Axel Graf Bülow, Vorsitzender der FDP-Brandenburg Spargelessen am 13.6.2016 in Klaistow Liebe Freundinnen und Freunde des weißen Gemüses und der FDP in Berlin und Brandenburg. Dieses Spargelessen findet ja traditionell gemeinsam mit unseren Berliner Parteifreunden statt. Da diese sich bekanntlich im Wahlkampfmodus befinden, bin ich sehr gespannt, was uns meine Kollegen im Amte, Frau Sibylle Meister, über den Status quo aber auch über ihre Einschätzung zur Lage in Berlin sagen wird. Ich begrüße Sie alle Ihre ganz herzlich auf dem Spargelhof Buschmann und Winkelmann, dessen Eigentümer Ernst-August Winkelmann ebenfalls uns die Ehre gibt. Was wäre eine Einladung zum Spargelessen ohne die amtierende Spargelkönigin. Obwohl wir in der Politik es ja gewöhnt sind, dass man die Termine möglichst nach uns ausrichtet, kann ich Ihnen berichten, dass dieser Termin ausschließlich deshalb heute stattfindet, weil dies einer der wenigen noch freien Abende der Spargelkönigin Sarah Wladasch war. Seien Sie uns willkommen! Und ich bin sicher: Ihre Majestät werden noch ein Spargel-Grußwort an uns richten. Eine besondere Freude ist es mir auch, Patrick Meinhardt, den Vorsitzenden der DGLI, der deutschen Gruppe der Liberal International als unseren heutigen Gastredner begrüßen zu dürfen. Und natürlich begrüße ich sie alle lieben Parteifreunde und Freunde der FDP. Ich bin sicher, wir werden einen angenehmen Abend bei gutem Spargel gutem Wein und guten Gesprächen haben. Trotz dreier Reden sei's mit erlaubt, Ihnen zu drei Punkten kurz meine Gedanken vortragen zu dürfen. 1. Zustand des Landes Brandenburg Es kommt mir so vor, als ob dieses Land unter einem ständigen Dunst oder Grauschleier liegt. So wenig Politisches passiert in diesem Land aktuell. Und wenn etwas passiert, ist es zumeist nicht erfreulich. Die Rücktritte von Landesministern und anderer hochrangiger Beamter des Landes reihen sich wie Glasperlen in einer Kette aneinander. Man mag es - und dieser Meinung schließe ich mich ausdrücklich nicht an - als Lappalien betrachten, wenn der Justizminister sich einen Lieferwagen des Fuhrparks seines Ministeriums ausleiht, um damit sein privates Motorrad zu transportieren. Man mag es auch als nicht weltbewegend empfinden, wenn der stellvertretende Landesbrandmeister entgegen den Dienstwagenregelungen seinen Feuerwehrwagen mehr oder weniger als Privatauto nutzt. So ist es auch weniger das jeweilige Dienstvergehen, dass hier übel aufstößt. Es ist vielmehr das offensichtlich fehlende Unrechtsbewusstsein der Betroffenen, dass die Volksseele und letztendlich auch jeden rechtschaffenen Bürger hochkochen lässt. Es ist dieses "was soll mir denn schon passieren, ich bin der Minister, ", das durchblicken lässt, dass einige Regierungsmitglieder oder hochrangige Beamte offenbar davon ausgehen, dass bestimmte Regel für sie nicht mehr gelten. Wie will ich vom Bürger Rechtstreue verlangen, wenn solche negativen Vorbilder regelmäßig durch das Land geistern? Und sozial, wie es die jeweiligen Parteibücher der Betroffenen ausweisen, ist es allemal nicht! Das ist eine typische Folge von zu langer Regierungszeit derselben Parteien. Typisch auch die klägliche Aufarbeitung solcher Fälle durch den Ministerpräsidenten. Hier scheint Aussitzen und Warten auf bessere Zeiten die Devise zu sein. Es wird wirklich Zeit, dass ein frischer Wind durch Parlament weht. Mit den aktuellen Parteien, die die Regierung stellen, ist das wohl kaum zu erwarten, Und die Opposition ist damit beschäftigt, uns entweder immer neue Vorschriften machen zu wollen, wie wir unser Leben zu gestalten haben (Grün) oder aber damit, dem völkischen Gedanken zu huldigen und ansonsten im Parlament durch Faulheit zu glänzen (Braun). All das schadet unserem Land, seinem Ansehen und vor allem seiner Stärke. 2. Kreisgebietsreform über dieses Thema haben wir viel gelesen, allerdings wenig Substantielles und noch viel weniger, auf das Verlass wäre. So kann heute niemand sagen, was wirklich auf die Bürger und die Verwaltungen zukommt. Und genau das ist es, was die FDP schon in der vergangenen Legislaturperiode angeprangert hat. Wir sperren uns nicht grundsätzlich gegen eine Reform, die sinnvolle Lösungen bietet und die Effizienz der Verwaltung steigert. Das wäre ja dumm. Nein wir sperren uns gegen eine Reform wie die jetzt vorgelegte, die das Pferd von hinten aufzäumt. Die Regierung agiert in den uns bekannten Entwürfen nach dem Motto: erst ziehen wir neue Kreisgrenzen und dann schauen wir einmal wie wir die Verwaltung für diese neuen Aufgaben zuschneiden. Das kann es nicht sein. Ein eklatantes Beispiel ist hier ganz in der Nähe zu beobachten, wo bereits Vorboten der Reform greifen, wenn auch eher von der Kreisebene zu verantworten. In Bad Belzig wurde vor nicht allzu langer Zeit entgegen dem harschen Protest der Bevölkerung die Geburtenstation geschlossen. Hintergrund ist, dass diese Geburtenstation eine Unterabteilung des Bergmann Klinikums in Potsdam ist, das wiederum mehrheitlich von der Stadt Potsdam beherrscht wird. Und die wollten nach der Übernahme die Geburten nach Potsdam ziehen. Das Ergebnis ist nun, dass sich werdende Mütter auf einen recht langen Weg zum nächsten Krankenhaus machen müssen, wenn es soweit ist. 40 min Fahrweg sind bei normaler Verkehrslage und ordentlichem Wetter die Regel. Die erste Geburt im Krankenwagen haben wir schon hinter uns. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, bei der Kreisgebietsreform eines nicht aus dem Auge zu verlieren: die Bürgerinnen und Bürger! Sie sind der Souverän. Und es geht deshalb nicht in erster Linie darum, überall noch den letzten Groschen aus den Verwaltungsstrukturen zu quetschen, um ihn dann möglichst medienwirksam unter Hinzuziehung der Presse wie mit einem Füllhorn gnädig im Land nach Gutsherrenart zu verteilen. Deshalb werden wir die Kreisgebietsreform in der jetzt vorliegenden Form nicht einfach hinnehmen. Als außerparlamentarische Opposition haben wir leider keine Möglichkeit, dies im Parlament deutlich zu machen. Vielmehr sind wir darauf angewiesen, andere Wege der Beteiligung am politischen Diskurs zu suchen. Ich hatte es bereits auf dem Landesparteitag im März angekündigt. Wir setzen uns dafür ein, die Reform über eine Volksinitiative zu stoppen. Hierzu werden wir uns mit geeigneten Mitstreitern zusammentun, um möglichst wirksam und mit breiter Schulter gegen die Nichtachtung des Bürgerwillens vorzugehen. 3. Wo steht die FDP Brandenburg? Seitdem ich in diesem Amt bin, treibt mich eines um: Wie gelangen wir mit unseren Anliegen und unseren guten Ideen wieder an die Öffentlichkeit. Ich möchte nicht falsch verstanden werden. Es ist völlig normal, wenn man aus einem Parlament rausgeflogen ist, dass uns die Journalisten nicht mehr an den Lippen hängen. Was ich allerdings bedenklich finde ist, dass wir lediglich dann die Aufmerksamkeit der Medien erlangen, wenn irgendetwas nicht so Positives in unserem Umfeld passiert. Da werden doch die Prioritäten falsch gesetzt. Wir schreiben regelmäßig Pressemitteilungen zu aktuellen Themen. Wir leben allerdings in einer Zeit, in der in Brandenburg auf weite Sicht keine Wahlen stattfinden. Insofern wird es weiterhin Knochenarbeit sein und viel Durchhaltevermögen bedeuten, mit unserer programmatischen Arbeit fortzufahren und durchzudringen. Umso begeisterter bin ich von Veranstaltungen wie der des Kreisverbandes Dahme-Spree zum Tag des Grundgesetzes. Dass wir vor Ort auch ohne die Unterstützung der Medien die Bürger erreichen können, zeigt die große Zahl an Besuchern solcher Veranstaltungen. Ich möchte Sie deshalb ermutigen, überall im Land solche kleinen und großen Leuchttürme zu installieren. Die Themen liegen auf der Hand. Infrastruktur im Bereich Verkehr und auf der Datenautobahn. Kita- Knappheit und Schulmisere. Wenn fast 20.000 Unterrichtsstunden ausfallen, kann man das durchaus auch auf die Regionen herunterbrechen und konkret vor Ort thematisieren. Hat schon einmal jemand ausgerechnet, wie viele Lehrer das Land hätte einstellen können, wenn allein die Nicht-Betriebskosten nicht anfallen würden? Von den Nachtragshaushalten ganz zu schweigen. Das eben angesprochene Thema Geburtenstation in Bad Belzig z. B. hat uns auch als Partei hervorragende Resonanz gebracht. Solche Themen sind bürgernah, die versteht jeder und dort findet man auch Mitstreiter außerhalb der Partei. Ich sage es noch einmal, es liegt an uns, bis zu den nächsten Wahlen unser Profil wieder so zu schärfen, dass die Medien unsere Botschaften nicht nur erhalten, sondern sie auch als relevant einstufen. Lassen wir uns nicht beirren. Die Signale überall im Land sind wesentlich positiver, als sie noch zur Zeit der letzten Landtagswahlen waren. Ich denke das spürt jeder und jede von ihnen. Ich jedenfalls erzähle jedem, der es hören will gern, dass ich Mitglied der FDP bin. Immer öfter höre ich dann als Antwort: Sie fehlen wirklich im Parlament. Und damit ist sowohl der Landtag als auch der Bundestag gemeint. Dieses noch etwas zart wachsende Pflänzchen des Vertrauens müssen wir durch ordentliche Politik und glaubwürdigen Auftritt in der Öffentlichkeit pflegen. Damit ist nicht gemeint, dass wir nach außen hin immer auf Friede Freude Eierkuchen machen können. Denn dazu sind die Themen zu vielschichtig und auch innerhalb der Partei noch nicht immer ausdiskutiert. Ich freue mich deshalb auf das kommende Jahr, das sicher mehr als das vergangene, in dem wir noch Wiederaufbau betrieben haben der Erarbeitung von Positionen gewidmet sein sollte. Damit möchte ich das Mikrofon an meine Kollegin und Landesvorsitzende der Berliner FDP Frau Sibylle Meister weiterreichen. Die Berliner FDP befindet sich ja bekanntermaßen im Wahlmodus und somit in einem völlig anderen Betriebszustand wie Brandenburg. Ich bin gespannt. Vielen Dank für Aufmerksamkeit
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