Praxis Schulpsychologie, Ausgabe 6, Juli 2016

Sektion
Schulpsychologie
Praxis Schulpsychologie
Ausgabe 6 • Juli 2016
www.PRAXIS-schulpsychologie.de
Gruppenbezogene soziale
Ausgrenzung
ClassroomManagement
Inklusion in
Südafrika
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aggressives und
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Verhalten bei Kindern
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3., überarbeitete Auflage
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Lehrer und Erzieher
(Reihe: „Ratgeber Kinder- und Jugendpsychotherapie“, Band 3)
3., überarb. Aufl. 2016, ca. 40 Seiten,
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Auch als eBook erhältlich
Ratgeber
Selbstverletzendes
Verhalten
Informationen für Betroffene,
Eltern, Lehrer und Erzieher
Nadine Spörer
Helvi Koch
Nina Schünemann
Vanessa A. Völlinger
Das Lesetraining
mit Käpt’n Carlo für
4. und 5. Klassen
Ein Lehrermanual mit Unterrichtsmaterialien
zur Förderung des verstehenden und
motivierten Lesens
Mit CD-ROM
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Franz Petermann
(Reihe: „Ratgeber Kinder- und
Jugendpsychotherapie“, Band 19)
2015, 51 Seiten, Kleinformat,
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Auch als eBook erhältlich
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mehr Erfolg in der Schule
2., überarbeitete Auflage 2016,
186 Seiten, Kleinformat,
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Jahrbuch der
pädagogischpsychologischen
Diagnostik
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inkl. CD-ROM, € 34,95 / CHF 45.50
ISBN 978-3-8017-2723-9
Auch als eBook erhältlich
Essstörungen
bei Jugendlichen
vorbeugen
Auffälliges Essverhalten
erkennen und handeln
2015, 132 Seiten, Kleinformat,
€ 16,95 / CHF 21.90
ISBN 978-3-8017-2683-6
Auch als eBook erhältlich
Marcus Hasselhorn /
Wolfgang Schneider (Hrsg.)
Monika Löhle
Effektiv lernen
Ein Lehrermanual mit Unterrichtsmaterialien zur Förderung des
verstehenden und motivierten Lesens
Dorothe Verbeek /
Franz Petermann
Ratgeber Selbstverletzendes
Verhalten
Informationen für Betroffene, Eltern,
Lehrer und Erzieher
(Reihe: „Klinische Kinderpsychologie“, Band 7)
3. überarb. Aufl. 2016, 297 Seiten,
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Auch als eBook erhältlich
Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
EDITORIAL
I NHALT
Liebe Leserinnen und Leser,
herzlich willkommen zur aktuellen Ausgabe der Praxis Schulpsychologie! Auch in dieser Ausgabe bereiten wir in der Redaktion
wieder schulpsychologische Themen praxisnah für Sie auf.
Die Themen Ausgrenzung, Ablehnung und Benachteiligung von
Personen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe begegnen uns nicht erst seit dem Einsetzen der
Flüchtlings- und Migrationsbewegungen auch im Kontext Schule.
Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sind in ihrer Arbeit
schon immer bei Mobbingvorfällen in der Schule und bei Konflikten zwischen Schülern oder Lehrkräften gefordert. Als Bürger und
in unserer Rolle als Schulpsychologinnen und Schul­psy­cho­logen
sind wir jedoch aktuell im besonderen Maße von diesen Themen berührt.
Wie entstehen Ausgrenzungssituationen überhaupt? Welche Mechanismen stecken
dahinter, wenn Kinder aufgrund äußerer oder gesellschaftlich zugeschriebener
Merk­male von anderen Kindern abgelehnt werden oder Gruppenrivalitäten auf dem
Schul­hof entstehen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Dr. Olga Ermel aus sozial­
psycho­logischer Sicht. Die Autorin gibt einen ersten fundierten Einblick in relevante
sozial­psychologische Theorien, die zur Erklärung herangezogen werden können und
gibt Impulse, wie die Gefahren sozialer Konflikte vermindert und ein positives soziales
Miteinander gefördert werden können.
Eine probate Methode, um nicht nur sozialen Konflikten in der Klasse vorzubeugen, sondern generell Störungen des Unterrichts und des Klassenklimas durch
voraus­schauendes Denken und Handeln präventiv zu begegnen, ist das Class­room-­
Manage­m ent. Wie Schulpsychologinnen und Schulpsychologen Lehrkräfte mit
Hilfe dieses Ansatzes konkret bei der Gestaltung guten Unterrichts beraten können,
erläutert Christoph Eichhorn. Der Autor, der sich seit vielen Jahren der Verbreitung des Class­room-­M anagement-­A nsatzes in Fortbildung und Praxis widmet,
beschreibt anschaulich an einem Fallbeispiel, wie solch eine Beratung ablaufen kann
und was dabei aus schulpsychologischer Sicht zu beachten ist.
In den folgenden Beiträgen informieren wir Sie über weitere aktuelle Themen,
Termine und vieles mehr. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und einen
schönen Sommer!
Herzlichst, Ihre
Dipl.-Psych. Dr. Helen Hertzsch
Tübingen
Editorial3
Sc hwe rpu n k t th e m e n
Gruppenbezogene soziale
Ausgrenzung4
Classroom-Management7
Au s F orsc h u ng u n d Praxis
Das Kompetenzzentrum
Schulpsychologie
Baden-Württemberg11
Inklusion in Südafrika
12
R ec ht sfrag e n
Psychotherapie als
Nebentätigkeit14
Au s de m Ve r ban d
Jubiläum der Kommunalen
Schulpsychologie 16
Auf zum 22. Bundeskongress
für Schulpsychologie –
28.–30. September 2016 17
3. Forum Inklusion/Integration:
Integration von Flüchtlingen
17
Film über die Arbeit der
Schulpsychologie in NRW
17
I n f o rmati o n e n
Veranstaltungskalender 18
Testvorstellung: SON-R 6-40 –
Non-verbaler Intelligenztest
19
Impressum19
Vorschau19
3
Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
Schwe rpunk t thema
Einblick in die Entstehungs- und Reduktionsmechanismen
Gruppenbezogene soziale Ausgrenzung
Wenn das Verhalten von Individuen durch Zugehörigkeit zu
sozialen Gruppen bzw. Kategorien – wie z. B. „Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf“, „Menschen mit Migrationshintergrund“, „Flüchtlinge“ oder „Kinder und Jugendliche in
einer Risikolage“ – beeinflusst wird, sprechen Sozialpsychologen von Intergruppenverhalten.
Während Verhalten zwischen einzelnen Individuen durch Variabilität gekennzeichnet ist, sind Einstellungen, Wahrnehmungen
und Verhaltensweisen der Gruppenmitglieder im Intergruppenverhalten durch Uniformität charakterisiert. In Intergruppensituationen werden Individuen als austauschbare Mitglieder einer
sozialen Kategorie gesehen und in Bezug auf stereotype Merkmale dieser Kategorie als ähnlich wahrgenommen. Beispiele für
Intergruppenverhalten sind pro-soziale Interaktionen wie Ko­ope­
ration, aber auch Ausgrenzung, Ablehnung, Benachteiligung oder
Konflikt (Tajfel & Turner, 1979; Turner, Hogg, Oakes, Reichert &
Wetherell, 1987).
Ausgrenzung, Ablehnung oder Benachteiligung von Personen aufgrund ihrer Gruppenzugehörigkeit ist stark verbreitet und besonders manifest (vgl. Abrams, Hogg & Marques, 2005). Im Schul­
kon­text zeigt sich das z. B. in der Ablehnung eines Schülers durch
die Schule aufgrund seiner Behinderung, in Hänseleien wegen
Discounter-Kleidung oder auch in Gewaltkonflikten auf dem Schul­
hof zwischen Gruppen unterschiedlicher kultureller Herkunft.
Es gilt heute als unzureichend, soziale Ausgrenzung, Ablehnung
oder Benachteiligung mit Stereotypen (z. B. Illusorische-Korre­
lation-Ansatz) oder mit persönlichkeitsbedingten Vorurteilen
(z. B. Theorie des autoritären Charakters bzw. die jüngere Social-­
Dominance-Orientation-Theorie) zu erklären. Mehr wissenschaftliche Evidenz haben demgegenüber soziale negative Inter­de­
pen­d enz, relative Deprivation und negative soziale Identität
als De­t er­m inan­t en sozialer Konflikte erfahren (z. B. Hogg &
Vaughan, 2008).
Soziale negative Interdependenz
In der Theorie des realistischen Konflikts wird angenommen, dass
Intergruppeneinstellungen und -verhalten von Gruppenmitgliedern die objektiven Interessen und Ziele ihrer Gruppe gegenüber
anderen Gruppen widerspiegeln (Sherif, Harvey, Hood, White &
Sherif, 1961). Sind diese Interessen bzw. Ziele der Eigengruppe –
also der sozialen Gruppe, zu der sich ein Individuum zugehörig
fühlt – mit denen der Fremdgruppe – also der sozialen Gruppe,
zu der sich ein Individuum nicht zugehörig fühlt – unvereinbar
(negative Interdependenz), resultieren negative Vorurteile und
aggressives Verhalten gegenüber den Mitgliedern der anderen
Zum Inhaltsverzeichnis
Gruppe. Eine solche Situation liegt insbesondere dann vor, wenn
Gruppen untereinander im Wettbewerb um Ressourcen stehen.
Sind die Gruppen im Erreichen ihrer Ziele jedoch aufeinander
angewiesen (positive Interdependenz), resultieren positive Einstellungen und Kooperation.
