Traumberuf Jockey

Traumberuf Jockey
Dagmar Schulte vom Reit-, Renn- und Fahrverein Meißenheim hatte im Vorfeld des Pferderennens
die Möglichkeit, den Jockey Fabian Xaver Weißmeier zu interviewen. Er ist seit Jahren national und
international in der Galopprennsportszene unterwegs. Er reitet sozusagen in der „Bundesliga der
Galopprennreiter“. Damit ist er in Deutschland einer von knapp 120 Rennreitern in Deutschland. Am
kommenden Sonntag wird er auf der Rennbahn in Meißenheim 5 Mal starten.
Insgesamt sind in Meißenheim 6 Rennen ausgeschrieben, die mit über 12000 € dotiert sind. Um
13:30 Uhr gehen die ersten Pferde in den Führring bevor das erste Rennen um 14 Uhr an den Start
gehen.
Fabian Xaver Weißmeier
Alter: 26 Jahre
Beruf: Pferdewirtschaftsmeister und Jockey
DS: Sie werden am Samstag bereits von Sonsbeck am Niederrhein nach Meißenheim anreisen. Wie
lange werden Sie mit dem Pferdetransporter für die etwa 500 km nach Meißenheim brauchen?
FXM: Wir werden je nach Verkehrsaufkommen zwischen 5,5 und 6 Stunden für die Anreise
benötigen.
DS: Sind solche weiten und anstrengenden Anreisen zu den Rennbahnen für Sie am Wochenende
Alltag? Wo geht’s überall hin?
FXM: Ja, solche Anfahrten gehören für mich zum Arbeitsalltag; teilweise nicht nur am Wochenende,
sondern auch zu Renntagen, die unter der Woche veranstaltet werden. Ziele sind zahlreiche
deutsche Rennbahnen, aber auch Rennbahnen in Belgien, Holland – manchmal auch England.
DS: Wie oft sind Sie schon in Meißenheim auf der Rennbahn geritten?
FXM: Im Verlauf der letzten 10 Jahre bin ich sicherlich 40 Mal in Meißenheim gestartet.
DS: Was schätzen Sie an der Veranstaltung in Meißenheim besonders?
FXM: Das Rennbahnareal ist klein, familiär und sehr gemütlich. Die Stimmung bei dieser
Veranstaltung ist immer gut. Außerdem gibt es gutes und leckeres Essen.
DS: Wie viele Rennen werden Sie am Sonntag bestreiten?
FXM: An 5 Rennen werde ich starten.
DS: Mit welchem Ziel kommen Sie wieder nach Meißenheim? Sind es die einzelnen Siege und guten
Platzierungen oder ist es insbesondere der Wertungslauf zum Turfchampionat, der im 6. Rennen
ausgetragen wird? Schließlich liegen Sie hier in auf einem achtbaren 3. Platz und waren bereits 2mal
Turfchampion in der Vergangenheit.
FXM: Natürlich möchte ich weiter auf Punktejagd für den Turfchampion gehen. Jedoch ist jedes
Rennen für sich gesehen wichtig und nichts ist schöner als einen Sieg oder zumindest eine gute
Platzierung herauszureiten, sowohl für den Reiter als auch für den Trainer und für den Besitzer.
DS: Welche Herausforderungen auf der Waldrennbahn in Meißenheim gilt es für Sie zu beachten?
FXM: Die Bäume die, die Waldrennbahn umsäumen, nehmen wir Rennreiter kaum oder gar nicht
wahr. Vielmehr ist es die Bodenbeschaffenheit, auf die ich achten muss. Bei leichten Unebenheiten
muss ich, wie wir Rennreiter sagen, das Pferd mehr am Kopf halten, um die Geschwindigkeit leicht zu
drosseln.
DS: Welche Durchschnittsgeschwindigkeit wird bei einem Rennen auf der Meißenheimer Bahn, die ja
zu den kleineren Rennbahnen im Vergleich zu Iffezheim oder Mannheim zählt, erreicht?
FXM: Die Durchschnittsgeschwindigkeit wird bei etwa 47 km/h liegen.
DS: Gibt es von der Geschwindigkeit her Unterschiede zwischen den Vollblütern und den Arabern?
FXM: Ja, die Araber sind im Durchschnitte etwa 10km/h langsamer als die Vollblüter.
DS: Bei Ihnen liegt ja der Rennpferdevirus in der Familie. Ihre Familie hat einen eigenen Stall mit
Rennpferden. Ihre Mutter Regine ist nach erfolgreicher Rennkarriere – sie hat beispielsweise 11 mal
das Turfchampionat gewonnen- die Trainerin und ihr Vater macht das Mangement rund um den
Galopprennsport. Sind Sie von Kindesbeinen an geritten oder wollten Sie wie andere Jungs lieber
Fußball spielen?
