PDF - Chile Grüze

„Fairnünftig leben?!
Teil 4: Ich - gerechter leben?“
Chile Grüze, 19. Juni 2016
Christoph Candrian
Fühlst du dich manchmal auch überfordert mit
all den Fakten zu Armut und Ungerechtigkeit?
Gerade jetzt in dieser Serie, wo wir uns ja alle
intensiv mit den Aussagen der Bibel zu
diesem Thema, mit Informationen und mit unserem eigenen Leben beschäftigen. Ich will
hinhören und hinsehen. Ich möchte das auch
bei den Menschen versuchen, die weit weg
von mir leben und trotzdem offenbar meine
Nächsten sind. Das Schicksal von so vielen
Menschen die von extremer Armut betroffen
sind und nicht wissen wie sie den Tag überleben, geschweige denn ihre Kinder durchbringen. Dieses Schicksal hängt mit meinem
Lebensstil zusammen. Und darum geht es
heute morgen.
(Cartoon)
Wir leben in einer globalisierten Welt und
können uns da nicht entziehen. Unsere Produkte die wir im Alltag brauchen kommen von
überall her. Viele davon sind nur deshalb so
billig, weil sie unter miserablen Arbeitsbedingungen oder sogar mit Sklavenarbeit produziert werden. Auch der Planet, den uns Gott
anvertraut hat, leidet unter unserem Konsum traurigerweise tragen vor allem die ärmsten
Teile der Erde die Folgen.
Nun kann das Gefühl der Ohnmacht in uns
aufsteigen. Wir fühlen uns überfordert. Geht
mir auch so. Am Anfang der Serie habe ich ja
uns alle eingeladen, das Schild vor unser Herz
zu hängen: „Gott, bitte stören!“ Das Gefühl
der Ohnmacht soll nicht die frustrierende Endstation sein, sondern mein Gespräch mit Gott
soll eine Weiche umlegen: „Jesus diese Not
zerreisst mich. Was können wir zusammen
tun?“ Natürlich ist die Welt dann nicht einfach
wieder o.k. Die Probleme bleiben riesig und
meine Möglichkeiten sehr beschränkt. Paulus
bringts in Römer 12, 1-2 gut auf gen Punkt:
„Ich habe euch vor Augen geführt, wie gross
Gottes Erbarmen ist. Die einzige
angemessene Antwort darauf ist die, dass ihr
euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellt und euch ihm als ein lebendiges
und heiliges Opfer darbringt, an dem er
Freude hat. Das ist der wahre Gottesdienst,
und dazu fordere ich euch auf. Richtet euch
nicht länger nach den Massstäben dieser Welt,
sondern lernt, in einer neuen Weise zu
d e n k e n , d a m i t i h r v e r ä n d e r t w e rd e t
und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille
ist – ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat
und ob es vollkommen ist.“
Wir müssen diese grösseren Zusammenhänge
verstehen: Wenn ich Produkte kaufe von Firmen, die nach den Masstäben dieser Welt
handeln, bei denen man zu Beispiel weiss,
dass sie miserable Anstellungsbedingungen
haben und Kinder beschäftigen, schaffen wir
Geld in diese Firmenkassen und unterstützen
diese Unrechtsstrukturen. Schärfer ausgedrückt: Ich mache mich mitschuldig, wenn ich
davon weiss aber nichts ändere.
Erinnern wir uns an das Beispiel von Jesus mit
dem barmherzigen Samariter (Lk. 10,25ff.).
Gerade wenn die Menschen weltweit immer
mehr miteinander vernetzt sind, müssen wir
die Nächstenliebe ausweiten. Mein Nächster
ist der, der ungerecht behandelt wird. Plötzlich
wird der 11jährige Plantagenarbeiter in Afrika,
die Kleidernäherin aus Bangladesh und der
Arbeiter in der chinesischen iPhone Fabrik zu
meinem Nächsten. Weil ihre Produkte in
meinem Hosensack sind oder sogar mein Hosensack selbst sind!
Wenn es ein einfaches Rezept gäbe, wie man
sich denn nun verhalten sollte, würden wir es
ja tun. Nun hat aber jeder ein anderes,
vielfältiges Leben und niemand hat denselben
Handlungsspielraum.
An diesem Punkt der Serie wollen wir konkrete
Hilfe und Information über den Zusammenhang unseres Konsums und unserem Nächsten
anbieten. Ich lade dich ein, jetzt dann gleich
an unserem Konsum-Parcours teilzunehmen.
Es geht um Information aber noch vielmehr
darum, was Gott dir ganz persönlich sagen
möchte. Denn im Römertext haben wir gelesen, dass es Gott ist, der uns lehrt in einer
neuen Weise zu denken, also nicht nach den
Masstäben dieser Welt.
Die Autorin Christina Brudereck hat einmal
geschrieben: „Wer in Gott eintaucht, wird
neben den Armen auftauchen.“
Wir haben heute im Gottesdienst vier Workshops. Alle dauern 10 Minuten, dann kommt
ein Gong und man kann wechseln. Du kannst
also zwei davon besuchen.
Da gibts viele Infos, aber ich lade dich ein,
einfach deinen eigenen Weg zu entdecken
und nächste Woche einen kleinen aber
konkreten Schritt zu wagen. Auf diesem Weg
sind wir zum Glück nicht alleine.
(Vorstellung der vier Stationen des KonsumParcours).
Konsum-Parcours (zweimal 10 Minuten)
Ich bin dankbar für mein reiches Leben. Ich
will aber nicht in dieser sorglosen Ruhe
bleiben und meine Augen davor verschliessen, was in der Welt momentan abgeht.
Ich möchte mich von Gottes Leidenschaft für
arme und unterdrückte Menschen berühren
lassen.
Ich will Gott um Vergebung bitten für meine
Mitschuld an ungerechten Strukturen. Ich lebe
aus Gottes Gnade und mache darum das
Beste aus meinem leben - für mich und meine
Mitmenschen.
Unsere fünfjährige Gioia hat ein grosses Herz
für alle Arten von Schnecken. Sie liebt es Schnecken zu retten. Es gibt in Winterthur nach
dem Regen wohl tausende von Schnecken auf
den Strassen. Wenn ich mit ihr zum Kindsgi
gehe, dann liest sie unterwegs jede Schnecke
auf und bringt sie zu den Blättern. Ich sagte
ihr letzte Woche: Du, das bringt doch nichts,
es hat noch viele davon. Da sagte sie mir:
Papi, aber stell dir vor, wenn jemand auf
dieses Schnecklein stehen würde, deswegen
rette ich es.“ Es lohnt sich, auch wenn ich
nicht alle retten kann.
Eine Gottes-Lektion zu unserem Thema für
mich: Ich will mit offenen Augen für das
Schwache durch meinen Alltag gehen. Ich will
mir von Gott Möglichkeiten zeigen lassen, wie
ich etwas kleines im Leben meines nächsten
verbessern kann. Und wenn es nur wenig bei
wenigen ist. Wenn Gott es mir vor die Füsse
legt, will ich es tun. Auch wenns vielleicht ein
paar Franken mehr kostet im Monatsbudget.
Nochmal der Kernvers aus Micha 6,8: „Der
Herr hat euch doch längst gesagt, was gut ist!
Er fordert von euch nur eines: Haltet euch an
das Recht, begegnet anderen mit Güte, und
lebt in Ehrfurcht vor eurem Gott!“