D 8512 52. Jahrgang Nr. 23 Montag, 13. Juni 2016 NACHRICHTEN POLITIK Mann in Warschau Michael Link, Direktor des OSZE-Büros für Demokratische Institutionen und Menschenrechte, im Interview. Seite 4 STREITKRÄFTE TRAINING MISSION SOMALIA Brückenschlag Deutsche und britische Pioniere haben für die Übung Anakonda eine 300 Meter lange Brücke über die Weichsel errichtet. Seite 8 SOZIALES/PERSONAL Fit im Dienst Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) soll die Leistungsfähigkeit steigern. Seite 3/11 VIDEO DER WOCHE: Die NATO-Großübung Saber Strike 2016 hat begonnen. US-amerikanische und deutsche Soldaten verlegen innerhalb von zwei Wochen über 2400 Kilometer von Deutschland bis nach Estland. Auf der ersten Etappe bereiteten deutsche Pioniere den Weg über den Fluß Naab bei Weiden in der Oberpfalz – zu sehen im Beitrag „Bundeswehr-Marsch nach Estland – Saber Strike 2016“. BW CLASSIX: Das Video „Classix – Hilfe bei einer Schlagaderverletzung“ aus dem Jahr 1985 ist ein Rückblick auf die Selbstund Kameradenhilfe bei der Versorgung von Verletzungen an der Schlagader. (eb) Yusuf Samatar ist erst seit Kurzem Soldat. Deutsche Kameraden bilden ihn in den Grundlagen des Pionierwesens aus. Seite 5 Diese und weitere Videobeiträge unter www.youtube.com/ bundeswehr. [email protected] Foto: Bundeswehr/Jane Schmidt Der Gefreite Samatar 2 aktuell INTERN 13. Juni 2016 Foto: picture alliance/dpa/Sven Hoppe BILD DER WOCHE Zerstörung in Simbach: Ein Hochwasser – ausgelöst durch heftige Regenfälle – hat zahlreiche Straßenzüge in der Stadt am Inn schwer beschädigt. In der Region kamen mindestens sechs Menschen durch die Katastrophe ums Leben. Der Wasserstand überschritt alle bisher beobachteten Werte. Die Hilfe der Bundeswehr: Seite 8 IMPRESSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur: ( -2420): Vivien-Marie Bettex (vmd) Vertreter: ( -2421) Hauptmann Patricia Franke (pfr) Produktionsunterstützung: (-2422) Hauptfeldwebel André Sterling (ste) Gefreiter Daniel Wieland Elisa Sollich Politik: Jörg Fleischer (jf, -2830) Streitkräfte/Einsatz: Major Anika Wenzel (akw, - 2861), Oberstleutnant Peter Mielewczyk (pm, - 2820), Major Katharina Zollondz (kzo), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie) Zoom/Sport: Björn Lenz (ble -2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Personal/Soziales/Vermischtes: Christiane Tiemann (tie -2850) Hauptmann Philipp Ahlers (pah) Mediendesign: Daniela Hebbel ( -2650), Oberleutnant Sebastian Nothing, Daniela Prochaska, Eva Pfaender aktuell als E-Paper und als PDF: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei BAIUDBw Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: SKA GrpRegMgmtBw/ Mediendisposition Kommerner Straße 188 53879 EUSKIRCHEN DEUTSCHLAND E-Mail: SKAMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZITAT EDITORIAL „Weil Menschen, die alles verloren haben, keine Nerven haben für zu viel Bürokratie.“ Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, dass die Verteidigungsministerin einen Kulturwandel in der Bundeswehr einleitete. Ursula von der Leyen präsentierte die Agenda Attraktivität. Das klare Ziel: Die Bundeswehr muss ein moderner und attraktiver Arbeitgeber werden, um im Kampf um die besten Köpfe zu bestehen. Dazu gehören: familienfreundliche Arbeitszeiten, weniger Versetzungen, kostenlose Telefonie und freies Internet für die Soldaten im Einsatz, moderne Möbel in den Stuben. Die einschneidendste Veränderung aber war die Umsetzung der EU-Arbeitszeitrichtlinie und die damit einhergehende 41-Stunden-Woche für Soldaten. Ein Schritt, der ein konsequentes Umdenken in vielen Bereichen erfordert, aber auf dem Weg zu einem „normalen“ Arbeitgeber notwendig ist. Maßgeblich dabei ist: Alle Veränderungen können nur nachhaltig greifen, wenn sie von den Soldaten und ihren Vorgesetzten im Alltag angenommen und damit zur Normalität werden. Ein Angebot der Agenda Attraktivität ist auch das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM). Die Mitarbeiter der Bundeswehr sollen körperlich Landrat Michael Fahmüller (CSU) in der vergangenen Woche im bayerischen Simbach über seine Zusage, unbürokratische Hilfe nach der Unwetterkatastrophe zu leisten. KALENDERBLATT Vor 80 Jahren: Am 19. Juni 1936 ist die Sensation perfekt. Der Boxer Max Schmeling schlägt den bis dahin unbesiegten US-Amerikaner Joe Louis in der zwölften Runde k.o. und wird Box-Weltmeister im Schwergewicht. Vor 90 Jahren: Am 13. Juni 1926 wird auf dem Berliner Friedhof Friedrichsfelde das Denkmal zu Ehren der Opfer der Novemberrevolution im Jahr 1918 enthüllt. Es erinnert an die ermordeten Revolutionsführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Das Monument trägt die Inschrift „Ich war – ich bin – ich werde sein“. Vor 115 Jahren: Am 17. Juni 1901 erklärt die in Berlin tagende „Konferenz zur Vereinheitlichung der deutschen Rechtschreibung“ Konrad Dudens Orthografieregeln als verbindlich. Bereits 1872 war der erste „Duden“ veröffentlicht worden. Vor 130 Jahren: Am 13. Juni 1886 ertrinkt der 41-jährige König Ludwig II. von Bayern unter ungeklärten Umständen im Starnberger See. Der König gilt zu Lebzeiten als menschenscheu, lässt während seiner Herrschaft prachtvolle Schlösser wie Neuschwanstein erbauen. Kurz vor seinem Tod wurde er unter Hinweis auf „geistige Umnachtung“ entmündigt und abgesetzt. Vor 205 Jahren: Am 18. Juni 1811 wird in der Berliner Hasenheide der erste Turnplatz Deutschlands errichtet. Gründer ist der damals 33-jährige Friedrich Ludwig Jahn. (eb) fit sein. Das Verpflegungsamt in Oldenburg ist ein Beispiel dafür, was BGM bewirken kann. Dort wurde das Betriebliche Gesundheitsmanagement in einer Pilotphase erprobt (Seite 11). Die Mitarbeiter sind nicht nur leistungsfähiger, auch Gemeischaft und Zusammenhalt wachsen. Und: Gemeinsamer Sport ist teambildend – auch in den zivilen Bereichen der Bundeswehr ist das wichtig. Die Folge sind motivierte und zufriedene Mitarbeiter, die sich mit ihrem Arbeitgeber identifizieren. Letztendlich sind sie die wichtigsten Botschafter für jedes Unternehmen bei der Suche nach neuem Personal. Christiane Tiemann Ressortleiterin Personal und Soziales 13. Juni 2016 MINISTERIUM / HINTERGRUND Vernetzt ans Ziel „Wir arbeiten prima zusam men“, sagte Müller. Von der Leyen hob die „konsequente Zusammenarbeit“ auf strategi scher Ebene im Prozess zum neuen Weißbuch 2016 hervor und unterstrich die Fortschritte bei der Entwicklungszusammen arbeit. „Wir denken vernetzt und ganzheitlich.“ Die Minis terin berichtete von einer „engen und produktiven Zusammenar beit zwischen BMZ und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) auf der einen Seite und Verteidigungs ministerium und Bundeswehr auf der anderen Seite“. vom Quartett für den nationalen Dialog in Tunesien, Ouided Bouchamaoui, hat bei der Konferenz „Entwicklung, Sicherheit und Frieden“ den Druck durch die Krise in Libyen auf ihr Land beklagt. Allein seit Februar seien 1,5 Millionen libysche Flüchtlinge ins Land gekommen, sagte sie in Berlin. Hier gelte es, dringend Abhilfe zu schaffen. Das könne nur vernetzt gelingen. Bouchamaoui: „Wir sind alle verantwortlich für den Frieden.“ Sie wies auf die tickende Zeitbombe einer „lost generation“ – einer „verlorenen Generation“ von Jugendlichen hin. Sie bräuchten dringend Arbeit. Der regionale Nothilfe-Koordinator für Syrien und die Nachbarländer des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP), Muhannad Hadi, berichtete, ein Professor verdiene 20 Dollar pro Tag, ein „IS“-Kämpfer ein Vielfaches. „Es gibt keine lokalen Konflikte mehr. Was in Syrien passiert, geht die ganze Welt an“, erklärte Hadi. Die Direktorin des „Africa Peace and Security Programme”, Michelle Ndiaye, betonte: „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem die Krisen in Afrika angegangen werden müssen.“ Wer mit diesem Vorhaben erfolgreich sein wolle, der müsse die Region besser verstehen, gab Dan Smith, Direktor des „Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) zu bedenken.