www.hochschulanzeiger.de 2/2016 Nr. 143 Das Karrieremagazin für kluge Köpfe 2,90 Euro Automobile Zeitenwende D-45958 Was sich in der Autoindustrie künftig verändern wird. Als Forscher im Unternehmen Welche Perspektiven F&EAbteilungen bieten. 00143 4 194595 801404 Als Ingenieur im Consulting Wie Karriere in der Beratung aussehen kann. www.pwc.de/big-sail-adventures INHALT „Eine sichere Bank“ Big Sail Adventures K The opportunity of a lifetime : Team g & untin Acco olling r Cont 016 2 . 0 02.1 llorca Ma den! mel an Jetzt Törn Mallorca, 02.10.2016 Team: Accounting & Controlling Törn Sardinien, 15.10.2016 Team: Steuern Törn Ibiza, 06.10.2016 Team: Consulting Törn Korsika, 19.10.2016 Team: MINT © 2016 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten. „PwC“ bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft. Coverillustration: Daniela Mangiuca/Thinkstock/Getty Images, Marcel Salland; Fotos: picture alliance/AP Images, Gregor Anthes, Simscale/Alex Förderer Drei Tage, die deinen Horizont erweitern napp 15 Jahre sind vergangen, seit die Bologna-Reform beschlossen wurde. Ein Einschnitt, dem sich die Ingenieurwissenschaften damals nur zögerlich stellten. Nicht ohne Grund liegt ihnen bis heute das Diplom am Herzen, waren und sind die deutschen Ingenieure doch genau für diesen Abschluss international anerkannt. Mittlerweile sind nun aber auch die Bachelor- und Masterabschlüsse an den Universitäten integriert – und in den Unternehmen akzeptiert, wie eine im März veröffentlichte Studie des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) und der Stiftung Mercator gezeigt hat. Dort heißt es: Die Hochschulen „können“ Bologna. Und noch erfreulicher ist, dass die Ingenieursausbildung in Deutschland zukunftsfähig ist. Das ist gut so. Denn schon heute ist der Fachkräftemangel in den Ingenieursberufen da. Und er nimmt laut Prognosen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) weiter zu. Für Studenten der Ingenieurwissenschaften stellen sich daher vielmehr Fragen wie: Welches spezifische Themengebiet passt zu mir? Wie werde ich zum Spezialisten in diesem Bereich? Wo steige ich frühzeitig ein, um praktische Erfahrungen zu sammeln? Wer hier seine persönlichen Antworten gefunden hat, dem steht für einen erfolgreichen Start in den Beruf nichts mehr im Wege. 3 Inhalt Einstieg Von der Uni in den Beruf: Was den Wechsel in die Arbeitswelt erleichtert. 28 Harmonie statt Hierarchie Kurze Wege kennzeichnen die Entwicklungsaktivitäten in mittelständischen Unternehmen. Das ist bei Absolventen beliebt. 04 In Kürze Was ein Cyber-Security-Analyst macht; und welche Städte Absolventen beim Berufseinstieg bevorzugen. 06 Balanceakt mit Jobaussicht Masterarbeit im Unternehmen: Wie man die Erwartungen von Universität und Unternehmen in Einklang bringt. 08 Was gegen den Praxisschock hilft Berufsanfänger haben meist große Erwartungen. Was zu tun ist, wenn die erste Zeit im Job anders verläuft als gedacht. 10 Von A wie Aufstiegschancen bis Z wie Ziele So finden Berufseinsteiger den richtigen Arbeitgeber. 32 Der Ingenieurs-Check Drei Praktiker erklären, welche Eigenschaften jungen Ingenieuren den Berufsstart erleichtern. 34 Macher von morgen Konzern oder Start-up? Ingenieure müssen sich entscheiden. Über die Vor- und Nachteile beider Karrierewege. Fokus Orientieren und informieren: Wie die Berufswelt von jungen Ingenieuren aussieht. TITELTHEMA 12 Julia Hoscislawski, Verantwortliche Redakteurin Automobile Zeitenwende Wie die Entwicklung von Elektroautos gepusht wird und das autonom fahrende Auto ins Rollen kommt. 38 In zwei Welten zu Hause Ingenieure in der Consultingbranche? Die Erfahrung zeigt, dass diese Kombination durchaus erfolgversprechend ist. 42 Überall willkommen Die Berufsaussichten für Ingenieure sind gut. Doch wo starten? Wir haben Berufsanfänger gefragt. 18 hochschulanzeiger.de [email protected] @FAZ_Hanz fb.com/hochschulanzeiger Der nächste Hochschulanzeiger erscheint am 18. Oktober 2016. An der Zukunft schrauben Unsere Mobilität wird sich verändern. Welche Fachkräfte dabei in der Zuliefererbranche gesucht sind. 22 Ingenieure gestalten die Welt von morgen Gastkommentar von Dr. Reinhard Ploss, Vorstandsvorsitzender der Infineon Technologies AG. 24 Die Triebfedern der Konzerne Großunternehmen investieren viel Geld in Forschung, denn sie ist Garant für zukünftige Geschäfte. Was Ingenieuren dort geboten wird. Ausstieg Aus der Redaktion: Ankündigungen und Empfehlungen. 