Marktkommentar Aktien International

Marktkommentar
Aktien International
täglich
Eric Trummer
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Futures
Dow Jones Industrial
17'201 (- 0.3 %)
Roger Baumgartner
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S & P 500
2'013 (- 0.3 %)
Christoph Germann
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Nasdaq100
4'249 (- 0.3 %)
27. Juni 2016
Marco Reinle
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Dax
9'430 (- 1.3 %)
NEW YORK
Schwarzer Freitag an den US-Börsen. Mit scharfen Kursverlusten haben auch die Aktien an der Wall Street
auf den Sieg der EU-Gegner beim Brexit-Referendum reagiert. Nach dem letztlich zu unrecht vorweggenommenen Optimismus an den vorangegangenen Handelstagen war der Schrecken umso grösser. Der Ausgang des
Referendums erwischte die meisten Anleger auf dem falschen Fuss, denn an den Vortagen waren sie noch Umfrage-Ergebnissen gefolgt, die einen Sieg der EU-Befürworter als sehr wahrscheinlich erschienen liessen. Auch
die Quoten der Buchmacher hatten entsprechende Erwartungen geschürt.
Investoren weltweit befürchten als Folge eine Destabilisierung der Konjunktur in Europa, langsameres globales
Wachstum und eine Bedrohung der finanziellen Stabilität. Trotz herber Verluste traf es die US-Aktien aber
nicht ganz so hart wie einige asiatische und europäische Börsen. Dort stürzten die Kurse und Indizes regelrecht
ab, letztere teilweise im zweistelligen Prozentbereich. Am Ende eines von sehr hohen Umsätzen geprägten
turbulenten Börsentags verlor der Dow-Jones-Index um 3,4 %. Der S&P-500 gab um 3,6 % nach und der Nasdaq-Composite um 4,1 %.
Viele Analysten befürchten, dass der Brexit-Schock an den Aktienmärkten noch länger nachwirken könnte.
Der nun beschlossene Austritt Grossbritanniens werde länger andauernde Turbulenzen an den Märkten nach
sich ziehen, das gelte besonders für die Eurozone, kommentierte ein Experte. Die Erleichterungsrally der vergangenen Tage, als die Investoren mehrheitlich auf ein "Remain" der Briten setzten, müsse ausgepreist werden,
sagte er. Allerdings gibt es auch Meinungen, wonach der angerichtete Schaden eher von kurzer Dauer sein und
sich die Aktienkurse schnell wieder stabilisieren dürften.
Massive Kursausschläge gab es am Devisenmarkt, wenngleich sich dort die Lage im Handelsverlauf zumindest
etwas beruhigte - auch dank Interventionen einzelner Notenbanken. So intervenierte beispielsweise die
Schweizerische Nationalbank gegen den aufwertenden Franken, und der Chef der Bank of England (BoE),
Mark Carney, versicherte, die BoE stehe bereit, um für das Finanzsystem mindestens 250 Milliarden britische
Pfund bereitzustellen, sollte dies nötig sein. Auch die US-Notenbank signalisierte Bereitschaft, nötigenfalls
Dollarliquidität bereitzustellen. Anleger schichteten vor allem in die klassischen Fluchtwährungen Yen und
Franken um. Das britische Pfund brach in einer ersten Reaktion auf ein 31-Jahrestief von 1,3230 Dollar ein,
erholte sich dann aber wieder etwas auf zuletzt 1,3671 Dollar. Am Donnerstag noch wurden bis zu 1,5046 Dollar für das Pfund bezahlt.
Vom Sicherheitsbedürfnis der Anleger profitierten daneben das Gold und Staatsanleihen. Am USAnleihemarkt sank die Zehnjahresrendite um 17 Basispunkte auf 1,57 Prozent. Ihr Rekordtief hatte sie auf
Schlusskursbasis im Juli 2012 bei 1,404 Prozent erreicht. Einen Sprung um zeitweise fast 100 Dollar machte
das Gold. Die Feinunze verteuerte sich um 4,5 % auf 1'317 Dollar. An den Rohstoffmärkten kam es ebenfalls
zu kräftigen Preisbewegungen. Die global in Dollar gehandelten Rohstoffe litten einerseits unter der Aufwertung des Dollar, andererseits unter der Furcht, dass der Brexit die Konjunktur bremsen und damit die Nachfrage nach Rohstoffen dämpfen könnte. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI sank um 5 % auf
47,57 Dollar. Brent-Öl verlor ähnlich stark.
Die Bankenaktien waren mit den Autoaktien klar die grössten Verlierer. Ihr Subindex rutschte um 6,8 % ab.