“ (jf) anne rt Berlin. Die Friedensnobelpreisträgerin 2015 So etwa in Mali. Dort sei sie bei ihrem Besuch in Gao vom Bürgermeister in ihrer Funktion als Verteidigungsministerin völ lig selbstverständlich auf Entwicklungsprojekte oder wirtschaftliche Investitionen ange sprochen wor den. Militärischer Schutz, Wieder aufbau, Entwick lung und Inves titionen würden zusammen gesehen. un /B RK D Aus dem Nordirak : Foto berichtete die Ministe rin, werde ihr von kurdischen Gesprächspartnern nicht nur ver sichert, wie notwendig deutsche Waffenlieferungen im Kampf gegen die Terrormiliz „Islami scher Staat“ seien – sondern auch die Hilfe für die rund zwei Millionen Flüchtlinge, die in der Autonomieregion lebten. Von der Leyen: „Sowohl in Mali als auch im Nordirak handelt Deutschland vernetzt.“ Es gehe nun darum, so von der Leyen, den vernetzten Ansatz weiter zu entwickeln und dabei auch die Strategiefähigkeit ins gesamt zu verbessern. rk B Vernetzter Ansatz: Das sagen Experten Deutschland handelt vernetzt hr /D i Vernetzter Ansatz: Der Anspruch ist, dass zivile und militärische Akteure Hand in Hand arbeiten. Ausgehend von den Erfah rungen in Afghanistan hätten beide, BMVg und BMZ, gelernt, welch große Bedeutung vernetz tes Handeln habe. Das Konzept der vernetz ten Sicherheit umschreibt den Anspruch, die Arbeit militäri scher und entwicklungspoliti scher und anderer Akteure zu bündeln. Stabilisierungs und Friedensmissionen sollen abge stimmt verlaufen. de sw e Foto: UNHCR/Achilleas Zavallis Foto: Bundeswehr/Sebastian Wilke Foto: Bundeswehr/Jana Neumann Von Jörg Fleischer Zeichen gegenseitiger Wertschätzung Gesund am Arbeitsplatz Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) soll Leistungsfähigkeit steigern. Berlin. Der Abschlussbericht zum Erprobungsverfahren des Betrieblichen Gesundheits managements (BGM) ist in der vergangenen Woche im Berliner Bendlerblock vorgestellt worden. Das Ende der Erprobungsphase bildete aber gleichzeitig auch der Startschuss zur Ausfächerung in der Bundeswehr. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen betonte, das Thema werde gut angenom men und halte Führungskräfte an, mit gutem Beispiel voran zugehen. Die Ministerin sagte: „Zeit für BGM ist keine verlo rene Zeit, ganz im Gegenteil. Sie schafft Ressourcen und Resilienz, steigert unsere Motivation und unsere Leistungsfähigkeit.“ Die Ministerin stellte aber auch klar: „BGM ist immer nur so gut, wie es akzeptiert und vorgelebt wird.“ Soldaten wie auch Zivilbeschäf tigte verbringen einen Großteil ihrer Zeit am Arbeitsplatz. Betriebli ches Gesundheitsmanagement (BGM) soll ihr Arbeitsumfeld jetzt so gestalten, dass es zu einer gesundheitsbewussten Lebensweise motiviert. Dafür lief 2015 die Erpro bungsphase an elf Dienststellen. 3 Bundestag beschließt Beteiligungsgesetz Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen betont die enge Zusammenarbeit mit dem BMZ. Berlin. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat bei der Konferenz „Entwicklung, Sicherheit und Frieden“ in Ber lin für eine bessere Vernetzung der Lagezentren und Informati onsstellen der Bundesregierung geworben. Bei der Veranstaltung im Bun desministerium für wirtschaftli che Zusammenarabeit und Ent wicklung (BMZ) betonte die Ministerin die enge Zusammen arbeit zwischen Verteidigungs ministerium (BMVg) und dem BMZ. „Wer so gut harmoniert und so viele gute Ideen gemein sam entwickelt, der sollte gleich weiter machen“, sagte von der Leyen an die Adresse ihres Kollegen Gerd Müller, Minister für wirtschaftliche Zusammen arbeit und Entwicklung. Müller hatte als Antwort auf seinen Besuch im vergangenen Jahr im Verteidigungsministerium ins BMZ eingeladen. aktuell Der Abschlussbericht sieht das Projekt auf einem guten Weg. Der Leiter des Forschungskonsorti ums, Andreas Schlattmann, zog eine positive Zwischenbilanz. Er erklärte, das BGM werde durch drei Säulen getragen: Führung und Organisation, Arbeits und Gesundheitsschutz sowie betrieb liche Gesundheitsförderung. Der Fokus der Erprobungs phase, die von Wissenschaft lern unterschiedlicher Dis ziplinen begleitet wurde, lag laut Schlattmann auf der betrieblichen Gesundheitsför derung mit den Bereichen Bewe gung, Ernährung, Stressbewäl tigung und Suchtprävention. Acht von zehn Maßnahmen fie len dabei auf das Thema Bewe gung. Sie erreichten 19 Prozent der Beschäftigten. Für die Zukunft wünscht sich Schlattmann: „Wenn wir das Betriebliche Gesundheits management nach und nach aus fächern, dann gilt: BGM muss für alle sein, BGM muss nachweis lich wirksam sein. Und BGM muss sichtbar sein.“ (eb) Mehr Informationen zum Thema auf Seite 11. Berlin. Der Deutsche Bundestag hat am vergangenen Donnerstag das „Gesetz zur Änderung solda tenbeteiligungs und personalver tretungsrechtlicher Vorschriften“ beschlossen. Damit wird unter anderem das Soldatenbeteili gungsgesetz neu gefasst. Es heißt künftig „Soldatinnen und Sol datenbeteiligungsgesetz.“ Darin wird die Position der Vertrauens personen durch folgende Maß nahmen deutlich gestärkt: Ver längerung ihrer Amtszeit von zwei auf vier Jahre, Verbesse rung ihrer Ausstattung („Per sonalratsstandard“), Recht auf Durchführung von Versamm lungen der Wählergruppe, Auf wandsentschädigung für freige stellte Vertrauenspersonen und Schaffung zusätzlicher Weiterbil dungsmöglichkeiten. Weiter wer den in Anlehnung an das Bundes personalvertretungsgesetz den Vertrauenspersonen neue Auf gaben zugewiesen. So sollen sie etwa Maßnahmen beantragen, die der Dienststelle und ihren Solda ten dienen, und darüber wachen, dass die zugunsten der Soldaten geltenden Gesetze, Verordnun gen und Vorschriften durchge führt werden. (bö) Wehrbeauftragter dankt Soldaten Berlin. Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, HansPeter Bartels, hat seinen ersten Jahresempfang im Amt zum Anlass genommen, der Bundeswehr zu danken. Bartels sagte vor rund 520 Gästen in der Vertretung des Landes Nord rheinWestfalen beim Bund in Berlin: „Die Bundeswehr ist da, wo sie gebraucht wird – tausend Dank.“ Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gratulierte dem Wehrbeauftragten zum ers ten Jahr im Amt und dankte ihm für seine Initiativen und nachhal tigen Forderungen. „Sie stellen die richtigen und wichtigen Fra gen und vertreten die Belange der Streitkräfte auch außerhalb der Bundeswehr in einer breiten Öffentlichkeit mit der notwendi gen Beharrlichkeit.“ Bartels hatte zuvor in seiner Rede betont, dass die Solda ten der Bundeswehr neben den diversen Einsätzen, in denen sie gebunden seien, darüber hinaus die Flüchtlingshilfe zu bewälti gen hätten. Zum Zeichen seiner hohen Anerkennung dafür hatte der Wehrbeauftragte stellvertre tend 15 Soldaten, die sich ganz besonders für die Flüchtlingshilfe engagiert hatten, zu seinem Emp fang in die NRWLandesvertre tung in die Hauptstadt eingela den. (jf) Sirte. In Libyen rücken die Regierungstruppen weiter auf die „IS“-Hochburg Sirte vor. In der vergangenen Woche eroberten die Kämpfer der neuen Einheitsregierung 20 Kilometer vor der Küstenstadt zwei Kasernen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) zurück, wie die Einheitsregierung mitteilte. Bei den Kämpfen, die von Luftangriffen unterstützt wurden, gab es den Angaben zufolge mindestens sechs Tote und 15 Verletzte. Die von den Vereinten Nationen unterstützte Regierung der nationalen Einheit ist seit Ende März im Amt. Sirte liegt 450 Kilometer östlich von Tripolis. Der „IS“ hatte die Heimatstadt des getöteten früheren Machthabers Muammar al-Gaddafi vor einem Jahr erobert und dort Ausbildungslager eingerichtet. (mid/hcy) Paris setzt in Syrien Spezialkräfte ein Paris. Frankreich hat den Einsatz eigener Spezialkräfte in Syrien bestätigt. Französische Elitesoldaten würden die Kämpfer der Demokratischen Syrischen Kräfte (SDF), eines Zusammenschlusses gemäßigter kurdischer und arabischer Rebellen, bei der Offensive auf die nordsyrische Stadt Minbedsch beraten. Das teilte das französische Verteidigungsministerium mit. Bislang hatte Frankreich im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) nur den Einsatz von Spezialeinheiten im Irak bestätigt. Dort sind rund 150 