46 Buchempfehlungen und App-Tipps Die Redaktion stellt vor. 48 Jobmessen Die besten Recruiting-Events von Juni bis Oktober. 50 Wie wird man eigentlich Gastronomieexperte, Herr Rach? Von der Philosophie zum Kochlöffel. Gastronomieexperte Christian Rach im Porträt. 2/2016 EINSTIEG IN KÜRZE In Kürze Ein gutes Gehalt und die Attraktivität des Standorts ziehen Talente an Jobs mit Zukunft: Cyber-Security-Analyst Begehrte junge Talente und akademische Nachwuchskräfte sind flexibel – außer beim Gehalt, so lautet das Ergebnis des aktuellen „Deloitte Studentenmonitors“. Für 62 Prozent der Befragten steht bei der Unternehmenswahl das Geld an erster Stelle. Außerdem: Für eine attraktive Stelle würden junge Talente mehrheitlich sofort den Wohnort wechseln. Es zieht sie vor allem in große Städte wie Hamburg, Berlin und München. Studienausrichtung und -fach spielen bei der Standortwahl kaum eine Rolle – lediglich München scheint vor allem für IKT-Absolventen interessant. Giuseppe Spagnolo, 25, ist Informatiker und arbeitet seit Anfang des Jahres bei der Computacenter AG & Co. oHG als Cyber-Security-Analyst im Bereich Consulting-Services – Secure-Information. Was muss ich tun? Als Cyber-Security-Analyst agiere ich im Herzen der IT unserer Kunden. Im Security-Operation-Center identifiziere ich Schwachstellen und Angriffe. Dabei muss ich immer auf dem neuesten Stand sein, was aktuelle Bedrohungen und Angriffsmethoden angeht. Wurden Schwachstellen oder Angriffe festgestellt, werden entsprechende Maßnahmen eingeleitet, um Schaden vom Unternehmen abzuwenden. Dabei hat man es oft mit aktuellen MalwareSamples zu tun, die dann entsprechend identifiziert und analysiert werden. Als Bindeglied zwischen den einzelnen IT-Spezialisten muss ich einen Gesamtüberblick über die IT-Infrastruktur des Kunden behalten. Beliebteste Städte für den Berufseinstieg München 12 % Düsseldorf Dresden Nürnberg 11 % 10 % 9% Mehrfachnennungen waren möglich Quelle: Deloitte Studentenmonitor, 2016 „Wie hinterlasse ich am Ende des Bewerbungsgesprächs den besten Eindruck?“ Mein erstes Bewerbungsgespräch lief insgesamt gut. Am Ende hieß es: „Sie hören von uns.“ Nach drei Wochen erhielt ich dann eine Absage. Ich war enttäuscht und gleichzeitig froh darüber, nicht mehr im Ungewissen zu sein. Doch was kann ich tun, um gerade am Ende des Bewerbungsgesprächs noch einmal besonders auf mich aufmerksam zu machen? Und wie sollte ich mich in den Tagen nach dem Gespräch verhalten? Sara L., per E-Mail In diesem „Sie hören von uns“ klingt schon eine Schieflage an, auch wenn das Gespräch gefühlt gut verlaufen ist. Jetzt kommt es darauf an, sich nicht hinhalten zu lassen. Schaffen Sie mehr Verbindlichkeit, indem Sie nachhaken: „Bis wann genau kann ich mit Ihrem Bescheid rechnen?“ Der Umgang mit HR-Abteilungen will geübt sein. Grundsätzlich: Es liegt in Ihrer Verantwortung, sich über den aktuellen Stand Ihrer Unterlagen zu informieren – wann immer Sie das für richtig halten. Denn so ein Bewerbungsgespräch ist eine Vertragsverhandlung in eigener Sache. Es liegt am persönlichen Auftritt, ob ich als Verhandlungspartner ernst genommen werde. Sie sollten sich also gut vorbereiten, um bei den Fragen nicht ins Schwitzen zu geraten. Zur Ausgangsfrage: Die Aufmerksamkeit, die Sie sich vom Gegenüber wünschen, bekommen Sie ganz natürlich, wenn es Ihnen gelingt, aufmerksam, verantwortungsbewusst und wertschätzend mit sich selbst umzugehen und Ihre Interessen tatsächlich zu vertreten. Dazu gehört, dass Sie sich nach einem Verhandlungsgespräch – egal, wie es gelaufen ist – belohnen. In Anlehnung an eine Rede von Charlie Chaplin fasse ich das Erfolgsrezept einmal so zusammen: „Der Tag, an dem ich aufhörte, mich und meine Fehler anderen erklären zu wollen, weil ich verstanden hatte, dass ich wertvoll und hier und jetzt genau richtig bin – an diesem Tag bekam ich meinen ersten Job. Heute nenne ich das Selbstvertrauen.“ Martina Rehberg-Rechtenbach ist Bewerbungscoach mit dem Schwerpunkt Akademikerberatung. Hast du auch eine Frage zum Thema Bewerbung? Dann richte sie an den Bewerbungscoach unter [email protected] Fünf-Punkte-Plan Überstunden nehmen ab, zur erfolgreichen Gehaltsverhandlung Work-Life-Balance nimmt zu Warum hat der Job Zukunft? 