings Spaß machen. s: S hut ter s Genau 297 Millimeter lang und 210 Millimeter breit ist der Stoff, aus dem Träume sind: Ein handelsübliches Blatt Papier in DIN A4 fordert Tüftler heraus und macht sie zu Flugpionieren. Der deutsche Luftfahrtpionier Otto Lilienthal sagte einst: „Ein Flugzeug zu erfinden, ist nichts. Es zu bauen, ein Anfang. Fliegen, das ist alles.“ Eine Nummer kleiner und aus Papier versuchen das auch heute immer wieder Faltkünstler. Schule, Büro, Bastelkeller – das sind die Labore, in denen erstaunliche Papierflieger entwickelt werden. Der Reiz besteht in der Reduktion. Es genügt ein einfaches Blatt Papier. Um damit Rekorde aufzustellen, bedarf es allerdings wissenschaftlicher Methoden. Dabei sind nicht nur das Material und die Form entscheidend: Abwurfwinkel und Abwurftechnik spiel e n eine entscheidende Rolle. Dem Japaner Takuo Toda gelang es mit Hilfe von Origami-Falt- techniken, einen Papierflieger 29,2 Sekunden durch die Luft segeln zu lassen – er plant sogar, einen aus dem Weltall zur Erde zu schicken. Weitere Koryphäen sind die US-Amerikaner John M. Collins und Joe Ayoob, die mit ihrem Flieger eine Flugstrecke von 69,14 Metern zurücklegen konnten, wobei Collins für die Konstruktion verantwortlich war und Ayoob, ein ehemaliger American-Football-Quarterback, für den Schwung. Fo to Von Philipp Ahlers (5) Mit einem Blatt Papier werden aus Faltkünstlern wahre Flugpioniere. Werfen und Gleiten Formen: Es gibt zwei Arten von Papierfliegern: Werfer und Gleiter. Werfer fliegen schneller als Gleiter. Der Werfer wird mit viel Kraft geradezu geschleudert. Gleiter werden waagerecht und deutlich vorsichtiger geworfen. Ein Gleiter wird nach dem höchsten Punkt des Fluges zum Gleitflug übergehen. Eine Sonderform ist der sogenannte Walk-Along-Gleiter, neben dem man her spazieren kann. Fast and Furiuos Tuning: Das Verhalten von Papierfliegern lässt sich gut mit Schulmathematik berechnen. Beim Bau von Papierfliegern kommt es also auf das richtige Modell an. Entgegen der üblichen Meinung ist es dabei nicht so wichtig, dass alles millimetergenau gefaltet wurde. Das Feintuning und der Abwurf sind mindestens so entscheidende Faktoren, wenn es um einen erfolgreichen Flug geht. Ready for Take-off – guten Flug! Jumbo Papierflieger Rekorde: Carolo Wilhelminchen hat eine Spannweite von 18 Metern, eine Länge von fünf Metern und wiegt etwa 24 Kilogramm. Der Riesenflieger der TU Braunschweig schaffte beim ersten Flug eine Strecke von 18 Metern und landete damit direkt im Guinness-Buch der Rekorde. Die Studenten und wissenschaftlichen Mitarbeiter verbauten fast 500 Tuben Alleskleber, 200 Tuben Sekundenkleber und 70 Quadratmeter Papier. SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 25/2016” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Zu gewinnen: APC Mobile Power Bank 10 000 mAh Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs. Lösung 23/2016: 4 1 7 1 Gewonnen hat: Sven Böe Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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