plan B Kindern Schutz und Halt geben. Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption Tätigkeitsbericht 2015 Ausgabe 2 / 2016 » Inhalt Themen dieser Ausgabe Inhalt 10-47 Berichte aus den Fachbereichen Wir stellen das vielfältige Angebot von plan B aus allen Arbeitsbereichen vor. 48 Zahlen und Fakten Editorial 03 Grußworte 04 Vorstandsbericht 06 Personalentwicklung 08 Pflegefamilien 10 Adoptivfamilien 20 Familienberatung 22 Familiäre Krisenbetreuung 26 IN-Betreuung 30 Stationäre Krisenbetreuung 36 Fachakademie 42 Zahlen und Fakten 48 Verein Sozialpädagogik Oberösterreich 55 Sozialfonds für Pflegekinder 56 Service und Termine 58 Das Jahr 2015 in Zahlen: Unsere Eckdaten im Überblick. plan B wird gefördert: ›› Bundesministerium für Familien und Jugend ›› Kinder- und Jugendhilfe ›› Abteilung Bildung des Landes Oö. 2 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Impressum: Erscheinungsort: Leonding. DVR.Nr. 4011539 · Mit gliedsbeitrag: EUR 35,- jährlich (inkludiert Abonnement »plan B - Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption«) · EUR 15,- nur für die Zeitschrift · Alle Angebote können auch von Nichtmitgliedern in Anspruch genommen werden · Unsere Bankver bindung: HYPO Oberösterreich IBAN: AT66 5400 0000 00379909, BIC: OBLAAT2L · Medien inhaber, Herausgeber, Verleger: plan B gem. GmbH. FN 407083 b · Grundlegende Richtung: Informationsund Kommunikationsorgan, Anregungen, Hilfen und Hintergrund information · Erscheint drei mal jährlich · F.d.I.v.: Alexander König, MAS; Mag.a Gertrude Pirklbauer. Richterstraße 8d, 4060 Leonding, Tel. 0732 · 60 66 65, Fax: DW 9. · Druck: Druckerei GutenbergWerbering GmbH, Linz · Satz: G2 Druckvorstufe, Linz · Fotos: plan B gem. GmbH. Editorial « Liebe Leserinnen, liebe Leser! Die Arbeit mit den Herkunftsfamilien bildete den größten inhaltlichen Arbeitsschwerpunkt von plan B im Jahr 2015. Angesichts dessen, dass plan B primär für die Unterstützung der Betreuungsfamilien steht, erscheint dies vielleicht manchen widersprüchlich. Das ist aber nicht der Fall, ganz im Gegenteil: Es ist für alle hilfreich, wenn Herkunftseltern bejahend eingebunden sind und Alexander König, ihre Ressourcen im Interesse des Kinderwohles Geschäftsführung in den Betreuungsprozess einbringen können. Dies stellt letztendlich auch eine bedeutende Entlastung für die Betreuerfamilien dar. Nicht immer geht es dabei zwingend um Rückführung, sondern um Gleichwürdigkeit und Partnerschaftlichkeit. Verankert wurde der neue Aufgabenbereich in einem eigenen Team mit der Bezeichnung »Psycho soziale Familienbegleitung«. Die Mitarbeiter/ innen stehen exklusiv den Herkunftsfamilien zur Verfügung, etwaige Rollenkonflikte sollen vermieden werden. Dieses Team arbeitet für die Bereiche Stationäre und Familiäre Krisenbetreuung sowie IN-Betreuung. Methodisch kommen spezifisch ausgerichtete, systemische Modelle, wie der SEN-Ansatz (Partnering for Safety) oder der Familienrat zum Einsatz. Wir sehen diese Arbeit auch als notwendige Ergänzung, um die unermesslich wertvolle Tätigkeit der Betreuerfamilien zu stärken. Für die nächsten Jahre wünschen wir uns, dass sich der SEN-Ansatz auch auf Pflege familien übertragen lässt. Mit großer Freude konnten wir im Jahr 2015 unsere Bildungsangebote in das »neue Kleid« der plan B Fachakademie betten. Dahinter steht der Gedanke, die Serviceangebote für Pflege-, Adoptiv-, Krisenpflege- und IN-Familien weiter zu stärken und gezielt auszubauen. Bildung kann und soll dazu einen wesentlichen Beitrag leisten. Unsere umfangreichen und speziellen Weiterbildungsangebote sind seit Jahren ein wichtiger Teil der Qualitätssicherung in der familiären Betreuung. Durch eine zum Teil gemeinsame fachliche Vorbereitung von Pflege-, Krisenpflege- und INFamilien konnte zudem ein weiterer Schritt ge- setzt werden, um die Familien bestmöglich auf ihre anspruchsvolle Aufgabe vorzubereiten. Mit dem vorliegenden Tätigkeitsbericht 2015 versuchen wir, neben der eigenen Darstellung unserer Leistungen, den Blick darauf zu richten, wie andere Menschen die Arbeit von plan B erlebt haben. Zu Wort kommen Auftraggeber/innen, Kundinnen und Kunden und unterschiedliche Systempartner/innen. Wir sind überzeugt davon, dass gute und zielführende Arbeit untrennbar damit verbunden ist, wie eine Organisation in ihr Umfeld eingebunden ist. All diese Aufgaben konnten nur durch das Mit wirken aller Beteiligten so gut bewältigt werden. Daher steht auch dieser Jahresbericht wiederum im Zeichen des besonderen Dankes! Allen voran gilt dieser der Abteilung Kinder- und Jugendhilfe des Landes OÖ., die plan B mit verschiedenen Aufträgen über viele Jahre das Vertrauen geschenkt hat. Ohne das große Engagement aller Mitarbeiter/innen von plan B und ihrer Bereitschaft, diese Entwicklung aktiv mitzugestalten, wäre dieser Erfolg nicht möglich gewesen. Wir danken allen ehemaligen und aktuellen Mitarbeiter/innen für ihren unverzichtbaren Beitrag. Der Dank gilt auch allen weiteren Förder/innen, Spender/innen, Sponsor/innen und Systempartner/innen, die hier nicht namentlich genannt werden können. In der Hoffnung, Ihnen mit diesem Tätigkeitsbericht 2015 eine interessante Urlaubslektüre und ein lebendiges Bild der Entwicklung zu bieten, wünsche ich Ihnen und Ihren Familien eine schöne und erholsame Ferienzeit und natürlich allen Kindern viele sonnige Badetage! Wie immer freue ich mich auf Ihre Reaktionen, Rückmeldungen und Anregungen. Ihr Alexander König, Geschäftsführer plan B plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 3 » Grußworte Kindern Schutz und Halt geben Krisen kommen im Leben aller Menschen vor. Oft unerwartet, aber immer schwer belastend. Meistens hat man die nötige Erfahrung und Unterstützung durch Familie oder Freunde, um auch schwere Krisen selbst bewältigen zu können. Aber manchmal ist genau das nicht vorhanden – oder es reicht nicht aus. Dann kann das familiäre Gleichgewicht, das meistens schon längere Zeit nicht intakt ist, ins Kippen kommen. In solchen Krisensituationen ist rasche Hilfe von außen nötig. Der Verein Pflege- und Adoptiveltern OÖ ist ein wichtiger Partner der Kinder- und Jugendhilfe Oberösterreich, wenn es darum geht, Kindern Schutz und Halt zu geben. Durch gezielte Hilfe wird vielen Kindern ein gesichertes Heranwachsen ermöglicht, und durch die Leistung von Pflegeeltern ist es möglich, dass sie wieder in ein normales Leben zurückfinden. Ing.Reinhold Entholzer Jedes Jahr werden für rund 70 Kinder in Ober- österreich Pflegefamilien gesucht. Wir brauchen dazu Menschen - mit oder ohne eigene Kinder die mit beiden Beinen fest im Leben stehen und die sich vorstellen können, einem oder mehreren Kindern einen Platz in ihrer Familie zu geben. Pflegekinder brauchen Eltern! Ein beständiges Zuhause, viel Liebe und vor allem Eltern, die nicht aufgeben, ihnen ihr Vertrauen und ihre Unterstützung zu geben. Ein Kind wird nicht als Pflegekind geboren. Pflegekinder sind grundsätzlich Kinder wie alle anderen. Bis auf einen Unterschied: Sie haben meist belastende Ereignisse erfahren, die tiefe, seelische Spuren in ihnen hinterlassen haben. In Folge davon sind sie oft in ihrer Entwicklung verzögert. Sie erleben das ständige Gefühl, irgendwelchen Erwartungen nicht zu entsprechen. Und sie haben manchmal wenig Selbstwertgefühl. 4 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Um sie positiv zu fördern, brauchen sie eine gefühlsmäßige Bindung, die nur eine Familie leisten kann: Pflegeeltern, die für eine bestimmte oder unbestimmte Zeit die Aufgaben der leiblichen Eltern übernehmen. Ich bedanke mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von plan B und bei allen Pflegeeltern für das Engagement und wünsche für die Zukunft alles Gute! Ihr Ing. Reinhold Entholzer Sozial-Landesrat Grußworte « Ein flexibler Partner für neue Herausforderungen Wie wird plan B von »außen« gesehen? Erst im Vorjahr habe ich an dieser Stelle kurz die Herausforderung angesprochen, als Kinder- und Jugendhilfe immer wieder auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren zu müssen. In Bezug auf plan B stand damals der Ausbau der Krisenbetreuung im Vordergrund. Ein Blick auf die jüngeren Entwicklungen im vergangenen Jahr weist zum Beispiel auf die IN-Betreuung, eine institutionsgeleitete familiäre Betreuungsform, die erst vor einigen Jahren als Betreuungsform in Oberösterreich etabliert wurde und nun auch von plan B angeboten wird. Personen mit pädagogischem Grundberuf betreuen in Anbindung an eine sozialpädagogische Einrichtung Kinder und Jugendliche, die aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur und Vorgeschichte ein besonderes Setting brauchen. Und noch einer Entwicklung müssen wir derzeit – leider – gemeinsam begegnen: Kriege und Dr.in Gabriele Haring Terrorakte haben viele Menschen zur Flucht gezwungen. Unter ihnen sind auch Kinder und Jugendliche ohne Begleitung Erwachsener. Obwohl es hier weitgehend andere Zuständigkeiten gibt, sind diese unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge natürlich auch für die Kinder-und Jugendhilfe eine Aufgabe. Um diese jungen Menschen zu betreuen, ist neben stationären Angeboten z. B. auch die Möglichkeit geschaffen worden, sie in Pflegefamilien aufzunehmen. plan B wird auch diese UMF-Pflegefamilien in der fachlichen Vorbereitung und durch Reflexionsgruppen unterstützen. Der Blick auf das Neue soll uns aber nicht verleiten, die »Urform« der Pflegefamilie aus dem Fokus zu verlieren. Die vielen Pflegefamilien in Oberösterreich leisten Jahr für Jahr unschätzbare Hilfe für die Kinder in ihren Familien, indem sie ihnen ein warmes Nest bieten. Mit den Ängsten und Nöten, den Schwierigkeiten des Alltags, die sie ständig bewältigen, stehen sie selten im Rampenlicht. An dieser Stelle ein besonderes Dankeschön für alles, was sie seit Jahren übernehmen. Dr.in Gabriele Haring Leiterin der Abt. Kinder- und Jugendhilfe Als Auftraggeberin möchte ich ganz bewusst das Licht auf die vielen Entwicklungsschritte lenken, die im Vorfeld neuer Angebote notwendig sind, und meinen Dank ausdrücken: plan B erweist sich in herausfordernden Situationen, die nach neuen Lösungen verlangen, stets als sehr flexibler Partner mit hoher Kompetenz und viel Innovationstalent. plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 5 » Aus dem Vorstand Familiäre Betreuung der Kinder sichert Zukunft Familien werden zu Recht als ein tragendes Element der Gesellschaft bezeichnet. Dies gilt mehr denn je in einer Zeit, in der massive Herausforderungen zu bewältigen sind. Die gesellschaftliche Integration ist zu einer der drängendsten Fragen in Europa geworden. Dr. Aldo Frischenschlager Der Verein Pflege- und Adoptiveltern OÖ. arbeitet seit über drei Jahrzehnten daran, die familiäre Betreuung im Rahmen der Kinderund Jugendhilfe zu stärken und hat wesentliche Beiträge dazu geleistet. Die Vorteile dieser Betreuungsform liegen auf der Hand. Für viele heranwachsende Menschen sind die »neuen Familien« die beste Chance, gute und stabile Bedingungen samt eines stützenden Umfeldes zu erhalten und damit verbunden Integration auf natürlichem Weg zu erfahren. Die Herkunftsfamilien haben einen festen Patz im Leben der Kinder und Jugendlichen, auch wenn die neuen, sozialen Familien eine zentrale Rolle erlangt haben. Dieser Tatsache trägt plan B Rechnung. Es ist unverzichtbar, den Herkunftseltern den gebührenden Platz zu geben und sie in das Betreuungssystem bestmöglich, jedoch unter Bedachtnahme auf den notwendigen Schutz der Kinder und Jugendlichen, einzubinden. Aus dieser Überlegung heraus hat im Jahr 2015 das Team der Psychosozialen Familienbegleitung in den Bereichen stationäre und familiäre Krisenbetreuung sowie IN-Betreuung die Arbeit aufgenommen. Auch im Jahr 2015 wurde bei plan B weiter intensiv daran gearbeitet, differenzierte Antworten auf die vielfältigen Anforderungen zu ent w ickeln und die familiären Betreuungs formen zu stärken. Mit der IN-Betreuung hat sich ein neues Angebot bei uns etabliert, das einen wichtigen Beitrag in diese Richtung leistet und weiterhin leisten wird. Die umfangreiche 6 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Erfahrung in den angestammten Bereichen der Pflege, Adoption und familiären Krisenbetreuung bildeten eine wichtige Basis für diese Entwicklung hin zu einem den jeweiligen Anforder ungen möglichst entsprechenden System der familiären Betreuung. Mit der plan B Fachakademie konnte eine weitere wesentliche Entwicklung umgesetzt werden, die seit Jahren ein zentrales Anliegen des Vereins ist. Die Bildungsangebote von plan B sind ein sehr wichtiges begleitendes Angebot für die Betreuerfamilien. Mit der zum Teil gemeinsamen Fachlichen Vorbereitung von Pflege-, Krisen pflege- und IN-Familien ist es nun gelungen, einen nächsten gezielten Schritt zu setzen. Der Sozialfonds für Pflegekinder konnte in einigen Fällen Unterstützung für besondere Fördermaßnahmen gewähren, wie z. B. einen Zuschuss zu einer heilpädagogischen Urlaubswoche eines Pflegekindes mit besonderen Bedürfnissen. Nach wie vor besteht die große Herausforderung darin, den Sozialfonds mit entsprechenden Mitteln auszustatten. Diese stammen allesamt aus rein privaten Spenden bzw. Sponsorbeiträgen. Im Advent 2015 war der Verein wieder mit einem Stand beim Leondinger Adventmarkt vertreten. Durch die zahlreichen Sachspenden und die aktive Unterstützung von Mitarbeiter/innen, Krisenpflege- und Pflegeeltern gelang es erneut, die Idee des Sozialfonds in eine breitere Öffentlichkeit zu tragen und einen Reinerlös für den Sozialfonds zu erlangen. Aus dem Vorstand « Im November 2015 fand eine ordentliche Generalversammlung des Vereins Pflege- und Adoptiveltern OÖ. statt. Nach einem Bericht über die abgelaufene Periode wurde der alte Vorstand entlastet und es fand eine Neuwahl der Vorstandsmitglieder statt, bei der es keine personellen Änderungen gab. Wir danken allen, die plan B und den Verein Pflege- und Adoptiv eltern OÖ. wiederum so tatkräftig unterstützt haben, die plan B ihr Vertrauen schenkten und die mit uns weiter gemeinsam an dem Ziel arbeiten, Kindern und Jugendlichen Schutz und Halt zu geben! Dieser Dank gilt insbesondere den Kooperationspartnern für die geleistete Unterstützung, den Adoptiv-, Pflege- und Krisenpflegeeltern, den IN-Familien sowie den Mitarbeiter/ innen von plan B für ihr großes Engagement. Mit besten Grüßen im Namen des gesamten Vorstandsteams Dr. Aldo Frischenschlager Obmann plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 7 » Personalentwicklung Fachliche Weiterbildungen von und für interne Mitarbeiter/innen im Jahr 2015 Unsere Organisation besteht aus unterschiedlichen Mitarbeiter/innen, mit unterschiedlichen Qualifikationen und beruflichen Hintergründen. Wir haben eine große Anzahl von Mitarbeiter/innen, die seit vielen Jahren bei uns arbeiten und welche, die erst kurz bei uns sind. Ein Ziel unserer Organisation ist es, dass alle Mitarbeiter/innen über ein breites, für unsere Arbeitsbereiche fachliches Basiswissen verfügen. Dazu haben wir vier »Wissenssäulen« definiert, die alle unsere Mitarbeiter/innen aus den Fachbereichen durchlaufen sollen. Zudem gibt es flexible und bedarfsorientierte bzw. aktuelle interne Weiterbildungen. Einige der langjährigen Mitarbeiter/innen, die sich bereits ein fundiertes Wissen angeeignet haben, geben dieses an unsere neuen Kolleginnen und Kollegen weiter. Im Rahmen von ein- bis zweitägigen Seminaren wird von ihnen dieses Wissen transportiert. Mittels dieser Methode schaffen wir es, dass alle Mitarbeiter/innen über ein fundiertes und für unsere Arbeitsfelder breites Basiswissen verfügen. Wir fördern damit zudem den Austausch untereinander und schaffen ein Gefühl des Miteinanders, welches unsere Belegschaft sehr schätzt. 8 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Folgende interne Weiterbildungen fanden 2015 statt: ›› Bindung mit Mag.a Doris Füreder Nach einer Einführung in die Bindungstheorie nach John Bowlby wurde das Konzept der Feinfühligkeit nach Mary Ainsworth vorgestellt sowie die Bindungsentwicklung und die bindungsgeleitete Intervention. Videoanalysen wurden zur Veranschaulichung unterstützend eingesetzt. »Bindung ist das gefühlsgetragene Band, das eine Person zu einer anderen spezifischen Person anknüpft und das sie über Raum und Zeit miteinander verbindet.