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BURGENLAND
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k u r i e r. a t
Freitag I 10. Juni 2016
24
Sojabohne heimischer Felder
erobert die Märkte Europas
LANDTAG
Weibliche Sticheleien
und männliche Empörung
SAATBAU LINZ EGEN
Rot-Schwarz. Ex-Regierungspartner im Clinch
VON CLAUDIA KOGLBAUER
Pöttelsdorf.
Der Bedarf an
Produkten aus der
Sojabohne steigt,
der Anbau der
Frucht wird wichtiger.
„Es war Liebe vor dem ersten
Biss“, schildert KochbuchautorinElisabethFischer.Vor30
Jahren hatte sie das erste
MalvonTofu,einemProdukt,
das aus der Sojabohne hergestellt wird, gelesen. „Ich war
sofort fasziniert von dem Sojaprodukt“, erzählt Fischer,
die sich daraufhin als Köchin
und Teilhaberin in einem vegetarischen Lokal engagiert
hat.
Mittlerweile hat Fischer
nicht nur Kochbücher (Soja,
120 vegane und vegetarische Rezepte, Anm.) geschrieben, sie
veranstaltet auch KochWorkshops. Von Soja ist die
leidenschaftliche
Köchin
überzeugt. Nicht nur der gesundheitliche Aspekt – der
Genuss von Soja soll u.a. die
Gefahr einer Herz-Kreislauferkrankung reduzieren –
stehtfürFischerdabeiimMittelpunkt. Die Sojabohne stelle als Alternative zum
Fleisch auch einen wesent-
lichen Beitrag zur Umweltschonung dar. „Es handelt
sich da um eine natürliche,
nachhaltige und transparente Produktion.“
ZahlenbelegendenTrend
zumehrKonsumvonProdukten, die aus der Sojabohne
hergestellt werden (siehe Zusatzbericht).WährendderSojaanbau in Österreich im Jahr
2004 bei 45.000 Tonnen lag,
wurden im Vorjahr 136.000
Tonnen geerntet. „Wir haben
zwar nur 1,3 Prozent der
Ackerfläche der EU, aber auf
unseren Böden wachsen
7,5% der europäischen Sojabohnen“, sagt Karl Fischer,
Leiter der Saatbau Linz. Das
Burgenland bezeichnet er
als „Soja-Land Nummer
eins“. Grund für das gute Gedeihen seien viel Sonnenschein, aber auch genügend
Niederschläge.
25 Sorten
Der Bedarf an Sojabohnen
steigt kontinuierlich an, bestätigt auch Manfred Hirschhofer, Geschäftsführer von
Saatbau Erntegut in Pöttelsdorf, einer Tochter der Saatbau Linz. Das Unternehmen
im Nordburgenland baut Versorgungsketten
zwischen
den Landwirten und den Verarbeitungsbetrieben auf. Am
Standort Pöttelsdorf erfolgt
CLAUDIA KOGLBAUER
Etwa ein Drittel der Sojaflächen werden biologisch bewirtschaftet. SY Livius ist für die Verarbeitung zu Sojamilch geeignet
Setzen auf die Sojabohne; Fischer (Saatbau Linz,
l.), Goldenitsch (Joya, 2.v.l.), Hirschhofer (r.)
die Übernahme, und Aufbereitung der Bio-Speisebohne
sowie die Auslieferung an
die Kunden. 25 verschiedene Sorten an Sojabohnen für
jeden Verwendungszweck
stehen im Programm. „Unser
Absatzhatsichindenvergangenen acht Jahren verzehnfacht“, sagt Hirschhofer. Ein
Großteil der gentechnikfreien Sojabohnen wird in die
ganze Welt exportiert.
Pionier aus Oberwart
Ein heimischer Betrieb, der
die Bio-Bohne verwertet, ist
Joya, eine Marke der MONA
Naturprodukte GmbH. WolfgangGoldenitsch,Geschäfts-
Na da
schau her
Soja:
Produktion
Ernte
Im Vorjahr
wurden in Österreich
136.000
Tonnen Soja
geerntet.
Heuer sind
49.783
Hektar Sojabohnen ausgesät worden.
Ackerfläche
Auf Österreichs Böden
wachsen
7,5% der europäischen
Sojabohnen.
Österreich ist
sechst-größtes Anbauland der EU.
BioLandwirt
14.625
Hektar der
heimischen
Sojafläche
(30%)
werden biologisch bewirtschaftet.