FXM: Natürlich war ich im Stall und bei den Pferden immer mit dabei und bin irgendwann dann auch
selbst geritten. Mit meinen Freunden war habe ich wie man so schön sagt „gebolzt“. In einem
Fußballverein war ich aber nie.
DS: Wann entstand für Sie der Wunsch Rennreiter zu werden?
FXM: Nach bestandener Amateurrennreiterprüfung mit 14 Jahren entstand dieser Wunsch. Nach
meinem Realschulabschluss habe ich meine Ausbildung zum Rennreiter begonnen und 2008 mit
Erfolg abgeschlossen.
DS: Wie war ihr sportlicher Werdegang? Seit wann dürfen Sie sich Jockey, also Rennreiter mit 50
Siegen, nennen?
FXM: Profi bin ich seit Beendigung meiner Ausbildung. Seit 2009 darf ich mit Jockey nennen. Auf der
Rennbahn in Mannheim hatte ich meine 50 Siege voll. Daran kann ich mich heute noch gut erinnern.
Mittlerweile habe ich 178 Siege vorzuweisen.
DS: Mutter als Trainerin, Vater als Manger? Bruder und Schwester ebenfalls Rennreiter? Verraten Sie
uns Ihr Geheimrezept für ein harmonisches Miteinander?
FXM: Natürlich gibt es bei den Weißmeiers wie bei allen anderen Familien auch Reibungspunkte.
Wichtig ist, dass jeder seine Aufgabenbereiche kennt, wir miteinander sprechen und wir gemeinsam
versuchen, das Beste für das jeweilige Pferd zu finden. Jedes Familienmitglied hat, wie ich
beispielsweise mit meinem 1jährigen Frankreichaufenthalt, schon in anderen Rennställen seine
Erfahrungen gemacht, die uns letztlich allen zu Gute kommen.
DS: A propos Rezept ? Wie halten Sie Ihr Gewicht? Ab wann ist es echt zu viel?
FXM: Meine Waage darf nicht mehr als 56 kg anzeigen. Das ist mein ideales Renngewicht. Zeigt sich
mehr an, muss ich mein tägliches Joggingprogramm ausdehnen.
DS: Bei der Fussball EM dürfen Sie mit Ihren Kumpels doch sicher auch mal ein Bier trinken, oder
FXM: Ja, ein Bier gönne ich mir manchmal. Aber mehr ist nicht drin, sonst müsste ich noch mehr
joggen.
DS: Welche Leckereien müssen Sie sich echt verkneifen?
FXM: Ehrlich gesagt bin ich ein Zuckermäulchen. Schokolade oder Gummibärchen zählen dazu.
DS: Wie halten Sie sich fit?
FXM: Ich mache regelmäßig viel Sport. Neben dem täglichen Reiten gehe ich jeden Tag noch
zusätzlich joggen oder seit dem letzten Winter auf mein neues Laufband. Gerade in den letzten
Wochen hat es mir gute Dienste bei dem regnerischen Wetter erwiesen.
DS: Während der Fußball EM hören wir, dass sich die gegnerischen Mannschaften taktisch vor dem
Spiel analysieren und ihre Spielstrategie danach ausrichten. Schauen Sie sich auch Rennfilme der
Pferde an, die Sie reiten werden? Wie stellen Sie sich ansonsten auf fremde Pferde ein?
FXM: Das Analysieren von Rennfilmen zählt zu unseren Hausaufgaben und ist Pflicht für den
Rennreiter. Ich beobachte die meist fremden Pferde bei ihrem letzten Ritt und falls sie bereits schon
einmal gewonnen haben, auch bei ihrem Siegesritt, um herauszufinden, warum das Pferd an diesem
Tag gesiegt hat. Die Renntaktik und natürlich auch die gegnerischen Rennpferde spielen hier eine
große Rolle. Erst am Renntag bekomme ich im Führring vom jeweiligen Trainer die sogenannte
Hauptorder für das Pferd, das ich gleich im Rennen reiten werde.
DS: Wenn Sie am Sonntag zum allerersten Mal auf ein Rennpferd beim Wetten setzen würden,
worauf würden Sie achten? Farbe des Pferdes, Rennstallfarbe des Jockeys oder würden Sie sich auf
ihr Bauchgefühl verlassen?
FXM: Ein gutes Bauchgefühl ist im Leben nie verkehrt. Als Laie können Sie aber auch augenscheinlich
beurteilen, ob das Pferd ein glänzendes und gesundes Fell hat, ob es sehr nervös ist oder schwierig
im Führring zu halten ist oder ob es ausgeglichen und zufrieden ist. Die Farbe des Pferdes und die
Rennstallfarbe des Jockeys spielt keine Rolle für ein gutes Rennen.
DS: Vielen Dank, Herr Weißmeier. Hals und Bein für Sonntag.
FXM: Danke