12. Juni 2016
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Schweizer Sieg
Eine schlammige Sache ist die Motocross-Sidecar-WM, die an diesem Wochenende in Schopfheim ausgetragenwird. Der Sonntag hat die Lokalmatadoren Joachimund Philipp Reimann gesSEITE 3
tern bei den Trainingsläufen besucht.
Schwere Unwetter, die unsere Dörfer unter Wasser setzen,werden im Zuge des Klimawandels allmählich zur Normalität. Wir müssen Orte und
Landwirtschaft daran anpassen, sagt der HydroSEITE 6
loge Markus Weiler im Interview auf
Die Schweiz ist mit einem Sieg in
die Fußball-EM gestartet. Die
vonVladimrPetkovic(Foto)trainierten Eidgenossen bezwangen Albanien mit 1:0. SEITE 18
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Zum Tiefflug gezwungen
FUSSBALL-EM
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft fiebert heute dem
eigenen EM-Start, 21 Uhr in Lille,
gegen die Ukraine entgegen.
„Man merkt eine gewisse Anspannung bei den Jungs. Das ist
ein ganz gutes Zeichen für das
erste Spiel“, sagte gestern DFBAssistenztrainer
Thomas
Schneider.
Beim eigenen Auftakt ist die
deutsche Elf daher auf viel körperlichen Einsatz vorbereitet.
„Das ist eine kampfstarke Mannschaft“, warnte Löws Assistent
vor der Ukraine. Gegen die Osteuropäer gab es noch keine Niederlage für die deutsche Mannschaft.
Zu der vierwöchigen FußballEM mit 24 Teilnehmerländern
erwartet Frankreich rund zwei
Millionen Besucher aus dem
Ausland. Aus Angst vor Anschlägen findet das Turnier unter
drastischen Sicherheitsvorkehrungen statt: Mehr als 90 000
Sicherheitskräfte sollen die Fans
an den zehn Austragungsorten
schützen, Stadien und Fan-Meilen sind stark gesichert. Nach
den Anschlägen von Paris vom
13. November mit 130 Toten
herrscht in Frankreich immer
noch der Ausnahmezustand. Die
Pariser Fan-Meile war am Freitagabend knapp zur Hälfte gefüllt: Statt der möglichen 92 000
Menschen kamen nur bis zu
45 000 Fußballfans. Einen Schatten auf die EM wirft auch eine
Streik- und Protestwelle in
Frankreich. Arbeitsniederlegungen bei der Staatsbahn SNCF sorgen den zehnten Tag in Folge für
Behinderungen im Schienenverkehr. Dank des Einsatzes von
Sonderzügen kamen die Fans
aber ohne größere Behinderungen zum Eröffnungsspiel ins
Stadion. Trotz mehrfacher strikter Kontrollen verlief der Einlass
DPA/TN
reibungslos.
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Der Sonntag
Motorräder und Matsch
Löw-Elf im
Startfieber
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Sie bis zum 18.06.2016:
Drohnen erobern den Himmel, Südbadens MODELLFLIEGER fürchten, dass sie die Verlierer dabei sein werden
Weil mit Drohnen zu viel
Schindluder getrieben wird,
sollen schärfere Gesetze
kommen – das aber trifft
dann möglicherweise eine
Gruppe hart, die damit eigentlich nichts zu tun hat:
die in Vereinen organisierten Modellflieger.
JENS KITZLER
Ferngesteuerte Multicopter, im
Volksmund Drohnen genannt,
werden immer erschwinglicher,
also summen am Himmel immer mehr der Dinger herum. Damit steigt die Zahl der kritischen
Situationen mit Drohnen. Im
Gebiet des Freiburger Regierungspräsidiums gab es den
jüngsten Problemfall vergangene Woche: Da hatte es ein Fernsteuerpilot geschafft, seinen Rotorflieger auf der Spitze des 240
Meter hohen Aufzug-Testturms
im schwäbischen Rottweil abstürzen zu lassen. Gegen den 48jährigen Piloten wird nun ein
Bußgeldverfahren eingeleitet.
Weil Zwischenfälle mit Quadcoptern häufiger werden, hat das
Verkehrsministerium unter Alexander Dobrindt (CSU) eine Änderung der Luftverkehrsordnung angekündigt. Was genau in
der Novelle stehen wird, ist noch
nicht klar. Allerdings bezieht
sich ihr Inhalt auf kleine unbemannte Fluggeräte - und darunter fallen auch Modellflugzeuge,
wie sie von Dutzenden Modellflugvereinen gestartet werden.
Erschreckt hat die Modellflieger
vor allem eine Idee, die im Ministerium kursiert: eine Beschränkung der Flughöhe auf maximal
100 Meter.
Deswegen steht auf der
Homepage der Luftsportgruppe
Kaiserstuhl der Satz „Der Mo-
Es müssen nicht ferngesteuerte Jets sein, auch Segelflugzeuge könnten bald nicht mehr fliegen, fürchten die Luftsportler.
dellflugsport in Deutschland
steht vor dem Aus!“ Rund 80
Mitglieder hat der Verein, und
für Laien sei gesagt: Die Geräte,
mit denen die Fernsteuerpiloten
dort fliegen, haben nichts zu tun
mit kleinen Summern, die Schüler im Park steigen lassen. Es
geht um Maschinen, die teils die
Ausmaße eines Esstischs haben.
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Die 100-Meter-Grenze lassen sie
schnell hinter sich, nicht nur die
motorisierten Geräte. „Die Segelflieger“, sagt der Vereinsvorsitzende Thomas Jenne, „die haben
zwischen fünf und sieben Meter
Spannweite. Sie steigen mit der
Thermik, und das geht ab 100
Metern Höhe überhaupt erst
los“. Das andere Extrem sind
ferngesteuerte Flugzeuge mit
echten Strahltriebwerken. Die,
erläutert Jenne, erreichten Geschwindigkeiten zwischen 200
und 300 Stundenkilometern. Da
ist die 100-Meter-Grenze flugs
überflogen. Und selbst die Piloten ferngelenkter Hubschrauber
stießen in diese Regionen vor.
Die Flieger vom Kaiserstuhl
stellen keine Ausnahme dar.
Beim Verein Breisgauer Modellflieger prangt der „Hände weg
von meinem Hobby“-Sticker auf
der Webseite, unter diesem Slogan protestiert der Deutsche
Modellflieger-Verband mit sei-
nen 87 000 Mitgliedern gegen
die Gesetzesreform. Bei der Modellfluggruppe Wehr findet sich
kein Protest. „Aber das wird noch
kommen“, sagt Vereinsvorstand
Thorsten Stocker, der die Pläne
der Regierung ablehnt. „Das
würde bei uns den gesamten
Modellsport betreffen.“
–
Steckt anderes dahinter?
–
Dass sie vom Verkehrsminister
in einen Topf mit den Drohnenpiloten geworfen würden, gefällt
den Luftsportlern nicht. Sie flögen auf festen Flugplätzen mit
behördlichen Aufstiegsgenehmigungen, erklärt Thomas
Jenne. Und die Drohnenflieger,
die für Ärger sorgten, hielten
sich einfach nicht an die bereits
bestehenden Gesetze. Die, sagen
die Flieger, reichten eigentlich
völlig aus, weswegen man hinter
dem Vorgehen des Verkehrsministeriums andere Absichten
FOTO: MÜNCH
vermutet: „Es ist zu vermuten,
dass die einen Flugkorridor für
gewerbliche Drohnen einrichten
wollen“. Denn auf so etwas warten Amazon, DHL und Co., die
aus der Luft liefern wollen.
In Südbaden waren kritische
Situationen mit Drohnen bislang selten. Im Polizeipräsidium
Freiburg registrierte man 2015
Meldungen in zweistelliger Höhe, meist riefen verunsicherte
Bürger an, ohne dass tatsächlich
etwas vorgefallen war. Beim Regierungspräsidium
Freiburg,
das die Einhaltung der Luftverkehrsordnung überwacht, betrafen angezeigte Verstöße vor allem gewerbliche Flüge, die ohne
Genehmigung stattfanden. Aufregendster Fall in Freiburg: Drei
Sichtungen möglicherweise kamerabewehrter Drohnen über
der deutschlandweit einzigartigen Damenabteilung des Loretto-Freibads. Die Piloten wurden
nie ermittelt.
2 LOKALES
Der Sonntag · 12. Juni 2016
„Einfach offen sein“
Die neuen Hoheiten
CHRISTINA CLEMENT
ist Inklusionsbeauftragte für Ihringen, Vogtsburg und Gottenheim
Vor rund drei Monaten hat
Christina Clement ihre Arbeit als erste Inklusionsbeauftragte für Ihringen,
Vogtsburg und Gottenheim
aufgenommen. Im Interview spricht die 53-Jährige
über ihre Aufgabe.
DIE NEUE BADISCHE WEINKÖNIGIN ist gekrönt: Magdalena Malin
(Mitte) aus Meersburg am Bodensee machte gestern das Rennen, wie
der Weinbauverband mitteilte. Ihr zur Seite stehen die Weinprinzessinnen Katharina Dier (links) aus Bötzingen am Kaiserstuhl und
Nicole End aus dem Offenburger Stadtteil Zell-Weierbach. FOTO: ZVG
Frau Clement, was macht eine
Inklusionsbeauftragte?
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Inklusion würden Sie gerne vermitteln?
Man soll einfach offen sein und
auf behinderte oder beeinträchtigte Menschen zugehen. Wenn
man aus dem Bauch heraus das
Gefühl hat, hier könnte Hilfe benötigt werden, dann trau dich
und biete sie an. Wenn die Hilfe
nicht benötigt wird, empfinde
das nicht als Zurückweisung, sei
eben froh, dass es der andere
noch alleine schafft.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
DANIEL WEBER
FAKTEN
CHRISTINA CLEMENT ist 53
Jahre alt und Mutter von drei
Kindern. Die promovierte
Ernährungswissenschaftlerin lebt mit ihrer Familie
in Ihringen. Kontakt zur
kommunalen Inklusionsbeauftragten unter den
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Sonja Meitzner und ihr Rekordversuch mit 72 000 LUFTBALLONS beim Public Viewing in Freiburg
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trächtigungen hat. Ich beschäftige mich also schon lange mit
diesem Thema und weiß, was für
Menschen mit Behinderungen
in der Gesellschaft möglich und
was nicht möglich ist. Als mich
Herr Obert dann gefragt hat, ob
ich mir vorstellen könnte, dieses
Amt zu übernehmen, habe ich
schnell zugesagt.
Teil von etwas Großem sein
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ke-Up
Somm nent-Ma
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Ein Hoch auf uns!
Inklusion ebnet den Weg für behinderte Menschen.
Vermitteln, dass Inklusion gelebt werden muss und das Theschen immer noch so groß?
die ja immer noch am gesellma in den Köpfen der Leute beschaftlichen Leben teilnehmen
wusst machen, das ist theore- Ich hatte erst kürzlich eine Be- wollen. Was jetzt in das Thema
tisch gesprochen meine Aufga- gegnung mit einer Rollstuhlfah- Inklusion investiert wird, ist also
be.
rerin und deren Begleiterin. We- auch eine Investition in die eigegen einer Bordsteinkante ist da ne Zukunft.
Und praktisch?
der Rollstuhl umgekippt und die
Frau rausgeflogen. Es hat eine
Ich stelle Kontakte und Begeg- ganze Weile gedauert, bis Pasnungen zwischen Menschen mit santen geholfen haben. Die stanBehinderung oder Einschrän- den erstmal wie angewurzelt im
kungen und gesunden Men- Abstand von ein paar Metern
schen her. Ich versuche, Berüh- herum und haben unsicher zurungsängste abzubauen. Kürz- geschaut. Manche wissen einlich zum Beispiel mit einer Akti- fach nicht, ob und wie sie helfen
on in Vogtsburg-Oberrotweil, wo sollen. Eine andere Situation war
eine Rollstuhl-Hockey-Mann- in Ihringen, wo ein verwirrter alschaft aus Freiburg ein offenes ter Herr durch die Straßen gelauSie saßen bis 2014 für eineWahlTraining abgehalten hat, an dem fen ist. Wir haben ihn angesproperiode im Ihringer Gemeindesich auch Bürger in einen Roll- chen und mit Mühe und Not
rat. Nun sind Sie Inklusionsbestuhl gesetzt und mitgemacht herausgefunden, wo er hin
auftragte, wie kam es dazu?
haben. Solche Begegnungen wir- möchte. Eine Frau, die ihn aus
ken nachhaltig, weil da offen und dem Küchenfenster beobachtet Das Ganze ist ja ein Modellbelocker miteinander umgegan- hatte, sagte uns dann, der laufe trieb bis 2017, der im vergangegen wird. Auch zu meinen Aufga- hier schon lange hin und her, nen Jahr von der Akademie Himben zählt es, den Kommunen und hingefallen sei er auch melreich, einem inklusiven
Impulse etwa in Sachen barriere- schon. Die Frau war überhaupt Gastrobetrieb, angestoßen wurfreies Bauen zu geben. Zu dem nicht auf die Idee gekommen, de. 17 von 52 Kommunen im
Thema habe ich nachher auch den Mann mal anzusprechen, Landkreis nehmen daran teil. Ihnoch eine Sitzung mit den ande- um zu helfen. Es gibt wirklich ringen, Vogtsburg und Gottenren 17 Inklusionsbeauftragten noch viele Berührungsängste.
heim haben sich dafür zusammengeschlossen, diese Konstelim Landkreis. Es gibt viele weitelation gibt es so in einem andere Themen, barrierefreier TourisWie erklären Sie sich das?
ren Bereich nicht. Und der
mus zählt für Ihringen, Vogtsburg und Gottenheim auch da- Die Unsicherheit ist einfach Ihringer Bürgermeister Martin
zu. Oder die Frage, ob und wie groß, eine Erklärung dafür habe Obert kennt mich, in meiner Geman in Sportvereinen Trainer in ich nicht. Aber das Thema wird meinderatszeit habe ich auf das
diesem Bereich schult.
immer akuter. Man geht davon Thema und seine nicht nur
aus, dass zehn Prozent in der Be- sprichwörtlichen Hürden imvölkerung eine schwere Behin- mer wieder hingewiesen, da es
Sie setzen sich für die Belange
von Menschen ein, die gelähmt, derung haben. Wir werden in Zu- mir persönlich ein großes Anliekunft durch den demografi- gen ist. Wir haben einen 19-jähriblind, gehörlos, psychisch krank
schen Wandel in der älteren Be- gen Sohn, der aufgrund von
oder dement sind. Sind die Bevölkerung noch mehr Menschen frühkindlicher Epilepsie körperrührungsängste des Durchschnittsbürgers bei diesen Men- mit Beeinträchtigungen haben, liche und auch geistige Beein-
72 000
schwarz-rot-goldene
Luftballons sollen heute Abend
in den Himmel bei der Messe gehalten werden. Dann käme Freiburg ins Guinness-Buch der Rekorde. Ideengeberin hierfür ist
Sonja Meitzner.
Um den Europameistertitel
geht es heute ab 21 Uhr, wenn die
deutsche Nationalmannschaft
in ihrem ersten Vorrundenspiel
auf die Ukraine trifft. In der
Halbzeitpause aber wird es noch
eine Nummer größer, dann geht
es in Freiburg nämlich um Weltrekordehren. 1999 wurde in Rosemont im US-Bundesstaat Illinois, mit 70 884 Ballons die Skyline von Chicago nachgestellt.
Das gilt es zu toppen mit einer
schwarz-rot-goldenen Fahne, die
entstehen soll, wenn 12 000 Besucher des Public Viewings an
der Messe in Freiburg jeweils
sechs Ballons aufblasen und diese dann zeitgleich in die Höhe
halten.
Sonja Meitzner wird dann die
Zeremonienmeisterin sein. Die
43-Jährige hat ein Geschäft für
Luftballons in Neustadt im
Schwarzwald, ist also vom Fach.
Und sie kam bereits 2014 zu Hilfe, als die Landjugend in Ihringen mehr als 400 Menschen mit
Biologisch abbaubar wie ein Eichenblatt: Sonja Meitzner mit ihren Luftballons.
FOTO: OSC
20 000 Ballons als lebende Weintrauben dekorierten. Als sie bei
den beiden Veranstaltern des Public Viewings, Karo-Events und
der CDS Dienstleistungsgruppe,
ihre Idee vom Rekordversuch
zum Länderspiel vortrug, ist sie
gleich auf offene Ohren gestoßen.
Schon im Eingangsbereich
soll jeder Besucher des Public
Viewings sechs Ballons in die
Hand gedrückt bekommen. Je
nachdem, von wo er sich das
Spiel anschaut, werden diese rot,
schwarz oder golden sein. Fünf
Minuten vor der Pause gibt es
dann die Anweisung zum Aufblasen und letzte Erläuterungen.
Und Drohnen werden Bilder von
der Choreographie machen,
auch um festzustellen, ob der Rekord wirklich gebrochen wurde.
Manche Fragen tun sich auf.
Könnte ein Führungstreffer der
Ukraine kurz vor der Pause das
deutsche Fanpublikum in Depressionen versetzen und den
Rekordversuch in Gefahr bringen? Und was, wenn umgekehrt
die Deutschen kurzvor dem Pausentee einen Treffer erzielen, gelingt es dann trotzdem, die Spannung beim Ballonaufblasen und
Verknoten aufrecht zu erhalten?
Hat gar der eine oder andere Besucher gar keine Lust, Teil eines
Rekordes zu sein und will ganz
einfach nur Fußball schauen?
Immerhin planen die Veranstalter in der Vorrunde nur mit bis
zu 12 000 Besuchern, der Rekordversuch ist also knapp kalkuliert, wenn die Marke von Rosemont geknackt werden soll,
müssen schon so ziemlich alle
mitziehen. Sonja Meitzner
macht sich da keine Sorgen. „Ich
glaube einfach, die Leute wollen
Teil von etwas Besonderem sein,
sie werden die Power bringen“,
sagt sie.
Nicht zuletzt findet der Rekordversuch aber in einer ökologisch sehr bewegten Stadt statt.
Droht am Messegelände also ein
Umweltskandal, wenn Menschenmassen hinterher ihre
Luftballons nicht korrekt entsorgen? Auch hier gibt Sonja Meitzner schon einmal vorab Entwarnung. „Natürlich kann jeder hinterher die Ballons mit nach Hause nehmen.“ Die Veranstalter des
Public Viewing weisen darauf
hin, dass es neben den üblichen
Mülltonnen zum Entsorgen der
Luftballons auch einen Reinigungsdienst geben wird, der die
kaputten Ballons auf dem Messegelände wieder einsammelt.
Und außerdem seien ihre Ballons zu 100 Prozent aus Naturlatex, betont Meitzner. „Sie sind so
biologisch abbaubar wie ein Eichenblatt.“
DIE DRITTE SEITE 3
Der Sonntag · 12. Juni 2016
Eine dreckige Angelegenheit
Heute fahren in Schopfheim die Rennfahrer des MOTOCROSS SIDECAR ihre Weltmeisterschaft aus – Brüderpaar aus Grißheim ist mit dabei
BORIS BURKHARDT
Redling, hauptberuflich im Rettungsdienst arbeiten. Allesamt
sind sie jedoch ausgebildete und
erfahrene Leute: „Ersthelfer sind
heute nicht dabei“, sagt Redling.
Denn die Motocross-Rennen des
MSC sind bei der Bandbreite der
Verletzungen immer eine gute
Praxisübung. „Wir besprechen in
der Zeit davor speziell Versorgung und Transport von Traumatisierten“, erklärt Redling:
„Jetzt folgt zwei Tage lang der
praktische Teil.“
Für die Leichtverletzten gibt
es ein „Medical Centre“ vor Ort;
die Schwerverletzten werden direkt ins Krankenhaus gebracht.
Bei diesem Wetter natürlich
ebenfalls ein dreckige Angelegenheit. Tatsächlich sagt Redling
mit einem Augenzwinkern: „Wir
putzen meistens danach noch
eine Woche lang unsere Fahrzeuge.“ Ernsthaft fügt er an: „Mitten
im Schlamm sind medizinische
Maßnahmen schwierig.“
A
uf dem Stoppelacker steht
zentimetertief das Wasser;
die Gummistiefel sind bis
zum Schaft mit braunem
Matsch bespritzt. Die Szenerie
erinnert zunächst stark an den
Campingplatz eines Rockfestivals – erst auf den zweiten Blick
fällt auf, dass Rocker normalerweise nicht mit solch großen
Trucks unterwegs sind, an die die
geräumigen Zelte angebaut sind.
Vielleicht sind sie der Grund,
warum Rock am Ring wegen
schlechten Wetters abgebrochen
wurde und die Jungs der Motocross-Sidecar-WM an der Kreisstraße zwischen Schopfheim
und Schwörstadt gestern und
heute unbeirrt ausharren.
Motocross ist aber auch generell eine dreckige Angelegenheit:
Von den Jungs hier, die mit ihren
Motorrädern aus ganz Europa
zur WM nach Schopfheim gekommen sind, hat keiner auf den
Rat seiner Mutter gehört, sich
beim Spielen nicht dreckig zu
machen. Wenn es nicht der
Schlamm ist wie in diesem verregneten Sommer, der meterweit in die Höhe geschleudert
wird, wäre es eben der Staub, der
die Piste einhüllen würde.
Auch die Motorradanzüge von
Joachim (24) und Philipp (22) Reimann aus Neuenburg-Grißheim
sind schon gut eingedreckt;
doch an Duschen ist noch lange
nicht zu denken. Nachdem die
Gebrüder Michael und Max
Frech aus Rheinfelden-Karsau
wegen Verletzung verhindert
sind, sind Joachim und Philipp
das einzige Duo, das den Ausrichter der WM, den Motorsportclub Schopfheim (MSC), in dieser
WM vertritt.
Die beiden Brüder bezeichnen
sich selbst als „komplette Quereinsteiger“ in den Motorradsport: Erst vor drei Jahren begannen sie zu fahren; 2016 ist ihre
erste WM-Saison, Schopfheim
ihr viertes Rennen. Das Besondere am Motocross Sidecar ist, dass
die Motorräder zwei Mann Besatzung haben. Das Motorrad
hat dabei keinen echten Sozius
sondern nur eine Freifläche mit
einer Haltestange. Der Beifahrer
sei von großer Wichtigkeit bei
der Lenkung, erklärt Joachim,
der fährt: „Er muss in den Kurven richtig stehen.“
Tatsächlich wirken die Beifahrer in den Haarnadelkurven besonders akrobatisch, wenn sie
zur Gewichtsverlagerung komplett außerhalb des Wagens hän-
> DIE
Mit Vollgas durch den Schlamm: Der Beifahrer muss beim Motocross Sidecar akrobatisch beim Lenken helfen.
gen und fast am Boden entlangschrammen. Den Vergleich mit
der Achterbahn Euromir im Europapark lassen die beiden Brüder gelten, um das Gefühl zu beschreiben. Wer fährt und wer Sozius ist, hatten die beiden schon
nach der ersten Probefahrt beschlossen. Ob es bei den beiden
besser klappt, weil sie Brüder
sind, können sie nicht sagen:
„Wir sind noch nie mit anderen
Partnern gefahren.“ Doch für
beide ist es klar, dass man „regelmäßig fahren muss, dass man
sich blind versteht“.
–
Der Sommer besteht nur
aus Beruf und Sport
–
Das Zelt der beiden Brüder ist
gleichzeitig auch ihre Garage.
Dort putzen und werkeln Markus Wilhelm und Beat Meyer am
Motorrad, die zwei Mechaniker
des Teams Reimann mit der Saisonnummer 58. Beide täten dies
ehrenamtlich, sagt Joachim: „So
wie alle hier vor Ort, außer den
wenigen Profis, die genug Sponsoren haben, um vom Motorradsport leben zu können.“ Freunde
und Familie sind dabei, und
selbst ein ehrenamtlicher Physiotherapeut.
Handwerkerbetriebe aus der Heimat und ein
Reifenhersteller unterstützten
Die beiden jungen Fahrer aus Grißheim Joachim (links) und Philipp
(rechts) Reimann mit (v. l.) Vater Julius Reimann, den Mechanikern Beat
Meyer (mit Sohn Jamie) und Markus Wilhelm.
das Team als Sponsoren. Doch
die Brüder Reimann stellen klar,
wie fordernd ihr Hobby bleibt:
„Das Sommerhalbjahr besteht
für uns nur aus Beruf und Motorradsport.“
Seit 1965 werden in Schopfheim Rennen gefahren; bereits
vier Mal war der MSC Gastgeber
der WM. Nach 1983, 1989 und
1995 gab es bis 2005 eine lange
Pause, weil die Strecke damals zu
kurz für die WM gewesen sei, erklärt Herbert „Hank“ Henkel, Vereinsveteran und Streckensprecher. Er hat seinen Platz auf dem
großen Holzturm, von wo er mit
einem Kollegen den Rennverlauf
kommentiert und Infos für die
Fahrer durchgibt.
Die WM im Motocross Sidecar
ist eine rein europäische Veranstaltung; doch es sind 15 Nationen von Malta bis Estland vertreten. Wie bei der Formel 1 wird die
Weltmeisterschaft in mehreren
Rennen pro Saison ausgetragen.
30 von 36 anwesenden Duos
qualifizierten sich gestern für
das heutige Rennen. Gefahren
wird auf dem rund 1,8 Kilometer
langen Parcours mindestens 30
Minuten: Wenn der Erste danach
durchs Ziel fährt, läuft das Rennen noch einmal zwei Runden.
Die Fahrer sind bereits ab 16 Jahren zugelassen; einen Motorradführerschein braucht man zum
Rennenfahren nicht.
Eine Deutsche Meisterschaft
hat der MSC regelmäßig zu Gast.
„Aber die WM ist ein größerer
Kraftakt“, sagt Henkel. Der Rettungsdienst muss aufgestockt
werden; es braucht ein Pressezentrum auf dem Gelände und
ein Willkommenszentrum an
der Straße. Mit DRK und Feuerwehr sind an diesem Wochenende 200 Helfer im Einsatz; bereits
vor vier Wochen begannen die
Vereinsmitglieder mit dem Aufbau. Auch der Platzbedarf der
Fahrer wachse stetig, sagt Henkel: „Vor 15 Jahren reichte noch
ein Fahrerlager aus.“
Damit auch die eigenen Vereinsmitglieder außer den Reimanns etwas von der Veranstaltung haben, wird heute auch der
Baden-Württemberg-Pokal Soloklasse (also ohne Sozius) ausgetragen. Neben der jährlichen
Großveranstaltung organisiert
der Verein auch ein bis zwei Jugendrennen im Jahr. Unterstützt
wird er dabei vom Dachverband
ADAC und von der Stadt Schopf-
heim. Kritik am Treiben der Motorradsportler gibt es laut Henkel „nur“ vonseiten der Umweltschützer und der Bewohner der
nahen Wohnsiedlung Altig.
–
Frakturen und
Gehirnerschütterungen
–
Der tödliche Unfall in Hertingen
vergangenes Jahr sei in Schopfheim kein Thema, versichert
Henkel: „Ein Grasbahnrennen
kann man nicht mit einer Strecke wie in Schopfheim vergleichen.“ Der MSC blieb bis jetzt
von tödlichen Unfällen verschont; und Henkel sagt sogar:
„Im Fußball gibt es mehr Unfälle
als beim Motorradsport.“ Doch
auch so haben Simon Redling,
Einsatzleiter des Deutschen Roten Kreuzes, und seine 42 Männer und Frauen jede Menge zu
tun: Frakturen, Wirbelsäulentraumata, Gehirnerschütterungen gilt es bei Stürzen zu versor-
FOTOS: BORIS BURKHARDT
RENNEN der WM Motocross Sidecar starten heute um 12
Uhr; um 11.15 Uhr gibt es eine Eröffnungszeremonie. Die Rennstrecke befindet sich an der K6353 zwischen Schopfheim und Schwörstadt. Die Straße ist für den Durchgangsverkehr gesperrt. Weitere
Informationen und Wettbewerbsergebnisse unter www.mscschopfheim.de.
gen. Gelegentlich auch Verbrennungen, wenn die Fahrer zu unvorsichtig an ihrem Fahrzeugen
herumgebastelt oder auch nur
beim Grillen nicht aufgepasst
haben.
Die Sanitäter sind je zu dritt
auf neun Posten auf der Strecke
verteilt: „Wir müssen in 30 Sekunden an jedem Ort auf der
Strecke sein“, erklärt Redling.
Steht der Fahrer nach einem
Sturz nicht gleich von selbst auf,
geben die Sanitäter der Rennleitung Bescheid; nur diese kann
das Rennen unterbrechen. Zeitgleich fährt aber einer der drei
Notärzte auf einem Quad los,
um über die Strecke zum Verletzten zu kommen. Sollte es ganz
schlimm aussehen, sind noch
die Kollegen von der Bergwacht
mit einem Geländefahrzeug vor
Ort. Mit Ausnahme der Notärzte
sind alle Kräfte des DRK an diesem Wochenende ehrenamtlich Streckensprecher Herbert „Hank“
hier, obwohlviele, darunter auch Henkel
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4 LOKALES
Der Sonntag · 12. Juni 2016
GESICHT DER WOCHE
CLAUS WERNER, FEUERWEHRKOMMANDANT
NormaleWoche mit Unwetter
D
ie Sicherung eines Geschon etwas frustrierend, wenn
fahrguttransportes, eine man denselben Keller erneut
Personenrettung im
auspumpen muss, der erst
Rhein: für Grenzach-Wyhlens
nach einem Hochwasser frisch
Feuerwehrkommandanten
renoviert wurde“, sagt Werner.
Claus Werner eine
Insgesamt waren
ganz normale Woan jenem Tag 27
che – wenn nicht
von 56 Grenzachdas Unwetter am
Wyhlener FeuerMittwoch gewesen
wehrleuten mit
wäre, das mindesacht Fahrzeugen
tens 40 Keller im
unterwegs, zuzügOrt unter Wasser
lich der Kameragesetzt hat. Aber
den aus Warmbach
auch diese neun
und Herten, die
Stunden Einsatz
zur Hilfe gerufen
nimmt Werner mit
wurden.
Claus Werner FOTO: BOB Die Arbeitgeber
seinen 55 Jahren
recht locker: „Wenn
seiner Männer seiman die Arbeit als Feuerwehren sehr großzügig, anerkennt
mann länger gemacht hat, wirft Werner, wenn es darum gehe,
einen nichts mehr so schnell
sie von der Arbeit ziehen zu lasaus der Bahn“, sagt er.
sen. Die meisten FeuerwehrEin Einsatz von 14 bis 23 Uhr oh- männer in Grenzach-Wyhlen
ne nennenswerte Pause, damit arbeiten in der dortigen Pharmuss Werner in der Gemeinde maindustrie oder in den Handmit 14 000 Einwohnern und
werksbetrieben. Das trifft ganz
ziemlich vielen Chemiekonzer- besonders auf Werner selbst zu,
nen einmal im Monat rechnen. der als Gerätewart für die FeuAm Mittwoch, als das Unwetter erwehr bei der Gemeinde angelosbrach, sichtete er anfangs
stellt und damit quasi Grendie Einsatzorte selbst, doch als zach-Wyhlens einziger hauptsich schnell herausstelle, dass
beruflicher Feuerwehrmann
die Hauptschadenstelle in der
ist.