Relative Deprivation
Der Wettbewerb um knappe Ressourcen ist oft eine hinreichende, jedoch keine notwendige Bedingung für Feindseligkeiten.
Es gibt viele Beispiele für soziale Konflikte, die auch mit sicher
gestellter Ressourcenbasis für alle beteiligten Parteien stattfinden. Theorien der relativen Deprivation nehmen deswegen an,
dass neben einem objektiven Mangel an Ressourcen auch die
subjektive Wahrnehmung, weniger zu haben im Vergleich zu
anderen oder auch im Vergleich zu eigenem Besitz bzw. Status
in der Vergangenheit, eine wichtige Rolle für die Entstehung von
Konflikten bedeutet. Diese subjektive Wahrnehmung wird als
relative Deprivation bezeichnet (Walker & Smith, 2002).
Negative soziale Identität
Auch die Theorie der sozialen Identität bietet eine weitere Erklärung für die Entstehung sozialer Feindseligkeiten ohne Wettbewerb und Ressourcenknappheit (Tajfel & Turner, 1979). Sie
entwickelte sich aufgrund einer Reihe von Experimenten, die die
minimalsten Bedingungen für einen Konflikt zwischen Gruppen
prüften. Dafür wurde ein Paradigma der Minimalgruppen entwickelt, in dem Gruppen auf Basis willkürlicher Kriterien ohne Interaktion innerhalb und zwischen den Gruppen und ohne Kenntnis
der anderen Mitglieder der Eigengruppe oder der Fremd­
grup­
pe zusammengestellt wurden. Im Ergebnis war schon die reine
Gruppenaufteilung ausreichend, ein benachteiligendes Ver­hal­ten
zu induzieren, d. h. Eigengruppenmitglieder zu bevorzugen und
Fremdgruppenmitglieder zu benachteiligen (Tajfel, Billig, Bundy &
Flament, 1971). Laut der Theorie der sozialen Iden­ti­tät führt
soziale Kategorisierung (z. B. Aufteilung in „Schüler mit sonder­
pädagogischem Förder­bedarf“ versus „Schüler ohne sonder­
pä­da­gogischen Förderbedarf“) dazu, dass Personen sich nicht
aufgrund ihrer individuellen Identität (z. B. „Ich, Maja März“),
sondern auf Basis ihrer Grup­pen­zuge­hörig­keit im Sinne ihrer sozialen Iden­ti­tät (z. B. „Wir, Schüler ohne Behinderung“) definieren
und versuchen, ihre eigene Gruppe positiv von anderen abzugrenzen, um eine positive(re) soziale Identität zu bekommen.
Reduktion sozialer Konflikte
Die dargestellten theoretischen Ansätze zu Bedingungen und
Mechanismen der Entstehung sozialer Konflikte stehen im engen
4
Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
Schwe rpunk t thema
Zusammenhang mit der psychologischen Forschung zur Reduktion dieser Konflikte, die insbesondere durch zwei Traditionen
– Kontakttheorie und Kategorisierungsmodelle – geprägt sind.
Die Kontakttheorie besagt, dass ein strukturierter Kontakt
zwischen Mitgliedern unterschiedlicher sozialer Kategorien
zum Abbau bestehender Vorurteile bzw. Feindseligkeiten führen kann (z. B. Pettigrew & Tropp, 2006). Beim strukturierten
Kontakt handelt es sich um eine soziale Face-to-Face-Inter­a k­
tion zwischen Mitgliedern unterschiedlicher Gruppen bzw. Teilgruppen, bei der bestimmte Bedingungen eingehalten werden
müssen: Vorhandensein von gemeinsamen Zielen, Kooperation
mit wiederholtem und erfolgreichem Verlauf, Interaktion auf
Augenhöhe (d. h. mit gleichem Status), soziale Sanktionierung
(d. h. Kooperation und Kontakt sollten durch Normen, Regeln
und Autoritäten unterstützt werden) und Freundschaftspotenzial (d. h. die Kontakt­s ituation sollte Freundschaften ermöglichen).
Andere, aus der Theorie der sozialen Identität und aus ihrer
Weiterentwicklung, der Selbstkategorisierungstheorie ab­ge­lei­
te­te Mo­d el­le fokussieren ihre Aufmerksamkeit auf kognitive
As­p ek­te im gruppenspezifischen Verhalten, insbesondere auf
den Zu­
s am­
menhang zwischen sozialer Kategorisierung und
Grup­p en­verhalten. Das sind die Modelle der De-, Re-, Sub-,
Kreuz-­Kategorisierung, Modelle der dualen sowie der multiplen
Ka­te­gori­sie­rung. Sie nehmen im Allgemeinen an, dass eine Ver­
än­de­rung der kategorialen Strukturen eine mögliche Lösung sein
kann, um Feind­selig­keiten oder Vorurteile zu reduzieren. Diese
Modelle zielen vor allem darauf ab, die kognitiven Repräsentationen von sozialen Kategorien zu verändern (z. B. Park & Judd,
2005).
Implikationen für die Praxis
Aus diesen empirisch-wissenschaftlichen Überlegungen lassen
sich für ein konfliktfreies Miteinander zwischen Mitgliedern unterschiedlicher sozialer Gruppen bzw. Teilgruppen im Allgemeinen, aber auch im Schulkontext, folgende handlungsorientierte
Strategien für die Lehrenden bzw. andere am Schulleben Beteiligte ableiten:
• begrenzte Ressourcen und Wettbewerbssituationen vermeiden
• Bedingungen für einen strukturierten Kontakt einhalten, d. h.
gemeinsame Ziele, Kooperation mit wiederholtem und erfolgreichem Verlauf, Interaktion auf Augenhöhe, soziale Sanktionierung sowie Freundschaftspotenzial schaffen
• soziale Vergleiche und Vergleichsdimensionen berücksichtigen
und sie nach Möglichkeit komplementär gestalten
• soziale Kategorien nicht akzentuieren
Zum Inhaltsverzeichnis
• Kategorisierung durch Personifizierung auflösen, d. h. in einem
Menschen vor allem seine Individualität und nicht seine Gruppenzugehörigkeit wahrnehmen
• übergeordnete, gemeinsame Identifikationsebene hervorheben
• zwei bzw. mehrere Identitätsdimensionen gleichzeitig bewusst
machen und dadurch die Vielfalt sowie Relativität möglicher
Zugehörigkeiten aufzeigen
Fazit
Inzwischen sind der Wissenschaft viele Wege bekannt, wie
gruppenbezogene soziale Ausgrenzung vermieden und evtl.
bestehende soziale Konflikte reduziert werden können. Dabei
scheinen Bedingungen der Kontaktsituation sowie Identitätsund Kategorisierungsprozesse eine wichtige Rolle zu spielen.
Dr. Olga Ermel
Diplom-Psychologin, Tübingen
Literatur
Abrams, D., Hogg, M. A., & Marques, J. M. (2005): A Social Psychological Framework for Understanding Social Inclusion and Exclusion. In:
D. Abrams, M. A. Hogg, & J. M. Marques (Eds.), The Social Psychology
of Inclusion and Exclusion (pp. 1–24). New York: Psychology Press.
Hogg, M. A. & Vaughan, G. M. (2008): Intergroup Behaviour. In: M. A.
Hogg & G. M. Vaughan, Social Psychology. Harlow, England: Pearson.
Park, B., & Judd, C. M. (2005): Rethinking the link between categorization
and prejudice within the social cognition perspective. Personality and
Social Psychology Review, 9, 108–130.
Pettigrew, T. F., & Tropp, L. R. (2008): How does intergroup contact reduce prejudice? Meta-analytic tests of three mediators. European Journal
of Social Psychology, 38, 922–934.
Sherif, M., Harvey, O. J., White, B. J., Hood, W. R., & Sherif, C. W. (1961):
Intergroup conflict and cooperation: The Robbers Cave experiment. Norman: University of Oklahoma Book Exchange.
Tajfel, H., & Turner, J. C. (1979): An integrative theory of intergroup
conflict. In: W. G. Austin & S. Worchel (Eds.), The social psychology of
intergroup relations (pp. 33-47). Monterey, Calif.: Brooks/Cole.
Tajfel, H., Billig, M. G., Bundy, R. P., & Flament, C. (1971): Social categorization and intergroup behaviour. European Journal of Social Psychology,
1, 149–178.
Turner, J. C., Hogg, M. A., Oakes, P. J., Reichert, S. D., & Wetherell, M. S.
(Eds.). (1987): Rediscovering the Social Group: A Self-Categorization
Theory. Oxford: Blackwell.
Walker, I. & Smith, H. J. (2002): Relative deprivation, specification, development, and integration. Cambridge: Cambridge University Press.
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Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
Schwe rpunk t thema
Beratung von Lehrpersonen
Classroom-Management
Classroom-Management (CM) gilt nicht nur als Hauptqualitätsmerkmal guten Unterrichts, sondern ist auch in der Beratung
von Lehrpersonen von besonderer Bedeutung.
„Was sind gute Strafen?“
So lautete das Anliegen von Herrn Graf, als er mich um Beratung nachsuchte. Offensichtlich gab es in seiner vierten Klasse
einige Probleme. Wir vereinbarten als Beratungsziel, dass es in
der Klasse ruhiger werden soll. „Erste Probleme“, so Herr Graf,
„gibt es schon beim Betreten des Klassenzimmers“.
Übergangssituationen, wie das Betreten des Klassenzimmers,
der Wechsel vom Sitzkreis an den Platz oder das Beenden einer
Kleingruppenarbeit sind besonders störanfällig (Kounin, 2006).
