Türen öffnen

editorial
Türen öffnen
Du liebe Güte, wer soll das bloß alles lesen? Bei 23 000 belletristischen Neuerscheinungen im vergangenen Jahr kann man
nicht gerade behaupten, dass das Angebot knapp sei. Wenn die Vorschauen kistenweise in der Redaktion eintreffen, wächst immer noch
die Vorfreude auf wunderbare Entdeckungen (und ja, die gibt es!), nur
weiß man, dass das dicke Ende zwangsläufig folgt: Unzählige Manuskripte, Fahnen, Bücher in kurzer Zeit lesen. Da werden die Nächte
kurz. Und manch ein verheißungsvoller Roman entpuppt sich als grausame Enttäuschung, die nicht guten Gewissens zu empfehlen ist und
wieder von der Rezensionsliste gestrichen wird – Sortiment kommt
schließlich von sortieren.
Der Kritiker Christoph Schröder bringt es im Gastspiel auf > Seite 46
auf den Punkt: Lesezeit ist Lebenszeit, was jeder Buchhändler aus
vollem Herzen bestätigen wird. Da bleibt es rätselhaft, warum es nur
relativ wenig Prosa unter einem Umfang von 120 Seiten gibt – wobei
wir sehr gelungene Titel entdeckt haben > Seite 30. Nicht minder spannend sind die Fragen, welche Wirkung der Buchtitel beim Verkaufen hat
> Seite 24 und welche Rolle die Lieblingsromane der Sortimenter beim
Umsatz spielen > Seite 34. Belletristik ist 2015 zwar mit einem Marktanteil von 32,1 Prozent (2014: 32,4 Prozent) die größte Warengruppe
geblieben, muss aber ein Umsatzminus von 1,6 Prozent hinnehmen.
Unzählige Manuskripte, Fahnen,
Bücher müssen in kurzer Zeit gelesen
werden – da werden die Nächte kurz.
© Werner Gabriel
Die Novitäten, egal ob literarische Spitzenleistung oder vergnügliches Lesefutter, müssen allerdings auch vermittelt werden, woran
häufig noch vor dem Buchhändler der Vertreter seinen Anteil hat: Seine
Begeisterung kann Türen öffnen. Wie diese Berufsgruppe unter den
veränderten Bedingungen des digitalen Wandels arbeitet, zeigen wir in
einem Lagebericht > Seite 8: 400 Termine pro Jahr sind 60 mehr als die
Queen absolviert. Begeistert aber waren wir auch in der Redaktion von
nicht wenigen Titeln, die Sie auf den folgenden Seiten finden: Ich hoffe,
dass die Funken überspringen.
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