Lindenstraße sein würde, wo
Am Mittwoch begann sein norder Ruschbach über die Ufer ge- maler Arbeitstag um 7.15 Uhr
treten war, übernahm er dort
und endete durch den Einsatz
das Kommando. In der Linden- wie erwähnt 16 Stunden später.
straße galt es, den Bach freizu- Wenigstens sei der Einsatz vor
kriegen und zu reinigen. Ein
Mitternacht beendet gewesen,
Keller stand 1,30 Meter unter
meint Werner: „Wenn es späte
Wasser: „Die anderen waren
Nacht wird, kann ich oft nicht
nicht ganz so schlimm.“
mehr einschlafen.“ Auch DieSchlamm und Schwemmmate- Nacht-Durchmachen ist für
rial wie Zweige verstopften
Werner einmal im Monat die
ständig die Pumpen. „So jung,
Regel. Beim Sturm Lothar 1999,
dass er so etwas noch nie erlebt erinnert er sich, habe er es drei
hätte, ist keiner meiner MänTage fast ohne Schlaf ausgehalner“, sagt Werner: Bereits vor
ten: „Danach bin ich im Stehen
zwei Jahren liefen die Keller in
eingeschlafen.“
BORIS BURKHARDT
der Lindenstraße voll. „Es ist
Einladung zum Frühstück
Jeden Tag besuchen bis zu 120 wohnungslose Menschen die Freiburger PFLASTERSTUB
Job, Frau, Wohnung –
manchmal geht eins nach
dem anderen verloren.
„Oder man hat es nie gehabt“, sagt Willibert Bongartz, Leiter der Freiburger
Pflasterstub. Wer auf der
Straße gelandet ist, findet
dort seit 1995 Überlebenshilfe, Austausch und jeden
Werktag ein Frühstück.
SIGRUN REHM
Nadine war 18 Jahre alt und in
der Ausbildung zur Bürokauffrau, als plötzlich ihr Gehalt ausblieb. Das Arbeitsamt sei schuld
gewesen, sagt die 35-Jährige, die
sich „Zora“ nennt, bei einer Tasse
Kaffee in der Pflasterstub. Nachdem der Vermieter drei Monate
kein Geld gesehen hatte, kam es
zur Zwangsräumung. „So bin ich
das erste Mal auf der Straße gelandet.“ Nach „diversen Schicksalsschlägen“, wie sie sagt, Zuständen tiefer Hoffnungslosigkeit und vergeblichen Versuchen, wieder Fuß zu fassen, habe
sie gemerkt: „Auf der Straße
komme ich besser klar, es ist ein
schweres Leben, aber es ist einfacher, als zurückzugehen.“ Jahre
auf der Straße folgten, in Abbruchhäusern und Notunterkünften, zuletzt in Berlin, bis sie
mit ihrem Verlobten Benjamin,
genannt „Eimer“, und den drei
Hunden in Freiburg landete. Jeden Abend bauen sie nun am
Moosweiher im Stadtteil Landwasser ihr kleines grünes Zelt
auf. „Bisher werden wir geduldet,
und das Zelt hat trotz Regen
dicht gehalten“, berichtet Nadine
froh. Vormittags sind sie regelmäßig in der Pflasterstub.
„Wir bieten Überlebenshilfe“,
sagt Einrichtungsleiter Willibert
Bongartz. Ziel sei es, die Gäste
beim Ausstieg aus der Wohnungslosigkeit zu unterstützen,
in der Wirklichkeit gibt es erstmal ein kostenloses Frühstück,
die Möglichkeit, zu duschen und
Nadine und Benjamin sind regelmäßige Gäste der Pflasterstub. Ihre Hunde Rocky, Mozzarella und Keks
FOTO: SIR
dürfen mit hinein, den Bollerwagen mit ihrer Habe stellen sie so lange draußen ab.
sich zu rasieren, Waschmaschine
und Trockner zu nutzen, sich seine Post hierher schicken zu lassen und die medizinische Ambulanz aufzusuchen.
Beide Türen zu Bongartz’ Büro
im Zentrum der Pflasterstub stehen offen, es herrscht ein Kommen und Gehen, das Stimmengewirr schwillt an und ab, Hundegebell und Kaffeeduft dringen
herein. „Für manche Gäste sind
wir ein Stück weit Zuhause, ein
Lebensmittelpunkt“, sagt Bongartz. Unter den täglich bis zu
120 Gästen, die meisten davon
Männer und zwischen 30 und 50
Jahre alt, sind daher auch ehemals Obdachlose wie Biggi, die
nun in der Pflasterstub mit anpackt. „Ich war ganz unten, doch
jetzt habe ich eine Wohnung,
kriege Hartz IV und arbeite hier
hinter der Theke“, sagt die 57-Jährige, „es geht mir gut.“
Ein eisiger Winter, in dem allzu viele Wohnungslose an den
Klosterpforten um Hilfe baten
und ein Mann mit offenem Bein,
der nach einer Erstversorgung
im Krankenhaus auf die Straße
entlassen wurde, gaben 1995 den
Anlass zur Gründung der Pflas-
terstub, wie Bongartz berichtet.
Pater Franz Hochvom Herz-JesuKloster gewann die Caritas als
Träger, die nun mit den zwölf
Freiburger Ordensgemeinschaften und der Stadt drei Sozialarbeiterstellen finanziert. Rund 40
Ehrenamtliche pro Jahr und viele Praktikanten kommen hinzu.
Ein Hintereingang an der Herrenstraße führt in die bescheidenen Kellerräume.
„Jeden Tag kommen Bürger
und bringen uns selbstgemachte Marmelade, Kleidung, Bücher
oder Tabak“, erzählt Bongartz
und freut sich, als kurz darauf
vier Kartons mit „Tee Peter“-Aufdruck geliefert werden – das Freiburger Unternehmen beschenkt
die Pflasterstub seit Jahren.
Auf 800 Menschen wird die
Zahl der Obdachlosen in der
Stadt geschätzt. Tatsächlich auf
der Straße, in Parks und Hauseingängen nächtigt laut Bongartz mehr als die Hälfte der
Pflasterstub-Gäste, die anderen
kommen in der „Oase“ an der
Haslacher Straße oder in anderen Notunterkünften unter. Viele kennen das Naserümpfen der
Passanten oder sind schon von
Feiernden angepinkelt worden.
Dass die Stadtverwaltung sie seit
März per Verfügung nachts aus
der Innenstadt verbannt, hat viele der „Straßenmenschen“, wie
Nadine sagt, sehr getroffen. „Wir
verstehen die Geschäftsleute,
aber wenn man uns vertreibt,
brauchen wir doch eine Alternative, wo wir hinkönnen“, sagt sie.
Bezahlbarer Wohnraum ist immer schwerer zu kriegen. „Wir
hätten gern eine kleine Wohnung oder einen Bauwagen –
aber mit den drei Hunden haben
wir keine Chance.“ Die Tiere abzugeben, komme nicht in Frage.
„Sie sind unsere treuen Begleiter,
ihre Psyche ginge kaputt, wenn
wir sie abschieben würden“, sagt
Nadine. Benjamin stimmt zu. Er
sage sich immer: „Wir sind nicht
obdachlos, wir zelten.“ Dann packen die beiden ihre Habe in den
Bollerwagen und ziehen los.
> TAG DER OFFENEN TÜR in der
Pflasterstub, Herrenstraße 6, Freiburg, am Samstag, 18. Juni, 10 bis
14 Uhr. Es gibt Kaffee, Kuchen und
Gelegenheit zu Einblick und Gesprächen. Der Chor der „Lebenskünstler“ sorgt für Musik.
Goldmedaillen gegen denTrend
Kleine Grundstücke mit OBSTBÄUMEN lohnen sich nicht mehr zum Bewirtschaften – das verändert das Gesicht des Kaiserstuhls
Fridolin Baumgartner ist nicht
nur ein leidenschaftlicher Obstbrenner. Er ist auch ziemlich erfolgreich. Von den letzten sechs
internationalen
EdelbrandMeisterschaften in Österreich
hat er sich jedes Mal von der
Bühne winkend unter den Siegern vom Publikum verabschiedet. Dieses Frühjahr brachte der
Vogtsburger von der Destillata
aus Graz vier von fünf vergebenen Goldmedaillen für Kirschbrände mit nach Hause an den
Kaiserstuhl. Baumgartners Edelbrände sind in der Gastronomie
und im Handel gefragt. Das
Brennen ist zur zweiten Karriere
des 63-Jährigen geworden.
„Der Kaiserstuhl hat Potenzial“, sagt Baumgartner stolz und
auch ein wenig nachdenklich. Er
hat 1983 mit dem Brennen angefangen. Damals standen überall
im Kaiserstuhl gepflegte Obstplantagen. Mit Obst sei auf den
Märkten damals noch Geld zu
verdienen gewesen. Manche hätten das richtig professionell betrieben. Heute hingegen sieht
man an vielen Stellen zuwuchernde Bäume oder schon Brachen.
Der Wandel lässt sich mit Zahlen belegen. Der Obst- und Gemüsevertrieb in Niederrotweil,
die zentrale Annahmestelle für
Baumgartners Vorzeigeplantage: die Dollenseppler in Eichstetten.
Obst und Gemüse aus ganz Südbaden, zählte vor zehn Jahren
rund 8 000 Zulieferer, heute
sind es noch etwa 1 400. Wobei
120 Lieferanten – also weniger
als zehn Prozent – 95 Prozent der
Produkte anliefern, wie Geschäftsführer Lorenz Boll betont. Die Entwicklung hat besonders am kleinstrukturierten Kai-
serstuhl Spuren hinterlassen:
Plantagen mit wenigen Bäumen
lohnen sich nicht mehr. Heißt es.
Baumgartner zeigt, dass es
doch möglich ist. Erst dieses Jahr
hat er elf Kirschbäume an der
Ortsausfahrt in Oberbergen gepflanzt. Zuvor standen auf dem
Streifen Land einige Jahrzehnte
Quitten und Zwetschgen, die
FOTO: RIX
noch seine Großeltern gepflanzt
hatten. Die Bäume waren in die
Jahre gekommen und wurden
morsch. Schon nächstes Jahr will
Baumgartner hier die ersten Kirschen ernten. Baumgartner
kennt zwischen Oberbergen und
Eichstetten viele Grundstücke
mit ihren Geschichten. „Da standen Apfelbäume, dort Kirsch-
bäume. Heute ist alles leer“, er- erwerb lohnt sich das nicht
zählt er. Auf der Straße nach mehr.“ So wandelten sich viele
Schelingen, berichtet er, standen der kleinen Obstgrundstücke
in den 60er Jahren Hunderte häufig zu Rebflächen. Denn
Zwetschgenbäume. Die seien Wein vom Kaiserstuhl bleibt eidann nach und nach verschwun- ne Erfolgsgeschichte. „Wer zehn
den. Wer weiß das heute noch?
Hektar Reben hat und einen
Auslöser für den Umbruch ist Hektar Obst, der wird irgendfür ihn auch die Pflicht zur Zerti- wann nur noch Wein anbauen.
fizierung. Wer Obst in Niederrot- Dann muss er nicht in zweierlei
weil abliefern will, muss be- Maschinen investieren, und
stimmte Standards erfüllen. zweierlei Spritzbrühen anrühUnd dafür braucht es ein Zertifi- ren“, sagt Boll.
kat, das zwischen 500 und 600
Baumgartner bewirtschaftet
Euro im Jahr kostet. Damit wer- ebenfalls Reben. Seine Trauben
den Dinge wie Beliefert er bei der
triebsablauf, HyWinzergenossen„Da standen
giene, Sicherheit,
schaft ab. Doch er
Apfelbäume, dort
Spritzpläne, Rückdenkt nicht im
verfolgbarkeit der
Traum daran, seiKirschbäume.
Waren dokumenHeute ist alles leer.“ ne Medaillen-Bäutiert. Wer ausländime aufzugeben.
Fridolin Baumgartner,
sche Arbeitskräfte
Sein bestes Stück
beschäftigt, muss Winzer und Obstbrenner steht am Ortseinauch dies genau
gang in Eichstetfesthalten. „Der Handel fordert ten – 13 stattliche Bäume mit
es“, sagt Obst- und Gemüsever- Schüttelkirschen namens „Doltriebs-Geschäftsführer Lorenz lenseppler“. Die heißen tatsächBoll. Die Zertifizierung ist für ihn lich so. Eine spezielle Züchtung
aber nicht Ursache, sondern Be- für Brenner, erklärt Baumgartschleuniger der Entwicklung. ner. „90 Prozent der Stile bleiben
Die kleinen Parzellen im Kaiser- beim Schütteln am Baum.“ Von
stuhl könnten sich wegen der seinen acht Goldmedaillen bei
hohen Fixkosten im zuneh- der Destillata in diesem Frühjahr
mend globalisierten Obstmarkt hat er seinem „Dollenseppler“
nicht mehr behaupten – zu teu- vier zu verdanken.
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er, zu kleine Mengen. „Im Neben-
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6 LOKALES
Der Sonntag · 12. Juni 2016
Mit den Wassermassen
überfordert
Wieder mehrere Orte von UNWETTERN betroffen
Es war am vergangenen Dienstag
gegen 15.40 Uhr, als im Elz- und
Simonswäldertal nach Hagelschauern ungewohnt starke Regenfälle einsetzten. In der Leitstelle des Polizeipräsidiums Freiburg gingen zahlreiche Anrufe
ein. Allein aus dem Waldkircher
Ortsteil Kollnau wurden rund 60
unter Wasser stehende Keller gemeldet, wie die Polizei später
mitteilte. Sofort schwärmten die
Rettungskräfte aus. „Für Feuerwehr und Polizei war allerdings
schnell klar, dass während der
kräftigen Niederschläge zunächst nur Maßnahmen zur
Schadensbegrenzung eingeleitet werden konnten“, so Polizeisprecher Walter Roth. Die meisten von Hochwasser gefährdeten Straßen hätten gar nicht erst
gesperrt werden müssen – weil
sie binnen Minuten und für jedermann sichtbar nicht mehr
passierbar waren. Schwerpunkte
für Feuerwehr und Polizei ergaben sich laut Roth schnell im Bereich Kollnau und Siensbach. Die
Waldstraße und die Hauptstraße
in Kollnau waren wegen Geröll
und Wasser auf der Fahrbahn
unpassierbar geworden und
mussten gesperrt werden, ebenso die Talbachstraße in Richtung
Siensbach.
ein Blitzeinschlag in der Buchholzer Schwarzwaldstraße setzte
den dortigen Bahnübergang für
etwa eine Stunde außer Betrieb.
Nach einer knappen Stunde
war die Situation wieder halbwegs im Griff: „Das war nicht nur
dem vorbildlichen Einsatz der
Rettungskräfte zu verdanken,
der Verantwortlichen und intensiver Nachbarschaftshilfe, sondern auch dem Glück, dass der
Regen genauso schnell wieder
aufhörte, wie er begonnen hatte“,
so Walter Roth.
–
Keine Verletzten
–
Das Bild von den Schleusen, die
sich öffnen, konnte man in dieser Woche auch im südlichen
Teil Südbadens bemühen. Vor allem am Dienstag und am Mittwoch mussten Feuerwehr, Tech- Mit dem Klimawandel mehren sich bei uns Starkregen-Ereignisse, die fatale Folgen haben wie hier in Braunsbach oder zumindest für Schäden
FOTO: DPA
nisches Hilfswerk, Polizei und sorgen, wie auch in Südbaden in den vergangenen Tagen. Müssen wir unsere Städte und Dörfer künftig anders bauen?
auch das Rote Kreuz immer wieder ausrücken. Die gute Nachricht ist: Niemand wurde verletzt. Auch nicht der Mann, auf
dessen Auto am Mittwoch in
Weil am Rhein ein Baum fiel, der
vom Blitz getroffen wurde.
INTERVIEW
Am Dienstag musste in Lörrach die Salzertstraße gesperrt
werden, weil die Kanaldeckel aus Auch dieses Jahr vergeht
Nicht allein, es ist eine Kombinaals reißende Wildwasser in Stra- beim Hausbau berücksichtigen.
der Verankerung gespült worden
ßen und Keller liefen?
Vergangenes Jahr war ich nach
kaum ein Tag ohne Unwet- tion. Wir verändern nicht nur
das Klima, wir verändern auch
einem Starkregen-Ereignis in
ter, deren Regenmassen Or- die Landschaften, unsere Städte, Zum einen empfiehlt es sich, Bonndorf, dort hatten einige
te unter Wasser setzen. Wir unsere Anbaumethoden.
sie zu entdolen, sie also offen zu Leute ihre Häuser so angelegt,
legen – so dass den Leute über- dass das Wasser über eine Rampe
müssen beginnen, sagt
Erläutern Sie das bitte.
haupt bewusst wird, dass hier von der Straße direkt in die GaraHydrologieprofessor MarWasser fließt und das auch Ge- gen und Keller hinunterfließen
kus Weiler von der Univer- Auch durch menschengemachte fahren bringen kann. Dann und so maximalen Schaden ansität Freiburg, unsere Sied- Veränderungen der Landober- muss man alles dafür tun, dass richten konnte. Leider sind sich
fläche werden Abflüsse von Was- mitgeschwemmtes
Material die meisten Hausbesitzer nicht
lungen auf die Folgen des
Klimawandels einzustellen. ser beschleunigt und intensi- nicht plötzlich das Wasser in den bewusst, welche Gefahren dort
viert. Durch Versiegelung von Kanälen aufstauen kann. Oder drohen, wo sie wohnen.
Oberflächen beispielsweise, also man plant, welchen alternativen
Herr Weiler, Anwohner von Flüs- durch das Asphaltieren und Be- Weg Hochwasser durch eine GeWoher sollen sie es auch wissen?
sen kennen sich mit Hochwasser tonieren. Und durch alle Anla- meinde nehmen kann, ohne zu
ja aus. Aber bei Unwettern trefgen, Rohre und Kanäle, die Was- viel Schaden anzurichten.
Man könnte sich mit der Gefen die Fluten die Orte immer
ser schneller abfließen lassen.
meinde zusammensetzen und
völlig unvorhergesehen.
Und auch durch eine ungünstige
das überprüfen. Leider können
Wahl der landwirtschaftlichen
Sie noch nicht selbstständig festMehr als 60 vollgelaufene Keller mussten die Feuerwehrleute am
Die Gefahr ist weniger offen- Anbausorten – das Thema Mais
stellen, wie hoch das Risiko am
FOTO: FLEIG sichtlich. Durch viele Ortschaf- steht da immer wieder im Raum.
Dienstag in Waldkirch-Kollnau leerpumpen.
Standort Ihres Eigenheims ist.
ten führen Bäche, bei deren AnWenn Sie an einem Bach wohDie Rettungskräfte trafen vor waren. Am Mittwoch wurden lage die Möglichkeit solcher
Was kann der dafür?
nen, können Sie in Gefahrenkarallem in Kollnau auf mehr als 60 zahlreiche Landstraßen im Ereignisse nicht adäquat berückten nachschauen, wie die Bedrovollgelaufene Keller, weil die Landkreis Lörrach überflutet sichtigt wurde, oft sind sie ver- Er selbst nichts, aber er wird erst
hung im Falle eines Hochwasteils verstopften Abwasser- oder mit Geröll verschüttet. Auf dolt, verlaufen also unter der Er- spät gesät und wächst erst spät,
sers aussieht. Für die Folgen von
schächte mit den großen Wasser- die Gleise der Tramlinie 6 in Rie- de, manchmal wissen die Bürger dadurch stehen die Äcker lange
Starkniederschlägen wird so eimassen vielerorts überfordert hen wurde so viel Unrat gespült, gar nicht, dass sie da sind. So war fast vegetationsfrei da. Auftrefne Kartierung gerade erst entwiwaren, wie Roth erklärt. An eini- dass der Trambetrieb kurzzeitig das auch in Braunsbach der Fall. fendes Wasser versickert dort
ckelt, bis sie fertig ist, wird es
gen Stellen, wie etwa im Kohlen- unterbrochen werden musste.
kaum, sondern verschlämmt
noch ein paar Jahre dauern.
Oft war es ja auch so, dass von
bach, rutschten durchweichte Dazu kamen Dutzende überfluden Boden häufig und fließt als
diesen Rinnsalen jahrzehntelang Oberflächenabfluss ab.
Erdmassen ab. „Matsch und Ge- tete Keller und Wohnungen, die
Die Hydrologen der Universität
Hydrologe Markus Weiler: „Sie
nie eine Gefahr ausging.
röllmassen machten die Straßen leergepumpt werden mussten.
Freiburg arbeiten da mit?
werden nie hundertprozentigen
an vielen Stellen unpassierbar“, Von dem gestrigen kurzen, aber
Also müssen wir bei der GestalSchutz erreichen.“
berichtet der Polizeisprecher. ebenfalls sehr heftigen Starkre- Genau. Bis eben ein außergetung unserer Ortschaften allFederführend ist die LandesanAuch die Technik hielt dem Wet- gen in Lörrach wurden bis Re- wöhnliches Wetterereignis einmählich umdenken? Oder in der
stalt für Umwelt, Messungen
ter nicht stand: In einigen Berei- daktionsschluss keine Schäden trifft. Früher geschah das sehr
Landwirtschaft?
Und wenn man versucht, die
und Naturschutz Baden-WürtSIR, GTR selten, mittlerweile aber sieht es
chen kam es zu Stromausfällen, gemeldet.
Kanäle im Ort auf maximales
temberg, dort entwickelt man
so aus, als nähmen Gewitter mit Man muss immer das gesamte
Fassungsvermögen zu bringen? schon seit einigen Jahren einen
Starkregen in ihrer Häufigkeit Einzugsgebiet betrachten. Die
Leitfaden für Gemeinden, der
und auch in ihrer Intensität im- Landwirte dürfen nicht nur auf Das funktioniert nicht – sie wer- zeigt, wie solchen Gefahren zu
mer mehr zu, zumindest gibt es die Gemeinde zeigen und die Ge- den nie einen hundertprozenti- begegnen ist. Wir liefern sozusadafür viele Anhaltspunkte.
meinde nicht einfach nur auf die gen Schutz erwirken.
gen den wissenschaftlichen
im Einzugsgebiet ihrer Gewässer
Überbau dazu. Das Ganze ist Teil
Sie formulieren das sehr vorsich- liegenden Landwirte. Es gehören
Könnte man nicht einfach ausder EU-Wasserrahmenrichtlinie,
tig – ist es nicht offensichtlich,
immer mehrere dazu.
rechnen, wie vielWasser in einem innerhalb derer auch die Hochdass sie zunehmen?
Ort im Falle eines Unwetters
wassergefahren kartiert wurden.
Wie präpariert man einen Ort
maximal ablaufen müsste, und
Für einen einzigen Ort sind solgegen den Starkregen?
dann große Rohre verlegen?
Gibt es Länder, von denen man
che Ereignisse weiter sehr selten.
sich etwas abschauen kann?
Betrachtet man eine größere Re- Es gilt, die Wasserdurchlässigkeit Natürlich, wir sind sogar gerade
gion, sieht es nach einer Zunah- einer Gemeinde zu erhöhen und dabei, solche Fälle in der Annah- In Norditalien beispielsweise
me aus. Man beobachtet aber auch ihre Fähigkeit, Wasser zu me von extremsten Nieder- kommen solche Starkregen aufauch immer mehr mit immer speichern. Indem man versiegel- schlagsszenarien durchzurech- grund der klimatischen Bedinbesserer Technik – diesen Effekt te Flächen wieder durchlässiger nen. Aber wenn ein Bürgermeis- gungen recht häufig vor und
herauszurechnen, ist schwierig. macht, beispielsweise indem ter sähe, was er für einen voll- dort machen sich Behörden und
Mit Sicherheit sagen können wir, man sie pflastert oder begrünt. kommenen Schutz alles bauen Wissenschaftler schon länger
dass eine wärmere Atmosphäre Indem man den Abfluss von Dä- müsste, dann würde er schnell Gedanken darüber, wie mit solmehr Wasserdampf halten kann. chern oder Parkplätzen nicht einsehen, dass das nicht geht. chen Ereignissen umzugehen
Somit kann in einem wärmeren einfach in die Kanalisation lei- Der immense Aufwand steht in ist. Das kann man sich mal anKlima ein Starkregenereignis ten, sondern lokal versickern keinem Verhältnis zur Seltenheit schauen. Die Klimazonen vermit einer höheren Intensität lässt. Gut sind auch begrünte Dä- des Ereignisses.
schieben sich ja immer weiter
auftreten.
cher, da diese viel Wasser aufund man sagt, dass in unserer
nehmen.
Was kann ich als Bürger oder
Region immer mehr ein Klima
Ein vertrautes Bild in den vergangenen Wochen: Starkregenschauer
Also können wir sagen: Diese
Hausbesitzer tun?
wie in Norditalien herrschen
prasseln hernieder und die Feuerwehr muss sich um die Folgen kümUnwetter sind eine Folge des
Was mache ich mit kanalisierten
wird. DAS GESPRÄCH FÜHRTE
JENS KITZLER
FOTO: ULRICH SENF
mern.
Klimawandels.
Bächen, die zuletzt immer wieder Zum Beispiel solche Situationen
Mit Unwettern leben lernen
Da Starkregen Normalität werden, müssen wir Städte und Dörfer anpassen
8 LOKALES · EXTRA
Der Sonntag · 12. Juni 2016
LESERMEINUNG
SCHWIMMBÄDER
ßen zunächst schmunzeln. Dies
lag auch gar nicht ausschließlich
an meinem fiesen Charakter,
sondern an der aus meiner Sicht,
völlig absurden Idee mit höheren Preisen mehr Geld einzuSo gewinnt man keine nehmen. Wir kommen nicht aus
Kunden für die Bäder dem Badischen, leben aber inzwischen seit einiger Zeit in FreiSchwimmbäder waren schon
burg. Als regelmäßiger
immer ein schwieriges Thema,
Schwimmbadgänger, der viel
da ein wirtschaftlicher Betrieb
Früh- und Abendschwimmen
nicht immer möglich ist. Hier
gewöhnt war, kam ich nach Freigilt es nun abzuwägen, ob wirtburg und war vom Angebot soschaftlicher Betrieb oder ausge- wohl bei Hallen- als auch Freibäwogene Freizeitgestaltungsdern zwecks mangelnder Angemöglichkeiten der Vorzug gebote (Früh-, Spätschwimmen)
währt wird. Aus meiner persönli- und der absurd hohen Preise so
chen Sicht hat Freiburg hier
enttäuscht, dass wir seither
einen schlechten Weg gewählt.
kaum im Schwimmbad waren.
Als ich Ihren Artikel und den Satz Auch fanden wir es recht viel
„von Preiserhöhungen, reduzier- aussagend, dass wir als Willkomten Öffnungen und gar Schliemensgeschenk der Stadt für
ßungen ist die Rede“ gelesen ha- Neubürger ein Gutscheinheft
be, musste ich zugegebener Ma- mit vielen schönen Angeboten
Zum Artikel „ Wie einst im Haushaltsloch“ in der Ausgabe vom 22.
Mai:
Anzeige
– und damit auch Eintrittsgelder
fließen. Aufsichtspersonal einsparen? Erinnert sich noch einer
an die Probleme verschiedener
Bäder im letzten Sommer und
die Überforderung des Personals? Das Aufsichtspersonal
muss für Sicherheit sorgen und
war bereits im letzten Jahr mit
Pöbeleien und Schlägereien
überfordert. Durch Kürzungen
bei der Aufsicht werden diese
Probleme nur noch verstärkt.
Am Erholungsort Schwimmbad,
der für alle Bürger da ist, darf
nicht gespart werden!
erhalten haben. Nur von den
städtischen Bädern gab es keinen Gutschein im „Gutscheinheft“ sondern nur eine Information zu den Öffnungszeiten. So
hat die Stadt uns als früher begeisterte Schwimmer nie als
Kunden gewonnen, und ich wage
den Blick in die Glaskugel, dass
ihr dies mit den im Artikel beschriebenen Vorhaben auch
nicht gelingt.
FRANK LORENZ, FREIBURG
Angebot wird teurer
und schlechter
Eintrittspreise erhöhen und Öffnungszeiten einschränken? Im
Klartext: Das Angebot wird
schlechter und gleichzeitig teurer. Das passt nicht zusammen
und bringt Nachteile für alle! Für
Familien und Alleinerziehende
CORINNA LERBS, FREIBURG
Angedachte Preiserhöhungen und Sparmaßnahmen in Freiburger
FOTO: KUNZ
Schwimmbädern beschäftigen die Leser.
sind die aktuellen Eintrittspreise
bereits heute an der Obergrenze.
Durch die verkürzten Öffnungszeiten könnte manch eine Berufstätige ihrem sportlichen
Ausgleich im Schwimmbad
nicht mehr nachgehen. Bäder an
Feiertagen zu schließen, ist so
absurd, weil gerade dann die Bäder besonders frequentiert sind
> LESERBRIEFE können wir nur
abdrucken, wenn sie mit vollem
Namen und mit Wohnort unterzeichnet sind. Kürzungen behalten
wir uns vor. Sie erreichen uns unter
„Leserservice & Kontakt“ auf
www.der-sonntag.de.
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LOKALES · EXTRA 9
Der Sonntag · 12. Juni 2016
LESERMEINUNG
PUBLIC VIEWING
Zum Artikel „Neue Heimat an der
Messe“ in der Ausgabe vom 22.
Mai:
Warum gratis parken
für die Fußballfans?
Als einer der wenigen Nicht-Fußballfans vermag ich die Euphorie
im Hinblick auf die Europameisterschaft nicht zu teilen und
nehme somit die Public ViewingVeranstaltungen weitgehend
emotionslos zur Kenntnis. Wenig Verständnis habe ich jedoch
dafür, dass nach Ihrem Bericht
für die Besucher des Public Viewing an der neuen Messe 3000
Parkplätze kostenlos zur Verfügung gestellt werden sollen,
während sonst allenthalben
selbst Besucher von Kleinveranstaltungen wie der Modellbaubörse mit erklecklichen 3 Euro
Parkgebühr abgezockt, Verzeihung: An den Kosten beteiligt
werden. Und das in der „Green
City“ Freiburg, die sonst alles tut,
um die eigenen Bürger wie auch
auswärtige Besucher von der
Fahrt mit dem eigenen PKW abzuhalten und statt dessen die Benutzung anderer Verkehrsmittel
zu erzwingen. Die Veranstalter
sollten nachbessern und zumindest eine Parkgebühr in gleicher
Höhe wie bei anderen „Events“
erheben, um so mehr, als Fußballfans in der Regel nicht
schlecht situiert und mindestens im gleichen Maß wie andere
Gruppen bereit sind, sich ihr
Freizeitvergnügen etwas kosten
zu lassen. Dies läge nicht nur im
Interesse der Gerechtigkeit, sondern würde auch für die Veranstalter eine zusätzliche EinnahFreiburgs Schrebergärten dürfen
mequelle darstellen.
MICHAEL SCHWAIGER, nicht verschwinden, fordern LeserFOTO: DPA
FREIBURG briefschreiber.
PARTEIEN
ge“, wo die Bundespolitik die örtlichen Sachthemen überlagert
Zum Artikel „Immer älter und unatund wo man der Unterschied
traktiver“ in der Ausgabe vom 29.
zwischen den etablierten ParteiMai:
en kaum noch erkennt. Die Auswirkungen beider PolitikbereiDistanz zum täglichen che treffen besonders die „arbeitende“, junge Generation, welche
Leben der Bürger
die immensen Kosten, über die
Einer der maßgeblichen Gründe es derzeit keinen Überblick gibt,
für den Mitgliederschwund der langfristig tragen muss. Da
Traditionsparteien ist wohl die
kommt bestimmt keine Freude
PETER KRUSCHE,
wachsende Distanz der Politiker auf.
BAD KROZINGEN
zum täglichen Leben der Bürger.