französische Elitesoldaten im Einsatz. In Syrien hatte Frankreich den Kampf gegen den „IS“ nach den grausamen Terroranschlägen von Paris am 13. November des vergangenen Jahres aufgenommen. (fs/hcy) Nach Anschlag setzt Israel auf Vergeltung Tel Aviv. Nach dem tödlichen Anschlag in Tel Aviv in der vergangenen Woche hat Israel mit ersten Vergeltungsmaßnahmen begonnen. Im besetzten Westjordanland wurden hunderte zusätzliche Soldaten stationiert, wie die Armee mitteilte. Außerdem wurden Einreisegenehmigungen für zehntausende Palästinenser zurückgenommen, die im Fastenmonat Ramadan Verwandte in Israel besuchen wollten. Bei dem Anschlag waren am vergangenen Mittwoch vier Israelis getötet worden. Zwei palästinensische Attentäter hatten in Tel Aviv im Ausgehviertel Sarona um sich geschossen. Viele Israelis hatten dort ihren Sommerabend verbracht. (mid/ju) 13. Juni 2016 D er NATO-Gipfel in Warschau rückt näher. Wie sieht man in Polens Hauptstadt dem sicherheitspolitischen Spitzentreffen der Staats- und Regierungschefs im Juli entgegen? Die Redaktion der Bundeswehr hat mit dem Direktor des OSZE-Büros für Demokratische Institutionen und Menschenrechte (ODIHR) in Warschau, Michael Link, gesprochen. Er war zur Amtszeit von Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) Staatsminister im Auswärtigen Amt. Als Direktor des OSZE-Büros für Demokratische Institutionen und Menschenrechte haben Sie den Sitz Ihrer Dienststelle in Warschau. Wie sieht man dort dem bevorstehenden NATOGipfel entgegen? Der NATO-Gipfel wird hierzulande als das wichtigste politische Ereignis des Jahres in der Region wahrgenommen. Es werden große Hoffnungen an eine höhere NATO-Truppenpräsenz in der Region geknüpft. Nicht zuletzt ist zu erwarten, dass das Verhältnis des Verteidigungsbündnisses zu seinen östlichen Nachbarn im Mittelpunkt der Debatten stehen wird – diesem Thema wird in der polnischen Bevölkerung eine herausragende Rolle beigemessen. Deutschland hat den OSZE-Vorsitz in diesem Jahr inne – welchen Beitrag leisten Sie dazu? ODIHR ist die größte Institution in der sogenannten menschlichen Dimension des OSZE-Sicherheitsbegriffs. Als solche unterstützen wir die 57 Teilnehmerstaaten der OSZE in zahlreichen Bereichen bei der Umsetzung ihrer menschenrechtlichen Verpflichtungen. Ob Wahlbeobachtung, Förderung der Rechtsstaatlichkeit durch Prozessbeobachtung, Beratung bei Gesetzgebungsprozessen oder Schulungen von Sicherheitspersonal im Umgang mit Intoleranz und Diskriminierung – im Mittelpunkt unserer Arbeit steht immer das Individuum und dessen Grundrechte. Die Gründer der OSZE haben schon früh erkannt, dass es dauerhafte Sicherheit nur unter Wahrung der Menschenrechte geben kann. Diesen Grundsätzen ist auch der deutsche Vorsitz verpflichtet und wir unterstützen ihn aktiv bei der Umsetzung. Sie sind viel in Osteuropa unterwegs. Welche Einstellungen der Menschen registrieren Sie dort gegenüber der NATO und den Plänen der Allianz, ihr Engagement in dieser Region auszuweiten? Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass die Bevölkerung Foto: Bundeswehr/Marco Dorow; Logo: NATO Regierungstruppen rücken gegen „IS“ vor POLITIK / HINTERGRUND Sicherheit durch Rechte ODHIR-Direktor Michael Link im Interview. Foto: OSCE/Micky Kröll aktuell Foto: picture alliance/dpa/Mikhail Sokolov 4 NATO-Engagement in Osteuropa: Laut ODHIR-Direktor Michael Link (u. r.) steht die Bevölkerung in den betroffenen Ländern hinter den Plänen. Hintergrund: Die Bedrohung durch Russland (u.l.). ODIHR – für die Wahrung der Menschenrechte Warschau. Das Büro für Demokratische Institutionen und Menschenrechte (Office for Democratic Institutions and Human Rights, ODIHR) gilt international als eine der wichtigsten regionalen Menschrechtsinstitutionen. Das ODIHR hat seinen Sitz im polnischen Warschau und ist die Menschenrechtsinstitution der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Das Büro ist in Europa, im Kaukasus, in Zentralasien und in Nordamerika tätig. Die Institution fördert demokratische Wahlen, Respekt für Menschenrechte, Toleranz und Nichtdiskriminierung, sowie Rechtstaatlichkeit. Direktor des Büros ist seit Juli 2014 Michael Georg Link, zuvor Staatsminister im Auswärtigen Amt. Die OSZE ist die weltweit größte regionale Sicherheitsorganisation, eine zwischenstaatliche Organisation, die sich für Stabilität, Prosperität und Demokratie engagiert. Sie hat 57 Mitgliedstaaten. Die OSZE umfasst eine Region, die sich von Vancouver im Westen bis nach Wladiwostok im Osten erstreckt. Menschenrechte und Demokratie sind Grundpfeiler des umfassenden Sicherheitskonzeptes der OSZE. Diesem liegt das Bekenntnis aller OSZE-Mitglieder zu Grunde, dass dauerhafte Sicherheit nicht ohne Achtung der Menschenrechte und funktionierende demokratische Institutionen erreicht werden kann. Die Bundesregierung hat 2016 den OSZE-Vorsitz inne. Deutschland trägt damit die Verantwortung, die Organisation im Jahr 2016 sicher durch die unruhigen politischen Großwetterlagen und Krisen zu führen. Das bedeutet unter anderem konkret: Fortgesetztes Krisen- und Konfliktmanagement in der Ukraine sowie bei den weiteren ungelösten Konflikten im OSZE-Raum. Amtierender Vorsitzender ist Außenminister Frank-Walter Steinmeier. (eb) Welche konkrete Funktion hat das OSZE- Engagement innerhalb des vernetzten Ansatzes? Die Schlussakte von Helsinki, mit der 1975 der umfassende Sicherheitsbegriff der OSZE begründet wurde, war nicht nur das Gründungsdokument der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). Sie war auch die Verschriftlichung fortschrittlichen politischen Denkens und damals ihrer Zeit weit voraus. Indem sie einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen den drei Dimensionen militärische und wirtschaftliche Sicherheit sowie Menschenrechte und individuelle Freiheiten herstellt, nahm sie den vernetzten Ansatz vorweg. Dadurch können wir als OSZE uns dimensionenübergreifenden Herausforderungen im Sicherheitsbereich besonders gut stellen – dies gilt gleichermaßen für grenzüberschreitende Bedrohungen wie Terrorismus oder Menschenhandel, aber auch für komplexe Probleme wie eingefrorene Konflikte oder politische Transformationsphasen. Als Büro für demokratische Institutionen und Menschrechte kommen wir immer dann ins Spiel, wenn Grundfreiheiten und Menschenrechte betroffen sind. Glauben Sie, dass noch in diesem Jahr die EU-Sanktionen gegen Russland gelockert oder sogar aufgehoben werden können? Die Lockerung oder Aufhebung von Sanktionen ist eine Angelegenheit der Europäischen Union sowie einzelner Staaten, bei der OSZE stehen Dialog und Vertrauensbildung im Vordergrund. Grundsätzlich scheint es mir jedoch geboten, vor einer Lockerung von Maßnahmen zu analysieren, inwieweit sich die ihnen zugrunde liegenden Sachverhalte entwickelt haben. Wie steht die polnische Bevölkerung zu dem durch die Vereinigten Staaten forcierten Projekt einer Raketen-Abwehr? Die Bemühungen der polnischen Regierung, die Stationierung einer Komponente des geplanten Raketenabwehrsystems im eigenen Lande zu erwirken, werden von einem breiten politischen Konsens getragen. Die Fragen stellte Jörg Fleischer. 