2/2016 13 % Leipzig Wo kann ich arbeiten? Giuseppe Spagnolo hat die Bedrohungen, denen Computersysteme in Unternehmen jeden Tag ausgesetzt sind, im Blick und wendet möglichen Schaden ab. 18 % Stuttgart Als Cyber-Security-Analyst ist man in allen Branchen gefragt, die eine IT-Infrastruktur besitzen – von der Automobilindustrie über das Finanzwesen bis zur Telekommunikationsbranche. Weltweit werden täglich Computersysteme angegriffen und infiziert. Hier können wir einen wichtigen Beitrag dazu leisten, diese Gefahr abzuwenden. Besonders reizvoll finde ich das ständige Hinzulernen und die Möglichkeit, das eigene Wissen zu vertiefen. Für mich ist hierbei der Austausch im Team sehr wertvoll, da jeder individuelle Stärken und Fachwissen mitbringt. Normalerweise spezialisiert man sich im Studium auf ein Gebiet wie etwa Softwareentwicklung oder Datenbankadministration. Als Cyber-Security-Analyst muss man aber in allen Gebieten auf dem aktuellsten Stand sein, da es in jedem Bereich Schwachstellen geben kann, die zu einem potentiellen Angriff führen können. 18 % Köln Gute Grundvoraussetzungen bringen Informatiker, Mathematiker oder Physiker mit. Darüber hinaus sollte man sich mit dem Thema Sicherheit intensiv beschäftigt haben, sei es mit VulnerabilityManagement, Malware-Analyse oder Penetrationstests. Ein fundiertes Programmierverständnis und Script-Sprachen helfen bei der täglichen Arbeit. Was mag ich an meinem Job? 22 % Frankfurt am Main Was muss ich können? Auf dem Arbeitsmarkt wächst der Bedarf an Cyber-Security-Analysten ständig, und es ist kein Ende dieser Entwicklung in Sicht. Das liegt vor allem daran, dass die Komplexität der IT-Systeme stetig zunimmt, egal um welche Branche oder um welchen Bereich es sich handelt – ob Cloud, Industrie 4.0, Internet der Dinge oder Mobile Devices. IT-Security muss den Entwicklungen der neuen Standards permanent angepasst werden und oft auch einen Schritt voraus sein. 27 % Berlin 5 Der Bewerbungscoach 33 % Hamburg Foto: Computacenter, Illustration: Sylvia Wolf 4 Wer das Thema Gehalt aktiv anspricht, verdient im Schnitt 21 Prozent mehr als der, der sich zurückhält, so das Ergebnis des „Stepstone Gehaltsreports 2016“. Doch ein erfolgreiches Gehaltsgespräch bedarf einer guten Vorbereitung: die Gehaltsvorstellungen einordnen den richtigen Ansprechpartner wählen einen passenden Zeitpunkt bestimmen den Termin gezielt vorbereiten auf Formulierungen achten Quelle: Stepstone Gehaltsreport, 2016 Überstunden gehören in Deutschland zum Berufsalltag dazu, doch sie werden weniger. So arbeiteten Beschäftigte im Jahr 2015 im Durchschnitt 3,73 Stunden länger in der Woche – 2016 sind es nur noch 3,21 Stunden (-14 Prozent). Laut dem aktuellen „Arbeitszeitmonitor 2016“ des Vergütungsanalysten Compensation Partner haben 77 Prozent aller untersuchten Arbeitsverhältnisse eine Wochenstundenbasis von 36 bis 40 Stunden. Knapp die Hälfte dieser Beschäftigten arbeitet länger als vertraglich vereinbart. Während 39 Prozent keine Überstunden machen, bleiben rund 41 Prozent bis zu fünf Stunden länger bei der Arbeit. Für 14 Prozent sind fünf bis zehn Überstunden die Regel. Über die Hälfte der Arbeitnehmer bis 39 Jahre hat mehrheitlich die Möglichkeit, Überstunden auszugleichen. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl derjenigen, die den Überstundenausgleich in Anspruch nehmen können, leicht gestiegen. „Der Trend geht in Richtung weniger Überstunden. Einige Unternehmen gewähren ihren Mitarbeitern mittlerweile völlige Zeitkontrolle. Es zählen Produktivität und Ergebnisse, aber eben auch das Wohlbefinden für Beschäftigte, und das wird sich in den kommenden Jahren immer stärker herauskristallisieren“, erklärt Tim Böger, Geschäftsführer von Compensation Partner. Quelle: Compensation Partner, Arbeitszeitmonitor 2016 2/2016 6 MASTERARBEIT IN UNTERNEHMEN EINSTIEG Balanceakt mit Jobaussicht Die Masterarbeit in einem Unternehmen zu schreiben bietet Chancen. Allerdings müssen zunächst die Erwartungen von Universität und Unternehmen in Einklang gebracht werden. Text: Lara Sogorski Illustration: Eva Revolver/Sepia D ie Masterarbeit hauptsächlich hinter Büchern und in der Bibliothek zu schreiben – für Wiebke Lammers war das von Anfang an ausgeschlossen. Das Ganze zieht sich immerhin über ein halbes Jahr. „Für mich hat die Arbeit vor allem einen Mehrwert, wenn man sie praxisbezogen bei einem Unternehmen schreibt“, sagt die 25-Jährige. Sie sitzt