Das kann man daran ablesen,
dass heutzutage sehr schnell
Bürgerinitiativen entstehen, die KLEINGÄRTEN
dann die eigentlichen Anliegen
Zum Artikel „Gerüchte im Grünen“
der Bevölkerung vertreten. Beiin der Ausgabe vom 15.Mai:
spiele in unsere Region sind die
Initiative „MUT“ zur Bahntrassenführung im Rheintal und die Kleingärten für die
Bürgerinitiative „Kein Hotel im
Allgemeinheit wichtig
Kurpark“ in Bad Krozingen. Ein
Zu Ihrem Artikel möchten wir
anderer Grund sind wohl die
Themen „Rente“ und „Flüchtlin- nochmal unterstreichen, wes-
halb Kleingärten in Freiburg für
jeden Einzelnen und für die Allgemeinheit wichtig sind. Wir
und unsere ausländischen Gartennachbarn verbringen mit unseren Familien sinnvolle gemeinsame Zeit in unseren Gärten. Wir begegnen und tauschen
uns kulturell aus. Rentner und
Arbeitssuchende haben durch
die Gartenarbeit einen ausgefüllten Alltag. Wir Berufstätige
finden Ausgleich, Ruhe und Erholung nach einem anstrengenden Arbeitstag. Durch eine zentrale Lage der Kleingärten können wir diesen Lebensraum täglich und auch für kurze Pausen
im Alltag nutzen. Es gibt viele
schöne Ideen die Kleingärten in
das Stadtbild zu integrieren und
auch die Öffentlichkeit profitiert
durch die Natur-und KleintierJÖRG UND
vielfalt .
CORINNA DALLMANN,
FREIBURG
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EXTROL Benefiz-Event mit Rahmenprogramm für Kinder
Autowaschen und damit Gutes tun. In Freiburg arbeiten, leben und vor Ort helfen.
Am Samstag, den 18. Juni werden an allen drei EXTROL Tank& Waschzentren und am neuen
SB-CarWashPark des Freiburger
Unternehmens EXTROL Mineralöle Schulz GmbH Autos zu
Gunsten des Vereins für chronisch nierenkranker Kinder und
Jugendliche gewaschen.
Die Aktion soll helfen, die Arbeit und das Engagement des
Vereins bekannt zu machen, so
dass viele neue Helfer und Förderer gewonnen werden können.
Zusätzlich spendet EXTROL von
jeder Waschstraßenfahrt 5 bzw. 7
Euro bei der Wahl des IntensivWaschprogramms an den Verein.
Eine Tombola mit sehr attraktiven Preisen wird ebenfalls für
alle Besucher geboten.
Am Standort Messe wird ein
Rahmenprogramm für Kinder
geben: Hüpfburg, Kinderschminken, ADAC Fahrradparcour - ein
Wettbewerb für Kinder ab 3 Jahren. (Fahrräder werden gestellt),
ADAC Überschlagsimulator und
vieles mehr.
Die Diagnose einer chronischen
Nierenerkrankung im Kindesund Jugendalter stellt die gesamte Familie vor völlig neue
dem der drei EXTROL Standorte, Haid, Güterbahnhof und Neue
Messe verkauft.
Ein herzliches Dankeschön geht
vor allem an alle Partner von EX
überhaupt erst möglich machten.
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Extrol Tank- & Waschzentrum Haid
Aufgaben. Körperliche Einschränkungen und notwendige
medizinische Therapien führen
sende Unterstützung und Hilfestellungen benötigen.
Der Verein für chronisch nieren-
kranker Kinder und Jugendliche
e.V. wird am EXTROL Standort
Neue Messe einen Informationsstand haben. Hier wird über die
Arbeit und aktuelle Projekte informiert und aufgeklärt. Lose für
die attraktive Tombola werden
durch Vereinsmitglieder an je-
- Europa-Park Übernachtung
- Mercedes-Benz WellnessHotel Aufenthalt für 2 Personen
- Tanzkurse der Tanzschule Gutmann
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10 LOKALES
Der Sonntag · 12. Juni 2016
LOKALRUNDE
AUS DER REDAKTION
E
Offener Brief an den OB
ine Textsorses, die Sauberte, die im
keit in der InnenBriefkasten
stadt, das Rieselvon Politikern
feld-West, eine
viel häufiger lanPartnerschaft
det als bei Otto
mit Tel-Aviv,
Normalverbraufreie Hebamcher, ist der sogemen, die Zerstönannte „Offene
rung von MagerBrief“. Der ist an
rasen und Bußden jeweiligen
gelder für unerJENS KITZLER
Adressaten gelaubtes
richtet, soll aber
Plakatieren. Das
auch von möglichst allen ande- heißt auch: In offenen Briefen
ren Menschen gelesen und am geht es eigentlich immer nur
besten auch noch in der Zeium: Probleme, Ärger, Betung gedruckt werden.
schwerden. Und um das SiegesFreiburgs OB Dieter Salomon
denkmal.
beispielsweise bekommt ziem- Wird es dem Offenen Brief
lich viele offene Briefe. Diese
wirklich gerecht, ausschließlich
Woche war es einer vom Freinur für Beschwerden genutzt
burger Friedensforum mit der zu werden, und nicht etwa auch
Bitte, wieder neu über das Siefür etwas Nettes? Lassen Sie uns
gesdenkmal zu diskutieren.
das versuchen. Also:
Wahrscheinlich nicht der erste OFFENER BRIEF AN
zu diesem Thema. MöglicherOBERBÜGERMEISTER DIETER
weise hat ihn der OB einsortiert SALOMON. Sehr geehrter Herr
in ein Fach mit der BeschrifOberbürgermeister. Wie geht es
tung „Briefe mit der Bitte, wie- Ihnen? Uns geht es gut. Wir hatder neu über das Siegesdenkten wieder eine nette Woche in
mal zu diskutieren“.
der Redaktion. Gestern haben
Er bekommt eben viele dieser
wir noch viel gearbeitet, heute
Sorte. Offene Briefe der vergan- Nachmittag wollen wir vielgenen 24 Monate betrafen die
leicht in eine Strauße gehen.
50-Prozent-Regelung für geför- Oder lieber ins Freibad, denn
derten Mietwohnungsbau, das wenn da erst die geplanten
Energiekonzept GutleutmatPreiserhöhungen… argh. Mist,
ten, das Sozialticket, das Cräsh, nicht geklappt. Aber wir haben
den Abriss des Amerika-Haues wenigstens versucht.
KURZ GEFASST
FREIBURG
Andere Sperrzeiten während der EM
Wenn ab dem Achtelfinale der Fußball-EM Spiele erst nach
Verlängerung oder gar Elfmeterschießen enden, dauern die
Begegnungen damit bis nach 23 Uhr – unter der Woche aber
beginnt hier in Freiburg die Sperrzeit für den Draußen-Bereich
vor Gaststätten. Damit die Wirte ihre Gäste da nicht nach Hause
schicken müssen, will der Gemeinderat die Sperrzeit ab der
Finalrunde für eine Stunde kürzen, eine Vorlage wird kommenden Montag im Hauptausschuss beraten. Für Wochenenden
bedarf es keiner Änderung, da beginnt die Sperrzeit auch jetzt
schon erst um Mitternacht. Für den Abend des Endspiels am
DS
10. Juli soll die Sperrzeit ganz aufgehoben werden.
Munzingen bei Nacht
In eigener Sache I: Ohne SONNTAG würde Annegret Gerster am Sonntag etwas fehlen
Wenn in den Brief- und Zeitungskästen in Munzingen
der Sonntag steckt, dann
haben Annegret Gerster
und ihr Ehemann Feierabend. Seit zwölf Jahren
trägt die teilzeitbeschäftigte
Verwaltungsangestellte nebenberuflich in einem der
drei Verteilbezirke im Stadtteil Munzingen die Zeitung
aus.
MARTINA HÄNSLER
Die 33-Jährige hat noch nie Probleme mit dem frühen Aufstehen gehabt, ist meistens auch so
schon sehr früh auf den Beinen.
Um sechs Uhr starten die Gersters von ihrer Wohnung in Betzenhausen mit dem Auto. „Ob
ich nun zu Hause rumsitze, oder
den Sonntag austrage, da verdiene ich doch lieber etwas in dieser
Zeit“, sagt Annegret Gerster.
„Wenn wir dann von Samstag auf
Sonntag doch einmal etwas länger unterwegs sind, dann verteilen wir einfach gleich im Anschluss und gehen dann erst
schlafen.“ Die ersten Erfahrungen im Austragen hat die gebürtige Munzingerin im Alter von 15
Jahren gesammelt. Damals hat
sie gemeinsam mit einer Freundin Werbung verteilt. „Das war
aber anstrengender, zumindest
habe ich das so empfunden, und
auch nicht so lukrativ wie das
Austragen des Sonntag.
Kurz vor dem Studium war
Gerster dann auf der Suche nach
einer Verdienstmöglichkeit, die
nach Zeit, Aufwand und Arbeitszeit in ihren Tages-und Wochenablauf passt. „Während dem Studium braucht man immer Geld“,
sagt sie. „Durch eine Anzeige bin
ich dann auf den Sonntag gesto-
Nach getaner Arbeit zum Bäcker: Annegret Gerster.
ßen.“ Nach dem Studium hat Annegret Gerster einfach weiter gemacht. „Man gewöhnt sich an
die Arbeitszeit und das zusätzliche Einkommen.“ Nur nach der
Geburt ihres zweiten Kindes hat
sie eine dreimonatige Pause gemacht. Eigentlich wollte sie ganz
aufhören, aber irgendwie hat ihr
etwas gefehlt. Das Zustellgebiet
war noch von einem „Springer“
besetzt und so fiel die Entscheidung leicht,wieder einzusteigen.
Immer zuverlässig steckt die
zweifache Mutter mit ihrem
FOTO: HÄNSLER
Mann die Zeitung in Brief-und
Zeitungskästen.
–
Kein Durchkommen
– zu viel Schnee
–
„Manchmal legen wir die Zeitung auch vor die Haustüren, da
wo sie nicht nass werden können, aber nur dann, wenn sie so
dick ist, dass sie gefaltet nicht in
den Briefkastenschlitz passt. Das
kommt gehäuft vor Weihnachten und Ostern vor. “ Die Austrägerin kann sich nur an einen
Sonntag erinnern, an dem sie
nicht in der Lage waren, die Zeitung zu verteilen. „Das war im
März 2005, es lag über ein Meter
Schnee auf Straßen und Gehwegen, daran erinnere ich mich gut.
Die Nebenstraßen werden nicht
geräumt, und es war unmöglich,
zu den Hauseingängen zu kommen. Um diese Uhrzeit hat sonntags noch keiner geräumt. Wir
haben dann eine kleine Schneeballschlacht gemacht.“
Durch die langjährige Tätigkeit im selben Verteilungsgebiet
kennen die beiden – ihr Partner
ist seit zehn Jahren beim Austragen dabei – jedes Haus mit Seiteneingängen, Hinterhöfen und
versteckten Briefkästen. Auch
die Sperrvermerke und Sonderwünsche der Leser kennen sie.
Manche Leser wünschen sich,
dass der Sonntag ganz in den
Briefkasten gesteckt wird, was
oft nicht möglich ist. „Das gibt einen ziemlich lauten, blechernen
Knall, wenn der Briefkasten zuklappt. Das mögen nicht alle
Nachbarn, schon gar nicht am
frühen Sonntagmorgen“, erklärt
die Austrägerin. Und: Die Kontrolleure wollen sehen, ob die
Zeitungen gesteckt sind. Das sei
nur möglich, wenn sie aus den
Kästen herausragen.
Manche Leser warten schon
auf die Zeitung und laufen ihnen
entgegen, anderen sehen sie nie.
Sehr gefreut hat sie sich an Ostern, da hat ihr eine ältere Dame
vom Balkon aus Ostereier überreicht. Manch einer dankt die zuverlässige Zustellung auch an
Weihnachten mit einem kleinen
Präsent. Wenn sie fertig sind, gehen sie zum Bäcker, holen frische Brötchen und freuen sich
auf ein ausgiebiges Frühstück
mit den Kindern. „Für uns beginnt der Sonntag eben anders“
sagt Annegret Gerster und lacht.
Mit der App zum Briefkasten
In eigener Sache II: die ZEITUNGSZUSTELLUNG wird komplexer – Stammträger, mobile Trupps, neue Job-Modelle
Schwarzwald AG – der mittelständische Motor der südbadischen Wirtschaft (Beilage)
Leserservice
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Wieder ein
führerloses
Schiff gerettet
Nr. 33/05 – 70. Jahrgang
Montag – Freitag: € 1,70
Samstag: € 2,00
TAGESSPIEGEL
Frischer Glanz für Blaue Brücke
Fallende Preise in der Eurozone
Es bedarf einer
ruhigen Hand
Flüchtlinge im Mittelmeer
ROM/BERLIN (dpa). Zum zweiten Mal
innerhalb weniger Tage hat Italiens Küstenwache im Mittelmeer einen führerlosen Frachter mit hunderten Flüchtlingen
in Sicherheit gebracht. Die unter der Flagge Sierra Leones fahrende Ezadeen mit etwa 450 Migranten an Bord sollte in den
Hafen der kalabrischen Stadt Corigliano
Calabro geschleppt werden. Mitte der
Woche hatten die Behörden den Frachter
Blue Sky M mit knapp 800 Menschen an
Bord auf hoher See gestoppt und an Land
begleitet. Das neue Phänomen der „Geisterschiffe“, die ohne Besatzung, aber vollgepfercht mit Flüchtlingen ihrem Schicksal überlassen werden, zeige einen „neuen Grad der Grausamkeit“, stellte die EUGrenzschutzagentur Frontex fest. Dass
Schleuser nun statt kleiner Boote ältere
Handelsschiffe mit besserer Seetauglichkeit einsetzten, sei ein Versuch, ihr kriminelles Geschäft auch im Winter zu betreiben. Die Gewinnspannen seien enorm.
Thema des Tages, Seite 2
NEUE BZ-SERIE
E LTERN WI S S EN 2 .0 :
Die Welt der
F R E I E F A H R T auf der frisch renovierten Blauen Brücke in Freiburg. Die Sanierung des markanten BauFOTO: BZ
werks wurde zwar teurer als geplant, doch der Anblick entschädigt für vieles.
Lebenshaltung wird billiger
Ö
Keine Frage: Verbrauchern gefallen sinkende Preise. Kostet Benzin weniger,
bleibt mehr Geld für den Urlaub oder die
neue Waschmaschine übrig. Deshalb
sind die täglichen Meldungen über günstigeres Öl gute Nachrichten. Wird Energie billiger, stützt das die Konjunktur —
ohne dass der Staat dafür einen Euro in
die Hand zu nehmen braucht. Allerdings
können fallende Preise auf breiter Front
auch das Zeichen für den schlechten Zustand einer Wirtschaft sein. Das ist der
Fall, wenn Unternehmen wegen Auftragsmangels versuchen, ihre Ware immer billiger anzubieten und Arbeitnehmer auf Grund der hohen Beschäftigungslosigkeit bereit sind, sich zu niedrigeren Löhnen zu verdingen, was man in
den europäischen Krisenländern beobachten kann. Die Europäische Zentralbank (EZB) ist mit beiden Entwicklungen
konfrontiert. Was also tun? Eine Politik
der ruhigen Hand ist das Sinnvollste. Die
Zentralbank pumpt über den Kauf besonderer Wertpapiere wie Pfandbriefe ja
schon heute Milliarden Euro in die Wirtschaft, was die Geldentwertung in die
Höhe treiben soll. Solche Programme
brauchen aber Zeit, bis sie wirken. Doch
anstatt abzuwarten und zu analysieren,
wird bereits laut über den Ankauf von
Staatsanleihen nachgedacht. Warum ein
neues, rechtlich problematisches Fass
aufmachen wenn man noch gar nicht
BZ hautnah
Diskutieren Sie mit uns
beim großen Leserfest zum 70. Geburtstag der BZ.
11.30 Uhr: Was macht eigentlich – eine Korrespondentin
bei der EU in Brüssel? Mit Daniela Weingärtner.
12.30 Uhr: Was macht eigentlich – ein Nachrichtenchef?
Mit Thomas Fricker.
13.30 Uhr: Was macht eigentlich – ein Chefredakteur?
Mit Thomas Hauser.
14.30 Uhr: Rollentausch: Kabarettist Matthias Deutschmann
interviewt BZ-Kulturchef Alexander Dick.
15.30 Uhr: Rollentausch: SC-Präsident Fritz Keller interviewt
BZ-Sportchef Michael Dörfler.
16.30 Uhr: Was macht eigentlich – ein Heimatchef?
Mit Holger Knöferl
Sonntag, 19. Juni 2016
Medienraum in der BZ, Lörracher Str. 3, Freiburg
Und auf dem BZ-Campus von 11-17 Uhr:
Essen & Trinken, Foodtrucks und regionale Spezialitäten,
Musikprogramm auf 2 Bühnen, Kinderunterhaltung
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Woche für Woche verteilen hunderte Zeitungsausträger mehr
als 370 000 Exemplare des
Sonntag in Südbaden. Immer
wieder fallen Träger – auch kurzfristig – aus. Dann muss schnell
ein Ersatz organisiert werden.
Dafür, dass nicht ganze Bezirke
unversorgt bleiben, gibt es gleich
mehrere Sicherheiten.
Das Verbreitungsgebiet des
Sonntag zwischen Herbolzheim
und Weil am Rhein ist in 850 Bezirke mit jeweils rund 350 bis
400 Adressen unterteilt. Entsteht eine Lücke, müssen die Verantwortlichen im Vertrieb sofort
handeln. Doch wie soll innerhalb
weniger Stunden ein Ersatz gefunden und der Ersatz auch
noch eingelernt werden – womöglich an einem Ort, in
dem er sich nicht einmal
auskennt? Besonders knifflig wird es, wenn Austräger
an Weihnachten oder Silvester ausfallen. Da ist Ersatz
noch viel schwerer zu finden.
Für all diese Fälle hat das
Logistikunternehmen Badenkurier, an dem der Badische Verlag beteiligt ist,
sogenannte
mobile
Trupps organisiert: Der
fährt in den Bezirk, nimmt
die Sonntagszeitung an
der Ablagestelle auf und
stellt diese zu. Bis zu 20
Bezirke kann ein solcher
Trupp pro Sonntagsschicht
übernehmen.
Zwischen 15 und 20 Aushilfstrupps gibt es beim Badenku-
rier. Manche der Trupps übernehmen auch für längere Zeit
bestimmte Gebiete, wenn keine
Stammträger gefunden werden
können. „Bei den Mitarbeitern
handelt es ich um ausländische
Mitbürger, die den Badenkurier
mit viel Engagement und Einsatz jeden Sonntag unterstützen
und sich damit auch eine neue
Perspektive schaffen“, sagt Vertriebschef Thomas Zehnle.
Die Bedeutung der mobilen
Trupps ist gewachsen, seit sich
Zeitungen immer schwerer damit tun, für alle Bezirke
reguläre
Stammzusteller zu finden.
Stammzusteller, die auch noch
vor Ort wohnen, sind aber immer noch der Idealfall. Ohne Anund Abfahrtsweg lässt sich ein
Bezirk in drei Stunden schaffen –
und zum Sonntagmorgenfrühstück kann der Austräger schon
Zuhause sein. Die Altersspanne
der Stammzusteller reichtvon 18
bis 80 Jahren, wobei die Älteren
in der Überzahl sind. Immer wieder melden sich etwa Menschen
als Austräger, die gerade das
Rentenalter erreicht haben und
die nun eine Beschäftigung suchen und sich etwas dazu verdienen wollen.
–
Motivierte
Flüchtlinge
–
Für den Fall, dass Austräger unabgemeldet ausfallen, fahren bis zu 25 Kontrolleure die Zeitungsablagestellen ab. Bleiben die
Zeitungsstapel liegen, informieren die Kontrolleure die Zentrale, und die
sorgt dafür, dass Ersatz
kommt. Nur im äußersten
Notfall springen die Kontrolleure selbst als Austräger ein. Obwohl der Arbeitsmarkt in Südbaden für Unternehmen wegen des geringen Arbeitskräfteangebots
schwieriger geworden ist
und die Zahl der Stammzusteller zurückgeht, sagt
Zehnle, dass „übers Ganze
gesehen“, der Vertrieb der
Zeitungen „immer noch sehr gut
funktioniert“. Dennoch arbeiten
Zehnle und sein Vertriebsteam
an neuen Modellen. Vor wenigen
Wochen haben sie in Rheinfelden eine Gruppe aus acht Flüchtlingen eingelernt, die zwar noch
kaum Deutsch sprechen, die sich
in ihren Bezirken aber mithilfe
von Apps zurechtfinden sollen.
Der Vorteil: Selbst ohne Sprachkurse können sie sofort Geld verdienen – der Sprachkurs kann
nebenher
selbstverständlich
weitergehen. Beim ersten Einsatz ging prompt einer der
Flüchtlinge verloren – er hatte
sich verlaufen. Doch nach zwei
Monaten hat sich das Team aus
Syrern und Nordafrikanern eingearbeitet und schafft bis zu 30
Bezirke pro Sonntag. „Die sind
echt motiviert und verlässlich“,
sagt eine Vertriebsmitarbeiterin.
Zusätzlich arbeitet der Vertrieb derzeit an einem Modell,
wie aus den Hilfsjobs, Teilzeitund Vollzeitstellen geschaffen
werden können. Das könnte so
aussehen, dass ein Träger vier Tage die BZ zustellt, nachmittas
Briefe von Arriva, dem Postversand, an dem der Badische Verlag beteiligt ist – und am SonnRIX
tag den Sonntag.
> DER BADENKURIER sucht Aus-
träger für den Sonntag. Wer Interesse hat, kann sich unter
07822/446228 zwischen 8.30 und
17 Uhr Montag bis Freitag melden.
Bewerber müssen mindestens 18
Jahre alt sein.
LOKALES 11
Der Sonntag · 12. Juni 2016
Wir wissen, wo Ihr Wagen steht
Eine ADAC-Studie deckt die DATENSAMMELLEIDENSCHAFT von Autokonzernen auf und warnt vor Missbrauch
Sie hören gerne Musik beim
Fahren? Ihr Autohersteller
weiß das längst. Vom Fahrverhalten bis zum Bewegungsprofil kennt die Datensammelleidenschaft
mancher Autohersteller
dank moderner Computertechnik kaum noch Grenzen. Der südbadische ADACVorsitzende Clemens Bieniger sieht diesen Trend
sehr kritisch.
BERND PETERS
KUNSTVEREIN
Käding nach
Braunschweig
Caroline Käding verlässt Freiburg Ende August. Die Geschäftsführerin des Kunstvereins Freiburg will eine neue Aufgabe an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig
übernehmen, wie der Kunstverein mitteilt, der zugleich sein
großes Bedauern über die Entscheidung ausdrückt.
Rein persönliche Gründe – Käding ist in Hannover verheiratet
– stünden hinter der Entscheidung. Acht Jahre arbeitete Käding als Geschäftsführerin. Sie
holte viele internationale Künstlerinnen und Künstler der Gegenwart nach Freiburg und bot
zugleich der lokalen Kunstszene
ein Fenster, wie es derzeit gerade
in der Ausstellung des Freiburger Künstlers Bernd Seegebrecht
zu beobachten ist. Seit 2013 ist
Käding Mitglied im Vorstand des
Arbeitskreises deutscher Kunstvereine (ADKV), mit Anthea Hamilton und Michael Dean wurden zwei der von ihr in Freiburg
gezeigten Künstler 2016 für den
Turner Prize nominiert. Sie hinterlasse ein gut bestelltes Feld
für ihre Nachfolge, heißt es in
DS
der Mitteilung.
Verlässt Freiburg: Caroline Käding. FOTO: ZVG/ MARC DORADZILLO
Wer seine Leasingrate für das Auto nicht pünktlich zahlt, dem wird die
Stromzufuhr gesperrt: Technisch ist das möglich. FOTO: SUSANNE MÜLLER
chungen „hochexperimentellen
Charakter besitzen“, so Bieniger –
externe Experten des ADAC
müssten sich erst in die „elektronische Sprache“ der jeweiligen
Fahrzeuge einarbeiten, ohne
dass hierfür „Wörterbücher“
oder „Sprachlehrer“, also Informationen der Hersteller, vorgelegen hätten. „Auch beziehen
sich die Ergebnisse nur auf die
untersuchten Fahrzeuge.“
Aber warum interessieren sich
Hersteller wie BMW, Mercedes
Benz und Renault zum Beispiel
dafür, wo ein Auto steht, wie viel
Sprit verbraucht wird und wie
stark der Fahrer auf die Bremse
tritt? All das ist aus den untersuchten Protokollen ablesbar
und dient den Herstellern dazu,
Nutzungsprofile erstellen und
das Fahrverhalten beobachten
zu können, sagt der frühere Bürgermeister von Winden. „Das
kann positiv sein: Etwa wenn
man seinen Wagen in einer
fremden Stadt parkt und vergessen hat, sich die Straße zu merken, und dann aber per App den
Pkw findet.“ Knifflig werde es,
wenn zum Beispiel über den
Gurtstraffer dokumentiert werde, dass ein Fahrer oft scharf
bremst und also offensichtlich
ein ziemlich sportlicher, viel-
Urteil
rechtskräftig
Beamtenstatus, Karriere, Pension und berufliche Zukunft: alles
futsch. Der ehemalige Ermittler
beim „Mobilen Einsatzkommando“ (MEK) des Landes, der vor
zwei Jahren im Alkoholrausch einen 55 Jahre alten Motorradfahrer auf der A5 totgefahren hat,
muss für zwei Jahre ins Gefängnis. Das Oberlandesgericht hat
die Revision des 33-Jährigen gegen seine Verurteilung durch das
Freiburger Landgericht im Januar verworfen.
Nach dem Unfall im Sommer
2014 hatte der Polizist, der zuvor
beim Sommerfest seiner Einheit
reichlich Alkohol getrunken hatte, Fahrerflucht begangen. Er war
damals mit dem Auto seiner
Mutter unterwegs, nachdem ein
Kollege ihm bereits auf der Feier
den Schlüssel zu seinem eigenen
Pkw abgenommen hatte. Bei
dem tödlichen Unfall auf der A 5
war er von hinten mit hoher Geschwindigkeit in den vorausfahrenden Harley-Fahrer gerast. Danach hatte er sein Auto an der
Mittelleitplanke stehen lassen,
ohne sich um den toten oder
sterbenden Motorradfahrer zu
kümmern, und war bei einem
Kollegen untergekommen, wo er
seinen Rausch ausschlief, bevor
er sich stellte. Gegen den Kollegen, bei dem er übernachtete,
und gegen einen weiteren mutmaßlichen Fluchthelfer (beide
32) wird nun wegen Beihilfe zur
Fahrerflucht und der versuchten
Strafvereitelung verhandelt. Beide schweigen zu den Tatvorwürfen. Am kommenden Mittwoch
BP
wird das Urteil erwartet.
Grandhotel hat
Insolvenz beantragt
BADENWEILER
Traditionshaus steckt in Schwierigkeiten
Das traditionsreiche Grandhotel
Römerbad in Badenweiler steckt
erneut
in
wirtschaftlichen
Schwierigkeiten.
Vergangene
Woche habe die Betriebsgesellschaft des Hotels einen Insolvenzantrag gestellt, sagte Prokurist Stefan Trübner und bestätigte damit einen Bericht der Badischen Zeitung. Nicht von der
Insolvenz betroffen sei die
Schwestergesellschaft, der das
Hotelgebäude gehört.
Das Hotel ist bereits seit Januar geschlossen. Eigentlich wegen
Renovierungsarbeiten,
der
Brandschutz sollte verbessert
werden. Doch weil die notwendige Baugenehmigung fehlte, untersagte die zuständige Behörde
den weiteren Hotelbetrieb. Ende
März wurde schließlich allen
rund 40 Mitarbeitern gekündigt.
Einige von ihnen zogen daraufhin vor Gericht. Was der Insolvenzantrag ihres Arbeitgebers
nun für sie bedeutet, ist noch unklar.
Ebenso unklar ist, was die thailändischen Eigentümer mit dem
stark
sanierungsbedürftigen
Grandhotel vorhaben. Denn mit
der aktuellen Investition in den
Brandschutz sei es nicht getan,
heißt es aus dem Umfeld des Hotels. Insgesamt müsste ein zweistelliger Millionenbetrag in die
Immobilie gesteckt werden, um
sie wieder im alten Glanz erstrahlen zu lassen.
Das Hotel Römerbad wurde
1825 eröffnet. Es war bis 2005 in
Familienbesitz. Danach kam es
zu mehreren Eigentümerwechseln und einer Insolvenz. Das
einstige Luxushotel verlor einen
Stern und wird seitdem als VierSterne-Haus geführt. Inzwi-
schen gehört es der Firma
„Panacée Medical Center“, die
wohlhabende Thailänder mit
medizinischen Verjüngungskuren nach Badenweiler locken
wollte.
Das Unternehmen mit Sitz in
Bangkok hat zwei deutsche Tochtergesellschaften, von denen eine, die Panacée Betriebsgesellschaft mbH, nun Insolvenz anmelden musste. Bei ihr waren
die Mitarbeiter in Badenweiler
angestellt. Die andere ist die Badische Hotelverwaltungs GmbH,
die als Eigentümerin der ImmoDANIEL GRÄBER
bilie auftritt.
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Das neue baden. ist da
Ab sofort in den BZ-Geschäftsstellen sowie im
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badische-zeitung.de/baden
Wo bleibt die Verjüngungskur?
Grandhotel Römerbad in BadenFOTO: DOROTHEE PHILIPP
weiler.
* BZ Card-Rabatt nur bei Bestellung per Telefon, Fax,
Internet oder beim Kauf in den BZ-Geschäftsstellen.
Der gläserne Autofahrer ist
längst Realität geworden. Allerdings ohne das Wissen der meisten Autofahrer, wie eine Untersuchung im Auftrag des ADAC
nun gezeigt hat. Selbst die Häufigkeit, mit der ein CD-Spieler im
Auto benutzt wird, wird zum Beispiel bei den Fahrern des BMW
320d gespeichert. „Angefangen
hat es im Januar 2015, als wir
beim BMW i3 die Sicherheitslücke aufdeckten – Stichwort Mobilfunk-App“, erinnert sich der
Vorsitzende des ADAC Südbaden, Clemens Bieniger. Damals
entdeckte der ADAC, dass sich
bestimmte BMW-Fahrzeuge mit
fremden Handys von außen öffnen ließen. „Im Sommer 2015
haben unsere Techniker dann
bei diesem BMW-Modell und
auch beim BMW 320d weitere
Datenströme untersucht.“
Grundsätzlich müsse man dazu sagen, dass diese Untersu-
leicht sogar aggressiver Fahrer zende: „Darüber haben wir keine
ist. Ein Detail, das Autoversiche- Informationen. Das ist wahrrer bei ihrer Tarifgestaltung in- scheinlich von Autohaus zu Auteressieren könnte. Inwieweit tohaus verschieden. WünschensKonzerne und Versicherungen wert wäre ein hoher Kenntnissich hier austauschen, kann stand.“ Denn es gelte aus Sicht
Bieniger allerdings
des ADAC, Transpanicht sagen. Aber:
renz und Wahlfrei„Wir wissen, dass es
heit des VerbrauBlätter gibt, die der
chers beim Thema
Kunde unterschreibt
Fahrerdaten zu stärund damit dem
ken. „AutomobilherÜbermitteln von Dasteller müssen für jeten an den Hersteller
des Modell eine Aufzustimmt.“ Renault
listung aller im Fahretwa lasse den Käuzeug
erhobenen,
fer des Elektroautos „Die Auto-Daten- verarbeiteten,
geZOE pauschal einen
speicherten und exListe muss für
Batteriemietvertrag
tern
übermittelten
den Verbraucher
unterschreiben, der
Daten öffentlich anohne großen
nicht nur eine Dabieten“, fordert BieAufwand
tenerhebung
und
niger. Diese „AutoSpeicherung, son- einsehbar sein.“ Daten-Liste“ müsse
dern auch eine Deak- Clemens Bieniger,Vor- für den Verbraucher
tivierung seitens des
ohne großen Aufsitzender des ADAC
Herstellers zulässt
wand einsehbar sein,
Südbaden
und damit im Extzum Beispiel beim
remfall das Aufladen der Batte- Vertragshändler oder im Interrie verhindert, wenn Leasing- net. Mehr noch: „Beim ErscheiRechnungen nicht bezahlt sind. nen eines neuen Fahrzeuges
„Aber ohne Einwilligung gibt es muss diese Daten-Liste von neukeinen Batterievertrag. Uns ist traler Stelle auf Einhaltung der
aber kein Vertrag bekannt, der Datenschutz-Bestimmungen
besagt, dass irgendwelche Daten überprüft werden.“ Zusätzlich
zum Beispiel an Versicherungen seien Stichproben erforderlich,
weitergegeben werden. Solche ob der Hersteller tatsächlich eine
Szenarien sind jedoch denkbar.“ vollständige Liste vorgelegt hat.