Die Geldinstitute leiden ohnehin schon unter dem global extrem niedrigen Zinsniveau, das nach dem Votum
der Briten noch weiter sinken könnte, sollte die Bank of England die Zinsen senken, um die wirtschaftlichen
Folgen eines EU-Austritts des Landes abzufedern. Ausserdem könnte angesichts der Unsicherheit die USNotenbank ihre Zinserhöhung weiter herauszögern. Bank of America fielen um 7,4 % und Goldman Sachs um
7,1 %. JP Morgan verloren um 6,9 %. Die Verluste waren dennoch fast harmlos im Vergleich zu den oft zweistelligen Abgaben im europäischen Bankensektor.
ASIEN
Dem Brexit-Schrecken vom letzten Freitag folgen heute Montag an den ostasiatischen Aktienmärkten und in
Sydney erste zaghafte Erholungstendenzen.
Am stärksten stabilisiert sich der Tokioter Markt, der am vergangenen Freitag aber auch um knapp 8 % am
stärksten abgestürzt war. Gestützt wird er auch davon, dass die japanische Regierung und die Notenbank darüber beraten haben, wie mit der Marktvolatilität nach dem Brexit-Votum der Briten umgegangen werden soll.
Thema dabei ist vor allem die massive Aufwertung des Yen, welche die Wettbewerbssituation japanischer Unternehmen verschlechtert. Der Dollar war letzten Freitag im Tief auf unter 100 Yen gesunken, weil die Anleger
wie so oft in Zeiten erhöhter Unsicherheit an den Finanzmärkten Sicherheit in der japanischen Währung suchten. Das war der höchste Stand seit November 2013 und entsprach dem Niveau, das der Yen innehatte, als Japans Ministerpräsident seine Politik der Abenomics initiierte. Sie setzt auf einen schwächeren Yen mittels einer
lockeren Geldpolitik und auf Ausgabenprogramme der Regierung. Händler sprechen vor diesem Hintergrund
von zunehmenden Spekulationen über Interventionen gegen den Yen. Heute Montag zeigt sich der Dollar gegenüber seinen späten Ständen von letztem Freitag dennoch kaum verändert und kostet 101,90 Yen. "Die Spekulation nimmt zu, dass die japanische Notenbank in diesem Monat im Zuge ihres Ankaufs von Wertpapieren
zusätzliche 10 Milliarden Yen ausgeben wird, um damit der Aufwertung des Yen zu begegnen", sagte ein Experte und weiter: "Die Anleger werden den Yen sehr genau daraufhin beobachten, ob die Interventionsspekulationen für Bewegungen sorgen".
Auch in Sydney und in Shanghai erholen sich die Aktienkurse, wenn auch nicht so stark. Dass die chinesische
Notenbank den Kurs des Yuan so stark gesenkt hat wie zuletzt im August, nämlich um 0,9 %, kann die Erholung nicht bremsen. Hintergrund ist die starke Aufwertung des Dollar gegenüber vielen Währungen am vergangenen Freitag. Wie der Yen war auch der Dollar angesichts der Entwicklung in Grossbritannien als sicherer
Hafen gesucht gewesen. Für etwas Beruhigung in China sorgen Aussagen von Ministerpräsident Li Keqian. Er
äusserte sich zuversichtlich, dass China trotz der neuesten globalen Unsicherheiten das avisierte Wachstumsziel in diesem Jahr erreichen wird. Am World Economic Forum sagte Li ausserdem, sein Land habe genügend
Mittel, um mit den Herausforderungen klarzukommen.
In Hongkong geht es zwar weiter abwärts, dort verringerten sich die Verluste aber im Tagesverlauf zumindest
auf 0,4. Händler rechnen in den nächsten Tagen mit weiter volatilen Marktbewegungen angesichts der Entwicklung zwischen Grossbritannien und der Eurozone, wo es offenbar Differenzen darüber gibt, wie schnell
die Briten offiziell den Antrag stellen sollen, die EU verlassen zu wollen. Während es die EU-Aussenminister
damit sehr eilig haben, kommen aus London, aber auch beispielsweise von der deutschen Kanzlerin dazu andere Signale.
EUROPA
Der Brexit-Schock wirkt auch in der neuen Woche nach. Die europäischen Aktienmärkte dürften auch zum
Wochenstart nochmals an Boden verlieren und von volatilen Ausschlägen geprägt sein. Am britischen Aktienmarkt deutete sich ein Minus von 2 % an.
Wirtschaftsdaten (Erwartungen) *
China: Japan: Deutschland: Grossbritannien: Frankreich: EU: USA: 15:45 Uhr Einkaufsmanagerindex Juni vorläufig (vorheriger Wert: 50,9 Punkte), Einkaufsmanagerindex
Dienstleistungen Juni vorläufig (51,9 Punkte), 16:30 Uhr Dallas Fed verarbeitende Industrie Juni (- 15,0 Punkte).
