20 www.kg-koeniz.ch | JULI 2016 Der holprige Weg zur Integration Magische Atmosphäre an der Sense: «Eine Momentaufnahme, nie mehr rekonstruierbar». neuland-film.ch MENSCHEN NACH DER FLUCHT / «Reformiert» war im Spiegel beim ersten von drei Filmabenden zum Thema Migration und Integration dabei – gezeigt wurde der berührende Dokumentarfilm «Neuland». Der Smaragd in der Tiefe NEUES SENSE-BUCH / Peter Imhof stellte am 13. Mai in Niederscherli sein neues Buch «sense» vor – und weckte damit Abenteuerlust und Kindheitserinnerungen. Film Neuland von Anna Thommen: «Der Unterschied der Kulturen zeigt sich auch in Details». «Du musst es umgekehrt halten», sagt Hamidullah zu Ehsanullah. Dieser schaut sein Schreibheft konfus an. Dann bemerkt er den Irrtum, lächelt verschmitzt und dreht sein Heft um. In der Heimat der zwei jungen Afghanen schreibt man von rechts nach links. Die Unterscheide der Kulturen zeigen sich in den Details. Und die Schreibweise ist beileibe nicht das Einzige, was hier in der Schweiz anders ist als im fernen Geburtsland der beiden. Am 27. Mai fand im Kirchgemeindehaus Spiegel unter der Leitung von Pfarrerin Melanie Pollmeier ein Filmabend statt. Dieser widmete sich im Rahmen der kreisübergreifenden Veranstaltungsreihe «Menschen auf der Flucht» dem Thema Migration. Der Film «Neuland» von Anna Thommen gibt Einblick in das Leben von 16 jungen Menschen, die erst seit kurzem in der Schweiz sind und eine Integrationsklasse in Basel besuchen. Einfühlsame Begleitung Herr Zingg ist der Lehrer dieser Klasse. Einfühlsam begleitet er die Jugendlichen während zweier Jahren bei ihren ersten Schritten in der Schweiz – vom Deutschlernen bis zur Suche nach einer Schnupperlehre. Er kann auch streng sein, etwa als eine Schülerin ihr Schulmaterial zu Hause vergessen hatte: «Sie haben 15 Stunden Zeit zu Hause, dann werden Sie wohl diesen Lineal einpacken können?» IMPRESSUM «Reformiert.» kann schriftlich abbestellt werden: Verlag reformiert., Abos, Gaswerkstrasse 56, 4900 Langenthal. [email protected] ADRESSEN KIRCHGEMEINDE KÖNIZ Präsident Kirchgemeinderat Bruno Sigrist, 031 978 03 30, [email protected] Ev.-ref. Kirchgemeinde Köniz Tel. 031 971 30 30, Fax: 031 971 30 35 Ritterhuus Schloss Köniz, Muhlernstrasse 5, Postfach 589, 3098 Köniz [email protected], www.kg-koeniz.ch Redaktion «reformiert.» Köniz (S. 13–18): Alfred Arm,Tel. 031 974 19 74 E-Mail: [email protected] Redaktionsschluss allg. Teil August-Nr: Mi. 29. Juni. Redaktionsschluss Kreise August-Nr: Mi. 6. Juli, 12 Uhr. Trotzdem, oft drückt sein feiner, menschlicher Humor durch, der mich schmunzeln lässt. Und dann gibt es Szenen, die tieftraurig machen. Etwa, wenn die Kamera Ehsanullah begleitet. Der junge Mann aus Afghanistan stammt aus einer armen Bauernfamilie und ist mit dem Schlauchboot übers Mittelmeer gekommen. In der Schweiz versucht er, Geld für seine Familie zu verdienen. Wie schwer ihm das fällt, zeigt sich weniger in seinen Worten. Denn F i l m b e s u c h e r i n Deutsch kann er noch nicht sehr gut. Vielmehr spiegelt sich vieles in seiner Mimik: Der Druck, die Angst und die Traurigkeit. Auch bei den