13. Juni 2016 EINSATZ / BUNDESWEHR aktuell 5 Mit Fingerspitzengefühl Ein deutscher Oberleutnant bildet somalische Soldaten aus – auch den 62-jährigen Yusuf Samatar. Von Peter Mielewczyk Fotos Jane Schmidt Mogadischu. Sie wollen nicht entdeckt werden, es muss schnell gehen. Mit Spaten und Spitzha cke graben sie ein Loch mitten auf der Straße. Neben ihnen liegt ein Plastikkanister, ein langes schwarzes Kabel hängt heraus, es führt zur „pressure plate“ – zur Auslösevorrichtung. Nach wenigen Minuten ist die Arbeit getan, nur bei genauem Hinsehen ist zu erkennen, wo der Spreng satz, das „Improvised Explosive Device“ (IED) versteckt liegt. Oberleutnant David Brenner* und sein italienischer Kamerad sind zufrieden. Ihre Ausbildungs gruppe im „General Dhagabadan Training Center“, kurz GDTC, wartet schon. Seit zwei Monaten ist der Oberleutnant bei der Euro pean Training Mission Somalia (EUTM SOM) als Trainer eingesetzt und bildet Soldaten der somalischen Armee in den Grund lagen des Pionierwesens aus. Die Betonung liegt auf Grund lagen. Ein Vorwissen ist bei den Soldaten so gut wie nicht vor handen. Vier Monate sind für das Training vorgesehen, mit den einfachsten der Armee zur Verfügung stehenden Mitteln. Wo lauern tödliche Sprengsätze und wie spürt man sie auf? Das ist das Thema für die nächsten drei Stunden, dafür haben Brenner und sein Kamerad den Ausbildungsparcours entlang der Straße aufgebaut. Die Ausbildung beginnt Explosion. Der Gefreite Samatar lässt sich davon nicht beeindrucken, er will seine Sucher unter Kontrolle haben, schließt immer wieder auf, schaut und redet auf sie ein, will alles richtig machen. Plötzlich stoppt einer der Sucher, in einer Entfernung von zwei Metern hat er etwas Verdächtiges gefunden. Ein kleiner Kasten, mit Klebe band ist ein Handy daran befes tigt. Brenner lässt die Gruppe sammeln. Die erste Spreng falle ist gefunden. Der italie nische Kamerad, der ausgebil deter Kampfmittelräumer ist, übernimmt. Gedanklich arbeitet er mit den Soldaten eine Check liste ab, erklärt die Funktions weise des gefundenen IED. Nicht immer einer Meinung Meter für Meter geht es weiter. Immer die Straße entlang, kein Schatten, die Sonne brennt von oben. Yusuf Samatar läuft jetzt links vorn, ist nun als Sucher eingesetzt. Minute für Minute vergehen, die Soldaten werden ungeduldig. Sollten sie etwas übersehen haben? Brenner und sein italienischer Kamerad bli cken teilnahmslos – nicht ohne Hintergedanken. Sie haben ihr Lernziel jetzt fast erreicht: Ungeduld macht unvorsichtig. Samatar hebt den Arm, er hat etwas gefunden. In einem Graben neben der Straße liegt eine Styroporverpackung. Der italieni sche Soldat blickt ungläubig, wie der wird die Gruppe gesammelt und das Objekt wird betrachtet. Ist es eine Sprengfalle oder Müll? Die Ausbilder gehen gemeinsam Punkt für Punkt der Checkliste durch, keine Anhaltspunkte. Der Gefreite bleibt dabei, er meint etwas gefunden zu haben und fängt an, mit der Metallstange in der Verpackung zu stochern. Der Kampfmittelräumer unter bricht die Ausbildung, mahnt zur Vor sicht. „So nicht! Wenn Du Dir nicht sicher bist, ändere Deine Perspektive zum Objekt, aber nicht anfassen“, erklärt der Italiener. Von allen Seiten wird das Objekt angesehen. Yusuf Samatar ist weiterhin überzeugt, auf eine Sprengfalle gestoßen zu sein. Seine einleuchtende Begrün dung nach 25 Jahren Bürger krieg in Somalia: Genau so ein Ding sei schon einmal explodiert. Jahre seien seitdem vergangenen, aber er erinnert sich noch gut, dass er damals ganz in der Nähe war. Jetzt ist sensibles Vorgehen gefragt, und schließlich wird eine salomonische Aussage getroffen. In diesem Fall habe man es nicht mit einer Sprengfalle zu tun, so die beiden Ausbilder. Die vehe menten Einwände des Gefreiten und seine Hinweise auf Erfah rungen aus der Vergangenheit werden dennoch gelobt, „lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig“. Der Soldat ist einverstan den. Seine Aufregung lässt nach. Erfolgserlebnis im Roadsweep Minuten vergehen und im „Roadsweep“ tasten sich die Sol daten die Straße voran. Gleich ist der vergrabene Kanister erreicht. Wieder hebt Samatar seine Hand, er wirkt ein wenig unsicher. Gemeinsam mit den Ausbildern analysieren die Soldaten die ver dächtige Stelle. Aufgebrochene Erde am Weg, eine Markierung am Straßenrand. Ein Soldat ent deckt das dünne schwarze Kabel im Sand. Zur Demonstration wird die „pressure plate“ freige legt, die Gruppe war nur wenige Schritte davon entfernt. Sama tar soll am Kabel ziehen. Lang sam kommt der große Kanister zum Vorschein. Der Gefreite hat ihn gefunden, er hat alles rich tig gemacht. Nach drei Stunden und zwei weiteren sichergestell ten IEDAttrappen endet die Aus bildung. „Ich halte das Ausbil dungsziel heute für erreicht“, fasst Brenner den Tag vor der Gruppe zusammen, sein ita lienischer Kamerad stimmt ihm zu. Schon morgen wird es wei ter gehen. Mit viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl – auf beiden Seiten. *Name zum Schutz des Soldaten geändert. Ein Video zum Thema auf www.youtube.com/ bundeswehr. Fotos: Bundeswehr/Jane Schmidt (4) Die „Roadsweeper“, die Straßen kehrer, bestehend aus zwei „Searchern“ und einem „Guide“ setzen sich in Bewegung, der restliche Teil der Gruppe folgt. „Wir müssen in der Ausbildung einen hohen Praxisanteil haben, blanke Theorie bringt hier nichts“, erklärt der Oberleutnant. Langsam tasten sich die Soldaten voran, einfache gebogene Metall stangen halten sie dabei in den Händen. Yusuf Samatar* führt die Gruppe (Bild Mitte). Der 62jäh rige Gefreite ist erst seit wenigen Monaten bei der Armee, zuvor war er Handwerker und Straßen händler in Mogadischu. Die Armee ist sein neues zweites Standbein, verspricht ein geregel tes Einkommen und somit auch ein kleines bisschen Sicherheit. Am Abend wird er wieder im Laden seines Bruders aushelfen. Meter für Meter wird der Boden untersucht. Immer wie der ermahnt der Oberleutnant die Gruppe, Abstand zu einander zu halten, zu groß ist die Gefahr einer Suchen und Finden: Die Ausbilder vergraben einen Kanister – er dient als Attrappe einer versteckten Ladung (l.). Die Lehrgangsteilnehmer besprechen ein verdächtiges Objekt im Wassergraben (M.) – ein Fehlalarm. Aufgerissene Erde und Markierungen am Straßenrand können auf versteckte Ladungen hinweisen (r.). POLITIK aktuell Von Sylvia Börner G roßbritannien stimmt ab: Am 23. Juni entscheiden seine Bürger darüber, ob das Vereinigte Königreich Mitglied der Europäischen Union (EU) bleibt. Eine einfache Mehrheit genügt. Wie das Referendum ausgeht, ist offen. Seit Monaten liegen Befürworter und Gegner des „Brexit“, wie der britische Austritt knapp genannt wird, in Umfragen etwa gleichauf. „Jeder Staat hat das Recht, im Einklang mit den eigenen verfassungsrechtlichen Bedingungen aus der Union auszutreten“, heißt es in Artikel 50 des Vertrags von Lissabon, seit 2009 so etwas wie die Verfassung der EU. Im Mai 2015 beschloss das britische Parlament aus Unterhaus und Oberhaus – mit Zustimmung des Königshauses – das Referendum. Eingebracht hatte die Gesetzesvorlage der EU-kritische Außenminister Philip Hammond. Sollten die Befürworter des Austritts am Ende die Nase vorn haben, würde es ernst. Weitere Verhandlungen seien ausgeschlossen, bekräftigte die Sprecherin von Premierminister David Cameron: „A vote to leave is a vote to leave.“ Großbritannien würde zunächst den Europäischen Rat über die Entscheidung informieren. Anhand der Leitlinien des Europäischen Rates würde die Union mit Großbritannien ein Abkommen über die Einzelheiten des Austritts verhandeln und festschreiben. In dieser Vereinbarung würde auch geregelt, wie die Beziehungen zwischen dem Land und der Union in Zukunft aussehen sollen. Der Rat müsste das Abkommen Gehen oder bleiben? mit einer qualifizierten Mehrheit annehmen, kein Mitglied könnte ein Veto einlegen. Zu guter Letzt müsste das Europäische Parlament zustimmen. Auch der Tag des Inkrafttretens müsste zwischen der EU und Großbritannien vereinbart werden. Andernfalls träte das Abkommen laut EU-Vertrag zwei Jahre nach der Erklärung Großbritanniens, aus der EU austreten zu wollen, in Kraft. Dann wäre Großbritannien von den EU-Verträgen entbunden. Die Folgen des Brexit Was auf den Brexit folgte, hinge von den Verhandlungen über die zukünftigen Beziehungen ab, wie die Consulting-Firma Global Waren, Dienstleistungen, Kapital und Personen – und zum anderen um den Welthandel. Die Hälfte aller Waren, die in der EU gehandelt werden, sind durch EUGesetze geregelt. Für die britischen Waren – immerhin 53,6 Prozent der britischen Exporte – und für britische Dienstleistungen müssten Zölle und Bestimmungen neu festgesetzt werden. Hinzu kämen neue Absprachen für Waren, die bislang durch das Freihandelsabkommen der EU mit Norwegen, Liechtenstein, Island und bilaterale Abkommen mit der Schweiz abgedeckt sind. Wirtschaftsexperten warnen bereits davor, dass die Unsicherheit während der langen Verhandlungsphase sinkende Investitionen zur Folge haben