Saatbau
Die Saatbau
Linz ist mit
3100 Eigentümern die
größte genossenschaftliche Organisation
führer von Joya, die sich als
Österreichs Soja-Pionier und
Marktführer bei Frischeartikeln auf Sojabasis bezeichnet, spricht von einer Erfolgsgeschichte. „Vor 15 Jahren
haben wir in Oberwart begonnen, erste Sojaprodukte
zu produzieren. Wir haben
unsbeiderHerkunftderRohstoffe für den österreichischen Weg entschieden.“
Heute verarbeitet Joya
6000 Tonnen gentechnikfreies Soja und exportiert 80 bis
90 Prozent der Produktion in
30 europäische Länder. „In
vielen osteuropäischen Ländern sind wir auch Marktführer“, sagt Goldenitsch.
Wenn Landesrätin Verena
Dunst (SPÖ) und ÖVP-Abgeordnete Michaela Resetar im
Landtag aneinandergeraten,
ist für Unterhaltung gesorgt.
11 Jahre lang saßen beide auf
der Regierungsbank – viele
positive Erinnerungen dürfte
es nicht geben. Denn seit die
Südburgenländerinnen Regierung und Opposition repräsentieren, nehmen die Sticheleien kein Ende. Zwei Anfragen stellte Resetar am Donnerstag an Dunst, etwa zum
Anstieg der Frauenarbeitslosigkeit im ersten Jahr von RotBlau. Erhellende Antworten
blieben aus, stattdessen gab es
Szenen einer innigen Frauenfeindschaft. Dunst beschwerte sich, von Resetar nicht als
Landesrätin angesprochen
worden zu sein und titulierte
die ÖVP-Mandatarin genüsslich als „Landesrätin außer
Dienst“, woraufhin die ehemalige Tourismuslandesrätin
die Antwort der Ex-Lehrerin
Dunst als „Themenverfehlung“ qualifizierte: „Setzen,
nicht genügend“.
Der Arbeitsmarkt blieb
auch in der von der SPÖ beantragten „Aktuellen Stunde“
Thema. Um den altbekannten
Forderungen von der Verschärfung der Entsenderichtlinie für Arbeitnehmer aus benachbarten EU-Staaten bis
zur temporären Einschränkung des Zuzugs von Bauarbeitern einen neuen Anstrich
zu verpassen, wurde die neue
rote Zauberformel vom „New
Deal“ bemüht. Für Empörung
unter den Genossen sorgte
dann ÖVP-Mandatar Christoph Wolf, der gesagt habe,
man brauche heutzutage keine Gewerkschaften mehr.
SPÖ-Landeshauptmann Hans
Niessl und Klubchef Robert
Hergovich sprachen von „Entgleisung“. Wolf wehrt sich,
man habe sein Zitat aus dem
Zusammenhang gerissen. Er
stelle die Gewerkschaften
nicht in Frage, aber es gebe
auch Betriebe, in denen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
auch ohne Gewerkschaft gut
zusammenarbeiten.
– THOMAS OROVITS
UMFAHRUNG SCHÜTZEN/GEBIRGE
Bewilligung bleibt bis
auf Weiteres aufrecht
Rechtsstreit. Verschnaufpause fürs Land im Rechtsstreit
um die Umfahrung Schützen
am Gebirge. Das Land darf
die „wasserrechtliche Bewilligung solange weiter ausüben, bis allenfalls den erhobenen Beschwerden Folge
gegeben und die wasserrechtliche Bewilligung verweigert wird“, teilte das Landesverwaltungsgericht Burgenland am Donnerstag mit.
Zur Erklärung: Der Verwaltungsgerichsthof (VGH)
hat nicht nur die Bescheide
zur Enteignung der Grundeigentümer aufgehoben – womit die Straße de jure wieder
über Privatgrund führt –,
sondern zuvor schon den
vom Land ausgestellten Wasserrechtsbescheid kassiert.
Betroffene Grundstückseigentümer hatten geklagt.
Das Landesverwaltungsgericht hatte Anfang März
entschieden, die aufschiebende Wirkung der Beschwerden auszuschließen
und ordentliche Revisionen
an den VGH nicht zuzulassen. Dagegen haben sich die
Beschwerdeführer an das
Höchstgericht gewandt. Dieses Begehren hat der VGH mit
Beschluss vom 24. Mai zurückgewiesen, teilte das Landesverwaltungsgericht gestern mit.
