Predigt zum - RKV Solidarität Herzogenaurach

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Soligemeinde,
Solikärwa ist ein feststehender Begriff in Herzogenaurach. Da ist was los, da gibt es gute
Musik, sagt man. Heute zum Jubiläum nun auch wortwörlich Kärwa, mit Kirche, mit
Gottesdienst in ökumenischer Eintracht. Ich habe mich gefreut, dass der Gottesdienst
auch groß mit auf den Plakaten gestanden ist. Es ist Ihnen wichtig. Und es passt ja auch
gut. Es passt gut zusammen. Die Soli, die Solidarität und unser christlicher Glaube. Ich
habe gerade aus dem 1. Petrusbrief, der Brieflesung für den heutigen 4. Sonntag nach
Trinitatis vorgelesen. Da kommen ja Begriffe vor wie gleichgesinnt, mitleidig,
brüderlich, barmherzig, demütig. Das ist nichts anderes als solidarisch. Solidarität wird
in der Bibel von den Christen eingefordert. Solidarität ist ein christliches Grundprinzip.
Natürlich gibt es auch solidarische Menschen, die keine Christen sind. Das will ich
niemandem abspreche. Aber wenn man ein Christ ist, dann muss man auch solidarisch
sein. Es gehört zu unserem Christsein einfach mit dazu.
Der Name Solidarität ist von den Gründervätern bewusst gewählt worden. Der Verein
steht im Zusammenhang mit vielen anderen Rad- und Kraftsportvereinen in dieser Zeit
vor über hundert Jahren. Er steht im Rahmen der Arbeiterbewegung, die für unser
Land und unsere Gesellschaft wichtig gewesen ist. Vor 110 Jahren sah die Welt noch ein
bisschen anders aus. 1906 regierte ein Kaiser in Berlin und in München ein König.
Herzogenaurach war noch nicht ganz so groß. Und dann ein neuer Verein aus der
Arbeiterschaft heraus, der sich über diese 110 Jahre auch verändert hat, wie ich der
Chronik entnommen habe. Doch geblieben ist der Name Solidarität. Und der Name
drückt etwas aus: In einem Verein ist das Füreinander und Miteinander ganz besonders
wichtig. Gerade wenn es um Mannschaftssport geht. Da muss man miteinander arbeiten
und sich solidarisch aufeinander verlassen können. Das ist ein Grundmodell an
Solidarität.
In einem Verein muss man sich aufeinander verlassen, darauf verlassen, dass die Kasse
stimmt, Protokolle und Mails müssen geschrieben werden. Termine vereinbart, Räume
festgelegt usw. usf. Da muss der Alltag klappen.
Und im Mannschaftssport erleben wir das ganz besonders deutlich, wie wichtig die
Solidarität ist. Ob es Hallenradsport ist oder die andere Sportart ist, die uns z.Zt.
tagtäglich, bzw. allabendlich in den Bann zieht: Fußball. Es ist immer der einzelne
Sportler, der wichtig ist. Der einzelne Fahrradfahrer/Fahrradfahrerin und Fußballer.
Es werden nicht alle gleich durch die Mannschaft. Aber es werden alle gleich wichtig im
Zusammenspiel, im gemeinsamen Auftritt, in der Mannschaft. Man kann sich da nicht
in den Vordergrund drängen. Nur gemeinsam geht es. Und bei der Soli kommt ja noch
die Kunst dazu. Es soll ja auch noch gut aussehen. Und es sieht auch gut aus. Und dass
man im Gleichgewicht bleiben muss. Das finde ich sehr bewundernswert. Das ist
sicherlich nicht nur äußerlich schwierig und wichtig, sondern führt auch zu einem
inneren Gleichgewicht. Ich beherrsche leider nicht das äußere Gleichgewicht, manchmal
auch nicht das innere. Da kann man gut von der Soli lernen. Ist nicht das ganze Leben
ein Balanceakt. Und nicht immer gelingt es die Balance zu halten. Sie tut aber gut im
Leben.