seit März an ihrer Masterthesis. Als Partner hat sie sich dafür den Automobilzulieferer Continental in Hannover ausgesucht, bei dem die Hamburger Studentin für Human-ResourceManagement (Personalpolitik) bereits seit September vergangenen Jahres ein mehrmonatiges Praktikum absolviert hatte. So entstand schließlich auch die Idee für die Masterarbeit und das Thema. Lammers beschäftigt sich mit dem Onboarding-Prozess für Professionals in MINT-Berufen. Es geht darum, wie ein Onboarding-Prozess gestaltet sein sollte, damit neue Mitarbeiter schnell im Unternehmen ankommen. „In jedem Fall ist es für mich ein Gewinn, meine Arbeit bei Continental zu schreiben. Ich habe schon viele Kontakte im Unternehmen geknüpft und bin ziemlich gut im Bild, was den Konzern momentan bewegt“, so die Masterstudentin. Dazu kommen gemeinsame Aktionen mit den Mitarbeitern der Personalabteilung, wie die Teilnahme am Hamburg-Marathon. „Dadurch wird die Verbindung zum Unternehmen noch enger.“ Ob sie nach Abschluss der Arbeit auch ein Jobangebot vom Unternehmen bekommt, ist noch nicht klar. „Ich denke aber, dass ich gute Chancen habe.“ Viele Firmen sind gern bereit, Masterstudenten bei ihrer Abschlussarbeit zu begleiten, denn für sie ist es oft ein unkomplizierter Weg, Betriebsfragen zu lösen. Für die Studierenden ist es die Gelegenheit, ganz nah an Führungskräfte und Mitarbeiter heranzukommen und sich intensiv mit einem unternehmensrelevanten Thema auseinanderzusetzen. Die Masterarbeit in einem Unternehmen zu schreiben kann deshalb ein wichtiger Schritt zum ersten Jobangebot sein. „Manche Firmen weisen darauf bereits von Anfang an in der Zusammenarbeit für die Masterarbeit hin“, weiß Karrierecoach Nele von Bargen. Eine Garantie gebe es natürlich nie. „Trotzdem spricht alles dafür, die Abschlussthesis bei einem Unternehmen zu schreiben, außer man weiß von Beginn an, dass man später ausschließlich in die Wissenschaft gehen will.“ KONZERN ODER MITTELSTÄNDLER? Einige Stolpersteine sind allerdings bei der Dreierkonstellation Universität–Unternehmen–Student zu beachten. Das fängt bei der Auswahl des richtigen Unternehmens an und geht über die Themenfindung bis zur Abstimmung während des Schreibens. Der oftmals einfachste Weg zu einer Masterarbeit in einem Unternehmen führt über die gängigen Jobplattformen. Denn immer häufiger stellen Firmen hier Masterthemen wie Praktikumsstellen ein und entscheiden sich am Ende für den Kandidaten mit der ansprechendsten Bewerbung. Gibt man etwa bei Stepstone oder Xing das Wort „Masterarbeit“ ein, öffnet sich eine mehrseitige Liste mit Angeboten, unter anderem von Firmen wie Bosch, Thyssenkrupp oder Airbus, aber auch von verschiedenen Mittelständlern. Viele Gelegenheiten für eine Masterarbeit ergeben sich zudem aus einem Praktikum. In manchen Fällen gibt es auch feste Partnerschaften zwischen Universität und Unternehmen, woraus die Möglichkeit für Masterarbeiten entstehen kann. In diesem Fall ist häufig der Professor erster Ansprechpartner. Bei der Auswahl des Unternehmens spielt unter anderem eine Rolle, ob es sich um einen Konzern oder mittelständischen Betrieb handelt. „Bei den Großen bestehen normalerweise feste Strukturen und Verantwortlichkeiten für die Betreuung von Masterstudenten. Bei mittleren und kleineren Unternehmen ist das seltener der Fall, so dass die Studenten hier gegebenenfalls eher auf sich gestellt sind und eigenständiger arbeiten“, sagt von Bargen. Auf der anderen Seite kann der Berufseinstieg nach Abschluss der Arbeit bei Mittelständlern unkomplizierter sein als bei Großunternehmen, weil Letztere meist schon auf eine ganze Mannschaft von Fachleuten zählen, der Student damit eher entbehrlich wird. Ganz ähnlich beobachtet es auch Irene Seling, stellvertretende Leiterin der Abteilung Beruf- 7 liche Bildung beim Arbeitgeberverband BDA. „Für viele kleine und mittlere Firmen sind die Masterarbeiten Gold wert, um neue Ideen zu bekommen. Die Studierenden werden damit für die Betriebe zu Fachleuten für bestimmte Themen, was einen Einstieg danach wahrscheinlicher macht.“ Eine Regel für die Entscheidung zwischen Konzern oder Mittelständler gibt es aber nicht. Das unterstreicht auch Barbara Texter aus dem Bereich Human Resources, Corporate Employer-Branding und Strategic Recruiting bei Continental. „Viele Masterstudenten sind nach Abschluss der Arbeit schon bei uns eingestiegen, zum Beispiel auch, indem sie sich mit ihrer Thesis ihren eigenen Posten geschaffen haben.