Der ZOE schickt bei jeder Fahrt „Datensparsamkeit ist wichtig“,
spätestens alle 30 Minuten ein ist Bienigers Credo. „Dazu müsganzes Paket von Statusdaten an sen der Fahrzeugbesitzer, freie
Renault. Die B-Klasse von Merce- Werkstätten und Pannenhelfer
des sogar alle zwei Minuten. Ob freien Lesezugang zu allen Daten
und wie der Kunde darüber vom im Fahrzeug haben. SchreibvorAutohändler informiert werde, gänge müssen zuverlässig abgesei unklar, so der ADAC-Vorsit- sichert werden.“ BERND PETERS
POLIZIST IN HAFT
12 LOKALES
Der Sonntag · 12. Juni 2016
Für Maker und Macher
Die Initiative FREILAB will, dass es bald auch in Freiburg eine „Offene Werkstatt“ gibt
Wird hier der Konsument
zum Produzenten oder geht
es doch schlicht um für alle
zugängliche Räume mit
Werkzeugen und Maschinen? Die Initiative Freilab
jedenfalls will jetzt das Prinzip der Offenen Werkstatt
nach Freiburg bringen.
JENS KITZLER
Bastler und Tüftler gibt es dem
Klischee nach viele im Ländle,
Die fleißigen Helfer vom Jugendzentrum Haslach-Weingarten vor der doch ihr Hobby setzt InvestitioFOTO: ZVG nen voraus: Sie brauchen KreisMarkthalle Freiburg.
sägen, Lötkolben, Schwingschleifer, Messgeräte. Und weiteres
Werkzeug, das leider einen Großteil der Zeit ungenutzt im Keller
liegt. Benötigt man richtig teure
Anlagen wie eine CNC-Fräse,
schaut man in die Röhre: Das Sie heißen Eigenbaukombinat, Dingfabrik oder in diesem Fall Hobbyhimmel und eröffnen jedermann den
FOTO: ZVG
können sich nur Betriebe leisten. Zugang zu Werkzeugen und Fertigungstechnik. In Freiburg soll das Ganze Freilab heißen.
FREIES ESSEN für Bedürftige in der Markthalle
Außer man lebt an einem Ort,
an dem es eine Offene Werkstatt nen die so entstandene WerkDer Verein, der sich im FebruEin Mitarbeiter eines FraunEinmal im Jahr sind Freiburgs ten, zum Teil mit gespendeten gibt. „Das ist eine Bewegung, die statt für ihre Projekte nutzen. ar in Freiburg gegründet hat, hofer Instituts, ein Pädagoge, ein
soziale Einrichtungen und die Waren vom Edeka-Großhandel. in vielen deutschen Städten Fuß „Praxisorientiert, nicht profit- heißt Freilab und will beide Wel- Betreiber einer Holzmanufaktur
von ihnen betreuten Bedürfti- Der Lieler Schlossbrunnen stell- gefasst hat“, sagt Robin Grab, der orientiert, zugänglich für jeden, ten bedienen: Die neudeutsch und ein Kreis von rund 20 Leugen und Kunden Gäste in der te Mineralwasser, Südstar-Ge- ebendiese Bewegung mit seinen Treffpunkt der Generationen“, so „Maker“ genannten Tüftler, die ten zählen zu den Initiatoren, die
Freiburger Markthalle – zum tränke Freiburg Cola und andere Mitstreitern nun auch in Frei- definiert es der Verbund der Of- am 3D-Drucker formen und am in Freiburg die Offene Werkstatt
kostenlosen Dinieren. Am ver- Getränke, und die Bäckerei Lien- burg etablieren will. Das Prinzip: fenen Werkstätten, unter dessen Raspberry-Pi-Computer frickeln, gründen wollen. Anlagen und
gangenen Sonntag war es wieder hardt sorgte für den Nachtisch. Gleichgesinnte mieten Räume, Dach rund 80 solcher Projekte wie auch klassische Macher, bei Werkzeug seien nicht das Probso weit. Rund 1 000 Besucher Auffallend für Holtz war dieses rüsten sie mit Werkzeug aus und versammelt sind. „Offene Werk- denen beim Hobeln die Späne lem, bekräftigen die Macher.
sind der Einladung von BZ-Verle- Jahr, dass sehr viele Kinder dabei Vereinsmitglieder – oder alle, die stätten zeigen, wie die Produkti- fallen. „Es darf gerne um digitale Eher Freiburg-typische Eigenger und Hausherr Wolfgang Pop- waren.
eine Gebühr entrichten – kön- on der Zukunft aussehen kann“, Sachen gehen“, sagt Robin Grab, heiten. „Es ist in vielen Städten
pen, Markthallengeschäftsfühahnte Spiegel Online: „dezentra- „aber genauso auch um Holz- nicht so schwierig, RäumlichkeiNeben dem karitativen Zweck
rer Thomas Holtz sowie den 19 hat sich noch ein unerwarteter
ler,
nachhaltiger oder Metallarbeiten – auch ten zu finden wie hier“, sagt DaStandbetreibern der Markthalle Nebeneffekt eingestellt. Der sound
demokrati- Werkzeuge wie Drehbank und vid Derix, ein weiterer Freilabgefolgt.
scher“.
ziale Tag ist auch zum Austausch
Schraubstock gehören zur Aus- Aktivist. Aktuell hat die Gruppe
Entstanden ist die Idee vor unter den Vereinshelfern geworDie Projekte nen- rüstung.“ An Fahrradreparatur ein Objekt in Aussicht, nun würdrei Jahren. Wie Thomas Holtz den. Sie setzen sich zwar alle für
nen
sich
„Frei- führt in Freiburg natürlich kein de man gerne herausfinden, ob
sagt, wollte man ursprünglich dieselbe Sache ein, aber sonst haschrauber“, „Eigen- Weg vorbei, im „Kreativbereich“ die Zahl der Mitmacher groß gedem Freiburger Tafelladen Spei- ben sie eher wenig miteinander
baukombinat“,
sollen 3D-Drucker, Lasercutter nug wäre, das Modell zu tragen.
sen aus der Markthalle als Spen- zu tun. Teilnehmer in diesem
„Dingfabrik“, „Proto- und CNC-Fräse zur Verfügung „Die Miete soll durch die Mitde zukommen lassen. Doch das Jahr waren die Heilsarmee, die
haus“ oder „Hobby- stehen wie im Textilbereich die gliedsbeiträge gedeckt sein. Desscheiterte an den strengen Hy- Bahnhofsmission, der Verein
himmel“; geht es di- Nähmaschinen. Und klar dürfen wegen unser Aufruf: Tretet jetzt
giene-Auflagen für offene Spei- Brotzeit, die Anlaufstelle für Obgital und elektro- und sollen die Nutzer einander in den Verein ein“, heißt es auf
sen. Also machten es die Markt- dachlose Frauen Freiraum, die
nisch zur Sache, be- inspirieren: „Der Community- der Webseite ebenjenes Vereins.
hallenbetreiber umgekehrt und Freunde von der Straße, die Anzeichnen sich die Gedanke ist Bestandteil der Sa- Ein Beitrittsformular steht beluden die Bedürftigen zu sich ein laufstelle für Haftentlassene, die
Werkräume gerne che“, sagt Robin Grab. Kurse sol- reit.
– und die Helfer gleich dazu. An- Freiburger Hilfsgemeinschaft, Aus moderner Tüftlerszene nicht mehr wegzu- als „Fablab“ – als len den Umgang mit den ProFOTO: DPA Fabrikationslabor.
nette Theobald vom Freiburger die Anlaufstelle für Obdachlose denken: der 3D-Drucker.
duktionstechniken erleichtern.
> www.freilab.de
Tafelladen war von der Idee so- Oase, der Essenstreff Dreikönigfort begeistert.
haus, Pflasterstub, FerdinandIn diesem Jahr fand der soziale Weiß-Haus, Kleiderladen und
Tag bereits zum vierten Mal Obdach für Frauen.
statt. Sozialbürgermeister Ulrich
Die Jugendlichen vom Jugendvon Kirchbach ließ es sich nicht zentrum Haslach-Weingarten
Freiburger Firmanden machen sich mit einem Filmprojekt auf die Suche nach dem SINN DES LEBENS
nehmen, mit dabei zu sein. Er haben als Helfer mitgewirkt. Für
dankte den Veranstaltern sowie das musikalische Begleitproden Spendern. Die 19 Standbe- gramm sorgten die Redhouse „Suche.Sinn – Suchst Du noch
sem Projekt wollten wir den JuRIX oder glaubst Du schon? Glaubst
treiber kochten auf eigene Kos- Hot Six.
gendlichen die Möglichkeit bieDu noch oder suchst Du schon?“
ten, einen Panoramablick auf
ist der Titel eines bemerkenswerverschiedene Glaubensrichtunten Films, in dem acht Freiburgen zu werfen“, sagt Killi. Ob es
ger Jugendliche in Vorbereitung
sich keiner der Jugendlichen
auf ihre Firmung dem Sinn des
während des Projekts überlegt
Lebens und dem Glauben in all
habe, doch nicht zur katholiseiner Vielschichtigkeit nachgeschen Firmung zu gehen – sonGVEM
Emmendingen e.V.
spürt haben. Herausgekommen
dern vielleicht Buddhist zu werist ein 45-minütiger Dokumentden? Die Jugendlichen, alle 15, 16
arstreifen, in dem Menschen unJahre alt, lachen. Nein, das nun
18. und 19. Juni 2016
terschiedlichster Herkunft und
wirklich nicht. Durch das Projekt
Glaubensrichtungen zu Wort
hätten sie sich stärker mit dem
kommen. Gezeigt wird er am
eigenen und dem Glauben andeKamera läuft: Die Projektgruppe unterhält sich mit Mönch Maximilian rer auseinandergesetzt.
Freitag im Augustinum.
FOTO: ZVG
Was ist Ihnen wichtig im Le- von den Benediktinern.
„Ich bin jetzt gegenüber andeben? Glauben Sie an Gott? Was
ren Glaubensrichtungen tolekommt
nach
dem
Tod?
Solche
schen
in
einem
Seniorenstift,
beund
Gott
näher
kommen.
Die
ranter
und offener geworden“,
Große bunte Straßenparade
Sommerlaune mit Musik,
Fragen stellten die Jugendlichen suchten den „biodeutschen Idee zum Filmprojekt hatte Pet- sagt Firmandin Henriette Gaus,
am Samstag, 14.30 Uhr
Cocktails und feinem Essen
Menschen
in
der
Freiburger
InMoslem“
Chaldun
Schrade,
der
ra
Gaus,
die
sich
ehrenamtlich
und:
„Früher
habe ich nie dar Europaplatz mit Emmendinger
beim Marktplatz Emmendingen
Städtepartnern
Firmenpräsentationen
nenstadt: Diese antworteten mit sich als Deutscher bewusst für für die Kirchengemeinde St. Pe- über nachgedacht, dass es Men Oldtimer – Ausstellung
Altes Handwerk
überraschender Offenheit: „Nee, den Islam entschieden hat. Sie ter und Paul in Freiburg-St. Geor- schen gibt, die an gar keinen
Zeltfestival am Tafelberg
Kinderattraktionen
für mich hört’s nach dem Tod befragten den katholischen gen engagiert und deren Tochter Gott glauben.“ So liefert der
Open-Air Konzerte
Messebähnle / Shuttlebus
auf“, meint ein Medizinstudent, Theologen und Journalisten Mi- Henriette dieses Jahr gefirmt spannende und auch unterhalt„Für mich gibt’s viele Sinne im chael Albus, der unter anderem wird. Siewollte den Jugendlichen same Film auch keine fertigen
Gewerbegebiet „Über der Elz“
Leben. Freude. Liebe. Das Jetzt. über seine Zeit mit Straßenkin- die Möglichkeit bieten, mit ei- Antworten, sondern zeigt verSamstag, 14.30 bis 24 Uhr
Ich glaube an das Universum“, so dern in Bogota berichtet, und nem Medium zu arbeiten, das schiedene Wege der Sinnsuche,
Sonntag, 11 bis 18 Uhr
eine stelzenlaufende Straßen- den Kunstmäzen Franz Armin ihnen vertraut ist. Gemeinsam stellt Fragen und bietet Diskussikünstlerin.
Morat.
mit Regina Kaupp, die ebenfalls onsstoff rund um das Thema
Zudem führten die JugendliAnlass für den Film ist die im ehrenamtlich für die Kirchenge- Sinn und Glauben.
KATHARINA FRAUNHOFER
chen in der viermonatigen Pro- Juli anstehende Firmung im meinde tätig ist, sowie dem Freijektzeit ausführliche und gut Stadtdekanat Freiburg, auf die burger Filmemacher und Musivorbereitete Interviews mit aus- sich die Jugendlichen in teils auf- ker Joe Killi unterstützte sie die > SUCHE.SINN, Freitag, 17. Juni,
gewählten Menschen unter- wendigen Projekten intensiv Jugendlichen bei der Auswahl 19.30 Uhr, Augustinum Freiburg,
schiedlicher Glaubensrichtun- vorbereiten. Begleitet durch der Interviewpartner und der Weierweg 10, mit musikalischer
Einrahmung und Podiumsdiskussigen und Weltanschauungen. So haupt- und ehrenamtliche Mit- Organisation der Treffen.
trafen sie buddhistische Mön- arbeiter in den Kirchengemein„Die Firmung ist ja eine be- on mit Beteiligten des Films, unter
www.leistungsschau-emmendingen.de
WZO
che im Tibet Kailash-Haus, un- den sollen sie sich so mit Glau- wusste Festlegung für den ka- anderem Chaldun Schrade und MiTeningen
terhielten sich mit alten Men- bensfragen auseinandersetzen tholischen Glauben und mit die- chael Albus.
Großer Andrang
beim Sozialen Tag
AuseinandersetzungmitdemGlauben
LEISTUNGSSCHAU
EMMENDINGEN
WochenZeitungen am Oberrhein
Verlags GmbH
LOKALES · EXTRA 13
Der Sonntag · 12. Juni 2016
Abzocke in der Not
Wenn SCHLÜSSELDIENSTE ungebührlich abkassieren
Steht man unerwartet vor
verschlossener Tür, kann
sich schnell Panik breitmachen. Anstatt den erstbesten Schlüsseldienst zu beauftragen, sollten lokale Anbieter in Ruhe miteinander
verglichen werden – viel zu
oft werden Ausgesperrte
abgezockt – dabei ist Wucher eine Straftat.
NINA LIPP
Wegen Wuchers angezeigt und
zu einer Geldstrafe von 500 Euro
verurteilt wurde der 19-jährige
Karim D. (Namen geändert, d.
Red.) am Donnerstag vor einem
Jugendschöffengericht am Freiburger Amtsgericht.
Es war der Klassiker: Nur mal
schnell den Müll rausbringen
wollte Phillip N. am ersten Augustwochenende des vergangenen Jahres. Als er wieder vor seiner Wohnungstüre stand, kam
der Schreck: Die war zugefallen,
den Schlüssel hatte der 29-jährige Stuckateur aus Müllheim
nicht mitgenommen. Weil er weder Handy noch Geldbeutel eingesteckt hatte, war er froh, dass
wenigstens sein Nachbar zu
Hause war. Von dort rief Phillip
N. einen Kollegen an, bei dem ein
Ersatzschlüssel deponiert war,
der aber ging nicht an Telefon.
Im Internet fand er dann einen
Schlüsseldienst, der mit Rundum-die-Uhr-Service warb. Nachdem Phillip N. die kostenfreie
Servicenummer angerufen hatte, kam Karim D. nach einer Dreiviertelstunde in Müllheim an.
„Keine zehn Minuten“ habe dieser gebraucht, die Wohnungstür
mittels einer Drahtschlaufe zu
öffnen. Auf die Erleichterung
folgte schnell der nächste
Schreck: Wegen „Zuschlägen“ –
das Malheur ereignete sich an einem Wochenende – sollte er 539
Euro zahlen, bar und auf der Stelle. Zufällig habe er sein Erspartes
zu Hause aufbewahrt, sagte Phillip N. am Donnerstag aus. Weil
Karim D. ihn gedrängt habe zu
zahlen, habe er, eingeschüchtert
und verunsichert, nicht verhandelt und 550 Euro gezahlt sowie
die Rechnung unterschrieben.
Wechselgeld habe er keines erhalten.
Erst, als Phillip N. später seinem Kollegen den Vorfall schilderte, habe der ihm geraten, zur
Polizei zu gehen. Karim D., der
seinen Ein-Mann-Betrieb in Essen gemeldet hat, ist bereits wegen Wuchers vorbestraft, weil er
mit seinem Schlüsseldienst
schon einmal eine Rechnung gestellt hatte, die in keinem Verhältnis zur erbrachten Leistung
stand. So wie dem Müllheimer
ergehe es vielen, die sich aus ihrer Wohnung ausgesperrt haben,
weiß Günter Schwinn von der
Verbraucherzentrale
BadenWürttemberg „Der Fall ist typisch“, sagt er, „SchlüsseldienstAbzocke ist ein Dauerthema bei
den Verbraucherzentralen.“ Was
viele nicht wüssten: Wucher ist
eine Straftat und kann angezeigt
werden.
Walter Roth, Pressesprecher
des Polizeipräsidiums Freiburg,
rät, sich nicht zur Zahlung horrender Summen drängen zu lassen – denn auch Nötigung ist eine Straftat. „Wenn man das Gefühl hat, vom Schlüsseldienst
betrogen worden zu sein, sollte
man sich an die Polizei wenden.“
Damit diese beurteilen könne,
ob eine Straftat vorliegt, sei es
hilfreich, wenn der Auftraggeber
sich die Namen der Mitarbeiter
notiert habe. Günter Schwinn rät
Menschen, die sich ausgesperrt
haben, einen kühlen Kopf zu bewahren und nicht in Panik zu geraten. Auch wegen der kürzeren
Anfahrtszeiten sei es sinnvoll,
ortsansässige Schlüsseldienste
zu beauftragen. Hinter 0800Nummern steckten häufig Briefkastenfirmen, die mobile Handwerker als Subunternehmer vermitteln.
Sinnvoll sei, eine Liste mit lokalen Schlüsseldiensten griffbereit, beispielsweise im Hausflur
Ausgesperrt – dann sind Schlüsseldienste die Retter in der Not, doch schwarze Schafe bringen die Branche
FOTO: DAN RAC/FOTOLIA.COM
in Verruf.
hängen zu haben. Eine Garantie
für Seriosität böten lokale Nummern allerdings auch nicht.
Das Öffnen eines gewöhnlichen Türschlosses dauert laut
Schwinn in der Regel nur zehn
bis dreißig Sekunden, den gerechtfertigten Preis schätzt er
dafür auf etwa 75 bis 100 Euro –
wenn die Öffnung tagsüber erfolgt. Würden die Schlüsseldienste außerhalb ihrer regulären Arbeitszeiten gerufen, sei es
rechtens, dass sie dafür Zuschläge berechnen. „In der Regel gilt
zwischen 18 und 22 Uhr ein
Abendtarif, der einen Aufpreis
um 50 Prozent beinhaltet.“ In
den Nachtstunden nähmen
manche Schlüsseldienste das
Doppelte ihrer Tagespreise. Dazu können Samstags-, Sonn- und
Feiertagszuschläge
kommen.
Obergrenzen will Schwinn aber
nicht nennen, das hängevon den
ortsüblichen Preisen ab. Allerdings: „Sofortzuschläge“, „Bereitstellungszuschläge“
und
„Spezialwerkzeugkosten“ seien
nicht erlaubt.
Böse Überraschungen ließen
sich bereits durch die richtige
Vorgehensweise am Telefon bei
der Auftragsvergabe vermeiden.
Ratsam sei, schon am Telefon einen verbindlichen Komplettpreis zu vereinbaren, am besten
in Anwesenheit von Zeugen. Eine präzise Beschreibung der Situation vor Ort ermögliche es
dem Schlüsseldienst-Mitarbeiter, der den Auftrag annimmt,
den Arbeitsaufwand und die anfallenden Kosten zu schätzen.
„Erkundigen Sie sich am besten
als erstes nach der Wartezeit. Ist
die zu lang, rufen Sie den nächsten Anbieter an.“
Wenn, so Polizeisprecher
Roth, Gefahr in Verzug sei –
wenn sich zum Beispiel ein Kind
in der Wohnung befindet, das die
Tür nicht öffnen kann oder ein
Topf auf dem Herd steht, liege
ein Notfall vor, bei dem es gerechtfertigt sei, die Polizei zu
alarmieren. Die Verbraucherschutzzentrale Baden-Württemberg hat mit dem Landeskriminalamt Tipps für den richtigen
Umgang mit Schlüsseldiensten
zusammengestellt, die auf der
Internetseite zu lesen sind.
> www.verbraucherzentralebawue.de/schluesseldienste
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„Einfach und besonders zugleich“
Im April wurde das neue Restaurant FEINHAID im Solarcampus auf der Haid eröffnet
Der Solarcampus im Industriegebiet Haid ist wahrlich ein guter
Standort für ein Restaurant. Das
Gebäude besteht fast gänzlich aus
Fenstern, dadurch wirkt das gesamte Restaurant hell und einladend. „Ziel war es, in dem industriellen Solarcampus eine einladende
und gemütliche Atmosphäre zu
schaffen. In der Küche ist es uns
wichtig, feine Speisen aus regionale Produkten täglich frisch zu kochen“, berichtet Raimund Dangel,
Chefkoch und Inhaber des Feinhaid.
Sowohl Dangel als auch sein
langjähriger Freund und Sous-Chef
Nico Scheuermann bringen große
Erfahrung aus dem Schwarzen Adler in Oberbergen mit. „Beide Köche ergänzen sich hervorragend
und verstehen sich blendend mit ihrem Serviceteam, und erreichen
damit eine stimmungsvolle Atmosphäre“, sagt Stefan Roder, Schwager von Dangel und Mitwirkender
des Feinhaid. „Bei uns darf gelacht
werden“, ergänzt Dangel.
Unter der Woche bietet das Feinhaid einen Mittagstisch mit ständig
Grünpflanzen und Helligkeit verleihen dem Restaurant Feinhaid
ein exotisches Flair.
wechselnden Gerichten an, auch
Vegetarier kommen auf ihre Kosten.
Eine Besonderheit im Restaurant ist
auch das Fein-Dining, das jeweils
freitags und samstags von 18 bis 22
Uhr stattfindet. „Im Fein-Dining
werden regionale Köstlichkeiten mit
heimischen Zutaten auf eine beson-
dere Weise kreiert. Wechselnde
Gerichte und ein Drei-Gang-Menü
sorgen dafür, dass auch abends
keine Langeweile aufkommt“, sagt
Stefan Roder. So ist zum Beispiel
Spargel mit Kratzete, Schinken und
Sauce Hollandaise genauso auf der
Abendkarte zu finden wie Rindersteak von der Färse oder Scholle
mit neuen Kartoffeln und Frühlingslauch. „Aus einfacher Küche etwas
Besonderes zu machen, das ist unsere Devise“, sagt Raimund Dangel.
Bis jetzt ist das Team des Feinhaid mit dem Andrang der Besucher sehr zufrieden. „Mittags essen
hier hauptsächlich Gäste aus den
umliegenden Unternehmen der
Haid, abends kommen auch viele
aus dem naheliegenden Kaiserstuhl und Schwarzwald.“
Die Räume des Restaurants im
Solarcampus bieten zudem Möglichkeiten für Veranstaltungen wie
Hochzeiten, Geburtstage oder Tagungen. Das Feinhaid-Team umsorgt natürlich auch hierbei seine
Gäste mit einem individuellen Konzept.
FEINHAID
~ im Solar-Campus ~
Mittagstisch
Mo - Do 11:30 - 16:00 Uhr
Fr 11:30 - 15:00 Uhr
Munzinger Straße 10
79111 Freiburg-Haid
Abendkarte
Fr + Sa 18:00 - 22:00 Uhr
0761 / 51 690 206
[email protected]
Wir gratulieren FeinHaid
zur Neueröffnung auf dem
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14 LOKALES
Der Sonntag · 12. Juni 2016
NEUE TONTRÄGER
DÄ BUEB VOM WIESEDAL
Die Heimat schlägt zurück
E
twas unbemerkt im Schatten von Grönemeyer und
Mark Forster ist am Freitag
noch ein EM-Hit erschienen –
eine sehr persönliche Hommage an Bundestrainer Jogi
Löw aus dessen
Schönauer Heimat.
In der Sprache Johann Peter Hebels,
dem Wiesentäler
Alemannisch, hat
Markus Olivieri „Dä
Bueb vom Wiesedal“ verfasst, und
man verrät nicht zu viel, dass
sich die Parallelen zum großen
Dichter im Linguistischen erschöpfen. „Jogis Song“ erzählt
in Thomas Bergmanns folkigem Country-Schlager von
Löws Aufstieg vom Schönauer
Bolzplatz über den SC Freiburg
und die unterschiedlich erfolgreichen Trainerstationen „bi dä
Eidgenosse, Ösis, Türke und
Stadtquartier
an der Dreisam
Freiburg-Betzenhausen
Schwoobe“ – „mol dunde – mol
dobe“. Die Geschichte des
„schänschde Bueb“ des Wiesentals, der von „so mängi unterschätzt“ wurde, das Land dann
aber mit dem WM-Titel verzückte, singen Steffi
und Jack Lais, die
wissen, wo ihr Cousin Kraft tankt: „Du
hörsch em Ruensche zue vom Fluss,
Danneduft und Espresso Diin G’nuss“.
Die Melodie hängt
sich schnell ins Ohr, kleine Harmoniewechsel lockern das eingängige Schema, und spätestens nach dem dritten „Lalala“Refrain bleibt beim Mitsingen
kein Auge trocken: „Dä Draum
nimmt kai End...“
RAZ
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Droht der Generalstreik?
Auch im Elsass will die Gewerkschaft CGT hart bleiben und die STREIKS ausweiten
Der Pilotenstreik der Air
France betrifft zwar den
Euro-Airport nicht, doch
auch im Elsass sind die wütenden Proteste gegen die
Arbeitsmarktreformen der
Regierung spürbar.
ANNETTE MAHRO
RENÉ ZIPPERLEN
So ein Streik kann auch seine
guten Seiten haben. Im Elsass
haben streikende Eisenbahner
die freie Zeit genutzt, um den
von Überschwemmungen am
stärksten betroffenen Gemeinden zu helfen. Auch sonst ist das
Elsass aktuell weniger stark von
den Folgen der landesweiten
Streiks betroffen als etwa der
Großraum Paris, wo sich die
Müllsäcke auf den Straßen türmen, weil Streikende die Müllverbrennungsanlagen außer Betrieb gesetzt haben. Zwar gab es
auch im Elsass Ende Mai wegen
der bestreikten Raffinerien Engpässe bei den Tankstellen, diese
sind aber inzwischen behoben.
Spürbar waren die Streiks allenthalben: Vergangene Woche
blieben 50 Prozent aller Züge der
Staatsbahn SNCF in den Depots,
Fernzüge in die Schweiz waren
gänzlich gestrichen. Und wer gehofft hatte, dass sich Regierung
und Gewerkschaften vor der
Fußball-Europameisterschaft
verständigen, sieht sich getäuscht: An verschiedenen Orten will die Gemeindepolizei bis
zum 10. Juli streiken, am Mittwoch wollen Lehrer an den Collèges und Lycées in den Ausstand
treten. Zwischen Mulhouse und
Straßburg drohen Streiks in Industriebetrieben. Vier von fünf
Zügen fahren im Elsass inzwischen wieder, und der Euro-Airport konnte Entwarnung geben:
Der gestern begonnene Streik
bei Air France betrifft den Flughafen nicht, da die Paris-Flüge
von HOP, einem Air-France-Ableger, bestritten werden.
Wichtigster Akteur ist die
enorm kämpferische sozialistische Gewerkschaft CGT, die sich
gegen die Arbeitsmarktreformen der französischen Regierung stellt. Diese will Arbeitsund Urlaubszeiten flexibler in
den Betrieben regeln lassen,
Überstunden weniger hoch be-
Ein streikendes CGT-Mitglied verfolgt in Paris den ersten Auftritt der französischen Nationalmannschaft
bei der Fußball-EM.
FOTO: AFP
zahlen und den Kündigungs- aber ebenso die Raffinerien und
schutz lockern. Verglichen mit die Petrochemie.“ Hier gehe es
den deutschen Hartz-Reformen neben dem neuen Arbeitsrecht,
vergleichsweise harmlos, zumal das während der EM im ParlaArbeitgeber beklagen, das Vorha- ment behandelt werden soll,
ben sei bereits stark verwässert. „um Fragen der Bezahlung und
Dennoch macht die CGT wei- besonders prekäre Arbeitsbedinter Druck, auch im Elsass. „Die gungen“. Dazu kommen geplanAktionen sind wichtig“, sagt Ar- te Einschnitte im Gesundheitsnaud Antoine, Sprecher der CGT sektor und neue Regelungen bei
Haut-Rhin, „weil sie die Rechte Staatsbediensteten und Lehrern.
der Arbeitnehmer verteidigen
Dabei macht Antoine klar,
und sich gegen eine Vielzahl von „dass es uns nicht darum geht,
Vorhaben der Regierung und der die EM zu blockieren. Der Ball
Großindustrie richten. Ihnen liegt im Feld der Regierung.
geht es darum, die Arbeitneh- Wenn Präsident Hollande sein
merrechte zu beGesetz zurückzieht
schneiden, sowohl
und sagt, wir setzen
im öffentlichen als
uns erneut an einen
auch im privaten
Tisch, dann gibt es
Sektor. Und wenn es
überhaupt kein RisiAngriffe auf die soko im Hinblick auf
zialen Rechte gibt,
die Meisterschaften.
dann muss man
Besteht er auf seiner
sich wehren.“
sehr strikten und
Obwohl die CGT
aggressiven Positinur einen kleinen
on, dann denke ich,
werden die BeschäfTeil der Beschäftigten vertritt, sieht
tigten auch die EM
Antoine eine breite Die CGT gibt sich noch in die Waagschale leStreikbasis. So steht immer sozialistisch
gen.“ Der Gewerkschafter fordert eine
beim SNCF-Streik kampfbereit, hier das
weniger die Arbeits- Logo der „RebellierenDiskussion
„über
ein Arbeitsrecht, das
marktreform
im den Arbeitslosen“.
ins 21. Jahrhundert
Zentrum als der
Streit um veränderte Arbeitsbe- passt. Dafür braucht es den sodingungen, trotz bisheriger Zu- zialen Dialog.“
geständnisse des Staates. „Im
Für den 14. Juni steht aktuell
Energiesektor ist natürlich der der Aufruf zu einem landesweiStaatskonzern EdF betroffen, ten Aktionstag auf den Internet-
seiten der Gewerkschaften. Ob er
sich, wie ursprünglich geplant,
zu einem Generalstreik ausweiten wird? „Man glaubt immer,
dass ein Generalstreik möglich
wäre, aber er lässt sich nicht anordnen“, sagt Antoine. „Was ich
sagen kann, ist, dass es mehr und
mehr Unternehmen hier bei uns
im Elsass und im ganzen Land
sind, in denen auch spontan gestreikt oder darüber diskutiert
wird. Ob sich daraus am Ende ein
Generalstreik entwickelt oder
nicht, das kann niemand sagen.“
Ebenso wenig, welchen Einfluss
eine erfolgreiche Vorrunde der
Bleus bei der Fußball-EM auf die
Stimmung im Land haben wird.