In der Sache selbst, also
ob die wasserrechtliche Bewilligung überhaupt rechtmäßig ist, hat das Landesverwaltungsgericht noch nicht
entschieden. Im Verfahren
werde geprüft, ob die öffentlichen Rechte der Anrainer
demGesetzentsprechendberücksichtigt wurden.
ENERGIE BURGENLAND
Golden Girls Bauarbeiten auf Seestraße
KOLUMNE
NATASCHA
MARAKOVITS
FAKTEN
Wenn einer eine Reise tut,
dannkannerwaserzählen,
lautet ein altbekanntes
Sprichwort. Mit Reise verbindet man normalerweise Koffer packen, ab in den Flieger oder
zumindest in Bahn, Bus oder Auto und geht’s – gen Süden oder
gleich über den großen Teich.
Doch nicht immer bietet die große, weite Welt die spannendsten
Geschichten. Manchmal liegen
sie direkt vor der Haustür, man
muss nur genau hinschauen.
Meine Oma begab sich jeden
Nachmittag mit einem Polster
auf ihre kleine Reise. Ziel: ein
Bankerl, schräg gegenüber ihrem Haus. Kaum hatte sie es sich
gemütlich gemacht, trudelten
auch schon die Nachbarinnen
ein. Jede hatte ihren Stammplatz, meine Oma in der Mitte,
die anderen Damen links und
rechts von ihr. Eine vorzeitige
Platzreservierung mittels Sitzpolster war nicht notwendig, zu
groß war der Respekt vor den ältesten
Dorfbewohnerinnen.
Statt Meerblick gab’s Fernblick
auf die Güssinger Burg und statt
pampigen, abgestandenem Essen vom Hotelbuffet Kuchen
oder Salzstangerl, hausgemacht
am heimischen Herd.
Wie die Hennen auf der Stange saßen sie dann da und beobachteten die Straße, die Gärten ringsum, die Spaziergänger
und auch die Autofahrer. Oft den
ganzen Nachmittag. Die Golden
Girls, wie sie im Dorf genannt
wurden, hatten sich immer etwas zu erzählen. Niemand wusste über das Dorfleben so genau
Bescheid wie Oma und ihre Girls.
Nichts entkam ihren Argusaugen. „Willst du was erfahren,
musst du nur die Oma fragen“,
wäre das passende Sprichwort
gewesen.
Auch heute steht die Bank
noch. Mittlerweile ist sie leer. Die
Golden Girls haben längst ihre
letzte Reise angetreten. Mit ihnen sind auch die spannenden
Geschichten
verschwunden.
Klatsch und Tratsch im Dorf, das
war einmal. Heute starrt jeder in
sein Handy und begibt sich dort
auf eine Reise in die virtuelle
Welt. Der Nachbarin am Bankerl
davon erzählen? Wozu denn, es
gibt ja Facebook und Co, da passiert viel mehr. Mittendrin statt
nur dabei. Oder doch umgekehrt?
eMail: [email protected]
nur mehr bis 17. Juni
Breitenbrunn. Die Bauarbeiten, die derzeit auf der Seestraße und im Strandbad in
Breitenbrunn für Verärgerung sorgen, sollen bis spätestens 17. Juni beendet sein.
Das verspricht der Breitenbrunner Vizebürgermeister
Helmut Hareter (SPÖ).
Die Verlegung der Stromleitung wurde nicht von den
Esterházy Betrieben veranlasst, sondern von der Gemeinde.
Hareter gibt zu, dass der
Zeitpunkt „unglücklich gewählt wurde, aber bald ist es
ja vorbei“. Die Arbeiten werden von der Energie Burgenland durchgeführt und seien
dringend notwendig gewesen, da das alte Stromkabel
öfters für Probleme gesorgt
habe. Zum geplanten Vorhaben der Esterházy Betriebe
will auch Hareter sich nicht
äußern und das Verhandlungsende abwarten.
Wieder KURIER berichtet
hat,wurden am Mittwoch die
Wettbewerbsgewinner für
die Neugestaltung des Naturseebads präsentiert. Mitte
September werden alle 48
eingereichten Projekte im
Rahmen einer Ausstellung
gezeigt.DerBaubeginnistfür
Herbst 2019 geplant, die Fertigstellung im Jahr 2020. In
den kommenden Wochen
wollen die Esterházy alle am
See ansässigen Interessensgruppen bei Gesprächen mit
ins Boot holen.