“ Schließlich arbeite man sich über die Zeit sehr tief in ein Gebiet vor. Damit steht und fällt der Erfolg auch mit der Themenwahl. Die größte Herausforderung ist es hier, die Interessen des Unternehmens mit dem Anspruch der Universität unter einen Hut zu bringen und sich am Ende auch noch selbst im Thema wiederzufinden. Man sollte im besten Fall nur ein Thema wählen, das man später auch im Berufsleben verfolgen würde. Den Firmen geht es darum, ein für sie gewinnbringendes Ergebnis mit der Arbeit auf den Tisch zu bekommen. Für die Universität dagegen kommt es fast ausschließlich auf die methodische Umsetzung an. „Hier herrscht zum Teil ein Interessenskonflikt. Manche Unternehmen glauben zudem, sie könnten die Studenten während der Zeit komplett vereinnahmen“, sagt Horst Schulte, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin. Dabei brauche die wissenschaftliche Anfertigung viel Zeit und Ruhe. ZU EMPFEHLEN: ENGER AUSTAUSCH MIT DEN VERANTWORTLICHEN In der Regel hängt es vom Studenten ab, in diesem potentiellen Konfliktfeld einen Kompromiss für alle Seiten zu finden. Experten raten dazu, von Anfang an auf einen intensiven Austausch mit allen Beteiligten zu achten. Daher ist es auch nicht ungewöhnlich, wenn sich die Themenfindung über mehrere Wochen hinzieht. Auch während der Bearbeitungszeit sollten Studenten sich immer wieder mit ihrem Professor und dem Betreuer von Unternehmensseite absprechen. „Mindestens drei- bis viermal sollte es in dieser Zeit zu einer Abstimmung unter allen Beteiligten kommen, damit keine Unstimmigkeiten entstehen und auch der Student weiß, ob er immer noch auf dem richtigen Weg ist“, empfiehlt Schulte. Ob es am Ende tatsächlich mit einem Einstieg beim Unternehmen klappt, hängt neben der Prüfungsleistung auch von der Art ab, wie sich Studierende persönlich ins Unternehmen einbringen. „Es ist eine Frage der Persönlichkeit, inwiefern man sich in sein Team integrieren kann und ein Netzwerk zu wichtigen Personen im Unternehmen aufbaut“, erläutert Karriereberater Jan Bohlken. Wenn die betreuende Firma eine Übernahme ablehnt, bedeutet das jedoch keinen großen Schaden. Häufig sind die Ergebnisse der Masterarbeiten auch für andere Unternehmen in der Branche interessant. 2/2016 8 EINSTIEG Was gegen den Praxisschock hilft Berufsanfänger haben meist große Erwartungen. Doch die erste Zeit im Job verläuft oft anders als gedacht. Wie viel Stress und Zweifel sind normal? Und wann sollte man die Notbremse ziehen? Text: Johanna Sagmeister und Sarah Sommer Illustration: Eva Revolver/Sepia A uf den ersten Job nach dem Abschluss fiebern viele Absolventen lange hin: Endlich zeigen, was man kann. Endlich die vielen Ideen umsetzen und all das Wissen nutzen, das man im Studium gesammelt hat. Endlich eine richtige Arbeitsstelle mit eigener Verantwortung, eigenem Schreibtisch, eigenem Aufgabengebiet – und richtigem Gehalt. Nicht mehr bloß das nächste zeitlich begrenzte Praktikum oder der Nebenjob. Endlich die Karriere starten. Endlich ernst genommen werden. Doch die Realität im ersten Job sieht oft erst mal anders aus. Nicht immer decken sich die Erwartungen mit den Verhältnissen im Unternehmen. Mit welchen Startschwierigkeiten Einsteiger rechnen sollten – und wie sie damit umgehen können. ERSTE JOBERFAHRUNG DIE ERSTEN TAGE: Kollegen kennenlernen Der erste Tag im ersten richtigen Job nach der Uni lässt keinen Berufseinsteiger kalt. Schon Wochen vorher machen sich viele Absolventen Gedanken: Was ziehe ich an? Wie sind die Kollegen, was erwartet der Chef von mir? Wie stelle ich mich vor? Und: Wie schaffe ich es, mir all die neuen Namen zu merken und mich nicht zu blamieren? Bei der ganzen Aufregung sollte man allerdings nicht vergessen, dass der persönliche Tag Null für die neuen Kollegen ein Arbeitstag wie jeder andere ist. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass kein ebenso aufgeregtes Empfangskomitee enthusiastisch auf die oder den Neuen wartet – sondern dass die meisten Kollegen zunächst nur Zeit für einen kurzen Handschlag oder ein freundliches Nicken im Vorbeilaufen finden. Statt wie erhofft schnell Eindruck bei Chef und Team zu machen, verbringen Einsteiger die ersten Tage oft erst mal mit Terminen bei der Personalabteilung und mit den ITExperten, die den Computer einrichten. verständnisse gilt es unbedingt zu vermeiden“, betont Lienke. „Es ist absolut normal und richtig, gleich am Anfang gezielt das Gespräch zu suchen und explizit zu fragen: Was erwartet ihr von mir? Wo beginnt mein Verantwortungsbereich, wo hört er auf? Und: Wen kann ich bei weiteren Fragen ansprechen?