Solidarität ist in einem Verein ganz wichtig. Man steht füreinander ein. Man unterstützt
ein gemeinsames Ziel. Das ist in den anderen Vereinen auch so. Und ich bin froh, dass es
in Deutschland ganz viele Vereine gibt, vom Fußball über Musikgruppen bis hin zu
kirchlichen Gruppen. Da sind wir ja auch vereinsähnlich organisiert. Das Prinzip der
Solidarität kann sich über das Vereinswesen im ganzen Land durchsetzen. Unsere Stadt
ist wie in anderer Hinsicht auch vorbildlich im Vereinswesen.
Nun geht die Solidarität natürlich über den Verein hinaus. Hier wird sie gelebt und
erlebt schon von Kindern und Jugendlichen. Und dadurch kann sie auch hinausstrahlen
in die anderen Bereiche unseres Lebens. Dann wenn wir mit anderen zusammen
kommen, die unsere Solidarität brauchen. Das Füreinander und Miteinander, darauf
kommt es an. Es ist keine Frage der politischen Anschauung oder Hautfarbe. Solidarität
ist ein christliches Grundprinzip, das für alle Menschen gilt. Wir müssen mit allen
solidarisch sein. Nur nicht mit denen, die das Gegenteil von Solidarität predigen und
leben. Namen brauche ich keine zu nennen.
Die Welt hat sich in den letzten 110 Jahren verändert. Es gibt keinen Kaiser und keinen
König mehr in unserem Land. Es gibt auch nicht mehr die klassische Arbeiterschaft wie
damals. Aber es gibt neue Herausforderungen. Und gerade in dieser etwas
unüberschaubaren Zeit, wo vieles in Frage gestellt wird, Menschen unsicher werden, ist
das christliche Grundprinzip der Solidarität ganz entscheidend. Wenn wir auf die EM
sehen, da gab es am Rande auch sehr unschöne Szenen, ich denke auch an den
schrecklichen Tod der Brexitgegnerin in England und das Massaker von Orlando sind
nur ein paar negative Beispiele.
Es gibt in unserer Welt aber nicht nur Negatives, sondern auch positive Beispiele. Eines
davon haben wir direkt vor uns. Heute feiern wir 110 Jahre Verein Soli und 40 Jahre
Solikärwa. Das ist überhaupt die beste und schönste Form der Einübung der Solidarität,
das Miteinander feiern. Das wird in unserer Stadt groß geschrieben. Man kann ja im
Sommer eigentlich von einem Festlä zum andern übergehen. Ich komme immer wieder
auch mit anderen Menschen ins Gespräch, die ich noch nicht kenne. Das ist nicht nur
interessant und schön. Wer geht nicht gerne auf ein Fest. Man bekommt eine Nähe zu
Menschen, die einem bislang fremd waren. Und in den meisten Fällen entsteht auch eine
gewisse Nähe und Verbindung.
Und wir stehen als Christenmenschen da auch in einer guten Tradition. Auch Jesus war
ein Freund von Festen und Feiern. Von der Hochzeit in Kana, wo Jesus Wasser zu Wein
verwandelt hat bis hin zum Essen mit dem Zöllner Zachäus. Dies war ein sehr
unsolidarischer Mensch und hat den Leuten den letzten Groschen aus der Tasche
gezogen. Doch Jesus hat sich bei ihm eingeladen und das hat Zachäus so verändert, dass
er zu einem solidarischen Menschen geworden ist. Sie kennen die Geschichte sicherlich
noch aus der Grundschule, sowohl evangelisch als auch katholischer
Religionsunterricht.
Das Essen und Trinken, das Miteinander feiern spielt in der Bibel und in unserem
Leben eine große Rolle. Eben weil es die schönste Form des solidarischen Lernens ist.
Und so genießen wir es auch hier beim heutigen Jubiläum. Ich freue mich über 110
Jahre Solidarität in unserer Stadt und auch hoffentlich ganz viel Solidarität in unserem
Land und auf der ganzen Welt. Dazu sind wir als Christen aufgerufen: Seid allesamt
gleichgesinnt, mitleidig, geschwisterlich, barmherzig, demütig. Denn wer das Leben
lieben und gute Tage sehen will, der hüte seine Zunge, dass sie nichts Böses rede. Er
wende sich ab vom Bösen und tue Gutes. Er suche Frieden und jage ihm nach.
Amen.