DS 02215 - DIE LINKE. Fraktion im Stadtrat zu Leipzig

Ratsversammlung
Beschlussvorlage Nr. VI-DS-02215
Status: öffentlich
Beratungsfolge:
Gremium
Termin
Zuständigkeit
Dienstberatung des Oberbürgermeisters
alle Stadtbezirksbeiräte und alle Ortschaftsräte
Fachausschuss Kultur
Fachausschuss Finanzen
Ratsversammlung
22.06.2016
Beschlussfassung
Eingereicht von
Dezernat Kultur
Betreff
Bibliotheksentwicklungskonzeption - Fortschreibung 2016 - 2020
Beschlussvorschlag:
1
Die Ratsversammlung bestätigt die Bibliotheksentwicklungskonzeption (BEK) der Leipziger
Städtischen Bibliotheken 2016 - 2020.
2
Die vorliegende BEK stellt die Fortschreibung der mit RBV-1163/12 bestätigten BEK 20122015 dar. Angesichts neuer Anforderungen in einer wachsenden Stadt, des demografischen
Wandels und der Veränderungen der Medienangebote und -nutzung beinhaltet die Fortschreibung
für den Zeitraum 2016 - 2020 schwerpunktmäßig folgende drei Entwicklungsziele und jeweiligen
Maßnahmen:
3
3.1
LSB als realer und virtueller Ort der Bücher und der Medienvielfalt
Die Aktualität und Vielfalt des Medienbestandes bleiben weiterhin ein entscheidendes
Qualitätskriterium für die Angebote und die Wirkung der LSB. Die Ermittlung der Höhe des zur
bedarfsgerechten Absicherung der bibliothekarischen Versorgung notwendigen Medienetats
orientiert sich zukünftig an dem fachlichen Richtwert von 2,- € pro Einwohner/in, der bis 2020
erreicht werden soll. Die Festlegung der tatsächlichen Höhe des Medienetats erfolgt erst mit dem
jeweiligen Haushaltsbeschluss.
3.2
Zur Verbesserung des Bürgerservices soll ein Interaktions- und visuelles Konzept zur
nutzerfreundlichen, niedrigschwelligen und barrierefreien Gestaltung eines integrativen OnlineBibliotheksportals erstellt werden.
3.3 Die Stadtnetzstruktur der LSB mit den Schwerpunkten Standortoptimierung im Leipziger
Osten (Paunsdorf, Volkmarsdorf) und Errichtung eines Bildungs- und Bürgerzentrums in LeipzigGrünau soll evaluiert werden. Dazu werden jeweils gesonderte Vorlagen eingebracht.
3.4 Im Zusammenhang mit der Evaluation der Bibliotheksstandorte erfolgt die Prüfung des
Einsatzes und Erwerbs eines zweiten, kleineren Bücherbusses bis Ende 2019. Nach Abschluss der
Prüfung wird eine Einzelvorlage eingebracht.
3.5
Die notwendige Sanierung der Stadtteilbibliothek Südvorstadt wird bis 2020 angestrebt. Dazu
wird eine Einzelvorlage eingebracht.
4
4.1
LSB als Brückenbauer und aktiver Bildungspartner
Die LSB streben die Verstetigung und Professionalisierung von Angeboten zur Teilhabe und
Inklusion, den Aufbau einer Drittmittelakquise sowie den verstärkten Einsatz von Ehrenamtlichen an.
Angesichts steigender Einwohnerzahlen ist der Bedarf an zusätzlichen personellen Ressourcen
mittelfristig zu prüfen.
5
5.1
LSB als Öffentlicher Raum für Begegnung und Aufenthalt
Die LSB übernehmen verstärkt die Funktion als Lernorte, Treffpunkte und Orte des
(inter)kulturellen Austausches auch in den Stadtteilen und Quartieren. Dazu ist die Absicherung
bestehender Standards durch professionelle fachliche und technische Betreuung der
Veranstaltungsarbeit erforderlich.
5.2 Die Verbesserung der Aufenthalts- und Angebotsqualität sowie die damit zusammenhängende Umsetzung technischer Standards wie WLAN-Zugang, Bandbreite von mind. 6MB,
Schaffung einer Infrastruktur zur Vermittlung von E-Medien zum Ausbau der Angebotsvielfalt in allen
Bibliotheksstandorten wird angestrebt.
6
Jährlich im Januar wird ein Bericht zur Umsetzung der Konzeption an den FA Kultur erstattet.
7
Die Bibliotheksentwicklungskonzeption wird im Zyklus von 5 Jahren fortgeschrieben und den
jeweils aktuellen Gegebenheiten angepasst.
8
Damit wird der Ratsbeschluss RBV-1163/12 geändert.
Prüfung der Übereinstimmung mit den strategischen Zielen:
Schaffung von Rahmenbedingungen für eine ausgeglichenere Altersstruktur.
Das Handeln der Stadt richtet sich auf Kinder, Jugendliche und Familien mit Kindern aus. (siehe
Anlage Prüfkatalog)
Schaffung von Rahmenbedingungen für Arbeitsplätze
(siehe Anlage Prüfkatalog)
Sachverhalt:
In der Bibliotheksentwicklungskonzeption (BEK) werden seit dem Jahr 2003 im Rahmen des
bibliothekarischen Versorgungsauftrages die zentralen Standards, Richtwerte und
Entwicklungsmaßnahmen für die Leipziger Städtischen Bibliotheken (LSB) festgeschrieben. Die
vorliegende BEK 2016-2020 stellt die dritte Fortschreibung dar.
Gemäß RBV-1163/12 vom 21.03.2012, der Bestätigung der zweiten Fortschreibung für die Jahre
2012 - 2015, ist die Bibliotheksentwicklungskonzeption im Zyklus von 5 Jahren fortzuschreiben und
den jeweils aktuellen Gegebenheiten anzupassen. Dies erfolgt mit Vorlage der BEK 2016-2020 in
der vorliegenden Fassung.
Die Leipziger Städtischen Bibliotheken (LSB) sind ein wichtiger Teil der Leipziger Kultur- und
Bildungslandschaft sowie Zentren für Kommunikation und Information, Leseförderung und Bildung.
Die zentralen Aufgaben der LSB sind der Aufbau, die Strukturierung, die Bereitstellung sowie die
Vermittlung von Wissen und Informationen. Entsprechend stellen die LSB Medien sowie Beratungsund Informationsdienste für alle Bürgerinnen und Bürger, die Gäste Leipzigs sowie für die Kultur-,
Bildungs- und Sozialeinrichtungen der Stadt, Einrichtungen in freier Trägerschaft, Gruppen und
Initiativen kultureller Stadtteilarbeit zur Verfügung. Sie unterstützen lebenslanges Lernen für die
nachhaltige Teilhabe an der Wissensgesellschaft, betreiben Leseförderung und vermitteln
Informations- und Medienkompetenz.
Angesichts einer wachsenden Stadt, des demografischen Wandels und der Veränderungen der
Medienangebote und -nutzung behandelt die Fortschreibung der BEK für den Zeitraum 2016-2020
die wichtigsten Zukunftsthemen anhand von fünf Entwicklungszielen und dazugehörigen
Maßnahmen. Drei dieser Entwicklungsziele widmen sich den zukünftigen Aufgaben und Angeboten
der LSB unter den Überschriften: "LSB als realer und virtueller Ort der Bücher und der
Medienvielfalt", "LSB als Brückenbauer und aktiver Bildungspartner" sowie "LSB als Öffentlicher
Raum für Begegnung und Aufenthalt". Die übrigen zwei - "Interaktion und Teilhabe" sowie "Platz für
Experimente und Innovation" - beschreiben das "Wie" - also die Art und Weise - der Zielerreichung.
Detaillierte Darstellung der Ziele und Maßnahmen sind der beigefügten Bibliotheksentwicklungskonzeption 2016-2020 zu entnehmen.
Anlagen:
Anlage 1 BEK
Anlage 2 Prüfkatalog
Anlage 2
Prüfkatalog
Prüfung der Übereinstimmung mit dem strategischen Ziel: Schaffung von Rahmenbedingungen für den Erhalt bzw.
die Neuschaffung von Arbeitsplätzen
Wenn relevant angekreuzt wurde, dann bitte alle folgenden Indikatoren bewerten:
verbessert
1 Arbeitsplatzsituation
gesichert
✘
✘
3 finanzielle Situation der
Unternehmen: sie wird
durch städtische
Entscheidung (z. B. zu
Steuern, Gebühren,
Preisen für Gas-WasserStrom)
✘
negative
Auswirkung
positive Auswirkung
hoch
mittel
5 Finanzierung
ja
niedrig
nein
ja
) Das Ausfüllen der Seitenangabe ist dem Einreicher freigestellt.
keine
Auswirkung
✘
Drittmittel/
Fördermittel
private Mittel
Stadt Leipzig
01.15/016/01.12
Begründung
keine
in Vorlage
Auswirkung
Seite 1
2 Ausbildungsplatzsituation
4 Bedeutung des
Vorhabens für
wirtschaftliche
Entwicklung
1
verschlechtert
nein
finanzielle
Folgewirkungen
für die Stadt
✘ ja
nein
keine
Auswirkung
Prüfkatalog
Prüfung der Übereinstimmung mit dem strategischen Ziel: Schaffung von Rahmenbedingungen für eine
ausgeglichenere Altersstruktur. Das Handeln der Stadt richtet sich auf Kinder, Jugendliche und Familien
mit Kindern aus.
Wenn relevant angekreuzt wurde, dann bitte alle folgenden Indikatoren bewerten:
Indikatoren
verbessert
1 Vorschulische Bildungs-
✘
auf
bisherigen
Niveau
verschlechtert
keine
Auswirkung
Begründung in
Vorlage Seite 1
und Betreuungsangebote
(Qualität, Vielfalt,
Erreichbarkeit,
Quantität/Umfang)
2 Schulische
Bildungsangebote,
Ausbildung und Studium
(Qualität, Vielfalt,
Erreichbarkeit,
Quantität/Umfang)
✘
✘
3 Wohnbedingungen für
Kinder, Jugendliche und
Familien (Angebot,
Attraktivität, Vielfalt,
Infrastruktur)
4 Kultur- und
Freizeitangebote,
Möglichkeiten zum Spielen,
Sporttreiben und Treffen
sowie Naturerfahrungen
für Kinder, Jugendliche
und Familien
✘
✘
5 Gesundheit und Sicherheit
von Kindern und
Jugendlichen/Schutz vor
Gefahren
6 Integration von Kindern
und Jugendlichen mit
Behinderungen oder
Migrationshintergrund
✘
✘
7 Finanzielle Bedingungen
von Familien
Indikator
hat stattgefunden
ist
vorgesehen
8 Beteiligung von Kindern,
Jugendlichen und Familien
bei der zu treffenden
Entscheidung
Stadt Leipzig
01.15/016/01.12
1
) Das Ausfüllen der Seitenangabe ist dem Einreicher freigestellt.
ist nicht vorgesehen
✘
Begründung in
Vorlage, Seite 1
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
Leipziger Städtische Bibliotheken
Bibliotheksentwicklungskonzeption
Fortschreibung 2016 - 2020
(Stand April 2016)
1
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
INHALTSVERZEICHNIS
1
EINLEITUNG
3
2
KOMMUNALER AUFTRAG UND
STRATEGISCHE ENTWICKLUNGSZIELE LSB 2020
4
HERAUSFORDERNGEN
6
3
3.1
3.2
3.3
4
5
LSB als realer und virtueller Ort der Bücher und der
Medienvielfalt
LSB als Brückenbauer und aktiver Bildungspartner
LSB als öffentlicher Raum für Begegnung und Aufenthalt
7
12
17
RESSOURCEN
19
4.1
4.2
4.3
19
20
22
IT und E-Government
Bestand und Medienetat
Personalentwicklung
ANHANG
24
5.1
5.2
5.3
24
25
Produktsteckbrief
Kennzahlen und Indikatoren Öffentlicher Bibliotheken
Bibliotheken und INSEK
27
2
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
1
EINLEITUNG
In der Bibliotheksentwicklungskonzeption (BEK) werden seit dem Jahr 2003 im Rahmen des
bibliothekarischen Versorgungsauftrages die zentralen Standards, Richtwerte und Entwicklungsmaßnahmen für die Leipziger Städtischen Bibliotheken (LSB) festgeschrieben. Die
vorliegende BEK 2016-2020 stellt die dritte Fortschreibung dar.
Über den Stand der Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen der jeweils gültigen BEK
wurde seit 2003 zu Beginn jeden Jahres detailliert dem Kulturausschuss berichtet.
Der abschließende Stand der Umsetzung der Beschlusspunkte der letzten BEK 2012 - 2015
lautet wie folgt:









