„Wëssenbuerg“: muslimische Privatschule in Luxemburg?

Freitag, 17. Juni 2016 • Nr. 141
Auch CGFP sagt: „Et geet elo duer!“
STAATSBEAMTENGEWERKSCHAFT Starke Mobilisierung im Parc Hotel
Claude Clemens
Als Unterstützung waren auch
die Gemeindebeamten der FGFC
in Dommeldingen anwesend.
CGFP-Generalsekretär Romain
Wolff bedauerte in seiner Rede,
dass sich keine andere Gewerkschaft solidarisch erklärt hatte.
Das ließe tief blicken. Bei der
kommunistischen Partei bedankte er sich indes für deren Solidaritätsschreiben.
Wolff und CGFP-Präsident
Emile Haag betonten mehrfach,
dass es reiche mit dem „schleichenden Sozialabbau. Der öffentliche Dienst ist nicht bereit,
weitere Sonderopfer zu bringen.
V.a. da die Regierung ja ständig
stolz darauf hinweist, dass es uns
besser geht. Also wird es auch
Zeit, dass dem wirtschaftlichen
Aufschwung Rechnung getragen
wird.“ Der Abbau stört die Gewerkschaft natürlich als solches,
aber auch das Adjektiv „schleichend“ wurde oft betont und angeprangert. Beispiel Emile Haag:
Foto: Isabella Finzi
Vor rappelvollem Saal im
Parc Hotel, etwa 500 bis 700
Militanten, sagte gestern eine
weitere Gewerkschaft der
Regierung: „Et geet elo duer!“
Die Staatsbeamtengewerkschaft CGFP hatte
gerufen und alle
Unterorganisationen waren
gekommen.
CGFP-Präsident Emile Haag bei seiner Ansprache
„Die Regierung sagt, sie hält sich
an die Abkommen. Aber dann
gibt es ein perfides 'Grignotéieren' auf dem Niveau unserer Unterorganisationen.“ Beispiel Romain Wolff: „Die Regierung hat
unilateral verschiedene Punkte
aus der Reform genommen und
sie geändert, ohne noch einmal
mit der CGFP zu verhandeln.“
Nicht mehr stillhalten
Mir vergiessen
net, an tôt ou
tard kënnt een
net laanscht eis
Emile Haag,
CGFP-Präsident
Von 2009 bis Anfang 2015 sei
man hingehalten worden und habe es keine Gehaltserhöhung
mehr gegeben; man werde nun
nicht mehr länger stillhalten:
„Die jahrzehntelang schwer erkämpften 'acquis sociaux' werden wir mit allen gewerkschaftlichen Mitteln verteidigen“, so
Wolff weiter.
Die Krise sei vorbei, „und wir
haben dafür bezahlt“, und Wolff
meint damit alle Steuerzahler.
Aber: „Wir haben die Krise nicht
verursacht. Das waren Banker
ganz weit oben.“ Die Regierung
spiele das Spiel der hohen Patronatsvertreter, lautete ein weiterer
Vorwurf in diese Richtung, und
man werde auch nicht weiter zulassen, dass in der öffentlichen
Meinung versucht werde, privaten und „secteur public“ gegeneinander auszuspielen.
Auch gegen die „zunehmende
Differenzierung zwischen neu
Eingestellten und denen, die bereits da sind“, verwehrte sich der
CGFP-Generalsekretär: „Wie ist
es denn mit der viel beschworenen Sorge um die 'kommenden
Generationen'?“
In puncto Prämien beim Staat
bekräftigte Wolff noch einmal
den Standpunkt, dass mit dem
Verabschieden des SREL-Geset-
zes ein gefährlicher Präzedenzfall
geschaffen worden sei: „Und es
ist ein Vertragsbruch, der seinesgleichen sucht“, denn beide Parteien der vorigen Regierung
(CSV, LSAP), mit der eine mündliche Abmachung bestand, hätten das SREL-Gesetz gestimmt.
„Bis geschwënn“
Werde man nicht angehört, so
verspreche er weitere gewerkschaftliche Schritte, sagte Romain Wolff abschließend.
Und er geht wohl von solchen
aus, denn verabschieden tat sich
der Generalsekretär mit einem
„Bis geschwënn!“. Es folgte tosender Applaus. Nicht der einzige an diesem Abend.