« »Bindung ist das gefühlsgetragene Band, das eine Person zu einer anderen spezifischen Person anknüpft und das sie über Raum und Zeit miteinander verbindet.« Personalentwicklung « ›› Umgang mit Trauma mit Mag.a Doris Heider-Berrich und Mag.a Stefanie Obermayr Etwa 75 % aller Kinder und Jugendlichen, die fremdbetreut werden, haben bereits traumatische Situationen erlebt und leiden unter den Folgen. Im Seminar wurde neben der Einführung in die Psychotraumatologie (Traumatypen, entwicklungspsychologische Auswirkungen, hirnorganische Veränderungen, Folgen von Traumatisierungen, …) auch darauf eingegangen, wie wir den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen einen sicheren Ort zur positiven Entwicklung bieten können. Praktische Übungen kamen dabei anhand von Fallbeispielen zum Einsatz, um das Verhalten von traumatisierten Kindern zu verstehen, zu erkennen und sie in der aktuellen Lebenssituation zu stabilisieren. Für unsere tägliche Arbeit ein ideales Modell, das wir in der Praxis bereits erfolgreich anwenden. ›› SEN-Modell mit Mag.a Marianne Roessler Die Arbeit bzw. Zusammenarbeit mit den familien, deren Kinder und Jugend Herkunfts liche von unseren Familien (Pflege-, Krisen pflege-, IN-Familien) und im stationären Bereich betreut werden, hat einen wichtigen Stellenwert in unserer Arbeit. Es war und ist uns ein besonderes Anliegen, uns mit der Implementierung dieser Arbeit zu befassen. Zu diesem Zwecke haben wir für alle unsere Mitarbeiter/innen mit Fr. Marianne Roessler von Netzwerk Ost (Wien) ein Seminar veranstaltet mit dem Thema »Sicherheit entwickeln: Das SEN-Modell in der Kinder- und Jugendhilfe«. SEN steht für Sicherheit Entwickeln – Entwicklung nutzen. Das SEN-Modell zielt darauf ab, rigoros auf Schutz und Gefährdung zu fokussieren und zugleich auf Kompetenzen, Stärken und Ressourcen verbunden mit der erwünschten Zukunft zu achten. Die Wurzeln des SEN-Modells liegen im systemisch lösungsfokussierten Ansatz. Wegen des Schutzauftrages in der Kinder- und Jugendhilfe wird der lösungsfokussierte Ansatz um Elemente erweitert, die konkrete Gefährdungen in den Blick nehmen: Der Frage wird nachgegangen, was passiert ist, welcher Schaden für das Kind bereits entstanden ist und was – daraus ableitend – in der Zukunft passieren könnte, wenn sich in der Familie nichts ändert. Dieser äußerst praxisorientierte Ansatz stellt Werkzeuge (Tools) sowie eine Rahmentheorie zur Verfügung – sowohl für die Gefährdungsabklärung bei Kindeswohlgefährdung als auch für die Erarbeitung von Sicherheitsplänen. Das SEN-Modell ist anwendbar bei Familiengesprächen, in der Elternarbeit, für Rückführungsarbeit, aber auch für Fallbesprechungen (kollegial-intervisorisch oder supervisorisch), und es ist geeignet, um Helfer/innenkonferenzen anzuleiten. Weiters bietet dieses Praxismodell Handwerkszeug für Gespräche mit Kindern. ■ Gudrun Schwarz stellvertretende Geschäftsführerin, Bereichsleitung Familiäre Betreuungsformen plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 9 Tätigkeitsbericht Pflegefamilien 10 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Fachbereich Pflegefamilien « Unterstützungsnetz für Pflegeverhältnisse Von Teamleiterin Soziale Familien Maria Aistleitner Pflegefamilien geben Kindern, die nicht bei ihren leiblichen Eltern leben können, einen Platz in ihrer Familie; gleichzeitig lassen sie die Kinder Teil ihrer Herkunftsfamilie sein und verstehen sich als Beauftragte der Kinder- und Jugend hilfe-Behörde – eine Lebensaufgabe mit großen Chancen und Herausforderungen. Ein »Danke« für das Engagement dieser Familien sei auch an dieser Stelle wieder ausgesprochen! plan B unterstützt Pflegeverhältnisse im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe. Als private Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung bereiteten wir 23 Paare und 3 Einzelpersonen in Kursen auf ihre Aufgabe als Pflegefamilie vor. Den ca. 640 in Oberösterreich lebenden Pflegekindern und ihren Familien stellten wir folgende Unterstützungsangebote zur Verfügung, die – finanziert durch das Land Oberösterreich – fast alle kostenlos genutzt werden konnten: ›› Weiterbildungen zu Pflegefamilien-spezifischen Themen ›› Ausgewählte Supervisor/innen in allen oö. Bezirken ›› Geleitete Reflexionsgruppen in allen oö. Bezirken ›› Begleitung persönlicher Kontakte zwischen Pflegekindern und ihrer Herkunftsfamilie ›› Psychologische Beratung ›› Feriencamps für Pflegekinder und –jugendliche ›› Anstellung eines Pflegeelternteiles und damit verbunden die sozialversicherungsrechtliche Absicherung Ein besonderes »Danke« sei auch an dieser Stelle jenen Einrichtungen für ihr Entgegenkommen gesagt, die uns ihre Räume für die Begleitung der Kontakte zur Verfügung stellten: ›› »ELKI« Ried i. I. ›› Soziale Initiative, Außenstelle Ried ›› Familien- & Sozialzentrum Schärding ›› Kinderfreunde-Kindergarten Ennsleite Die gute Zusammenarbeit und Abstimmung mit den Behörden, die die »Geschicke der Pflegekinder lenken«, stellte eine wichtige Basis dar, damit die Unterstützungsangebote im jeweiligen Pflegeverhältnis zur Weiterentwicklung beitragen konnten. Durch nachfolgende Statements öffnen wir Sichtweisen darauf, wie unsere Arbeit von Beteiligten erlebt und wahrgenommen wird. ■ plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 11 » Fachbereich Pflegefamilien Zusammen mit den Beteiligten gute Lösungen suchen Begleitung persönlicher Kontakte aus der Sicht einer leiblichen Mutter, deren persönliche Kontakte mit ihrem 10- jährigen Sohn Pascal * seit drei Jahren begleitet bei plan B stattfinden. Petra Niedermayr befragte Frau Hinterdorfer.* Frau Hinterdorfer, als Sie erfuhren, dass die Kontakte mit Ihrem Sohn begleitet bei plan B sein sollen, was hatten Sie damals für Erwartungen oder eventuell auch Befürchtungen? Ich kannte plan B vorher nicht. Ich war eigentlich offen und neutral eingestellt. Nun finden Ihre persönlichen Kontakte zu Pascal bereits seit längerer Zeit mit Begleitung bei plan B statt. Wie empfinden Sie die Begleitung? Ich kann sagen, dass die Begleiterin und ich ein richtig gutes Team geworden sind. Ich habe im Laufe der vielen Kontakte mit meinem Sohn auch sehr schwere Situationen erlebt, z. B. als Pascal mir viele Vorwürfe gemacht und mich beschimpft hat. Ich war dann sehr getroffen und wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Durch viele Vor- und Nachgespräche mit der Begleiterin und ihre Präsenz im Kontakt selbst konnte ich mit diesen schwierigen, aber auch sehr wichtigen Situationen ganz gut umgehen und im Sinne von Pascal handeln. Pascal ist in seinem Verhalten bis heute nicht immer einfach. Da bin ich froh, wenn die Begleiterin und ich zusammenhelfen, um Pascal die manchmal nötigen Grenzen zu setzen oder ihn für Spiele etc. zu motivieren. Alleine wäre dies für mich viel anstrengender als eben mit der Begleiterin zusammen. Überhaupt sind die Nachbesprechungen mit der Begleiterin nach den Kontakten mit Pascal für mich wichtig. Daraus haben sich oft gute Ideen und Pläne für den nächsten Kontakttermin entwickelt, und es war für mich auch wichtig, über meine eigenen Gefühle sprechen zu können. Was macht für Sie eine gute Begleitung der persönlichen Kontakte aus? Ich finde es wichtig, dass die Begleiterin zwischen mir und der Pflegefamilie vermittelt, wenn es Konflikte oder Unklarheiten gibt. Selber ist man ja emotional sehr beteiligt und kann manchmal nicht ruhig über die Dinge sprechen. Ich finde es auch entlastend, dass die Kontaktbegleiterin die Terminkoordination übernimmt. So kann ich mich darauf verlassen, dass die mir zustehenden Kontakttermine auch wirklich regelmäßig stattfinden. Von einer guten Begleitung wünsche ich mir, dass sie auch meine Wünsche zu den Kontakten hört und beachtet und diese auch der Pflegefamilie mitteilt. Überhaupt ist es mir wichtig, dass die Begleiterin zusammen mit allen Beteiligten gute Lösungen sucht. Wie geht es mit Ihren Kontakten zu Pascal weiter? Die Kontakte werden aus verschiedenen Gründen sicherlich noch einige Zeit in plan B und mit Begleitung stattfinden. Ich glaube, dass Pascal während der persönlichen Kontakte bald weitere Fragen zu seiner Vergangenheit und zu seinem Pflegekindsein an mich stellen wird. Ich werde froh sein, dabei Begleitung zu haben, es ist ja nicht immer leicht, spontan und ohne Vorbereitung gut zu reagieren, die eigenen Gefühle stehen da auch manchmal im Weg. Da ich mit meiner Begleiterin ein gutes Team bilde, fühle ich mich im Hinblick auch auf diese Herausforderungen gestärkt. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich und mein Sohn eine schöne Zeit verbringen konnten. ■ * Namen wurden von der Redaktion geändert 12 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Fachbereich Pflegefamilien « Begleitete persönliche Kontakte aus der Sicht zweier Pflegekinder. Lisa * (10) hat schon seit mehreren Jahren begleitete persönliche Kontakte zur leiblichen Mutter bei plan B. Peter * (12) hat erst seit kurzem wieder Kontakt zu seiner leiblichen Mutter und trifft sie unter Begleitung bei plan B. Lisa findet es gut, dass sie die Kindesmutter bei plan B trifft, weil sie keine weite Anreise hat und weil es ihr gefällt, dass eine Begleiterin von plan B dabei ist. Auf die Frage, ob sie etwas schlecht daran findet, dass die Kontakte bei plan B begleitet sind, fällt ihr nichts ein. Sie wünscht sich nur eine dicke Turnmatte für das Besucherzimmer, weil sie beim Kontakt zur Kindesmutter dann besser herumtoben könnte. Sollten die Kontakte nicht mehr bei plan B stattfinden, würde sie ihre leibliche Mutter am liebsten bei sich oder bei ihr zuhause treffen. Peter hat großes Vertrauen in seine Kontaktbegleiterin gefasst, weshalb er froh ist, dass sie bei den persönlichen Kontakten dabei ist. Auch er findet nichts Negatives an den begleiteten Kontakten bei plan B, nur ein Fußball im Besucherzimmer würde ihm noch gefallen. Sollte er seine leibliche Mutter nicht mehr bei plan B treffen können, würde er sich wünschen, dass seine Kontaktbegleiterin die Treffen mit der Kindesmutter bei ihm zuhause begleitet. Wir bedanken uns bei den beiden für ihre Mitarbeit und dafür, dass sie uns einen Einblick in ihre Gefühle und Gedanken gegeben haben! ■ Sabine Groiss, Begleitung persönlicher Kontakte * Namen wurden von der Redaktion geändert Begleitung persönlicher Kontakte. Alexandra Ecker, Sozialarbeiterin der Kinder- und Jugendhilfe Vöcklabruck, gibt Caroline Mühlberger, Mitarbeiterin von plan B am Standort Vöcklabruck, zur Zusammenarbeit folgende Rückmeldung: Frau Ecker, wie haben Sie im vergangenen Jahr die Zusammenarbeit im Bereich der Begleitung der persönlichen Kontakte durch plan B erlebt? Ich erlebe die Zusammenarbeit als sehr professionell und sehr gut. Es ist ein wertschätzendes Miteinander. Was die Kinder betrifft, arbeiten die Sozialarbeiterinnen in der Begleitung der persönlichen Kontakte genau am Punkt. Die gute Begleitung ist für unsere Zusammenarbeit mit den Familien sehr wertvoll und nützlich. Haben Sie Anregungen für die weitere Zusammenarbeit? Aktuell wünsche ich mir ausreichende Ressourcen in der Begleitung der persönlichen Kontakte. Ich befürchte, dass durch mangelnde Ressourcen Begleitungen zu früh beendet werden müssen. Aus Sicht der Kinder- und Jugendhilfe ist es gut, wenn die Begleitung auch über längere Sicht gewährleistet ist. Das gibt allen Beteiligten Sicherheit und führt zu einer Beruhigung im Herkunfts- und Pflegeelternsystem. ■ Danke, Frau Ecker. plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 13 » Fachbereich Pflegefamilien Ich gehe entspannt zu den persönlichen Kontakten meines Pflegekindes. Begleitung der persönlichen Kontakte aus Sicht einer Pflegemutter Neutraler Ort Ich bin sehr froh darüber, einen neutralen Begegnungsort zur Verfügung gestellt zu bekommen. Die Räumlichkeiten bei plan B in Vöcklabruck bieten einen ruhigen Rahmen, in dem gespielt, gelesen und zusammen gemütlich gejausnet werden kann. Besuchsbegleiterin als Puffer zwischen Pflegeeltern und leiblichen Eltern Da ich weiß, dass ich nur Begleitperson für Dominik bin, gehe ich sehr entspannt zu den Besuchskontakten. Ich muss nicht eingreifen, wenn die leiblichen Eltern nicht angemessen mit Dominik umgehen oder am Tisch sitzen und Kaffee trinken, anstatt die Zeit mit Dominik zu verbringen. Ich bin als Pflegemutter nicht die »Böse«, das tut der Beziehung zu den leiblichen Eltern sehr gut. Ich bin seit vier Jahren Pflegemutter unseres 5-jährigen Pflegesohns Dominik *. Seit Beginn unserer Pflegeelternschaft haben wir einmal im Monat einen Kontakt mit den leiblichen Eltern. Die Besuchskontakte finden begleitet bei plan B in Vöcklabruck statt. Wir schätzen es sehr, dass die leiblichen Eltern jeden Monat den Kontakt wahrnehmen. Für beide ist das meiner Einschätzung nach eine große Leistung, da sie selbst im täglichen Leben auf Unterstützung angewiesen sind. Die Treffen verlaufen sehr gut, und es besteht eine wertschätzende Haltung zwischen uns und den leiblichen Eltern. Dominik ist diese Treffen gewohnt, geht bis jetzt gerne hin und zeigt keinerlei auffällige Reaktionen auf die Kontakte. Meiner Meinung nach trägt das Angebot der begleiteten Besuchskontakte von plan B einen sehr wesentlichen Teil dazu bei, dass diese sehr gut funktionieren. Folgende Punkte empfinde ich dabei als äußerst unterstützend: Feedback durch die Kontaktbegleiterin Ich kann aufgetretene Probleme besprechen und Situationen analysieren. Das gibt mir als Pflegemutter Rückhalt und auch mehr Sicherheit in der Interaktion mit den leiblichen Eltern von Dominik. Organisation der Kontakte Ich empfinde es als große Erleichterung, dass ich mich nicht um die Organisation der persönlichen Kontakte – um Probleme wie Erreichbarkeit oder Verschiebung – kümmern muss. Die leiblichen Eltern können andererseits auch nicht jederzeit direkt zu uns Kontakt aufnehmen. Das sind alles Dinge, die mir die Kontaktbegleiterin abnimmt und die uns in unserem Alltag nicht belasten. Ich hoffe, dass wir noch lange das Angebot der persönlichen begleiteten Kontakte in Anspruch nehmen können und danke Frau Mühlberger für die gute Zusammenarbeit. ■ * Name wurde von der Redaktion geändert 14 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Fachbereich Pflegefamilien « Rückmeldungen von Pflegeeltern bei der Dienstbesprechung der angestellten Pflegeeltern im Oktober 2015 zum Supervisionsangebot. Zusammenfassung von Monika Fuchs Ich gehe gerne in Supervision Ich verzichte auf Supervision ›› weil es mir nachher gut geht ›› weil ich momentan keine anstehenden Probleme habe ›› wegen des intimen Rahmens, dem Blick von außen, dem Perspektivenwechsel, weil andere Methoden gewählt werden ›› weil Sie mir bis jetzt auf meinem Weg nicht weitergeholfen haben – Fortbildungen bringen mir mehr ›› weil ich dort ICH sein darf ›› zu wenig praktische und hilfreiche Tipps ›› Es gibt mir die Möglichkeit, mit einem Außenstehenden darüber zu reden, was mich belastet oder freut. ›› Persönliche Zeit für mich: Meine Zeit – meine Themen ›› weil der Termin erst zustande kommt, wenn ich das aktuelle Problem bereits lösen musste oder gelöst habe ›› weil ich es als einen weiteren Termin sehe ›› hilft mir, tut gut, sehr wichtig für mich ›› Keine Anregungen. Das Problem erzählen hilft mir nicht. Meine Sichtweise kenne ich schon. ›› Es wird einmal MIR zugehört. ›› zu weit zum Fahren ›› Wenn ich aus der Supervision komme, fühle ich mich wie ein kleiner Gott. ›› weil meine Pflegeelterngruppe sehr viel abdeckt ›› weil ich dort reflektieren kann ›› Die Supervisorin hat mich bevormundet, sie hat alles besser gewusst. ›› weil ich die Zeiten für den Dienstauf zeichnungspass brauche ›› weil ich professionell beraten/betreut werde, wie ich für meine Psychohygiene sorgen kann ›› weil ich Zeitdruck, zu viel Stress habe ›› weil ich glücklicherweise genug Austausch und Hilfe habe ›› weil der professionelle Blick von außen Anstöße gibt, die Erleichterung bringen ›› weil ich gute Erfahrungen damit gemacht habe plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 15 » Fachbereich Pflegefamilien Verwandtschaftspflege-Gruppen und -Weiterbildungen Verwandte Pflegefamilien bieten für ein Kind besondere Chancen, aber sehen sich auch vor besondere Herausforderungen gestellt. In Verwandtschaftspflege-Gruppen und -Weiterbildungen wird auf die Besonderheiten eingegangen. Wie sehen Sie die Angebote für verwandte Pflegeeltern bei plan B? Die Gruppentermine sind recht selten, aber es passt gut. Grundsätzlich glaube ich, dass es nicht schlecht wäre, wenn die Gruppen öfter wären, aber die Frage ist, ob dann auch immer genug Leute dabei wären. Auch wir sind terminlich nicht so flexibel. Es gibt einige Paare, die immer dabei sind, bei den anderen könnte es sein, dass sie eine andere Unterstützung brauchen. Was wir privat manchmal machen, ist, dass wir uns mit den Kindern treffen. Das wär vielleicht was, wo die Leute sich angesprochen fühlen würden. Wir reden ja immer über die Kinder, dann würde man sie auch mal kennenlernen. Christine Auzinger, befragte eine Pflegemutter, die ihre beiden Enkel betreut. 