könnte. Fidelity ergab. Eine Gefahr: Gerade kleinere Unternehmen profitieren vom europäischen Binnenmarkt, Zölle wären für sie schwer zu schultern. Einen Vorteil sehen Unternehmer allerdings: Zeitersparnis durch weniger Bürokratie. Die Lager sind gespalten Auch müsste das Abkommen klären, unter welchen Bedingungen Briten in der EU leben und arbeiten dürften – und unter welchen EU-Bürger in Großbritannien. Aktuell leben rund zwei Millionen Briten in anderen EU-Staaten und haben unter anderem Zugang zum Gesundheitssystem. Brexit-Befürworter vs. Brexit-Gegner – die Profile GEHEN BLEIBEN ALTER: 60+ ALTER: 18-29 WOHNORT: England - East Midlands WOHNORT: Nordirland BERUF: Management und Selbstständige BERUF: Facharbeiter BILDUNG: Realschulabschluss BILDUNG: Hochschulabschluss POLITISCHE AUSRICHTUNG: wählt UKIP POLITISCHE AUSRICHTUNG: wählt grün Quelle: YouGov Counsel im Juni 2015 in einer detaillierten Analyse zum Ausstieg darlegte. Es geht zum einen um den EU-Binnenmarkt und die darin verankerten vier Grundfreiheiten – freier Verkehr von Zwei Drittel der leitenden Angestellten in britischen und kontinentaleuropäischen Firmen sehen den Austritt auch deshalb kritisch, wie eine Umfrage der Vermögensverwaltungsfirma Die Lager sind auch hier gespalten: Während für die einen die Freizügigkeit für die eigenen Bürger als zu schützendes Gut im Vordergrund steht, halten andere, wie der im März Grafik: Bundeswehr/Daniela Prochaska aktuell 7 zurückgetretene Arbeitsminister Iain Duncan Smith, Zuwanderung für problematisch, im Falle von Flüchtlingen sogar für eine Bedrohung. Umstritten ist, ob die EU-Vorschriften im Finanzsektor nach einem Austritt auf den Finanzplatz City of London zutreffen würden. Brexit-Befürworter glauben, ohne die Gesetze aus Brüssel könnte London als Global Player aufblühen. Global Counsel fürchtet hingegen um den Binnenmarktzugang für Finanzdienstleistungen: Wenn Großbritannien nicht mehr durch die Regeln des Binnenmarkts geschützt wäre, könnte die Wahrscheinlichkeit steigen, dass sein großvolumiges Euro-Firmenkunden-Bankgeschäft in die Eurozone überführt und unter die Aufsicht der Europäischen Zentralbank gestellt wird. Die Staaten der Eurozonen denken hierüber bereits nach. Außerdem müsste Großbritannien alle der über 50 bilateralen Abkommen der EU mit Drittstaaten neu verhandeln – mit einer geschwächten Verhandlungsposition. Auf dem EU-Gipfel im Februar rang Cameron den anderen EU-Staaten ein Reformpaket ab, das den Briten den Verbleib in der EU schmackhaft machen soll. So sollen Migranten aus der EU in Großbritannien in den ersten vier Jahren nur eingeschränkte Sozialleistungen erhalten. Wie hoch das Kindergeld ausfällt, soll davon abhängen, wo das Kind lebt. Vereinbart wurden auch mehr Souveränität für den britischen Finanzsektor, ein stärkeres Mitspracherecht für nationale Parlamente und eine Selbstverpflichtung zu weniger EU-Bürokratie. Ob Cameron seine Landsleute damit für einen Verbleib in der EU gewinnen kann? EU-Handelsabkommen mit Staaten und Staatengruppen weltweit Zeitfresser. Die EU hat mit einem Großteil aller Länder weltweit spezielle Handelsabkommen geschlossen. Großbritannien müsste den Marktzugang für britische Produkte in diese Länder sowie die Importbedingungen für Produkte aus diesen Ländern nach Großbritannien neu verhandeln. Am 23. Juni entscheiden die Briten über ihre Mitgliedschaft in der Europäischen Union. EU-Binnenmarkt und Zollunion Europäische Freihandelszone begünstigter Zugang zum EU-Markt begünstigter Zugang zum EU-Markt wird aktuell verhandelt oder ist noch nicht umgesetzt Verhandlungen über ein Investitionsa bkommen TTIP-Abkommen (Transatlantic Trade and Investment Partnership) Grafik: Y/C3 Visual Lab Verhandlungen über einen begünstigten Zugang sind in Planung Grafik: Y/C3 Visual Lab 6 8 aktuell BUNDESWEHR 13. Juni 2016 Brückenbau in 30 Minuten Treffen: Anakonda und Dragoon Ride Das Bataillon ist Leitverband und führt den multinationalen Pioniereinsatzverband bei Ana konda. Neben den Mindenern sind auch Angehörige des Panzer pionierbataillons 803 aus Havel berg, des niederländischen 101 Nur Minuten nach der Fer tigstellung des Übergangs wird er von den Gefechtsfahrzeugen genutzt, um trocken ans andere Ufer zu kommen. Doch nicht nur die AnakondaTeilnehmer pro fitieren von der Arbeit der Pio niere. Auf ihrem Marsch vom bayerischen Vilseck nach Tapa in Estland stellt die Weichsel auch für die Soldaten auf dem Dra goon Ride ein Hindernis dar. Die Ende Mai gestarteten 1200 Solda ten auf ihren 300 Gefechts und Unterstützungsfahrzeugen durch queren auf ihrem Weg drei Län der. Rund 900 Kilometer haben sie bis zum Übergang bereits hinter sich gebracht. Zwischen Bydgoszcz und Torun (siehe Grafik) befindet sich nun die Bremen sagt Danke für Flüchtlingshilfe Hilfseinsatz nach dem Regen Bremen. Bei einem bundes weit bisher einmaligen Festakt zur Würdigung der Bundeswehr Unterstützungskräfte in der Flüchtlingshilfe hat Carsten Sieling, Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen, seinen besonderen Dank ausgesprochen. Von den 1200 Soldaten, die wäh rend der Flüchtlingshilfe ihren Dienst in Bremen verrichteten, waren stellvertretend 300 ins Alte Rathaus gekommen. Die prakti sche Unterstützung vor Ort hätte für den strukturierten Umgang mit der damals akuten Notsituation „ein Quantensprung“ bedeutet, sagte Sieling. Auch das Zusam menleben von Bundeswehr und Zivilgesellschaft habe sich ver ändert. Sieling sprach von einer „tiefen Verankerung“ der Bun deswehr in der Gesellschaft, die in den vergangenen Monaten geschaffen worden sei. (kul) Mehr zum Festakt auf www.streitkraeftebasis.de Schwimmbrücke und der Marsch kann weitergehen. Noch bis zum 15. Juni werden sie unterwegs sein. Während Anakonda dann nur noch zwei Tage läuft, beginnt für sie erst die eigentliche Übung Saber Strike in Estland, Lettland und Litauen. Auf der Übung unter amerikani scher Führung stehen Gefechts schießen und CloseAirSupport auf dem Plan. Tapa 10 Pärnu 9 Adaži 8 Panevežys 7 Suwalken 6 Orzysz 5 Torun 4 Bydgoszcz 3 Powidz Der Beitrag „Bundes wehrMarsch nach Estland Saber Strike 2 Sagan 1 Zeithain 2016“ unter www.youtube.com/bundeswehr. „Wir werden hier gebraucht.“ – Panzergrenadiere helfen in Simbach. Simbach am Inn. Soldaten des Panzerpionierbataillons 4 aus Bogen haben tagelang bei den Aufräumarbeiten und der Wieder herstellung der Gas, Wasser und Stromversorgung im von der Hochwasserkatastrophe gebeu telten Simbach am Inn unterstützt. Am vergangenen Donnerstag wur den sie von der 3. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 112 aus Regen abgelöst. Oberstleutnant Lars Thiemann ist stellvertretender Kommandeur der Bogener Panzerpioniere. Erst im Mai wurde seine Heimatstadt von einem Tornado heimgesucht, dennoch war er von den Zerstörun gen durch Wasser und Schlamm in Simbach tief betroffen. „Wo grüne und blühende Gärten sein sollten, liegt jetzt großflächig brau ner Schlamm, aus dem hier und da mitgeschwemmter Hausrat und Müll herausragt“, berichtete Thiemann. Glücklicherweise stün Fotos: Bundeswehr/Thomas Grill (2) Gemeinsam Brücken schaffen Eine deutsche Soldatin vor der Flußüberquerung im Lager bei Bydgoszcz (l.). Pioniere koppeln amphibische Fahrzeuge vom Typ M3 zur Schwimmbrücke (M. und r.) – um die Weichsel zu überqueren (o.). Grafik: Bundeswehr/Eva Pfaender Bydgoszcz. In Polen hat ver gangene Woche die Übung Anakonda 2016 begonnen. An der aktuellen Auflage der alle zwei Jahre stattfindenden Übungsreihe sind mehr als 25 000 Soldaten aus 24 Nationen betei ligt. Übungsschwerpunkt ist die multinationale Zusammenarbeit bei der Verteidigung eines Lan des gegen reguläre und irregu läre Kräfte. Das Manöver über schneidet sich mit einer weiteren Großübung: Saber Strike. Die Bundeswehr nimmt an bei den Übungen teil. Während die Soldaten von Saber Strike noch auf dem über 2000 Kilometer lan gen Anmarsch ins Baltikum, dem Dragoon Ride II, sind, wird es für die Angehörigen des Panzerpio nierbataillons 130 aus Minden bereits ernst. Geniebataljon, der U.S. 361st MultiRoleBridgingCompany und des britischen 23rd Engineer Troop dabei. Mit den britischen Pionieren sollen die Deutschen nun den längsten Fluß Polens überbrü cken, die Weichsel. Insgesamt 30 Amphibienfahrzeuge vom Typ M3 kommen zum Einsatz und nach nur 30 Minuten steht die über 300 Meter lange Pontonbrücke. Fotos: Bundeswehr/Torsten Kraatz Von Anika Wenzel Fotos: Bundeswehr/Farnk Tuschmo (3) Deutsche und britische Pioniere errichten eine 300 Meter lange Brücke über die Weichsel. Gemeinsam in Simbach: Soldaten beim Aufräumen. den die Häuser noch. Als der Offi zier vor einigen Tagen anreiste, habe er ein Haus gesehen, vor dem das Wasser Holz aus einem nahen Sägewerk hoch aufgetürmt hatte. Thiemann: „Solche Bilder prägen sich ein.