FAKTEN
DIE PROTESTE IN FRANKREICH richten sich vor allem
gegen die Pläne der Regierung Hollande, das Arbeitsrecht zu flexibilisieren. Sie
will den Kündigungsschutz
lockern, längere Arbeitszeiten in Betrieben ermöglichen und Überstunden weniger hoch vergüten. Die generelle 35-Stunden-Woche
soll aber nicht angetastet
werden. Auch Piloten, Lokführer, Lehrer und Polizisten
streiken wegen Änderungen
in ihren Bereichen.
DS
Viel zu nass
STARKREGEN
FRÜHSTÜCKSBUFFET
Erst schlemmen,
dann gestärkt
Blut spenden am
Samstag, den 18.6.16
Sa, 18. Juni von 8 bis 13 Uhr
Öffnungszeiten:
Montag | Dienstag
8 bis 15
Mittwoch | Donnerstag 12 bis 19
Freitag
8 bis 13
1. und 3. Samstag
8 bis 13
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Blutspendezentrale, Haus Langerhans
Hugstetter Straße 55
Universitätsklinikum Freiburg
Telefon 0761 270 44444
E-Mail [email protected]
Diese Woche war nur der Höhepunkt eines verregneten Frühjahrs. Das plagt vor allem die
Landwirte. „Im Moment ist die
Stimmung nicht so rosig“, berichtet Gerda Müller, die Vorsitzende der Direktvermarkter im
Landkreis Lörrach. Für Erdbeeren und Spargel, dessen Saison
sich bald zu Ende neigt, war der
Frühling viel zu nass, die Mengen lagen weit unter den Erwartungen. Dabei seien gerade sie
wichtige Einnahmequellen.
Welche Schäden die Gewitter
in den Kulturen angerichtet haben, lässt sich im Moment noch
schwer sagen. Da, wo es auch gehagelt hat, sei mit Ausfällen zum
Beispiel bei den Äpfeln zu rechnen, sagt Gerda Müller. Und
auch die frühen Kirschen wurden teilweise in Mitleidenschaft
gezogen: „Bei Kirschen braucht
es nichtviel, dass sie platzen.“ Lorenz Boll, Geschäftsführer des
OGS Obst- und Gemüsevertriebs
Südbaden in Vogtsburg, möchte
noch keine Prognose bezüglich
lässt Äcker erodieren, und die Saat wird verschlämmt
See statt Feldfrüchte: ein Acker bei Rheinfelden.
der zu erwartenden Mengen abgeben, betont jedoch, die Qualität habe bislang nicht gelitten.
Und die Händler – ob Discounter
oder Supermarkt – hätten die regionale Ware abgenommen,
auch wenn die Preise aufgrund
der geringeren Menge höher waren. „Aber der Regen war nicht
förderlich. Wir sind jedes Mal
froh, wenn es keinen von unseren Landwirten trifft.“
FOTO: BURKHARDT
Auch diejenigen, die Gemüse
anbauen, hoffen auf trockene Tage, denn jetzt müsste eigentlich
die Saat für die späten Sorten,
zum Beispiel Karotten, ausgebracht werden. Teilweise jedoch
sei der Boden zu nass, um die
Saat überhaupt ausbringen zu
können, berichtet Gerda Müller.
Oder es regne direkt wieder darauf, die Saat werde verschlämmt.
Im Zweifelsfall müssten die
Landwirte dann noch einmal säen: „Der Arbeitsaufwand ist
enorm.“
Schäden verzeichnen die
Landwirte auch an den Feldwegen, die stark ausgewaschen
wurden. Zudem kommt es durch
den Starkregen zu Erosionen auf
den Äckern. „Wir empfehlen den
Landwirten vor allem in Hanglage eine sogenannte Mulchsaat“,
sagt Klaus Mastel vom Referat
Pflanzenbau des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (LTZ). Dabei
wird eine Zwischenfrucht gepflanzt, deren Pflanzenreste
nicht untergepflügt werden,
sondern den Boden bedecken
und so vor Erosion schützen. Im
Weinbau sei es wichtig, rund um
die Reben zu begrünen, damit
die Hänge nicht erodieren. Das
Thema Bodenerosion spiele eine
große Rolle in der Beratung des
LTZ, sagt Klaus Mastel: „Da wird
viel getan. Bei diesen ganz extremen Unwetterereignissen ist
aber nichts zu machen.“
GTR
NACHRICHTEN 15
Der Sonntag · 12. Juni 2016
CDU warnt Kretschmann
KURZ GEFASST
BAHN
Grüne erwarten SCHEITERN der Neuregelung „Sichere Herkunftsländer“
Berlin (dpa). Die Grünen im
Bund gehen davon aus, dass
die Einstufung von Algerien, Tunesien und Marokko als sichere Herkunftsstaaten scheitern wird. „Dafür gibt es nach jetzigem
Stand im Bundesrat keine
Mehrheit“, sagte der Politische Bundesgeschäftsführer Michael Kellner dem
Kölner Stadt-Anzeiger.
EXTREMSITUATION
Zwischen Grünen und Schwarzen knirscht es. Am Mittwoch war davon noch nichts zu merken: Strobl (links)
FOTO: DPA
und Kretschmann auf der Regierungsbank.
legt, dass die Landesregierung
die Neuregelung unterstützen
wird, „falls die entsprechenden
hohen verfassungsrechtlichen
Voraussetzungen vorliegen“. Ministerpräsident
Winfried
Kretschmann (Grüne) hat aber
weiter Vorbehalte dagegen. Innenminister Thomas Strobl
(CDU) rief Kretschmann noch
einmal auf, sich an die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag zu
halten. „Ich halte Verlässlichkeit
für ein hohes Gut in der Politik.
Ich gehe davon aus, Herr
Kretschmann sieht das genauso“,
sagte der CDU-Politiker der Heilbronner Stimme. Seit den grünschwarzen Koalitionsverhandlungen habe sich die Menschenrechtslage in den Maghreb-Staaten nicht verändert.
Der stellvertretende Vorsit-
zende der Unions-Bundestagsfraktion, Stephan Harbarth
(CDU), warnte die Grünen am
Samstag vor der „Blockade einer
längst überfälligen Reform“. Migranten aus den fraglichen Ländern hätten fast ausschließlich
ökonomische Motive, einen
Asylantrag zu stellen. „Zur Wahrheit gehört in Zusammenhang
mit Asylbewerbern aus den Maghreb-Staaten leider auch, dass
sie in Deutschland überproportional an Straftaten beteiligt
sind. Wir haben ein hohes Interesse daran, dass diese Bewerber
durch die Einstufung in ein verkürztes Asylverfahren überführt
werden.“
Auch SPD-Chef Sigmar Gabriel
hofft darauf, dass der Bundesrat
dem Gesetz zustimmt. „Die Anerkennungsquote für Asylbe-
werber aus den drei MaghrebStaaten ist äußerst gering, zum
Teil liegt sie unter einem Prozent“, sagte der Vizekanzler den
Zeitungen der Funke Mediengruppe. Eine Einstufung als sicheres Herkunftsland bedeute ja
nicht, dass das Recht auf Asyl für
Menschen aus diesen Staaten
wegfalle. „Nur müssen die Betroffenen belegen, dass sie wirklich politisch verfolgt werden.“
CSU-Generalsekretär Andreas
Scheuer warnte Kretschmann
vor
Glaubwürdigkeitsverlust.
„Wenn die Grünen nicht für die
Einstufung von Marokko, Tunesien und Algerien als sichere
Herkunftsstaaten
stimmen,
dann machen sie sich zum Gehilfen für massenhaften Asylmissbrauch“, sagte Scheuer der
Passauer Neue Presse.
MOBILFUNKNETZ
BERLIN (DPA). Massiver Ausfall
bei der Deutschen Telekom:
Stundenlang war das Mobilfunknetz am Samstagvormittag gestört. Bundesweit hatten Telekom-Kunden Probleme, mobil
zu telefonieren oder mit dem
Smartphone online zu gehen.
Erste Hinweise darauf gab es bereits in den frühen Morgenstunden. Etwa gegen 10.15 Uhr sei die
Störung dann behoben gewesen,
sagte ein Sprecher der Telekom
am Samstag. Telefonieren und
Surfen seien seitdem bundesweit wieder möglich.
Wie viele Kunden der Telekom
vergeblich versuchten, ihr Mobiltelefon zu benutzen, lasse sich
in
Rhe
isam
19°
14°
Dre
Breisach a. Rh.
Elzach
Elz
Waldkirch
Freiburg
Titisee
Im Süden viele Wolken und kaum Sonne. Zeitweise Regen, Schauer oder einzene Gewitter.
Nach Norden hin trocken und mehr Sonne.
Höchstwerte: 18 bis 21 Grad. Leicht böiger Wind.
Lörrach
Bad Säckingen
morgen
18°
3
Neustadt
Feldberg
1493 m
7°
Schluchsee
6°
Bonndorf
14°
St. Blasien
10°
18° Schopfheim
WaldshutWeil a. Rh. 12°
Tiengen
Rheinfelden
DEUTSCHLANDWETTER
Tiefdruck sorgt nach wie vor für unbeständiges
Wetter. Schon ab dem Morgen bilden sich erste
Schauer, die im Tagesverlauf immer häufiger
werden. Die Wolken lockern kaum auf, sodass
die Sonne nur selten scheint. Am Nachmittag
entstehen dann örtlich Gewitter. Bei mäßigem
und leicht böigem Südwestwind erreichen die
Temperaturen maximal 19 Grad. Zu Beginn der
kommenden Woche bleibt es wechselhaft mit
vielen Wolken, wenig Sonne und Regen.
heute
19°
Müllheim
Basel
REGIONALWETTER
14°
10°
19°
14°
Bad Krozingen
Furtwangen
17°
12°
11 l/m²
Niederschlag
übermorgen
19°
3
3
6 l/m²
Niederschlag
10 l/m²
Niederschlag
25°
20°
15°
Kiel
19°
12°
Bremen
Rostock
Hamburg
Hannover
Dresden
Nürnberg
5°
6 12 18 0
6 12
18
0
6 12 18 Uhr
Windstärken in den Kreisen in Beaufort
05:26/21:30Uhr
13:27/02:00Uhr
Auf- und Untergangszeiten gelten für Freiburg
Saarbrücken
Stuttgart
19°
14°
Freiburg
18°
10°
21°
12° Berlin
Essen
21°
20°
12°
13°
Köln
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10°
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den konnten, ob sie gültig
die Probleme in Großstädund welchem Abrechten ausgeprägter gewesen
nungskonto sie zuzuordseien, könne er nicht bestänen sind. Telekom-Kunden
tigen. Die Notruffunktion
in allen Teilen Deutschwar den Angaben zufolge
lands und auch im Ausland
nicht betroffen. Telefoniebekamen nach dem Wählen
ren übers Festnetz sei jederdie Fehlermeldung „Kein
zeit möglich gewesen.
Netz“ angezeigt.
Von der Störung beeinProbleme in diesem Austrächtigt war auch die
FOTO: DPA maß habe es seit Jahren
ADAC-Pannenhilfe. Rund Datenbankstörung: Telekom.
nicht gegeben, sagte der
500 Pannenfälle konnten
nach Angaben des ADAC zwi- en nicht zu erreichen gewesen. Sprecher. Sollte ein Gerät noch
schen 2 Uhr und etwa 10.30 Uhr Grund für die Störung war der Einwahlprobleme haben, empnicht gemeldet werden. Das sei- Telekom zufolge ein Problem fiehlt die Telekom, einmal kurz
en 40 Prozent der sonst üblichen mit der zentralen Datenbank. in den Flugmodus zu gehen oder
Meldungen. Auch die Mitarbei- Ein Fehler führte dazu, dass die das Gerät aus- und wieder einzuter der ADAC-Straßenwacht sei- SIM-Karten in den Handys nicht schalten.
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Emmendingen
Thomalla heiratet und zweifelt
Schauspielerin Sophia Thomalla hat geheiratet. Die Eheschließung mit Musiker Andy LaPlegua sei „aus einer Extremsituation
heraus entstanden“, sagte sie der Bild-Zeitung. Sie sei damals
von Rammstein-Sänger Till Lindemann getrennt gewesen;
es habe sich um „bewegte Tage“ gehandelt. „Mein Kopf platzte,
mir wurde alles zu eng.“ Zu ihrer Verbindung zu Lindemann
sagt die Schauspielerin, sie hätten „riesigen Zoff gehabt“ und
seien „getrennt, zusammen, getrennt, zusammen“ gewesen.
Was nun allerdings aus der Ehe mit LaPlegua werden soll, wusste
Thomalla nicht zu sagen.
AFP
Kellner sagte, er halte das auch
für ein gutes Signal, sollte das
Gesetz scheitern. Denn in den
Maghreb-Staaten würden Menschen unter anderem wegen ihrer sexuellen Orientierung verfolgt. „Deshalb können sie nach
menschenrechtlichen Standards
keine sicheren Herkunftsstaaten
sein.“
Die Bundesregierung will Algerien, Marokko und Tunesien
per Gesetz als „sicher“ einstufen,
um Asylbewerber von dort
schneller in ihre Heimat zurückschicken zu können. Der Bundestag hat das Vorhaben bereits
gebilligt. Am kommenden Freitag stimmt der Bundesrat darüber ab. Dort sind Union und
SPD auf die Stimmen von mindestens drei der zehn Länder mit
grüner Regierungsbeteiligung
angewiesen. Mehrere dieser Länder haben aber bereits ein Nein
oder eine Enthaltung in Aussicht
gestellt. Damit steht das Vorhaben auf der Kippe.
In Baden-Württemberg ist
deshalb ein Koalitionsstreit entbrannt. Grüne und CDU haben in
ihrem Koalitionsvertrag festge-
19°
6°
Vorstand gerät offenbar unter Druck
Probleme beim Sanierungsprogramm „Zukunft Bahn“ und
beim umstrittenen Großprojekt Stuttgart 21 bringen Vorstände
des bundeseigenen Bahn-Konzerns Berichten zufolge stärker
unter Druck. Wie Welt, Welt am Sonntag und Spiegel unter
Berufung auf Aufsichtsratskreise melden, soll vor der nächsten
Sitzung der Kontrolleure am Mittwoch (15. Juni) der Rückhalt
für Bahn-Chef Rüdiger Grube und dessen Vize Volker Kefer
bröckeln. Die Lage sei „beunruhigend“. Ein Sprecher des Unternehmens wollte dies nicht kommentieren.
DPA
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Notruf-Fax:
Rettungs- und Feuerwehrleitstelle:
07641/460177
THW Emmendingen: 07641/2181
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12. Juni 2016
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12.Juni2016
Die Abwehr ist eine Baustelle
Es regnete in Strömen, als sich
das deutsche Team am Samstagmorgen vom Basiscamp in
Évian-les-Bains gen Lille aufmachte. Das miese Wetter war
aber nicht der Hauptgrund dafür, dass die Spieler froh waren
über die Reise in den Norden
Frankreichs. „Wir können es
kaum erwarten, auf dem Platz zu
stehen“, sagte Manuel Neuer. Die
Vorbereitungszeit habe man natürlich gebraucht, so der Torhüter: „Aber das Schöne sind die
Spiele.“ Besonders dann, wenn
man mit dem nötigen Selbstvertrauen ausgestattet ist. „Wir haben eine Mannschaft, die objektiv gesehen das Potenzial hat,
Europameister zu werden“, betonte Thomas Müller.
Dass das Team noch immer
durch Verletzungsprobleme gehandicapt ist, scheint an der positiven Selbsteinschätzung der
Weltmeister nichts zu ändern.
„Es fallen Spieler aus, die in meiner Planung eine wichtige Rolle
gespielt haben“, räumte Joachim
Löw zwar ein. Der Bundestrainer
stellte aber umgehend klar, dass
Jammern keine Option sei: „Wir
werden das Beste aus unseren
Möglichkeiten machen.“
Neben Marco Reus und Antonio Rüdiger, für die das Turnier
vorbei war, bevor es begann, wird
Löw gegen die Ukraine auch auf
Mats Hummels verzichten müssen. Der Neu-Bayer trainiert
nach überstandenem Muskelfaserriss zwar wieder mit dem Ball,
ein EM-Einsatz kommt aber
noch zu früh. Auch Kapitän Bastian Schweinsteiger bleibt aufgrund seines Trainingsrück-
Benedikt Höwedes hat gute Chancen, als Innenverteidiger in Joachim Löws Anfangsformation gegen die
FOTO: DPA
Ukraine dabei zu sein.
stands nur die Rolle eines Ergänzungsspielers.
Wie schon bei der WM in Brasilien muss Joachim Löw zunächst
also improvisieren. Für Marco
Reus, so deutete es sich in den
vergangenen Tagen an, dürfte
Julian Draxler im linken offensiven Mittelfeld beginnen. „Ich bin
gut drauf“, machte der Wolfsburger denn auch Werbung in eigener Sache. Die erste Partie sieht
er als Standortbestimmung für
das ganze Turnier – für sich
selbst, aber auch für das gesamte
Team.
–
Mustafi oder
Höwedes?
–
Etwas knifflig dürfte die Besetzung der Viererabwehrkette
sein. Da nach Hummels auch
sein Vertreter Rüdiger passen
musste, wird es in der Innenverteidigung also eine Drittbesetzung richten müssen. Shkodran
Mustafi und Benedikt Höwedes
heißen die Kandidaten für den
Platz an Jérôme Boatengs Seite.
Wobei Mustafi in den Testspielen zuletzt keine Rolle spielte.
w
Sicher durchs Ge
Höwedes dagegen spielte – allerdings rechts hinten. Sollte er in
die Mitte wechseln, könnte Joshua Kimmich aus Außenverteidiger zum Einsatz kommen.
Bedenken, dass der unfreiwillige Umbau der Defensive negative Auswirkungen haben könnte, haben die Protagonisten
nicht. „Wir alle sind gut genug
ausgebildet, um in allen Varianten und Systemen spielen zu
können“, bekräftigt Höwedes.
„Wir werden eine sehr gute Abwehr stehen haben“, ist sich Manuel Neuer, die deutsche Nummer eins, sicher. Zumal die defensive Organisation laut Joachim Löw ein Schwerpunkt der
Trainingsarbeit war. „Wir haben
in vielen Bereichen Dinge aufgearbeitet, die in den Testspielen
aufgefallen sind“, berichtete Thomas Schneider, der Assistent des
Bundestrainers. Diese Nachjustierung sei gelungen.
Worten, denen man – geht es
nach einer speziellen Statistik –
glauben schenken kann. Schneiders Chef ist nämlich ein Spezialist für Auftaktspiele. Vier Siege,
11:0 Tore – so lautet Joachim
Löws makellose Bundestrainerbilanz. Bei der Euro 2008 besiegten die Deutschen Polen mit 2:0,
bei der WM 2010 gab es ein 4:0
gegen Australien, es folgten ein
1:0 (EM 2012) und ein 4:0 (WM
2014) jeweils gegen Portugal.
Zweimal (2010, 2012) zog Löws
Mannschaft ins Halbfinale ein,
zweimal ins Endspiel (2008,
2014). Der Titelgewinn in Brasilien war die vorläufige Krönung.
Der Matchwinner im Finale
von Rio hieß Mario Götze. Gegen
die „kampfstarken Ukrainer“
(Thomas Schneider) wird er wohl
wieder auf dem Platz stehen.
Diesmal von Beginn an. Zwar hat
der kleine Münchner eine enttäuschende Saison bei den Bayern hinter sich.
Auch blieb er den Beweis
schuldig, dass er in der Lage ist,
das umzusetzen, was ihm Löw
seinerzeit vor seiner Einwechslung mit auf den Weg gab („Zeig
der Welt, dass du besser bist als
Messi“). Aber während der Vorbereitung wusste Götze zu überzeugen. „Er ist bereit für die EM“,
urteilt Löw. Und die Mannschaft
sei es auch.
KURZ GEFASST
FORMEL 1
Vettel mit Bestzeit
Sebastian Vettel hat beim Abschlusstraining zum Großen
Preis von Kanada in Montréal die Bestzeit erzielt. Der viermalige
Formel-1-Weltmeister fuhr mit seinem Ferrari auf dem 4,361
Kilometer langen Kurs in 1:13,919 Minuten an die Spitze.
Der in diesem Jahr noch sieglose Heppenheimer verwies den
Niederländer Max Verstappen im Red Bull um 0,239 Sekunden
DPA
auf den zweiten Platz.
HOCKEY
Deutscher Sieg gegen China
Die deutschen Hockey-Damen haben beim Vier-Länder-Turnier
in Hamburg ihren zweiten Sieg eingefahren. Die Gastgeberinnen
gewannen gestern mit 2:0 gegen China und bleiben damit
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meisterschaft. Das
der prognostizierist die erste gute
ten eine unfassbare
Nachricht aus Paris.
Niederlage zu erleiDie zweite: Die Ouden. Payets KunstTONI NACHBAR
vertüre zwischen
treffer dürfte für
Frankreich und Ruden wackeren Ovimänien gab viel mehr her, als diu Hoban und seine Kollegen
die Fußball-Liebhaber in Euder Genickschuss bei dieser
ropa erwarten durften.
„Euro 2016“ gewesen sein.
Das Eröffnungsspiel war nicht Der zähe Sieg der Franzosen
schön und noch weniger der
gegen den Außenseiter vom
erwartete leichte Aufgalopp
Balkan bestätigte vom Start
für den Gastgeber. Keine Gala, weg die These des Bundestraidafür ein dichter und erbittert ners: Joachim Löw ist übergeführter Fight. Statt eines
zeugt, dass viele Favoriten sich
faden Drehbuchs bei billigem bei diesem langen Turnier geCognac wurde Dramatik mit
gen defensive Underdogs sehr
gutem Pflaumenschnaps ser- schwertun werden.
viert. Und ein Tor, das den
Prompt bestätigten gestern
Unterschied machte, für Andies auch die Schweizer: In
thologie-Videos.
Überzahl zitterten sich die
Tiefer geblickt, hätte es für die Eidgenossen zu einem Sieg
„Équipe Tricolore“ nicht besser gegen Albanien.
kommen können: Ein schwer
Für den heutigen deutschen
erarbeiteter Sieg ersetzte den
Start gegen die Ukraine muss
vermuteten leichten Erfolg,
diese Regel allerdings nicht
er könnte die hochfavorisierte gelten. Unterschätzen darf die
Deschamps-Elf weit tragen in
DFB-Auswahl die Konterdiesem Turnier. Für die mitmannschaft aus Osteuropa
telmäßigste rumänische Nadennoch nicht. Denn aus Kiew,
tionalmannschaft seit mehr
Donezk und Dnjepropetrowsk
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STANDPUNKT
E
RENÉ KÜBLER
Einfach
DIE EM HAT ENDLICH BEGONNEN
Mit Personalsorgen startet die DEUTSCHE MANNSCHAFT gegen die Ukraine ins EM-Turnier
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft greift
heute (21 Uhr, live in der
ARD) ins EM-Geschehen ein.
Gegen die Ukraine soll im
ersten Gruppenspiel die
Grundlage für ein Weiterkommen gelegt werden.
Trotz personeller Probleme
geben sich die Weltmeister
selbstbewusst.
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18 SPORT
Der Sonntag · 12. Juni 2016
Zittersieg der Schweiz
Aufeinandertreffen
der Legionäre
Ein Tor von FABIAN SCHÄR zum 1:0 besiegelt das Schicksal der kampfstarken Albaner
Kroaten und Türken mit viel BUNDESLIGA-ERFAHRUNG
Zum kroatischen Team bei dieser Fußball-EM gehören neun
aktuelle oder ehemalige Bundesliga-Profis. Von den Spielern des
Auftaktgegners Türkei sind sogar sechs in Deutschland geboren. Wenn Kroatien und die Türkei an diesem Sonntagnachmittag (15 Uhr/ARD) im Pariser Prinzenpark
aufeinandertreffen,
wird es also aus deutscher Sicht
viele bekannte Gesichter zu sehen geben – wie sonst nur bei
den Auftritten des Weltmeisters
oder der mit noch mehr Bundesliga-Spielern angereisten Nachbarn Österreich und Schweiz.
„Ich freue mich riesig auf die
EM“, sagte der türkische Mittelfeldspieler Hakan Calhanoglu
von Bayer Leverkusen in einem
Interview des Kölner Stadtanzeigers. „Wir haben eine schwere
Gruppe erwischt, vielleicht die
schwerste überhaupt. Spanien,
Kroatien und Tschechien sind
Gegner, da wird jedes Spiel eine
besondere Herausforderung.“
Calhanoglu hat seinen Platz in
der ersten Elf am Sonntag sicher.
Die beiden anderen türkischen
Bundesliga-Profis Nuri Sahin
(Borussia Dortmund) und Yunus
Malli (FSV Mainz) werden dagegen wohl erst einmal auf der
Bank sitzen. Zum 23-köpfigen
Aufgebot von Trainer Fatih Terim gehören dazu noch drei
Spieler, die in Deutschland aufgewachsen sind, aber in der türkischen Süper Lig spielen: Hakan
Balta (Galatasaray Istanbul),
Cenk Tosun und Olcay Sahan
(beide Besiktas Istanbul).
Albanien hat der nervlichen
Belastung beim EM-Debüt
nicht standgehalten und
sich beim 0:1 (0:1) im emotionalen „Bruder-Duell“ gegen die Schweiz quasi selbst
geschlagen. Ein Torwartfehler und die gelb-rote Karte
für Kapitän Lorik Cana besiegelten am Samstag in
Lens die Auftaktpleite für
den Außenseiter.
Für Kroatien eine Bank: Mario
FOTO: AFP
Mandzukic.
Was das kroatische Team angeht, haben die deutschen Fans
durchaus gespaltene Erinnerungen an die vielen bekannten Gesichter. Verteidiger Gordon
Schildenfeld etwa war in der Saison 2011/12 selbst für den damaligen Zweitligisten Eintracht
Frankfurt zu schlecht. Gleich
drei verschiedene Nationaltrainer haben den mittlerweile für
Dinamo Zagreb spielenden Routinier seitdem aber immer wieder unverdrossen nominiert.
Die großen Hoffnungen der
Kroaten bei dieser EM ruhen allerdings auf ganz anderen Namen: Ivan Rakitic (FC Barcelona/früher Schalke 04), Mario
Mandzukic (Juventus Turin/früher Bayern München) oder Ivan
Perisic (Inter Mailand/früher VfL
DPA
Wolfsburg).
Hoffenheims Fabian Schär köpfte die anfangs noch deutlich nervösen Schweizer mit einem frühen Tor (5. Minute) nach einem
Eckball zum Pflichtsieg gegen
den Endrunden-Neuling. Dabei
hatte Albaniens Torhüter Etrit
Berisha vor 33 805 Zuschauern
böse daneben gegriffen.
In dem emotionalen Duell
hatten die Albaner die Unterstützung von etwa 20 000 Fans
im voll besetzten Stade BolaertDelelis in Lens. Immerhin zehn
Spieler im Kader Albaniens sind
in der Schweiz geboren oder aufgewachsen, fünf Schweizer haben albanische Wurzeln.
Der albanische Verband hatte
alle ehemaligen Nationalspieler
zum ersten EM-Spiel in der Geschichte des kleinen Landes eingeladen. Vor der Partie gab es
herzliche Begrüßungen auch
zwischen den beiden beim FC
Basel groß gewordenen Brüdern
Granit und Taulant Xhaka, die
erstmals als Nationalspieler gegeneinander spielten.
Jullien nachToulouse
WALES
Christopher Jullien, einst von AJ Auxerre zum SC Freiburg
gekommen und zuletzt von den Breisgauern an den Zweitligisten
Dijon ausgeliehen, wird in der neuen Spielzeit für den französischen Erstligisten FC Toulouse spielen. In Dijon hatte Jullien
einen äußerst guten Eindruck hinterlassen und in 34 Partien
neun Treffer erzielt. Er trug damit nicht unerheblich zum
Aufstieg der Ostfranzosen bei. Gleichzeitig weckte Jullien die
Begehrlichkeiten der Konkurrenz. Ein Umstand, der dem SC
Freiburg entgegengekommen sein dürfte. Zwar wurde über
die Transfermodalitäten nichts bekannt, doch Spekulationen
gehen dahin, dass der Freiburger Bundesligist bis zu drei
Millionen Euro für den schlacksigen Abwehrspieler kassiert
DS
haben könnte.
VOLLEYBALL
Deutsche Frauen noch ohne Sieg
Die deutschen Volleyballerinnen haben beim Grand Prix im
chinesischen Ningbo auch ihr zweites Spiel verloren. Nach
dem deutlichen 0:3 am Freitag gegen den Weltranglisten-Ersten
USA hatte die Mannschaft von Bundestrainer Felix Koslowski
auch gegen den Turniergastgeber keine Chance. Das stark
verjüngte Team um Libera Lenka Dürr unterlag am Samstag
dem Weltranglisten-Zweiten China mit 0:3 (12:25, 22:25, 16:25).
Beste deutsche Angreiferin war erneut Louisa Lippmann mit
elf Punkten. Ihre letzte Partie in China bestreiten die Deutschen
DPA
am Sonntag (9 Uhr) gegen Außenseiter Thailand.
TENNIS
Sportlich setzen die favorisierten Schweizer, bei denen sieben
Bundesligaprofis in der Startelf
standen, die Akzente. Beim frühen Führungstreffer der Eidgenossen half Albaniens Torhüter
Berisha kräftig mit. Nach Ecke
von Xherdan Shaqiri kam der bei
Lazio Rom unter Vertrag stehende Schlussmann zu spät – Schär
traf per Kopf in der fünften Minute. Für den Hoffenheimer Verteidiger war es im 21. Länderspiel
bereits der sechste Torerfolg.
Das 1:0 hätte dem spielerisch
deutlich überlegenen Team von
Trainer Vladimir Petkovic Rückenwind und Selbstvertrauen
geben können. Doch die Mannschaft mit dem Ex-Freiburger
Admir Mehmedi wirkte lange
Zeit recht nervös. Zuvor hatten
die Schweizer bei drei EM-Endrunden nie die nächste Runde
erreicht und nur einen Sieg geschafft.
Somit war diesmal der erste
Schritt auf dem Weg in die K.o.Runde gemacht. Blerim Dzemaili hatte bereits das 2:0 auf dem
Fuß, scheiterte in der 15. Minute
aber an Berisha. Die kämpferisch
starken Albaner mit dem Freiburger Amir Abrashi hatten ihre
erste Möglichkeit nach einer halben Stunde, doch Armando Sadiku vergab völlig freistehend vor
Torhüter Yann Sommer.