16 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Wie erleben Sie die Gruppen- und Weiterbildungsangebote? Das Gruppenangebot bzw. die Weiterbildungen sind eine Unterstützung für uns. Wir sind ja schon »alte Hasen«, da merkt man genau, dass gerade die neuen Verwandtschaftspflegeeltern viele Fragen haben, die wir schon hinter uns haben. Es ist hilfreich zu hören, dass die anderen auch in einer gleichen oder ähnlichen Situation sind. Gerade Probleme, wie z. B. das Distanzieren zu den eigenen Kindern, weil man die Enkerl betreut, sind Themen, die betreffen eigentlich alle. Da finde ich es total wichtig, unter Gleichgesinnten zu sein. Viele Omas sind ja auch oft überfordert und vergessen bei der großen Herausforderung, auf sich selber zu schauen. Da müssen alle aufpassen, dass sie bei dieser Herausforderung sich selbst nicht vergessen, um alles gut schaffen zu können. Oft sind alle so eingedeckt mit einem schlechtem Gewissen und den Anliegen der Kinder, und da kann man selber schnell hinten anstehen. Ich glaube, viele vergessen, dass es dann eh ein Angebot gibt oder sie nehmen sich nicht die Zeit dafür. In der Gruppe kann man das ansprechen und in Erinnerung rufen. Dann fühlen sich manche wieder angesprochen und wollen das dann doch machen. Auch in Supervision gehen, für sich selber. ■ Fachbereich Pflegefamilien « Pflegemütter und -väter über die Reflexionsgruppe Bei der Dienstbesprechung 2015 befragten wir Pflegemütter und -väter nach den Gründen, warum sie eine Reflexionsgruppe besuchen bzw. dieses Angebot nicht wahrnehmen. Hier die Antworten zusammengefasst von Petra Niedermayr. Der am häufigsten genannte Grund, warum Pflegemütter und-väter gerne eine Reflexionsgruppe besuchen, ist der in der Gruppe mögliche Austausch mit anderen Pflegemüttern bzw.- vätern. Dieser Austausch wird als bereichernd und wertvoll für das eigene Pflegeverhältnis erlebt. Dass die Gruppenteilnehmer/innen ihren Erfahrungsschatz anderen zur Verfügung stellen, wird sehr geschätzt. Es ist spannend und lehrreich, die verschiedenen Entwicklungen bei den Pflegekindern der anderen Teilnehmer/innen mitzuverfolgen und daraus Rückschlüsse für das eigene Pflegeverhältnis ziehen zu können. Andere Meinungen und Rückmeldungen zu bekommen wird als horizonterweiternd und unterstützend erlebt. Dass man in der Gruppe generell viel Unterstützung und Verständnis findet, ist eine weitere Motivation zum Gruppenbesuch. Ein weiterer Grund für den Gruppenbesuch besteht für viele darin, dass sie sich dort mit »Kolleginnen« austauschen können, die genau wissen, wovon man spricht und die Verständnis haben. Dass in der Gruppe viel Vertrauen und eine oft freundschaftliche Verbundenheit besteht, wird ebenfalls von vielen wertgeschätzt. Die Kompetenz der Gruppenleitung ist ein weiterer Grund, warum die Gruppe gerne besucht wird. Warum das Gruppenangebot nicht in Anspruch genommen wird, hat bei vielen damit zu tun, dass sie Probleme in Bezug auf die abendliche Kinderbetreuung haben bzw. mit genereller Terminüberlastung kämpfen. Auch wird das Miterleben der in der Gruppe geschilderten Probleme der anderen Teilnehmer/ innen als zu belastend erlebt. Eine zu unterschiedliche Altersdurchmischung der Pflegekinder der Gruppenteilnehmer/innen wird als Hindernis gesehen, um selbst viel von der Gruppe profitieren zu können. ■ Wir bedanken uns bei den Pflegemüttern/ -vätern für ihre Rückmeldungen. Erwähnt wurde oft, dass es einfach gut tut, sich durch die Gruppentreffen bewusst Zeit zu nehmen, aus dem Alltag herauszutreten und reflektieren zu können. Es wird zudem geschätzt, dass bei den Gruppentreffen auch Humor und Lachen Platz haben. plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 17 » Fachbereich Pflegefamilien Jeder ist anders, doch das ist normal. Karin Moro ist seit 2 Jahren Betreuerin auf Feriencamps für Pflegekinder/ -jugendliche und erzählt von ihren Erfahrungen. Karin, du warst bisher zweimal als Betreuerin auf unseren Feriencamps mit. Was, würdest du sagen, ist das Besondere an diesem Angebot – für die Kinder, für die Pflegeeltern, für dich als Betreuerin ? Kinder, die in Pflegefamilien ein neues Zuhause gefunden haben, können mit anderen Pflegekindern eine Urlaubswoche fernab vom Alltag verbringen. Sie bringen ihre ganz persönliche Geschichte mit, die oft von Beziehungsabbrüchen und traumatischen Erlebnissen geprägt ist. Im Alltag spiegeln sich diese Erfahrungen auch in sogenannten Verhaltensauffälligkeiten wider, die nicht immer auf Verständnis stoßen. Heute wird bereits von Kindern ein hohes Maß an Anstrengungsbereitschaft und Leistungsorientierung verlangt. Gerade im schulischen Umfeld steigen die Anforderungen ständig. Vielfach werden diese Kinder im Alltag permanent mit ihren »Schwächen« konfrontiert. Die Kinder haben Gelegenheit, andere in ähnlichen Lebenssituationen kennenzulernen und einander wertfrei zu begegnen. Sie wissen, dass auch Kleinigkeiten manchmal überfordernd sein können und verstehen einander, wenn jemand eine Pause braucht. Das Feriencamp bedeutet für sie eine kleine Auszeit. Alleine von daheim weg zu sein heißt auch, in gewisser Weise alte Verhaltensmuster zu Hause lassen zu dürfen. Ich staune bei fast allen Kindern über die Schilderungen der Eltern, die sich in der Urlaubswoche so gar nicht bestätigen. Auf neutralem Boden kann sich z. B. ein Bursche, der sonst trotz Unverträglichkeiten genau zu den Lebensmitteln greift, die er nicht essen soll, plötzlich an Regeln halten und Verantwortung für seinen Körper übernehmen. 18 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Die Pflegeeltern geben für eine Woche die Verantwortung für ihr Kind ab. Gerade für sie ist dies ein großer Schritt des Vertrauens, weil sie ja um die besonderen Bedürfnisse ihrer Kinder wissen. Umso erstaunter und auch oft berührt reagieren sie am Ende des Camps. In einer gemeinsamen Abschluss- und Abschiedsrunde hören sie von Erlebnissen der Kinder, von erfahrenen Grenzen, neuen Freundschaften und vor allem von neu entdeckten Ressourcen und Stärken ihrer Kinder. Ich staune über das Verständnis, das sich die Kinder gegenseitig entgegenbringen. Sie können sich so annehmen, wie sie eben sind. In den zwei Wochen, die ich begleiten durfte, haben ja auch Mädchen mit der Diagnose Autismus teilgenommen. Für die Kinder war es aber eine Selbstverständlichkeit, dass jede/r etwas anderes braucht und wir darauf Rücksicht nehmen, soweit es eben geht. Das kann dann bedeuten, dass alle warten müssen, weil eine/r sich weigert, die Schuhe anzuziehen oder beim Morgenkreis einfach nicht ruhig werden kann. Es kann aber auch heißen, dass gerade Kinder, denen man eher wenig zutraut, besondere Fähigkeiten und Interessen wie z. B. die Vorliebe für Heuschrecken entwickeln und alle Kinder plötzlich auf der Wiese herumlaufen und nach Insekten suchen. Was war letztes Jahr das schönste Erlebnis? Wir haben einen Burgwächter kennengelernt und wir haben ihm von uns erzählen dürfen. Er war so berührt, dass er uns alle anschließend zu Pizza und Cola eingeladen hat. Fachbereich Pflegefamilien « Was möchtest du anderen Pflegekindern sagen, warum es so toll ist am Feriencamp? Die Betreuer ermutigen dich sehr und hören dir aufmerksam zu. Mit den anderen Pflegekindern kannst du dich besser unterhalten, da sie verstehen, wie es einem geht. Was gefällt dir am Ablauf der Feriencamps besonders gut? Gerade am Unterkargererhof ist ein ganz einfacher und reduzierter Tagesablauf in und mit der Natur möglich. In einer Zeit, in der Komfort bereits zur Selbstverständlichkeit geworden ist, können die Kinder einmal aus Gewohntem ausbrechen. In der Urlaubswoche haben Computer, Tablet und Handy Pause. Oft wird draußen am Lagerfeuer gekocht. Der Hof ist zwar mit einem Matratzenlager ausgestattet, aber wir motivieren die Kinder, im Freien oder bei Schlechtwetter in der Tenne zu schlafen. Wir versuchen, die Natur erlebbar zu machen und wandern z. B. durch das Bachbett, anstatt auf einem Weg daneben. Natürlich stoßen manche da auch an ihre Grenzen. Umso stolzer erzählen sie dann bei der Abendrunde, wenn sie ihre Angst überwunden und sich etwas Neues zugetraut haben. Rückmeldung von Pflegeeltern eines teilnehmenden Kindes: Es hat ihr so gut getan! Sie hat ja doch immer gehadert und gemeint, sie sei vom Schicksal so gebeutelt, sie war immer unzufrieden. Uns war gar nicht bewusst, dass es ihr helfen könnte, mit anderen Pflegekindern zusammenzukommen. Es hat ihr so gefallen und sie möchte im nächsten Jahr wieder dabei sein. Hast du ein spezielles Erlebnis/eine Geschichte, die deutlich macht, was die Kinder dort erfahren/ erleben im Gegensatz zum »normalen« Alltag? Letzten Sommer hat auch ein Mädchen, das an einer Muskelschwäche leidet, teilgenommen. Wir wurden von den Pflegeeltern informiert, dass Anna * keine längeren Wanderungen mitmachen könne und viele Pausen brauchen würde. Manuel * hingegen wurde von den Eltern als im Alltag teilweise rücksichtslos und auch aggressiv beschrieben. Beim Besuch im Tiergarten Altenfelden stellte sich schnell heraus, dass Anna ihr Rucksack zu schwer wurde und sie bereits nach kurzer Zeit müde war. Manuel hat ihr von sich aus den Rucksack abgenommen und gemeint, es sei eh klar, dass sie den nicht tragen könne … Das Gelände im Tiergarten ist hügelig. Beim Bergaufgehen hat Manuel sie einfach bei der Hand genommen und als Anna ins Rutschen kam und wir ihr helfen wollten, meinte er nur: »Ich bin eh da und pass' auf sie auf.« So viel soziale Kompetenz hätte ihm im Vorfeld wohl niemand zugetraut. Was würde es aus deiner Sicht noch brauchen? Mit der Distanz zum Alltag erleben sich die Kinder einmal ganz anders. Es wäre schön, wenn auch die Eltern davon erfahren würden. Ich würde mir persönliche Gespräche nach der Urlaubswoche wünschen, um über Erlebnisse, neue Erfahrungen, aber auch Ressourcen der Kinder zu sprechen. Die gemeinsame Woche mit den Kindern erlaubt uns, sie über eine doch lange Zeit intensiv beobachten zu können. Die daraus entstandenen Anregungen würden wir gerne an die Eltern weitergeben. Dieses Potential wird aber bisher wenig genutzt, weil beim Abholen der Kinder der geeignete Rahmen fehlt. ■ Die Rückmeldungen sammelte Christine Auzinger, plan B Feriencamp - Koordinatorin. * Namen wurden von der Redaktion geändert plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 19 Tätigkeitsbericht Adoptivfamilien 20 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Fachbereich Adoptivfamilien « Von Teamleiterin Soziale Familien Maria Aistleitner Herausforderungen einer Ersatzfamilie Adoptivfamilien nehmen Kinder mit allen damit verbundenen Rechten und Pflichten bei sich auf und ermöglichen diesen ein Aufwachsen in der Sicherheit und Geborgenheit einer Familie. plan B bereitet Adoptivwerber/innen auf diese Form der Elternschaft vor und stellt Adoptivfamilien Informationen und Weiterbildungen zu den Themen dieser Elternschaft zur Verfügung. Vernetzungstreffen in Form von Stamm tischen und dem »Adoptivfamilienfest« gehörten auch 2015 wieder zu den bewährten Angeboten. Eine Adoptivmutter gibt im folgenden Interview Einblick, wie sie die Herausforderungen dieser Elternschaft und die Unterstützung erlebt hat. ■ Ähnliche Geschichten im Hintergrund verbinden. Adoptivmutter Doris Kendl berichtet Christine Auzinger, wie sie die Vorbereitungs veranstaltungen und Unterstützungsangebote von plan B erlebte: Die Vorbereitung bei plan B war sehr gut. Denn man kommt zu Veranstaltungen, wo alle ein gemeinsames Thema haben. Der Kurs war uns fast zu kurz, denn wir hätten uns am Abend alle noch so viel mehr zu erzählen gehabt. Man hat gemerkt, jeder ist froh, jemanden zu treffen, dem es genauso geht wie einem selber. Das Gute war ja auch, dass es lauter Fremde waren, wo es »egal« war, was man sagt. Im Freundeskreis ist es manchmal schwierig zu sagen, dass man wütend ist, weil alle rundherum Kinder bekommen, nur man selber nicht; weil sich alle der Familienplanung widmen, und du stehst alleine da. Da konnten wir alle ganz offen und ehrlich sein. Auch die Krisenpflegefamilie* war eine große Unterstützung. Wir konnten immer alles fragen, sie waren immer für uns da und haben uns in ihrer Familie aufgenommen. Es war nie ein Konkurrenzdenken da, von beiden Seiten nicht. Das hat es unserer Tochter auch einfacher gemacht. Außerdem kann ich nur jedem raten, der in so einer Situation ist, sich eine Gruppe zu suchen, wo man sich unterhalten und austauschen kann. Auch die Vernetzung, die dabei entsteht, hilft. Mit den Leuten, die wir in der Vorbereitung kennengelernt haben, treffen wir uns bis heute. Mit denen, die auch schon Kinder haben, fahren wir sogar einmal im Jahr gemeinsam auf Urlaub. Auch beim Adoptivfamilienfest von plan B waren wir und konnten uns gut austauschen. Da trifft man Fremde, die aber doch nicht fremd sind. Man kann sofort reden und die ähnlichen Geschichten im Hintergrund verbinden einen. Auch das offene Ansprechen der Situation tut gut. Bei uns im Bezirk gibt es auch einen Stammtisch für Adoptiveltern. Auch hier sind schon Freundschaften entstanden, und der Austausch tut einfach gut. Man kann Themen diskutieren und hat Gleichgesinnte, die sich dieselben Fragen stellen oder durch diese Zeit schon durch sind und Tipps haben. ■ * Lisa (Name wurde von der Redaktion geändert) wurde vor ihrer Adoption in einer Krisenpflegefamilie von plan B betreut. plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 21 Tätigkeitsbericht Familienberatung 22 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Fachbereich Familienberatung « Spezialisierte Beratungs angebote für die Familien von Pflege- und Adoptivkindern Von Teamleiterin Soziale Familien Maria Aistleitner Kann ein Kind nicht bei den leiblichen Eltern leben und findet vorübergehend oder auf Dauer Halt in einer anderen Familie, ist dies für alle Beteiligten mit Herausforderungen verbunden. Die Spezialisierung von plan B auf diese Themen und Aufgaben findet in den Beratungsgesprächen unserer vom Bundesministerium für Familien und Jugend anerkannten Familienberatungsstelle ihren Niederschlag. 644 Beratungsgespräche wurden 2015 von unseren Sozialarbeiter/innen, Psychologinnen und unserer Juristin geführt. Insgesamt unterstützten wir im vergangenen Jahr 296 Ratsuchende in 644 Beratungsgesprächen. Schwerpunktthemen der Beratungen waren: ›› Besuchsrechtsprobleme (45 % aller Beratungen) ›› Inpflegenahme / Unterbringung / Adoption (21 %) ›› Verhaltensauffälligkeiten und Sorgerechts probleme (jeweils 5 %) Auch soziale und pädagogische Einrichtungen beanspruchten – wie schon in den vergangenen Jahren – die Spezialkenntnisse unserer Berater/ innen. ■ plan B führt eine anerkannte Familienberatungsstelle und wird vom bmfj gefördert. plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 23 » Fachbereich Familienberatung Rückmeldungen von Pflegeeltern bei der Dienstbesprechung der angestellten Pflegeeltern im Oktober 2015 zur Nutzung der Familienberatung Wann suchen Pflegeeltern die psychologische Beratung im Rahmen der Familienberatungsstelle von plan B auf? Bei Rückführung des Kindes zu den leiblichen Eltern Rivalität zwischen PflegekinderGeschwistern oder zwischen leiblichem Kind und Pflegekind Kindergarteneintritt des Pflegekindes und Ansuchen auf Integrationsplatz Retraumatisierung beim Pflegekind Schwerwiegende Vorfälle in der Herkunftsfamilie, wie beispielsweise Suizid eines Elternteils Schulverweigerung Pubertät des Pflegekindes Verwandtschaftspflege Probleme beim oder nach dem Besuchskontakt Entwicklungsverzögerung Verhaltensauffälligkeiten des Pflegekindes, wie beispielsweise Stehlen Erwachsene Pflegekinder, die finanziell und in der Alltagsstrukturierung nicht auf eigenen Beinen stehen Rückführung ist nicht möglich – wie teile ich es meinem Pflegekind mit ? 