Abschluss der baulichen und brandschutztechnischen Rekonstruktion der Leipziger
Stadtbibliothek (2012)
Erfolgreiche Umstellung der Verbuchungstechnik auf RFID (Funkfrequenz-Identifizierung) zwischen 2011 und 2014
Strategische Neuausrichtung und Professionalisierung der Online-Informationsdienste durch Besetzung einer Vollzeitstelle für die Koordination der Online-Angebote, Relaunch der Internetseiten, Aufbau einer Online-Bibliothek mit E-learningPlattform, Datenbanken, E-Book-Ausleihe sowie Kommunikation in sozialen
Netzwerken
Kontinuierliche Erhöhung des Erwerbungsetats - von 496 T€ im Jahr 2011 auf
908 T€ im Jahr 2015 (Zielwert für 2015 aus BEK: 1.052.000 €)
Erreichen einer jährlichen Erneuerungsquote von 9,8% (Ziel: 10%)
Ersatzbeschaffung der Fahrbibliothek (2012)
Planungs- und Finanzierungsbeschluss zur Sanierung der Stadtteilbibliothek Plagwitz
(2015)
Einstellen erster Planungsmittel für die Sanierung der Stadtteilbibliothek Südvorstadt
im Investitionshaushalt für das Jahr 2017
Planung - aber noch keine Umsetzung - der Zusammenführung der drei Grünauer
Standorte
Im Zeitraum der BEK kam es zu einem deutlichen Anstieg


der Besuche um rd. 18 % von 0,95 Mio im Jahr 2011 auf rund 1,09 Mio im Jahr 2015
der Entleihungen um rd. 20 % von 3,89 Mio im Jahr 2011 auf rund 4,89 Mio im Jahr
2015
und damit zu einer verbesserten Annahme der Leistungen der LSB durch die Bevölkerung.
Die erheblich verbesserten Leistungszahlen konnten trotz des parallel laufenden Stellenabbaus im Vergleichszeitraum von 2011 bis 2015 von 5,2 VZÄ erreicht werden.
Von großer Bedeutung für die nachhaltige Wirkung der Angebote und Leistungen waren
ferner die Entscheidungen des Stadtrates, Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr
(RB IV 938/07) sowie Jugendliche bis zum vollendeten 19. Lebensjahr (RB V 302/10) von
den Jahresgebühren zu befreien.
3
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
2
KOMMUNALER AUFTRAG UND STRATEGISCHE ENTWICKLUNGSZIELE LSB 2020
Die LSB sind ein wichtiger Teil der Leipziger Kultur- und Bildungslandschaft sowie Zentren
für Kommunikation und Information, Leseförderung und Bildung. Sie vereinen drei Entwicklungslinien und Traditionen in sich: die der 1677 aus einer Stiftung hervorgegangenen
wissenschaftlichen Leipziger Stadtbibliothek, die der 1914 gegründeten Städtischen
Bücherhallen sowie die der Musikbibliothek Leipzig.
Die zentralen Aufgaben der LSB sind der Aufbau, die Strukturierung, die Bereitstellung sowie
die Vermittlung von Wissen und Informationen. Entsprechend stellen die LSB Medien sowie
Beratungs- und Informationsdienste für alle Bürgerinnen und Bürger, die Gäste Leipzigs, für
die Kultur-, Bildungs- und Sozialeinrichtungen der Stadt sowie für Einrichtungen in freier
Trägerschaft, Gruppen und Initiativen kultureller Stadtteilarbeit zur Verfügung. Sie unterstützen lebenslanges Lernen für die nachhaltige Teilhabe an der Wissensgesellschaft, betreiben Leseförderung und vermitteln Informations- und Medienkompetenz.
Die vorliegende Fortschreibung der BEK orientiert sich an den Zielen des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (INSEK), welche die Grundlage für das Arbeitsprogramm "Leipzig
2020" bilden. Zwischen dem kommunalen Arbeitsauftrag der LSB, INSEK und den Zielaussagen des Arbeitsprogramms bestehen diverse Bezugs- und Anknüpfungspunkte.
Die LSB fühlen sich den vier im Arbeitsprogramm benannten Oberzielen verpflichtet – insbesondere denen im Folgenden aufgeführten, für die fachliche Arbeit der LSB relevanten Unterzielen:
1. Leipzig setzt auf Lebensqualität:
 Ermöglichung vielfältiger Lebensentwürfe
 Quartiersnahe Kultur-, Sport- und Freiraumangebote
2. Leipzig schafft soziale Stabilität:
 Integration und Chancengerechtigkeit
 Lebenslanges Lernen und bedarfsgerechte Qualifizierung
3. Leipzig steigert seine internationale Bedeutung:
 Urbane, weltoffene Bürgerstadt
 Vielfältige lebendige Kultur
4. Leipzig besteht im Wettbewerb:
 Attraktives Umfeld für engagierte Menschen
 Vernetzung von Bildung, Forschung und Wirtschaft
Auf Basis dieser Zielsetzung der Stadt Leipzig wurden fünf strategische Entwicklungsziele
für die Zeit bis zum Jahr 2020 für die LSB abgeleitet:
1. Realer und virtueller Ort der Bücher und der Medienvielfalt
Die LSB bieten vielfältige Inhalte an und schaffen einen barrierearmen, qualitätsgesicherten,
kommerzfreien Zugang zu Informationen sowie Wissen in unterschiedlichen Medienarten
und Formaten. Damit tragen sie zur Erfüllung des Grundrechts auf freien Zugang zu Information als Voraussetzung für Chancengleichheit und einer Zivilgesellschaft informierter
Bürgerinnen und Bürger bei.
4
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
2. Brückenbauer und aktiver Bildungspartner
Die LSB sind in einer vielfältigen Stadtgesellschaft (Kultur/Ethnie, Alter, Geschlecht, sexuelle
Orientierung, Behinderung, Religion, Weltanschauung) anerkannter Partner für Bildung,
Wissen, Information und Beratung.
Die LSB in dieser Rolle
 unterstützen selbstorganisiertes, selbstbestimmtes Lernen
 stellen Wissensquellen durch Erschließung, Beratung und Präsentation bereit
 widmen sich der Vermittlung von Wissen, Lese- und Medienkompetenz
 arbeiten mit anderen Partnern aus Bildung und Kultur in realen und virtuellen Netzwerken zusammen
3. Öffentlicher Raum für Begegnung und Aufenthalt
Über das Stadtgebiet verteilte Bibliotheksstandorte der LSB sind nicht allein klassische Orte
der Ausleihe sondern kommunale Kultur- und Kommunikationszentren. Sie erfüllen mit ihrer
hohen Aufenthaltsqualität und vielfältigen Kommunikations- und Veranstaltungsangeboten
zeitgemäße soziale, kulturelle und ästhetische Anforderungen. Sie sind Orte, an denen verschiedene Meinungen, Konzepte und Personen aufeinandertreffen (können).
4. Interaktion und Teilhabe
Die LSB sind offen für die Bedürfnisse kommunizierender Bürgerinnen und Bürger durch die
aktive Teilnahme an globalen und lokalen Kommunikationsprozessen auch über interaktive
soziale Netzwerke. Der Datensicherheit und dem seriösen Umgang mit Kundendaten kommt
dabei ein sehr hoher Stellenwert zu.
5. Platz für Experimente und Innovation
Die LSB sind Orte für Innovationen und Experimente. Dies gilt sowohl für ihre internen
Arbeits- und Kommunikationsprozesse als auch für die stetige Weiterentwicklung der Angebote für Bürgerinnen und Bürger.
5
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
3
HERAUSFORDERUNGEN
Die Grafik vermittelt noch einmal das Zielsystem der vorliegenden BEK:
Die fünf Entwicklungsziele der LSB
WAS?
Zugang
Brücke
Raum
Aufgabe
interaktiv
WIE?
Arbeitsweise
innovativ
Angebot
Während die Ziele 1-3 als Wirkungsziele das "Was" erreicht werden soll - also die Aufgaben
und Angebote für die Bürgerinnen und Bürger wiedergeben, beschreiben die Ziele 4 und 5
als Prozessziele eher das "Wie" - also die Art und Weise - der Erreichung der Ziele.
Im Folgenden werden anhand dieser fünf Entwicklungsziele die Herausforderungen bis 2020
benannt und konkrete Schlussfolgerungen gezogen, wie die Ziele in den nächsten fünf
Jahren umgesetzt werden sollen. Dabei finden die demographischen Prognosen für die
wachsende Stadt Leipzig und damit einhergehende steigende Bedarfe ebenso Berücksichtigung, wie die finanziellen und personellen Rahmenbedingungen der Kommune. Wo immer
möglich, sollen die Ziele mit vorhandenen Mitteln und damit durch Reorganisation einzelner
Arbeitsvorgänge erreicht werden. Wo immer nötig, wird auf den begründeten Mehrbedarf
hingewiesen.
6
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
3.1 LSB als realer und virtueller Ort der Bücher und der
Medienvielfalt
Aus dieser Perspektive unterscheiden die LSB an der Schwelle zu den 2020er Jahren drei
gleichberechtigte und gleichbedeutende Möglichkeiten oder Formen des Zugangs für die
Bürgerinnen und Bürger zu den Angeboten der LSB: den ortsgebundenen, den mobilen und
den Online-Zugang. Dem Konzept liegt eine einheitliche Rationalität zugrunde: Die LSB sind
da, wo die Menschen sind!
3.1.1 Der ortsgebundene Zugang
Ein wichtiger Baustein neben den ortsunabhängigen Online- und den flexiblen mobilen
Angeboten ist das Netz von Bibliotheksstandorten, dessen Kern das 2012 sanierte und neu
ausgestattete Haupthaus am Wilhelm-Leuschner-Platz bildet.
Mit mehr als einer Million physischen Besuchen sowie deutlich über drei Millionen OnlineBesuchen im Jahr gehören die Bibliotheken zu den am meisten frequentierten Kultur- und
Bildungseinrichtungen unserer Stadt. Die LSB sind heute unverzichtbare Adressen der
Leipziger Bildungslandschaft, beliebte offene Treffpunkte in den Stadtteilen und bieten die
räumlichen sowie inhaltlichen Möglichkeiten sowohl zum gemeinsamen oder individuellen
Lernen als auch zur Freizeitgestaltung.
Die Standorte der LSB unterliegen den folgenden einheitlichen Kriterien und Anforderungen,
die mit Blick auf die wachsende Stadt sowie die Dynamik digitaler Angebote evaluiert wurden
und werden:






adäquater Ressourceneinsatz und Effizienz
Berücksichtigung der Stadtentwicklung allgemein
Kongruenz mit dem INSEK-Prozess
Wohnortnähe, ÖPNV-Anbindung sowie Vereinbarkeit mit Individualverkehr
barrierearme/-freie Zugänge an allen Standorten und zu allen Angeboten
fachliche Standards.
Folgende, bereits begonnene bzw. projektierte Maßnahmen, die zur konsequenten Entwicklung des Stadtnetzes der LSB erforderlich sind, werden im Zeitraum bis 2020 weiterverfolgt
und umgesetzt:
Die Sanierung der Stadtteilbibliothek Südvorstadt „Walter Hofmann“ wurde bereits in den
vorangegangenen BEK thematisiert, konnte aber noch nicht umgesetzt werden. Neben der
erforderlichen brandschutztechnischen Ertüchtigung werden die 2015 begonnenen Planungen und Gutachten den konkreten Sanierungsbedarf ermitteln. Hinsichtlich Tiefe und Leitbild
der Maßnahmen soll die nachhaltige Sanierung der Stadtbibliothek als Vorbild dienen. Ein
Abschluss der Maßnahme bis 2020 wird angestrebt.
Abschluss finden sollen im Zeitraum 2016 bis 2020 auch zwei weitere Projekte, die für die
Struktur des Stadtnetzes elementar sind. Mit der 2015 begonnenen Sanierung der STB
Plagwitz, die im Januar 2017 abgeschlossen sein wird, erfährt der wichtige und traditionsreiche Standort im Leipziger Westen die dringend erforderliche Gebäudesicherung und
zudem eine erhebliche Aufwertung.
Von ebenfalls grundlegender Bedeutung ist die Etablierung eines Bildungs- und Bürgerzentrums (BBZ) in Grünau und die damit zusammenhängende Konzentration der bisherigen
drei Grünauer Standorte im BBZ. Durch die Zusammenführung mehrerer kommunaler
7
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
Service-, Kultur- und Bildungseinrichtungen in einem zentralen Standort soll die Qualität des
kommunalen Bildungsangebots verbessert, neue gemeinsame Angebote entwickelt und
Flächen gemeinsam genutzt werden. Das BBZ soll zukünftig als wichtiger, attraktiver und gut
besuchter Identifikationsort für den Stadtteil dienen. Die Etablierung dieser zentralen Einrichtung befindet sich im Schwerpunktraum Grünau, der im INSEK-Prozess definiert wurde
(siehe dazu Karte 1 im Anhang).
Jenseits dieser konkreten Einzelmaßnahmen stellt sich im Lichte der gegenwärtigen Entwicklungen und Trends sowie nach langjährigen Konsolidierungen und dem Rückbau von
Struktureinheiten im Stadtgebiet Leipzigs für die LSB der neu auszubuchstabierende Auftrag, das System der Standorte zu prüfen und bedarfsgerecht anzupassen. Mit der fortschreitenden Digitalisierung und neuen Formen der Mobilität sowie durch die Weiterentwicklung des INSEK-Prozesses sind wesentliche Trends benannt, denen auch im Stadt-netz der
LSB entsprochen werden muss. Der Prüfauftrag wird zu angepassten Strukturanforderungen
an die Öffentlichen Bibliotheken in Leipzig führen, die dann bis zum Jahr 2020 operationalisiert werden sollen. An den folgenden zwei Beispielen wird das Erfordernis zur Evaluierung
und anschließenden Anpassung plastisch.
Die LSB verfügen über zahlreiche kleine Standorte, deren wirtschaftliche Effizienz sowie
kundenbezogene Attraktivität nicht mehr zeitgemäß erscheint und die das Bestehen einer
Bibliothek vor Ort vor allem formal absichern. Konzeptionelle Weiterentwicklung und der
Ausbau der Services sind in diesen Fällen unter den gegebenen Vorzeichen praktisch ausgeschlossen. Insbesondere die limitierten Öffnungszeiten aufgrund des gegebenen Personalgefüges sowie wiederholte Ausfall- und Schließzeiten sind erhebliche Problemlagen.
Der Leipziger Osten boomt zwar seit einigen Jahren, jedoch sind die Bibliotheksstandorte
dort von den positiven Trends nicht erfasst worden, sondern zeigen gegenläufige
Entwicklungen.
Tabelle 1: Entwicklung der Entleihungen LSB gesamt und Leipziger Osten im Vergleich
2008
2010
2012
2014
2008-2014
Volkmarsdorf
76.548
75.240
66.408
53.498
-30,1%
Schönefeld
74.733
70.793
68.184
69.262
-7,3%
Paunsdorf
142.485
157.362
165.029
151.977
+6,7%
3.687.337
3.583.790
3.754.075
4.621.416
+25,3%
LSB gesamt
Tabelle 2: Entwicklung der phys. Besuche LSB gesamt und Leipziger Osten im Vergleich
2008
2010
2012
2014
2008-2014
Volkmarsdorf
20535
20635
19886
19516
-5,0%
Schönefeld
28222
30598
29125
29939
+6,1%
Paunsdorf
52750
54871
62283
45100
-14,5%
LSB gesamt
836311
831145
903199
1076092
+28,7%
Die Tabellen belegen, dass sowohl die kleineren Standorte in Volkmarsdorf und Schönefeld
als auch die größere Stadtteilbibliothek in Paunsdorf vom Wachstumstrend des Gesamtsystems nicht vollends erfasst wurden. In den Fällen Volkmarsdorf und Paunsdorf sind diese
Tendenzen Ausdruck ungünstiger und unattraktiver Lagen sowie problematischer Entwick8
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
lungen im gesamten Einzugsgebiet. Zugleich steht fest, dass der Leipziger Osten eine große
Stadtteilbibliothek mit breitem Service- und attraktiven Raumangebot benötigt. Auch die
Präsenz in Volkmarsdorf ist aus bildungspolitischer Sicht dringend geboten.
Erste Prüfungen haben ergeben, dass eine Zusammenlegung der Stadtteilbibliothek
Volkmarsdorf mit den am Standort Ihmelstraße geplanten Schulen (Oberschule und Gymnasium) vorteilhaft sein könnte. Aus diesem Grund wird derzeit im Zuge des Planungsverfahrens "Quartiersschule Leipziger Osten" untersucht, inwiefern eine Unterbringung der
Stadtteilbibliothek realisiert werden kann. Das Ergebnis der Prüfung wird mit Baubeschluss
zum Schulstandort Ihmelstraße vorgelegt.
Die potentiellen Antworten auf die skizzierten sowie weiteren Strukturfragen sind vielfältig
und zugleich nicht mit ersatzlosem Streichen der bibliothekarischen Angebote gleichzusetzen. Neben Standortverlagerungen, dem Ausbau der verfügbaren Dienstleistungen durch
Kooperation mit weiteren städtischen Partnern oder auch der Fusion von Standorten sind der
Ersatz ortsgebundener Stadtteilbibliotheken durch den Ausbau und die Anpassung mobiler
Bibliotheksdienste sowie der intensivierte Einsatz weiterer Automatisierungstechnik mögliche
Reaktionen.
Welche Antworten und strategischen Entscheidungen bezogen auf den jeweiligen Standort
die perspektivisch richtigen sind, ist exakt jene Fragestellung, die mit dem oben genannten
Prüfauftrag beantwortet werden soll. Alle daraus resultierenden Maßnahmen sind durch
separate Vorlagen einzubringen.
Schlussfolgerungen:
 Sanierung und brandschutztechnische Ertüchtigung der STB Südvorstadt
 Abschluss der Sanierung der STB Plagwitz und Wiedereröffnung 2017
 Errichtung des Bildungs- und Bürgerzentrums Grünau
 Evaluierung und Prüfung der Stadtnetzstruktur der LSB
 Erarbeitung von Lösungsvorschlägen für strukturelle Problemlagen
> insbesondere für Paunsdorf und Volkmarsdorf
> insbesondere im Falle kleiner Standorte
> insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt.
3.1.2 Der mobile Zugang
Mobilität ist ein wichtiges Anforderungskriterium für kommunale Serviceleistungen und
Dienste. Dieses Erfordernis besteht auch im bibliothekarischen Kontext und wird damit für
die LSB und ihre Entwicklungskonzeption handlungsleitend.
Die Fahrbibliothek bildet einen Grundpfeiler des mobilen Angebots der LSB. Seit mehreren
Jahrzehnten fungiert die Fahrbibliothek in Leipzig als ergänzendes Element der Versorgung
in Stadtgebieten ohne eigene Stadtteilbibliothek. Zusätzlich und auf die Vormittage konzentriert, bietet der Bücherbus seine Dienstleistungen Schulen und Kindertageseinrichtungen an.
Der Fahrplan wird halbjährlich evaluiert und kann somit vergleichsweise direkt auf Bevölkerungs- und Nachfrageverschiebungen reagieren. Allerdings ist festzuhalten, dass allein mit
dem eingesetzten Bus und den verfügbaren Lenkzeitressourcen, ein Ausbau des Angebots
nicht erfolgen kann.
Die LSB werden bis zum Jahresende 2019 die Möglichkeiten analysieren, die mobilen, fahrzeuggestützten Zugänge im Zeitraum der vorliegenden BEK auszubauen1. Konkret geht es
um den Einsatz eines zweiten, deutlich kleineren und wendigeren Busses, wie er z.B. im
1
Vgl. auch Kapitel 3.1.1
9
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
Landkreis Leipzig zum Einsatz kommt2. Eine solche Investition, deren Volumen sich
zwischen 150 T€ und 200 T€ bewegt, verspricht aus verschiedenen Perspektiven lohnenswert zu sein. Da das gegenwärtig für alle mobil zu versorgenden Einrichtungen und Stadtteile
eingesetzte Fahrzeug nebst Personal an Kapazitätsgrenzen stößt, kann die Fahrbibliothek
der wachsenden Stadt sowie der zunehmenden Zahl an KiTas und Schulen kein adäquates
Angebot unterbreiten. Ein mögliches zweites Fahrzeug müsste direkt auf die flächendeckende Versorgung von KiTas und insbesondere Grundschulen ausgerichtet werden. Dieser Bus
in Größe eines Wohnmobils könnte die Infrastruktur (Höfe, Parkflächen etc.) der Einrichtungen nutzen. Ferner wäre ein kleinerer Bus ohne besondere Qualifikation führbar und als rein
elektrisch betriebene oder hybride Lösung zudem ein grüner Fingerzeig in eine abgasfreie
Zukunft. Die positive Kehrseite einer solchen Investition wären auch die frei werdenden
Ressourcen des großen Busses, der städtische Randlagen und weitere unterversorgte Gebiete erschließen könnte.
Der Stadtleihverkehr - d.h. die Möglichkeit Bücher und Medien eines Standortes zur Ausleihe in einen anderen zu bestellen bzw. abzugeben - ist ein besonderes Element im Bereich
der Mobilität. Er ermöglicht einerseits den Zugriff auf die Gesamtheit der Bestände der LSB
unabhängig, welche Einrichtung konkret besucht werden kann. Andererseits sorgt er für eine
kundenfreundliche und bequeme Rückgabemöglichkeit unabhängig vom ursprünglichen
Leihort. Um der erheblich gestiegenen Zahl zu transportierender Medien Herr zu werden, der
zu hohen Auslastung der Außenrückgabemöglichkeit im Haupthaus zu begegnen und um
das insgesamt gestiegene Entleihaufkommen zu bewältigen, gilt es in den nächsten Jahren
durch weitere Außenrückgabestationen nachzusteuern.
Seit einigen Jahren bieten die Leipziger Städtischen Bibliotheken im Rahmen von Maßnahmen des dritten Arbeitsmarktes einen Hausdienst (Hol- und Bringe-Service) für mobilitätseingeschränkte Leipzigerinnen und Leipziger an. Diese Dienstleistung, die bisher nur mit
Hilfe von verschiedenen Maßnahmen der Jobcenter angeboten werden kann, unterliegt sehr
starken Schwankungen in der personellen Besetzung sowie Kontinuität.
Gleichzeitig steigt die Nachfrage u.a. aufgrund der demografischen Entwicklung stetig an.
Dennoch kann aufgrund fehlender Ressourcen die Fortsetzung des Hausdienstes in der
bisherigen Organisation nicht gesichert werden. Es müssen neue nachhaltige Lösungen
gefunden werden.3
Schlussfolgerungen:
 Fahrbibliothek: Prüfung des Einsatzes und Erwerbs eines zweiten, kleineren Bücherbusses zur Versorgung von Bildungseinrichtungen und Neustrukturierung des Einsatzes des ersten Fahrzeugs
 Stadtleihverkehr: Einbau von Außenrückgaben in STB zur besseren Verteilung der
Medienrückgaben - auch außerhalb der Öffnungszeiten
 Hausdienst: nachhaltige Sicherung und Ausbau des Hausdienstes.
2
3
Vgl. dazu: http://www.mediothek-borna.de/fahrzeug
Vgl. 3.2. sowie 4.1
10
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
3.1.3 Der Online-Zugang
Die Digitalisierung der Gesellschaft ist nicht nur subjektiv erlebbar sondern auch anhand
statistischer Daten belegbar. Information und Wissen der Öffentlichkeit zugänglich zu
machen, ist ureigenste Aufgabe der Bibliotheken – unabhängig vom Medium. Vornehmliches
Ziel ist die nutzerfreundliche und serviceorientierte Weiterentwicklung der Online-Angebote
hin zu einem modernen, niedrigschwelligen und zukunftsorientierten Bürgerservice. Durch
die Nutzung möglichst vieler heute verfügbarer technischer Möglichkeiten und gängiger
Kommunikationskanäle wird so eine effektive und verlässliche Informationsversorgung und
Medienkompetenzvermittlung aller Bevölkerungsschichten gewährleistet. Voraussetzung
dafür ist die Beachtung bestehender E-Government-Gesetze und die Unterstützung von
E-Governmentprozessen.
Die LSB präsentieren sich aktuell mit einem sehr heterogenen Online-Auftritt. Neben der
Website (http://stadtbibliothek.leipzig.de) stehen den Bürgerinnen und Bürgern der OnlineKatalog (https://webopac.stadtbibliothek-leipzig.de) sowie weitere extern gehostete OnlineAngebote wie die E-Medien-Ausleihe, E-Learning-Angebote, Presse-Datenbanken und
Nachschlagewerke zur Verfügung. Alle Plattformen werden unabhängig voneinander betrieben und unterscheiden sich erheblich hinsichtlich Funktionalität, Aussehen und Komplexität
der Inhalte. Die Mediensuche im Online-Katalog beschränkt sich auf eine reine Datenbankabfrage. Das Suchwort muss dem Datenbankeintrag genau entsprechen, um gefunden zu
werden. Es gibt keine Suchmaschinenfunktionalität mit Fehlertoleranz oder Filterfunktionen.
Die Titel der E-Medien-Ausleihe sind im Katalog enthalten, jedoch nicht mit Ihrem Ausleihstatus verknüpft, Auswahl und Download erfolgt auf der externen Plattform. Der Zugang zu
den Kontofunktionen im Online-Katalog und die Nutzung der Online-Angebote ist erst nach
Eingabe von Benutzernummer und Passwort des Bibliotheksausweises möglich. Die Eingabe muss auf jeder Plattform separat und an unterschiedlichen Stellen erfolgen. Die OnlineKommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern beschränkt sich auf den E-Mail-Kontakt.
Alternative Formen der Online-Kommunikation und direkten Teilhabe sind bisher nicht
möglich.
Die dargestellte, bisherige Notwendigkeit des Betriebs verschiedener Spezialsysteme ist
historisch gewachsen, da sie Schritt für Schritt zum Einsatz kamen und von verschiedenen
Anbietern stammen. Website, Katalogsystem, und digitales Medienangebot konnten aufgrund unterschiedlicher Standards und fehlender Schnittstellen bisher nicht zusammengeführt werden. Die Fortschritte auf dem Gebiet der Webentwicklung erlauben heute die
Zusammenführung der Bestände unter einer intelligenten Suchoberfläche sowie die einheitliche Präsentation aller Angebote und moderner Servicefunktionen mit einem "Gesicht im
Netz". Um die Online-Informationsdienste der LSB zu einem kundenorientierten, professionellen und ganzheitlichen Informations- und Dienstleistungsportal weiterzuentwickeln, bedarf
es des technischen und inhaltlichen Ausbaus der bisherigen Online-Dienste sowie der
Erweiterung der Online-Informationsdienste um neue Angebote und Dienstleistungen.
Die Nutzungszahlen zeigen, dass die Leipzigerinnen und Leipziger diese Angebote vermehrt
und gern annehmen. So konnten beispielsweise die Entleihungszahlen der digitalen Medien
(E-Books, E-Audios, usw.) seit der Einführung 2011 vervierfacht werden (von 19.078 auf
73.342 in 2014). Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, muss das Angebot an
digitalen Medien, Datenbanken und Online-Diensten bedarfsgerecht ausgebaut werden. Der
Anteil am Erwerbungsetat liegt derzeit bei rund 11,5% und soll deutlich anwachsen.
Die Weiterentwicklung des Online-Zugangs als gleichwertiger Teil des Leistungsspektrums
und zentralem Zugang zu Information, Kommunikation und Medien soll schrittweise umgesetzt werden.
11
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
Schlussfolgerungen:
 Bürgerservice Portallösung:
 Als erster umsetzbarer Schritt soll ein sog. Single Sign-on-Login eingeführt
werden, d.h. mit nur einer Anmeldung (Login) an einer zentralen Stelle erfolgt der
Zugriff auf alle Kontofunktionen und mit dem Bibliotheksausweis nutzbare OnlineAngebote: "Einmal anmelden, alles nutzen!"
Ziel: Nur ein Login für alle Angebote