“, erklärt sie. PRAXISTIPP: SCHREIB’S AUF Um die vielen neuen Eindrücke der ersten Wochen zu verarbeiten, hilft ein persönliches Logbuch. „Man reflektiert den Tag und kann danach besser abschalten“, erklärt Karriereberaterin Doris Brenner. Im Logbuch ist auch Platz für Zweifel und Kritik. Denn auch wenn man noch so enthusiastisch ist und voller neuer Ideen steckt: „Die ersten Wochen im neuen Job sind nicht der richtige Zeitpunkt, um Kritik an Abläufen und Kollegen zu äußern“, stellt Brenner klar. Also besser: erst mal aufschreiben und nach ein paar Monaten prüfen, ob die Idee wirklich so gut war. DAS ERSTE HALBE JAHR: PRAXISTIPP: BLEIB FREUNDLICH Von Kollegen, die sich für die oder den Neuen erst mal herzlich wenig interessieren oder sich nicht mal den Namen merken, sollten Einsteiger sich nicht verunsichern lassen. „Das kann im alltäglichen Stress schon mal passieren“, sagt Karriereberaterin Doris Brenner. „Wichtig ist, dass man trotzdem freundlich auf die Kollegen zugeht und sich kurz vorstellt, sobald sich eine gute Gelegenheit ergibt.“ DIE ERSTEN WOCHEN: Aufgabenbereich und Arbeitsabläufe Ernüchterung und Routine Das erste halbe Jahr im Job ist ein Meilenstein. Denn auch wenn die Probezeit formal meist kürzer ist, greift der gesetzliche Kündigungsschutz erst nach sechs Monaten. Jetzt können sich Einsteiger sicher sein, dass Vorgesetzte und Kollegen ihnen den Job wirklich zutrauen und sich nicht mehr fragen, ob sie die Stelle mit dem richtigen Kandidaten besetzt haben. Bei den Berufseinsteigern selbst stellt sich hingegen zu diesem Zeitpunkt meist Ernüchterung ein. „Oft gibt es in dieser Phase eine gewisse diffuse Unzufriedenheit“, sagt Psychologin Lienke. Gerade weil jetzt so langsam etwas Routine in den Arbeitsalltag kommt, stellen sich die Nachwuchskräfte viele Fragen: Läuft das hier alles so, wie es soll? Ist es normal, dass ich noch immer vor allem anderen zuarbeite? Macht mir der Job eigentlich Spaß? Bin ich überfordert? Bin ich unterfordert? Wie soll es weitergehen? „Viele zweifeln auch ganz grundsätzlich an ihrer Berufsentscheidung, fragen sich, ob sie an der richtigen Stelle sind.“ In einem solchen Moment sei es wichtig, keine überstürzten Entscheidungen zu treffen. „Einige Monate sollte man sich schon Zeit geben, um zu entscheiden, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist“, sagt Lienke. Vor allem sei es wichtig, erst einmal herauszufinden, woher genau die Unzufriedenheit kommt. PRAXISTIPP: NIMM DICH ERNST Die Kollegen nerven? Der Job macht nicht jeden Tag Spaß? Manchmal wird es ganz schön stressig? So weit, so normal. „Wenn es aber so weit geht, dass man jeden Morgen aufwacht und denkt: Ich will da nicht mehr hin, dann ist das ein Warnsignal“, mahnt Psychologin Lienke. „Auch körperliche Symptome wie Schlaflosigkeit oder Magenprobleme und ein Gefühl innerer Zerrissenheit sind Zeichen, dass etwas wirklich im Argen liegt.“ Statt Sorgen und Zweifel in sich hineinzufressen, sollte man schnell das Gespräch suchen – zunächst mit Freunden und Familie, dann auch mit Kollegen und Vorgesetzten. Und sich klarmachen: Sich einmal für einen falschen Job zu entscheiden ist kein Makel. „Gerade der erste Job nach dem Studium ist vor allem eine Gelegenheit, Erfahrungen zu sammeln, sich auszuprobieren und herauszufinden, wo man beruflich hinwill“, sagt Lienke. Dabei kann eben auch herauskommen, dass es besser ist, einen anderen Weg einzuschlagen. Frust droht auch, wenn Einsteiger der Übereifer packt und sie zu schnell durchstarten wollen. Denn meist haben Berufsanfänger noch keine genaue Vorstellung davon, was eigentlich ganz konkret ihre Aufgaben sind, was Kollegen und Vorgesetzte von ihnen erwarten. „Gleichzeitig trauen sie sich aber nicht, einfach offen danach zu fragen, weil sie sich keine Blöße geben wollen“, sagt Ragna Lienke, Psychologin und Karriereberaterin beim Beratungsinstitut Artop an der Humboldt-Universität Berlin. Mancher Einsteiger legt dann einfach auf gut Glück so los, wie er es für richtig hält. Man soll ja schließlich Eigeninitiative zeigen, oder? Aktionismus kann allerdings nach hinten losgehen, warnt Lienke. „Wenn Anfänger sich nicht ausreichend Zeit nehmen, ihren Aufgabenbereich, die Unternehmenskultur und die Arbeitsabläufe kennenzulernen, ecken sie schnell bei Kollegen an, überfordern sich oder machen inhaltliche Fehler.