24 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Fachbereich Familienberatung « Die Psychologische Beratung der Familienberatungsstelle von plan B wird nicht als Anlaufstelle gesehen bei: Scheidung in der Pflegefamilie Behinderung des Pflegekindes Aufnahme eines 2. Pflegekindes Notwendigkeit eines entwicklungspsychologischen Befundes Lernprobleme Partnerschaftsprobleme in der Pflegefamilie Auswirkung der Aufnahme eines Pflegekindes auf die leiblichen Kinder »Fremde« Verhaltensweisen / Eigenschaften des Pflegekindes, die beispielsweise durch Vererbung mitgebracht werden und in der Pflegefamilie Verunsicherung und Herausforderung bewirken plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 25 Tätigkeitsbericht Familiäre Krisenbetreuung 26 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Fachbereich Familiäre Krisenbetreuung « Herkunftsfamilien finden Unterstützung durch die Familiäre Krisenbetreuung Von Bereichsleiterin Gudrun Schwarz 64 Anfragen nach freien Betreuungsplätzen für Säuglinge und Kinder 35 Krisenpflegefamilien betreuten insgesamt 81 Kinder. Davon wurden 46 Säuglinge und Kinder neu aufgenommen. 45 Kinder wurden entlassen. 21 Kinder übersiedelten zurück in die Herkunftsfamilie. 24 Kinder übersiedelten in eine familiäre bzw. sozial pädagogische Betreuungsform. In dieser Ausgabe möchten wir einer Herkunftsfamilie, deren Kind vorübergehend von einer Krisenpf legefamilie betreut wurde, zu Wort kommen lassen. Eine Mutter berichtet über die Zeit der Fremdbetreuung ihrer Tochter, über die Abnahme, ihre damaligen Probleme und über ihr Erleben in dieser Zeit. So wie diese Mutter erzählt, wie sie empfand, so erleben es wohl auch viele andere Eltern, deren Kinder fremdbetreut werden. Wir nehmen solche Schilderungen ernst und lassen wertvolle Anregungen der Eltern in unsere tägliche Arbeit einf ließen. Die Eltern sind die Experten für ihre Kinder und ihr eigenes Leben. Wir unterstützen sie dabei, ihr Leben und das ihrer Kinder zu verbessern und ihre Ziele umzusetzen. Die Sicherheit des Kindes steht dabei immer im Zentrum. Die Ziele der Eltern sind vielfältig, so wie auch ihre Problemlagen. Nicht immer ist eine Rückführung möglich, manchmal ist das Ziel die Zustimmung der Eltern zur Fremdbetreuung und das Einfinden in ihre neue Rolle als gute Besuchseltern. 35 Krisenpf legefamilien, die in ganz Oberösterreich tätig sind, Sozialarbeiter/innen, Psycholog/innen und Pädagog/innen unterstützen die Familien in diesem Prozess. All unsere Fachkräfte zusammen arbeiten in ihrer jeweiligen Rolle höchst engagiert, und dafür möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken. Einige Zahlen zum Jahr 2015: 2015 verzeichneten wir 64 Anfragen nach freien Betreuungsplätzen für Säuglinge und Kinder. 35 Krisenpf legefamilien betreuten insgesamt 81 Kinder, davon wurden 46 Säuglinge und Kinder 2015 neu aufgenommen. Das jüngste Kind war bei der Aufnahme 2 Tage alt und das älteste 8 Jahre. 45 Kinder wurden 2015 entlassen, davon übersiedelten 21 Kinder zurück in die Herkunftsfamilie und 24 Kinder in eine familiäre bzw. sozialpädagogische Betreuungsform. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 6 Monate. ■ Die Eltern sind die Experten für ihre Kinder und ihr eigenes Leben. Wir unterstützen sie dabei, ihr Leben und das ihrer Kinder zu verbessern und ihre Ziele umzusetzen. Die Sicherheit des Kindes steht dabei immer im Zentrum. plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 27 » Fachbereich Familiäre Krisenbetreuung Eine leibliche Mutter erzählt Dieses Interview entstand aufgrund der großen Offenheit einer Mutter, deren Kind 18 Monate lang in einer Krisenpflegefamilie betreut wurde. Dafür möchte sich plan B recht herzlich bedanken. Frau Stockinger, Ihre Tochter Marion wurde im Alter von knapp 3 Jahren in einer Krisenpflege familie betreut. Frau Stockinger *, können Sie mir erzählen, wie es zur Fremdbetreuung von Marion * kam und wie es Ihnen mit dieser Situation ging? Können Sie mir erzählen, was dazu geführt hat, dass Sie die Zeit der Krisenbetreuung als hilfreich für Ihr persönliches Leben erlebt haben? Ich wurde auf einen normalen Besuchstermin im Jugendamt eingeladen. Marion war im Nebenraum, dann hat man mir mitgeteilt, dass Marion fremdbetreut werden wird. Es kam für mich völlig überraschend. Ich wusste damals schon, dass ich alkoholkrank bin, hatte mich bereits selbst um einen Therapieplatz gekümmert. Auslöser für die Abnahme war, dass ich alkoholisiert Auto gefahren bin. Die Polizei hatte mich aufgehalten und es dem Jugendamt gemeldet. Heute weiß ich, dass ich einen großen Fehler gemacht habe, dass etwas Schlimmes hätte passieren können. Trotzdem habe ich nicht damit gerechnet, dass mir Marion weggenommen werden könnte. Ich habe mich ja, trotz des Alkohols, immer gut um Marion gekümmert. Die Abnahme kam plötzlich und traf mich unvorbereitet. Ich wollte immer alles alleine schaffen. Aber das war nicht möglich. Am Anfang hat mir der Alkohol geholfen, meine Probleme zu vergessen. Aber irgendwann dann nicht mehr, egal wieviel ich trank. Die Therapie habe ich auch nicht gemacht, da Marion nicht mit in die Einrichtung aufgenommen werden konnte. Aber dann kam der Punkt, da habe ich gemerkt, dass nicht alle »böse« und gegen mich sind. Besonders der Wechsel der zuständigen Sozialarbeiterin im Jugendamt hat mir geholfen. Da war jemand, der verstand, dass ich aufhören wollte zu trinken, es aber ohne Unterstützung nicht schaffte. Wäre Marion nicht gewesen, hätte ich es auch sicher nicht geschafft und bis zum Umfallen weitergetrunken. Es war gut, sie jede Woche sehen zu können. Ich merkte auch, dass es ihr in der Krisenpflegefamilie gut ging. Ich bin froh, dass Marion eine so schöne Zeit bei Dagmar * und Richard * verbringen konnte. Positiv war für mich auch, dass ich immer die »Mama« für Marion war und sie Dagmar beim Vornamen nannte. Konkurrenz habe ich zwischen Dagmar und mir nie gespürt, und sie wollte auch keine Ersatzmama für Marion sein. Nach dem Entzug und der Therapie kam Marion zu mir zurück. Ich hätte nie gedacht, wie stark die Verbindung zwischen Marion und mir noch war. Marion erzählt gern von Dagmar und Richard. Sie sind ein Teil unserer Familie geworden. Gelegentlich besuchen wir sie oder wir machen einen gemeinsamen Ausflug. Die Krisenbetreuung gehört zu Marions Leben dazu, über die ich offen mit ihr spreche. Es war extrem schwer für mich, meine Tochter nicht mehr bei mir zu haben. Einmal in der Woche konnte ich sie für 1,5 Stunden bei plan B besuchen. Am Anfang der Besuche war Marion noch distanziert, brauchte oft lange, bis sie auftaute. Es war für mich auch komisch, dass ich bei den Besuchen beobachtet wurde und dass wir immer im Zimmer bleiben mussten. Aber irgendwann habe ich es dann vergessen und es hat mich nicht mehr gestört. 28 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Fachbereich Familiäre Krisenbetreuung « Wie könnte aus Ihrer Sicht eine Fremdbetreuung gut funktionieren? Was würden Sie mir als Rat mit auf den Weg geben? Hilfreich wäre es, wenn ich auf die Abnahme besser vorbereitet worden wäre, auch hätte ich die Krisenpflegemutter bereits vor der Unterbringung gern kennengelernt. Die Besuche bei plan B sind für mich zu kurz gewesen, da gerade Marion immer eine Weile gebraucht hat um »aufzutauen«. Aus meiner Sicht sollten die Besuchszeiten auf 2 Stunden ausgeweitet werden. Es wäre auch schön, wenn die Besuche nicht ausschließlich in den Besucherzimmern stattfinden. Frau Stockinger lebt seit einigen Tagen im Haus ihrer Großmutter und wohnt dort mit Tochter Marion in einer eigenen Wohnung. Sie bekommt weiterhin therapeutische Unterstützung und wird bald ihre Berufstätigkeit wieder aufnehmen. Marion wird unterdessen den Kindergarten besuchen und die Großmutter unterstützt Frau Stockinger bei der Betreuung ihrer Tochter. Für die Zukunft wünscht sich Frau Stockinger Gesundheit und Zufriedenheit. Zudem genießt sie die intensive Beziehung zu ihrer Tochter Marion. Alkohol duldet Frau Stockinger nicht im Haus, das gilt auch für den Kindesvater, der Marion regelmäßig an den Wochenenden besucht. ■ Das Interview führte Ulrike Hennig, Familiäre Krisenbetreuung. * Namen wurden von der Redaktion geändert plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 29 Tätigkeitsbericht IN-Betreuung 30 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Fachbereich IN-Betreuung « IN-Betreuung – Sozialpädagogik zu Hause Von Bereichsleiterin Gudrun Schwarz 2015 Ende arbeiteten bereits 6 Familien in diesem Bereich, 7 die Kinder betreuen … Die IN-Betreuung ist unsere neue familiäre Betreuungsform, mit der wir im Juni 2015 gestartet haben. Ende des Jahres arbeiteten bereits 6 Familien in diesem Bereich, die 7 Kinder betreuen. Unsere 6 IN-Familien betreuen nun Kinder und Jugendliche vom ersten bis zum 15. Lebensjahr. Dieses Betreuungskonzept ist in Oberösterreich nicht ganz neu, die »Soziale Initiative gem. GmbH« und »Sola GmbH« haben damit bereits 2013 gestartet. Die Soziale Initiative hat uns/ mich beim Aufbau tatkräftig unterstützt, indem ich mit meinen unzähligen Fragen an sie, im Besonderen an Frau Mag.a Michaela Hable, herantreten konnte und diese immer umfassend beantwortet bekam. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken. Die ersten Monate waren turbulent, vieles war noch unklar und im Aufbau begriffen, der organisatorische Aufbau, die Werbung und Auswahl von IN-Familien; parallel kamen schon die ersten Anfragen der Kinder- und Jugendhilfe für Betreuungsplätze herein. Dann ging es weiter, erste Überlegungen: »Welches Kind passt zu welcher Familie?«, Kennenlernen der Kinder und der INFamilien und letztendlich die ersten Eingewöhnungswochen nach den Übersiedlungen. Ich bin davon überzeugt, dass diese neue Betreuungsform eine sehr wertvolle und notwendige Ergänzung zu den bereits bestehenden Betreuungsformen ist, zumal sie von der Betreuungsdauer mittelfristig (kann auch langfristig sein/werden) angelegt ist und somit eine Ergänzung zur Krisenbetreuung (wenige Monate) und zur Pflegefamilie (langfristig) darstellt. Kinder und Jugendliche sind von ihrem Wesen und durch ihre Erfahrungen sehr unterschiedlich, so wie auch ihre familiären Konstellationen sehr unterschiedlich sind, und dies verlangt unterschiedliche, an ihre jeweiligen Bedürfnisse angepasste Betreuungsformen, um ihnen ein bestmögliches und gesundes Aufwachsen zu ermöglichen. Eines möchte ich hier noch erwähnen, nämlich, dass die betreuenden Familien eine ganz wertvolle und engagierte Arbeit leisten und dafür möchte ich mich ganz herzlich bei ihnen allen bedanken. In den nachfolgenden Interviews, geführt mit einer Sozialarbeiterin der Kinder- und Jugendhilfe und einer IN-Familie, wollen wir Ihnen erste Eindrücke von unserem neuen Arbeitsfeld vermitteln. ■ Alles in allem eine sehr aufregende Zeit, zumal mit der IN-Betreuung die Zusammenarbeit mit den Herkunftsfamilien gestartet werden musste. Dies führte zum Aufbau des Bereiches der Psychosozialen Familienbegleitung. plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 31 » Fachbereich IN-Betreuung Olivia Kern, zum Zeitpunkt des Interviews Sozialarbeiterin einer Bezirkshauptmannschaft der Kinder- und Jugendhilfe Oö., derzeit Sozialarbeiterin der Kinder- und Jugendhilfe Oö. im Interview mit Olga Felhofer, (Fallbegleiterin IN-Betreuung) über ihre Sicht der IN-Betreuung 32 Ist dies die erste IN-Betreuung, die Sie im Auftrag der Kinder- und Jugendhilfe vermittelt haben? Warum haben Sie sich genau bei diesem Kind für diese Betreuungsform entschieden? Ja, das ist die erste IN-Betreuung. Meistens ist ja die Anlaufzeit recht lange, weil das IN-FamilienKonzept doch jetzt gut gefragt ist und in vielen Fällen sich natürlich nicht so schnell geeignete Familien finden lassen. In dem Fall betrifft es ganz klar das Herkunftssystem. Also IN-Familie bedeutet für mich als Sozialarbeiterin, dass mit der Herkunftsfamilie gut weitergearbeitet wird. In diesem Fall gibt es ein starkes Herkunftssystem, wo nicht nur leibliche Eltern, sondern auch die Großeltern eine wichtige Rolle spielen und eine Ressource für das Kind darstellen, und es ist wichtig, dass die Mutter weiterhin Zugang zu ihrem Kind hat. plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Fachbereich IN-Betreuung « plan B hat jetzt vor wenigen Monaten mit dieser Betreuungsform gestartet. Wie erleben Sie da die Zusammenarbeit? Wir haben jetzt die ersten Gespräche gehabt, das hat aus meiner Sicht gut funktioniert. Was mir bei solchen Kooperationen einfach wichtig ist, ist im Austausch zu sein und die Dinge, um die es geht, auch wirklich auf den Punkt zu bringen. Man wählt eine Intervention je nach Fallverlauf aus, und dazu braucht es einen Austausch. Den Austausch habe ich als sehr gut und produktiv erlebt. Das ist für mich schon einmal ein gutes Zeichen. Es ist ein neues Konzept, und manches muss sich noch festigen oder im Auftrag klarer werden. Was wir mit den Systempartnern, also auch der Herkunftsfamilie und IN-Betreuung besprochen haben, hat für mich gepasst, und die Zusammenarbeit mit plan B war dazu entsprechend gut. Was haben Sie für ein Gefühl, wie es der Mutter damit geht? Ich glaube, es hat mit dem Fallverlauf etwas zu tun, dass es der Mutter mit der Lösung einigermaßen gut geht: weil die Krisenpflegeeltern, die das Kind davor in der Krisenpflege betreuten, jetzt nach einer guten und intensiven Vorbereitung und einem mehrfach reflektierten Prozess die IN-Betreuung übernehmen können. Dass es keinen Personenwechsel gibt, war für die Mutter eine große Erleichterung. Was sind aus ihrer Sicht Vorteile der IN-Betreuung? Ich glaube, es gibt nicht die Vorteile und die Nachteile, weil es fallbezogen ist. Es gibt ganz klar Fälle, wo ich mich als Sozialarbeiterin für eine Pflegefamilie entscheiden würde, und es gibt Fälle, wo ich mich für eine IN-Betreuung entscheiden würde. Der Vorteil für diesen Fall, von dem wir hier reden, ist wirklich das Angebot der Elternarbeit bzw. der Arbeit mit dem Herkunftssystem, das wir hier einfach brauchen. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Voraussetzungen bei den IN-Betreuer/innen? Ich glaube, es muss ins Familienkonzept passen. Wenn ich eine IN-Familie wähle, und wie in diesem Fall, ein recht engagiertes und starkes Herkunftssystem dahintersteht, so muss das auch Platz im System der IN-Familie haben. Das ist nicht vordergründig Belastung, sondern eine riesengroße Ressource, wenn es genutzt werden kann. Aber das heißt gleichzeitig, dass sich eine externe Familie in ein privates Familiengefüge ein Stück weit hereindrängt. Das verlangt viele Fähigkeiten: sich in einem großen Ausmaß zu distanzieren, zu reflektieren, aus der Emotionalität oftmals herauszusteigen – weil eigene Gefühle bei aller Professionalität auch noch eine Rolle spielen. ■ Aber das heißt gleichzeitig, dass sich eine externe Familie in ein privates Familiengefüge ein Stück weit hereindrängt. Das verlangt viele Fähigkeiten. plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 33 » Fachbereich IN-Betreuung Maria und Stefan Hanl, IN-Familie (IN-Betreuer/in) von plan B, im Interview mit Olga Felhofer, (Fallbegleiterin IN-Betreuung) über ihre ersten Erfahrungen Was habt ihr gedacht, als ihr von der IN-Betreuung gehört habt? Was hat euch überzeugt, da einzusteigen? Was waren die großen Unterschiede nach dem Wechsel von der Krisenbetreuung in die IN-Betreuung? Frau Hanl: Mich hat überzeugt, dass man die Eltern viel mehr »ins Boot« holt. Und auch, dass uns der Kontakt zu den Eltern erleichtert wird. Es war immer schon mein Wunsch, mehr mit der Mama vom Konstantin * Kontakt zu haben. Das war mir aber nicht möglich als Krisenpflege mama, und jetzt habe ich die Möglichkeit. Und das finde ich total super. Ich glaube, dass das auch für die Herkunftsfamilie eine große Hilfe ist, weil durch den Kontakt das Vertrauen größer wird und es mehr Chancen gibt, wieder Fuß zu fassen. Herr Hanl: Nachdem die Krisenbetreuung schon so lange gedauert hat und wir wussten, irgendwann ist dies zu Ende, war die letzte Zeit in der Krisenbetreuung schon schwierig. Weil Konstantin einfach zu uns gehört, so vom Empfinden her. Wir haben schon den Gedanken gehabt: » Wenn die Betreuung endet, wird er halt woanders sein.