“ Die Zusammenarbeit mit den zivilen Hilfsorganisationen wie Feuerwehr und Technischem Hilfswerk habe gut funktioniert. „Die Hilfsbereitschaft der regi onalen Bevölkerung war ebenso beeindruckend. Hier eine ältere Dame mit ihrem Enkelkind, das mit Spielzeugschaufel und Eimer chen Schlamm entfernt. Dort eine ganze Schulklasse, die mit anpackt“, sagte Thiemann. Auch aus nicht betroffenen Gebieten seien Leute gekommen, um zu helfen. Von jung bis alt sei alles auf den Beinen. Die Simbacher Bevölkerung ist dankbar für die Hilfe der Solda ten. „Viele Menschen haben sich bei uns persönlich bedankt. In kurzen Pausen haben sie Kaffee für unsere Soldaten gebracht. Ein Metzger spendierte Leber kässemmeln“, berichtete der Oberstleutnant. Für ihn ist deut lich: „Wir werden hier gebraucht. Und wir helfen, wo wir können.“ Den ablösenden Soldaten vom Panzergrenadierbataillon 112 wünscht Thiemann viel Erfolg – und gibt ihnen einen kame radschaftlichen Tipp: Der Nachschub solle ausreichend Gummistiefel für die Soldaten bereithalten. „Gummistiefel und Überschuhe, das braucht man hier in Simbach.“ (ph) Der Beitrag „Nach dem Hochwasser: Soldaten packen an unter www.bundeswehr.de. 13. Juni 2016 ZOOM aktuell 9 Waterloo am Bosporus 1915 treffen alliierte Truppen und Soldaten des Osmanischen Reichs bei Gallipoli aufeinander. L SE AL BIN LI H Krithia Trotz des Sieges in den Schlachten von Gallipoli verliert das Osmanische Reich den Krieg. 1923, nach jahrelangem Befreiungskampf, entsteht die moderne Türkei unter der Ägide eines Gallipoli-Veteranen: Mustafa Kemal. Fünfzehn Jahre lang wird er Präsident der Türkei sein, das Land prägen wie kein Zweiter. Man verleiht ihm den Ehrentitel „Atatürk“ – Vater der Türken. Für die Gefallenen von Gallipoli wollte Atatürk mehr als das sein. „Es gibt keinen Unterschied zwischen den Johnnies und den Mehmets, dort, wo sie Seite an Seite in diesem unserem Lande liegen“, schrieb er 1934. „Nachdem sie ihr Leben auf diesem Land verließen, wurden auch sie unsere Söhne.“ Dardanellen Kap Helles Kumkale Grafik: Bundeswehr/Daniela Hebbel Vom Veteranen zum „Vater der Türken“ Der Mythos ANZAC Vor allem den Kriegsberichterstattern ist der Mythos um ANZAC zu verdanken: Die Soldaten hätten tapfer und aufopferungsvoll in ihrer ersten großen Schlacht gekämpft, schrieben sie damals. Die Australier verstünden die Schlacht als Teil der Gründungsgeschichte ihrer 1907 unabhängig gewordenen Nation, erklären Historiker den Mythos. ANZAC – schnell wurde der Begriff zum Synonym für den wagemutigen, kameradschaftlichen Australier. Bäcker verkauften „ANZAC-Toast“, Veteranen nannten ihre Kinder Anzac. Seit 1916 wird der ANZAC Day, einer der wichtigsten Feiertage Australiens, Jahr für Jahr am 25. April mit Militärparaden begangen. Tausende besuchen jährlich Gallipoli und gedenken der Gefallenen. Australische Truppen im Sturmangriff (l.). Der spätere türkische Staatspräsident Atatürk (M.). Kriegsschiff „Bouvet“ vor der Einfahrt in die Dardanellen (r.). Foto: picture alliance /CPA Media Co. Ltd Foto: picture alliance /CPA Media Co. Ltd März 1915: In den Schützengräben der Westfront ist der Krieg zum Stillstand gekommen. Auf den Feldern von Flandern stecken deutsche, französische und britische Soldaten in einem blutigen Patt. Um den Krieg der Schützengräben zu beenden, ersinnt der britische Erste Lord der Admiralität, der spätere britische Premierminister Winston Churchill, einen Angriffsplan. Die Westmächte sollen in den „weichen Unterleib“ der Mittelmächte vorstoßen – an ihrer Südflanke. Das Osmanische Reich, verbündet mit den Deutschen und Österreich-Ungarn, blockiert dort die Nachschublieferungen an Russland. Mit Schiffsartillerie wollen sich die Briten den Weg nach Istanbul freischießen. So wollen sie ins Schwarze Meer gelangen – und das Osmanische Reich in die Knie zwingen. Auf dem Weg zum Bosporus müssen sie durch eine Meerenge, vorbei an der Halbinsel Gallipoli. Doch über sie wacht die osmani- LLI PO Churchill will den Stellungskrieg beenden Allein an einem Tag sterben mehr Landung der Allierten als 10 000 türkische Soldaten. Front-Verlauf „Wenn ihr keine Munition mehr habt, habt ihr noch immer eure Suvla Bajonette“, befiehlt Kemal. ÖSTERREICH-UNGARN RUMÄNIEN Als sich das Debakel abzeichnet, tritt SERBIEN BULGARIEN MONTENEGRO Churchill von seinem Schwarzes Meer Amt zurück. Neun ALBANIEN ITALIEN Monate nach dem Sari Bari ANZAC Ari Burnu GALLIPOLI GRIECHENLAND ersten Angriff OSMANISCHES beginnt der Rückzug REICH der alliierten Truppen. Gaba Tepe Mittelmeer Am Ende sind meh r ZYPERN als 100 000 Soldaten tot, Hunderttausende verw undet. Ägäis Begonnen, um die GrabenKilid Bahr kämpfe zu beenden, endet die Plateau Schlacht von Gallipoli selbst in Kilid Bahr blutgetränkten Erdwällen. Das Canakkale Gelungenste der Operation sei der Rückzug gewesen, urteilt der Achi britische Historiker Gary ShefBaba field. GA E in Waterloo-Feiertag in Frankreich? Panzer führen zu Ehren von Napoleons Desaster über die Champs-Élysées, Mirage- Flugzeuge donnerten über den Triumphbogen. Schwer vorstellbar? Nicht so in Australien. Seit 100 Jahren gedenkt man dort der eigenen Soldaten, die bei der größten militärischen Niederlage der damals noch jungen Nation ihr Leben ließen – der Schlacht von Gallipoli im Ersten Weltkrieg. sche Fünfte Armee, befehligt von einem Deutschen, General Liman von Sanders. Als Kopf einer deutschen Militärmission war er 1913 entsendet worden, um die osmanische Armee zu modernisieren. Nun soll er die Alliierten davon abhalten, ins Herz des Reiches vorzustoßen. Die Gewässer um die Halbinsel lässt er dafür verminen. Unter von Sanders’ Kommando steht auch ein 34-jähriger Oberst namens Mustafa Kemal, der noch prominent werden wird. 18 britische und französische Kampfschiffe nähern sich am 19. März 1915 der Halbinsel. Sie feuern aus allen Rohren. Doch bald läuft das französische Linienschiff „Bouvet“ auf eine Mine auf. Innerhalb von Minuten sinkt die „Bouvet“, mehr als 600 Seemänner sterben. Vier weitere Schiffe werden im Minenfeld beschädigt oder zerstört. Die Marine-Operation ist gescheitert. Einen Monat später greifen die Alliierten erneut an. Diesmal sollen Bodentruppen die Halbinsel besetzen. Auch Australien und Neuseeland leisten ihren Beitrag: mit dem „Australian and New Zealand Army Corps“, kurz ANZAC. Im April 1915 landen an den Steilküsten in der Mitte der Insel ANZAC-Soldaten, britische Soldaten gehen im Süden an Land. Auf die Gegenwehr der Türken sind beide nicht vorbereitet. Zu Hunderten fallen die Briten im türkischen Maschinengewehrfeuer. Die Australier rennen derweil die Klippen hinauf. Als sie auf Widerstand stoßen, verschanzen sie sich in Gräben. Die türkische Division, befehligt von Mustafa Kemal, tut es ihnen gleich. Monatelang bewegt sich die Front kaum. Das Einzige, was sich ändert, ist die Zahl der Opfer. Foto: picture-alliance/dpa Von Jan Ludwig 10 aktuell SPORT danach stundenlang ihre Bahnen durch das Schwimmbecken und frisst abschließend auf ihrem Rad nochmals Kilometer – findet die EM-Fünfte Erfüllung. „Triathlon ist Leiden und keine Spaßsportart. Aber ich liebe das“, sagt die diplomierte Sportwissenschaftlerin: „Es gibt für mich nichts Schöneres, als in meiner Triathlon-Blase mit Training und Trainingslager zu sein. Für mich ist die Herausforderung, herauszufinden, zu welchen Leistungen der Körper imstande ist, wenn man arbeitet, sich keine Limits setzt und es von der Birne her gebacken bekommt.