REBSCHUTZDIENST HEILBRONN – WEINBAUBERATUNG MITTEILUNG NR.11 22. JUNI 2016 Allgemeine Situation: Ein kurzes Zwischenhoch beschert uns ein paar freundlichere, wenn auch nicht ganz trockene Tage. Peronosporabefall ist regional weit verbreitet mit teilweise auch kräftigerem Befall. Aufgrund der zurückliegenden warmen Nachttemperaturen in Verbindung mit hoher Luftfeuchtigkeit ist aktuell die Befallssituation sehr deutlich zu erkennen auch in Form von weiß blühender Peronospora an Gescheinen. Die weiteren Aussichten bringen noch keine grundlegende Änderung der unbeständigen Wetterlage. Zum Wochenende nimmt die Schauer- und Gewitterwahrscheinlichkeit wieder zu. Einen wesentlichen Beitrag bei der Peronosporabekämpfung ist die Terminierung der Spritztermine. In sehr exponierten Lagen, z.B. terrassierten Steillagen, ist die Blüte teilweise bereits so gut wie beendet. In vielen Sorten und Lagen ist sie kräftig in Gang. Dort wird, bei den aktuell gemeldeten Wetterbedingungen, bis zum Wochenende bereits das Stadium abgehende Blüte erreicht sein. Da die Gewitterwahrscheinlichkeit zum Wochenende wieder steigen soll, wird zur Ertragssicherung dringend empfohlen möglichst kurz vor potentiellen Gewitterereignissen einen Belag auszubringen, auch wenn die letzte Behandlung erst 4-6 Tage zurückliegt. Der Spritzabstand muss aktuell immer noch verkürzt beibehalten werden (+/- 8 Tagen). Gerade um die Blüte werden gerne Spritzintervalle vergrößert um abzuwarten bis alle Sorten und Lagen die Blütenkäppchen abgeworfen haben. Diesen Termin „abgehende Blüte“ wird es aufgrund der Sorten- und Lagenunterschiede gesamtbetrieblich nicht geben. Der Oidiumdruck ist momentan ebenfalls hoch und die Reben befinden sich in ihrer empfindlichsten Phase. Der verkürzte Spritzrhythmus ist für die Oidiumbekämpfung ebenfalls positiv. Erste Esca-Symptome sind nun auch wieder zu finden. Mit dem Gipfeln sollte so lange wie möglich gewartet werden. Ein zu frühes Gipfeln regt die Bildung großer Beeren an und kann im Herbst ein Fäulnisproblem aufgrund kompakter Trauben darstellen. Durch frühes Entblättern der Traubenzone nach der Blüte kann versucht werden Sorten, die zu kompakten Trauben neigen, etwas aufzulockern. Dies hat auch Vorteile in Form einer besseren Durchlüftung der Traubenzone, verminderten Sonnenbrandgefahr durch frühzeitiges Abhärten und verbesserter Applikationsqaulität der Pflanzenschutzmaßnahmen. Bei Junganlagen mit Wuchsproblemen kann durch den Einsatz von Pflanzrohren das „Durchziehen“ angeregt werden. Peronospora: Aufgrund der aktuell häufigen Infektionsereignissen und dem vorhandenen Befallsdruck in der empfindlichen Phase um die Blüte werden weiterhin kurative Mittel empfohlen (z.B. Aktuan, Forum Gold, Melody Combi, Pergado, Orvego, Ridomil Gold combi/MZ, Sanvino, u.a. siehe Broschüre „Rebschutzmittel im Weinbau“) Wegen des großen Sporenangebotes und den weiterhin unbeständigen Wetterbedingungen muss vor allem in Befallsflächen auf eine möglichst durchgängige Belagsbildung geachtet werden. Ergänzend zum Schutz des Neuzuwachses wird weiterhin der Einsatz von Veriphos (phosphorige Säure) zum Peronosporamittel empfohlen. Das Mittel Profiler (max. 1 Anwendung/Saison bis BBCH 73, nicht mit Luna Experience mischen) hat die systemische Komponente bereits integriert und es wird kein zusätzlicher Einsatz von phosphoriger Säure empfohlen. Auch bei der Peronosporabekämpfung ist zur Resistenzvermeidung auf einen Wirkstoffwechsel zu achten. Ist die Befahrbarkeit gegeben, bringt in Flächen mit starkem Befall das Behandeln jeder Gasse eine verbesserte Applikationsqualität. Reine Kontaktmittel werden aus heutiger Sicht erst nach Beendigung der Blüte, bei entsprechenden Witterungsbedingungen und in Abhängigkeit vom Befallsdruck in der Anlage empfohlen werden. Oidium: Die Infektionsgefahr gegenüber Oidium ist aktuell ebenfalls hoch. Die Gescheine befinden sich in einer sehr anfälligen