« Das ist auch ok, das war uns auch klar. Die INBetreuung hat jetzt gestartet, nun ist es auf langfristige Sicht gegeben, dass er bei uns ist. Was war letztendlich der Grund für die Entscheidung, von der Krisenbetreuung in die IN-Betreuung zu gehen? Frau Hanl: Wir wollten, dass Konstantin bleiben kann, wo er sich sicher fühlt, wo er daheim ist. Und jetzt kann ich endlich mehr Kontakt zur Mutter vom Konstantin haben. Und die zwei haben eine echte Chance miteinander. Wie geht es euch mit der Entscheidung? Frau Hanl: Gut. Wir gewöhnen uns jetzt daran (lacht). Wir haben ja schon geglaubt, jetzt ist dann die Krisenbetreuung vorbei und jetzt haben wir Urlaub und machen alles, was wir 1,5 Jahre lang aufgeschoben haben. Und jetzt müssen wir uns halt neu orientieren. In dieser Phase sind wir jetzt. Herz und Kopf passen wieder zusammen (lacht). 34 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Wie geht es euch mit euren aufgeschobenen Bedürfnissen? Gibt es da einen Plan, wie ihr diese in Zukunft regeln werdet? Frau Hanl: Gut, dass es eine Assistenzkraft gibt. Das gibt uns eine Perspektive. Wir haben so viel aufgeschoben, dass wir momentan noch nicht wissen, was wir als Erstes tun. Das ganze Leben gestaltet sich anders. Jetzt haben wir ein kleines Kind (lacht). Ihr seid jetzt noch relativ neu in der IN-Betreuung, aber wie ist für euch die Zusammenarbeit mit plan B? Frau Hanl: Sehr gut. Also ich fühle mich total gut aufgehoben. Ich weiß, dass ich mit jedem Anliegen kommen kann. Das war schon in der Krisenpflege so und auch jetzt weiß ich, dass ich jederzeit Hilfe bekomme. Herr Hanl: Der Kontakt zur Mutter intensiviert sich. Es ist einfach gut, dass die Fallbegleitung von plan B zwischengeschaltet ist. Das gibt Sicherheit, für mich jedenfalls. Es ist gut organisiert, es gibt einen Rahmen und ist klar und professionell organisiert. Fachbereich IN-Betreuung « Die Herausforderung ist immer, das Emotionale vom Sachlichen auseinanderz u halten. Man ist emotional involviert und muss die Empfindung draußen halten, wenn es um sachliche Fragen geht, das ist oft schwierig zu trennen. Wie findet ihr die Idee, dass es die Psychosoziale Familienbegleitung für die Herkunftseltern gibt? Was glaubt ihr sind die größten Heraus forderungen für euch als IN-Betreuer/innen? Frau Hanl: Sehr gut, es begeistert mich. Mein Wunsch wäre, dass es noch mehr Stunden für die Mutter geben würde, dass die Mutter ein eigenes System hat, das wertfrei zu ihr steht. Gerade junge Mütter haben eh so einen Stress, irgendjemandem zu entsprechen. Dass da jemand ist, der sie anhört und ihnen Orientierung gibt, weil sie so wirklich eine gute Chance haben. Ich glaube, die IN-Betreuung, das ist die Zukunft. Frau Hanl: Die Drogenabhängigkeit der Mutter, weil wir mit Drogen keine Erfahrung haben. Ich habe schon viel mit psychisch Kranken zu tun gehabt und älteren Menschen. Aber was machen die Drogen mit einem Menschen wirklich? Wir sind ein offenes Haus. Bei uns sind schon viele ausund eingegangen. Bei uns haben schon viele Leute gewohnt und sich wieder verabschiedet, das ist nichts Neues, aber Drogen sind etwas Neues. Was glaubt ihr sind die Vorteile der IN-Betreuung? Frau Hanl: Der Vorteil der IN-Betreuung ist einfach, dass das Kind eine Familie hat, dass da jemand ist, der Zeit hat, dass man ein wichtiges Glied in einer Familie und dort eingebunden ist. Ja, so hat er einen Platz, wo er sich sicher und geborgen fühlen kann. Ein Daheim. Und das sind ja Fundamente, die verliert ein Kind nie wieder. Herr Hanl: Ich glaube auch dieses kontinuierliche Beziehungsnetz, das durch die Familie gegeben ist und durch die Bekannten und Freunde sich für das Kind Beziehungen ergeben, die für das Leben wertvoll sind. Das ist sicher der Vorteil. Herr Hanl: Die Herausforderung ist immer, das Emotionale vom Sachlichen auseinanderzuhalten. Dieses Fachliche ist das Sachliche würde ich sagen. Man ist emotional involviert und muss die Empfindung draußen halten, wenn es um sachliche bzw. fachliche Fragen geht, manchmal ist das schwierig zu trennen. Das muss man ganz bewusst machen, die Dinge ganz professionell sehen. Der Konflikt, der da entsteht, den muss man aushalten oder auch durchstehen. … und auch mit der Fallbegleiterin bearbeiten. Ihr sollt auf der einen Seite für den Konstantin emotional verfügbar sein und ihm wirklich Mama und Papa sein, wie für eure eigenen Kinder auch. Und dann gibt es aber auch einen fachlichen Teil, den man sich gemeinsam auf einer Meta-Ebene anschauen kann. Und das ist auch meine Aufgabe als Fallbegleiterin, das ein bisschen »auseinanderzuklamüsern«, immer mit euch gemeinsam. Frau Hanl: Und das finde ich ja sehr wichtig, dass man das Netz hat, wo man aufgefangen wird, durch die Reflexionsgruppe, die Supervision und dir als Fallbegleiterin. Da holt man sich halt wieder mal runter und kommt einfach auf die Sache zurück, wenn sich emotional vielleicht etwas verlaufen hat, und das hilft. Man braucht dann ja jemanden, mit dem man reden kann. ■ * Name wurde von der Redaktion geändert plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 35 Tätigkeitsbericht Stationäre Krisenbetreuung 36 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Fachbereich Stationäre Krisenbetreuung « Ein Rückblick Von Bereichsleiterin Barbara Krenn Im Jahr 2015 stellte sich für uns in der stationär en Krisenbetreuung eine weitere, besondere Herausforderung: Flüchtlinge, ein Thema, das auch uns stark betroffen hat und immer noch betrifft. Im Jahr 2015 wurden immer wieder unbegleitete unmündige minderjährige Flüchtlingskinder in der Kindergruppe Mogli und in der Jugendgruppe change aufgenommen. mittelte Wissen über die Bedeutung von Gesten in den unterschiedlichen Herkunftsländern der Kinder und Jugendlichen empfunden, welches uns Akbar Taher im Zuge der Gespräche mit den Kindern vermittelt hat. So ist es nicht unerheblich zu wissen, dass eine Handgeste bei uns als abschätzig interpretiert wird und in der Kultur der Kinder ein Zeichen von Wertschätzung ist. Waren bisher unter den Flüchtlingen vereinzelt einige Kinder, so nahm die Anzahl dieser im Jahr 2015 stark zu, sichtbar auch an den Zahlen: In der bestehenden Kindergruppe, welche insgesamt 8 Plätze umfasst, waren bis zu 6 Flüchtlings kinder zur gleichen Zeit in der Krisenbetreuung. Im sozialpädagogischen Alltag stellte uns diese Tatsache vor einige Herausforderungen. Vorrangig galt es, die sprachliche Barriere zu überwinden. Not macht erfinderisch, und es wurde mit Händen und Füßen oder mit einfachen ausgedruckten Bildern kommuniziert. In der Arbeit mit den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen wird immer wieder ersichtlich, wie viel an Kommunikation wir nicht verbal ausdrücken und wie bedeutend und wichtig die nonverbale Kommunikation ist. So gelingt es, einem traurigen Kind Trost zu spenden, mit Gesten, die trösten, ohne diese unbedingt mit Worten untermauern zu müssen. In der Kindergruppe Mogli lebte ein 11-jähriger Junge, der etwas Englisch konnte und mit dieser Fähigkeit den Part eines Dolmetschers übernahm. Eine große Unterstützung war und ist unser Dolmetscher Akbar Taher, der immer wieder in die Kinder- und Jugendgruppe kommt um zu übersetzen. Wie sich bestimmt jede/r vorstellen kann, kommt es auf Grund der sprachlichen Barriere, trotz größter Bemühungen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, immer wieder zu Missverständnissen. Nicht nur die sprachliche Barriere, sondern auch die unterschiedlichen Kulturen mit ihren unterschiedlichen Werten, Regeln und Gepflogenheiten stellen das Fachpersonal immer wieder vor große Herausforderungen. Manche Handlungen und auch Gesten, die in unserem Kulturkreis eine völlig andere Bedeutung haben als in dem der Kinder und Jugendlichen, führten zu Missverständnissen und Fehlinterpretationen. Als große Erleichterung für alle Beteiligten wurde das ver- Im täglichen Zusammenleben ging ein erhöhter organisatorischer Aufwand mit der Betreuung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge einher. Sei es die Organisierung einer Sozialversicherung für die Kinder und Jugendlichen oder auch, dass sie die Möglichkeit bekommen, über das Rote Kreuz ihre Eltern suchen zu können. Ich denke, dass wir alle nur ein wenig erahnen können, welch belastende Erfahrungen diese Kinder und Jugendlichen gemacht haben und wie bedeutend für sie das »Ankommen« bei uns in den Einrichtungen war. Es gab mit den Kindern sehr schöne, berührende Momente. Besonders gefreut haben sich alle Mogli-Mitarbeiter/innen, als die Kindesmutter eines Jungen, die auf der Flucht getrennt wurden, aus Traiskirchen anrief und eine Zusammenführung der Familie möglich wurde. ■ In den folgenden Interviews geht es um die Sicht auf dieses Thema von Seiten der Kinder, der fallführenden Behörde und der Schule. plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 37 » Fachbereich Stationäre Krisenbetreuung Angela Babila, Mitarbeiterin der Kinder- und Jugendhilfe des Magistrates Linz, im Interview mit Stefanie Obermayr, Klinische und Gesundheitspsychologin Welche Herausforderungen stellt die Arbeit mit unmündigen unbegleiteten Flüchtlingen (uumF) für Sie als Sozialarbeiterin dar? Für mich als Sozialarbeiterin der Kinder und Jugendhilfe der Stadt Linz ist es immer noch unvorstellbar, was Familien auf sich nehmen müssen, um in Sicherheit und Frieden zu leben. Besonders sich bewusst zu machen und auch nachzuvollziehen, dass Kinder im Alter von beispiels weise elf Jahren oder auch jünger ohne Eltern auf die Reise nach Europa geschickt werden, wochen- sogar monatelang auf sich alleine gestellt sind/waren. Es ist mir klar, dass die Haltung bzw. das Handeln der Eltern/Familie ein Griff nach einem Strohhalm der Hoffnung ist. Jedoch, so glaube ich, haben wir nur einen kleinen Einblick von dem, was eine Flucht und alles, was damit verbunden ist, für den reisenden jungen Menschen und seine Familie wirklich bedeutet. Emotional, aus der Perspektive einer europäisch sozialisierten Sozialarbeiterin, eingebunden im Kontext der Kinder- und Jugendhilfe, bereitet es mir bei jedem unbegleiteten Minderjährigen aufs Neue Unbehagen zu hören, dass ein Kind über viele Monate auf sich alleine gestellt war, um ein sicheres Land zu erreichen. Was haben diese Kinder auf der Reise erlebt, wie sind sie durch den Krieg oder die Reise traumatisiert? Wo sind die Eltern, leben diese noch? Im ersten Kontakt mit den Kindern sind all diese Fragen erst einmal zentral. Diese unbegleiteten Kinder sind voller Hoffnung und haben die Erwartungen der Eltern auf ein besseres Leben mit im Gepäck. Leider ist die Erwartung von der Realität schnell erschüttert, aber dazu später. Auf Grund der anderen Kultur und der sprachlichen Barriere ist die größte Herausforderung bei einem ersten Kontakt mit dem Kind, ihm unsere Haltung in Bezug auf Kinderschutz mittels Dolmetscher klar zu vermitteln. Dass wir die Kinder schützen müssen, sie nicht weiter alleine reisen dürfen (ohne erwachsene Begleitung) und wir verpflichtet sind, sie umgehend in eine betreute Einrichtung zu bringen, sowie für sie die Vormundschaft bzw. Pflegschaft zu regeln und sicherzustellen. Sie sind aus meiner Sicht auch nicht in der Lage, unser Prozedere nachzuvollziehen, sondern einfach nur erschöpft von der langen Reise. Viele von den Kindern schlafen nach Wochen wieder in einem richtigen Bett oder generell zum ersten Mal in einem Bett. Wichtig ist aus meiner Sicht, wenn es überhaupt möglich ist, dass die Kinder gleich telefonisch oder über soziale Netzwerke Kontakt mit den Eltern sowie Verwandten aufnehmen können, um der Familie rückzumelden, dass sie in Österreich in Sicherheit sind. Für die Kinder ist unmittelbar nach dem Ankommen wichtig, dass ein Asylantrag gestellt wird. In den ersten Wochen nach Aufgriff der Kinder sind sie meist noch euphorisch und zuversichtlich, dass ihre individuellen Träume auf ein besseres Leben in Erfüllung gehen. Ein Großteil der Kinder erwartet, schnell einen positiven Asylstatus zu erhalten, damit ihre Familienangehörigen rasch nach Österreich nachkommen können. Seitens der zuständigen Sozialarbeiterinnen bedeutet es hier, die Kinder behutsam an die realen Begebenheiten heranzuführen. Die ungewisse Zukunft der Flüchtlinge gestaltet die Situation auf beiden Seiten (Betroffener und Fachkraft) als schwierig. Nicht zu wissen, wo der junge Flüchtling wie leben wird, macht eine konkrete Zukunftsplanung und Vorbereitung fast unmöglich In der Kindergruppe Mogli bzw. Jugendgruppe Change bei plan B werden einige der uumFs, für die Sie zuständig sind, krisenbetreut. Wie erleben Sie die diesbezügliche Zusammenarbeit? Die individuellen Bedürfnisse der Kinder wurden schnell erkannt und die Betreuung angepasst. Durch Flexibilität der Einrichtung wurden Dinge, die unmöglich sind, schnell möglich gemacht. Dies bedeutet Offenheit, an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten, um Kindern in der Not ein Zuhause zu geben. Aus unserer Sicht ist diese Empathie und Flexibilität gegenüber anderen Kulturen ein großer Schritt in eine interkulturelle Zukunft.■ 38 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Fachbereich Stationäre Krisenbetreuung « Amela Balihodzic, Mitarbeiterin der Kinder- und Jugendhilfe des Magistrates Linz, im Interview mit Stefanie Obermayr Welche Herausforderungen stellt die Arbeit mit unmündigen unbegleiteten Flüchtlingen (uumF) für Sie als Sozialarbeiterin dar? Ich bin Sprengelsozialarbeiterin der Kinder- und Jugendhilfe Magistrat Linz. Ende des Jahres 2015 und Anfang des Jahres 2016 betreute ich 10 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, 2 Mädchen aus Somalia und 8 Buben aus Afghanistan. Davon waren 5 Kinder unter 14 Jahren, die in einer Kriseneinrichtung untergebracht sind. Die erste Herausforderung ist die Zahl der UMF-Kinder, die wir unterzubringen haben, bzw. die Suche nach einem Platz. Eine weitere Herausforderung für mich als Sozialarbeiterin ist, die furchtbare Lebensgeschichte dieser Kinder anzuhören und diese zu verarbeiten, zum Beispiel aus Afghanistan geflohen, sechs Monate unterwegs, Mutter verschleppt oder ermordet, Geschwister ermordet, Vater am Fluchtweg verloren, seit dem siebten Lebensjahr in der Bäckerei gearbeitet usw. Für die Kinder und Jugendlichen ist die Flucht gekennzeichnet von einer enormen psychischen Belastung bis hin zu schlimmen traumatischen Situationen. Es ist herausfordernd, mit diesen Kindern bzw. Jugendlichen an einer Zukunftsplanung zu arbeiten. Weitere Herausforderungen sind gesetzlich vorgegebene strukturelle Rahmenbedingungen (Altersgrenze bei der Unterbringung, zu wenig Dauerplätze oder die Unterbringung nach Oö Chancengleichheitsgesetz). Auch müssen die wirtschaftlichen Aspekte mitberücksichtigt werden. Zum Beispiel werden die Kinder unter 14 Jahre in die Kriseneinrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe nach (KJHG) untergebracht und die über 14 Jahre werden in die Einrichtungen, die nach der Grundversorgung geregelt sind, untergebracht. Dadurch müssen die Geschwister, die ohnehin einsam und alleine sind, noch getrennt werden. Es ist eine große Herausforderung, diesen Kindern, die gerade nach Österreich gekommen sind, erklären zu müssen, dass sie nicht zusammen bleiben können / dürfen. Des Weiteren sind die UMFs mit Beeinträchtigung, die eine Leistung nach dem Oö. Chancen gleichheitsgesetz beziehen sollten, aber rechtlich keinen Anspruch haben, eine große Herausforderung. In der Kindergruppe Mogli bzw. Jugendgruppe change bei plan B werden einige der uumFs, für die Sie zuständig sind, krisenbetreut. Wie erleben Sie die diesbezügliche Zusammenarbeit? Die Zusammenarbeit zwischen der Kindergruppe Mogli und der Kinder- und Jugendhilfe läuft meiner Meinung nach sehr gut. Obwohl die Betreuung und Versorgung von UMF für uns alle ein neues Gebiet ist, das mit viel Ungewissheit verbunden war/ist, haben wir in kurzer Zeit eine Betreuungsstrategie entwickelt. Wir tauschen uns aus, wir sind neugierig und wir bemühen uns, den Kindern eine bestmögliche Unterstützung zu geben. Es ist ganz wichtig zu sagen, dass unsere Zusammenarbeit ohne den Dolmetscher Akbar Taher nicht vorstellbar war/ist. Was könnte die Zusammenarbeit noch unterstützen? Ich finde, dass unsere Zusammenarbeit hervorragend ist, da unsere Ziele gleich sind, nämlich die optimale Versorgung von UMFs. Obwohl es keine einheitlichen Qualitätsstandards in der Arbeit mit UMFs und zudem keine standardisierten Ziele, die für alle UMF angestrebt werden können, gibt, haben wir trotzdem eine gute Arbeit geleistet.■ plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 39 » Fachbereich Stationäre Krisenbetreuung Alex Afg,* 13 Jahre, im Interview mit Martina Baumgartner (Sozialpädagogin Mogli) Seit wann bist du im Mogli? Seit Dezember 2015. Alles ist gut hier – wirklich!!! Gefällt es dir im Mogli? Das Mogli ist sehr gut, alles hier ist ok. Die Betreuer sind gut, mein Zimmer ist super, alle sind sehr lieb zu den Kindern. Ich mag die Betreuer sehr. Ich kann von hier aus in die Schule gehen, das ist sehr, sehr gut. Ich habe viel Spaß. Was gefällt dir nicht? Alles ist gut hier. Du kannst gerne anbringen, wenn für dich etwas nicht passt bzw. dir nicht gefällt. Alles ist gut hier – wirklich!!! Zu Beginn der Krisenbetreuung konntest du noch kein Deutsch – was hat dir geholfen, dass du dich trotzdem mit uns verständigen konntest? Zwei andere Buben, die schon zwei Monate vor mir ins Mogli gekommen sind, haben mir sehr viel geholfen. 40 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Was könnte für die Zukunft verbessert werden? Wenn die Betreuer die Kinder noch besser kennenlernen und Erfahrungen mit den Eigenheiten jedes Kindes sammeln, kann das Zusammenleben im Mogli noch besser werden. Wie hast du die erste Zeit in Österreich erlebt? Ich bin in Österreich angekommen und habe ein sehr schönes Land gesehen. Die Polizei hier ist gut und auch die Menschen. Ich habe eine schöne Zeit hier. Was war besonders schwierig? Die Sprache zu lernen. Weißt du, wer deine Sozialarbeiterin ist und was ihre Aufgaben sind? Ja, Frau B., sie übernimmt die Aufgaben von Mama und Papa, da diese nicht hier sind. Sie ist eine sehr gute Frau. Was erwartest du vom Mogli-Team? Dass ich Kontakt zu meinen Eltern haben kann, dass sie allen Kindern viel helfen. Dass wir weiterhin Kontakt halten, wenn ich vom Mogli ausziehe, dass sie mich nicht vergessen. ■ Fachbereich Stationäre Krisenbetreuung « Dir. Wolfgang Kirchmair (NMS Hart) im Interview mit Verena Baldinger (Sozialpädagogin Mogli) Welche Erfahrungen haben Sie mit unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen an der Schule? An der Neuen Mittelschule Hart befinden sich seit Herbst 2015 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Wir haben bisher die Erfahrung gemacht, dass die unbegleiteten Minderjährigen sehr gerne die Schule besuchen und willens sind, unsere Schrift und Sprache rasch zu erlernen. Für die betroffenen Kolleginnen und Kollegen bedeutet die Arbeit mit den Kindern natürlich einen erheblichen Mehraufwand. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit mit den Mitarbeiter/innen von plan B? Aus meiner Sicht funktioniert die Beschulung der Flüchtlingskinder auch deshalb gut, weil sich die Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeiter/innen von plan B und der Schule sehr positiv gestaltet. Unsere Arbeit wird verlässlich unterstützt, was den Unterrichtserfolg wesentlich erhöht. Gibt es Verbesserungsvorschläge? Für eine vorausschauende Planung wäre es natürlich hilfreich, wenn wir den jeweils vorgesehenen Beschulungszeitraum frühzeitig erfahren würden. Ich weiß aber aus Gesprächen, dass auch plan B darauf keinen Einfluss nehmen kann und die Mitarbeiter/innen oft genauso überrascht sind wie wir, wenn ein Kind plötzlich übersiedelt und aus der Klassengemeinschaft gerissen wird. Wie wird generell mit dem Thema Krisen betreuung im Schulverband umgegangen? Da die Ressourcen unserer Schulen begrenzt sind, versuchen wir auch schulübergreifende Angebote zu organisieren. So besuchen derzeit 2 unbegleitete Minderjährige der 4. Klasse Volksschule den Englischunterricht in einer unserer ersten Klasse um die Kinder bestmöglich zu fördern. Anmerken muss ich an dieser Stelle allerdings, dass diese Art der Beschulung natürlich nur für eine begrenzte Anzahl von Kindern möglich ist, da auch unsere Kapazitäten einen engen Rahmen bieten. ■ Mahdi,* 11 Jahre, im Interview mit Martina Baumgartner (Sozialpädagogin Mogli) Nicht alles ist gut, ich weiß es nicht, ich kann es nicht genau sagen … Was hat dir geholfen, dich besser zurechtzufinden? Dass ich besser Deutsch sprechen kann. Seit wann bist du im Mogli? Seit November 2015. Gefällt es dir im Mogli? Zu 50 % nein, zu 50 % ja – halb halb. Was gefällt dir nicht? Alles ist nicht gut, ich weiß es nicht, ich kann es nicht genau sagen. Es ist super, dass ich in die Schule gehen kann und alle Schulunterlagen für mich da sind – das ist das Allergrößte für mich. Zu Beginn der Krisenbetreuung konntest du noch kein Deutsch – was hat dir geholfen, dass du dich trotzdem mit uns verständigen konntest? Ich kann Englisch sprechen. Was könnte für die Zukunft verbessert werden? Ich weiß es nicht. Wie hast du die erste Zeit in Österreich erlebt? Ich wusste anfangs nicht, dass hier Österreich ist. Was war besonders schwierig? Ich wusste anfangs nicht, wohin ich gehen soll, ich schlief immer nur in meinem Zimmer und hatte keine Freunde Weißt du, wer deine Sozialarbeiterin ist und was ihre Aufgaben sind? Ja, Frau B.; ich hab vergessen, was ihre Aufgabe ist, sie hat mich hierher gebracht und sie ist für mich verantwortlich, für alles. Was erwartest du vom Mogli Team bzw. was wird von dir erwartet? Alle Betreuer sollen alle Kinder auf einem Level behandeln und lieb sein zu den Kindern; sie sollen die Kinder fragen »Wie geht es dir?« und so weiter. Wenn ein Kind traurig ist, sollen sie es trösten. Die Betreuer erwarten von mir, dass ich akzeptiere, was die Betreuer sagen und dass ich mich an die Regeln halte (Handy, Ausgehzeiten etc.). ■ * Namen wurden von der Redaktion geändert plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 41 Tätigkeitsbericht plan B Fachakademie 42 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Fachbereich plan B Fachakademie « plan B Fachakademie Von Bereichsleiterin Gertrude Pirklbauer »Sobald jemand in einer Sache Meister geworden ist, sollte er in einer neuen Sache Schüler werden.« (Gerhart Hauptmann) Alle Angebote werden unter fachlichen und didaktischen Gesichtspunkten geprüft, regelmäßig evaluiert und optimiert. Die familiäre Betreuung im Rahmen der Kinderund Jugendhilfe gibt den betroffenen Kindern und Jugendlichen die große Chance auf ein liebevolles und förderndes Umfeld. Gleichzeitig stellt diese Aufgabe die Familien vor große Herausforderungen. plan B bietet im Bereich der verschiedenen familiären Betreuungsformen ein umfangreiches Angebot an Unterstützung und Begleitung. Die plan B Fachakademie ist das führende Bildungsinstitut auf diesem Gebiet. Der unmittelbare Bezug zu den Betreuungsfamilien und die langjährige Erfahrung ermöglichen die Entwicklung passgenauer Angebote für die tägliche Praxis. Die Trainer/innen und Referent/innen der plan B Fachakademie garantieren mit ihrer fachlichen Kompetenz für eine methodisch ausgewogene und lebendige Vermittlung aktuellen Wissens auf dem neuesten Stand wissenschaftlicher und praktischer Erkenntnisse. Sämtliche Angebote umfassen die Bereiche Adoption, Pflege, Krisen- und IN-Betreuung und werden auch regional in Oberösterreich angeboten. Die Teilnehmer/innen erhalten fundiertes, aktuelles und praxisrelevantes Wissen und können sich wichtige Inhalte für ihre spezifischen Aufgabenbereiche aneignen. Alle Angebote werden unter fachlichen und didaktischen Gesichtspunkten geprüft, regelmäßig evaluiert und optimiert. Ein Ziel für 2015 war es, Bewährtes anzuerkennen und weiterzuentwickeln. Es ist wichtig, auf Bewährtes immer wieder hinzuschauen, die einzelnen Komponenten zu beleuchten und zu hinterfragen. Was beschäftigt Pflege-, Krisenpflege-, Adoptiveltern, IN-Betreuer/innen und Herkunftsfamilien? Welche Möglichkeiten und Methoden brauchen sie für ihre Arbeit? Wie gelingt es ihnen, Herausforderungen zu meistern? Welche Erwartungen gibt es von »außen«? Wir blicken auf Bewährtes zurück, das viel Potential bietet und uns zugleich vor neue Aufgaben und Herausforderungen stellt. Wir freuen uns darauf! Fachliche Vorbereitung für familiäre Betreuungsformen Familien, die ein Kind im Rahmen der Kinderund Jugendhilfe aufnehmen, werden in der plan B Fachakademie gezielt auf ihre Aufgabe als Pflege-, Krisenpflegeeltern oder IN-Betreuer/innen vorbereitet. In 8 Kursen eigneten sich 90 motivierte Teilnehmer/innen das spezifische fachliche Wissen und Kompetenz an. Einführungsvortrag – Erste Informationen zum Thema Adoption und Fachliche Vorbereitung für Adoptivwerber/innen In einem umfangreichen, bewährten Modul system wurden 121 Adoptivwerber/innen im Entscheidungsprozess zur Aufnahme eines Kindes aus dem In- oder Ausland begleitet. plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 43 » Fachbereich plan B Fachakademie Weiterbildung 552 Teilnehmer/innen erkundeten neugierig und interessiert in 41 Weiterbildungen diverse Fachthemen. 44 Im Zusammenleben mit Kindern und Jugendlichen, die in ihrer Biografie Beziehungsbrüche erleben mussten, ergeben sich besondere Herausforderungen. Die thematische Vielfalt der 41 angebotenen Weiterbildungstermine spiegelt nicht nur die Anforderungen an diese Betreuungsformen und fachlichen Ziele, sondern auch das breit gefächerte Interesse der Pflege-, Krisenpflege-, Adoptiveltern und IN-Betreuer/innen wider. Die Fachakademie genießt den spannenden und konstruktiven Austausch mit den Referent/innen und freut sich auf die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer/ innen sowie auf deren thematische Anregungen, die in die Planung des nächsten Weiterbildungsprogrammes einfließen. Das Programm gestaltet sich inhaltlich nach den Anregungen und Wünschen der Pflege-, Krisenpflege-, Adoptiveltern und IN-Betreuer/innen und nach Fragestellungen, die sich nach unserer Beobachtung aus dem Betreuungsalltag ergeben haben. Dadurch wollen wir gewährleisten, dass die fachlichen Inputs direkt und unmittelbar mit dem Betreuungsalltag zusammenhängen und gut umsetzbar sind. Interdisziplinäre Weiterbildungen bieten den Konnex zu Sozialpädagogik, Sozialarbeit und Medizin. 552 Teilnehmer/innen erkundeten neugierig und interessiert in 41 Weiterbildungen diverse Fach themen. 5 Seminare mussten wir aufgrund zu geringer Anmeldungen absagen. plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Fachtagung »Partizipation – Anspruch und Wirklichkeit. Gelingendes Leben braucht Beteiligung!« Die renommierten Wissenschafter Univ. Prof. DDDr. Clemens Sedmak, Dr. Klaus Wolf und Irmela Wiemann gaben in ihren Vorträgen Inputs zum Tagungsthema. Die Präsentation aus den theaterpädagogischen Workshops mit Kindern, die in einer Pflege-, Krisenpflege- oder Adoptivfamilie leben, zeigte auf beeindruckende Weise ihre Sicht auf dieses Thema. Die hochkarätige Veranstaltung wurde von 200 Interessierten besucht. Fachbücherei Zur Weiterentwicklung der Qualität trägt überdies die öffentlich zugängliche, fachlich gut sortierte und ausgestatte Bibliothek in plan B bei. Nicht nur Pflege-, Krisenpflege-, Adoptiveltern und IN-Betreuer/innen nutzen dieses Angebot zahlreich. Auch unsere Referent/innen, Trainer/ innen und Studierende haben hier eine sehr gute Informationsquelle für ihre Tätigkeitsbereiche. Kinder und Jugendliche finden ebenso informative, spannende, lustige oder zum Nachdenken anregende Lese-, Seh- und Hörerlebnisse. ■ Fachbereich plan B Fachakademie « Unsere Ausbildung in der Fachakademie Von Harald F. Ofner Harald F. Ofner ist Pastor und Seelsorger einer Freikirche, Religions- und Sozialpädagoge lebt in Ried i. I., ist verheiratet, hat vier Kinder und seit November 2015 ein IN-Kind Wir sind eine Familie, in der oft und herzlich gelacht wird. Und meine Erfahrung hat gezeigt, wo viel gelacht wird, herrscht ein gutes Klima. So gibt es für mich kaum etwas Schöneres, als das fröhliche Treiben unserer Kinder mit anzusehen. Als Familie haben wir uns deshalb auch sehr schnell entschlossen, ein weiteres Kind mit in unser Heim hineinzunehmen, das bis jetzt nicht dieses Glück hatte, in einer fröhlichen Familie aufzuwachsen. Mit der Bereicherung durch ein Kind von »außen« wird ein Paar oder eine Familie sich zwangsläufig zu einer vielschichtigen Familieneinheit entwickeln. Solche Veränderungen können natürlich gerade am Anfang zu Problemen in der eigenen Familiendynamik führen. Aber schon mit einem Mindestmaß an Planung und gewissem Durchhaltevermögen kann das Zuhause zu einem Ort werden, an dem all seine Mitglieder emotionale Unterstützung und Inspiration finden. Denn Kinder und Jugendliche brauchen einen sicheren Rahmen, damit sie sich gesund entwickeln können. Jedes Gefühl ist okay, doch nicht jede Handlung ist in Ordnung. Da verlangt es schon von uns als Krisenpflege-, oder IN-Eltern fast das Fingerspitzengefühl eines Psychologen zu haben. Die Ursachen von schwierigem Verhalten der Kinder können auf verschiedenen Ebenen liegen, wie z. B. an den oft belasteten Beziehungen der leiblichen Eltern – also der Herkunftsfamilie – oder an den persönlichen Schwierigkeiten der Pflegekinder. Aber es kann auch sein, dass man zu wenige geeignete Erziehungsstrategien kennt, um die Vorstellung von »guter Erziehung« konsequent umzusetzen. Hier gibt unsere »plan B Fachakademie« in der Vorbereitung zu den familiären Betreuungsformen nicht nur rechtliche Wissensvermittlung in ihren »Grundmodulen«, sondern auch nützliche Hinweise, wie werdende Pflege-, Krisenpflege- und INFamilien mit den verschiedenen Helfersystemen zusammenarbeiten können. Sehr positiv und hilfreich fand ich dabei die »Vertiefungsseminare«, die sich mit dem Thema der Veränderung in der eigenen Familie beschäftigen. Man bekommt darin eine gute Vorstellung und ein Bewusstsein für die zukünftige Rolle als Pflege-, Krisenpflege- oder IN-Familie. Grundsätzlich hat man in alle relevanten Themen der Erziehungstätigkeit Einblick bekommen, wie man z. B. die Gefühls- und Verhaltenswelt des Pflege-, Krisenpflege- oder IN-Kindes wahrzunehmen lernt. Denn das Verständnis für das, was in unserem Pflege-, Krisenpflege- oder IN-Kind vorgeht, hilft uns sehr, toleranter gegenüber dem »unerträglichen« Verhalten der »Tochter« oder des »Sohnes« zu werden. Die »Wahlpflichtfächer« sind letztendlich die Krönung der ganzen Seminarreihe, denn ich habe sie als »Fachfortbildungen« wahrgenommen. Große Sorgfalt ist dabei auf die Auswahl der einzelnen Referent/innen gelegt worden, die nicht nur gut fundiertes Wissen vermitteln, sondern uns auch einige praxisnahe Werkzeuge mit nach Hause geben. Zahlreiche Themen und Methoden wurden uns vorgestellt, so dass man selbst entscheiden kann, ob diese zu einem passen und man eventuell ein zusätzliches Seminar in einem der anderen Themen machen möchte. Wenn wir Pflege-, Krisenpflegeeltern und IN-Betreuer/innen gut geschult sind, wir uns unserer Verantwortung bewusst sind und uns auf die hohe Qualität der dargebotenen Schulungsmethoden »unserer Fachakademie« rückbesinnen, steht uns ein herausforderndes, aber sicher auch ein bereicherndes und erfüllendes Tätigkeitsfeld zur Verfügung. Unsere Ausbildung ist, wie schon anfangs erwähnt, nicht gleichzusetzen mit der eines Psychologen, dennoch ist unsere Verantwortung sehr wohl ebenso hoch. ■ plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 45 » Fachbereich plan B Fachakademie Wir haben auch mitbestimmt … Annika (10) besucht die Volksschule, ist Pflegekind, mag Pferde, Hasen und Hunde. Andi (51) arbeitet beim Radio, ist Pflegevater, mag Sachertorte, Bier und Annika. A nnika * hat letztes Jahr an einem Theaterworkshop für Pflegekinder und deren Geschwister teilgenommen. Den Abschluss des Workshops bildete eine Aufführung bei der Fachtagung 2015 mit dem Titel »Partizipation – Anspruch und Wirklichkeit. Gelingendes Leben braucht Beteiligung«. Partizipation und Mitbestimmung waren auch Themen beim Theaterworkshop selbst. Ich, ihr Pflegevater habe Annika zu einem Interview gebeten, um zu erfahren, wie das war und was ihr in Erinnerung geblieben ist. Annika, du hast letztes Jahr an einem Theaterworkshop teilgenommen. Wie bist du dazu gekommen? plan B hat mir einen Brief geschickt. Darin haben sie gefragt, ob ich da mitmachen will. Ja, das wollte ich. Darum hat meine Mama einen Brief zurückgeschrieben, dass ich mitmache. Wie war das erste Mal? Zuerst haben wir uns kennen gelernt und dann haben wir einige Spiele gespielt. Das war lustig! Weißt du noch, wie viele Kinder das waren? Nein. 12 Kinder nahmen teil (Anmerkung der Redaktion). Wie viel Kinder waren es ungefähr? Weiß ich nicht. Eher 100 oder eher 1000? So viele nicht! Wie viele dann? 30 oder 20 Die Kinder trafen sich zwei Mal (Anmerkung der Redaktion). Und die Spiele: Hatten die etwas mit Theater zu tun oder waren das zum Beispiel Brettspiele? Theaterspiele natürlich, wo man sich viel bewegt! Zum Beispiel Samurai. Das geht so. Alle stellen sich in einem Kreis auf. Ein Kind beginnt und schreit »Sa« und zeigt dabei auf ein anderes Kind. Ein Nachbar des anderen Kindes schreit »Mu« und schlägt dem anderen Kind auf den Bauch. Also nicht schlagen, man tut nur so. In Wahrheit berührt man das andere Kind nur ganz leicht. Der andere Nachbar oder die Nachbarin macht dasselbe und schreit »Rai«. Da bin ich auch manchmal dran gekommen. Das war mein Lieblingsspiel. Wie oft habt ihre euch zum Theaterworkshop getroffen? Puh, das war voll oft. Ich weiß gar nicht mehr wie oft. Ihr habt ja bei der Fachtagung eine Auf führung gemacht. Das war recht spannend anzusehen. Wer hat euch das alles gezeigt und wer hat entschieden, was ihr macht? Es hat zwei Chefinnen gegeben. Die haben sich ausgemacht, dass wir eine Aufführung machen. Aber wir haben auch mitbestimmt. 