“ Im schlimmsten Falle denken Einsteiger, die sich voller Ehrgeiz in die Arbeit stürzen, dass alles prima läuft – und halten plötzlich und unerwartet die Kündigung in der Hand. „Solche Miss2/2016 9 2/2016 10 EINSTIEG A BIS Z Von A wie Aufstiegschancen bis Z wie Ziele So finden Berufseinsteiger den richtigen Arbeitgeber. Text: Thomas Metschl Aufstiegschancen Wer bei seinem neuen Arbeitgeber beruflich vorankommen möchte, sollte sich im Vorfeld darüber informieren, welchen Stellenwert Weiterbildungsmöglichkeiten oder Schulungen im Unternehmen haben. Außerdem ist im Blick zu behalten, ob und wie man mit steigender Berufserfahrung in der Firma weiterkommen kann. 2/2016 ehalt Branchenübliche Gehälter lassen sich leicht online finden. Wichtig ist eine faire Bezahlung schon allein für das Selbstwertgefühl. Wenn die Vergütung stimmt, zeigen Untersuchungen, kann der Arbeitnehmer auch mal leichter über Dinge hinwegsehen, die in einem Unternehmen nicht ganz rund laufen. ersönlichkeit Zufrieden am Arbeitsplatz sind diejenigen, bei denen die persönliche Lebenssituation und die eigene Persönlichkeit mit der Arbeitsstelle gut zusammenpassen. Nicht zu vernachlässigen ist dabei: Auch private Faktoren wie das persönliche Umfeld spielen eine Rolle. Ist der Partner mit der beruflichen Entscheidung einverstanden, und was denkt die Familie über den geplanten Einstieg? Ranking Wie komme ich an Informationen, um mehr über potentielle Arbeitgeber zu erfahren? Hier können Arbeitgeberrankings weiterhelfen. Zumindest große Unternehmen sind dort zu finden. Der Vorteil: Firmen werden nach denselben Kriterien miteinander verglichen. Auch Online-Plattformen wie Kununu können erste Informationen liefern. Sicherheit Wer sich für einen Arbeitgeber entscheidet, möchte in der Regel langfristig dort arbeiten. Daher gilt es zu prüfen, wie sicher die neue Position ist. Gibt es Anzeichen für einen Stellenabbau, oder kann es sein, dass der ausgewählte Standort in absehbarer Zeit geschlossen wird? nternehmenskultur Um sich im Arbeitsumfeld wohlzufühlen und um gute Arbeit leisten zu können, sollte man frühzeitig herausfinden, wie beispielsweise der Umgang im Unternehmen ist und wie die Hierarchien aufgebaut sind. Passt die Kultur im Unternehmen zur eigenen Einstellung? Auch die Frage, ob soziales Engagement in der Firma geschätzt wird, kann ein Kriterium sein. ork-Life-Balance Viele Firmen bieten beispielsweise eigene Fitnessstudios oder Kitas für ihre Mitarbeiter an. Auch flexible Arbeitszeitmodelle gibt es immer häufiger. Dank der Digitalisierung sind auch Homeoffice-Tage möglich. Diese Angebote können ebenfalls bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber helfen. Ziele Karriere vor Augen? Dann sollte man unbedingt in Erfahrung bringen, wie Ziele vereinbart werden und wie deren Erreichung festgestellt wird. Dabei ist es wichtig zu wissen, wie die Mitarbeiter im Unternehmen bewertet werden. Nur so kann man beurteilen, ob man in der Lage ist, die neuen Tätigkeiten erfolgreich auszuführen. 2/2016 11 12 INGENIEURE FOKUS TITELTHEMA Automobile Zeitenwende Die Entwicklung von Elektroautos wird durch die Konkurrenz aus Amerika gepusht. Das autonom fahrende Auto kommt ins Rollen. Es wird Fahrer zu Nutzern und Hersteller zu Mobilitätsdienstleistern machen. Text: Daniel Timme 2/2016 2/2016 13 14 FOKUS tivste Stromer kommt derzeit aus dem Silicon Valley. Mit dem Model S hat der kalifornische Autobauer Tesla schon 2012 ein Vorzeigemodell auf die Räder gestellt. Das Design und die Leistung sind beeindruckend: Reichweite, Qualität und Sicherheitsmerkmale können sich sehen lassen. Damit entkräftet Tesla Vorurteile, mit denen Elektroautos hierzulande kämpfen. Mehr noch: Die Konnektivität des Model S ist zukunftsweisend. Es mag aktuell noch ein Nischenmodell mit Schwächen sein. Aber Tesla-Chef und Visionär Elon Musk hat damit gezeigt, was schon machbar ist, wenn man denn will. Tesla will – und hat kurzerhand begonnen, ein eigenes Netz von Schnellladestationen zu bauen. Mut und Risikofreude der Kalifornier taugen für die deutschen Hersteller zum Vorbild. Denn was 