Wie eine Lehrperson solche Herausforderungen bewältigt, ist
entscheidend für ein geordnetes Klassenzimmer. Rituale sind
dabei besonders bedeutsam. Sie ermöglichen einer Lehrperson,
sich als Führungskraft zu positionieren, bei der gilt, was sie sagt –
und zwar auf angemessene Weise.
Im Folgenden besprach ich mit Herrn Graf im Detail, wie er ein
Ritual „Klassenzimmer betreten“ einführen könne. Alles lief gut,
bis er schließlich einwandte: „Die Idee mit dem Ritual finde ich
ja gut – aber ich weiß schon jetzt, dass zwei Schüler nicht
mitmachen werden.“ Natürlich ist das eine ganz wesentliche Information. Stellen wir uns nur einmal vor, Herr Graf hätte seinen
Schülerinnen und Schülern das Ritual erklärt und
sie dann aufgefordert, es
gleich einmal zu üben. Und
dann hätten zwei Schüler
gesagt: „Da machen wir
nicht mit“. Dies hätte Herr
Grafs Ansehen und seine
Position schwer beschädigt.
Cla ssroom-Management
hat genau das Ziel, dass
es zu solchen Situatio­n en
gar nicht erst kommt. Für
die Beratung von Lehrpersonen bedeutet das, der­
ar ­t ige Schwie­r ig­k ei­t en zu
an­t i­z i­p ie­r en, indem man
fragt, welche Schwierigkeiten auftreten könnten, um
dann passende Handlungs­
op­tio­nen zu entwerfen.
Zum Inhaltsverzeichnis
Classroom-Management-Philosophie
Classroom-Management ist vor allem vorausschauendes Denken
und präventives Handeln, das weit im Vorfeld von Störungen
ansetzt. Dazu bietet es gleich eine ganze Reihe an Möglichkeiten an, von denen einige zentrale in der Abbildung (s. u.)
aufgeführt sind.
Dieses vorausschauende Handeln hat erhebliche Auswirkungen
auf den Unterricht, wie Bennet und Smilanich (1995) belegen:
• Wenn eine Lehrperson so unterrichtet, dass sie auf Störungen
reagiert, verwendet sie 7–18,5 Prozent der Unterrichtszeit für
Disziplinierung.
• Wenn eine Lehrperson so unterrichtet, dass sie Störungen vorbeugt, verwendet sie nur 1–3,5 Prozent der Unterrichtszeit für
Disziplinierung.
Wer sich bei Unterrichtsbesuchen ein Bild von der Unterrichtssituation machen möchte, für den steht die Classroom-Management-Beobachtungsskala CLASS von Pianta, La Paro und Hamre
(2011) zur Verfügung (dt. Übersetzung in: Eichhorn & von
Suchodoletz, 2014).
Lehrpersonen-Beratung konkret
Eine konsequente präventive Orientierung erleichtert es, selbst
in schwierigen Klassensituationen, Handlungsoptionen zu ent-
Classroom-Management bedeutet im Vorfeld einer Störung handeln
7
Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
Schwe rpunk t thema
werfen. Ich vereinbarte, dass Herr Graf mit beiden Schülern
getrennt ein kurzes Vorgespräch führen solle, um beide für das
Ritual zu gewinnen. Keine einfache Aufgabe. Wir besprachen
deshalb das Vorgehen im Detail.
Guter Unterricht im Sinne des Classroom-Managements besteht
nicht aus einigen Supertricks, sondern aus einer Vielzahl kleiner
Schritte. Sie müssen häufig genau auf die zu verändernde Situation zugeschnitten sein, damit sie auch die intendierte Wirkung
entfalten. Das zeigt, wie anspruchsvoll guter Unterricht ist – aber
auch, wie herausfordernd sich die Beratung von Lehrpersonen
gestaltet. Schulpsychologinnen und Schulpsychologen müssen
bei der Beratung im Hinterkopf behalten, dass Lehrpersonen auf
Grund der erheblichen emotionalen Belastung, die ein ungeordnetes Klassenzimmer oder Konflikte mit einzelnen Schülerinnen
und Schülern für sie bedeuten, oft nicht in der Lage sind, allgemein gehaltene Handlungsanleitungen erfolgreich in ihrem Alltag umzusetzen.
Zusammen vereinbarten wir folgendes Vorgehen: Herr Graf
sagte zu Dario: „Morgen machen wir etwas ganz besonders
Spannendes – und ich erkläre dir schon einmal vor allen anderen, was das ist. Du weißt doch auch, Dario, wie wichtig es ist,
dass es gleich zu Beginn des Unterrichts ruhig ist, damit sich alle
wohl fühlen und gut lernen können. Und dafür habe ich mir Folgendes ausgedacht (– jetzt erklärt ihm Herr Graf das Ritual im
Detail). Und du darfst es, zusammen mit Carlo, als Erster allen
vormachen. Natürlich ist es ganz wichtig, dass du dann alles
ganz genau richtig machst, damit es auch alle gleich von Anfang
an richtig lernen. Was denkst du?“ Klar war Dario begeistert und
bereit mitzumachen.
Und als es beide Schüler am nächsten Tag wirklich richtig gut
geschafft hatten – Herr Graf hatte sich vor Beginn des Unterrichts noch mal kurz mit ihnen abgesprochen –, war das erst
der Beginn seiner Intervention. Weitere wichtige Schritte waren:
Herr Graf bedankte sich bei den beiden Jungen vor der ganzen Klasse und zeigte sich damit als Vorbild für Höflichkeit und
Wert­schätzung. Auch das wurde in der Beratung vorbesprochen.
Und noch einiges mehr.
Gute Kooperation mit den Eltern
Später nämlich fragte Herr Graf seine beiden Schüler in einem
ruhigen Moment: „Wie wäre es, wenn ich eure Eltern anrufe
und ihnen berichte, wie gut euch das gelungen ist?“ Mit diesem
Anruf fördert er seine Beziehung zu den Eltern, die von der
Schule in den letzten Jahren evtl. nur negative Rückmeldungen
über ihre Kinder erhalten haben, und dann, vor allem vor dem
Zum Inhaltsverzeichnis
Hintergrund eigener negativer Schulerfahrungen, eine negative
Haltung gegenüber Schule und Lehrpersonen aufgebaut haben.
Die Zusammenarbeit mit den Eltern stellt einen zentralen Pfeiler
im Classroom-Management dar. Sie ist, wie CM selbst, präventiv
angelegt.
Als positives Beispiel sei an dieser Stelle die übliche Praxis in den
USA genannt, bereits vor dem ersten Schultag Kontakt zu den
Eltern der zukünftigen Schülerinnen und Schüler aufzunehmen.
Die Lehrpersonen stellen dabei das Curriculum für die ersten
Schulwochen und die Klassenregeln vor. Sie sprechen die Eltern
als Experten an, in dem sie z. B. fragen: „Sie kennen Dario am
besten – was sollte ich berücksichtigen, damit er sich in meiner Klasse wohl fühlt und gut lernen kann?“ Damit koppelt die
Lehrperson an die zwei wichtigsten Ziele an, die fast alle Eltern
für ihre Kinder in der Schule anstreben. Auch das fördert die
Zusammenarbeit.
Gute Lehrer-Schüler-Beziehungen –
die Basis von Classroom-Management
Damit ist das Potential unserer Ritual-Intervention aber noch nicht
ausgeschöpft. Denn als Dario und Carlo am nächsten Morgen zur
Schule kommen, begrüßt sie Herr Graf freundlich:„Wisst ihr noch,
wie gut ihr gestern allen unser neues Ritual vorgemacht habt?
Klasse gemacht – ich bin stolz auf euch.“ Damit fördert er systematisch eine gute Beziehung zu seinen Schülerinnen und Schülern. Die Beratung setzte denn auch neue Prioritäten im Beziehungsaufbau zwischen Herrn Graf und seinen Schülern: Nämlich
schwerpunktmäßig und systematisch zu denjenigen Schülerinnen
und Schülern, die wie Dario und Carlo herausforderndes Verhalten zeigen. Im Classroom-Management ist klar: Führen über
Anerkennung und Wertschätzung – statt über Kritik und Tadel.
Tipp
www.classroom-management.ch
Studien (u. a. Evertson & Weinstein, 2006) belegen, was wir längst
aus unserem Alltag wissen: Lehrpersonen mit guten Be­zie­hun­
gen zu ihren Schülerinnen und Schülern haben gut 30 Prozent
weniger Disziplinprobleme. Da der Beziehungsaufbau zu denjenigen Schülern mit herausforderndem Verhalten besonders
anspruchsvoll ist, unterlaufen vielen Lehrpersonen gerade dabei
Fehler mit schwerwiegenden Konsequenzen: Sie nehmen zu
spät zu diesen Schülerinnen und Schülern Kontakt auf, überlassen den Beziehungsaufbau eher dem Zufall und setzen zu wenig
auf kurze, positive Einzelkontakte. Oft führen sie das erste
Einzelgespräch erst dann, wenn die ersten Probleme mit den
Schülerinnen und Schülern auftreten.
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Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
Schwe rpunk t thema
w
Unterstützung für Kinder
Schirin Homeier
Sonnige Traurigtage
Ein Kinderfachbuch für
Kinder psychisch kranker
Eltern
Auch hier zeigt sich die präventive Ausrichtung von Classroom-­
Management, das klar dafür plädiert, dass sich die Lehrperson
bereits ab der ersten Begegnung mit den Schülerinnen und Schülern um eine gute Beziehung bemüht. Also bereits am ersten
Schultag.