46 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Zum Workshop sind ja hauptsächlich Pflege kinder eingeladen worden. Hat man irgendwie gemerkt, dass das Pflegekinder sind? Ja. Man hat es daran gemerkt, dass sie viel von ihrer Familie erzählt haben. Ein Kind hat sogar viel von seinen Haustieren erzählt. Aber eigentlich war es klar, dass jedes Kind ein Pflegekind ist, weil überhaupt nur Pflegekinder da waren. Es hätten auch Pflegegeschwister mitmachen können, aber solche sind, glaube ich, nicht gekommen. Zwei leibliche Kinder einer Krisenpflegefamilie und zwei Adoptivkinder nahmen teil (Anmerkung der Redaktion) Ihr habt also auch viel geredet bei dem Theaterworkshop. Auch darüber, wie es ist, ein Pflegekind zu sein? Ja, aber darüber will ich nicht reden, weil ich da zu weinen begonnen habe. Was hat dir am meisten gefallen? Alles. Möchtest aufhören mit dem Interview? Schon lange! Merkst du das nicht? Schon, aber ich schau halt, was geht. Sollen wir über etwas anderes reden? Ja! Reden wir über Palatschinken? Nein, nicht über Palatschinken! (lacht) Wir müssen schon über plan B reden. Gut: Was weißt du von plan B? Dass er nett ist. Ist das alles? Ja. - Hören wir auf. Dein Artikel ist sicher schon lange genug. Gut. Dann danke ich für das Interview. Bitte, gerne geschehen. ■ * Name wurde von der Redaktion geändert Fachbereich plan B Fachakademie « Erfahrungen zu den Adoptiveltern-Seminaren Den ersten Kontakt mit den Kursen bzw. mit plan B hatten wir, wie wahrscheinlich viele, im Verlauf unseres Adoptivwerberverfahrens. Im Zuge dieses Verfahrens »musste« man bei plan B Vorbereitungskurse absolvieren. Vor diesen Kursen wussten wir nicht recht, was uns dabei erwartet. Wird man da nochmal genauer beobachtet, um uns als Adoptivwerber noch besser zu beurteilen? Ist das nur eine unnötige Pflicht im Laufe dieses Verfahrens? Wird das ein Konkurrenzkampf mit den anderen Adoptivwerbern? Das waren so unsere Gedanken vor Beginn der Kurse. Bereits kurz nach Beginn der Kurse offenbarte sich uns ein ganz anderes Bild. Es ging in den Vorbereitungskursen um Information, Weiterbildung, rechtliche Details und um den Austausch mit ebenfalls betroffenen Personen. Keine Kontrolle oder Bewertung der Eignung. Ganz im Gegenteil, es gab Raum für Fragen, Diskussionen und ein Miteinander. Das vorherrschende Thema in den Gesprächen mit den anderen Kursteilnehmern war natürlich die hoffentlich baldige Adoption, aber es blieb auch Platz für ein gegenseitiges Kennenlernen. Hilfreich dafür war, dass wir ein Kurswochenende gemeinsam am Attersee verbrachten. Auch die Besuche von Adoptierten und erfahrenen Adoptiveltern waren eine große Bereicherung in den Vorbereitungskursen. Wo sonst hat man die Möglichkeit, so offen und ohne Scheu mit erwachsenen Adoptierten zu sprechen. Mit all diesen Eindrücken und Informationen im Gepäck stand für uns nach Absolvierung dieser Vorbereitungskurse daher mehr denn je fest, dass dies unser Weg ist. Aus diesem Grund haben wir auch nach dem Adoptionsverfahren weitere Kurse von plan B besucht und wir konnten immer davon profitieren. Wir sammelten Ideen, wie Biographiearbeit aussehen kann und es wurden uns Möglichkeiten nähergebracht, wie man dem Adoptivkind seine Herkunft erklärt. Oder wie geht man damit um, dass man von der Herkunftsfamilie nichts oder nicht viel weiß? Auch sehr bereichernd ist für uns der Kontakt und Erfahrungsaustausch mit anderen Adoptiveltern. Sie kennen genau die Sorgen und Ängste eines jeden, denn es geht ihnen selber genauso. Was uns beim Besuch unseres letzten Seminars besonders gut gefallen hat, war, dass die Vortragende unter anderem selbst Adoptivmutter ist und somit ihre persönlichen Erfahrungen einfließen lassen konnte. Da unsere Tochter erst knapp zwei Jahre alt ist, wurden wir noch nicht mit eventuellen Problemen bezüglich Adoption konfrontiert. Falls doch einmal die eine oder andere Herausforderung auf uns zukommt (und wir denken, das wird es sicher), können wir uns das nötige Rüstzeug bestimmt in den Seminaren holen. Vor allem das Bewusstsein über das widerfahrene Glück, dass wir ein Kind adoptieren durften, ist für uns bei jedem Besuch der Seminare wieder sehr präsent. Man beschäftigt sich dann ein paar Stunden intensiv mit dem Thema Adoption und der Alltag tritt in den Hintergrund. Wir wünschen uns, dass es noch viele spannende und interessante Seminare geben wird und werden sicher nach Möglichkeit daran teilnehmen. – Wir freuen uns auf das nächste Seminar. Marion & Peter Pernsteiner plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 47 » Zahlen und Fakten Unsere Arbeit des Jahres 2015 in Zahlen Ca. 600 Pflegekinder, 255 Adoptivkinder, 81 Krisenpflegekinder und 7 IN-Kinder/Jugendliche mit ihren Eltern oder Betreuungspersonen konnten 2015 von den Leistungen von plan B profitieren: Fast alle in Oberösterreich lebenden Pflegekinder profitierten von der Unterstützung, die 338 angestellte und ca. 100 nicht angestellte Pflegemütter /- väter nutzten. 81 Krisenpflegekinder, die von 35 Krisenpflegeeltern betreut wurden, 79 Kinder und Jugendliche, die in der Kindergruppe Mogli und der Jugendgruppe change vorübergehend ein Zuhause fanden, 6 Kinder und eine Jugendliche, die in IN-Familien betreut wurden, 1 Jugendliche in einer heilpädagogischen Erzieherfamilie, ca. 400 leibliche Kinder der Pflege- und Adoptiveltern. Um die mit den Leistungen verbundenen Aufgaben bewältigen zu können, standen plan B zur Verfügung: 5 ehrenamtliche Vorstandsmitglieder 97angestellte Mitarbeiter/innen 27Gruppenleiter/innen für: 36 Reflexionsgruppen für Pflegeeltern in allen Bezirken Oberösterreichs, 5 Reflexionsgruppen für Krisenpflegeeltern (das Gruppenangebot von plan B wurde von 347 Personen genutzt) 80Supervisor/innen für angestellte Pflegeeltern, Krisenpflegeeltern, IN-Betreuer/innen und heilpädagogische Erziehereltern 27Trainer/innen und Referent/innen in den Vorbereitungsseminaren für Pflege-, Krisenpflege-, Adoptiveltern und IN-Betreuer/innen 35Referent/innen in 41 Weiterbildungsseminaren mit insgesamt 552 Teilnehmer/innen 1 Fachtagung mit 200 Teilnehmer/innen 48 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Zahlen und Fakten « Finanzielle Entwicklung Dank der verlässlichen Unterstützung durch die öffentliche Hand, wobei wesentliche Bereiche durch die Kooperation mit dem Land Oö., Ab teilung Kinder- und Jugendhilfe, geregelt und gesichert sind, und durch die Entgelte und Förder ungen der Abteilung Kinder und Jugendhilfe konnte das Jahr 2015 wiederum ausgeglichen abgeschlossen werden. plan B stand für seine Tätigkeit insgesamt ein Budget von über 6,76 Mio. Euro zur Verfügung. Die Grafik stellt die Zusammensetzung der Einnahmen dar. In der Grafik sind die Kostenersätze für die Gehaltskosten der angestellten Pflegeeltern enthalten. Sie werden plan B von den Sozialhilfe verbänden und Magistraten refundiert. Diese betrugen im Jahr 2015 insgesamt über 2,78 Millionen Euro. 17,81% Subventionen (Land Oö. KJH, Land Oö. Bildung, BMWFJ, BMASK) 80,81% Tagsatzeinnahmen Familiäre Krisenbetreuung, Heilpäd. Familienerziehung, Stationäre Krisen betreuung und IN-Betreuung 0,69% Erträge aus Veranstaltungen, Spenden, Mitgliedsbeiträge 0,69% Sonstige Einnahmen = 5 % Wir danken unseren Geldgebern, durch die unsere Arbeit erst möglich wird: ›› Land Oö., Abteilung Kinder- und Jugendhilfe ›› Sozialhilfeverbände und Magistrate für die zuverlässige Leistung der Kostenersätze und Tagsätze ›› Familienreferat beim Land Oö. ›› Bundesministerium für Familien und Jugend ›› Aktion »Licht ins Dunkel« ›› Mitglieder und Spender ■ Adoptivfamilien ›› 2 mal jährlich informierten wir Adoptivfamilien und -werberinnen per Mail-Newsletter über Adoptions-Themen und -Veranstaltungen. ›› 2 Weiterbildungsveranstaltungen speziell für Adoptivfamilien wurden von insgesamt 24 Adoptivmütter /-vätern besucht. ›› 52 Adoptivmütter bzw. -väter und ihre 37 Kinder nutzten das Adoptivfamilientreffen – diesmal im Gasthaus Fischer in Dörnbach – um Kontakte zu knüpfen oder zu vertiefen. ›› Vernetzung zwischen Adoptiveltern und -werber/innen erfolgte auch an den »Stammtischen«. Diese Treffen organisierten Interessierte in Eigeninitiative, plan B fungierte als Informationsdrehscheibe. plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 49 » Zahlen und Fakten ■ Pflegefamilien Anstellung von Pflegeeltern 338 Pflegemütter oder -väter waren 2015 angestellt und damit sozialversicherungsrechtlich abgesichert. 31 Pflegemütter/ -väter ließen sich in diesem Jahr neu anstellen. 25 Anstellungen wurden beendet. Die Zahl der angestellten Pflegepersonen ist somit wieder leicht (um 6 Personen) gestiegen. 2005 179 Pflegeeltern 258 Pflegekinder 2006 184 Pflegeeltern 260 Pflegekinder 2007 197 Pflegeeltern 285 Pflegekinder 2008 214 Pflegeeltern 310 Pflegekinder 2009 226 Pflegeeltern 324 Pflegekinder 2010 239 Pflegeeltern 344 Pflegekinder 2011 268 Pflegeeltern 377 Pflegekinder 2012 292 Pflegeeltern 418 Pflegekinder 2013 303 Pflegeeltern 432 Pflegekinder 2014 311 Pflegeeltern 430 Pflegekinder 2015 338 Pflegeeltern 465 Pflegekinder 10 Pflegeeltern 10 Pflegekinder Rundung: bis 0,4 abgerundet, ab 0,5 aufgerundet Begleitung persönlicher Kontakte von Pflegekindern Wir begleiteten Kontakte von 136 Pflegekindern mit ihren leiblichen Eltern oder Verwandten in unterschiedlicher Frequenz (im Abstand von 2 Wochen bis zu einmal jährlich; großteils aber im Abstand von 4 bis 8 Wochen). Standorte: Für die Begleitung nutzten wir unsere plan B – Besucherzimmer in Leonding und Vöcklabruck, sowie – dank des Entgegenkommens des Eltern-Kind-Zentrums Ried i. I., des Familienzentrums Schärding und des Kinderfreunde-Kindergartens Ennsleite – auch im Innviertel und Steyr. Durchschnittlich erfolgten 60 Kontakttermine pro Monat. 50 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Zahlen und Fakten « Nutzung von Weiterbildung, Supervision und Gruppentreffen ›› 309 Pflegemütter /-väter besuchten in 2 277 Weiterbildungsstunden die 31 angebotenen pflegefamilienspezifischen Weiterbildungsveranstaltungen. ›› 172 Pflegemütter/-väter nutzten in ca. 1 000 Supervisionsstunden (Einzel- oder Paarsupervision) die Möglichkeit, bei ausgesuchten Fachkräften ihre persönlichen Themen im Pflegeverhältnis zu besprechen und neue Handlungsansätze zu erarbeiten. ›› 310 Pflegemütter/-väter besuchten regelmäßig eine der 36 Reflexionsgruppen, die in allen Bezirken Oberösterreichs zur Verfügung standen und unterstützten sich auf diese Weise gegenseitig in insgesamt 4 648 Stunden. Angestellte Pflegepersonen: Personen 338 gesamt 8 204 ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ Einheiten ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ Supervisionen: Personen 172 Einheiten 1 003 ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ Weiterbildungen: Personen 309 Einheiten 2 277 ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘ Externe Weiterbildungen: Personen 23 Einheiten 276 ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘ Gruppentreffen: Personen 310 Einheiten 4 648 ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ ❘❘❘❘❘ 10 Pflegepersonen 10Einheiten ❘ Rundung: bis 0,4 abgerundet, ab 0,5 aufgerundet Nutzung der Feriencamps 2015 38 Kinder haben dieses Angebot in 4 unterschiedlichen Wochen in Haslach, Gutau und am Lipplgut wahrgenommen. plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 51 » Zahlen und Fakten ■ Familiäre Krisenbetreuung ›› 2015 wurden wir 64 Mal für 86 Kinder angefragt, 46 Säuglinge und Kleinkinder konnten aufgenommen werden. Insgesamt wurden 81 Kinder von 35 Krisenpflegefamilien betreut. ›› Das jüngste Kind war bei der Aufnahme 2 Tage, das älteste Kind 8 Jahre und 7 Monate alt. ›› 45 Kinder wurden 2015 entlassen, davon konnten 12 Kinder zu ihrer Mutter zurückübersiedeln, 3 Kinder zum Vater, 4 Kinder zu den Großeltern bzw. einem Großelternteil und 2 Kinder fanden in der Verwandtschaft ein neues Zuhause. ›› 16 Kinder übersiedelten in Pflegefamilien, 6 Kinder in die IN-Betreuung und 2 Kinder in eine sozialpädagogische Einrichtung. ›› Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug 6 Monate und ist damit im Vergleich zum Vorjahr um 0,5 Monate gesunken. Anfragen Wels Steyr Linz 17 Anfragen für 24 Kinder 8 Anfragen für 8 Kinder 6 Anfragen für 12 Kinder BH-Linz Land: 9 Anfragen für 12 Kinder BH-Vöcklabruck: 9 Anfragen für 10 Kinder andere Bezirke in O.ö: 15 Anfragen für 20 Kinder Die Anfragen stammten aus 3 Magistraten und 9 Bezirken. Zwei Bezirke, von denen wir besonders viele Anfragen bekamen, wurden diesmal in der Tabelle hervorgehoben. In 27 Fällen sagte die Kinder- und Jugendhilfe wieder ab und in einem Fall wurde die Aufnahme unmittelbar am vereinbarten Aufnahmeort abgesagt. Lediglich in einem Fall konnten wir für ein Geschwisterpaar im Alter von 5 und 7 Jahren keinen Platz in einer Krisenpflegefamilie anbieten. Gründe für die Aufnahmen waren: Psychische Erkrankung eines Elternteils 11 Kinder Haftstrafen der Mutter/des Vaters 5 Kinder Suchterkrankung eines oder beider Elternteile 18 Kinder Krankenhausaufenthalt der Mutter/des Vaters 8 Kinder Verwahrlosung, Vernachlässigung, Misshandlung 35 Kinder Minderjährige Eltern 3 Kinder Delogierung oder Obdachlosigkeit 4 Kinder Überforderung der Eltern oder der/des allein erziehenden Mutter/Vaters 23 Kinder 52 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Sonstiges (Tod der Mutter/des Vaters, etc.) 1 Kind Mehrfachnennungen: Bei manchen Kindern führten mehrere der angeführten Gründe zur Fremdbetreuung Zahlen und Fakten « ■ Stationäre Krisenbetreuung Wir wurden 148 Mal für 173 Kinder und Jugendliche angefragt. Insgesamt betreuten wir 79 Kinder und Jugendliche. Kindergruppe Mogli Wir betreuten 15 Mädchen und 25 Buben aus 33 Familien. 