Danach spielte der Platzverweis für Albaniens Kapitän Cana
FOTO: DPA
wegen Handspiels (37.) den
Schweizern in die Karten. In
Überzahl gab es weitere gute
Möglichkeiten, die beste vergab
erneut Dzemaili, der einen Freistoß nur an den Pfosten setzte.
Auch der Frankfurter Haris Seferovic hatte anschließend insgesamt drei gute Gelegenheiten
zur Ergebnisverbesserung, Shaqiri zwei.
Am Ende musste sich der Favorit wegen der schwachen
Chancenverwertung mit dem
knappen Erfolg begnügen und
hätte fast noch den Ausgleich
durch Shkelzen Gashi (88.) kassiert. Gladbachs Schlussmann
Sommer rettete seinem Team
DPA
den Sieg.
Bale und Ramsey sind entscheidend
KURZ GEFASST
FUSSBALL
Albanien mit Amir Abrashi (links) machte den Schweizern das Leben schwer.
Federer in Stuttgart ausgeschieden
Der Basler Wimbledon-Gewinner Roger Federer ist im Halbfinale
des ATP-Tennisturniers in Stuttgart ausgeschieden. Der Schweizer
Weltranglistendritte verlor am Samstag gegen den jungen
DPA
Österreicher Dominic Thiem mit 6:3, 6:7 (7:9) und 4:6.
besiegt im ersten Spiel der Vorrundengruppe B die Slowakei verdient mit 2:1
Gareth Bale hat Wales bei der ersten EM-Teilnahme zum einem
gefeierten Debüt-Erfolg getrieben - doch der gefeierte Siegtorschütze war Hal Robson-Kanu
(81.). Mit seinem fulminanten
Freistoßtreffer zur frühen Führung legte Superstar Bale in der
10. Minute den Grundstein zum
2:1 (1:0)-Sieg der walisischen
Fußball-Nationalelf gegen die
Slowakei.
Nach dem Ausgleich durch
Ondrej Duda (61.) war es dann
der kurz zuvor eingewechselte
Stürmer ohne Verein, der mehr
als 20 000 walisische Fans am
Samstag in Bordeaux wieder jubeln ließ. In der Gruppe B hat
Wales nun vor den Duellen gegen Favorit England und Russland gute Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale.
Nach seinem Kunstschuss aus
28 Metern war der 100-Millionen-Euro-Mann Bale von Real
Madrid zum Spielfeldrand gelaufen und ließ sich von der gesamten walisischen Bank herzen. Die lautstarken Fans von der
Insel unter den etwa 42 000 Zuschauern im ausverkauften Sta-
Aaron Ramsey (rotes Trikot), hier im Duell mit dem Slowaken Martin
FOTO: AFP
Skrtel, war der Mittelfeldmotor der Waliser.
dion hatten sich aber zu früh gefreut: Fast aus dem Nichts gelang der Slowakei der Ausgleich.
Gegen defensiv lange gut aufgestellte Waliser fehlten den Slowaken lange die spielerischen Mittel. Trotzdem hätten die Slowaken einen Punkt retten können:
Doch nach dem erneuten Rückstand Adam Nemec traf per Kopf
nur den Pfosten (86.).
In der slowakischen Anfangsformation standen zwei Bundes-
liga-Spieler: Der Herthaner Peter
Pekarik und Dusan Svento vom 1.
FC Köln verteidigten in der Viererkette. Wales musste kurzfristig auf seinen Stammtorwart
Wayne Hennessey (Rückenbeschwerden) verzichten. Für ihn
rückte Danny Ward zwischen die
Pfosten. Der Ersatztorwart vom
FC Liverpool blieb in seinem
Startelf-Debüt ohne Tadel.
Der slowakische Star Marek
Hamsik (SSC Neapel) sorgte für
den ersten Aufreger: Nach einem tollen Solo musste Ben Davies für den bereits geschlagenen Ward vor der Linie retten.
Wards Gegenüber machte wenig
später beim walisischen Führungstreffer keine gute Figur:
Bales Freistoß aus etwa 28 Metern sah Matus Kocacik zwar
spät, doch war der Ball haltbar.
„Man kann auch von einem
Kunstschuss reden, da sieht der
Torwart immer alt aus“, sagte
ZDF-Experte Oliver Kahn.
Mit der Führung im Rücken
agierte Wales zwar spielbestimmend, die großen Torchancen
blieben aber aus. Die Slowaken
hingegen bekamen keinen Zugriff auf Ball und Gegner.
Nach einer guten halben Stunde setzte der slowakische Kapitän Martin Skrtel im Strafraum
seinen bulligen Körper samt Ellenbogen gegen Jonathan Williams ein, direkt vor dem Torlinienrichter. Doch der fällige Elfmeterpfiff von Schiedsrichter
Svein Oddar Moen blieb aus nicht die einzige umstrittene
Entscheidung des unsicheren
DPA
Norwegers.
EM 2016 – VORRUNDE
Gruppe A
Gruppe B
Frankreich - Rumänien
Albanien - Schweiz
Rumänien - Schweiz
Frankreich - Albanien
Schweiz - Frankreich
Rumänien - Albanien
1.
2.
3.
4.
Frankreich
Schweiz
Rumänien
Albanien
1
1
1
1
2:1
0:1
15. 6., 18 Uhr
15. 6., 21 Uhr
19. 6., 21 Uhr
19. 6., 21 Uhr
1
1
0
0
0
0
0
0
0
0
1
1
2:1
1:0
1:2
0:1
3
3
0
0
Gruppe C
Wales - Slowakei
England - Russland
Russland - Slowakei
England - Wales
Slowakei - England
Russland - Wales
1. Wales
2. England
Russland
4. Slowakei
1
0
0
1
1
0
0
0
Gruppe D
2:1
11. 6., 21 Uhr
15. 6., 15 Uhr
16. 6., 15 Uhr
20. 6., 21 Uhr
20. 6., 21 Uhr
Polen - Nordirland
Deutschland - Ukraine
Ukraine - Nordirland
Deutschland - Polen
Nordirland - Deutschland
Ukraine - Polen
0
0
0
0
1.
2.
3.
4.
0
0
0
1
2:1
0:0
0:0
1:2
3
0
0
0
Deutschland
Nordirland
Polen
Ukraine
0
0
0
0
0
0
0
0
12. 6., 18 Uhr
12. 6., 21 Uhr
16. 6., 18 Uhr
16. 6., 21 Uhr
21. 6., 18 Uhr
21. 6., 18 Uhr
0
0
0
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0
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0
Gruppe E
Türkei - Kroatien
Spanien - Tschechien
Tschechien - Kroatien
Spanien - Türkei
Kroatien - Spanien
Tschechien - Türkei
1.
2.
3.
4.
Kroatien
Spanien
Tschechien
Türkei
0
0
0
0
12. 6., 15 Uhr
13. 6., 15 Uhr
17. 6., 18 Uhr
17. 6., 21 Uhr
21. 6., 21 Uhr
21. 6., 21 Uhr
0
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Gruppe F
Irland - Schweden
Belgien - Italien
Italien - Schweden
Belgien - Irland
Schweden - Belgien
Italien - Irland
1.
2.
3.
4.
Belgien
Irland
Italien
Schweden
13. 6., 18 Uhr
13. 6., 21 Uhr
17. 6., 15 Uhr
18. 6., 15 Uhr
22. 6., 21 Uhr
22. 6., 21 Uhr
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Österreich - Ungarn
Portugal - Island
Island - Ungarn
Portugal - Österreich
Island - Österreich
Ungarn - Portugal
1.
2.
3.
4.
Island
Österreich
Portugal
Ungarn
14. 6., 18 Uhr
14. 6., 21 Uhr
18. 6., 18 Uhr
18. 6., 21 Uhr
22. 6., 18 Uhr
22. 6., 18 Uhr
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SPORT 19
Der Sonntag · 12. Juni 2016
Was Tränen zeigen
FC Freiburg St. Georgen
verpasst Aufstieg
Dimitri Payets Siegtreffer versetzt FRANKREICH in EM-Begeisterung
BECK-ELF
Frankreich verneigt sich vor
seinem Auftakthelden Dimitri Payet. Seine Tränen
am Ende eines hochemotionalen EM-Auftakts würden letztlich zeigen, wozu
das Land fähig ist, sagt der
Sportminister. Die Mannschaft atmet auf und bedankt sich beim Matchwinner.
Der Jubel nach dem erlösenden 2:1 gegen Rumänien: Torschütze Dimitri Payet (am Boden) freut sich mit
seinen Mannschaftskameraden Olivier Giroud und Patrice Evra.
FOTO: AFP
zum „Man of the Match“ war nur
noch eine Formsache. Payet,
Payet, Payet – am Tag danach bestimmte er sportlich die Seiten
in den Zeitungen, die Sendungen im Fernsehen und im Radio.
„Ihm haben wir den Sieg zu
verdanken“, sagte Bayerns eingewechselter Kingsley Coman.
Deschamps kündigte an: „Ich
werde ihn in Eis packen, damit
ihm in den kommenden Spielen
nichts Ernstes passiert.“
Erst in diesem Jahr war Dimitri
Payet nach einer starken Saison
beim Traditionsverein West
Ham United in der Premier
League von Deschamps wieder
berücksichtigt worden.
Für den Angreifer ist die
Heim-EM das erste große Turnier. Nach seinem Debüt im Oktober 2010 – im Stade de France
gegen Rumänien – war er vom
damaligen Coach Laurent Blanc
nicht für die EM 2012 berücksichtigt worden. Auch Deschamps nahm ihn 2014 nicht
mit zur WM. Vor seiner Rückkehr
in diesem Jahr war Payet am 13.
Juni 2015 zuletzt für die Équipe
tricolore aufgelaufen – Gegner
damals wie am kommenden
Mittwoch im zweiten Spiel der
Gruppe A: Albanien. In ihrem
letzten Vorrundenspiel treffen
die Franzosen am 19. Juni in Lille
auf die Schweiz.
–
Eine Freude
und eine Qual
–
schließend einen Schuss von Ali
Hassoun.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit stand der SVS etwas offensiver und machte mehr fürs Spiel.
Dadurch entwickelten sich die
ersten guten Torschussmöglichkeiten. Sebastian Bühler verhinderte gegen den freistehenden
Luigi Filareti mit einer Glanztat
den Rückstand (55.). Das Spiel
blieb weiter von zahlreichen
Zweikämpfen
geprägt,
die
manchmal bis ans Limit des Zulässigen gingen. In der 68. Minute erzielte Stadelhofen aus dem
Gewühl heraus ein Tor, das wegen Abseits nicht anerkannt
wurde. Kurz danach waren wieder die Gäste am Zuge. Clemens
Meier öffnete mit einem weiten
Pass von der rechten Seite auf
den links davoneilenden Lukas
Kempter das Spiel, dessen präzise Flanke der eingewechselte
Alexander Greitzke per Kopf nur
knapp über das Tor wuchtete. Es
war die größte Möglichkeit für
den FC.
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Bühler; Möhrle, Kurtani, Hassoun (70. A. Greitzke), C. Spiegelhalter, Meier, N. Greitzke, Kempter (82. Hajdari, Lienhard, D. Spiegelhalter, Rauber (61. Frankus).
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Immer ein
starkes Blatt.
Mats Hum
mels
K
Hatte eine gute Taktik und den Mut, sein Team angreifen zu lassen:
Rumäniens Nationaltrainer Anghel Iordanescu.
FOTO: AFP
Dank Payet kann Frankreich
schon gegen die Albaner das Erreichen der K.o.-Runde sicherstellen. „Das ist jetzt die Euro von
Les Bleus und bereits genial, ja,
schon nach nur einem Spiel“,
schrieb Le Parisien und titelte:
„Das fängt gut an!“
Die Sportzeitung L’Équipe
meinte: „Dieser entscheidende
Sieg, so bedeutend nach zwei
Jahren des Wartens, war eine
Freude und eine Qual. Aber er tut
verdammt gut.“
Der FC Freiburg-St. Georgen hat
durch das torlose Unentschieden beim SV Stadelhofen den
Aufstieg in die Verbandsliga
nicht geschafft.
In einem hart umkämpften
und abwechslungsreichen Spiel
vor 800 Zuschauern standen
immer wieder die beiden Torhüter im Mittelpunkt und verhinderten beste Chancen.
Die Ausgangslage war für die
Gäste nicht einfach. Während
Stadelhofen ein Unentschieden
zum Aufstieg in die Verbandsliga gereicht hätte, mussten die
Breisgauer das Spiel gewinnen.
Dementsprechend offensiv begannen die Gäste, während sich
Stadelhofen auf Konter beschränkte. Die erste Großchance
für den FC besaß Nicolas Greitzke nach einem Freistoß, doch er
verfehlte das Tor nur knapp (24.).
Fast im Gegenzug prüfte Valentin Glaser aus 30 Meter den sicheren Sebastian Glaser.
Stadelhofen machte nun
mehr in der Offensive, doch weder Glaser per Kopf (28.) noch
Volker Springmann (30.) trafen
ins Freiburger Tor. Nach einer
Flanke von Nicolas Greitzke
wehrte SVS-Torwart Marcel Lang
einen Kopfball von Tobias Rauber zur Ecke ab und hielt an-
Denn die Franzosen taten sich
ausgesprochen schwer; die Last
der riesigen Erwartungen erdrückte den fußballerischen Esprit. Die Abwehr offenbarte die
befürchteten Schwächen. Bogdan Stancu glich acht Minuten
nach dem Tor von Giroud per
Foulelfmeter aus. Von der gefürchteten Offensive der Franzosen war mit Ausnahme von
Payet nur wenig zu sehen.
Deschamps scheute nicht davor zurück, die beiden vermeintlichen Superstars Paul Pogba
und Antoine Griezmann vorzeitig vom Platz zu holen. „Paul
kann besser spielen. Ich will
nicht zu hart mit ihm sein“,
meinte Deschamps. Bayerns
Champions-League-Schreck
Griezmann schritt danach mit
missmutiger Miene und MateTee durch die Mixed-Zone. „Der
Star der französischen Équipe ist Durfte in Stadelhofen nicht den erhofften Sieg feiern: der Trainer des
die Mannschaft“, betonte Ab- FC Freiburg St. Georgen, Eugen Beck.
FOTO: SEEGER
wehrspieler Patrice Evra. „Nicht
ein einzelner Spieler. Nicht Paul,
nicht Antoine.“
An
diesem
emotionalen
Abend, der mit einer lebensfrohen und bunten Eröffnungsfeier
Husqvarna Rasentraktor TC 138
begann, eroberte der auf Le
Réunion im Indischen Ozean gepreis
Aktions
borene Payet aber allenvoran die
2.099,Herzen der Franzosen. „Das StaJeden Sonntag
de de France erlebte einen dieser
370.000 mal
Momente, die im kollektiven Geim Briefkasten.
dächtnis dieser EM bleiben“,
Schnittbr. 97cm Hydrostat-Getr. Grasfangbox
schrieb die L’Équipe.
DPA
10
Die Grande Nation ist vernarrt
in ihren neuen Fußball-Helden.
„Das war eine Botschaft ans ganze Land“, sagte Sportminister
Patrick Kanner am Tag nach dem
mühsamen
2:1-Zittererfolg
Frankreichs gegen Rumänien
über die bewegenden Momente
von Siegtorschütze Dimitri
Payet. „Mit seinen Tränen zeigt
er letztlich, wozu Frankreich fähig ist.“
Als er kurz nach seinem spektakulären Distanzschuss (89. Minute) in den Winkel unter tosendem Applaus im ausverkauften
Stade de France ausgewechselt
wurde, konnte der 29 Jahre alte
Angreifer die Emotionen nicht
mehr zurückhalten. „Da war viel
Stress, viel Druck. Wenn es mir
jemand vorher gesagt hätte, hätte ich es nicht geglaubt, dass mir
das gelingt“, sagte Payet, der mit
seinem furiosen Treffer die EMBegeisterung im eigenen Land
zusätzlich befeuerte.
Unter Nationalcoach Didier
Deschamps hatte er ein Jahr lang
keine Rolle mehr in der französischen Nationalmannschaft gespielt. Doch gegen die wehrhaften Rumänen war der Rückkehrer des Jahres der beste Mann auf
dem Platz: schnell, dribbelstark,
brandgefährlich. Den Führungstreffer durch Olivier Giroud (57.)
bereitete Payet vor, die Wahl
kommt in Stadelhofen über 0:0 nicht hinaus
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12.Juni2016
LESESTOFF
GARD SVEEN
Unglaublich spannend
I
n den Wäldern nördlich von
Oslo werden im Frühjahr
2003 drei Leichen gefunden,
die zu Vermisstenfällen aus
dem Jahr 1942 zu passen scheinen. Kurz darauf wird ein ehemaliger ranghoher Politiker,
der während des
Zweiten Weltkriegs zu den Führungsfiguren des
norwegischen Widerstands gegen
die deutschen Besatzer gehörte, in
seinem Haus brutal erstochen. Und
dann gibt es da
noch den ungeklärten Tod eines
ebenfalls ranghohen norwegischen
Widerstandsmitglieds kurz
nach Kriegsende 1945 in Stockholm.
Für den ermittelnden Kommissar Tommy Bergmann steht
schnell fest, dass es zwischen all
diesen Fällen einen Zusammenhang geben muss. Immer
tiefer gräbt er sich ein in die Geschichte von Norwegen im
Zweiten Weltkrieg, in Kollaboration und Widerstand, und
muss feststellen, dass doch
nicht alles so eindeutig ist, wie
es zunächst schien.
Es ist ein unglaublich spannender Krimi, mit dem der Norweger Gard Sveen debütiert hat
und für den er in seiner Heimat
zweifach ausgezeichnet wurde.
Dazu trägt bei, dass Sveen zwischen den verschiedenen Zeitebenen hin- und herwechselt
und seine Leser mitnimmt in
die Kriegszeit im besetzten
Norwegen, zu Widerstandskämpfern, Kollaborateuren, zu
Nazis und zu Doppelagenten, aber
auch in die erste
Nachkriegszeit, in
der die verschiedenen Rollen während des Krieges
aufgeklärt oder
doch lieber vertuscht werden sollen. Im Jahr 2003
ist dies nicht anders.
Auch der ehrgeizige Ermittler Bergmann hat seine Schattenseiten:
Seine Ex-Frau hat ihn verlassen,
nachdem er sie mehrfach geschlagen hat. Nun hat sich Bergmann neu verliebt, doch seine
Vergangenheit lässt ihn nicht
los. Um sie erfolgreich aufzuarbeiten bleibt ihm noch Zeit,
denn „Der letzte Pilger“ ist der
Auftakt zu einer neuen KrimiSerie. Der zweite Band wird zurzeit übersetzt und soll 2017 auf
deutsch erscheinen, den dritten hat Gard Sveen vor Kurzem
fertiggestellt. Ein Muss nicht
nur für Fans von SkandinavienSUSANNE MAERZ
Krimis.
> GARD SVEEN, Der letzte Pilger,
List, 14,99, Euro.
KURZ GEFASST
SWR
Vortrag über den späten Reinhold Schneider
Unter dem Titel „Ein unbekannter Freiburger?“ halten der
Autor Ludger Lütkehaus, der Regisseur Gerd Heinz und der
Schauspieler Helmut Grieser am nächsten Freitag, 17. Juni,
um 19 Uhr einen Vortrag mit Lesung zum späten Reinhold
Schneider. Die Veranstaltung findet im SWR-Studio in Freiburg
DS
(Kartäuserstraße 45) statt.
Fr, 17.06., 23 h
YUM YUM
Die Mash-up Party
Sa, 18.06., 23 h
IN THE MIX
Die 2000er Party
Fr, 24.06., 23 h
CONNECTED
Die 90er Party
Sa, 25.06., 23 h
SUMMER OF LOVE
Die 60er/70er Party
Fr, 01.07., 23 h
I LOVE 80s
80s music nonstop!
Sa, 02.07., 23 h
IN THE MIX
Die 2000er Party
Mo, 04.07 & Di, 05.07., jew. 20 h
SNEAK PREVIEW
Jazz-Studenten der Musikhochschule
Fr, 08.07., 21.30 h
PINK PLANET
Ladies only Party
Sa, 09.07., 23 h
CONNECTED
Die 90er Party
..........................................................................................
jazzhaus
................................
Tickets & Info
reservix.de | jazzhaus.de
THE SUBWAYS
Vorschau
Do, 21.07., 18.30 h
Jazzhaus Freiburg e.V.
So, 24.07., 19 h
Mo, 25.07., 20 h
THE SUBWAYS
Rock/Alternative
Fr, 05.08., 20 h
NILS LANDGREN
FUNK UNIT Jazz/Funk
Fr, 07.10., 20 h
MOCKEMALÖR
Electro Chanson
So, 09.10., 20 h
MATHIAS EICK Jazz
Sa, 29.10., 20 h
KING KING Blues Rock
Fr, 04.11., 20 h
HENRIK FREISCHLADER
Blues Rock
Park mit Geschichte
Vater und Sohn unterwegs auf der alten Steinbrücke: Im Englischen Garten in Hugstetten gibt esviele geheimnisvolle Plätze und GeschichSEITE 26
ten zu entdecken .
Kultur für ein besseres Leben
Stefan Sinn über das beständig wachsende FREIBURG STIMMT EIN -Festival
„Freiburg stimmt ein“
wächst und wächst: Mehr
als 130 Künstler und Bands
– rund 1 000 Personen –
werden am nächsten Sonntag in Freiburg auf 19 Plätzen kostenlos Musik machen. Der Sonntag sprach
vorab mit Organisator Stefan Sinn vom Verein „Kultur
leben“ über das Festival.
Schon letztes Jahr zählte das
Freiburger Kulturamt 20 000
Besucher bei „Freiburg stimmt
ein“. Freuen Sie sich noch über
den steten Zuwachs an Bands
und Publikum oder haben Sie
Sorge, dass ihr Festival langsam
zu groß wird?
Grundsätzlich haben wir die Intention, möglichst viele Menschen zu Live-Konzerten und
Live-Kultur einzuladen. Von daher gibt es erst einmal kein Limit. Je mehr Leute kommen,
umso mehr können erleben,
dass Kultur mehr ist, als sich gegen Bezahlung in geschlossenen
Räumen bespaßen zu lassen.
Kultur ist auch, wie wir miteinander umgehen.
Popmusik und Sonnenuntergang: Die Band Otto Normal bei „Freiburg stimmt ein“ auf dem Kanonenplatz.
FOTOS: ZVG/GOMEZ-SANCHEZ
2016 spielt die Band im Mensagarten.
Wir begreifen Kultur als etwas,
das mit dem Alltag zu tun hat. Es
ist die Art, wie wir miteinander
umgehen, welche Fragen wir an
uns und an die Zukunft stellen.
Viele Probleme werden viel zu
reduziert angegangen. Soziale
Ist es aber nicht auch ein schlech- oder ökologische Probleme lötes Zeichen, dass so viele Bands
sen sich eben nicht von alleine.
gerne kostenlos beim Festival
Viele Menschen haben ja durchspielen? Wirft das nicht etwa
aus ein diffuses Gefühl, dass sie
den Blick auf die fehlenden Auf- gerne mehr tun würden. Wir
trittsmöglichkeiten in Freiburg
wollen zeigen, wo man sich einund anderswo?
bringen und mehr Engagement
leben kann.
Nach meinen Dafürhalten wäre
es angemessen, wenn jeder Frei2017 soll „Freiburg stimmt ein“
burger mindestens einmal die
sogar zu einem mehrtägigen
Woche eine kulturelle VeranstalFestival werden. Was ist mit dietung besuchen und dafür Einser Erweiterung verbunden?
tritt bezahlen würde. Ohne dies
müsste ihm etwas fehlen. Aber Vor allem wollen wir mit mögein Großteil der Bevölkerung lichst vielen Akteuren der Frage
taucht überhaupt nicht mehr in nachgehen, wie können Kunst
den Konzertsälen oder Theatern und Kultur zu einem besseren
auf. Viele Menschen sind so sehr Leben beitragen? Für wirksame
mit ihren Alltagsproblemen und Veränderungen reicht es nicht,
Ablenkungen beschäftigt, die sich nur an einem Tag anregen
haben kaum noch Zugang zu zu lassen. Daher werden wir das
Kultur. Und das führt zu einer ganze Jahr über Projekte anbieSprachlosigkeit, kulturell Inter- ten, die dann beim Festival in
essierte und Uninteressierte ganz unterschiedlichen Formakönnen zum Teil gar nicht mehr ten vorgetragen werden können.
miteinander reden. So sehe ich Das können Workshops, Sympoeine Aufgabe von „Freiburg sien, Theaterstücke oder auch
stimmt ein“ darin, eine Werbe- ein Umzug sein. 2017 wird es mit
veranstaltung für Live-Kultur zu Armenien auch ein Gastland
sein.
beim Festival geben. Schon in
diesem Jahr haben wir den
Auf die fehlenden Auftrittsmög- Künstler Arman Vahanyan aus
lichkeiten sind Sie jetzt gar nicht Armenien dabei. Er weilt derzeit
eingegangen . . .
auf Einladung des Kulturamts
als „Artist in Residence“ in FreiIn Frankreich gibt es schon das burg.
„Pay for Play“. Da bezahlen Musiker teilweise den Veranstalter daDie Einteilung erfolgt nach Plätfür, dass sie ein Konzert spielen
zen, oft sind den Plätzen Musikkönnen. Da sind wir in Deutschstile zugeordnet. Wer es laut und
land noch relativ gut dran. Das
gitarrenlastig mag, soll in den
ist die übelste Entwicklung. NaEschholzpark gehen, wer Chöre
türlich wären mehr Auftrittsmag, besser in den Laubenhof
möglichkeiten gut. Aber zuerst
oder ins Pianohaus Lepthien?
müsste das Interesse dafür da
sein und das soll „Freiburg Wir bemühen uns sehr die Plätze
stimmt ein“ befördern.
zielgruppengerecht zu zu ordnen. So hat der Goetheplatz eher
Neben den Konzerten spielt bei
volkstümlich-lauschigen Cha„Freiburg stimmt ein“ aber auch rakter, auf dem Kanonenplatz
die Präsentation von sozialen
gibt es Indie-Rock und Sinoder ökologischen Initiativen
ger/Songwriter. Insgesamt gibt
eine immer größere Rolle . . .
es mehr Pop und Rock als in den
Vorjahren. Auf der Homepage
www.freiburgstimmtein.de können die Besucher den Zeitplan
einsehen und sich ihr Programm zusammenstellen.
muk als „Pianist in den Trümmern“, als er mit seinem Klavier
auf einem Karren durch die Gegend zog. Irgendwann wurde er
vom IS aufgegriffen, sein Klavier
wurde angezündet. Da ist ihm
Und Sie haben an vielen Orten
klar geworden, dass er aus dem
so etwas wie Headliner. Bands
Land muss. Mittlerweile lebt er
wie Otto Normal oder Redensart, als Flüchtling in Deutschland,
die recht bekannt sind und norseine Frau und seine Kinder sind
malerweise nur gegen Eintritt
noch in Syrien.
spielen . . .
Ein Dauerbrenner bei „Freiburg
Alle Bands haben sich selbst bei
stimmt ein“ ist „Badische
uns gemeldet und wollten hier
Bråtwurschtmusig“. Sie sind die
spielen. Sie stehen hinter dem
einzigen, die bei allen sechs AufKonzept der Veranstaltung und
lagen dabei waren, auch als beim
von der stadtweiten ÖffentlichBeginn 2011 nur ein Dutzend
keit profitieren sie auch.
Bands mitmachten . . .
Nur den Syrer Aeham Ahmad
haben Sie selbst eingeladen?
Ja, und es ist einfach phänomenal, mit welcher Spiellust sie ihre
traditionelle Tanzbodenmusik
Ja, wir haben uns ans ZDF ge- wiedergeben. Bei ihnen spürt
wandt, um den Kontakt herzu- man, wie viel Spaß sie an der Sastellen. Sein Vater hatte in Syrien che haben.
ein Musikgeschäft, er selbst ist
ein wunderbarer Musiker. Er
Haben Sie einen Geheimtipp,
wollte den Leuten, die seit Jahren
einen Ort, den Sie empfehlen?
unter den unmöglichsten Bedingungen – ohne Strom und mit Ich finde, jeder Platz hat seinen
ständigem Bombenalarm – le- eigenen Charakter, das muss
ben, eine Freude machen und er- man selbst schauen, was einen
langte Berühmtheit durch seine anspricht. Aber der Stadtgarten
Auftritte im Flüchtlingslager Jar- hat mit Zweierpasch, Soulfamily
oder Triaz, dem Heim- und
Fluchtorchester und Aeham Ahmad schon ein ganz besonderes
Programm. Dann der Colombipark, der 2016 das erste Mal dabei ist, mit der Band Exil 46, eine
Instrumentalrock-Band, bei der
zwei Streicherinnen auf zwei
Schlagzeuger treffen. Fatcat, die
im 2015 ein denkwürdiges Konzert im Mensagarten hatten,
werden 2016 den Eschholzpark
rocken. Außerdem macht das
Schweizer Akustik-Pop-Trio Lemonpeel, das in Fritz’ Galerie im
Haslacher Bahnweg auftritt,
richtig gute Soulmusik.
DAS GESPRÄCH FÜHRTE
OTTO SCHNEKENBURGER
> FREIBURG STIMMT EIN, Sonn-
tag, 19. Juni, vom Nachmittag bis
in den Abend an vielen Orten, das
„Ohne Kultur müsste den MenProgramm und Infos zu wetterbeschen etwas fehlen“, sagt Stefan
dingten Änderungen gibt es unter
FOTO: MATTHIAS GÄNSWEIN www.freiburgstimmtein.de
Sinn.
KULTUR 21
Der Sonntag · 12. Juni 2016
Ein Barockhit zum Jubiläum
Freiburger ORATORIENCHOR wird 40 Jahre alt und singt heute Händels „Messiah“
Der Freiburger Oratorienchor hat sich zum Ziel gesetzt, selten gespielte Werke
in Freiburg zum ersten Mal
aufzuführen. Zu seinem
40-jährigen Jubiläum
bringt der ambitionierte
Laienchor aber mit Händels
Oratorium „Messiah“ heute
in Freiburg einen echten
Barockhit zum Klingen.
GEORG RUDIGER
Die Luft ist stickig im Gemeindesaal Sankt Klara im Freiburger
Stadtteil Stühlinger. Die Fenster
sind geschlossen. Wegen der
Nachbarn. Jeder der rund 80
Chorsängerinnen und -sänger
hat einen langen Arbeitstag hinter sich. Nun stehen sie im Halbkreis, haben die Noten vor sich
und singen Georg Friedrich Händels bekanntes „Halleluja“.
Die dynamische Gestaltung
ist differenziert. Der Sopran bewältigt die gefürchtete, immer
weiter nach oben steigende Linie
mit Strahlkraft und guter Intonation. Dirigent Bernhard Gärtner hat das bekannte Werk als Tenorsolist über 130 Mal gesungen.
Es zu dirigieren, ist für ihn eine
Premiere.
Zum letzten Mal in der sechs
Monate umfassenden Probenphase begleitet ein E-Piano den
Chor. Im Konzert am heutigen
Sonntagabend um 19.30 Uhr
wird das Barockorchester „L’arpa
festante“ aus München Händels
Musik zum Klingen bringen. Das
auf alten Instrumenten spielende Ensemble ist ganz der historischen Aufführungspraxis verpflichtet. „Wir haben zwar wenig
gemeinsame Probenzeit, aber
das Orchester besitzt eine extrem schnelle Auffassungsgabe.
Die Musiker hören genau zu und
übernehmen sofort die Phrasierungen, die wir im Chor herausgearbeitet haben. Das ist großartig“, sagt der Dirigent, der seit
2008 den Freiburger Oratorienchor leitet.