Fotostrecke:
www.tageblatt.lu
Et geet net just
ëm Primen, et
geet em dat
Ganzt: de
schläichende
Sozialofbau am
ëffentlechen
Dingscht
Romain Wolff,
CGFP-Generalsekretär
„Wëssenbuerg“: muslimische Privatschule in Luxemburg?
PARLAMENTARISCHE FRAGE/ANTWORT Dossier noch nicht komplett
Claude Clemens
Gibt es ab der kommenden
Rentrée eine muslimische
Privatschule in Luxemburg?
„Incha Allah“ – „So Gott will“,
lautet die Antwort auf diese
Frage Ja. Denn auf der
Internetseite der geplanten
Schule www.wessenburg.lu
läuft bereits der Countdown.
Ob „Wëssenbuerg – D’Buerg
vum Wëssen“ allerdings
tatsächlich im kommenden
Herbst Kurse anbietet, ist
mehr als ungewiss.
Denn neben allen Bedingungen,
die man erfüllen muss, um eine
Privatschule betreiben zu dürfen
– und diese müssen ja erst mal erfüllt sein, und das muss vom betreffenden Ministerium kontrolliert werden –, ist das eingereichte Dossier eh noch nicht komplett.
Dies geht jedenfalls aus der
Antwort von Bildungsminister
Claude Meisch auf eine parlamentarische Frage vom Abgeordneten Fernand Kartheiser hervor.
In den knapp drei Monaten bis
zum nächsten Schulbeginn dürfte dies also sehr eng werden.
Antrag seit Januar,
Vereinigung seit 2013
Der Antrag auf Gründung liegt jedenfalls vor, eingereicht am 27.
Januar 2016. Die „Wëssenbuerg –
Ecole privée A.s.b.l.“ wolle laut
Meisch „im Kontext der Diversität der Luxemburger Gesellschaft
ein weiteres Schulangebot anbieten. Laut Antrag soll die Schule
für Jungen und Mädchen sein
und die Zyklen eins bis vier des
'Fondamental' anbieten, in strikter Konformität zum nationalen
Lehrplan.“
Der Minister verweist in seiner
Antwort mehrfach auf die laut
Gesetz vom 13. Juni 2003 zu erfüllenden Bedingungen, v.a. die
aus Art. 3: hier geht es um „honorabilité“ und berufliche Qualifikation von Direktion und Personal, Finanzen, Räumlichkeiten,
Lehrplan etc.
In Art. 19 heißt es des Weiteren
noch, dass eine Privatschule des
Screenshot von www.wessenbuerg.lu gestern Nachmittag
„Fondamental“, welche den nationalen Lehrplan anwendet, nur
Lehrer einstellen darf gemäß den
Vorschriften und Vorgaben bezüglich der Diplome, die in der
öffentlichen Schule gelten.
Prinzipiell hält der Bildungsminister fest, dass es ihm nicht zustehe, eine Aussage zu machen
über „private Ansichten der Lehrer, ob es nun religiöser, privater
oder gewerkschaftlicher Natur
sei, egal ob diese in einer öffentlichen oder privaten Schule arbeiten, solange diese keinen Einfluss
auf ihr neutrales Verhalten im
Unterricht haben“.
Auf weitere Fragen von Kartheiser zu u.a. der Art des Geschichts- oder auch „Civique“-Unterrichts an dieser Schule oder auch, ob der Minister in
dieser Schule eine Chance auf Integration oder aber eher die Ge-
fahr einer Parallelgesellschaft
sehe, antwortet Meisch ebenfalls
unter einem prinzipiellen Gesichtspunkt. Es sei so, dass man
heute wieder mehr Brücken bauen müsse anstatt Mauern und
Zäune oder Gräben zu ziehen.
Trotzdem müsse man auch Risiken und Schwierigkeiten erkennen. Es sei eine „schwierige
Gratwanderung“ und man müsse
aufpassen, den Rahmen so zu stecken, dass „das Schulsystem dazu beiträgt, Familien mit Kindern
zu integrieren und nicht auszuschließen“.
Die A.s.b.l., die die Schule
gründen will, gibt es übrigens laut
Memorial C seit dem 4. November 2013. Sie hat ihren Sitz in
Esch und verpflichtet sich laut
Statuten u.a. dem „respect des
principes et des valeurs partagés
par les pays membres de l’Union
européenne“.
Weitere Details zum Thema
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www.tageblatt.lu
Persönlich erstellt für: asbl asti
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