“ Von Dietmar Kramer Fotos Roberto Pfeil Saarbrücken. Immer wieder staunt Hauptgefreiter Anne Haug über sich selbst. „Als ich mit dem Triathlon-Training anfing, waren Bundesliga-Rennen mein Ziel, und jetzt? Jetzt bin ich Athletin der Nationalmannschaft und stehe vor meinen zweiten Olympischen Spielen. Das ist faszinierend“, beschreibt die 33-Jährige ihren Werdegang mit glaubhafter Verwunderung und spürbarem Stolz gleichermaßen. Der Schein einer Bilderbuch-Karriere im Mehrkampf aus Schwimmen, Radfahren und Laufen indes täuscht. Vielmehr ist Haug eine Spätzünderin: „Wegen einer Allergie habe ich erst mit 20 Jahren das Schwimmen gelernt“, gesteht die Bayreutherin im Gespräch mit aktuell am Olympiastützpunkt Saarbrücken mit herzerfrischendem Lachen: „Ich wollte damals unbedingt beim Triathlon mitmachen und habe mir deswegen YouTube-Videos angeschaut, um zu sehen, wie es geht.“ Ein neuer Anlauf Letztes Training auf Mallorca Sie will in Rio ihren „Auftrag erfüllen“ – Triathletin Anne Haug nimmt zum zweiten Mal an den Olympischen Spielen teil. Fotos: Bundeswehr/Roberto Pfeil (4) Radfahren und Laufen sind ihre Stärken Ihre Entschlossenheit führte zu passablen Fortschritten. Gleichwohl betreibt Haug nach eigenem Empfinden auf den 1,5 Kilometer langen Freiwasser-Strecken nur „Schadensbegrenzung“. Mehr sei einem Sportler, der so spät angefangen hat, nicht möglich. „Ich darf nur nicht zu weit nach vorn abreißen lassen, dann kann ich noch aufholen“, sagt Haug. Durch ihre Stärken auf der 40 Kilometer langen Radstrecke und besonders im abschlie- ßenden Zehnkilometer-Lauf ist die zierliche Athletin von der Sportfördergruppe Mainz längst zu einer festen Größe in der Szene avanciert. 2012 war Haug Vize-Weltmeisterin, ein Jahr später WM-Dritte. Die hohe Messlatte stellt keine Belastung 13. Juni 2016 dar: „Unter Druck entstehen Diamanten“, betont Haug. In Rio de Janeiro möchte sie den elften Platz bei ihrer olympischen Premiere 2012 in London noch toppen. Bei günstigem Rennverlauf hält die Oberfränkin, die Ende April in Kapstadt ihre Qualifika- tion für Rio endgültig bestätigte, sogar mehr für möglich: „Gold ist wohl unerreichbar. Aber ab Platz zwei oder drei ist alles drin.“ In der monotonen Schinderei für den Erfolg – tagein, tagaus bewältigt Haug frühmorgens 15-Kilometer-Läufe, zieht Sehr bewusst ist Haug, die sich auf Mallorca den Feinschliff für Olympia holt, die Bedeutung ihrer Unterstützung durch die Bundeswehr: „Ohne die wäre eine Fokussierung auf Sport unmöglich. Das ist eine wichtige Absicherung, um mich auf den Sport konzentrieren zu können.“ Zeit für inneren Ausgleich hat sie in ihrem durchgetakteten Tag wenig: „Ich kann ja kaum noch aktiver sein, um zu relaxen. Da entspannen mich eher eintönige Tätigkeiten wie Stricken, Kreuzworträtsel oder Sudoku.“ Doch kreisen Haugs Gedanken längst nur um Rio. „Ich möchte am Start wissen, dass ich keine Sekunde mehr und nichts besser hätte machen können. Wenn mir dann ein perfektes Rennen gelingt, kann ich zufrieden sein.“ Ganz Sportsoldatin schwebt Anne Haug auch schon eine Wunschschlagzeile über ihr Olympia-Rennen vor: „Mission accomplished – Auftrag erfüllt.“ Schnupperwochenende in Warendorf Warendorf. Rund 280 Jugendliche haben Anfang Juni an den Bundeswehr-Olympix teilgenommen. Jedes Team, das an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf bei strahlendem Sonnenschein und 28 Grad antrat, bestand aus fünf Teilnehmern. Ihnen zur Seite standen Soldaten als Teamleiter. Die Sportschule organisierte innerhalb weniger Wochen einen anspruchsvollen 6,8 Kilometer langen Parcours. 19 Stationen erwarteten die Jugendlichen – Zusammenhalt und Sportsgeist mussten an jeder Station unter Beweis gestellt werden. Viele Teams, die später starteten oder den Parcours schon gemeistert hatten, verteilten sich über das gesamte Gelände, um die anderen lautstark anzufeuern. Aber nicht nur Stationen Fotos: Bundeswehr/Stephan Ink (4) Bundeswehr-Olympix 2016: Teamgeist. Kameradschaft. Zusammenhalt. Ob hoch in die Seile oder über den Hindernisparcours: Mit Köpfchen und Teamgeist ist auch bei brütender Hitze alles zu schaffen. wie Sandgruben, Hinderniswälle, instabile Ponton-Brücken und Heuballenberge forderten die jungen Besucher heraus. Auch die Möglichkeit, die Bundeswehr einmal von Nahem kennenzulernen, wurde ausgiebig genutzt. Die Teilstreitkräfte und militärischen Organisationsbereiche waren vertreten, Soldaten standen Rede und Antwort. Die letzte Station des Parcours: der sogenannte „Gipfelstürmer“. Eine mit Gummimatten verkleidete Quarterpipe, die regelmäßig mit Wasser bespritzt wurde. Wenn die Teams hier ankamen, hatten sie bereits knapp sieben Kilometer voller Anstrengung hinter sich und waren durchnässt. Alle Teilnehmer wurden mit tosendem Jubel angefeuert, als sie sich daran machten, das letzte Hindernis zu überwinden. Wer oben ankam, half den nächsten Teamkameraden beim „Gipfelsturm“, zog sie an Händen und Füßen herauf. „Ich finde die Bundeswehr klasse, genau wegen dieses Zusammenhalts“, sagte der 16-jährige Pascal. Für ihn steht fest: Nach der Schule geht es zur Bundeswehr. Und er hat auch schon genaue Pläne: „Ich will entweder Fallschirmjäger oder Gebirgsjäger werden.“ Die 16-jährige Anna ist mit ihren Freundinnen nach Warendorf gereist und gerade durch das Ziel gekommen. „Am Wochenende shoppen gehen kann man immer. Aber das hier ist was richtig Besonderes.“ (eb) 13. Juni 2016 SOZIALES / PERSONAL aktuell 11 Schritt für Schritt richtig fit Fotos: Bundeswehr/Torstem Kraatz (5) BGM – Betriebliches Gesundheitsmanagement: Das Projekt wird flächendeckend in den Dienstalltag integriert. Von Colla Schmitz Fotos Torsten Kraatz Oldenburg. Der Job von Kapitänleutnant Alexander Sonneborn vom Sanitätsunterstützungszentrum ist der Sport der anderen: Der 29-jährige Sportwissenschaftler gehört zu den elf von insgesamt 18 BGMKoordinierenden, die das Projekt von Anfang an begleitet haben. Neben den gesetzlich vorgegebenen Maßnahmen des Arbeitsund Gesundheitsschutzes setzt das „Betriebliche Gesundheitsmanagement“ (BGM) auf Bewegung, Stressbewältigung, Suchtprävention und Ernährung. Das beinhaltet Vorträge, Seminare und auch Kochkurse ebenso wie aktives Training. Und zwar während der Dienst- und Arbeitszeit. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Thema „Führung und Organisation“ und behandelt die Vorbildfunktion von Führungskräften in der Umsetzung dieses ganzheitlichen Ansatzes. „Die Teilnahme soll keine Zusatzbelastung sein und auch keine Alternative zum Dienstsport. Sie ist vielmehr eine Chance, etwas für sich zu tun“, sagt Sonneborn. Das Interesse ist enorm groß Das hat sich bereits herumgesprochen. „Viele stehen schon in den Startlöchern. Das Interesse ist unwahrscheinlich groß“, berichtet der Marineoffizier. Wie sehr hat er bereits im vergangenen Jahr gemerkt, als er das BGM-Pilotprojekt beim Verpflegungsamt der Bundeswehr in Oldenburg dem Praxistest (Fotos) unterzogen hat. Das Ergebnis war beeindruckend. Nicht nur die Fitness verbesserte sich, sondern auch die Gesamtstimmung: „Bei den Teilnehmern des BGM ist die Zufriedenheit am Arbeitsplatz größer geworden.