Phase. Bei den anstehenden Behandlungen wird der Einsatz eines organischen Mehltaumittels wie z.B. Dynali, Talendo, Vivando, Collis empfohlen. Dort wo die Reben sich überwiegend im Stadium abgehende Blüte befinden wird der Einsatz des Mittels Luna experience (max. 1 Anwendung bis BBCH 73, nicht mit Profiler mischen) empfohlen. Zur Resistenzvermeidung ist auf einen Wirkstoffwechsel bei der Oidiumstrategie zu achten. Dies gilt besonders beim Einsatz von Mittel aus der Wirkstoffgruppe L (Collis, Luna Experience, Cantus (Botrytis)). Botrytis: Aufgrund der sehr ergiebigen Niederschläge in Verbindung mit langen Blattnässezeiten besteht eine höhere Anfälligkeit auf Botrytisbefall der sich entwickelnden Beerchen. Zurückbleibende Blütenreste aufgrund von schlechtem Putzen können Keimzellen einer ersten Botrytisentwicklung darstellen. Aufgrund der nassen Witterung Lothar Neumann Nicole Dickemann Tel.: 07131- 994 7353 (mobil: 0175- 261 9011) [email protected] Tel.: 07131- 994 7111 (mobil: 0175- 262 2383) [email protected] Landratsamt Heilbronn- Landwirtschaftsamt, Lerchenstraße 40, 74072 Heilbronn REBSCHUTZDIENST HEILBRONN – WEINBAUBERATUNG MITTEILUNG NR.11 22. JUNI 2016 kann es dieses Jahr sinnvoll sein eine geplante Botrytisbehandlung zum Traubenschluss etwas nach vorne zu schieben. Das Mittel Luna Privilege wird aufgrund von, in der Vergangenheit festgestellten herbizidähnlichen Schäden an Blättern und Trauben, nicht mehr empfohlen. Wachstumsregulatoren: Gibb3 und Regalis Optimale Wirkung der Mittel Gibb3 und Regalis zur Auflockerung von Sorten, die zu kompakten Trauben neigen, wird erreicht beim Einsatz in die Vollblüte. Die Anwendung macht vor allem in Anlagen Sinn, welche regelmäßig zu Fäulnis durch Abdrücken der Beeren neigen. Beide Mittel besitzen eine Zulassung für die Behandlung aller Traubensorten, jedoch wird Gibb3 in Riesling und Sauvignon blanc nicht empfohlen. Beim Einsatz von Regalis sind die unterschiedlichen Aufwandmengen bei den jeweiligen Sorten, ensprechend der Gebrauchsanleitung, zu beachten. Vorsicht in schwachwüchsigen und z.B. durch Chlorose gestressten Anlagen. Mit dem Einsatz von Wachstumsregulatoren kann es zu einer gewissen Ertragsreduktion kommen. Diese wird jedoch besonders in kritischen Fäulnisjahren durch die Erzeugung gesünderer Trauben kompensiert. Alternativ kann in Premiumanlagen auch die Methode der Traubenhalbierung zur Auflockerung angewendet werden. Traubenwickler Der Flug der 2. Generation hat noch nicht begonnen. Mit ersten Faltern kann wahrscheinlich im Laufe der nächsten Woche gerechnet werden. Die Köder in den Fallen sollten nun gewechselt werden. Sonstiges und Mittelmenge: Bei der Erzeugung von Tafeltrauben oder Keltertrauben, die als Esstrauben in den Verkehr gebracht werden, sind die unterschiedlichen Mittelzulassungen unbedingt zu beachten. Zur Verhinderung von Abschwemmungen bei Starkregen sollten besonders unbegrünte Anlagen, überwiegend betrifft dies Junganlagen, mit einer Strohschicht versehen werden. Die Anwendung von Herbiziden außerhalb von Rebflächen, vor allem auf befestigten Flächen, Wegrändern und Böschungen ist nicht erlaubt! Mittelmenge bei anstehenden Behandlungen liegt je nach Wüchsigkeit der Anlage bei 3 bis 3,5- fache BasisAuswandmenge Veranstaltungshinweis: Von Samstag, 25. bis Montag 27.06.16 findet das gemütliche Weinfest „Natur und Wein“ rund um den Mönchsbergsee Dürrenzimmern und an der Strecke zur Burg Neipperg statt. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten. Diese Rebschutzmitteilung kann auch im Internet abgerufen werden. Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 29.06.2016. Lothar Neumann Nicole Dickemann Tel.: 07131- 994 7353 (mobil: 0175- 261 9011) [email protected] Tel.: 07131- 994 7111 (mobil: 0175- 262 2383) [email protected] Landratsamt Heilbronn- Landwirtschaftsamt, Lerchenstraße 40, 74072 Heilbronn
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