Stimmbildung vor der Probe: Mit Dirigent Bernhard Gärtner ist der AnFOTO: RUDIGER
spruch beim Oratorienchor nochmals gestiegen.
Schon Gärtners Vorgänger
Stephan Böllhoff hatte mit dem
renommierten Alte-Musik-Ensemble zusammengearbeitet.
Wie es überhaupt einige Kontinuitätslinien in der Geschichte
des Chores gibt, der 1976 von
Musiklehrer Clemens Böhler
und Rolf Federer, der die Organisation übernahm, gegründet
wurde. Die damals verfasste Vereinssatzung ist heute noch gültig – insbesondere das Bemühen
um „in Freiburg selten oder noch
nicht aufgeführte Chorwerke“.
Rund 20 Freiburger Erstaufführungen gelangen dem Chor in
seiner 40-jährigen Geschichte –
darunter 1989 Benjamin Brittens „War Requiem“, Michael Tippets „A Child of Our Time“
(2005) und aktuell das „Te Deum“ von Carl Heinrich Graun im
letzten Jahr.
Aber natürlich greift der ambitionierte Laienchor auch immer wieder auf Standardrepertoire zurück, zumal die Konzerteinnahmen wichtig sind für die
Kalkulation.
A-cappella-Programme werden ebenfalls regelmäßig aufgeführt – die Mischung macht’s. Um die jährlichen Ausgaben von rund 45 000
Euro finanzieren zu können, gibt
es gestaffelte Mitgliederbeiträge. Auch die Förderung durch die
Stadt Freiburg hilft dem Ensemble in seiner künstlerischen Arbeit.
Mit Bernhard Gärtner, der seit
kurzem auch den professionel-
len Anton-Webern-Chor in der
Nachfolge von Hans Michael
Beuerle leitet, sind die Ansprüche nochmals gestiegen. Vor jeder Probe macht er mit einzelnen Gruppen Stimmbildung.
Wer 65 Jahre alt ist, muss zum
Stimmcheck beim Dirigenten.
„Das ist ein sensibles und auch
emotionales Thema, aber wichtig für die Qualität. Wir stehen ja
auch in Konkurrenz zu den anderen Freiburger Chören“, sagt
Susanne Schmid, die erste Vorsitzende des siebenköpfigen Vorstands. Am Freiburger Oratorienchor gefällt ihr die große Altersspanne (von 27 bis 85) und
die lockere Atmosphäre. Dirigent Bernhard Gärtner schätzt
sie wegen seiner klaren musikalischen Vorstellungen, seiner
Motivationskünste und seines
Humors. „Man kommt immer
müde von der Arbeit in die Probe. Und ist danach regelrecht
aufgekratzt.“
Sarah Kleiner ist mit 27 Jahren
die Jüngste und im Vorstand zuständig für die Pressearbeit. Der
Biologiestudentin gefällt die gute Probendisziplin und das hohe
musikalische Niveau. Sie arbeitet gerade an ihrer Promotion.
Die wöchentliche Chorprobe
und die beiden Probenwochenenden pro Halbjahr sind für sie
echte Highlights. „Unser Dirigent sagt immer: ,Wir sind zwar
ein Laienchor, aber man muss es
im Konzert ja nicht merken.’ Das
ist ein schöner Satz, der unsere
musikalische Arbeit gut charakterisiert.“ Die nächsten Programme stehen mit Rossinis „Petite Messe Solennelle“ (23. Oktober) und Monteverdis „Marienvesper“ (7. Mai 2017) schon fest.
Zunächst wartet aber der auf
Englisch gesungene „Messias“
auf seine Interpretation durch
den Freiburger Oratorienchor.
Zeitungsspalte,
Fach
ungebraucht
Halbton
über a
Zweifingerfaultier
dt. Vorsilbe
der Verneinung
Abk.:
Medizin
ORATORIENCHOR, Georg Friedrich Händel:
Messiah, Jubiläumskonzert, heute,
Sonntag, 12. Juni, 19.30 Uhr, St.
Martins-Kirche, Rathausplatz Freiburg
Kugelsportanlage
Enttäuschung
(Kurzwort)
777,-
FENIX
Gebissstange
für das
Pferd
Abk.:
Antriebsschlupfregelung
1
Balkanvolk
4
5
Wohnsiedlung
7
9
anderer
Name
der
Viper
8
9
Fußglied
europäische
Rohölsorte
Abk.:
Abbildung
Apulien 12.-22.9.
1.790 u*
Balkanrundreise 10.-23.9.
2.190 u*
Berner Oberland 10.7., 17.7., 24.7., 31.7. ab 51 u*
Burgund 25.-29.9.
915 u*
Costa Brava 31.7.-6.8., 7.-13.8.,
15.-21.8., 4.-10.9., 25.9.-1.10., 20.-26.11. ab 579 u*
Elba 11.-17.9.
975 u*
Elsass/Vogesen inkl. Picknick 2.8., 11.8., 16.8. 51 u*
Nordspanien 27.8.-7.9.
1.990 u
Schynige Platte inkl. Bergbahn 10.7., 19.8. 95 u*
Südengland – Kent bis Cornwall 18.-28.7. 2.490 u
Südwest-Frankreich 15.-23.9.
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Papstname
Mit einem Abschlussfest beendet das Freiburger Theater am
nächsten Samstag, 18. Juni, um
20.03 Uhr das Türmer-Projekt.
Bei freiem Eintritt werden im
Großen Haus des Theaters in einer zwölfstündigen Lesung die
Texte der Türmer auf der Großen Bühne vorgestellt, zudem
gibt es eine Publikation des Projektes für 5 Euro zu kaufen.
Schlafsäcke und Isomatten können ins Theater mitgebracht
werden, die Türmer-Nacht soll
mit einem gemeinsamen Frühstück ausklingen. Wenn am
Sonntag um 6.26 Uhr die letzte
Türmerin den Turm am Theatergebäude verlässt, soll es frische
Brötchen und Kaffee für alle geben, um sich vom Projekt zu verabschieden.
DS
Liebe: Verhalten Sie sich einsichtiger und seien Sie flexibel.
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gebackenes
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Sitzgelegenheit
Scherflein,
Spende
5
Kunstnacht mit Konzerten und Performance
Zur „2. Freiburger Zeitverschwendung“ getauften langen
Kunstnacht lädt das Freiburger E-Werk (Eschholzstraße 77)
am nächsten Samstag, 18. Juni, von 21 Uhr bis 4 Uhr morgens
ein. Es gibt Theater, Konzerte, Tanz, offene Ateliers, einen
Dancefloor und viele Kunstaktionen. Der Eintritt beträgt sieben
Euro, Karten gibt es nur an der Abendkasse. Unter anderem
ist in der Kammerbühne die Performance „Fallen“, eine absurd-artistische Fallstudie nach und mit Texten von Daniil
Charms zu sehen, Erzähltheater gibt es ebenfalls in der Kammerbühne mit Kathinka Marcks, und die Soundroboter des
Technokollektivs „Sonic Robots“ bringen Live-Robotik und
DS
elektronische Tanzmusik zusammen.
WENN STERNE REDEN KÖNNTEN
Abk.:
elektron.
Berichterstattung
6
Hilfe,
Helfer
engl.:
blau
ital.
Tonsilbe
E-WERK
> FREIBURGER
KREUZWORTRÄTSEL
Haupttürk.
Sultans- stadt
von
name
Kroatien
Vorrichtung an
Sprengkörpern
KURZ GEFASST
7
s1813-863
Lösung vom vergangenen Sonntag:
PETROLEUM
Liebe: Zögern Sie nicht, wenn
es gilt, ein Treffen zu vereinbaren. Beruf: Je mehr man Ihnen
zutraut, desto wohler fühlen Sie sich. Allgemein: Die Kommunikation im Freundeskreis etwas mehr pflegen.
JUNGFRAU
Liebe: Kleine Gesten können
zurzeit besonders viel Wirkung
zeigen. Beruf: Im Verhandeln
sind Sie ein schier unermüdlicher Kämpfer. Allgemein: Guter Zeitpunkt, jemandem endlich die Hand zu reichen.
WAAGE
Liebe: Bei Unsicherheiten unbedingt mit einer Entscheidungwarten. Beruf: Auf ein Gespräch sollten Sie sich gründlich vorbereiten. Allgemein: Eine unangenehme
Begegnung muss durchgestanden werden.
SKORPION
Liebe: Ein Fremdflirt könnte
die Eifersucht Ihres Schatzes
wecken. Beruf: Eine Beförderung liegt derzeit im Bereich des Möglichen. Allgemein: Ihre Argumentationstechnik ist so gut wie unschlagbar.
SCHÜTZE
Liebe: Ihr privates Verhältnis
wird einigen Belastungen ausgesetzt. Beruf: Alte Nachlässigkeiten werden sich wieder einschleichen.
Allgemein: Sie sollten mehr Rücksicht auf
Ihre Gesundheit nehmen.
STEINBOCK
Liebe: Genießen Sie das Zusammensein mit Ihrem Schatz
ganz bewusst. Beruf: Sie haben
keine Lust auf Hypothesen. Sie wollen
Fakten. Allgemein: Was Sie jetzt beginnen, wird Ihre Erfolge untermauern.
WASSERMANN
Liebe: Man trägt Sie auf Händen - Sie aber wollen Eigenständigkeit. Beruf: Beschränken Sie sich auf das, was erledigt werden
muss. Allgemein: Eine finanzielle Durststrecke dürfte nun beendet sein.
FISCHE
Liebe: Ein Überraschungsabend vertreibt die Wolken am
Liebeshimmel. Beruf: Übereilte Entschlüsse könnten Sie viel Lehrgeld
kosten. Allgemein: Eine Entscheidung
lässt sich nicht länger aufschieben.
22 KULTUR
Der Sonntag · 12. Juni 2016
NEUE TONTRÄGER
FLUME
E
Willkommen in der Church of Design? Im Prinzip ja, sogar Architekt Jacques Herzog nennt den Schauraum des neuen Vitra-Depots „die Basilika“.
In der Krypta darunter befindet sich die unglaubliche Sammlung mit Heiligtümern der Designgeschichte des Möbelproduzenten.
Halb Kirche, halb Lager
Den Faden verloren
in Wunderkind will nach
den Sternen greifen: Fast
vier Jahre hat sich der australische Beat-Architekt Harley
Edward Streten alias Flume für
sein zweites Album Zeit gelassen. Es trägt
den Namen
„Skin“ und fällt
neben seinem
ästhetischem
Cover vor allem
durch die unglaubliche Liste
an Gaststars
auf – dazu zählen Vic Mensa,
Vince Staples, Little Dragon,
Beck und die kanadische Senkrechtstarterin Kai. Der 25-Jährige gilt als Meister des Future
Pop. Seine aus opulenten Synthieflächen und schwer wummernden Bässen aufgebauten
Sounds hören sich tatsächlich
so futuristisch an, als käme dieser Flume direkt vom Mars. Mit
„Holdin On“, „You and Me“ und
„Drop the Game“ hat Flume, als
er vor vier Jahren auftauchte,
der Elektromusik eine neue
Gangart verschafft, indem er
Beats und Melodien durch radikale Bruchlinien verschleppte
und den Breakbeat zur Perfektion trieb, häufig legt Flume auch
mehrere völlig verschiedene
Songs übereinander und komponiert daraus etwas Neuartiges. Lässig und mit unglaublichem Flow. Diesen Sound wollten plötzlich alle, was Flume zu
Vitra präsentiert im neuen SCHAUDEPOT in Weil am Rhein seine Sammlung
Noch nie kamen so viele
Besucher zu einer Vitra-Eröffnung wie vorigen Freitag. Etwa 2000 Interessierte
besuchten das neue Schaudepot, gebaut von Herzog
& de Meuron. Es zeigt Teile
der riesigen Vitra-Sammlung zur Geschichte des Möbeldesigns.
RENÉ ZIPPERLEN
Haus eine ganz neue, raffiniert
plastische Außenhülle verleiht.
Im Inneren hat Dieter Thiel einen kühlen Sakralraum geschaffen: Die Hochregale mit ihren
Konstruktionen aus Stahl und
unregelmäßig mattiertem Glas
sind schlicht und edel.
Ein weiterer Clou: Am anderen
Ende des Werksgeländes gelegen
als Museum und Vitra-Haus ist
das Schaudepot nun zusammen
mit Hadids Feuerwache, einem
schönen Vorplatz und Café zur
Stadt hin gänzlich offen.
Mit dem Schaudepot hat Vitra-Chef Rolf Fehlbaum mit bald
30-jähriger Verspätung umgesetzt, was er mit dem ersten
Highlight auf dem Werksgelände ursprünglich im Sinn hatte:
seiner Sammlung von Stühlen,
besonders den Klassikern von
Charles Eames, Alvar Aalto und
Jean Prouvé eine Heimat zu geben. Davor hatte er diese im Büro untergebracht. „Und da sah es
langsam aus wie auf einem Flohmarkt“, sagte er am Freitagabend
im Eröffnungstalk. „Das wurde
mir Besuchern gegenüber langsam peinlich.“ Also beauftragte
er Ende der 80er Jahre den USStar Frank Gehry mit dem Bau
seines ersten Gebäudes in Europa. Unter der zupackenden Leitung von Alexander von Vegesack mussten die Stühle aber
bald weichen – das Vitra Design
Museum hatte Größeres vor.
Das Schaudepot zeigt nun
mehr als 400 Exponate der Vitra-Stuhlsammlung und bietet
einen Rundgang durch die Designgeschichte von 1800 bis zur
Gegenwart. Für Jacques Herzog
eine „deprimierende Erfahrung“.
„Die Abnahme der Qualität“ in
Richtung Gegenwart sei enorm.
Damit drückte er provokant aus,
was Rolf Fehlbaum zuvor auf eine Leitformel für Vitra gebracht
hatte: „Die Stücke altern am besten, die einen starken Sinn für
die Konstruktion und Notwendigkeit ausstrahlen.“
Das ist in aufregender Dichte
zu erleben. Die Schau beginnt
„Ein Stuhl in einem Museum,
das ergibt überhaupt keinen
Sinn“, erklärte Jacques Herzog einem verdutzten Publikum aus
aller Welt in Zaha Hadids Feuerwache auf dem Weiler Gelände
des Möbelfabrikanten Vitra. „Because it is just a fucking chair.“
Deshalb hat der Basler Stararchitekt mit seinem Partner
Pierre de Meuron auch unmuseal gebaut für die Präsentation
der interessantesten Stühle aus
der unglaublichen Vitra-Sammlung: eine Kirche. Die tarnt sich
zwar als spektakulär unprätentiöses fensterloses Backsteingebäude mit schlichtem Satteldach. Doch auch Marc Zehntner
vom Vitra Design Museum hatte
auf Entwürfe mal ein kleines
Kreuz auf den First gedoodelt.
Und den Innenraum des Schaudepots mit rund 400 Exemplaren der Designgeschichte nennt
Herzog selbst „die Basilika“.
Das Schaudepot verbindet so
auf raffinierte Weise das Industrielle mit dem Sakralen: Außen
eine Lagerhalle wie aus der
Hochzeit der pragmatischen
Baupraxis, innen eine Doppelreihe dreistöckiger Hochregale –
ein Baumarktprinzip. Eigentlich.
Denn natürlich sind diese einfachen Strukturelemente geläutert durch die immense ästhetische Erfahrung des Basler Architektenbüros. So sind die Klinker- Schlicht, klar, fensterlos: Das Schaudepot greift den Klinker des Nachsteine der Fassade nicht glatt, bargebäudes auf, die Steine an der Außenwand sind aber gebrochen,
sondern gebrochen, was dem was die Struktur raffiniert organisch scheinen lässt.
um 1800 mit noch vorindustriellen Sitzmöbeln und wird dann
von den ersten Thonet-Möbeln
über die großen Klassiker Rietveld, Breuer, van der Rohe, Le
Corbusier über Eames, Prouvé,
Alto, Saarinen oder Gehry bis zu
einem Stuhl aus der Werkstatt
von Joris Laarmann von 2014 zu
einem Durchlauf durch Ideenund Technik- und Materialgeschichte des Möbeldesigns mit
vielen Raritäten.
–
Offen zur Stadt,
offen im Netz
–
Mateo Kries, Co-Leiter des Vitra
Design Museums, hat pädagogisch nachgelegt: Zu jedem
Stuhl gibt es via App oder auch
online Informationen zu Designer, Material und Technik sowie eine kunstgeschichtliche
Einordnung. Schließlich spricht
Design auch von seiner Zeit, von
Wirtschaft und Gesellschaft.
Nach und nach soll die gesamte
Sammlung so aufbereitet und
zugänglich gemacht werden.
Das ist schon allein großartig.
Das Schaudepot hat aber noch
eine Aufgabe: Aus dem Hauptraum gibt es ein Blickfenster
nach unten, zum Material Lab
der Museumspädagogik. Und
von dort aus Einblicke in die eigentlichen Sammlungsräume,
die sich noch 50 Meter weit erstrecken. „Damit man sieht, dass
die Sammlung noch viel größer
ist“, sagt Museumsleiter Marc
Zehntner. 7000 Möbel, mehr als
1000 Leuchten, dazu Skizzen
und Schriften. Und wie es sich
für eine Krypta gehört, noch ein
bisschen Heiligtum: das Arbeitszimmer von Charles Eames, wie
er es am Tag seines Todes hinterlassen hat. Im Original aufgebaut, hinter Glas.
> VITRA
SCHAUDEPOT Vitra
Campus, Weil am Rhein, täglich 10
bis 18 Uhr. Sammlung im Netz: collectiononline.design-museum.de
einem der gefragtesten Remixer machte. Auf seinem neuen
Album setzt er noch einen
drauf. „I want to sound like the
future“, erklärt er. Dabei habe er
immer den Gedanken im Hinterkopf gehabt,
dass die neuen
Tracks vor einer
großen Festival-Crowd
funktionieren
müssten – chillige Momente
sind dementsprechend rar.
Flume setzt auf
Hochdrucksound und arbeitet
mit dem Dualismus konträrer
Emotionen. Bei der glorreichschönen Single „Never Be Like
You“ oder dem düsteren HipHop-Track „You Know“ mit Raekwonvom Wu-Tang Clan funktioniert das gut. Insgesamt aber
wirken die vielen Kollaborationen eher wie beliebiges Beiwerk
zu Flumes gigantischen Soundlandschaften. Beides will nicht
so recht verschmelzen. Insgesamt wirkt „Skin“ überambitioniert und überproduziert. Man
hat den Eindruck, das Flume in
die Tracks alles reinpacken
wollte, was elektronische Musik
aktuell zu bieten hat. Der rote
Faden ist ihm dabei irgendwo
abhandengekommen.
SVEN MEYER
> FLUME, „Skin“, PIAS/Rough
Trade
KURZ GEFASST
KUNSTKOMMISSION
Vorstellung und Austausch
Zu einem Gesprächsabend lädt die Freiburger Kunstkommission
übermorgen, Dienstag, 14. Juni, um 20 Uhr in das Architekturforum Freiburg (Guntramstraße 15). Die Mitglieder der
Kunstkommission wollen sich vorstellen und kurz über ihre
bisherige Arbeit berichten. Im Mittelpunkt des Abends soll
der Austausch mit dem Publikum über den Stand und die
DS
Perspektiven der Kunst im öffentlichen Raum stehen.
BALLETT
Shakespeares „Sommernachtstraum“
Viermal ist das Moira Fetterman Ballett am nächsten Wochenende mit William Shakespeares Komödie „Ein Sommernachtstraum im Freiburger Theater zu Gast. Mit einem bunten
choreographischer Bilderbogen will das Ballett tänzerisch
von den ewigen Irrungen und Wirrungen der Liebe erzählen,
die Vorstellungen sind am Freitag, 17. Juni, um 20 Uhr, am
Samstag, 18. Juni, um 16 Uhr, sowie am Sonntag, 19. Juni, um
DS
15 und 18 Uhr, Karteninfos unter 0761 496 88 88.
BESTSELLER DER WOCHE
PRÄSENTIERT VON DER BUCHHANDLUNG WALTHARI
Belletristik, gebunden
1. Donna Leon: Ewige Jugend. Commissario Brunettis 25. Fall
Diogenes, € 24,00
2. Jonas Jonasson: Mörder Anders
und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind
Carl’s books, € 19,99
3. Judith Hermann: Lettipark.
Erzählungen S. Fischer, € 18,99
4. Martin Walker: Eskapaden. Der
achte Fall für Bruno, Chef de Police
Diogenes, € 24,00
5. Juli Zeh: Unterleuten
Luchterhand, € 24,99
Belletristik, Taschenbuch
1. Amos Oz: Judas Suhrkamp, € 12,00
2. Lukas Bärfuss: Koala btb, € 8,99
3. Bernhard Schlink: Die Frau auf der
Treppe Diogenes, € 12,00
4. Robert Seethaler: Ein ganzes Leben
Goldmann, € 9,99
5. The Freiburg Review vol. 3. A Bilingual Literary Magazine
The Freiburg Review, € 5,00
Sachbücher, gebunden
1. Hartmut Rosa: Resonanz. Eine Soziologie der Weltbeziehung
Suhrkamp, € 34,95
2. Harald Welzer: Die smarte Diktatur. Ein Angriff auf unsere Freiheit
S. Fischer, € 19,99
3. Thomas Fischer: Im Recht. Einlassungen von Deutschlands bekanntestem Strafrichter
Droemer, € 19,99
4. Patrick Kingsley: die neue Odyssee. Eine Geschichte der europäischen Flüchtlingskrise
C. H. Beck, € 21,95
5. Theodor Itten: Größenwahn. Ursachen und Folgen der Selbstüberschätzung Orell Füssli, € 19,95
Sachbücher, Taschenbuch
1. Daniel Häni / Philip Kovce: Was
fehlt, wenn alles da ist? Warum des
bedingungslose Grundeinkommen die richtigen Fragen stellt
Orell Füssli, € 19,90
2. Gerald Hüther: Mit Freude lernen
ein Leben lang
Vandenhoeck & Ruprecht, € 20,00
3. Bastian Obermayer / Frederik
Obermaier: Panama-Papers. Die
Geschichte einer weltweiten
Enthüllung
Kiepenheuer & Witsch, € 16,99
4. Jeremy Rifkin: Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft. Das Internet der
Dinge, kollaboratives Gemeingut
und der Rückzug des Kapitalismus
S. Fischer, € 14,99
5. Navid Kermani: Wer ist wir?
Deutschland und seine Muslime
C. H. Beck, € 12,95
EXTRA: KÜCHENTRENDS 23
Der Sonntag · 12. Juni 2016
Wasserdampf
Geschirrspüler
Essensvorlieben sind bei
der Küchenplanung
wichtig: Die Zubereitung
von Fleisch oder
Gemüse bedarf anderer
Gerätschaften.
FOTOS: AMK (2), AEG
Fleisch oder Gemüse?
Vegetarier, Fleischgourmets oder junge Familien: Küchenkonzepte für unterschiedliche Ansprüche
■■■■ Wer seine Küche plant, sollte nicht nur den
Stauraum oder die Optik im Blick haben. Vor allem
sind die Essensvorlieben wichtig. Denn Vegetarier
oder Veganer haben andere Bedürfnisse und Ansprüche an die Küche als Menschen, die Wert auf
ein perfekt zubereitetes Stück Fleisch legen. Ein
paar Vorschläge:
V EG ETA RI ER
Viele Handgriffe sind mit fleischlosem Speiseplan
anders. „Sie müssen sehr viel mehr waschen,
schneiden und zerkleinern“, sagt Küchendesigner
Mario Zeppetzauer, der eine Projektküche nur für
Vegetarier entwickelt hat. Deshalb sollten Gemüseköche mehr Schneide- und Arbeitsfläche einplanen. Und wichtig ist für sie auch Lagerfläche: „Der
Kühlschrank sollte nicht zu klein sein“, erklärt der
Experte. Auch größere Waschbecken und eine
möglichst große Brause empfehlen sich, damit man
Gemüse und Obst gut reinigen kann. „Bei den Geräten ist ein Dampfgarer zum Garen im Niedrigtem-
peraturbereich sehr sinnvoll, da das Gemüse knackig bleibt und schonend zubereitet wird“, sagt
Kirk Mangels, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche.
F L E I S C H GO U RME T S
Viele Menschen haben ihre Freude daran entdeckt, hochwertiges Fleisch mit viel Muße zu Hause zuzubereiten. „Man braucht ein scharfes Messer,
eine geriffelte Grillpfanne und einen Backofen“,
sagt Sascha Ludwig, der in einem Berliner Restaurant für erklärte Fleischliebhaber kocht. Sinnvoll
ist auch ein Bratenthermometer. Selbst ein Heimgrill mit Abzugshaube lässt sich in der Küche einbauen. Im Fachhandel gibt es zudem einen speziellen Reifeschrank für Fleisch.
J U NGE FAM I L I E
Kinderhände fassen alles an. „Ein Induktionskochfeld zum Beispiel ist deutlich schneller wieder erkaltet, weil es keine Eigenwärme besitzt“, nennt
Jeden Sonntag
370.000 mal
im Briefkasten.
Küchenexperte Kirk Mangels eine Lösung für Familienküchen. „Beim Stauraum sollte man darauf
achten, dass die Kinder älter werden, mehr essen
und mehr trinken – und man dann auch mehr Platz
benötigt.“ Da sehr viel Zeit in der Küche verbracht
wird, bietet es sich an, sie offen zu planen, „so dass
man einen Spielbereich mit integriert oder einen
Essbereich, an dem die Kinder die Hausaufgaben
machen können“.
SE NI O RE N
„Ergonomie ist ein wichtiges Thema“, sagt Andreas
Lubetz. Er untersucht für einen Beschlägehersteller die Nutzung von Küchen. Auf Türen im Unterschrank sollten Senioren verzichten. „Damit ich
mich nicht hinknien und erst den halben Schrank
ausräumen muss, um das zu finden, was ich möchte“, so Lubetz. „Da sind Vollauszüge viel einfacher,
weil ich von oben alles sehen und herausnehmen
kann.“ Mangels empfiehlt hoch eingebaute Geschirrspüler und Backöfen.
Julia Räsch (dpa)
Wird der Geschirrspüler direkt nach
dem Programmende geöffnet, dampft
es aus ihm heraus. Das kann die
Möbel schädigen, denn diese sind
in der Regel aus Holzwerkstoffen,
die sensibel auf Feuchtigkeit reagieren. Daher rät die Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche, 20 Minuten nach Ende des Spülgangs mit
dem Öffnen der Tür zu warten. So
kann die Feuchtigkeit in der Maschine kondensieren. Wird ein Gegenstand aus dem Geschirrspüler dringend gebraucht, wird nur die Tür
kurz geöffnet und direkt wieder verschlossen. Falls der Geschirrspüler
über eine automatische Öffnungsfunktion verfügt, reguliert der Spüler
die Dampfmenge selbstständig. dpa
Küchenschränke
Sind die Schränke in der Nähe des
Herdes nach dem Kochen feucht,
trocknen sie idealerweise nicht langsam von selbst, sondern werden
trockengerieben. Denn die Bauteile
sind in der Regel aus Holzwerkstoffen, die sensibel auf Feuchtigkeit
reagieren. Darauf weist die Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche
in Mannheim hin. Die warmen
Dämpfe aus dem Kochtopf kondensieren an den kalten Möbeloberflächen. Grundsätzlich sollte daher die
Dunstabzugshaube nicht nur während des Kochens, sondern auch noch
danach für eine kurze Zeit weiterlaufen. Außerdem dürfen auch Toaster, Kaffeemaschine oder Wasserkocher in Betrieb nicht direkt unter
Hängeschränken stehen. Der austretende Dampf schädigt die Möbel
auf Dauer.
dpa
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Der Sonntag · 12. Juni 2016
RAHMENPROGRAMM
TERMIN
Samstag, 25. Juni, 9.30 Uhr
bis 16 Uhr im Konzerthaus
Freiburg; den Besuchern
wird empfohlen, ihre Bewerbungsmappen mitzubringen. Der Eintritt ist frei.
AUSSTELLER*
• Actemium Cegelec GmbH/
Aerospace, Frankfurt a. M.
• Agentur für Arbeit, FR
• Auto-Kabel Management
GmbH, Hausen i. W.
• Badische Stahlwerke
GmbH, Kehl
• Bundeswehr Karriereberatung
• Eembex GmbH, Freiburg
• Endress + Hauser,
Maulburg/Weil a. Rh.
• Erdrich Umformtechnik
GmbH, Renchen-Ulm
• Ferchau Engineering
GmbH, Freiburg
• Freyler Unternehmensgruppe, Kenzingen
• Firma T S.A.S. , Wittenheim,
Frankreich
• Hydro Systems KG,
Biberach
• Kaltenbach GmbH + Co.
KG, Lörrach
• Maxon Motor GmbH,
Sexau
• PM DM GmbH, VillingenSchwenningen
• Sick AG, Waldkirch
• SMP Deutschland GmbH,
Bötzingen
• Stadtverwaltung Freiburg
• Stryker Leibiner GmbH &
Co. KG
• Techniker Krankenkasse,
Freiburg
•Testo AG, Lenzkirch/
Titisee-Neustadt
•Vega Grieshaber KG,
Schiltach
•VDI - Verein Deutscher
Ingenieure , Freiburg
•Wirtschaftsregion Südwest
GmbH, Lörrach
•Ystral gmbh Maschinenbau
+ Prozesstechnik,
Ballrechten-Dottingen
KONTAKT
www.vdi-schwarzwald.de
und www.vdi-regio-career.eu
*Auszug aus der Ausstellerliste
Die erste Jobmesse für Ingenieure, Techniker und Informatiker, die VDI Regio-Career, stieß vor zwei Jahren
auf ein reges Interesse. Mehr als 1 800 Besucher informierten sich bei den Ausstellern.
FOTO: MIGUEL BABO
Impuls für die Region
Zweite VDI REGIO-CAREER am 25. Juni im Konzerthaus Freiburg
Wichtige Weichen für die
berufliche Karriere stellen
– das können Fach- und
Führungskräfte sowie Absolventen von Universitäten, Hoch- und Fachschulen
bei der zweiten „VDI Regio
Career – die Jobmesse für
Ingenieure, Techniker und
Informatiker“ am 25. Juni,
9.30 bis 16 Uhr, im Konzerthaus in Freiburg.
Nach der Premiere mit mehr als
1 800 Besuchern im Jahr 2014
veranstaltet der VDI Bezirksverein Schwarzwald erneut in Kooperation mit der Ferchau Engineering GmbH und Arisal, der elsässischen Partnerorganisation
des VDI, diese in der Regio einzige grenzüberschreitende Jobmesse für technische Berufe.
Auch die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer unterstützt die Messe wieder mit
ihrer Schirmherrschaft und begrüßt die Initiative der Veranstalter: „Die trinationale Jobmesse
des VDI-Bezirksvereins Schwarzwald als Marktplatz für Unternehmensnachfrage und Arbeitsangebote ist ein wertvoller und
kreativer Impulsgeber für unseren grenzüberschreitenden Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.“
Unter dem Motto „Wir verbinden Kompetenzen“ bietet die
Karrieremesse erneut eine Kontaktplattform, die Unternehmen aus der südbadischen Wirtschaft mit potenziellen Mitarbeitern zusammenbringt. „Der
Erfolg der ersten VDI Regio-Career hat uns gezeigt, dass es in der
Region sowohl bei den Unternehmen als auch bei den Jobsuchenden in den technischen Berufen Bedarf für eine solche
Plattform gibt“, erklärt Richard
Zahoransky, Vorsitzender des
VDI-Bezirksvereins Schwarzwald
mit Sitz in Freiburg. Nach der
großen Besucherresonanz und
dem Interesse der Aussteller
sieht sich auch die Ferchau Engineering GmbH in ihrem Engagement als Mitveranstalter der
Messe bestätigt: „Bei den regionalen Unternehmen besteht
weiterhin eine hohe Nachfrage
nach Ingenieuren, Technikern
und Informatikern“, betont Patrick Schmoll, Leiter der Niederlassung Freiburg des bundesweit
vertretenen Dienstleisters für
Engineering und IT-Outsourcing. Mit der Messe wolle man
daher wieder das gesamte Fach-
kräftepotenzial ansprechen –
vom Jungtechniker über die Absolventen von technisch orientierten Universitäten, Hoch- und
Fachschulen bis zu den Fachund Führungskräften, die auf
der Suche nach einer neuen Herausforderung sind.