“ Seit dem 1. Januar wird das Erfolgsmodell nun als Bestandteil der Agenda Attraktivität in die Truppe eingeführt. Sonneborn und sein Team betreuen von Wilhelmshaven aus inzwischen 22 000 Dienstposten verteilt auf 35 Standorte. Von Helgoland im Norden bis Diepholz im Süden: Die Zielgruppen sind Soldaten, Arbeitnehmer und Beamte. Kurzum alle Beschäftigten im Geschäftsbereich des Verteidigungsministeriums. Bei der Etablierung des Programms baut die Bundeswehr, wenn möglich, auf bestehenden Aktivtäten der jeweiligen Dienststellen auf. „Zusätzlich werten wir die Vorschläge der Mitarbeiter aus. Anschließend erarbeiten wir in enger Absprache mit dem sogenannten ,Gremium Gesundheit‘ ein maßgeschneidertes Konzept, das dann von den BGM-Beauftragten vor Ort mit Leben gefüllt wird“, erklärt Sonneborn. Dadurch könnten zielgruppenspezifische und an die Belastungen der jeweiligen Dienststellen angepasste Maßnahmen angeboten werden. Gesund durch Verhaltensänderung Motivierte Mitstreiter, die für das Projekt brennen, ihm ein Gesicht und eine Seele geben, sind wichtig, weiß der Kapitänleutnant aus Erfah- rung. Schließlich fokussiert das „Betriebliche Gesundheitsmanagement“ nicht nur auf die alleinige Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit. Primär geht es um die individuelle Gesundheitsförderung durch Verhaltensänderung. Aber auch darum, wie dieser Schritt zu schaffen ist. „Wir bieten deshalb professionelle Unterstützung an. Letztlich eine WinWin-Situation für alle“, bringt es der BGM-Koordinierende auf den Punkt. Denn von gesunden Arbeitnehmern profitiert auch der Arbeitgeber. Der Videobeitrag „Gemeinsam für Gesundheit“ unter www.bundeswehr.de Kamerad und Sportsfreund Oldenburg. Die guten Geister hinter den Kulissen. Jene Männer und Frauen, die Unternehmen, Institutionen und Projekten ein Gesicht geben. Hauptmann Haimo Banse ist so jemand: „Als ich zur Bundeswehr kam, wollte ich unbedingt Spieß werden. Die Mutter der Kompanie sein. Mich um Menschen kümmern.“ Diese Philosophie zieht sich bis heute wie ein roter Faden durch seine gesamte Laufbahn. Inzwischen ist der 51-Jährige die Seele des „Betrieblichen Gesundheitsmanagements“ (BGM) beim Verpflegungsamt der Bundeswehr in Oldenburg. Besonders am Herzen liegt Banse, die Teilnehmer langfristig bei der Stange zu halten. Kleine Schritte und Erfolgserlebnisse, so lautet seine Devise. Foto: Bundeswehr/Torstem Kraatz Hauptmann Haimo Banse ist mit Leib und Seele BGM-Beauftragter beim Verpflegungsamt der Bundeswehr. Besonders wichtig sei ihm dies bei seinen Laufprojekten. „Der Langsamste ist für mich immer der Maßstab, wobei es aber auch wichtig ist, die Schnelleren ebenfalls zu fördern“, betont er. Ein Ansatz, der funktioniert. Beim letzten Oldenburger Marathon war der Hauptmann mit seiner 16-köpfigen Gruppe dabei. „Man bekommt den Kopf so herrlich frei, wenn man zwischendurch Sport treibt“, stellt er immer wieder fest. Die Konzentrationsfähigkeit steigt hinterher wieder an. Aber das ist nur ein Vorteil. Der andere liegt im zwischenmenschlichen Bereich. Banse weiß, wovon er spricht. Seine Dienststelle nahm 2015 am BGM-Pilotprojekt teil, das nachhaltig durch das Leitungspersonal umgesetzt und vorgelebt wurde. Der Erfolg stellte sich schnell ein: „Es hat unwahrscheinlich viel gebracht. Die Mitarbeiter lernten sich näher kennen. Dadurch haben sich anschließend viele Arbeitsabläufe verbessert.“ Selbst unter Leistungsdruck. „Man muss einfach nur lernen“, so der Hauptmann „wie man mit Stress umgeht.“ (cs) Was ist Ihr höchstes Gut? Meine Gesundheit. Mit wem würden Sie gern einen Monat lang tauschen? Mit niemanden. Was wäre Ihre berufliche Alternative? Polizist. Welches Lied singen oder hören Sie gern? „Am Fenster“ von City. Was mögen Sie an sich selbst nicht? Ungeduld. Wo möchten Sie am liebsten leben? Da wo ich jetzt lebe, auf dem Land. Welche Eigenschaften schätzen Sie an anderen Menschen? Toleranz, Selbstdisziplin, Güte und Wärme. Wie lautet Ihr Lebensmotto? Alles wird gut. 12 aktuell VERMISCHTES 13. Juni 2016 Nie wieder ein gebrochenes Herz In ihrem neuen Buch „Goodbye Herzschmerz“ hilft Elena-Katharina Sohn (36) Menschen mit Liebeskummer. Leiden Männer anders als Frauen an Liebeskummer? Jaein. Denn der Schmerz ist der Gleiche. Die Verarbeitung allerdings ist geschlechtertypisch – so reden Frauen viel darüber, mit der besten Freundin, der Schwester oder der Familie. Sie ziehen sich mehr zurück, das heißt sie sitzen eher am Abend zu Hause auf dem Sofa statt in einer Cocktailbar. Männer sind das ganze Gegenteil. Sie reden nicht und machen das mit sich aus. Dafür stürzen sie sich in Aktivitäten, treiben wie wild Sport, feiern und arbeiten viel. Oft bin ich die erste Person, mit der sie über ihren Kummer sprechen. 016 23/2 Gibt es aus medizinischer Sicht den Begriff gebrochenes Herz? Diesen Begriff gibt es tatsächlich. Er nennt sich „broken heart“ und ist eine kardiologische Erkrankung. Die Symptome sind die gleichen wie bei einem Herzinfarkt. Allerdings sind es Stressreaktionen, das heißt, es ist eine hormonbedingte Erkrankung. Wer Liebeskummer hat, steht meist unter starkem Stress. Gibt es auch positive Dinge an Liebeskummer? Ja, die gibt es sehr wohl. Nämlich die Chance der Persönlich- Was raten Sie einem Soldaten, der gerade im Einsatz ist und von seiner Partnerin oder dem Partner in der Heimat verlassen wird? Das wichtigste ist reden, reden, reden. Wenn er sich einem Kameraden anvertrauen kann, wäre das hilfreich und gut. Oder er sucht den Kontakt zur Familie oder guten Freunden daheim. Erfahrungsgemäß ist die Hemmschwelle bei Männern sehr hoch, bevor sie sich mit ihrem Liebeskummer an Fremde wenden. Klienten, glauben Sie noch an die Liebe? Ja, das tue ich. Und ich lebe auch wieder in einer glücklichen Beziehung (lacht). Die Fragen stellte Doreen Kinzel. Letzte Frage: Nach so vielen traurigen Geschichten ihrer Liebeskümmerer keitsentwicklung. Genauso wie in anderen Lebenskrisen können wir uns in Zeiten von Liebeskummer selbst besser kennenlernen und persönlich weiterentwickeln, wenn wir die Krise bewältigt haben. Die Goodbye Herzschmerz to : Sind manche Menschen anfälliger für Liebeskummer als andere? Ja. Gerade Frauen oder Männer, die nur wenige Glücksquellen in ihrem Leben haben – wenige Dinge, die sie glücklich und zufrieden machen wie Hobbies oder eine Arbeit, die sie ausfüllen. Für sie ist die Beziehung und ein Partner beinahe alles in ihrem Leben und sie konzentrieren sich ausschließlich darauf. Eine Trennung ist für sie wie das buchstäbliche Boden unter den Füßen verlieren und sie empfinden einen starken und vernichtenden Schmerz. Liebeskummer ist ein Schmerz, den wohl jeder kennt und niemand mag. Empfinden ihn Frauen anders als Männer? Warum leiden manche von uns ganz schrecklich darunter und andere weniger? Und gehört Herzschmerz tatsächlich dazu und ist am Ende gar noch eine Chance? Diesen Fragen widmet sich die Autorin und Therapeutin Elena-Katharina Sohn in ihrem neuen Buch „Goodbye Herzschmerz“, ihre zweite Publikation, die sich mit dem Thema Liebe und Kummer beschäftigt. Sohn betreibt seit 2011 in Berlin mit ihrem Team die Agentur „Die Liebeskümmerer“. Dort hat sie täglich mit Frauen und Männern zu tun, die an Liebeskummer leiden. In ihr neues Buch sind die Erfahrungen mit rund 3000 Betroffenen eingeflossen. Mit ihrer direkten Ansprache vermittelt Sohn dem Leser das Gefühl von „ich bin da für dich, ich nehme dich ernst und ich zeige dir den Weg aus der Krise“. Das Ziel: gestärkt zu sein – und bereit, wieder glücklich zu werden. Ein Buch, das in der schmerzvollen Phase Liebeskummer dem Betroffenen wie ein guter Freund zur Seite steht. Epochale neue Erkenntnisse gibt es allerdings keine. Es ist ein kurzweiliger Ratgeber mit vielen praktischen Übungen und Weisheiten, wie die von Oscar Wild: „Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer wundervollen Romanze.“ (dok) Elena-Katharina Sohn: Goodbye Herzschmerz – Eine Anleitung zum Wieder-Glücklichsein. Ullstein Verlag; 240 Seiten; ISBN-13: 978-3548376110; 9,99 Euro SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff „Sudoku 23/2016” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Zu gewinnen: APC Mobile Power Bank 10 000 mAh Dieser externe Zusatzakku für Smartphones und Tablet-PCs bietet bis zu vier Ladevorgänge für unterwegs. Lösung 21/2016: 5 1 3 9 Gewonnen hat: Sieglinde Luft Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Fo Berlin. Elena-Kartharina Sohn, die studierte Politologin, geboren in Essen, lebt seit vielen Jahren in Berlin und arbeitete lange Zeit als PR-Beraterin in einem Kommunikationsunternehmen bevor sie 2011 die Agentur „Die Liebeskümmerer“ gründete. Dort beraten sie und ihr Team, bestehend aus Psychologen, Psychotherapeuten und Coaches, Frauen und Männer mit Liebeskummer. aktuell hat die Autorin und Herzreparateurin zum Interview getroffen.
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