22,90 EUR, 127 Seiten
ISBN 978-3-938304-16-7
„Ein Bilderbuch mit eindrucksvollen Zeichnungen. Nicht
belehrend, nicht beängstigend,
sondern sachlich und mit Herz.
Ein schwieriges, tabuisiertes
Thema kindgerecht präsentiert: bravo!“ (Ersatzkassen)
Vorbereitung, Vorbereitung, Vorbereitung
Damit gute Beziehungen gelingen, ist sehr gute Vorbereitung
unumgänglich. Wichtige Elemente sind dabei z. B. gute Vorinformation über die zukünftigen Schülerinnen und Schüler einzuholen, eine störungsarme Struktur des Klassenzimmers herzustellen und die eigenen Erwartungen zu klären. Letzteres ist ein
entscheidender Aspekt. Denn wenn eine Lehrperson z. B. nicht
genau für sich geklärt hat, wie laut ihre Schülerinnen und Schüler
während einer Kleingruppenarbeit miteinander flüstern dürfen,
kann sie es ihnen auch nicht erklären. Klar, dass sie es dann auch
nicht tun.
In letzter Zeit ist mit Mama etwas anders: sie ist so kraftlos und
niedergeschlagen. Auf diese „Traurigtage“ reagiert Mona wie viele
Kinder psychisch kranker Eltern: Sie unterdrückt Gefühle von Wut
oder Traurigkeit, übernimmt immer mehr Verantwortung und
sehnt sich nach glücklichen „Sonnigtagen“ ...
Schirin Homeier
Aktion Springseil
Ein Kinderfachbuch für Kinder, deren
Eltern sich getrennt haben
22,90 EUR, 157 Seiten
ISBN 978-3-940529-70-1
Fazit
Classroom-Management ist ein präventiv ausgerichteter Ansatz, der für Schulpsychologinnen und Schulpsychologen in
der Beratung von Lehrpersonen eine ganze Reihe hilfreicher,
sehr konkreter Handlungsoptionen zur Verbesserung des
Unterrichts eröffnet.
Schirin Homeier, Andreas Schrappe
Flaschenpost nach irgendwo
Ein Kinderfachbuch für Kinder
suchtkranker Eltern
22,90 EUR, 143 Seiten
ISBN 978-3-940529-17-6
Dipl.-Psych. Christoph Eichhorn
Schulpsychologischer Dienst,
Graubünden, Schweiz
Literatur:
Bennet, B. & Smilanich, P. (1995): Classroom-Management. A Thinking
and Caring Approach. Ontario: Bookation.
Eichhorn, C. (2015): Classroom-Management: Wie Lehrer, Eltern und
Schüler guten Unterricht gestalten. 8. Aufl. Stuttgart: Klett-Cotta.
Eichhorn, C. & von Suchodoletz, A., (2014): Die Klassenregeln. Guter Unterricht mit Classroom-Management. Stuttgart: Klett-Cotta.
Evertson, C. & Weinstein, C. (Eds.) (2006): Handbook of Classroom Management. Research, Practice and Contemporary Issues. Mahwah, N.J.:
Lawrence Erlbaum Associates.
Kounin, J. (2006): Techniken der Klassenführung. Münster: Waxmann.
Pianta, R., La Paro, K., Hamre, B. (2011): Classroom Assessment Scoring
System™: Manual K-3. Baltimore: Brookes Publishing.
Zum Inhaltsverzeichnis
Schirin Homeier, Irmela Wiemann
st
ugu
ab A 016
2
Herzwurzeln
Ein Kinderfachbuch für Pflege- und
Adoptivkinder
22,95 EUR, 176 Seiten
ISBN 978-3-86321-226-1
www.mabuse-verlag.de
9
Unsere Buchtipps
Helmut Lukesch (Hrsg.)
Auffälligkeiten im
Erleben und Verhalten von
Kindern und Jugendlichen
Helmut Lukesch
(Hrsg.)
Auffälligkeiten im
Erleben und Verhalten
von Kindern und
Jugendlichen
Handlungsmöglichkeiten für Lehrkräfte
Handlungsmöglichkeiten
für Lehrkräfte
2016, 440 Seiten,
€ 39,95 / CHF 48.50
ISBN 978-3-8017-2746-8
Auch als eBook erhältlich
Der Band vermittelt Lehrkräften notwendiges Hintergrundwissen und gibt Anleitung, wie Schülerinnen und Schüler
mit psychischen Auffälligkeiten, Lernstörungen und andere
Schwierigkeiten effektiv unterstützt werden können.
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Joachim C. Brunstein (Hrsg.)
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Lernstörungen
Förderung, Training und
Therapie in der Praxis
2., überarbeitete
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Anja Görtz-Dorten
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aggressives und
oppositionelles
Verhalten bei Kindern
Informationen für Betroffene,
Eltern, Lehrer und Erzieher
3., überarbeitete Auflage
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Eltern, Lehrer und Erzieher
(Reihe: „Ratgeber Kinder- und
Jugendpsychotherapie “, Band 3)
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BorderlineStörung im
Jugendalter
Ein Ratgeber für Jugendliche
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Der Ratgeber informiert Jugendliche und ihre Eltern über die
Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten einer
Borderline-Störung, dabei wird insbesondere auf die Dialektisch-Behaviorale Therapie für Jugendliche (DBT-A) eingegangen.
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der emotionalen Kompetenz
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Jugendpsychotherapie“, Band 19)
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Der Ratgeber geht auf die Ursachen und Funktionen von
Selbstverletzungen ein und erläutert, was Jugendliche selbst
tun können, um selbstverletzendes Verhalten wie Ritzen
nicht mehr auszuführen.
www.hogrefe.com
Förderung, Training und Therapie
in der Praxis
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Ratgeber aggressives
und oppositionelles
Verhalten bei Kindern
Manfred Döpfner
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Die Neubearbeitung des Bandes beschreibt zahlreiche
effektive Möglichkeiten der Lernförderung. Neben den wichtigsten Formen von Lernstörungen werden Interventionen zur
Förderung spezifischer Lernleistungen sowie bereichsübergreifende Techniken dargestellt.
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Anja Görtz-Dorten
Franz Petermann
Gerhard W. Lauth / Matthias Grünke /
Joachim C. Brunstein (Hrsg.)
Franz Petermann
Ulrike Petermann
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Emotionstraining
in der Schule
Ein Programm zur Förderung
der emotionalen Kompetenz
2016, 244 Seiten, inkl. DVD,
€ 39,95 / CHF 48.50
ISBN 978-3-8017-2687-4
Auch als eBook erhältlich
Mit Hilfe des Trainings können die emotionalen Kompetenzen
von Schülerinnen und Schülern der fünften bis siebten Klassenstufe gefördert werden.
Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
Aus Forschung und Praxis
An der Schnittstelle von Wissenschaft und schulpsychologischer Praxis
Das Kompetenzzentrum Schulpsychologie
Baden-Württemberg
Die Stunde null der Idee eines „Kompetenzzentrums Schulpsychologie“ in Baden-Württemberg lag schon einige Jahre vor
dem tatsächlichen Beginn der Arbeit in Tübingen. Sie ist, wie
viele Veränderungen in der baden-württembergischen Schulpsychologie, mit dem Amoklauf von Winnenden und Wendlingen
verbunden, der sich im März 2009 ereignete.
Viele Personen waren beteiligt und viele kleine und große Schritte
waren von der Idee bis zum konkreten Start zu gehen. Der Sonderausschuss „Konsequenzen aus Winnenden und Wendlingen:
Jugendgefährdung und Jugendgewalt“, der 2010 in der Folge
des Amoklaufs seine Arbeit aufnahm, setzte sich mit den Ursachen von Jugendgewalt allgemein und Amokläufen an Schulen
im Speziellen auseinander. Er empfahl u. a. den Stellenausbau für
Schulpsycholog(inn)en und Beratungslehrkräfte, den Aufbau
eines Konzepts für nachhaltige Prävention an Schulen sowie die
Einrichtung eines „Kompetenzzentrums Schulpsychologie“. Mit
dem Kompetenzzentrum Schulpsychologie würde eine wesentliche Grundlage für die nachhaltige Qualität der schulpsychologischen Beratung gelegt, so der Sonderausschuss.
Ausgehend von den Empfehlungen des Sonderausschusses be­
schloss der Ministerrat die Etablierung eines Studienangebots
im Bereich Schulpsychologie an einer Universität des Landes
Baden-Württemberg, verbunden mit der Einrichtung einer W3-­
Professur. In einem von Wissenschafts- und Kultusministerium
abgestimmten Bewerberverfahren setzte sich die Universität
Tübingen durch. Im Juni 2012 konnten schließlich drei Mitarbeiter/-innen, die zuvor in Schulpsychologischen Beratungsstellen
tätig waren, ihre Arbeit in Räumen der Universität aufnehmen.
Einige Monate danach startete der Masterstudiengang Schulpsychologie, die W3-Professur wurde mit Frau Prof. Dr. Caterina
Gawrilow besetzt.
Organisatorische Einbettung
Organisatorisch ist das Kompetenzzentrum eine Außenstelle des
Kultusministeriums Baden-Württemberg und gehört dort zum
Referat „Prävention und Schulpsychologische Dienste“. Auch
die 2,5 Personalstellen sind somit Referentenstellen des Kultusministeriums. Um seinem Auftrag als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und schulpsychologischer Praxis besser nachkommen
zu können, sind die Mitarbeiter/-innen räumlich an der Universität Tübingen beim Arbeitsbereich Schulpsychologie angesiedelt.