anderen Jugendlichen fängt der Film Nonverbales geschickt ein, jedoch ohne sie bloss zu stellen. So sieht man mal Verlegenheit, mal Verbundenheit zum engagierten Lehrer in den Gesichtern. Träume zerplatzen, der Weg ist holprig. Doch ist man beim Zuschauen froh, dass die Jugendlichen mit ihren Schwierigkeiten nicht allein gelassen werden. Herr Zingg setzt sich für sie ein, rüttelt sie wach und, ganz wichtig: Er glaubt an sie. So findet Nazlije später eine Lehrstelle als Altenpflegerin. «Der Film zeigt, Nach dem Film eine Diskussion «Eindrücklich» sei es gewesen, lautet der Tenor der Anwesenden, alles Frauen. «Es zeigt, wie wichtig Lehrer sein können», sagt eine ältere Dame. «Besonders deutlich wurde das am Ende des Films, beim emotionalen Abschied der Schülerinnen und Schüler von Herrn Zingg.» Dabei konnte Ehsanullah die Tränen nicht zurückhalten. Eine andere Frau ergänzt: «Ich wünsche mir, Menschen würden immer so respektvoll auf Flüchtlinge zugehen, wie man das in diesem Film gesehen hat.» Text: Meret Hasler wie wichtig Lehrer bei der Integration sind.» Oder auch Enttäuschung… … wie bei der ehrgeizigen Nazlije. Die Albanerin aus Serbien wünscht sich, Primarlehrerin zu werden. In einem Gespräch teilt Herr Zingg ihr bedauernd mit, dass sie für diesen Plan zu wenig Schulwissen aufweise. Weitere Filme zu Migration Jeweils um 19 Uhr im Kirchgemeindehaus Spiegel: Do. 1.9.16 «Schweizer Helden». Do. 10.11.16 «Das Boot ist voll». Wilde Schönheit – vergessene Urlandschaft «Ich wollte eine Sense zeigen, wie man sie normalerweise nicht erlebt», erzählt der pensionierte und zugleich passionierte Autor den rund 50 Anwesenden im Kirchgemeindehaus. Mit seiner lebhaften Bildersprache und einer Auswahl an projizierten Fotos nimmt er uns alle mit – in die wilde und magische Urlandschaft, über «Chempe» und durch knietiefes Wasser. Und er öffnet uns wieder die Augen, lässt uns Gesichter in Felsen erkennen und über Steinmannli staunen. Peter Imhof gliederte den Bildband in 16 Themen, die die Vielfältigkeit der Sense zu jeder Jahreszeit charakterisieren. «Jedes einzelne Foto ist eine Momentaufnahme, die nie mehr rekonstruierbar ist», erklärt Imhof. Dies veranschaulicht beispielsweise das Bild eines grossen Felsblockes, der nur noch auf einem schmalen SandsteinSockel zu balancieren schien. Ein Jahr später kehrt der Fotograf an die gleiche Stelle zurück, doch der Stein ist inzwischen umgestürzt und in mehrere Teile zerborsten. «Dafür sieht er jetzt aus wie ein Walfisch», kommentiert Imhof schmunzelnd. Kleine und grosse Wunder Manche Aufnahmen zeigen gar kleine Wunder: so etwa den leuchtend roten Mohn, der nur zwei Tage nach einem Hochwasser strahlend und aufrecht am Fluss in der Sonne steht. Oder die Alpenrosen, deren Stauden vermutlich nach der letzten Eiszeit vor 10 000 bis 20 000 Jahren angeschwemmt wurden, noch bevor der Fluss eine Schlucht in die Steinlandschaft grub. Diese uralten Blumen-Sträucher wachsen nur an einer einzigen Stelle ganz aussen an den Sense-Flühen. Martin Hasler Wann waren Sie das letzte Mal an der Sense? Wahrscheinlich spazierten Sie den Fluss entlang, brätelten