3.2
gegenwärtiger Zustand: jedes
Angebot ein eigenes Login
Nutzungsanalyse: Ermittlung des Optimierungsbedarfs und Erstellung eines
Interaktions- und visuellen Konzeptes zur nutzerfreundlichen, niedrigschwelligen
und barrierefreien Gestaltung eines integrativen Bibliotheksportals
Entwicklung einer modernen Rechercheoberfläche für den Katalog mit niedrigschwelligem Sucheinstieg, intelligentem Suchindex sowie Anbindung der Datenbestände der E-Medien-Ausleihe und Online-Angebote
Plattformunabhängige Nutzung 24/7: Alle Online-Angebote müssen mit den meist
verbreiteten Browsern und Betriebssystemen aufgerufen werden können und
sollen für Mobilgeräte und Tablets optimiert werden
Social Media und Teilhabe: Ausbau der Nutzung moderner Kommunikationsformen und Interaktion mit den Bürgerinnen und Bürgern. Beobachtung und
Reaktion auf neue Trends
Personelle und organisatorische Absicherung des weiteren Ausbaus der OnlineDienste.
LSB als Brückenbauer und aktiver Bildungspartner
Die LSB wollen zwischen Lebensphasen sowie zwischen Lern- und Qualifizierungsphasen
tragfähige Verbindungen aufspannen - ganz so, wie es das Konzept des lebenslangen Lernens impliziert. Sie vermitteln den Umgang mit Informationen sowie Informationsquellen und
bieten die Möglichkeit, neue Medien und Informationsangebote in den Bibliotheken praktisch
zu erfahren und auszuprobieren. Als Partner im Bildungsbereich arbeiten die LSB dabei mit
einem großen Spektrum öffentlicher und privater Einrichtungen sowie Persönlichkeiten zusammen.
12
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
Zugleich bleiben die LSB stark verwurzelt in ihrer Tradition: die Altbestände der Stadt- und
Regionalgeschichtlichen Sammlungen sowie der Musikbibliothek, die einen großen und
gewachsenen kulturhistorischen Schatz beinhalten, gilt es für die Zukunft zu bewahren, den
Zugang zu ihnen mit Hilfe der Digitalisierung auszubauen und das Wissen über sie durch
Ausstellungen und neue multimediale Präsentationsformen zu vermitteln.
3.2.1 Zusammenarbeit mit Kindertagesstätten, Schulen, Horten und
berufsbildenden Einrichtungen
Im Kontext der institutionellen Bildungsarbeit kooperieren die LSB auf der Grundlage schuljährlich evaluierter Vereinbarungen mit dem Amt für Jugend, Familie und Bildung (AfJFB)
und der Sächsischen Bildungsagentur. Als bibliothekspädagogische Grundlage dienen die
Spiralcurricula für Kita und Schulen, deren Rahmenprogramme und Angebotsspektren
gemeinsam mit der HTWK Leipzig unter Berücksichtigung des Sächsischen Bildungsplans,
des Sächsischen Lehrplanwerks, den Ergebnissen der Lese- und Medienforschung sowie
entsprechend entwicklungspsychologischer Erkenntnisse konzipiert wurden. Die angebotenen Veranstaltungsformen, Medienkanäle und methodischen Konzepte werden im Sinne
einer motivierenden und inspirierenden Erlebnispädagogik permanent weiterentwickelt. Es
geht dabei nicht um eine didaktische Vermittlung im schulischen Sinne, sondern um spielerische Zugänge, die geeignet sind, Kinder und Jugendliche zu begeistern und an Bibliotheken als „Selbstlernorte“ nachhaltig zu binden. Der Beteiligung der Zielgruppe an der
Veranstaltungsentwicklung und Medienauswahl wird dabei ein hoher Stellenwert zugemessen. Insbesondere Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund stehen dabei im Fokus
der Projektentwicklung, um einer Bildungsbenachteiligung durch sprachliche Barrieren frühzeitig aktiv entgegenzuwirken und eine erfolgreiche Integration mitzugestalten. Alle bibliothekspädagogischen Angebote werden nach Altersstufen und im Dialog mit den Akteuren der
jeweiligen Institutionen beworben und entwickelt.
Die reichhaltige Betreuungslandschaft der Stadt Leipzig (2015: 260 Kindertagesstätten in
kommunaler und freier Trägerschaft) sowie die steigenden Geburtenzahlen verlangen eine
den sich ändernden Bedingungen angepasste bibliothekarische Versorgung. Insbesondere
das Vorschulalter als direkter Übergang zu einer eigenständigen Lesekarriere bedarf eines
intensiven und möglichst flächendeckenden Engagements, um allen Kindern einen optimalen
Schulstart zu ermöglichen. Trotz der steigenden Betreuungs-zahlen (22.000 Plätze auf
27.000 allein bis 2017) und dem Neubau oder der Erweiterung von Kindertagesstätten (bis
2017: 44 Einrichtungen) wird angestrebt, die jährliche Kontaktquote von derzeit rund 40%
aller Kitas zu halten. Dafür müssen unterschiedliche Partnerschaftsmodelle sowie Angebotskanäle geprüft und ausgebaut werden. Ein enger Dialog mit den zuständigen Fachberaterinnen und -beratern garantiert dabei eine bedarfsgerechte Angebotsentwicklung mit hoher
Nutzungseffizienz.4
Die Horte sind im ganztägig strukturierten Schulalltag wichtigster Kooperationspartner der
Grundschulen. Von 66 Grundschulen in Trägerschaft der Stadt Leipzig haben 54 Schulen ein
pädagogisches Konzept zur Durchführung von Ganztagsangeboten, die von Schülern und
Schülerinnen und Hortkindern genutzt werden. Hortkinder werden durch die LSB im Rahmen
der Bildungsarbeit mit Schulklassen bibliothekspädagogisch versorgt. Für die pädagogische
Betreuung in den Horteinrichtungen bieten die LSB Medienzusammenstellungen zur Ausleihe an, die nach klaren Bedarfsprofilen und im Dialog mit den Fachberaterinnen und beratern der Horteinrichtungen zusammengestellt werden.
Mit ihren über das Stadtgebiet verteilten Einrichtungen bieten die LSB für Schülerinnen und
Schüler räumliche und mediale Voraussetzungen, um schulisch erworbene Basiskompetenzen mit unterschiedlichen Medienformaten vertiefen zu können. Der Fokus der Bestands4
Vgl. Maßnahmeplan der Kooperationsvereinbarung LSB - AfJFB (2015)
13
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
politik der LSB liegt hier auf Freizeitorientierung sowie auf populärwissenschaftlicher Literatur
und digitalen Angeboten zur Vertiefung der im Unterricht vermittelten Lehrinhalte. Dabei wird
zwischen den unterrichtsorientierten Studienbeständen in den Schul-bibliotheken und den
Beständen der LSB ein Ergänzungsverhältnis angestrebt.
Mit dem umfangreichen Angebot an Klassensätzen aktueller Titel der Kinder- und Jugendliteratur werden Pädagoginnen und Pädagogen im Sinne einer motivierenden Leseförderung
bei ihrer Unterrichtsarbeit unterstützt. Flankiert wird dieses Angebot durch in allen Bibliotheken angebotene Veranstaltungsformate, die Schülerinnen und Schülern einen Gestaltungsund Bewertungsrahmen bei der Literaturauswahl ermöglichen bzw. diese auch das Bestandsangebot gestalten lassen. Die Leipziger Jugend-Literatur-Jury, der Tommi-Kindersoftwarepreis, Book Slams und auch Book Castings sind Beispiele dafür. Mit Fortbildungsseminaren und jährlich aktualisierten Lektürelisten für sächsische Pädagoginnen und Pädagogen
tragen die LSB zur Qualifizierung des Lehrpersonals aktiv bei.
Im Sinne einer umfassenden Bildungsgerechtigkeit sind Kinder in den LSB von der Zahlung
einer Benutzungsgebühr befreit. Um möglichst alle Kinder unabhängig ihrer sozialen Situation und ihres konkreten Wohnorts in den Genuss der Bibliotheks- und Medienangebote
kommen zu lassen, bedarf es des direkten und persönlichen Kontaktes mit den Angeboten einer Bibliothek. Um klare Aussagen über die Erreichbarkeit von Kindern- und Jugendlichen treffen zu können, wurde der sogenannte Klassenerfassungsgrad entwickelt.
Damit werden Klassenverbände des 1. bis 6. Schuljahres strategisch erfasst, einzelnen
Bibliotheken zugeordnet und mit Veranstaltungsangeboten aus dem Spiralcurriculum
bedient.
Jährlich wird eine Kontaktquote zu diesen Jahrgangsstufen von 40 % angestrebt. Die
Fokussierung auf dieses Altersspektrum folgt den Ergebnissen der Lesesoziologie, wonach
zwischen der 2./3. sowie der 5./6. Klasse signifikante Motivationsrückgänge (1. und 2. Leseknick) bei der Lektürebereitschaft festgestellt wurden. Laut der aktuellen Fortschreibung des
Schulentwicklungsplans der Stadt Leipzig ist zu erwarten, dass die Klassenzahlen an Grundschulen um 24%, an Oberschulen um 34 % und an Gymnasien um 33% bis zum Schuljahr
2020/21 im Vergleich zum Schuljahr 2013/14 steigen werden.
Schuljahr
Klassen Grundschulen
Klassen Oberschulen Klassen Gymnasien
2013/14
676
347
414
2020/21
836
466
551
Allein für die Klassenstufen 1 bis 6 bedeutet dies ein Plus von 246 Klassen. Um hier den bisherigen Klassenerfassungsgrad von 40% zu halten, müssen im Zeitraum bis 2020 dann mindestens 97 Klassen mehr betreut werden. Hinzu kommt, dass die LSB mit qualitativ anspruchsvollen Angeboten wie Recherchetraining für die Vorbereitung von Facharbeiten
schon heute ein stark gefragter Bildungspartner für die höheren Klassenstufen der Oberschulen und Gymnasien sind.
Diese Entwicklungen erfordern effektive Strukturen, Kooperationsmodelle und neue Wege
der Leistungserbringung wie:
 Veranstaltungen direkt in Schulen mit dezentraler Lage, deren Klassen ein Besuch in
der Bibliothek während der Unterrichtszeit nicht möglich ist bzw. deren nächstgelegene Stadtteilbibliothek nicht über ausreichend Raumkapazitäten verfügt. Hierbei ist
eine verstärkte Vernetzung mit Schulbibliotheken und anderen kulturellen Bildungseinrichtungen zielführend, um über die Nutzung bestehender Strukturen, verfügbarer
aktueller Medienangebote sowie Veranstaltungsknowhow Synergien zu erzeugen.
 Aufbau einrichtungsunabhängiger Teams, die die quantitativen Mehrbedarfe und die
Qualität der Veranstaltungen absichern helfen.
14
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
Dennoch verlangt die steigende Zahl der Kindergärten und Klassenzahlen sowie das
inhomogene Netz an Schulstandorten vor dem Hintergrund der fachlich erforderlichen
Kontaktquoten im Fortschreibungszeitraum zusätzliche Personalressourcen. Ein zusätzliches, aus zwei Bibliothekar/innen oder Medienpädagogen/innen bestehendes Team ist
Voraussetzung, um den genannten Herausforderungen begegnen zu können.
Das berufsbildende Schulnetz in der Stadt Leipzig besteht aus mehr als 50 Institutionen,
an denen insgesamt fast 15.000 Jugendliche und junge Erwachsene ausgebildet werden.
Hier ist nach den Vorausberechnungen des Amtes für Statistik und Wahlen ab dem Schuljahr 2016/17 mit einem gemäßigten Bedarfsanstieg zu rechnen. Alle neun kommunalen
Berufsschulzentren verfügen über Schulbibliotheken, die von der Schulbibliothekarischen
Arbeitsstelle fachlich betreut. Die LSB kooperieren bereits mit vielen beruflichen Bildungsträgern der Stadt Leipzig.
Auszubildende aus rund 20 Berufsbildungseinrichtungen informieren sich regelmäßig im
Rahmen ihrer Ausbildung über die Angebote der LSB. Neben klassischen Bibliothekseinführungen wird durch die Teilnahme an Recherchetrainings, durch Vermittlung von Recherchekompetenzen, der Nutzung von Datenbanken oder E-Learning-Programmen eine
wichtige Grundlage für einen erfolgreichen Bildungsabschluss gelegt. Um attraktiver Bildungspartner zu bleiben, müssen die Schulungsangebote kontinuierlich angepasst, aktualisiert und weiterentwickelt werden. Der Schwerpunkt liegt nachfrageorientiert bei Ausbildungseinrichtungen für die Bereiche Medizin und Pädagogik. Hier erfolgt auch die Unterstützung durch die Bereitstellung spezialisierter Medienbestände.
Schlussfolgerungen:
 Aufbau von einrichtungsungebundenen Teams für die Bibliotheksarbeit mit Kindernund Jugendlichen zur Durchführung von Veranstaltungen, Aufsuchen von Schulen
und Kindergärten, Weiterentwicklung von Veranstaltungsmodellen und -formaten,
Ausbau von Kooperationen, Netzwerken und Knowhow-Transfer sowie Zuständigkeit
für Kontaktgespräche, Hospitationen sowie Netzwerkarbeit. Ein Teil der dafür
benötigten Mitarbeiter/innen wird intern durch Maßnahmen im Bereich Organisationsstruktur gewonnen.
 Um den wachsenden Zahlen an Kindergartengruppen und Schulklassen entsprechen
zu können, werden 2 zusätzliche VZÄ Bibliothekar/in oder Medienpädagoge/in
benötigt.
3.2.2 Teilhabe und Inklusion
Soziale Stabilität, Integration und Bildungsgerechtigkeit sind fest im Arbeitsprogramm Leipzig
2020 verankert. Jede/r soll die Möglichkeit haben, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen, Barrieren im baulichen und gesellschaftlichen Sinne müssen abgebaut werden. Diese
Ziele sind auch für die LSB in der strategischen Ausrichtung richtungsweisend.
Angebote für Zielgruppen mit besonderen Bedarfen - wie Bildungsbenachteiligte, Menschen mit Behinderung, Seniorinnen und Senioren oder auch Migrantinnen und Migranten rücken stärker in den Fokus der Weiterentwicklung bibliotheksspezifischer Angebote. Die
LSB bieten den barrierearmen, niedrigschwelligen, kommerzfreien, neutralen sowie
geschützten Raum, in dem Teilhabe und Integration möglich sind.
Sichtbar müssen sich die Leipziger Städtischen Bibliotheken als Orte der Begegnung,
Integration und als Lernorte den neuen Herausforderungen stellen. 2015 wurden in
15
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
Deutschland bis zu einer Millionen Flüchtlinge erwartet, rund 5.400 werden es allein in
Leipzig sein. Ende 2014 hatten fast 60.000 Leipzigerinnen und Leipziger, und damit rund
11 % der Bevölkerung, einen Migrationshintergrund. Die größten Migrantengruppen kamen
aus der Russischen Föderation, Polen, der Ukraine, Vietnam und Rumänien.5
Für die Integration von Migrantinnen und Migranten sind Spracherwerb, Information, Bildung
und ein kultureller Austausch wesentlich. Diesen Prozess unterstützen die Bibliotheken mit
analogen und digitalen Medienangeboten in Form von Sprachkursen, bilingual ausgerichteten Segmenten wie „Deutsch als Fremdsprache“, zweisprachige Literatur sowie durch den
fremdsprachigen Medienbestand und Datenbankangebote wie Pressdisplay oder auch
Genios. Die Mehrsprachigkeit der Selbstverbuchungsgeräte oder gedruckte und online abrufbare Nutzungshinweise in nachgefragten Fremdsprachen erleichtern bereits heute die Orientierung in den Bibliotheken. Diese Angebote sollen zukünftig ausgebaut und erweitert werden, zum Beispiel durch zweisprachige Lesungen und Workshops sowie Veranstaltungen,
die Begegnungen zwischen Menschen aus unterschiedlichen Kulturen ermöglichen.
Die Unterstützung des kulturellen Dialogs, die Stärkung sprachlicher Vielfalt, die Sicherung
des sprachlichen und kulturellen Erbes, die Unterstützung der Eingliederung von Personen
und Gruppen verschiedener kultureller Hintergründe oder auch die Unterstützung des
Wissensaustauschs stehen dabei im Mittelpunkt. Dies soll und muss durch weitere Vernetzung und Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern wie der VHS, dem Flüchtlingsrat, verschiedenen Vereinen und Bildungsträgern sowie unter Einbeziehung von ehrenamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern erfolgen. Die LSB wollen und werden sich mit ihren Angeboten noch stärker aktiv in die lokale Willkommenskultur einbringen. Diese Aufgaben werden
jedoch nicht ohne Erweiterung der vorhandenen Ressourcen zu lösen sein.
Die LSB wollen einen aktiven Beitrag zur Verwirklichung des Inklusionsgedanken der Stadt
Leipzig auf der Grundlage der UN-Behindertenrechtskonvention leisten. Neben der sanierten
Stadtbibliothek sollen alle Statteilbibliotheken weitgehend barrierefrei ausgebaut werden.
Bereits heute arbeiten die LSB mit vielen Fördereinrichtungen der Stadt Leipzig zusammen.
Die Berücksichtigung der besonderen Interessen von Menschen mit eingeschränkten
körperlichen oder geistigen Fähigkeiten zeigt sich in zahlreichen Medien- und Veranstaltungsangeboten der LSB. Neue Veranstaltungsformate, die auf das jeweilige Potenzial der
Besucherinnen und Besucher abgestimmt sind, sollen weiter entwickelt werden. Unter anderem werden Benutzungshilfen in „Leichter Sprache“ erstellt und entsprechende Medienbestände weiter ausgebaut.
Den Leitlinien der kommunalen Seniorenpolitik6 folgend unterstützen die Angebote der LSB
die Selbstbestimmung von Seniorinnen und Senioren und fördern lebenslanges Lernen
sowie kulturelle Interessen. Das Verhältnis zwischen den Altersgruppen wird sich in Zukunft
weiter zugunsten der älteren Bevölkerung verschieben. Im Jahr 2014 waren 21,1 % der
Leipziger Bevölkerung älter als 65 Jahre.7 Kaum eine andere Altersgruppe ist jedoch so
heterogen.
Der demografische Wandel und die gestiegene Lebensqualität der heutigen und zukünftigen
Seniorinnen und Senioren erfordern eine Neubewertung des bisherigen Angebots.
Damit diese Bevölkerungsgruppe die Vorteile der digitalen Angebote aktiv nutzen kann,
gehört die Vermittlung von Medien- und Informationskompetenzen zu den wichtigsten Angeboten für diese Zielgruppe. Der steigenden Nachfrage nach Internetkursen kann bisher nicht
entsprochen werden. Hier ist es erforderlich, mehr Ressourcen zu aktivieren. Aber auch
5
6
7
Vgl. Statistischer Quartalsbericht I/2015
3. Altenhilfeplan der Stadt Leipzig, 2012
Statistisches Jahrbuch, 2015
16
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
Schulungen zu Themen aus dem Digital-Ressort müssen weiter forciert werden. So leisten
die LSB einen wichtigen Beitrag zum niedrigschwelligen Zugang in die digitale Welt, fördern
Medienkompetenz und die Freude am Umgang mit moderner Recherchetechnik.
Mit dieser Lebensphase sind auch soziale und körperliche Einschränkungen verbunden. Der
soziale, mobile Hausdienst ermöglicht die Nutzung von Büchern und anderen Medien für
diejenigen, die die Bibliothek nicht mehr aufsuchen können (vgl. 3.1.2). Diese seit vielen
Jahren bei den Leipzigerinnen und Leipzigern geschätzte zusätzliche Leistung stellt für ältere
und/oder mobilitätseingeschränkte Bürgerinnen und Bürger eine sehr wichtige Möglichkeit
zur Teilhabe dar. Es gilt daher, das Angebot endlich nachhaltig und unabhängig von Fördermitteln abzusichern. Ein wichtiges Segment bilden außerdem die vielfältigen Veranstaltungsangebote. Sie erfüllen kulturelle Bedürfnisse, ermöglichen Kontakte und werden oft kostenfrei angeboten. Besonders in kleineren Stadtteilbibliotheken gibt es auch spezielle Formate
für Seniorinnen und Senioren, wie Lesecafés oder Literaturtreffs, die es auszubauen gilt.
Schlussfolgerungen:
 kontinuierliche Schaffung barrierearmer Zugänge in allen Einrichtungen
 Ausbau und Erweiterung von Bestands- und Veranstaltungsangeboten, die Integration und Teilhabe fördern
 Schaffung einer zusätzlichen Stelle "Inklusion und Teilhabe" zur Absicherung der in
diesen Bereichen stetig steigenden Aufgaben und Angebote durch den Aufbau neuer
Strukturen unter Einbeziehung von sozial Engagierten und ehrenamtlichen Helfern
sowie zur Drittmittelakquise.
3.3
LSB als öffentlicher Raum für Begegnung und Aufenthalt
Weltweit übernehmen Bibliotheken in den letzten Jahren zunehmend die Funktion eines
Forums, das aus der Präsenz von Wissen, Kontaktmöglichkeiten, Kultur und Bildung ein
ganzes Spektrum niedrigschwelliger Angebote kreiert. Sie sind längst keine reinen Ausleihstellen mehr. Diese neue Funktion gilt es für die Einrichtungen der LSB in den Jahren 2016 2020 mit Blick auf den jeweiligen Stadtteil bzw. das Quartier zu definieren und sie konsequent hinsichtlich ihrer Potentiale als Lernorte, Treffpunkte, Orte der Inspiration sowie der
freien Entfaltung zu entwickeln.
Dabei sind die Steigerung der Aufenthaltsqualität sowie die Etablierung flexibel nutzbarer
Flächen für Bestand, Nutzerarbeitsplätze, Ausstellungs- und Veranstaltungsbereichen
wesentliche Gestaltungsprinzipien bei der Weiterentwicklung der Räumlichkeiten. Der Erfolg
der Leipziger Stadtbibliothek beim Publikum seit Abschluss der Sanierung im Jahr 2012, bei
der die genannten Kriterien berücksichtigt und umgesetzt wurden, stützt diese Schlussfolgerung. Die Entleihungszahlen der Stadtbibliothek stiegen seit der Wiederöffnung um 20%,
die Zahl der physischen Besuche um 10%. Kooperationen und Veranstaltungsarbeit konnten
ebenfalls noch einmal deutlich erhöht werden.
Um ähnliche Effekte im gesamten Stadtnetz zu erreichen, ist ergänzend zu den unter 3.1.1
dargelegten Sanierungsvorhaben somit die schrittweise, aber kontinuierliche Erneuerung der
stark veralteten sowie verschlissenen Bibliotheksausstattungen im Stadtnetz der LSB erforderlich. Hinzu kommen die Notwendigkeiten, die jeweilige technische Infrastruktur in den
Häusern auf ein zukunftsfähiges Niveau zu heben. Neben der engen Zusammenarbeit mit
städtischen Partnern sind dabei auch die Vermieter der jeweiligen Bibliotheksflächen in die
Pflicht zu nehmen. Alle Maßnahmen, die sich mit den bestehenden Haushalten der LSB nicht
realisieren lassen, werden als Einzelvorlagen in das Entscheidungsverfahren eingebracht.
17
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
Entwickelt sich die Bibliothek immer mehr zum öffentlichen Raum, kommt insbesondere der
Programmarbeit in diesem Zusammenhang die Aufgabe zu, verstärkt das „Erlebnis Bibliothek“ zu vermitteln. Erreicht werden neue Zielgruppen, indem neue Formate erschlossen
sowie neue Trends und Entwicklungen (Innovation und Wissenstransfer) aufgegriffen werden. Zugleich ist die bereits bestehende Vielseitigkeit des Angebotes mit den Schwerpunktthemen Literatur, Musik, Gesellschaft und Kultur zu verstetigen.
In dieser Neupositionierung der Bibliotheken als kulturelle Treffpunkte und aktive Partner für
Bildung, ist eine intensive Zusammenarbeit mit Institutionen aus dem Bildungs- und Kulturbereich wichtig und selbstverständlich geworden. Kooperationen lohnen sich für beide
Partner - und nicht zuletzt für die Bürgerinnen und Bürger Leipzigs. Die LSB kooperieren
schon heute unter anderem mit vielen Ämtern und Referaten der Stadt, mit der Musikschule,
dem Leipziger Zoo, dem Flüchtlingsrat, dem Sächsischen Literaturrat, der Leipzig Tourismus
& Marketing GmbH, der Stiftung Lesen, der Stiftung Bürger für Leipzig und diversen Vereinen
wie LeseLust e.V., die mit den Bibliotheken regelmäßig Veranstaltungen durchführen.
Zukünftig wird es verstärkt darum gehen, ein Plus an Aktivitäten vor Ort unter Berücksichtigung der begrenzten Ressourcen der LSB zu erzielen. Mit Hilfe von bewährten und neuen
Partnern sollen die Quantität, die Vielfalt und die Qualität dieser Aktivitäten und Angebote
steigen. Besondere Aktionen wie Mitmachwerkstätten oder Workshops, in denen sich
Kreative, Tüftler, Sammler, Künstler, Gleichgesinnte etc. untereinander austauschen und
miteinander experimentieren können, erfordern Spezialistenwissen. Kooperationspartner
bieten diese Kompetenzen und erschließen damit neue Nutzergruppen.
Die LSB wandeln sich immer mehr zu Plattformen, die Möglichkeiten bieten, Neues aus der
Informations-, Medien und Technikwelt auszuprobieren und zu testen, unter Anleitung etwas
zu fertigen, gemeinsam zu arbeiten und zu lernen oder an Kulturveranstaltungen teilzunehmen. Dieser Wandel und die damit verbundene Zunahme an Aktivitäten sowie Angeboten
erfordert eine professionelle technische wie inhaltliche Betreuung der Veranstaltungen sowie
Kommunikation und Ansprache verschiedener Zielgruppen unter Nutzung klassischer Printund digitaler Medien. Zur Umsetzung dieser Zielsetzung muss der entsprechende Sachbereich personell und finanziell gestärkt werden. Neben einer zusätzlich benötigten halben Personalstelle für Veranstaltungstechnik8 soll das Ziel vornehmlich durch Umstrukturierungen
innerhalb der LSB erreicht werden.
Schlussfolgerungen:



8
Erhöhung der Aufenthaltsqualität in allen Bibliotheksstandorten nach dem Beispiel der
Leipziger Stadtbibliothek, um eine vielseitigere Nutzung zu ermöglichen
langfristige Vernetzung und Zusammenarbeit mit Partnern, Multiplikatoren und Experten zum Ausbau der Angebotsvielfalt in allen Bibliotheksstandorten
Ausbau des Bereichs Kommunikation/Öffentlichkeitsarbeit, um den steigenden Informationsbedarf der Bürgerinnen und Bürger über die Bibliotheksangebote zu gewährleisten und die zunehmende Zahl an Aktionen abzusichern.
Vgl. Kap. 4.3.
18
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
4
RESSOURCEN
Die Umsetzung der benannten Maßnahmen bis zum Jahr 2020 erfolgt unter sich immer
schneller verändernden Rahmenbedingungen wie dem deutlichen Anstieg der Einwohnerzahlen Leipzigs, immer schnelleren Entwicklungen im Medien- und Informationssektor oder
auch den geänderten Erwartungen und Ansprüchen der Bürgerinnen und Bürger an den
Zugang zu kommunalen Dienstleistungen. Dies erzeugt entsprechende Auswirkungen auf
den Bedarf und den Einsatz von Ressourcen.
4.1. Strategie für IT und E-Government
Am 29.04.2014 verabschiedete der Freistaat Sachsen per Kabinettsbeschluss seine Strategie für IT- und E-Government.
Eine kommunale Strategie „Digitale Verwaltung 2016 – 2020“ ist zusätzlich in Vorbereitung.
Folgende Handlungsfelder, in denen Schwerpunktbereiche und strategische Ziele festgelegt
werden, sollen für die LSB aufgegriffen werden.
Der Einsatz von IT in den LSB trägt in besonderem Maße zur Erfüllung der Anforderungen an
die Bibliothek, zum effektiven Einsatz von Haushaltsmitteln sowie zur Bibliotheks- und Verwaltungsmodernisierung bei:
Abläufe zwischen Kundinnen und Kunden und den LSB können durchgängig
medienbruchfrei elektronisch bearbeitet werden. Schwerpunktbereiche:
Durchgängigkeit der elektronischen Bearbeitung von der Anmeldung bis zur Ausleihe von
Online-Medien; elektronische Vorgangsbearbeitung und Leserkontoführung; elektronische
Identifizierung durch mittelfristige Akzeptanz des neuen Personalausweises.
Die Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen können ihre Anliegen vollelektronisch abwickeln, ohne dass diejenigen ausgeschlossen sind, die IT nicht nutzen
können oder wollen. Schwerpunktbereiche: Elektronischer Zugang zur Bibliothek nach dem
24/7-Prinzip; vollständige elektronische Abwicklung von Anliegen für die wichtigsten Verfahren unter Einsatz von E-Government-Basiskomponenten und RFID-gestützter IT; Vielfalt der
Kommunikationswege.
Die Leistungen der IT stehen für die LSB bedarfsgerecht und wirtschaftlich zur Verfügung. Schwerpunktbereiche: Für den Einsatz mobiler und die Nutzung privater Endgeräte
werden kurzfristig Grundlagen und Rahmenbedingungen ressortübergreifend geprüft;
Softwarequalität - langfristig soll in allen Anwendungsbereichen Software eingesetzt werden,
die auch Menschen mit Behinderungen grundsätzlich uneingeschränkt nutzen können; die
LSB nutzen ein weiter zu entwickelndes städtisches IT-Netz, das Leistungen bedarfsgerecht
zur Verfügung stellt, wirtschaftlich betrieben wird und ein angemessenes Informationssicherheitsniveau gewährleistet; das Potential zum Einsatz von Cloud-Computing und Virtualisierung wird langfristig weitgehend erschlossen.
Die Informationssicherheit und der Datenschutz sind stets umfassend gewährleistet.
Die kommunalen Vorgaben sind umzusetzen, Meldewege für Verletzungen der Informationssicherheit und des Datenschutzes werden verlässlich etabliert.
Die Potentiale der bereichsübergreifenden Zentralisierung, Standardisierung und
Zusammenarbeit werden im Bereich der IT ausgereizt. Schwerpunktbereiche: Es werden
bedarfsgerechte Rechenzentrumsleistungen, Bandbreiten und IT-Service-leistungen zentral
bereitgestellt. Die für die durchgängige elektronische Bearbeitung notwendigen Standards
werden kurzfristig identifiziert und mittelfristig implementiert.
19
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
Die weitere Öffnung der Bibliothek (Open Government) wird unterstützt.
Schwerpunktbereich: Open Government Data - Die Bibliothek stellt „langfristig“ ihre Daten in
offenen, maschinenlesbaren Datenformaten sowie entsprechende Metadaten über ein zentrales Online-Portal bereit, soweit die Daten keinem besonderen Schutz unterliegen und ein
Nutzungsinteresse, insbesondere ein Weiterverwendungsinteresse zu erwarten ist. Die
Handlungsempfehlungen und Beschlüsse der Projektkonferenz IT- und E-Governmentstrategie der Stadt Leipzig werden umgesetzt. Die Bibliothek steht für Pilotprojekte zur Verfügung.
Das Erreichen der vorgenannten IT-Ziele ist nur mit förderlichen Rahmenbedingungen und
einem effektiven Instrumentarium zur Koordination von Aktivitäten möglich.
Schlussfolgerungen:









4.2
Schrittweiser, den vorhandenen Ressourcen angepasster Ausbau des Angebots an
Rückgabemöglichkeiten für Medien außerhalb der Öffnungszeiten, beginnend mit der
STB Plagwitz im Rahmen der Sanierungsarbeiten 2015-2017. Es wird von einer
Investition pro Bibliothek von rund 15 T€ ausgegangen.
Der kommunalrechtliche Rahmen ist weiterzuentwickeln (Impulse der Bundes- und
Landesgesetzgebung sind aufzunehmen und umzusetzen) und insbesondere im
Schnittstellenbereich zu SAP (Einnahmen über Online-Bezahlung) sind stadtweite
Lösungen zu finden.
Die IT-Organisation und -Qualifikation sind LSB-intern weiter zu stärken (strategische
Vorgaben, Kooperationen, Kompetenzteams, Weiterbildung).
Die Akteure ITK, LeCoS und LSB arbeiten enger und regelmäßig bei der Entwicklung
eines Instrumentariums zur Umsetzung der IT-Strategie zusammen.
WLAN-Zugang an allen Standorten
angemessene Bandbreite an allen Standorten (mindestens 6MB)
Prüfung der Umsetzbarkeit von Leasinglösungen für Hardware-Angebote
Einsatz von mobilen Endgeräten (wie ipad, Tablet-PCs) in größerer Stückzahl für
Veranstaltungsformate zur Medienkompetenzvermittlung
Schaffung der Infrastruktur zur besseren Vermittlung von elektronischen Medien (z.B.
Download-Stationen für E-Books in den Bibliotheken)
Bestand und Medienetat
Der Medienbestand ist nach wie vor ein wichtiges Kapital der LSB. Die Qualität dieses
Kapitals bestimmt neben der absoluten Zahl der Medieneinheiten vor allem deren Aktualität.
Zu deren Messung wurde in den vorherigen BEK bereits die Erneuerungsquote als ein wichtiger Indikator verwendet, der abbildet, inwieweit die Bibliothek in der Lage ist, ihre Medien
und Informationen kontinuierlich zu aktualisieren und so mit den Nutzerbedürfnissen Schritt
zu halten.
Diese wichtige fachliche Kennzahl gibt den Prozentsatz des Bestandes an, der im laufenden
Jahr durch neue Medien ersetzt wurde. Beeinflusst wird die Quote davon, wie viele neue
Medien die Bibliothek in den Bestand aufnimmt und wie viele alte sie aussondert.
Die Formel zur Berechnung der Erneuerungsquote lautet:
Erneuerungsquote = Zugang * 100 / Bestand.
Als Zielwert wurde in der BEK 2012 - 2015 eine Erneuerungsquote von jährlich 10 % durch
Kauf von Neuerscheinungen angestrebt, um die stark veralteten Bestände zu aktualisieren.
20
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
Lag die Erneuerungsquote im Jahr 2012 noch bei 8 %, konnte der Wert in den letzten drei
Jahren auf 9,8 % gesteigert werden.9 Neben der kontinuierlichen Erhöhung des Erwerbungsetats resultiert diese positive Entwicklung auch aus einer hohen Abgangszahl, die den Zugang übersteigt. Wie alle öffentlichen Bibliotheken, die keinen Archivierungsauftrag besitzen,
makulieren auch die LSB - ausgenommen der wertvollen Altbestände und Sondersammlungen - regelmäßig inhaltlich veraltete bzw. überholte Sachbücher und durch hohe Nachfrage
und Nutzung stark verschlissene Medien. Durch notwendige Aussonderung kam es in den
letzten Jahren zum Rückgang des Bestandes von 786.863 im Jahr 2012 auf 767.296 im Jahr
2014.
Parallel zum Rückgang des Bestandes ist die Nachfrage nach Bibliotheksdienstleistungen
insgesamt stark angestiegen, wie der Anstieg der Entleihungen im gleichen Zeitraum um gut
20 % belegt. Das Medienangebot deckt quantitativ die Nachfrage nicht mehr, wie sich unter
anderem an der deutlichen Zunahme von Vormerkungen auf ausgeliehene Medien und zum
Teil mehrmonatigen Wartezeiten ablesen lässt. Als Indikator für die quantitative Versorgung
der Bevölkerung dient die Anzahl von Medieneinheiten pro Einwohner/in. Der in Deutschland seit Jahren eingeführte Mindestzielwert beläuft sich auf 2 Medieneinheiten pro Einwohner/in (Leipzig 2014: 1,44).10 Auf Leipzig bezogen müssten die LSB somit einen Bestand von
1,1 Mio. Einheiten zur Verfügung stellen. Dieser Zielwert wird im Jahr 2015 um rund 330.000
unterschritten. Angesichts der positiven Nutzungs- und Nachfrageentwicklung soll daher an
dem mit RB V 1163/12 beschlossenen Ziel, eine jährliche Erneuerungsquote für die LSB von
10 % zu erreichen, festgehalten und die schrittweise Erhöhung des Medienangebots angesichts der wachsenden Bevölkerungszahlen angestrebt werden. Neben der Breite des Angebots soll die Staffelung stark nachgefragter Medien ermöglicht werden, um die Wartezeiten zu verringern und damit das Angebot noch attraktiver zu gestalten.
Zur Berechnung der Höhe des jährlich benötigten Erwerbungsetats wird ein Standard von
2,- € je Einwohner/in herangezogen (Leipzig 2015: 1,60 €).
Die Aufteilung des Medienetats auf einzelnen Sachgebiete und Medienarten wird sich zukünftig verstärkt an den definierten Zielgruppen und Bibliotheksprofilen orientieren. Der
Bestandsaufbau soll noch konsequenter nutzer- und nutzungsorientiert erfolgen ohne Anspruch auf Vollständigkeit in einzelnen Sachgruppen. Möglichkeiten der stärkeren Einbeziehung der Nutzerinnen und Nutzer in die Bestandsauswahl sollen geprüft werden.
Innerhalb des Medienbestandes nehmen E-Medien (E-Books, eJournals, eAudio, Datenbanken, Streaming-Verfahren etc.) eine immer wichtigere Rolle ein und erfreuen sich einer
stetig wachsenden Nachfrage. Der zielgerichtete Ausbau dieses Bestandssegmentes ist
zukünftig zu forcieren. Das betrifft sowohl die inhaltliche und quantitative Weiterentwicklung
als auch die personelle Absicherung dieses Services.
Diese Ziele können ohne Aufwuchs von Personal nur durch die ständige Optimierung der
Organisationsabläufe, die rationelle Nutzung von Fremdleistungen, die Straffung der Arbeitsabläufe sowie die IT-gestützte medienbruchfreie Bearbeitung der Vorgänge erreicht werden.
Schlussfolgerungen:
 Ermittlung der Höhe des Erwerbungsetats auf Grundlage der Formel: 2,- € pro EW
 Ausbau digitaler Angebote (Finanzierung aus Medienetat)
 Optimierung der Organisationsabläufe und rationelle Nutzung von Fremdleistungen.
9
10
75.144 (Neuzugänge 2014) * 100 / 767.296 (Medieneinheiten im Bestand) = 9,8%
Erneuerungsquote.
Bundesvereinigung Deutscher Bibliotheksverbände: Bibliotheken '93. Göttingen, 1994, S. 100.
21
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
4.3
Personalentwicklung
Die Welt der Bibliotheken hat sich in den letzten Jahren nachhaltig verändert und stellt auch
die LSB bei der Erarbeitung neuer Konzepte für die Bibliotheksarbeit als digital-analoge Lernund Kulturorte vor völlig neue Herausforderungen. Diese hybriden Bibliotheken benö-tigen
zukünftig sowohl klassisch ausgebildetes Bibliothekspersonal als auch zunehmend
Spezialisten z. B. für den stetig wachsenden Bereich der Online-Informationsdienste.
Das Personal bleibt bei diesen großen Veränderungen stets die wichtigste Ressource.
Steigende Nutzungszahlen und neue Aufgabenbereiche einerseits sowie der demografische
Wandel - auch in den eigenen Reihen – andererseits, stellen die LSB vor große Herausforderungen. Aus diesen Gründen ist die zeitnahe Wiederbesetzung frei werdender Stellen
bzw. Stellenanteile (mit Stand 2015: 122,41 VZÄ) für die Aufrechterhaltung des Bibliotheksbetriebes unabdingbar.
Bei der Wiederbesetzung aller Stellen(anteile) ist angesichts der aufgeführten Herausforderungen und zur Erreichung der strategischen Ziele zu prüfen, welche qualitativen Bedarfe,
welche Arbeitsfelder der Zukunft mit welchen Professionen bedient werden müssen. Es ist
davon auszugehen, dass überwiegend vorhandene, freiwerdende Stellen organisatorisch
sowie inhaltlich neu auszurichten und zu besetzen sind.
Damit künftig die Leistungen und Angebote der LSB auch der Einwohnerentwicklung in einer
nachhaltig wachsenden Stadt entsprechen, ist es darüber hinaus notwendig, dass auch die
Ressourcen mitwachsen und zusätzliche Stellen installiert werden. Dabei sollen die Bedarfe
einer offenen, sprachlich und kulturell mehrstimmigen Stadtgesellschaft stärker berücksichtigt
werden, indem ein höherer Anteil des Personals mit Migrationshintergrund angestrebt
wird.
Insbesondere ist die Absicherung der Angebote für Kinder der Kitas und Schulen sowie die
Professionalisierung von Angeboten zur Teilhabe und Inklusion angesichts steigender
Bevölkerungszahlen anzustreben. Für diese wichtigen Bestandteile der Kultur- und
Bildungsarbeit sind lokale und überregionale Zusammenarbeit und Kooperationsprojekte mit
Partnern notwendig. Dies kann nur mit den entsprechenden finanziellen und personellen
Ressourcen geleistet werden. Die diversen Projektfonds und -mittel von Land und Bund für
die Bereiche Kulturelle Bildung oder Integration sollen zukünftig stärker für Leipzig
eingeworben werden, um neue Projekte zu initiieren. Dafür ist personelle Verstärkung
notwendig.
Laut Sozialreport 2014 steigt der Anteil der 6- bis unter 18-Jährigen ständig. Dies ist die
Hauptzielgruppe der LSB in der Veranstaltungs- und Programmarbeit. Im Jahr 2015 wurden
in dem Bereich 1.688 Veranstaltungen und Bibliothekseinführungen durchgeführt.
Entsprechend des aktuellen Schulentwicklungsplans ist bis zum Schuljahr 2020/21 von einer
signifikanten Steigerung der Schulklassen in Grund-, Oberschulen und Gymnasien
auszugehen (vgl. Tabelle in 3.2.1). Ebenfalls groß ist der Anstieg der Kinderzahlen im
Kitabereich. Der in früheren Bibliotheksentwicklungskonzeptionen (BEK) beschlossene
Standard für die Angebote und Kontakte mit Klassen kann unter Umständen allein mit
Umstrukturierung der vorhandenen Ressourcen nicht gehalten werden.
Daneben gilt es die Angebote zu den in den nächsten Jahren immer wichtiger werdenden
Themen Integration, Inklusion und Teilhabe abzusichern sowie deutlich auszubauen. Eine
Koordinierungsstelle mit folgenden Schwerpunkten ist anzustreben:

Konzeption, Drittmittelakquise und Projektmanagement
22
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020


zentrale Steuerung und Koordinierung von Dienstleistungen zu den Themen Inklusion
und Teilhabe sowie themenbezogene Zusammenarbeit und Vernetzung mit
Multiplikatoren, sozialen Trägern, städtischen Einrichtungen und Bildungsstätten
Aufbau und Koordination einer neuen Organisationsstruktur zur Absicherung vorhandener und Ausbau neuer Angebote unter Einbeziehung von sozial Engagierten und
Ehrenamtlichen (u.a. für den sozialen/mobilen Hausdienst).
Das vielseitige Veranstaltungsprogramm der LSB gibt es in unterschiedlichen Formaten:
Veranstaltungsreihen, Fachvorträge, Lesungen, Schulungen, Aktions- und Lesefeste, musikalische Veranstaltungen oder Großveranstaltungen mit Protokoll – sie alle erfordern tiefgründige technische und organisatorische Fähigkeiten sowie eine professionelle Begleitung
der Aktivitäten und Handhabung des technischen Equipments – klassische Aufgaben einer
Fachkraft für Veranstaltungstechnik.
Die Qualifizierungsschwerpunkte im Bereich der Aus- und Weiterbildung orientieren sich
zukünftig fortlaufend an den in der BEK 2016-2020 benannten Aufgabenfeldern und gesteckten Entwicklungszielen der LSB, wie:







Steigerung der Informationskompetenz zu digitalen Angeboten / Datenbanken /
Online-Angebote / Anleitung und Handhabung von Technik etc.
Leseförderung und Vermittlung von Informationskompetenz in allen Medienbereichen
Fachthemen zu Informations- und Medienberatung / Recherche / Regelwerken
Qualitätssicherung und Standards im Umgang mit den Kunden
Interkulturelle Öffnung
Führungskräfteseminare
Anwendungsprogramme
Schlussfolgerungen:

Es ist mittelfristig zu prüfen, wie angesichts erhöhter Anforderungen in einer
wachsenden Stadt die gültigen, in früheren BEK beschlossenen Standards gehalten
werden können. Dies gilt insbesondere für die Tätigkeitsfelder Inklusion und Teilhabe,
die bibliotheks- und medienpädagogische Veranstaltungsarbeit sowie die
Veranstaltungs- und Technikbetreuung.