Aufgaben des Kompetenzzentrums
Die Aufgaben des Kompetenzzentrums werden vom Kultusministerium festgelegt und sind in der Landtagsdrucksache 14/7411
Zum Inhaltsverzeichnis
vom Dezember 2011 dargestellt. Das Kompetenzzentrum hat
u. a. folgende übergeordnete Aufgaben:
• Konzeption von Fortbildungen auf der Grundlage aktueller
wissenschaftlicher Forschungsergebnisse
• Unterstützung bei der Weiterentwicklung der Arbeitsqualität
in den Bereichen Schulpsychologie, Beratungslehrkräfte und
Prävention
• Austausch und Vernetzung mit Wissenschaftlern zu schulpsychologisch relevanten Themen
• Erstellung von Informationsmaterialien für die schulpsychologische und pädagogische Arbeit
• Beteiligung an der Evaluation von Präventionsprogrammen
Mit dem Ziel, das Wissensmanagement für die Schulpsychologie
in Baden-Württemberg zu verbessern, bietet das Kompetenz­
zentrum mittlerweile eine Reihe von Kommunikations- und
Austauschmöglichkeiten. So erscheint seit 2013 dreimal jährlich ein elektronischer Infobrief, der Beiträge aus Wissenschaft
und Praxis zu jeweils einem Schwerpunktthema veröffentlicht
(bisher u. a. Mobbing, Hausaufgaben, Migration und Flucht)
und zudem als Kommunikationsorgan für landesinterne Informationen wie Fortbildungen und Projektgruppen dient. Verlinkt
ist der Info­brief mit dem Webportal des Kompetenzzentrums,
über das die Fachbeiträge auch einer breiten interessierten
Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ein internes Wissensportal stellt den Schulpsycholog(inn)en Materialien aus
Arbeitsgruppen, Fortbildungen und Fachtagen zur Verfügung
und bietet über ein Forum die Möglichkeit zum direkten Austausch untereinander.
Einmal im Jahr richtet das Kompetenzzentrum einen Fachtag
mit wissenschaftlichen Vorträgen zu einem Schwerpunktthema
aus, bei dem auch Studierende des Masterstudiengangs Schulpsychologie ihre aktuellen Forschungsprojekte präsentieren.
Ziel­gruppe sind neben den Schulpsycholog(inn)en aus Baden-­
Württemberg Wissen­schaftler/-innen und Studierende der Universität Tübingen. Neben dem Angebot aktueller wissenschaftlicher Informationen zu einem schulpsychologisch relevanten
Themengebiet wird so auch eine Möglichkeit zum Austausch
zwischen Wissenschaftlern und Praktikern geschaffen.
Darüber hinaus ist das Kompetenzzentrum in verschiedenste
Projekte eingebunden, hier eine kleine Auswahl:
Im Bereich Beratungslehrkräfte sollten insbesondere das Auswahlverfahren, die Ausbildung, der Tätigkeitsbericht sowie die
regionale Weiterbildung qualitativ weiterentwickelt und stärker
vereinheitlicht werden. Dabei sollten neben berufsbiographischen Erfahrungswerten auch neuere wissenschaftliche Er-
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Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
Aus Forschung und Praxis
kenntnisse einfließen. Das Kompetenzzentrum hat hier bei der
Weiterentwicklung und der Abstimmung landesweit einheitlicher Standards unterstützt.
Entlang der Frage, welche psychologischen Kenntnisse und Konstrukte für die Bereiche Prävention und Gesundheitsförderung
bei Schüler(inn)en relevant sind, konnte das Kompetenzzentrum
aktuelle Überlegungen aus der Psychologie in die Ent­wicklung
des neuen Bildungsplans für Baden-Württemberg mit einbringen. So stellt die im Bildungsplan enthaltene „Leitperspektive
Prävention und Gesundheitsförderung“ z. B. die Wichtig­keit der
Selbstregulation für (schulisches) Lernen in den Mittel­punkt.
Im Bereich Fortbildung wurden und werden aktuell vielfältige
Angebote zur Unterstützung und Integration von neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen erarbeitet, die sich an
Schulpsycholog(inn)en und Lehrkräfte richten. Das Kompetenzzentrum ist hierbei sowohl in der Konzeption als auch in der
Durchführung aktiv.
Die im Zeitraum 2014–2016 von der Universität Klagenfurt
durchgeführte Evaluation des landesweiten Präventionskonzeptes „stark.stärker.WIR.“ wird vom Kompetenzzentrum seit
Beginn organisatorisch und inhaltlich begleitet und unterstützt.
Nicht zuletzt ist das Kompetenzzentrum dem Arbeitsbereich
Schulpsychologie unter der Leitung von Prof. Dr. Caterina
Gawrilow über Angebote wie Lehrveranstaltungen, die Beratung
von Masterstudierenden sowie die Beratung bei angewandten
Forschungsprojekten eng verbunden. Über aktuelle Themen
wie z. B. die Integration von neu zugewanderten Kindern und
Jugendlichen in der Schule und hilfreiche Gespräche und Beratung im Kontext Schule ergeben sich zunehmend auch mit weiteren Arbeitsbereichen der Psychologie, der Sportwissenschaft
und der Erziehungswissenschaft an der Universität Tübingen
Anknüpfungspunkte für Austausch und Kooperation.
Tipp
www.kompetenzzentrum-schulpsychologie-bw.de
Das Team des Kompetenzzentrums Schulpsychologie
Baden-Württemberg, Tübingen
Literatur:
Bericht über die Umsetzung der Beschlussempfehlungen des Sonderausschusses „Konsequenzen aus dem Amoklauf in Winnenden und Wend­
lingen: Jugendgefährdung und Jugendgewalt“, Erstes Handlungsfeld: Ausbau der schulpsychologischen Beratung sowie deren Qualifizierung (2011,
Dezember 29). Zugriff am 11.3.2016 unter www.landtag-bw.de/files/live/
sites/LTBW/files/dokumente/WP14/Drucksachen/7000/14_7411_D.pdf
Ein kurzer Reisebericht
Inklusion in Südafrika
Allen Länder der Welt, die die Behindertenrechtskonvention
unterschrieben haben, agieren unter der gleichen Überschrift:
Wie können alle Kinder trotz unterschiedlicher Voraussetzungen
gleichen Zugang zu Bildung erhalten?
Bildung in Südafrika
Südafrikas Geschichte ist sowohl durch Kolonialismus als auch
die Apartheidspolitik geprägt, dies hat bis heute Auswirkungen
auf das Bildungssystem. Seit 1994 ist Südafrika eine Demokratie.
Der „South African Schools Act 84“ von 1996 garantiert das
Recht aller Kinder auf eine angemessene Bildung und das 2005
in Kraft gesetzte Curriculum beinhaltet eine inklusive Perspektive, die die gemeinsame Bildung von Schülerinnen und Schülern
mit unterschiedlichen Förderbedarfen umfasst. Gleichzeitig ist es
Zum Inhaltsverzeichnis
Schüler/innen der Tsoelopele Primary School in Sharpeville
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Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
Aus Forschung und Praxis
bis heute eine große Herausforderung, diese Perspektive umzusetzen. Noch immer ist die Einschulungsrate, gerade bei armen
Bevölkerungsgruppen – die immer noch überproportional häufig
schwarz sind – nicht ausreichend. Dies gilt auch für die Grundbildung und die Lernleistungen der Schülerinnen und Schüler. In
Südafrika geht es um die Frage: Wie kann es gelingen, dass arme
Kinder und Jugendliche und solche mit Förderbedarfen eine angemessene Schulbildung erhalten?
Stickerei einer geistig behinderten Schülerin der Eureka School in Gauteng
Südafrika ist immer noch ein traumatisiertes Land, das mit den
Auswirkungen von Kolonialismus und Apartheid zu kämpfen hat.
Das führt zu Ängsten und Vorbehalten zwischen den Menschen
unterschiedlicher Hautfarbe. Noch immer existieren Wohnviertel
und Schulen mit überwiegend weißen oder schwarzen Schülerinnen und Schülern.
In der Nähe von Johannesburg habe ich im Rahmen des Symposium on Teacher Education for Inclusion in Southafrica zwei
Schulen besucht: eine Schule für weiße und schwarze Kinder
mit Förderbedarf und eine Grundschule in einem Township, in
der nur schwarze Kinder unterrichtet werden. Beide Schulen
befinden sich in der Nähe von Sharpeville, wo am 21.03.1960
16210
162104
6
4
invocem
die Polizei bei einer Demonstration das Feuer gegen schwarze
Demons­tranten eröffnete. Heute erinnert eine Gedenkstätte an
das Massaker, bei dem 69 Menschen zu Tode kamen.
Wie bei uns geht es auch in Südafrika darum, wie die Lehr­kräf­te
ausgebildet werden können, um der Herausforderung In­klu­sion
gewachsen zu sein. Dabei zeigt sich, dass das Thema der Gleichheit und Gerechtigkeit in Südafrika sehr intensiv diskutiert wird.
Als zentralen Aspekt nehme ich aus meinen Beobachtungen mit,
dass gerade in den Schulen das Bemühen um mehr Bildungs­
gerechtigkeit von besonderer Bedeutung ist.