Cervelats, badeten in smaragdgrünen «Glunggen» oder genossen ganz einfach die Sonne und das Rauschen des Wassers. Dies ist sozusagen die Mainstream-Variante – doch es gibt noch die andere Sense; diejenige in der Schlucht, also die Strecke von der Sodbachbrücke bis hinauf zur Guggersbachbrücke,wo es keine Wege gibt und man sich in der rauen unberührten Natur wiederfindet. Diese Gegend ist um einiges anspruchsvoller und mühsamer zu begehen, doch umso faszinierender,wie das neue Fotobuch von Peter Imhof beweist. Peter Imhof und sein Bildband zur Sense Peter Imhof, geboren 1938, wohnt in Niederscherli. Sein Bildband «sense» ist Ende Oktober 2015 im Werd & Weber Verlag erschienen. Die zweite Auflage geht demnächst in Produktion. Für Peter Imhof ist es ein grosses Wunder, dass das Millionen Jahre alte Sense-Wasser immer wieder frisch daherkommt und an manchen Stellen klar und grün funkelnd schimmert. Sylvia Witschi, die Organisatorin der Buch-Präsentation, bringt es auf den Punkt: «Die Sense ist ein Smaragd vor unserer Haustüre!» Die Natur selbst erfahren In der Pause fragt sich meine Sitznachbarin gerade, ob sie sich wohl neue SenseSchlucht-taugliche Wandersandalen kaufen soll. Eine andere Frau erzählt mir begeistert, dass sie seit Jahren jede Woche an die Sense gehe und noch jedes Mal Neues entdecke. Das Thema inspiriert offensichtlich und rührt an eine ureigene Sehnsucht nach Natur – kein Wunder also, dass bereits die erste Auflage des SenseBuches von Peter Imhof nach kaum sechs Monaten ausverkauft ist. Text: Stephan Ruch Bild Sense: Peter Imhof Velowegkirche: Kirchgemeinde Köniz macht mit Am Morgen des Pfingstmontag wurden um 08.00 Uhr beim Kirchgemeindehaus in Niederscherli 50 Flyer startklar gemacht. Worum ging’s da? Für die Auftaktfahrt Velowegkirchen zeichnen die Reformierten Kirchen Bern-JuraSolothurn verantwortlich, insbesondere Initiator Ralph Marthaler, Beauftragter für regionale Entwicklung. Synodalrat Lucien Boder, Kirchgemeinderat Daniel Steiner und Kreiskommissionsmitglied Arthur Werren eröffnen den Anlass in der Kirche Niederscherli. Als Verantwortlicher für den Ablauf der geplanten Velotour hatte Fredy Müller vom Scherli-PlauschTeam vollen Einsatz geleistet. Erwartungsvoll starteten die 50 Velofahrenden in 5 Gruppen bei kal- tem, aber schönem Wetter Richtung Laupen. Alle zeigten sich als aufgestellte Flyer-Fahrer, egal ob mit oder ohne E-BikeKenntnissen! Die Route von Niederscherli über Laupen und Cordast nach Murten ist ein Teil der quer durch die Schweiz führenden «Herzroute 99». Verschiedene Kirchen an dieser Route machen beherzt mit, indem sie Rastplätze, WCs, Pumpen und dergleichen zur Verfügung stellen und einen Beitrag zur regionalen Entwicklung leisten, so auch die Kirchgemeinde Köniz in Niederscherli. V. Sch / V.K. / F. A. Bericht Flyer-Fahrt Auftaktfahrt Velowegkirchen Niederscherli – Murten: «Flyer sei dank schwungvoll aufwärts, dann rasant abwärts…». Die schwungvolle Fahrt auf den Flyern beschreibt Verena Schmid Mathys vom ScherliPlousch-Team auf www.kirche-niederscherli.ch und www.kg-koeniz.ch /Aktuell / Themen
© Copyright 2024 ExpyDoc