Predigt des Bischofs

Predigt bei der Sendungsfeier der Gemeindereferenten am 18. Juni 2016
Liebe Frau Ringleb,
lieber Herr Bargel,
meine lieben Schwestern und Brüder im Herrn,
die Lesung aus dem 1. Buch der Könige schildert ein bewegendes Ereignis im Leben
des Propheten Elia. König Ahab und seine Frau Isebel wollten Elia töten, weil er sich
als mächtiger erwiesen hatte, als die Propheten des Baal. Daraufhin flüchtete Elia in
die Wüste und war am Ende mit seiner Lebenskraft. Es heißt: „Er setzte sich unter
einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod“, (1 Kön 19,4). Erfahrungen von
Konflikten bleiben manchmal leider im pastoralen Tun nicht erspart. Und leider gibt
es auch Erfahrungen der scheinbaren Vergeblichkeit, die Frustration erzeugen können. Da kann die Geschichte des Propheten Elia durchaus tröstlich sein.
Der Engel Gottes ließ ihn nämlich nicht unter dem Ginsterstrauch alleine: „Als er um
sich blickte, sah er neben seinem Kopf Brot, das in glühender Asche gebacken war
und einen Krug mit Wasser.“, (1 Kön 19,6). Durch diese Speise gestärkt wanderte er
bis zum Gottesberg Horeb. Schon für die Kirchenlehrer der Alten Kirche ist diese
Stärkung ein Bild für die Eucharistie. In der Eucharistie schenkt uns Jesus Gemeinschaft unter dem Zeichen von Brot und Wein, Zeichen für Lebenskraft und Lebensfreude. So wünsche ich Ihnen von Herzen, dass die Feier der Eucharistie Ihnen immer eine solche Quelle der Lebenskraft und der Lebensfreude ist. Gerade in der
Diaspora unserer gesellschaftlichen Wirklichkeit ist es nötig, dass wir immer wieder
aus den Quellen unseres Glaubens und aus der Begegnung mit Jesus Christus
Glaubenskraft und Glaubensfreude schöpfen.
Aus dieser Stärkung heraus ereignete sich dann die Gottesbegegnung, von der wir in
der Lesung gehört haben. Gott ist nicht in den spektakulären und lauten Naturphänomenen sondern im „sanften leisen Säuseln“, (1 Kön 19,12). Elia war sensibel, um
in diesem stillen Phänomen die Begegnung mit Gott zu erspüren. Ich wünsche Ihnen,
dass Sie auch wie Elia sensibel werden, für die Berührungen mit dem Leben Gottes.
Es sind in der Regel nicht die großen spektakulären Ereignisse, wie etwa Abschlussgottesdienste eines Weltjugendtags oder große Wallfahrtsgottesdienste, wie beeindruckende Katholikentage oder große Kundgebungen. Es sind in der Regel die lei1
sen und stillen Begegnungen, in denen sich Gott den Menschen offenbart, sei es das
Gespräch am Krankenbett, die gelungene Gruppenstunde mit Kindern oder Jugendlichen oder das gute Gespräch mit jemandem, der sich für unseren katholischen
Glauben und unsere Kirche interessiert. Es ist sehr wichtig, in der Praxis des pastoralen Alltags für solche Erfahrungen sensibel zu bleiben und zu spüren, wo Gott –
auch durch unseren Dienst – sich Menschen offenbart.
Es wird für Sie, liebe Frau Ringleb und lieber Herr Bargel, eine bleibende Aufgabe in
Ihrem pastoralen Dienst sein, immer wieder aus der Begegnung mit Jesus Christus
heraus Glaubenskraft und Glaubensfreude für Ihren Dienst zu schöpfen. Das persönliche Beten und die Feier der Eucharistie sind dafür wichtige Grundlagen und Voraussetzungen. Wenn Sie dann noch sensibel bleiben für die Situationen, in denen
Sie Menschen in Berührung bringen können mit dem Leben Gottes, werden Sie sich
nicht wie Elia unter einen Ginsterstrauch setzen und sich den Tod wünschen. Sie
werden vermutlich auch nicht jeden Morgen voller Begeisterung aus dem Bett springen, aber doch in dem tiefen Bewusstsein, dass Sie jeden Tag mit und für Jesus
Christus leben und dass das Samenkorn das Glaubens, das Sie ausstreuen, auch
Frucht trägt. Dann wird sich hoffentlich das erfüllen, was Jesus im Johannesevangelium verheißen hat: „Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freunde in euch ist und
damit eure Freude vollkommen wird.“ (Joh 15,11).
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