„Education is the great engine of personal development“, sagte
einst Nelson Mandela, der sich zeitlebens für eine gemeinsame
Bildung für alle Schwarze und Weiße, Arme und Reiche, Mädchen
und Jungen eingesetzt hat. Südafrika hat durch seine spezifische
Geschichte und seine existierenden großen sozialen Unter­schiede
andere Probleme als viele europäische Länder. Andererseits finden wir dort ähnliche Themenstellungen: Wie können Lehr­kräfte
gut ausgebildet, aber auch motiviert werden, um mit heterogenen Lerngruppen erfolgreich zu arbeiten, in denen sich Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen sozialen, kulturellen
und sprachlichen Hintergründen, mit und ohne Behinderungen
befinden? Wie kann Diskriminierung minimiert und soziale Partizipation und individuelle Bildungschancen verbessert werden?
Fazit
In Südafrika konnte ich über den Tellerrand schauen und
bin begeistert wiedergekommen aus einem Land, das große
Schwierigkeiten hat, aber diese mit Motivation und Engagement mit oft geringen Mitteln versucht zu meistern. Im Mittelpunkt aller Bemühungen steht das Ziel, Bildungsgerechtigkeit herzustellen und so das friedliche Miteinander zwischen
allen sozialen Gruppen zu unterstützen.
Dipl.-Psych. Dr. Meltem Avci-Werning
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Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
Rechtsfrage n
Dürfen Schulpsychologen nebenberuflich als Therapeuten tätig werden?
Psychotherapie als Nebentätigkeit
Frage: Darf ich als Angestellter im öffentlichen Dienst
oder als verbeamtete Schulpsychologin nebenberuflich als
Therapeut arbeiten? Und wenn ja, darf ich mit dieser Tätigkeit
Geld verdienen? Welche gesetzlichen Regelungen müssen beachtet werden?
ANTWORT:
Schulpsychologinnen und Schulpsychologen sind bei den Bundes­
ländern verbeamtet oder Angestellte im öffentlichen Dienst. Insbesondere wenn sie nur in Teilzeit beschäftigt sind, besteht oft
ein großes Interesse an einem Zusatzverdienst aus einer Nebentätigkeit. Obwohl förmlich eine klare Trennung zwischen Schulpsychologie und (Kinder- und Jugendlichen-)Psychotherapie gilt,
gibt es Überschneidungen der Kompetenzen, sodass einige Schulpsychologinnen und Schulpsychologen auch als Psy­cho­logische/r
Psychotherapeut/in bzw. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut/in approbiert sind, ohne diesen Beruf in der Schul­psy­cho­
logie auszuüben. Auch wenn faktisch die erworbenen psychotherapeutischen Kompetenzen in der schulpsychologischen Tätigkeit
nicht bedeutungslos sind, zeigen sie sich als psy­cho­patho­lo­gisch
orientierte Vertiefung der (schul)psychologischen Kompetenzen
der Diagnostik und der Intervention und der Kommunikation,
also als Ausübung des Psychologenberufs.
Die gesetzlichen Regelungen
Einige Schulpsychologinnen und Schulpsychologen, die persönlich auch als Psychotherapeuten tätig werden dürfen und wegen
ihrer Teilzeittätigkeit auch über die nötigen Kapazitäten verfügen, überlegen, in einer Privatpraxis, ggf. einer Kassenpraxis
oder als Angestellte eine psychotherapeutische Nebentätigkeit
auszuüben.
Beamtete Schulpsychologen bedürfen für eine solche Tätigkeit
eine Genehmigung des Dienstherrn. Die landesbeamtenrechtlichen Regelungen verweisen teilweise auf landesrechtliche
Nebentätigkeitsverordnungen. Es gibt zudem eine Bundesnebentätigkeitsverordnung. Zusammengefasst darf die beantragte
Nebentätigkeit nur abgelehnt werden, wenn dienstliche Interessen beeinträchtigt sind. Konkretisiert wird dies teilweise durch
Kriterienkataloge, die aber vielfach ebenfalls mit weiteren unbestimmten Rechtsbegriffen versehen sind.
Öffentlich angestellte Schulpsychologen unterliegen dem Tarif­
vertrag der Länder (TVL) oder dem TVöD bei kommunalen
Schulpsychologen und müssen eine geplante Nebentätigkeit nur
anzeigen. Der Arbeitgeber kann die Nebentätigkeit untersagen
oder mit Auflagen versehen. Voraussetzung hierfür ist aber, dass
Zum Inhaltsverzeichnis
die Möglichkeit besteht, arbeitsvertragliche Pflichten der Beschäftigten oder berechtigte Interessen des Arbeitgebers könnten durch die Nebentätigkeit beeinträchtigt werden.
Obwohl betont wird, dass im Tarifrecht bzgl. der Nebentätigkeit
eine arbeitsrechtlich und nicht wie im Beamtenrecht eine dienstrechtlich orientierte Betrachtung stattfindet, wird im Weiteren
wegen letztlich doch vergleichbarer Fragestellung die beamtenund die tarifrechtliche Situation zusammengefasst: Wann darf
die Nebentätigkeit einer psychotherapeutischen Praxis oder
Anstellung abgelehnt werden?
Verweigerung bzw. Untersagung einer
Nebentätigkeit
Da die Verweigerung der Genehmigung bzw. die Untersagung
der Nebentätigkeit ein Eingriff in die Grundrechte ist (Art. 2 und
Art. 12 GG), ist sie nur rechtmäßig, wenn sie wegen überwiegender öffentlicher Belange verhältnismäßig ist. Ein Versagungsgrund
kann der zeitliche Umfang der Nebentätigkeit sein. Insbesondere
bei einer kassenzugelassenen Praxis besteht kraft Zulassung eine
sogenannte Präsenzpflicht.
Allerdings beinhaltet auch das Zulassungsrecht seinerseits Regelungen, aus denen heraus die schulpsychologische Tätigkeit
als Nebentätigkeit zur psychotherapeutischen Kassenpraxis nicht
vereinbar ist, sei es inhaltlich (sogenannte „abstrakte Kollisionsgefahr“, § 20 Abs.2 Ärzte-ZV), sei es kapazitätsmäßig (§ 20
Abs.1 Ärzte-ZV). Praktisch dürfte eine Voll-Zulassung als Psychotherapeut neben einer schulpsychologischen Tätigkeit nicht
gelingen. Denkbar ist dagegen die sogenannte Teilzulassung, die
zumindest kapazitätsmäßig eine parallele schulpsychologische
Tätigkeit von bis zu 26 Stunden pro Woche ermöglicht. Allerdings
ist zu befürchten, dass der Zulassungsausschuss eine abstrakte
Kollisionsgefahr – dazu Bundessozialgericht vom 30.1.2002 Az:
B 6 KA 20/01 R – annimmt.
Bezogen auf eine private Praxis, in der Selbstzahler, privatversicherte und gelegentlich kassenversicherte Patienten im Wege
der Kostenerstattung gemäß § 13 Abs. 3 SGB V behandelt werden sollen, ist das genannte Zulassungsrecht irrelevant: Der
Umfang der privaten Praxis ist flexibel und kann bei Anzeige
oder Beantragung der Nebentätigkeit „passend“ zur schulpsychologischen Arbeitszeit beziffert werden. Gleichermaßen
kann eine geplante Nebentätigkeit in Anstellung von der Arbeitszeit passend zur schulpsychologischen Wochenarbeitszeit
beantragt werden, sodass in der Summe die Maximalarbeitszeiten des Bundesarbeitszeitgesetzes nicht überschritten werden würden.
14
Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
Rechtsfrage n
Ablehnung aus inhaltlichen dienstlichen Gründen
Der Arbeitgeber/Dienstherr kann auch inhaltliche dienstliche
Gründe gegen eine psychotherapeutische Nebentätigkeit vortragen. Die Befürchtung gesundheitlicher Überlastung dürfte
kein Gegenargument sein; das wird bereits über das Bundesarbeitszeitgesetz erfasst. Auch eine Konkurrenzsituation – sonst
klassischer Ablehnungsgrund gegen eine Nebentätigkeit – wird
in aller Regel nicht vorliegen, weil in der Schulpsychologie keine
(Kinder- und Jugendlichen-)Psychotherapie erfolgt. Hingegen
dürfte die Annahme für Diskussion sorgen, Personen, die den
Schulpsychologen im Rahmen seiner schulpsychologischen Tätigkeit kennen gelernt haben, seien (teilweise) das Klientel für
seine psychotherapeutische Nebentätigkeit. Diese Befürchtung
an sich ist noch kein Ablehnungsgrund, da jeder Patient die freie
Wahl hat und haben soll, einen Behandler zu wählen, den er
schon aus einem anderen Kontext kennt.
Berechtigte Interessen des Dienstgebers sind aber auch beeinträchtigt, wenn sich die Nebentätigkeiten seiner Mitarbeiter negativ auf seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit auswirken
bzw. eine Gefährdung oder Beeinträchtigung der Interessen des
Arbeitgebers anzunehmen ist. Deshalb ist damit zu rechnen, dass
sowohl dienstrechtlich als auch arbeitsrechtlich der Einwand diskutiert wird, die Belange des Arbeitgebers/Dienstherrn wären
beeinträchtigt, weil eine Vermischung des Klientels – und sei es
auch nur hypothetisch – dem Ansehen des öffentlichen Schulwesens schaden könne und dieser Belang schwerer wiege als die
Grundrechte des Schulpsychologen. Dabei wird dem Einwand
der Rufbeeinträchtigung öffentlicher Einrichtungen vermutlich
eher wenig Wahrheitsbeweis abverlangt.
Einzelfall entscheidet
Pauschal wird dieser Einwand nicht überwiegen, sondern es wird
im Einzelfall von folgenden Faktoren abhängen: Wie weit ist die
Praxis räumlich vom Ort schulpsychologischer Tätigkeit entfernt?