*Wenn nichts anderes vermerkt, bezieht sich die Veränderung gegenüber dem Vormonat. q/q = Veränderung gegenüber Vorquartal, y/y
= Veränderung gegenüber Vorjahr, ytd = Veränderung seit Jahresbeginn, sb = Saisonbereinigt, ( ) = Erwartungen, wenn nicht anders
erwähnt.
Indexstände
Übersee
Dow Jones Industrial
S&P 500
Nasdaq Composite
Nikkei 225
Hang Seng
Shanghai Composite
Europa
DAX 30
DJ EuroStoxx 50
DJ Stoxx 50
Schluss
17'401
2'037
4'708
15'309
20'177
2'886
Vortag
9'557
2'776
2'707
Änderung
- 610
- 76
- 202
+ 357
- 88
+ 32
Trading-Range
9'300 – 9'800
2'650 - 2'900
2'620 - 2'780
Änderung %
- 3.3
- 3.6
- 4.1
+ 2.4
- 0.4
+ 1.2
Vol. NYSE: 2.51 Mrd.
Vol. Nasdaq: 4.40 Mrd.
Weitere Kurse (ca. 08.45 Uhr)
USD/CHF 0.9750 EUR/CHF 1.0750
Gold 1'327 (USD/Unze)
NY WTI-Rohöl-Future 47.40 USD
Marktnachrichten
Brexit
London und Brüssel müssen über Zeitplan reden
Unmittelbar vor dem EU-Gipfel beraten in London die konservative Regierung
und das Parlament über die Umsetzung des historischen Brexit-Votums. Mit
Spannung wird erwartet, wann Grossbritannien seinen Antrag auf Austritt aus
der Europäischen Union stellen will. Premierminister David Cameron hatte seinen Rücktritt bis Oktober angekündigt und erklärt, sein Nachfolger solle die
Verhandlungen über den Ausstieg aus der EU übernehmen.
Das geht dem EU-Parlament und den Aussenministern der sechs Gründungsstaaten der europäischen Gemeinschaft aber nicht schnell genug. Sie wollen rasche
Gespräche über den Ausstieg, um weitere Turbulenzen zu vermeiden. Allerdings
nahmen EU-Topdiplomaten gestern Sonntagabend wieder etwas Druck von
Cameron. Es gebe in den Hauptstädten Verständnis dafür, dass Cameron beim
Gipfel morgen Dienstag das Austrittsverfahren nicht förmlich auslösen werde,
hiess es.
In Brüssel berät die EU-Kommission am Nachmittag über Konsequenzen aus
dem Referendum, bei dem knapp 52 % der Briten für einen EU-Austritt ihres
Landes gestimmt hatten.
Intel
Denkt über Teilverkauf nach
Der weltgrösste Chiphersteller Intel denkt über den milliardenschweren Verkauf
seines Internetsicherheitsgeschäfts nach.
Der US-Konzern hat aus diesem Grund bereits Kontakt zu Bankern aufgenommen. Dabei wurden Gespräche über Optionen für die Tochterfirma Intel Security
geführt. Intel Security firmierte früher unter dem Namen McAfee. Intel hatte das
Unternehmen 2011 für 7,7 Milliarden US-Dollar übernommen.
Intel hatte im April mitgeteilt, seine Neuausrichtung mit einem Stellenkahlschlag zu verknüpfen. 12'000 Arbeitsplätze sollen abgebaut werden. Das entspricht 11 % der Gesamtbelegschaft. Ausserdem senkte das US-Unternehmen
damals seine Umsatzprognose für dieses Jahr. Der Konzern will seine Abhängigkeit vom schwindenden Stammgeschäft mit Halbleitern für PCs verringern
und setzt verstärkt auf Rechengehirne für Grosscomputer und neue Chips für am
Körper tragbare Kleingeräte.
Volvo
Erhöht Vorsorge wegen drohender Kartellstrafe
Der schwedischen Lkw-Bauer Volvo erhöht seine Rückstellungen wegen möglicher Kartellstrafen der EU-Wettbewerbsbehörde um über 60 %.
Wie das Unternehmen am letzten Samstag mitteilte, legt es zu den bereits 400
Millionen Euro von Ende 2014 weitere 250 Millionen Euro zur Seite. Verbucht
werden soll die zusätzliche Summe in den Zweitquartalszahlen.
Die EU-Kommission hatte 2014 formale Untersuchungen wegen des Verdachts
eines illegalen Kartells gegen eine Reihe von Herstellern schwerer Lkw eingeleitet. Volvo vermutet einen Zusammenhang mit möglichen Wettbewerbsverstössen vor Januar 2011. Seinerzeit habe die Kommission eine Reihe unangemeldeter Inspektionen bei Lkw-Herstellern vorgenommen.
Wichtigste US-Unternehmenszahlen (erwarteter Gewinn pro Aktie):
Vor Eröffnung:
Nach Börsenschluss:
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