40 Kinder wurden aufgenommen und 33 Kinder entlassen. Das jüngste Kind war 5 Jahre alt, das älteste 14 Jahre. Aufnahmen Insgesamt wurden 40 Aufnahmen durchgeführt, davon eine Familie mit 4 Geschwistern und 4 Geschwisterpaare. Gründe für die Aufnahmen waren: Die Kinder übersiedelten vom Mogli zu: Überforderung der Eltern eines oder beider Elternteile 9 Kinder Familie oder Verwandten 23 Kinder Psychische Erkrankung eines Elternteils 4 Kinder Krankenhausaufenthalt der Mutter/des Vaters 11 Kinder Wohngruppe 4 Kinder IN-Betreuung 3 Kinder Unbegleitete unmündige minderjährige Flüchtlinge 6 Kinder Pflegeeltern 1 Kind Jugendgruppe change 2 Kinder Wegweisung von zu Hause durch die Polizei 1 Kind Gewalt, Vernachlässigung, Verwahrlosung, Missbrauch 6 Kindern Alkohol- bzw. Drogenmissbrauch eines oder beider Elternteile 1 Kind Delogierung oder Obdachlosigkeit 1 Kind Tod der/des alleinerziehenden Mutter/Vaters 1 Kind = eine Person plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 53 » Zahlen und Fakten Jugendgruppe change In der Jugendgruppe change betreuten wir 18 Mädchen und 21 Burschen aus 38 Familien. Insgesamt wurden 39 Jugendliche aufgenommen und 31 Jugendliche entlassen. Der jüngste Jugendliche war 12 Jahre alt, der älteste 18 Jahre. Gründe für die Aufnahmen waren: Die Kinder übersiedelten von change zu: Überforderung der Eltern eines oder beider Elternteile 15 Jugendliche Familie oder zu Verwandten 13 Jugendliche Wohngruppe 13 Jugendliche Suchterkrankung eines Elternteils 2 Jugendliche Krankenhausaufenthalt des Erziehungsberechtigten 3 Jugendliche Unbegleitete unmündige minderjährige Flüchtlinge 8 Jugendliche eigene Wohnung 3 Jugendliche Pflegeeltern 1 Jugendliche/r Sonstiges 1 Jugendliche/r Wegweisung von zu Hause 3 Jugendliche Gewalterfahrungen 5 Jugendliche Schulverweigerung 1 Jugendliche/r Jugendlicher kommt aus der Psychiatrie 2 Jugendliche = eine Person ■ IN-Betreuung – Sozialpädagogik zu Hause Wir wurden von 9 Bezirksverwaltungsbehörden für 17 Betreuungsplätze angefragt, wobei 3 Geschwisterpaare darunter waren. 5 Familien nahmen 7 Kinder, 2 Buben und 5 Mädchen, auf. Eine Betreuung musste nach 2 Monaten wieder beendet werden, es handelte sich dabei um ein Geschwisterpaar, ein Kind verblieb in der Familie. 54 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Verein Sozialpädagogik Oö « Zukunft für junge Menschen Der Verein Sozialpädagogik Oberösterreich (kurz SO!) vereint als Dachverband 19 öffentliche und private sozialpädagogische Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe und hat sich zum Ziel gesetzt, die Interessen der Sozialpädagogik in Oberösterreich zu vertreten, die Vernetzung sozialpädagogischer Angebote zu optimieren und kompetenter Ansprechpartner für sozialpädagogische Fachfragen zu sein. Zukunf t für junge Mensch en! Verein Sozialpädagogik Oberösterreich Petrinumstraße 12, 4040 Linz Telefon: +43 (0) 732 778972 50 Mobil +43 (0) 676 841314700 Fax +43 (0) 732 778972 19 E-Mail: [email protected] Internet: www.sozialpaedagogik-ooe.at Als repräsentatives Fachgremium der Kinder- und Jugendhilfe leistet SO! einen Beitrag zur laufenden Weiterentwicklung der Sozialpädagogik, wirkt gesellschaftspolitisch meinungsbildend und fördert die Weiterentwicklung der Aus- und Weiterbildung von Sozialpädagog/innen. Der kontinuierliche Austausch zwischen den Mitgliedern ist genauso ein Anliegen wie die Interessensvertretung der Sozialpädagogik in Oberösterreich. Gezielte Öffentlich keitsarbeit, Lobbying, Weiterbildungen, Vorträge und sonstige Veranstaltungen sowie Publikation, wie etwa unser Newsletter, sind wesentliche Bestandteile der Tätigkeit von SO!. SO! ist: ›› eine Arbeitsgemeinschaft leitender Fachkräfte der sozialpädagogischen Kinder- und Jugendarbeit ›› Vertreter von Kindern, Jugendlichen und deren Familien in Problemsituationen ›› ein Netzwerk der Fachkompetenz mit individuellen Angeboten der Betreuung ›› eine Ressource zur Verbesserung der Teilnahmechancen am gesellschaftlichen Leben ›› Ansprechpartner in sozialpädagogischen Fragen ›› Meinungsbildner und gesellschaftspolitisch aktiv Neben den alltäglichen Aufgaben stellen die Bildungsreisen des Vereins SO! eine wichtige Ergänzung der Tätigkeit dar. Der Einblick in sozialpädagogische Einrichtungen und Behörden in anderen europäischen Ländern ist eine wertvolle Informations- und Inspirationsquelle. Die Reisen finden alle zwei Jahre statt, ein dichtes Besuchsprogramm fördert den fachlichen Austausch. Seit einigen Jahren werden die Bildungsreisen auch von führenden Vertreter/innen der Abteilung Kinderund Jugendhilfe des Amtes der Oö. Landesregierung begleitet, was einen zusätzlichen wichtigen Erfahrungsaustausch möglich macht. Im Frühling 2015 startete die Fachabteilung der Kinder- und Jugendhilfe gemeinsam mit dem Verein SO! ein Projekt zum Thema Beteiligung. Ins Zentrum wurde die Frage gestellt, wie Beteiligung von Kindern und Jugendlichen, aber auch der Herkunftsfamilien, in sozialpädagogischen Einrichtungen gelebt werden kann. Bereits in der Vorbereitungsphase wurde sehr schnell deutlich, dass dieser Prozess nur unter Einbindung der betroffen Gruppen sinnvoll und zielführend gestaltet werden kann. So treffen sich Jugendliche aus Wohngruppen, ehemalige betreute Jugendliche, Herkunftseltern, Vertreter/innen der Fachabteilung Kinder- und Jugendhilfe und sozialpädagogischer Einrichtungen. Es wird daran gearbeitet, ein gemeinsames Verständnis von Beteiligung zu entwickeln und die Veränderungswünsche in den wichtigsten Bereichen zu benennen. Der Verein SO! veranstaltet mehrmals im Jahr Themenabende zu aktuellen Fragen in der Sozial pädagogik. Nach einem kurzen fachlichen Input stehen die Diskussion und der Austausch im Vordergrund. Die Veranstaltungen richten sich an Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe, Mitarbeiter/innen der Mitgliedseinrichtungen, Systempartner/innen und alle an dem Thema Interessierten. Die Teilnahme ist kostenlos. Zudem erscheint regelmäßig ein Newsletter, der über aktuelle Entwicklungen berichtet. ■ plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 55 » Sozialfonds Sozialfonds für Pflegekinder Der Sozialfonds für Pflegekinder kann 2015 auf sein erstes aktives Jahr zurückblicken. Auffallend war, dass bisher weniger Anträge eingelangt sind als zunächst erwartet. Nichtsdestotrotz wird der Erfolg maßgeblich davon abhängen, wie viele Finanzmittel zur Verfügung stehen. Eines ist klar: Der Sozialfonds benötigt weiterhin tatkräftige Unterstützung. Wie wird unterstützt? Jeder einlangende Antrag wird zunächst vom Förderbeirat eingehend geprüft. Entscheidend sind die Kriterien Dringlichkeit, Sinnhaftigkeit, Nachhaltigkeit und Bedürftigkeit. Der Förderbeirat spricht eine Empfehlung gegenüber dem Vorstand aus, der schließlich endgültig über den Antrag und die Höhe des Zuschusses entscheidet. Neben den o. a. Kriterien wird darauf geachtet, ob zuvor bereits andere Möglichkeiten einer Unterstützung geprüft und beantragt wurden. Ausdrücklich nicht unterstützt werden Leistungen, die in den Sonderbedarf fallen. Was wurde bisher unterstützt? Beim Sozialfonds sind im Jahr 2015 insgesamt 6 Anträge eingelangt. Folgende Maßnahmen wurden in unterschiedlicher Höhe unterstützt: ›› Führerschein für ein Leichtkraftfahrzeug ›› Gartenschaukel ›› Heilpädagogischer Ferienaufenthalt ›› Spezieller Autositz für ein Kind mit besonderen Bedürfnissen ›› Auslandssprachwoche in England ›› Alternativmedizinische Therapie Ein heißer Tipp Spenden zu runden Geburtstagen Manche Geburtstagskinder verzichten auf persönliche Geschenke zugunsten eines sozialen Zwecks. Besonders bei runden Geburtstagen ist dies beliebt. Es gibt dem Geburtskind sowie den Gästen ein gutes Gefühl und ist für den Spendenempfänger meist ertragreich. Aufgrund positiver Erfahrungen aus dem letzten Jahr empfehlen wir in diesem Zusammenhang den Sozialfonds für Pflegekinder! 56 plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Wie wird der Sozialfonds für Pflegekinder finanziert? Der Sozialfonds für Pflegekinder wird in erster Linie aus privaten Mitteln gespeist. Das sind private Spenden, Einnahmen aus Sponsoring, Kooperationen mit der Wirtschaft, die fördernde Mitgliedschaft im Verein Pflege- und Adoptiveltern Oö., Einnahmen aus speziellen Veranstaltungen (wie z. B. Adventmärkte, Konzerte etc.) und sonstigen Aktionen. Der Sozialfonds benötigt IHRE Unterstützung Um möglichst vielen Pflegekindern und – jugendlichen eine zusätzliche Förderung aus dem Sozialfonds gewähren zu können, benötigen wir Ihre Unterstützung bei der Akquisition von Fördermitteln. Es gibt viele Möglichkeiten, wie Sie helfen können: ›› Werbung von Spenden und Sponsoren Wenn Sie die Information über den Sozialfonds im Bekanntenkreis und an Firmen im Umkreis weiterleiten, können wir viele engagierte Menschen und potenzielle Sponsoren erreichen. ›› Fördernde Mitgliedschaft im Verein Pflege- und Adoptiveltern Oö. Bei dieser Form der Unterstützung fließt ein jährlicher Beitrag von min. 50,00 Euro direkt in den Sozialfonds. Antragsformulare erhalten Sie in der Geschäftsstelle des Sozialfonds. Bankverbindung Hypo Oberösterreich Kennwort: Sozialfonds IBAN: AT40 5400 0001 0037 9908 BIC:OBLAAT2L Sozialfonds « ›› Das gute Bausparen Für jeden neu abgeschlossenen Bausparvertrag über www.dasgutebausparen.at erhalten Sie Ihren guten Bonus in der Höhe von bis zu 40 Euro. Dieser Bonus kann von Ihnen an den Sozialfonds für Pflegekinder gespendet werden, ohne dass Sie ihre Geldbörse öffnen müssen. Sie schaffen mit dem guten Bausparen eine sichere und gute Vermögensbasis. Zusätzlich unterstützen Sie durch die Weitergabe Ihres guten Bonus an den Sozialfonds die Zukunft vieler Pflegekinder. Und das ohne eigene Belastung. Lieber gutes Bausparen, als nur bausparen! Achtung: Empfehlen Sie das gute Bausparen weiter und motivieren Sie Ihre Freunde und Bekannten zum guten Bausparen. Für jeden von Ihnen bis Jahresende 2016 empfohlenen Bausparvertrag (ab 50 Euro monatlicher Sparleistung) erhält der Sozialfonds für Pflegekinder einen Extra-Bonus von 20 Euro. Einfach E-Mail mit den Kontaktdaten des Empfohlenen und Anmerkung »Sozial fonds« an [email protected] senden. www.dasgutebausparen.at/gutes-tun/plan-b Das gute Bausparen bietet auch ein kostenloses und unverbindliches Erinnerungsservice an, wenn ein bestehender Bausparvertag abläuft. Also, einfach weitersagen und anmelden! Wie kann eine Unterstützung aus dem Sozialfonds beantragt werden? Antragsberechtigt sind alle Pflegeeltern in Oö., die ein Kind oder eine/n Jugendliche/n im Auftrag des Landes Oö. betreuen. Eine finanzielle Unterstützung aus dem Sozialfonds ist für jene Fälle vorgesehen, in denen keine andere Finanzierung möglich ist bzw. entsprechende Mittel bereits ausgeschöpft wurden. Ein Anspruch auf eine finanzielle Unterstützung aus dem Sozialfonds besteht nicht. Anträge können unter Angabe folgender Informationen an die Geschäftsstelle des Sozialfonds gerichtet werden: ›› Name der Antragsteller, ›› Name des Pflegekindes, ›› Beschreibung der zu unterstützenden Maßnahme, ›› Gesamtkosten der zu unterstützenden Maßnahme, ›› Begründung, weshalb eine finanzielle Beihilfe aus dem Sozialfonds erforderlich ist, ›› Kontodaten der Antragssteller für eine allfällige Auszahlung der finanziellen Unterstützung. Das Antragformular kann bei der Geschäftsstelle angefordert werden und steht auf unserer Website zur Verfügung. ■ www.dasgutebausparen.at ›› Aktive Beteiligung an Aktionen Mit Ihrer aktiven Mitarbeit bei speziellen Aktionen, wie z. B. Adventmärkten oder Infoveranstaltungen, können Sie einen sehr wertvollen Beitrag leisten. Bitte melden Sie sich diesbezüglich bei der Geschäftsstelle an. Kontakt zur Geschäftsstelle des Sozialfonds für Pflegekinder Verein Pflege- und Adoptiveltern Oö. Sozialfonds für Pflegekinder Richterstraße 8d, 4060 Leonding Tel. 0732 60 66 65 [email protected] plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 57 » Service Termine im Überblick Freitag, 23.9.2016 14.00 bis 19.30 Wels Bildhauern in Stein Referent: Christian Koller pf Freitag, 30.9.2016 14.00 bis 19.30 Gallneukirchen pf Samstag, 1.10.2016 9.00 bis 18.00 Vöcklabruck pf Dienstag, 4.10.2016 18.00 bis 21.30 Leonding pf Wohin mit meiner Wut?! – Wenn Kinder uns auf die Palme bringen Referentin: Ulrike Weidenholzer pf a Donnerstag, 10.11.2016 pf Samstag, 12.11.2016 pf Freitag, 18.11.2016 14.00 bis 19.30 Kremsmünster 58 Herausforderungen in gemischt – kulturellen Pflegefamilien meistern Referentin: Mag.a Olga Kostoula Lösungsfokussierte Praxis mit dem SEN-Modell Sicherheit entwickeln – Entwicklung nutzen Referentin: DSAin Mag.a Marianne Roessler Leibliche Kinder in Pflegefamilien – Sollen Pflegeeltern alle Kinder gleich behandeln? Referentin: Mag.a Monika Bacher-Neureiter Zugehörigkeit von Pflegekindern Referentin: DSAin Marianne Haidinger pf Donnerstag, 24.11.2016 18.00 bis 21.30 Leonding Referent: Mag. Hans Neußer-Harringer Konflikt und Wertschätzung Freitag, 4.11.2016 9.00 bis 18.00 Leonding Gibt es »Erfolg« oder »Misserfolg« in der Erziehung von Pflegekindern? Referentin: Monika Sturmair Samstag, 29.10.2016 18.00 bis 21.30 Leonding Referentin: Monika Sturmair a Samstag, 22.10.2016 14.00 bis 19.30 Leonding Die Sprache der Beziehung und ihre Wirkung in der Begleitung von Pflegekindern – Best of Gordon Die Symbolkraft der Märchen für Pflegekinder nutzen Fr. 16.00 bis 21.00, Sa. 9.00 bis 18.00 Tragwein pf 9.00 bis 18.00 Vöcklabruck Referent: DSA Hermann Walchshofer Referentin: Maria Dürrhammer 14. und 15.10.2016 9.00 bis 18.00 Reichersberg am Inn Vater – Zeit Ein Seminar für Männer a Vertrautes schenkt Geborgenheit – Die Wichtigkeit von Ritualen bei Pflegekindern Referentin: Dr.in Gabriele Rockenschaub plan B – Zeitschrift für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 Service « Samstag, 3.12.2016 9.00 bis 18.00 Wels 9. und 10.12.2016 Spätfolgen von Traumatisierung in der Kindheit Referent: Dr. Karl Arthofer pf Fr. 16.00 bis 21.00, Sa. 9.00 bis 18.00 Kremsmünster pf Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg – Ein Weg zu mehr (Selbst) - Verständnis Referentin: Andrea Scheuringer Angebot für Krisenpflegeeltern und IN–Familien Montag, 3.10.2016 18.00 bis 21.30 Leonding Rechtliche Grundlagen Referentin: Dr.in Ingrid Leeb Angebote für Adoptivfamilien Freitag, 24.6.2016 Adoptivfamilienfest Freitag, 25.11.2016 Konflikt und Wertschätzung 15.00 bis 18.00 Reichenau im Mühlkreis 15.00 bis 19.30 Leonding Referentin: Monika Sturmair pf: Angebot für Pflegeeltern a: Angebot für alle Alle Termine sowie nähere Infos dazu finden sie auf www.planb-ooe.at plan B – Zeitschrif t für Pflege, Krisenbetreuung, IN-Betreuung und Adoption 2/2016 59 Österreichische Post AG. Info.Mail Entgelt bezahlt ße traße gs ion ße Un ra eg st ald er A7 LIN Z r e aß g er e n aß ße /K re Ausfahrt Zentrum, Richtung Leonding/ Unionstraße io str ra Un Pas c hin st m st al s t Leonding Tunnel Bindermichl planB ➤ R ic h te r s traß e Straßenbahn Linie 3, Haltestelle Haag A7 Richtung A1 Wien/Salzburg B 139 Standort Vöcklabruck B143 Richtung Ried a u s r uck S cke e stre r aß ahn Industriestraße 19, 4840 Vöcklabruck ße Bahnhof st stb tr a B We Vöcklabruck ah nh o f planB ➤I ndu B1 Richtung A1 Salzburg LKH Vöcklabruck Nähere Informationen finden Sie auf unserer Homepage: www.planb-ooe.at W en Spendenkonto: Sozialfonds für Pflegekinder Hypo Oberösterreich IBAN: AT40 5400 0001 0037 9908 BIC: OBLAAT2L Richterstraße 8d, 4060 Leonding H Der neue plan B Sozialfonds gibt Pflegekindern finanzielle Hilfestellungen, wenn besondere Maßnahmen, wie z. B. eine besondere Therapie, erforderlich sind. Unterstützt werden ausschließlich Maßnahmen, die nicht aus anderen Mitteln finanziert werden können. Ein fachkundiges Gremium prüft jeden Antrag und entscheidet, welche Förderung gewährt wird. Helfen Sie mit, den Sozialfonds zu füllen, durch › private Spenden ›Firmensponsoring › Mitarbeit bei Spendenaktionen › eine fördernde Mitgliedschaft im Verein Pflege- und Adoptiveltern OÖ. › Werbung für den Sozialfonds. Herzlichen Dank für Ihr Engagement! Kompetenzzentrum plan B Kindern Schutz und Halt geben. Wi Sozialfonds für Pflegekinder plan B stra plan B gem. GmbH Richterstraße 8d 4060 Leonding Tel. 0732 60 66 65, Fax 0732 60 66 65 - 9 [email protected] www.planb-ooe.at Bah st r ie stra nh o fs tra ße B1 Richtung Attnag-Puchheim ße Linzer Straße Einkaufszentrum Verena B145 Richtung Exit 224 Regau A1 Linz/Wien
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