Geschrieben am 23.06.2016 von llll im Deutschen Schriftstellerforum 23.6.16 DulllliebeLiebe DulllliebeLiebe ! Der mir vorgeschriebene große Zeitabstand, bis ich Dir endlich wieder schreiben kann, tut mir nicht gut. Ich verliere den Faden. Und anstatt in Ruhe ein Konzept zu verfassen - wozu, wie ich las, diese Vorschrift gedacht grüble ich nach, wer oder was Du eigentlich bist, an wen oder was ich diese Briefe richt. Zugegeben, ich versuchte erst mal vorzutäuschen, dass Du eine konkret leibhaftige Liebe seist, die – warum sollte es mir anders ergehn als andren Paaren mit den Jahren etwas herunterkam, erlahmte bzw. sich klammheimlich davonmachte..... Aber dies ist eigentlich doch nicht das Thema, denn dies hab ich längst und ziemlich schmerzfrei akzeptiert, ich lebe sozusagen schmerzfrei ohne Stock und Hut und bin auch gar nicht auf Jagd nach neuen Ersatz-Exemplaren, denn auch diese würden sich mit der Zeit abnützen oder wieder irgendwie „abhanden“ kommen........ Dulllliebe Liebe : Eben weil es keine bestimmte Adresse gibt, eben deshalb wende ich mich so ganz direkt an Dich, so fern und unerreichbar Du auch bist, damit Du selbst nicht abhanden kommst, damit Du stattdessen expandierst, Dich weit-herzig oder herz-weitend verallgemeinerst und allem und jedem giltst, dem Leben und der Liebe selbst und auch dem Briefeschreiben an sich, das mir seit Kindertagen bis heute lieb ist. Damaliger Rekord : ein Brief aus den Ferien an meine heißgeliebte Großmutter war an die 20 Seiten lang ! Wird Dir jetzt angst und bang, was auf Dich zukommen mag ? Ehrlich gesagt : mir auch ! Die Idee, Dir zu schreiben beruht übrigens auch auf einer Erinnerung aus längst vergangnen Tagen : aus den Anfängen des Fernsehens, als alle Filme noch bescheiden schwarz-weiß waren. Der Fernseher befand sich selbstverständlich in den Räumen und unter Regie der Eltern und so konnte ich nur einen kurzen Ausschnitt aus einem dennoch unvergesslichen englischen Film sehen : Ein junger Mann mit damals typischen langen Haaren war in einem Krankenhaus stationiert. In seiner melancholischen Einsamkeit schrieb er Briefe an Dich, an die Liebe an sich ! Jeder Brief begann mit den Worten : „My dear dearest....“ Das klang sehr schön, ansonsten verstand ich nicht viel, da sich diese leise dahingemurmelten Briefe bzw. Selbstgespräche meinem beschränkten Schul-Englisch weitgehend entzogen.... Jedenfalls geradezu 1 of 2 Dieser Text stammt aus dem Deutschen Schriftstellerforum / http://www.dsfo.de Geschrieben am 23.06.2016 von llll im Deutschen Schriftstellerforum 23.6.16 DulllliebeLiebe mantra-artig war immer wieder dieses „My dear dearest“ zu hören. Irgendwie fungierte eine junge Krankenschwester als eine Art Briefträgerin - vielleicht auch Briefleserin ? ich weiß es nicht mehr. An der melancholischen Stimmung änderte sich jedenfalls nichts und der Film wurde alsbald weggeklickt für irgendetwas „sehr Wichtiges“... Aber dieses stete „My dear dearest“ blieb ganz unvergesslich ein Leben lang hängen und lässt sich nun heutzutage dank Internet ganz unabhängig von Briefträgern und Briefträgerinnen realisieren...... Keine Sorge : Bin weder einsam weder krank, kann ungelesen...... weiterleben....... Aber Du kannst jetzt erst mal aufatmen, denn ich verreise - ausgerechnet jetzt – in eine Gegend OHNE Netz, eine Gegend des "einfachen Lebens".... Umso mehr gibt es nachher zu erzählen, hoffentlich ! Bis danne grüß ich Dich ! llll PS : Ein Bild von Brueghel heißt „ Dull(ll)e Griet“. https://i.ytimg.com/vi/aGXfuuy5hiI/maxresdefault.jpg Hochaktuell versucht sie, mir Deine Anrede zu vermiesen........... Wie findest Du dies ? Findest Du, dass "My dear dearest" schöner klingt, obwohl keine 4 Saiten aufgespannt sind ???? Lesen Sie hier die komplette Diskussion zu diesem Text (PDF). 2 of 2 Dieser Text stammt aus dem Deutschen Schriftstellerforum / http://www.dsfo.de
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