Nutzung von Stellenanteilen für Hilfskräfte (auch Studierende) bzw. Sachmittel für
die Ausführung von Sortier- und Einstellarbeiten

Dynamische Anpassungen an Bedarfe durch die Wandlung von freiwerdenden Stellen
vorrangig für:
◦ Online-Informationsdienste
◦ Veranstaltungsmanagement
◦ Systembibliothekar/in (zur Unterstützung des Personals und verantwortlich für
den operativen Betrieb aller Bibliotheksapplikationen/IT).
23
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
5
ANHANG
5.1
Produktsteckbrief
Produktbeschreibung
Produktbereich
25-29
Produktgruppe
272
Produktuntergruppe
Produktnummer
272001
Bezeichnung
Leipziger Städtische Bibliotheken
Kurzbeschreibung
Bereitstellung eines Medien- und Infrastrukturangebotes für Ausleihe,
Information und Veranstaltungen
internes/externes Produkt
Extern
Auftragsgrundlage
Kulturpolitische Leitlinien der Stadt Leipzig in ihrer jeweils gültigen Fassung;
Bibliotheksentwicklungskonzeption in der jeweils gültigen Fassung; Satzung
über die Benutzung der Leipziger Städtischen Bibliotheken;
Aufgabengliederungsplan der Stadt Leipzig
Rechtsgrundlage
Verfassung des Freistaates Sachsen, Artikel 11; Sächsisches
Kulturraumgesetz vom 20.01.1994, insbesondere §2 Satz 1; SächsKRG,
SächsGemO
Rechtscharakter des Produkts
weisungsfreie Pflichtaufgabe, freiwillige Aufgabe
Verantwortlich
kreisfreie Stadt/ Stadt/ Gemeinde
Organisationseinheit
45
Ziele
Befriedigung des Medien- und Informationsbedarfes; Unterstützung der
Entwicklung der Region, der Aus- und Fortbildung, der Freizeitgestaltung, der
Leseförderung; Förderung der Kommunikation und Erhaltung der
Lesefähigkeit
Zielgruppen
Bürger und Bürgerinnen, Besucher und Besucherinnen
Produktleistungen
Bereitstellung von Medien, Informationen und Publikumsfläche
Mediennutzung
Information und Beratung
Veranstaltungen und Ausstelllungen
Bibliotheksführungen
Bibliothekspräsentationen und -publikationen
Auswärtiger Leihverkehr
Serviceangebote (Stadtleihverkehr, Kopierservice, Hausdienst, Publikationen,
PC-Arbeitsplätze bereit stellen)
24
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
5.2
Kennzahlen und Indikatoren Öffentlicher Bibliotheken11
Bibliotheken stehen allen Bevölkerungsgruppen, unabhängig von Alter, weltanschaulicher,
sozialer, kultureller, religiöser, ethnischer Herkunft bzw. geschlechtlicher Zugehörigkeit offen.
Sie bieten freien Zugang zu Wissen und Information in allen medialen Formen. Bibliotheken
sind Allen zugängliche Orte der Bildung und des selbstbestimmten Lernens, der Kultur und
der Begegnung.
Sie erfüllen somit innerhalb ihrer Standortgemeinde und darüber hinaus einen kultur-, bildungs- und sozialpolitischen Auftrag, indem sie:
 den Zugang zu Informationen vermitteln und Orientierungshilfe in der Informationsflut
bieten
 Medienkompetenz vermitteln
 das Lesen und die Auseinandersetzung mit Kultur und Literatur fördern
 als Selbstlernzentrum das lebenslange Lernen unterstützen
 Anregungen zur Freizeitgestaltung und Unterhaltung bieten
 den Austausch über Sprach-, Kultur-und Generationenbarrieren hinweg fördern
Dadurch erreichen sie auch Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus bildungsfernen und
einkommensschwachen Schichten und tragen so zur Verbesserung der Bildungschancen
bei. Bibliotheken sind Dienstleistungsbetriebe. Sie können nur dann gut funktionieren, wenn
bestimmte Standards gewährleistet sind. Nur dadurch kann eine bestehende Struktur im
Sinne der Wirtschaftlichkeit geführt werden und die Dienstleistung für die Bürgerinnen und
Bürger der Gemeinde effizient und effektiv ausgeführt werden.
Folgende Faktoren beeinflussen diese Standards:
Anzahl von Bibliotheksaußenstellen, Art der Medien, Demografie (Alter, Migrationshintergründe, etc.), Öffnungszeiten, Ausleihzahlen, Sammelaufträge (des Trägers oder gesetzlich
bzw. tradiert vorgegeben), Anzahl der Schulen und Kindergärten im Ort, Zusammenarbeit mit
Bildungs-/Kultureinrichtungen sowie Vereinen.
Organisation und Tätigkeit
Bibliotheken organisieren ihre Tätigkeit nach einer Bibliotheksentwicklungskonzeption und
über eine eigene Satzung/Benutzungsbedingungen, die beide vom Stadtrat beschlossen
werden. Die LSB sind hauptamtlich geführt.
Jede Bibliothek arbeitet mit einem Bibliotheksprofil inkl. Bestandskonzept und erhebt jedes
Jahr Statistiken und Kennzahlen. Das Konzept und die Kennzahlen sind die Grundlage für
Bestandsaufbau und Veranstaltungstätigkeit, für Zielgruppenorientierung und Zusammenarbeit mit Partnern.
Bibliotheken verfügen über einen Bestand an Büchern und Medien in unterschiedlichen
Formaten und sonstigem Informationsmaterial, um die Bevölkerung mit Literatur, Informationen und Wissen zu versorgen. Nach Erreichen des Zielbestandes (2 ME pro Einwohner/in) halten Bibliotheken das Angebot aktuell; Richtwert dafür ist eine Erneuerungsquote
von 10%.
Die Bibliotheken organisieren Veranstaltungen, die der Literatur- und Leseförderung, der
Vermittlung von Recherche- und Medienkompetenz sowie dem Wissenserwerb und der
Unterhaltung dienen.
Die Bibliotheken bieten der Bevölkerung einen kostenfreien Internetzugang.12
11
12
Die verwendeten Kennzahlen und Indikatoren beruhen - soweit möglich - auf Vorgaben des Internationalen
Verbandes der bibliothekarischen Vereine und Institutionen (IFLA) sowie Vergleichswerten der deutschen
Großstadtbibliothekssysteme (Deutscher Bibliotheksverband (dbv), Sektion 1, Öffentliche Bibliotheken).
vgl. IFLA Internet-Manifest 2002 sowie die Richtlinien zum IFLA/UNESCO Internet- Manifest 2006
25
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
Kennzahlen Budget
Zur Erreichung der eingangs genannten Zielsetzungen verfügen Bibliotheken über ein eigenes Budget für folgende Bereiche:



Medienankäufe
Veranstaltungen
bibliotheksspezifische Ausgaben, darunter fallen Kosten für den IT-Bereich (Soft-und
Hardware, Webauftritt, Datenbank-Lizenzen), für die Medienbearbeitung
(Katalogisierung, Fremddatenbezug, Foliierung, Etikettierung, Reparatur von Medien
oder spezifisches Mobiliar).
Die Parameter für die Finanzierung der bibliothekarischen Tätigkeit orientieren sich an den
Einwohnerzahlen der Stadt. Es gelten folgende Kennzahlen: 13




Budget für den Medienbestandsaufbau:
Budget für die Veranstaltungstätigkeit:
Budget für bibliotheksspezifische Ausgaben:
Summe:
2,00 Euro pro Einwohner/in
0,10 Euro pro Einwohner/in
1,00 Euro pro Einwohner/in
3,10 Euro pro Einwohner/in
Kennzahlen Raum und Öffnungszeiten
Die Bibliotheken sind zentral gelegen und gut erreichbar. Sie bieten eine angenehme
Aufenthaltsqualität sowie Arbeits-, Lern- und Spielmöglichkeiten und orientieren sich dabei
weiterhin an folgenden Mindestwerten für Stadtteilbibliotheken
500 m²
200 m²
> Bibliothek mit Einzugsgebiet von mehr als 25.000 Einwohnern/innen
> Bibliothek mit Einzugsgebiet ab 10.000 Einwohnern/innen
Jede/r Bibliotheksmitarbeiter/in verfügt über einen Zugang zu einem Arbeitsplatz mit zeitgemäßer technischer Ausstattung und freiem Internetzugang. Die Bibliothek strebt zielgruppenorientierte Öffnungszeiten bei einem ganzjährigen Betrieb an:
50 Stunden pro Woche
> Zentralbibliothek des Großstadtsystems
40 Stunden pro Woche
> Bibliothek mit Einzugsgebiet von mehr als 25.000 EW
20 - 30 Stunden pro Woche > Bibliothek mit Einzugsgebiet ab 10.000 EW
Zudem verfügt die Bibliothek über einen Internetauftritt, über den Angebote der Bibliothek
rund um die Uhr abrufbar sind und der regelmäßig über die Tätigkeit der Bibliothek informiert.
Personal
Bibliotheken verfügen über ausgebildetes, gut geschultes und sozial kompetentes Fachpersonal. Der Richtwert des Weltverbandes IFLA14 ist 1 hauptamtliche/r Mitarbeiter/in pro
2.500 Einwohnern. Der Personalbedarf wird bestimmt von Faktoren wie dem Umfang des
Medienbestandes, den Öffnungszeiten, der Größe und architektonischen Situation der
Bibliothek (mehrere Geschosse), der Nutzung des Bestandes (Ausleihzahlen, Umsatz), der
Veranstaltungstätigkeit.
Gibt es neben der öffentlichen Bibliothek auch eine Schulbibliothek, so erfolgt zwischen den
zuständigen Stellen eine Abstimmung, um Doppelstrukturen zu vermeiden.15
13
14
15
Werte in Anlehnung an IST LSB 2015 ermittelt
IFLA 2001
Leipzig: Kooperationsvereinbarung zwischen LSB und Amt für Familie, Jugend und Bildung (2015)
26
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
5.3
Bibliotheken und INSEK
Die LSB sind seit Beginn des SEKO- bzw. INSEK-Prozesses in verschiedenen Gremien und
Arbeitsgruppen beteiligt. Durch diese Mitwirkung sichert das Fachamt die Kongruenz eigener
strategischer Planungen mit den Konzepten für die gesamte Stadtentwicklung. Beispiele für
die erfolgreiche Orientierung der strategischen Planungen des Fachamtes am INSEK sind
die 2010 erfolgten Ansiedlungen von Stadtteilbibliotheken in Stadtteilzentren (Gohlis und
Reudnitz), die zu deutlichen Zuwächsen in den Leistungszahlen beider Einrichtungen führten.
Im Anhang dieser Konzeption befindet sich eine Karte, welche die Stadtgebiete sowie -teile
mit besonderen Förder- und Entwicklungserfordernissen, die im bisherigen INSEK-Prozess
definiert worden, vermittelt. Das INSEK befindet sich gegenwärtig in der Fortschreibung. An
der grundlegenden Struktur und Verortung der Gebiete mit besonderem Förderbedarf werden sich auch mit der Weiterentwicklung des INSEK nur graduelle Veränderungen ergeben
(siehe u.a. VI-DS-02167).
Bei Betrachtung dieser Grafik wird erkennbar, dass sich zahlreiche Standorte der LSB in
Stadtteilen befinden, in denen das INSEK fachübergreifende Schwerpunkträume der Stadtentwicklung definiert. Jenseits der geplanten Zusammenlegung der Grünauer Stadtteilbibliotheken in einem Bildungs- und Bürgerzentrum Grünau, welche im Schwerpunktraum Grünau
zu verorten ist, fallen besonders die im Kapitel 3.1.1 hervorgehobenen Räume im Leipziger
Osten und in Schönefeld ins Auge. Jenseits der fachlich sowie betriebswirtschaftlich induzierten strategischen Aufgabe der Standortüberprüfungen insgesamt führt auch das gemeinsame Problemverständnis für diese Schwerpunkträume mit vor allem teilräumlicher Wirkung
zur Notwendigkeit der Standortevaluierung im Osten der Stadt. Die LSB verfolgen auch in
diesem Prozess und vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt die Strategie der intensiven
Diskussion innerhalb der Arbeitsstrukturen, die im INSEK-Prozess entstanden sind. Die oben
genannten Standortentscheidungen in Gohlis und auch in Reudnitz sind Beispiele für die
fruchtbringende Zusammenarbeit der Ämter unter dem Dach des INSEK.
27
Leipziger Städtische Bibliotheken Fortschreibung Bibliotheksentwicklung 2016-2020
Überlagerung des Netzplanes der Leipziger Städtischen Bibliotheken mit den Schwerpunkträumen des
Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (Stand 2009)
28