–
Bewerbungsmappen
checken lassen
DAS MESSEANGEBOT der VDI
Regio-Career wird von einem
Rahmenprogramm mit neun
Firmenpräsentationen und
sechs Impulsvorträgen von
Fachreferenten begleitet. So
startet zum Auftakt Sylvia
Müller-Wolff, Eures-Beraterin
der Agentur für Arbeit Karlsruhe-Rastatt, mit ihrem Vortrag „Arbeiten als Grenzgänger“ mit praktischen Tipps und
Informationen zum Arbeitsmarkt und Grenzgängerregelungen. Diplom-Ingenieur
Olaf Stuka, Bereichsleiter Mitglieder und Regionalservice
des VDI in Düsseldorf, berichtet über den „Zukünftigen Ingenieurbedarf – Chancen und
Perspektiven“. Informationen
zur „Existenzgründung in freien Berufen“ erhalten die Besucher von Chanell Eidmüller,
Rechtsanwältin und Leiterin
der Gründungsberatung des
Instituts für Freie Berufe (IFB)
an der Friedrich-AlexanderUniversität Erlangen-Nürnberg. Uwe Techt, Geschäftsführer der Vistem GmbH &
Co. KG aus Heppenheim, referiert über „Multitasking, die
große Bedrohung in der Projektumgebung und des Menschen – und die Lösung“. Und
Gabriel Hopmeier, DiplomVolkswirt und als Certified
Financial Planner (CFP) in der
Honorarberatung in Freiburg
tätig, wird in seinem Referat
„Altersvorsorge für Ingenieure: eigenverantwortlich, effizient und kostengünstig“ wertvolle Tipps rund um den Vermögensaufbau geben. Zum
Abschluss erfahren die Besucher beim Vortrag „Finanzieller Freiraum beginnt im
Kopf“ von Ralf Domrös, Diplom-Wirtschaftsingenieur
und Ökonom (F) „wie wir lernen, bessere Entscheidungen
zu treffen“.
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25.06.2016
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MENSCHEN UND MÄRKTE 25
Der Sonntag · 12. Juni 2016
Besser als gedacht
BÖRSE REGIONAL
Studie bescheinigt Freiburg eine attraktive INNENSTADT – und ein Defizit bei Parkplätzen
Energiedienst 1
Kurs heute
(EUR)
Vorwoche
(EUR)
Änderung
(in Prozent)
52-Wochen
Hoch
52-Wochen
Tief
20,52
20,35
0,84%
26,73
19,57
Laufenburg
Eine von der FWTM in Auftrag gegebene Studie stellt
der Freiburger Innenstadt
ein gutes Zeugnis aus. Hat
der Handel den eigenen
Standort schlechtgeredet?
In einem Punkt aber bekommt der Handelsverband Rückenwind: Die Studie sieht ein Defizit bei Parkmöglichkeiten für Autos.
Micronas
6,70
6,97
-3,87%
6,98
3,50
104,00
105,20
-1,14%
160,00
91,50
76,25
78,90
-3,36%
103,20
67,00
Freiburg
Sto
Stühlingen
Novartis 2
Basel
Peugeot S. A.
13,38
13,86
-3,46%
19,42
11,60
250,80
258,20
-2,87%
283,90
229,90
389,90
394,10
-1,07%
420,00
288,50
Mulhouse
Roche GS 2
Basel
Syngenta 2
Basel
Alle Werte Xetra. Ausnahmen: 1Berlin, 2Zürich (in CHF) − Stand KW 23
KLAUS RIEXINGER
Vor rund eineinhalb Jahren haben Einzelhändler in der Freiburger Innenstadt mächtig
Druck auf die Stadtverwaltung
ausgeübt: Die Innenstadt sei
dreckig und die hohe Kriminalität schrecke zunehmend Kunden ab. Nach wochenlanger hitziger Debatte einigten sich Handelsverband, Händlergemeinschaft z’Friburg in der Stadt und
die Freiburg Wirtschaft Touristik
und Messe (FWTM), eine Studie
in Auftrag zu geben. Der sogenannte
Innenstadtbarometer
vom City-Marketing-Unternehmen Cima liegt nun vor: 150 Seiten stark, 46 500 Euro teuer. In
vielen Punkten bringt die Studie
Klarheit und dürfte die Diskussion versachlichen.
„Die Studie bestätigt unsere
positive Einschätzung der Attraktivität der Freiburger Innenstadt“, kommentiert Oberbürgermeister Dieter Salomon. In
der Tat schneidet Freiburg gut ab
– und besser als vergleichbare
Städte: Die Innenstadt hat ein attraktives Einzelhandelsangebot
mit umfassendem Branchenund Betriebstypenmix, es gibt
STANDORT SCHWEIZ
Wie im Käfig: Auch die Baustellen schränken die Erreichbarkeit der Innenstadt ein.
wenig Leerstände, und nur sechs
Prozent der Geschäfte gelten
aufgrund ihrer Ausstattung als
veraltet, während sieben Prozent
„top“ dastehen und immerhin
jeder zweite Laden als modern
gilt. Hinzu kommt eine „gute
mittelständische Struktur“ mit
inhabergeführten Geschäften
wie Rombach, Schafferer und
Modehaus Kaiser, wie Jürgen
Lein von Cima bei der Vorstellung der Studie vor Journalisten
am Freitag betonte. „Das funktioniert hier noch sehr gut“, so
Lein. Der Filialisierungsgrad in
Freiburg ist mit 60 Prozent bei
weitem nicht so hoch wie in
Karlsruhe (70 Prozent) oder in
Heidelberg (75 Prozent).
Unterdurchschnittlich ist die
Kaufkraft in Freiburg, was für eine Studentenstadt aber nicht
weiter verwunderlich ist. Überkompensiert wird dieses Defizit
aber durch einen starken Kauf-
kraftzufluss aus dem Umland.
Bestens zur Green City passt,
dass 26 Prozent der Innenstadtbesucher mit dem Fahrrad kommen und 39 Prozent mit Bus und
Stadtbahn. „Ein extrem hoher
Wert“, findet Jürgen Lein. Das gilt
allerdings nur für die Bewohner
Freiburgs. Wer von außerhalb
kommt, nutzt fast in jedem zweiten Fall das Auto (45 Prozent).
Und da fangen die Probleme an:
Pkw-Erreichbarkeit und Parkmöglichkeiten werden von vielen Gästen als kritisch bewertet.
Das dürfte Wasser auf die Mühlen des Handelsverbands sein,
der seit geraumer Zeit eine weitere Parkgarage bei der Johanneskirche fordert, im Rathaus
aber dafür kein Gehör findet:
Freiburg setzt auf den öffentlichen Personennahverkehr, nicht
auf Autos.
FWTM-Geschäftsführer Bernd
Dallmann findet nun, dass eine
FOTO: INGO SCHNEIDER
weitere Parkgarage wenigstens
geprüft werden sollte. „Eine zusätzliche Parkmöglichkeit wäre
gut“, sagte er am Freitag. Zudem
will sich Dallmann für einen verkaufsoffenen Sonntag in der Innenstadt starkmachen. Die Diskussionen sind mit der Innenstadtbarometer-Studie
also
nicht beendet.
Dem Streit über Schmutz und
Kriminalität in der Innenstadt
ist hingegen etwas die Basis abhandengekommen. Im Gegensatz zu den Einzelhändlern ist
das nämlich für die meisten
Kunden kein Problem.
Neben zahlreichen anderen
Daten hat Cima in die Studie die
Befragung von 616 Passanten Mit ihrem Team im Rücken und dem neuen Magazin in der Hand: HoFOTO: SIR
und 80 Betrieben einfließen las- tel-Inhaber Eric Lassiaille und Direktorin Claudine Becker.
sen. Die Ergebnisse will die
FWTM nun dem Einzelhandel
präsentieren. Im Herbst soll die
Studie dem Dialogforum Innenstadt vorgestellt werden.
Acht Millionen Euro
investiert
Vom Ameisenbär lernen
DENKKULTUR NACHHALTIGKEIT
Die Rede von der Nachhaltigkeit
ist in aller Munde, wenn es um
die Frage der zukunftsfähigen
Verbindung von Ökologie und
Ökonomie geht. Auch Unternehmen werben mit ihren Bemühungen um nachhaltiges Wirtschaften. Doch es müssen nicht
immer große Weichenstellungen, gar neue Technologien sein.
Nachhaltigkeit beginnt schon
bei normalen Abläufen in einem
Betrieb.
Und Nachhaltigkeit beginnt
im Kopf – davon sind Carola Holweg und Kerstin HermuthKleinschmidt überzeugt. Beide
arbeiten als Selbstständige in
Nachhaltigkeitsprojekten und beratungen. Mit vier Freiburger
Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen haben sie Anfang des Monats ein Projekt begonnen, das unter dem Titel
„Denkkultur Nachhaltigkeit in
Unternehmen“ für ein Umdenken in den Betrieben sorgen und
erste konkrete Veränderungen
anschieben soll. Für die vier Unternehmen ist die Teilnahme
kostenlos. Finanziert wird das
Projekt, für das Holweg und Hermuth-Kleinschmidt mit dem
Verein Ecotrinova kooperieren,
mit 1 000 Euro von der Sparkasse Nördlicher Breisgau, 500 Euro
vom Agenda-21-Büro und je 150
Euro aus zwei Unternehmensspenden. Die Räumlichkeiten
für Treffen werden kostenlos
von der Volkshochschule Freiburg zur Verfügung gestellt. Den
großen Reibach machen die Projektleiterinnen damit zwar
nicht, „aber wir hatten einfach
solche Lust auf diese Arbeit“,
meint Carola Holweg.
PANORAMA-HOTEL
Unternehmen diskutieren, wie sie im Alltag Ressourcen schonen können
Nachhaltig ist möglich: Mirko Grötz (Farbtex), Patrick Armatowski (Hotel Classic), Carola Holweg, Manuela Hiss (Hiss Diagnostics), Kerstin
Hermuth-Kleinschmidt, Christa Klöpfer (Hiss Diagnostics). FOTO: BGR
Lust soll auch in den Betrieben
geweckt werden. Dazu beschreitet die „Denkkultur Nachhaltigkeit“ vor allem kreative Wege: In
zwei Workshops, der erste fand
am Freitag statt, geht es erst einmal darum, Ideen zu sammeln
und einen neuen Blickwinkel auf
Bekanntes einzunehmen: „Oft
denkt man gar nicht darüber
nach, was zum Beispiel mit dem
ganzen Verpackungsmüll passiert“, schildert etwa Manuela
Hiss, die im Marketing eines medizinischen Diagnostikhandels
in Freiburg tätig ist. Nun habe sie
sich die Frage gestellt, wie man
diese Art der Abfälle weiterverwerten könnte. Als Carola Holweg an sie herangetreten sei, habe ihr die Idee sehr gut gefallen,
so Hiss: „Wir müssen etwas für
die Zukunft machen, und als Un-
ternehmen sollten wir dazu beitragen.“ Welche Betriebe sich
überhaupt für die „Denkkultur
Nachhaltigkeit“ eignen könnten,
hat die promovierte Forstwissenschaftlerin Holweg im Vorfeld recherchiert. Einiges sei
zwar „auch ein wenig Intuition
gewesen“, vor allem sei es aber
wichtig, dass es sich um gewerbliche Betriebe handelt. So sind
neben dem Betrieb von Manuela
Hiss noch ein größerer Farbenhandel, ein Wurst- und Fleischproduzent und ein Hotel mit dabei. „In jeder Firma ist es möglich, etwas einzusparen“, ist Mirko Grötz überzeugt. Der
Niederlassungsleiter des Farbenspezialisten in Freiburg bezeichnet sich als einen, der „immer
schon ökologisch denkend“ gewesen ist. Weil für ein Handels-
Novartis-Chef mahnt Politik
Novartischef Jörg Reinhardt hat bei der Handelskammer
Deutschland-Schweiz die Politik gemahnt, den Wirtschaftsstandort Schweiz nicht weiter zu gefährden. Unternehmenssteuerreform, Masseneinwanderungsinitiative und starker
DS
Franken hätten zum Abbau von Arbeitsplätzen geführt.
unternehmen nicht immer eine
größere Investition möglich sei,
gehe es auch darum, bestimmte
Abläufe zu optimieren. Dafür
sind Grötz schon Schritte eingefallen – simpel, aber effektiv:
„Man muss nicht jedes Schreiben, nicht jede Mail ausdrucken“, nennt er ein Beispiel.
Das Projekt „Denkkultur
Nachhaltigkeit in Unternehmen“ läuft ein Jahr, an dessen
Ende erste ganz konkrete Veränderungen in den Betrieben stehen sollen. Bei einer Podiumsveranstaltung sollen die Ergebnisse im kommenden Frühsommer der Öffentlichkeit präsentiert werden. Holweg und Hermuth-Kleinschmidt sehen sich
als Impulsgeberinnen, die keine
vorgefertigten Lösungen vorschreiben: „Wir wollen dynamisch auf die Teilnehmer zugehen“, so Holweg. Vieles entsteht
im persönlichen Gespräch. Im
kreativen Ansatz sehen Holweg
und ihre Partnerin auch den
wichtigsten Unterschied zu anderen Programmen, wie etwa
das vom Landesumweltministerium initiierte „Ecofit“. Wichtig
seien auch praktische Beispiele.
So gab es am Freitag eine Führung durch ein in puncto
Nachhaltigkeit vorbildliches Hotel. Und ein passendes Maskottchen ist auch schon gefunden:
ein Plüsch-Ameisenbär. Diese
Tiere verbringen nämlich beim
Fressen immer nur drei Minuten
an einem Termitenhügel, weiß
Carola Holweg, und ziehen dann
zum nächsten weiter: „Das
nennt man einen schonenden
Umgang mit den Ressourcen.“
BETTINA GRÖBER
hat Renovierung abgeschlossen
Künftig können alle Hotelgäste
draußen frühstücken und die
Aussicht genießen: Das am Südhang des Waltersberges oberhalb des Freiburger Stadtteils
Herdern gelegene PanoramaHotel hat seine acht Jahre dauernde Renovierungs- und Erweiterungsphase
abgeschlossen.
Rund acht Millionen Euro habe
er in das Haus investiert, sagte
Eigentümer Eric Lassiaille diese
Woche vor Journalisten. Er hat
das 1972 erbaute Hotel, das er ab
1990 zwölf Jahre als Direktor geführt hatte, 2008 gekauft und
leitet es seither als FranchiseUnternehmen der Marke Mercure, die zur französischen Hotelkette Accor gehört.
Zur Terrasse „Chez Eric“ sind
die Terrassen „La Provence“ und
„La Riviera“ gekommen, zusam-
men bieten sie bis zu 650 Gästen
Platz. Die Zahl der Mitarbeiter ist
in den acht Jahren von 53 auf 156
gestiegen. Die Fluktuation ist
laut Lassiaille gering, jedes Jahr
werde etwa die Hälfte der zuletzt
22 Auszubildenden übernommen. „Zum Glück haben wir keine Probleme, Mitarbeiter zu finden“, so der Patron. Die 86 Zimmer des Vier-Sterne-SuperiorHotels seien meist zu 90 Prozent
ausgelastet. Zu den Hotelgästen
gesellen sich vor allem am Wochenende Feinschmecker aus
Freiburg und der Region. Die
leichten und französisch inspirierten Speisen aus dem Restaurant „Chez Eric“ hat Foodfotograf
Michael Wissing in einem Magazin mit dem Titel „Wir“ in bewährter Manier stilvoll und apSIR
petitlich in Szene gesetzt.
Das Wohngebäude
als Energiezelle
VORTRAG
Dezentrale Stromerzeugung und -nutzung
Wie aus Wohngebäuden Energiezellen werden können, erklärt
Niklas Kreifels vom Fraunhofer
Institut für Solare Energiesysteme in einem Vortrag am kommenden Montag im Gasthaus
Schützen in Freiburg. Dabei geht
Kreifels darauf ein, wie sich mit
mehreren Stromerzeugern wie
Solaranlage und Blockheizkraftwerk (BHKW) sowie einem
Stromspeicher intelligent mehrere stromverbrauchende Geräte betreiben lassen.
Veranstalter ist die Solar-Bürger-Genossenschaft mit Sitz in
Freiburg. Die unabhängige Ener-
giegenossenschaft setzt sich für
eine nachhaltige, dezentrale und
faire Energieversorgung mit
Bürgerbeteiligung ein. Sie selbst
betreibt acht regenerative Energieanlagen. Die Solar-Bürger-Genossenschaft ist überzeugt, dass
sich Photovoltaikanlagen und
BHKW nur dann wirtschaftlich
betreiben lassen, wenn der
Strom vor Ort genutzt wird. DS
> VORTRAG: Das Wohngebäude
als zukunftsfähige Energiezelle,
Montag, 13. Juni, 19.30 Uhr im
Gasthaus Schützen in Freiburg,
freier Eintritt.
26 DREI GÄNGE
Der Sonntag · 12. Juni 2016
NACHSCHLAG
Faszination Kaffee in Titisee
RHABARBER
Begegnungen für Mutige
W
er dieses Jahr noch
keinen Rhabarber auf
dem Teller hatte, sollte sich auf den Weg zum Wochenmarkt seines Vertrauens
machen: Dort liegen die knackigen rot-grünen
Stangen noch
bis 24. Juni
frisch geerntet
zum Verkauf.
Danach ist die
Saison vorbei,
denn ab Johanni steigt die im
Rhabarber enthaltene Oxalsäure soweit an,
dass er nicht
mehr verzehrt
werden sollte.
Das köstliche
und gesunde Stangengemüse,
das früher auch in vielen südbadischen Küchengärten
wuchs, ist reich an den Vitaminen C und K sowie an Ballastund Mineralstoffen wie Kalium, Kalzium und Phosphor sowie arm an Kalorien. Das Spektrum seiner Aromen reicht von
herb-sauer über frisch-scharf
bis zu samtig-mild – je nach
dem, wie es zubereitet und womit es kombiniert wird. Die
mehr als 50 Rezepte im neuen
und appetitlich bebilderten
Rhabarber-Kochbuch von Rafael Pranschke drehen sich nicht
nur um Kompott, Kuchen und
Konfitüre, sondern sind vielfach pikant und herzhaft. Los
geht es mit dem Frühstück
(Pfannkuchen, Müsli, Crumble), es folgen Gebäck (Cheesecake, Schokoladenkuchen) und
den Abschluss
bilden Desserts
und Getränke
(Parfait, Wackelpeter, Limonade, Bowle).
Auch Suppen
und Salate sowie Hauptgerichte stehen
auf der Karte:
Dabei geht der
Rhabarber so
überraschende
Verbindungen
ein, dass es
schon etwas Mut zum ungewohnten Gaumenkitzel
braucht – gerade wenn man die
sauren Stangen bisher meist
mit Erdbeeren kombiniert hat.
Wie wäre es mit RhabarberKirsch-Suppe mit Tonkabohne,
Schweinefilet mit Rhabarber
und Ananas oder Zander auf
Rhabarber-Couscous? Banane,
Kakao und Thunfisch sind weitere Begegnungen, die der Autor dem Rhabarber zutraut.
SIGRUN REHM
> RHABARBER – Die besten Re-
zepte von Rafael Pranschke, Fackelträger, 144 Seiten, 19,99 Euro
QUERBEET
FREIBURG
Eingewanderte Kulturpflanzen im Museum
Tomatensoße und Cornflakes, Zimtschnecken und Latte macchiato: Die meisten Pflanzen, aus denen unsere Nahrung
gemacht wird, haben einen Migrationshintergrund. Wie entstand
die unermessliche Sortenvielfalt – und was ist aus ihr geworden?
„Pro Specie Rara“, die gemeinnützige Gesellschaft für die
kulturhistorische und genetische Vielfalt von Pflanzen und
Tieren, geht dieser Frage in der Ausstellung „Kulturpflanzen
und Migration“ auf den Grund, die bis 18. Juni im Freiburger
Museum Natur und Mensch, Gerberau 32, zu sehen ist. Sie
ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, Eintritt
5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Am Samstag, 18. Juni, 13 bis 17 Uhr,
sind Kinder eingeladen, zusammen Blumentöpfe zu basteln
DS
und diese mit besonderem Saatgut zu bepflanzen.
EICHSTETTEN
Die Bedeutung der Bienen
Wie kommt es eigentlich, dass die Bienen
Honig machen? Und ist es ethisch vertretbar,
ihn als Mensch zu verzehren? Am heutigen
Sonntag, 12. Juni, findet im Samengarten
der Stiftung Kaiserstühler Garten in Eichstetten, Altweg 129, um 14 Uhr eine Führung
zum Thema Bienen und deren Bedeutung
für Natur und Landwirtschaft statt. Davor
gibt es um 13 Uhr eine allgemeine Führung
durch den Garten, um 15 Uhr folgt eine Veranstaltung zu Heilund Unkräutern. Die Führungen sind kostenlos, um eine Spende
DS
wird gebeten.
IHRINGEN
Grauburgunder-Preis mitVerkostung
Wenn am 24. Juni um 18 Uhr im Gutsbetrieb Blankenhornsberg
des Staatsweinguts Freiburg in Ihringen in einer öffentlichen
Preisverleihung die besten Grauburgunder prämiert werden,
ist Publikum willkommen. Anschließend haben Weinliebhaber
die Möglichkeit, die prämierten Weine zu verkosten. Der
„Internationale Grauburgunder-Preis“ ist ein jährlicher Wettbewerb, der seit 2007 vom Naturgarten Kaiserstuhl mit der
Kaiserstühler Weinwirtschaft und dem Badischen Weinbauverband ausgerichtet wird. Ein kostenloser Shuttle zwischen
Ihringer Bahnhof und Blankenhornsberg ist eingerichtet. Tickets
DS
für 20 Euro unter www.naturgarten-kaiserstuhl.de
HOCHSCHWARZWALD
Brägelwochen in 29 Gaststätten
Unter dem zünftigen Motto „Schmecksch
de Brägel?“ laden vom 18. Juni bis 3. Juli 29
Gastwirte im Hochschwarzwald zum traditionellen und kreativen Kartoffel-Genuss
ein. Der Brägel besteht aus gekochten und
geraspelten Kartoffeln, wird beidseitig gebraten und gut mit Pfeffer und Salz gewürzt
und sollte nicht verwechselt werden mit
Schweizer Rösti oder Freiburger Brägele.
Die Speisekarten der teilnehmenden Gastronomen finden
DS
sich unter www.hochschwarzwald.de/braegelwochen.
UNTER DEM MOTTO KAFFEE HOCH DREI verwandelt sich das Kurhaus in Titisee nächste Woche in eine Genussmeile. Am 15. und 16. Juni
gibt es Vorträge, Workshops und Verkostungen für alle Kaffeeliebhaber.
Christian Ullrich, Barista des Jahres 2015 und World Latte Art Champion
2014 aus Nürnberg, zeigt jeweils um 16 Uhr seine Latte-Art-Show. Wer
sich auf das Event einstimmen oder sich danach in einzelne Themen
vertiefen will, dem sei der aktuelle Kaffeeatlas von James Hoffmann
empfohlen. In dem in Jute gebundenen und mit historischen Zeichnungen und aktuellen Fotos reich bebilderten Buch erklärt er, warum die
Herkunft des Kaffees sein Aroma prägt, wie Kaffeeanbau und -handel
die Welt veränderten, auf welche Weise Kaffee im Körper wirkt und
worauf es bei der Verkostung ankommt. In spannenden Geschichten
erfährt der Leser, dass die Spanier im Jahr 1821 kostenlos Kaffeesamen
in Costa Rica verteilten, als sie das Land in die Unabhängigkeit entließen,
warum Äthiopien zur „Wiege des Kaffees“ wurde, obwohl er wohl aus
dem Sudan stammt, und wie es kam, dass die jemenitische Hafenstadt
Mokka einem eigenen Kaffeetyp den Namen gab. TEXT/FOTO: SIR/FOTOLIA
> KAFFEE HOCH DREI am 15. und 16. Juni, 10 bis 18 Uhr, im Kurhaus,
Strandbadstraße 4, Titisee. Programm: www.hochschwarzwald.de/veranstaltungen BUCHTIPP: Der Kaffeeatlas von James Hoffmann, Übersetzung
aus dem Englischen von Reinhard Ferstl, Hallwag, 29,99 Euro.
Wo der Schlossherr Tee trank
Im ENGLISCHEN GARTEN in Hugstetten wird Geschichte lebendig
In der Marcher Ortschaft
Hugstetten befand sich
einst einer der schönsten,
wenn nicht der schönste
Englische Garten ganz Süddeutschlands. Heute
schlummern dort romantische Plätze und Aussichtspunkte, die darauf warten,
entdeckt zu werden.
CHRISTINE SPECKNER
„Man braucht viel Fantasie“, sagt
Armin Keller. Der gelernte Landschaftsarchitekt ist Mitglied im
Heimatverein March, der die
vom Landesamt für Denkmalpflege als Kulturdenkmal eingestufte Anlage betreut. Bei der
Führung durch den Garten zeigt
sich, dass er recht hat: Man
braucht Vorstellungskraft, um
den Schlosspark in seiner ursprünglichen Schönheit zu sehen, derart verwildert sind manche Stellen. Knapp fünf Hektar
des Parks sind öffentlich zugänglich, der Rest in direkter Umgebung des Schlosses ist in Privatbesitz. Ausnahmsweise dürfen
wir mit Keller einen Blick hinein
werfen. Auf einer Steinbrücke
geht es über den Mühlbach, vorbei an knorrigen alten Kornelkirschbäumen. Efeu umsäumt
den sich schlängelnden Pfad.
Man kann sich vorstellen, wie
hier der Schlossherr spazieren
ging. Er hieß Conrad von Andlau
und wohnte im Hugstetter
Schloss, vor dem wir nun stehen.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts entwickelte sich in England
eine neue Art der Gartenarchitektur. Wegvon strengen geometrischen Formen hin zu Wiesenflächen, lockeren Baumgruppen,
gewundenen Wegen, aber auch
Teichen, einzelnen kleinen Bauwerken und Plätzen zum Verweilen. Conrad von Andlau hatte ein
Faible für solche Englische Gärten und ließ um 1830 hier einen
anlegen. Vorbild war der Park der
Burg in Arlesheim (Schweiz), der
ebenfalls seiner Familie gehörte.
Conrad von Andlau kaufte laufend Äcker, Wiesen und Rebgrundstücke und kam langsam
in den Besitz des gesamten vorderen Mühlbergs (Marchhügel).
Auch für Kinder gibt es viele geheimnisvolle Plätze im Park, wie diese alte Steinbrücke. Landschaftsarchitekt
FOTO: SPE
Armin Keller und Sohn Bennet helfen mit, den Garten zu pflegen.
So wurde der Park immer größer.
Mehrere am Fuße des Hügels
stehende Häuser mussten weichen, darunter auch das Gasthaus Rössle. Als Ersatz wurde außerhalb das heutige Gasthaus
„Zum Roten Kreuz“ gebaut, benannt nach dem Wappen der Familie von Andlau.
„Die geplante Natürlichkeit
macht einen englischen Garten
aus“, erklärt Landschaftsarchitekt Armin Keller. Im Vergleich
zu französischen Gärten, in denen eine strenge Regelmäßigkeit
herrschte, wurde hier die Landschaft in die Gartengestaltung
miteinbezogen. Vorbei am ehemaligen Waschhaus des Schlosses geht es den sanften Hügel
hinauf. Begleitet von Vogelgezwitscher und dem Duft von
Wildrosen und Holunder führt
Keller an sehr alten Bäumen entlang. Vor uns tauchen die Reste
einer Mauer auf. Hier stand einmal versteckt ein Gartenhäuschen zum meditativen Verweilen: Die sogenannte „Eremitage“
ist für den Englischen Garten typisch, erklärt Armin Keller und
deutet auf den historischen Gartenplan, in dem das Häuschen
einzeichnet ist.
Bevor es zu weiteren idyllischen Sitzplätzen und Aussichtspunkten geht, macht Keller auf
die 400 Arbeitsstunden im Jahr
aufmerksam, die es braucht, um
den Naturgarten einigermaßen
in Zaum zu halten. Immer wieder werden im Park Jungpflanzen von Bäumen umgesiedelt,
damit sie Licht bekommen. Wiesen mähen, Bäume fällen, Sträucher schneiden, Spazierwege anlegen: Diese Arbeiten übernimmt zum Teil die Gemeinde
Hugstetten, allein 200 Stunden
leisten die ehrenamtlichen Helfer vom Heimatverein March.
Auf der Spitze des Hügels angekommen, staunen die Besucher nicht schlecht: Von hier aus
hat man einen herrlichen Blick
nach Freiburg, die Berge des
Schwarzwalds und auf den Kaiserstuhl. „Belvedere“ – so nennt
sich dieser Platz – bedeutet ja
auch schöne Aussicht. Hier ist einer der wenigen Punkte, von denen aus man das Freiburger
Münster und den Feldberg
gleichzeitig sieht. „Diesen Blick
hatten schon der Musiker und
Komponist Felix MendelssohnBartholdy und seine Frau Cecile.
Sie waren auf ihrer Hochzeitsreise im Jahr 1837 hier“, berichtet
Keller. Von dem ehemals achteckigen Pavillon, der hier einmal
stand, sind nur noch die Fundamente geblieben. Und eine Skizze aus dem Tagebuch von Mendelssohns Frau, die uns Keller
unter die Nase hält. Auf dem
Rückweg kommen wir noch an
der „Schmetterlingswiese“ vorbei, auf der sich an Sommertagen so manche Falter tummeln.
Und an einem Teepavillon: Hier
gönnte sich wohl einst der
Schlossherr ein Schlückchen, bevor er heimkehrte.
Als wir das Plätschern des
Mühlbachs hören, ist der Rundgang schon fast beendet. Alte
Buchsbäume säumen nun den
Weg, sie sind nicht zu übersehen.
„Eine Besonderheit“, sagt Armin
Keller. Wahrscheinlich stammen
sie aus der Anfangszeit des Gartens und sind ein Beleg dafür,
dass Schlossherr Conrad von
Andlau immergrüne Pflanzen
schätzte. Nur wenige Schritte,
dann lassen wir Garten und
Schlossmauer hinter uns, mit
dem klaren Gedanken bald an
diesen Ort zurückzukehren, um
sich eine kleine Auszeit vom Alltag zu nehmen.
> DER
HEIMATVEREIN MARCH
veranstaltet im Englischen Garten
Führungen, Konzerte und von April
bis Oktober jeweils am ersten
Sonntag des Monats von 14 bis 18
Uhr Aktionstage. Programm unter
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bei dem es um das Lavendelrutenbinden geht, ist am 3. Juli. Am 7.
August ist Bierbrauen das Thema.
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Redaktionsleitung (verantwortlich):
Klaus Riexinger (rix), Telefon: 0761/496-8011
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Telefax: 0761/496-4109
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