Wie weit ist die psychotherapeutische Spezialisierung der Praxis
inhaltlich von der Schulpsychologie „entfernt“? Handelt es sich
bei dem Klientel der Praxis um ein anderes als das in der Schulpsychologie? Lässt sich durch Auflagen der angenommenen Gefahr begegnen? Z. B. könnte die Nebentätigkeit unter der Auflage
genehmigt werden, dass nur Kinder und Jugendliche außerhalb
der örtlichen Zuständigkeit der schulpsychologischen Dienststelle
und keine Lehrkräfte behandelt werden.
Jan Frederichs
Rechtsanwalt, Berlin
Zum Inhaltsverzeichnis
15
Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
Aus dem Ve rband
Kommunen und Land in NRW tragen gemeinsam die Schulpsychologie
Jubiläum der Kommunalen Schulpsychologie
Schulpsychologie als gemeinsame Aufgabe
Die Schulministerin des Landes NRW, Sylvia Löhrmann, dankte in ihrer Ansprache den Kommunen für ihr jahrzehntelanges
Engagement für die Schulpsychologie in NRW und verwies auf
die 20 neu eingerichteten Landesstellen zur Unterstützung der
Schulen beim Umgang mit neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen. Den unverzichtbaren Nutzen der Schulpsychologie
für eine Kommune stellte Burkhard Hintzsche, Stadtdirektor der
Landeshauptstadt Düsseldorf, dar. Dabei betonte er insbesondere die Möglichkeiten der engen Kooperationen mit anderen
städtischen Institutionen.
Die besondere geschichtliche Entwicklung der Schulpsychologie
in NRW stellte Klaus Hebborn, Beigeordneter beim Städtetag
NRW, dar. Ende der 1950er-Jahre entstanden in NRW die ersten Schulpsychologischen Dienste in Köln, Düsseldorf und Dortmund als rein kommunale Dienste. Die jeweiligen Städte wollten
für ihre Bürger ein kommunales Beratungs- und Unterstützungsangebot für schulische Fragen schaffen. In den 1970er-Jahren
begann dann auch das Land sich langsam im Zuge der Gründung
von Gesamtschulen im Bereich der Schulpsychologie zu engagieren und Stellen zu schaffen, erreichte aber lange nicht die Anzahl
der kommunalen Stellen. Erst seit 2007 stockte das Land seine
Stellen erheblich auf und führte ein ein­zig­arti­ges Matching-Modell ein: Für jede kommunale Stelle sollte eine Landesstelle eingerichtet werden. NRW verfüge jetzt über zuverlässige vertragliche
Vereinbarungen zwischen jeder Kom­mune und dem Land NRW
zur Ausstattung mit kommunalen und Landesstellen vor Ort.
Auf die Lage der Schulpsychologie in Deutschland und die Einordnung der Situation in NRW ging Stefan Drewes in seinem Beitrag ein und stellte konkret dar, wie die Schulpsychologie in den
letzten 15 Jahren auf neue gesellschaftliche Herausforderungen
schnell und fundiert Konzepte und Angebote entwickelte.
Zum Inhaltsverzeichnis
v.l.n.r.: Klaus Hebborn, Städtetag NRW, Stefan Drewes, AK Kommunale
Schulpsychologie, Sylvia Löhrmann, Schulministerin NRW, Burkhard
Hintzsche, Stadtdirektor Stadt Düsseldorf
Beratungsstellen in allen Kreisen und Städten
Eine beeindruckende Ausstellung zeigte die verschiedenen Flyer
aller schulpsychologischen Beratungsstellen nach Bezirksregierung sortiert. Auch wurde ein neuer Film über die Schulpsychologie in NRW präsentiert, der vom Zentrum für Schulpsychologie
Düsseldorf gemeinsam mit dem Landesverband Schulpsychologie
NRW und dem LVR-Zentrum für Medien und Bildung entwickelt
wurde.
© Zentrum für Schulpsychologie Düsseldorf
An der Jubiläumsveranstaltung nahmen die Leitungen der Schulpsychologischen Dienste der 53 Kreise und kreisfreien Städte in
NRW sowie Vertreter der kommunalen Spitzenverbände und der
Lehrer- und Elternverbänden in NRW teil.
© Zentrum für Schulpsychologie Düsseldorf
Auf der 100. Vollversammlung des Arbeitskreises der Leiterinnen und Leiter kommunaler Schulpsychologischer Dienste beim
Städtetag NRW am 10. Mai 2016 in Düsseldorf wurde das besondere Modell der Schulpsychologie in Nordrhein-Westfalen
gewürdigt. Mit 304 Vollzeitstellen verfügt NRW über die größte Anzahl von Schulpsychologen unter den Bundesländern. Die
Stellen werden je zur Hälfte von den Kommunen und dem Land
getragen.
Ausstellung aller Flyer der Schulpsychologischen Beratungsstellen
Fazit
Die Jubiläumsveranstaltung machte deutlich, dass in NRW
Kommunen und Land gemeinsam Verantwortung für die
Ausstattung der Schulpsychologie übernehmen und verlässliche Vereinbarungen getroffen haben. Auch die Vertretungen der Verbände, wie der Verband der Beratungslehrkräfte,
die Landesarbeitsgemeinschaft Schulsozialarbeit oder die
Elternschaft der Gymnasien zeigten sich beeindruckt von den
Angeboten der Schulpsychologie und vereinbarten weitere
vertiefende Kooperationen.
Dipl.-Psych. Stefan Drewes
Zentrum für Schulpsychologie der Stadt Düsseldorf
Vorsitzender des AK Kommunale Schulpsychologie
beim Städtetag NRW
16
Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
Aus dem Ve rband
Auf zum 22. Bundeskongress für
Schulpsychologie – 28.–30. September 2016
Der 22. BUKO in Berlin
weckt großes Interesse bei
den Schulpsycholog/innen,
nicht nur in Deutschland.
Zum Ende des Frühbucher­
tarifs am 15. Juni haben
sich bereits 309 Teilnehmer angemeldet, die am gesamten Kongress in Berlin teilnehmen wollen. 33 Vorträge und Workshops
sind bereits ausgebucht. Interessenten können aber aus weiteren
95 Beiträgen noch ihr persönliches Kongressprogramm zusammenstellen. Neben den fachlich interessanten Beiträgen kann
an einem Abend Berlin mit dem Schiff, dem Bus oder zu Fuß
erkundet werden. Wählen Sie und lassen Sie sich von Berliner
Kolleginnen und Kollegen die Stadt zeigen. Der zweite Tag endet mit einer liebgewonnenen Tradition. Dieses Jahr findet die
Kongressdisco in den alten Osram-Werken in Berlin Wedding
statt. In Kooperation mit dem Wirtschaftsdienst des BDP e.V.
bietet die Deutsche Bahn einen Sonderpreis von 99,- EUR für
die Hin- und Rückfahrt an. (js)
Details und alles Wichtige zum Kongress finden Sie hier:
www.bdp-schulpsychologie.de/buko2016
3. Forum Inklusion/
Film über die Arbeit
Integration: Integration der Schulpsychologie
von Flüchtlingen
in NRW
und Moderation
l Krämer, Präsident des BDP
uano, BDP-Landesgruppe Niedersachsen
abeth Götzinger, erweiterter Vorstand der
estellte und Beamtete Psychologen/innen
abeth Noeske, Vorstandsmitglied der
sche Psychologie
ke Hess, Vorstandsvorsitzende der BDPyern
lo Andreas Pota, Erweiterter Vorstand der
estellte und Beamtete Psychologen/innen
ch Schübel, Vorstandsmitglied der BDPtspsychologie
ed Spall, BDP-Landesgruppe Bayern
6 unter Angabe Ihres Namens, Adresse,
snummer, E-Mail-Adresse
[email protected]
megebühren
agessen und Pausengetränken
50 l
60 l
gsort
Hotel Frankfurt Neue Oper
er-Str. 6 (Willy-Brandt-Platz)
Main
tment-hotel-frankfurt-neue-oper.
ainhotel.com/de
Titelbild © Jonathan Stutz, fotolia.com
ung
400 0701 0166 2500
XX
eck: 3. Forum Inklusion
Schon immer flohen und fliehen Menschen
aufgrund von Kriegen oder schweren Unruhen aus ihrer Heimat. Sie hoffen in einem
Einladung zum 3. Forum
Inklusion / Integration
anderen Land ihr Leben gesichert fortfühIntegration von Flüchtlingen:
Eine Herausforderung
ren zu können. Dabei setzen sie sich großen
auch für die Psychologie
Gefahren und später vielem Fremden und
17. September 2016
Ungewohnten aus. Für die vielen im verganFrankfurt / Main
genen Jahr zu uns gekommenen Flüchtlingen, von denen nicht wenige durch Erlebnisse in ihrem Heimatland und auf der
Flucht traumatisiert sind, ist die Not groß.
Viele brauchen dringend Hilfe und Unterstützung. Ohne intensive fremde Hilfe gelingt es ihnen nicht, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden und aus eigener Kraft zurechtzukommen.
Das Zentrum für Schulpsychologie Düsseldorf hat in Kooperation mit dem Landesverband Schulpsychologie NRW und dem
LVR-Zentrum für Medien und Bildung einen 9-minütigen Film
mit einigen Beispielen der Arbeit der Schulpsychologie in NRW
erstellt.
Der Film ist im Youtube-Kanal der Stadt Düsseldorf zu sehen.
(js)
Der Präsidiumsarbeitskreis Inklusion zeigt in seinem 3. Forum
Inklusion/Integration auf, welche psychologischen Hilfen im Bereich der Schule, in der Arbeitswelt und in der Unterstützung für
diejenigen, die sich als Helfer in der Flüchtlingsarbeit engagieren,
erforderlich sind. (js)
Weitere Informationen finden Sie hier:
http://www.bdp-klinische-psychologie.de/service/
downloads/­Flyer%20Programm%203.%20Forum%20
­Inklusion%2017.09.2016.pdf
Zum Inhaltsverzeichnis
Video:
https://www.youtube.com/watch?v=ak3ufXg-AD0
17
Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
Ve rans taltungsk ale nde r
20. bis 23. Juli 2016
18. bis 22. September 2016
22. Oktober 2016
38th ISPA Conference
Ort: Amsterdam
Thema: School Psychology 3.0:
A World of Connections
www.ispaweb.org/conferences/july2016
50. Kongress der Deutschen
Gesellschaft für Psychologie
Ort: Leipzig
www.dgpskongress.de
Seminar „Die Trainingsraum-Methode –
Ein Schulprogramm zum respektvollen
Umgang mit Unterrichtsstörungen“
Ort: Berlin
www.psychologenakademie.de/produktansicht/cat/67/veranstaltung/1251/
22. bis 24. September 2016
31st International Congress of
Psychology (ICP 2016)
Ort: Yokohama (Japan)
Thema: Diversity in Harmony:
Insights from Psychology
www.icp2016.jp
16. Wissenschaftliche Jahrestagung
der DGSF Ort: Frankfurt Thema: Systemisch – Wirksam – Gut:
Bewährte und innovative Methoden
systemischer Veränderungsarbeit
www.dgsf-tagung-2016.de
9. September 2016
26. bis 29. September 2016
Interdisziplinäre Fachtagung
„Schule – Nein, Danke!“
Ort: Klagenfurt (Österreich)
Thema: Schulangst und Schulabsentismus
www.vpa.at/vpa/tagung.php
27. September 2016
24. bis 29. Juli 2016
10. und 11. September 2016
67. Kindertherapietage an der
Universität Bremen
Ort: Bremen
Thema: Kinderverhaltenstherapie,
Prävention, psychologische Diagnostik
www.zkpr.uni-bremen.de/­
kindertherapietage/termine/
15. bis 17. September 2016
32. Bundeskongress der Deutschen
Gesellschaft für Sprachheilpädagogik Ort: Hannover
Thema: Sprache – Inklusion als Chance?!
Expertise, Interdisziplinarität und
Innovation für Kita, Schule und Praxis
www.dgs-bundeskongress.de
32. Pädagogische Woche
Ort: Oldenburg
www.uni-oldenburg.de/pw2016
Mitgliederversammlung der
BDP-Sektion Schulpsychologie
Ort: Humboldt-Universität,
Unter den Linden 6, 10099 Berlin
www.bdp-schulpsychologie.de
28. bis 30. September 2016
22. Bundeskongress für
Schulpsychologie
Ort: Berlin
Thema: Psychologie für die Schule
www.bdp-schulpsychologie.de/
buko2016
14. bis 16. Oktober 2016
1. Europäischer Mindsight Kongress
Ort: Berlin
www.akjf.at
16. September 2016
21. Oktober 2016
Fachtag „Kinder- und Jugend­
psychologie“
Ort: Dortmund
www.bdp-klinische-psychologie.de/
fachgruppen/gruppe19.shtml
Seminar „Notfall Schülersuizid –
Risikofaktoren, Prävention, Intervention“
Ort: Berlin
www.psychologenakademie.de/produktansicht/cat/67/veranstaltung/1247/
17. September 2016
21. und 22. Oktober 2016
3. Forum Inklusion des BDP
Ort: Frankfurt/Main
Thema: Inklusion von Flüchtlingen und
psychologische Unterstützung der Helfer
www.bdp-klinische-psychologie.de/
fachgruppen/P101-Forum-Inklusion
3. Riegeler Impulswerkstatt
Ort: Riegel
Thema: Defizite an sich gibt es nicht! –
Plädoyer für eine stärkenorientierte
Pädagogik
www.lbz-stanton.de/fachkongress
Zum Inhaltsverzeichnis
20. bis 22. Oktober 2016
Kongress Essstörungen 2016
Ort: Alpbach (Österreich)
www.netzwerk-essstoerungen.at
3. bis 5. November 2016
Jahrestagung des BKJPP 2016
Ort: Regensburg
Thema: Sprache(n) in der Kinderund Jugendpsychiatrie – Kommunikation
und Kooperation
www.bkjpp-jahrestagung.de
3. bis 6. November 2016
8. Kindertagung (Workshoptagung)
Ort: Heidelberg
Thema: Kindheit 2.0 – Aufwachsen im
digitalen Zeitalter www.cx-services.com/htx12/­
kindertagung16.php
5. und 6. November 2016
15. DGVT-Praxistage der Kinderund Jugendlichenpsychotherapie
Ort: München
Thema: Einer für alle? Alle für einen!
Arbeit mit Bezugspersonen
www.dgvt-fortbildung.de/tagungen/
praxistage
11. und 12. November 2016
16. Kongress für Erziehung und Bildung
Ort: Göttingen
Thema: Vertrauen, Offenheit & Mut –
Bausteine für ein gutes Zusammenleben
www.goe-keb.de
28. und 29. April 2017
2. BVKJ-Kongress
Ort: Berlin
www.bvkj.org
18. bis 21. Mai 2017
Kongress der Akademie
Heiligenfeld 2017
Ort: Bad Kissingen
Thema: Liebe
www.kongress-heiligenfeld.de
18
Praxis Schulpsychologie · Ausgabe 6 · Juli 2016
INFORMATIONEN
Testvorstellung: SON-R 6-40 –
Non-verbaler Intelligenztest
E P.J. Tellegen, J.A. Laros,
F. Petermann:
SON-R 6-40
Non-verbaler Intelligenztest
4. Überarbeitung des
Snijders-­Oomen non-verbalen
Intelligenztests.
Technisches Manual.
Göttingen: Hogrefe Verlag
Zu beziehen über
Testzentrale – Hogrefe Verlag
Gesamtpreis: 2.076 €
(inkl. Auswerteprogramm)
In Anwendung seit 2012
Mit dem SON-R 6-40 erschien
2012 endlich eine neu normierte und modifizierte Version des
veralteten SON-R 5 ½-17 mit seinen rein niederländischen
Normen. Die Normierung erfolgte im Zeitraum von 2009–2011
in Deutschland und den Niederlanden anhand einer repräsentativen Gesamtstichprobe von N = 1933 Kindern. Es liegen Normen
für 17 Altersgruppen von 6,0 bis 40,11 Jahren vor. Das Test­
material wird im bewährten Hartschalenkoffer geliefert und ist
sehr ansprechend gestaltet.
Grundkonzept: Es handelt sich um ein sprachfreies Individualverfahren zur adaptiven Erfassung der allgemeinen fluiden Intelligenz.
Testaufbau: Anhand der vier Untertests Analogien, Mosaike,
Kategorien, Zeichenmuster werden die Bereiche logisches
Denken und räumliches Vorstellungsvermögen erfasst. Die
Untertests bestehen aus mehreren Reihen mit jeweils ansteigendem Schwierigkeitsgrad und können zu einem Gesamt-IQ
zusammengefasst werden. Mittels des Auswertungsprogramms
lässt sich zudem ein Referenzalter bestimmen. Gegenüber der
Vorgängerversion wurde die Anzahl der Subtests und somit
die Durchführungsdauer auf 50–60 Minunten reduziert. Die
adaptive Darbietung vermeidet Über- und Unterforderungen.
Fazit:
Mit dem SON-R 6-40 erhält man einen gut aufgemachten
und ökonomischen Test, was Einarbeitung, Durchführung
und Auswertung erleichtert. Die Erweiterung des Altersbereichs eröffnet zudem neue Einsatzmöglichkeiten z. B. für
Schüler an beruflichen Schulen. Als einer der wenigen Tests
ermöglicht der SON-R auch eine sprachfreie Durchführung.
Damit eignet er sich zur Anwendung bei vielen als schlecht
„testbar“ geltenden Personen wie Menschen mit Behinderungen, Hörgeschädigten, Mutismus, ASS, Migrationshintergrund und hier besonders für die zunehmende Zahl von
Flüchtlingskindern an Schulen.
Dipl.-Psych. Peter Vollmer
Staatliches Sonderpädagogisches Bildungs- und
Beratungszentrum mit Internat, Markgrönigen
Impre ssum
2. Jahrgang, 2016, Ausgabe 6
www.praxis-schulpsychologie.de
Herausgeber:
Sektion Schulpsychologie im BDP e.V.
Sektionsgeschäftsstelle:
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V.i.S.d.P.:
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Fachredaktion:
Dr. Meltem Avci-Werning, Stefan Drewes,
Dr. Helen Hertzsch, Dr. Isabel TrenkHinterberger, Natalie Waschke
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Kontakt zur Redaktion:
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Gestaltung: Tanja Bregulla, Aachen
Titelfoto: © Michael Tieck – Fotolia.com
Zum Inhaltsverzeichnis
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Gültig ist die Preisliste Nr. 1 vom
01. März 2015
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Ausgabe 7
26.09.2016 (erscheint am 15.10.2016)
Ausgabe 8
28.11.2016 (erscheint am 10.12.2016)
Ausgabe 9
15.03.2017 (erscheint am 03.04.2017)
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Ausgabe 7, Oktober 2016
Geplante Themen:
• Was ist eigentlich
Schulpsychologie?
• Einwanderung und
Migration
• Fortbildung zum Thema
Mobbingprävention
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