130 Jahre, nachdem Carl Benz das erste Automobil gebaut hat, auf die erfolgsverwöhnten deutschen Autobauer zurollt, wird die Branche umkrempeln. Die deutschen Hersteller fahren durchaus auch elektrisch – aber mit angezogener Handbremse. E-Modelle anzubieten schien bisher eher eine Pflichtübung zu sein. Halbherzig wurde manchem Modell ein elektrischer Antriebsstrang implantiert. Nur der i3 von BMW mit Karbonkarosserie wurde komplett als Elektrofahrzeug konzipiert. Bislang scheuten die deutschen Autobauer diese kostspielige, aber notwendige Entwicklungsarbeit. Jahrelang wurde vor allem darauf gewartet, dass von anderer Seite Infrastruktur oder Kaufanreize geschaffen werden. Leitanbieter? Bedingt. Leitmarkt? Nein. Mit Carsharing flexibel durch Berlin: Gerade in Großstädten sind heute schon neue Mobilitätskonzepte sehr gefragt. In Zukunft könnten auch autonom fahrende Taxis, sogenannte Robocabs, zum Einsatz kommen. N un ist sie also da, die Kaufprämie. Seit Mai bekommen Neuwagenkäufer in Deutschland 4.000 Euro Zuschuss, wenn sie sich für ein Elektroauto entscheiden. Bund und Hersteller füllen den Fördertopf je zur Hälfte; Kritikern stößt die Subventi2/2016 onierung der Autobranche sauer auf. Für die hiesige Automobilindustrie ist der Stotterstart der Stromer kein Ruhmesblatt. Deutschland will Leitmarkt für E-Mobilität sein. Die deutsche Autobranche sieht sich als Leitanbieter für Elektroautos. Doch der attrak- GLÄNZENDE UMSATZZAHLEN BEI DEN AUTOBAUERN Aktuell steht die deutsche Autoindustrie glänzend da. Volkswagen war im ersten Quartal 2016 größter Autobauer der Welt, Daimler verkaufte 2015 mehr Autos denn je, BMW fuhr seinen bisher höchsten Gewinn ein, Audi vermeldete einen Absatzrekord, und das einstige Sorgenkind Opel nimmt wieder Kurs auf die Gewinnzone. Die Umsatzmarke von 400 Milliarden Euro wurde geknackt. Drei von vier in Deutschland produzierten Autos gingen 2015 ins Ausland: mehr als 4,4 Millionen. Für die deutsche Wirtschaft hat die Autobranche überragende Bedeutung, bot 2015 fast 800.000 Menschen Arbeit. Doch es gibt Probleme. Seit Herbst 2015 schwelt der Abgasskandal. Längst sind nicht nur VW, Audi und Porsche betroffen, sondern auch Mercedes und Opel. Abgesehen vom finanziellen Schaden kostet das Reputation und Vertrauen. Was noch Ausreizen rechtlicher Grauzonen und was bereits Manipulation ist, dürfte in der öffentlichen Wahrnehmung letztlich zweitrangig sein. Im Gedächtnis bleibt: Die Autobauer haben zum Nachteil der Kunden gehandelt. Dabei ist es nicht einmal der wabernde Dieselqualm, den Branchenexperten für die dunklen Wolken am Horizont verantwortlich machen. Eine aktuelle Studie bescheinigt dem Volkswagen-Konzern strukturelle Probleme, unter anderem zu wenig Gewinn pro verkauftem VW. Dass ihr Stammmarkt Europa kaum noch wächst, macht allen deutschen Autobauern zu schaffen. Der starke SUV-Absatz ist an den niedrigen Öl- Jonas von Malottki Leiter Digital User Experience, Deutschland (Stuttgart) Hortense Denise Kirby HR Business Partner, USA (Dallas/Fort Worth) Yu Chang Engineering Support Office, China (Peking) Fünf Kontinente. Jede Menge Platz zur persönlichen Entfaltung. Das sind wir. Die besten Ideen passen bekanntlich auf einen Bierdeckel. Um sie zu verwirklichen, braucht es schon etwas mehr Raum. Daimler bietet Ihnen hierfür die ganze Welt. Denn bei uns haben Sie die Möglichkeit, auch international an herausfordernden Aufgaben zu arbeiten. Zum Beispiel an der Entwicklung technischer Innovationen – und an der Ihrer eigenen Persönlichkeit. Hier geht es für Sie weiter: www.daimler.com/karriere Zum Markenportfolio der Daimler AG gehören Mercedes-Benz, Mercedes-AMG, Mercedes-Maybach, smart, Mercedes-me, Freightliner, Western Star, BharatBenz, Fuso, Setra, Thomas Built Buses sowie die Mercedes-Benz Bank, Mercedes-Benz Financial Services, Daimler Truck Financial, moovel, car2go und mytaxi. FOKUS AUTOMOBILBRANCHE preis gekoppelt. Und neue Märkte wie China oder Russland sind nicht unerschöpflich. Autofachleute raten den Herstellern deshalb mehr denn je zu Effizienz, Verschlankung und Kostendisziplin, um für das, was vor der Tür wartet, gewappnet zu sein. ROBOTERAUTOS IN TESTPHASE Autonom fahrende Taxis werden bis 2030 bis zu 40 Prozent des Gewinns der Automobilindustrie abschöpfen. Das prophezeit eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger. Diese „Robocabs“ mit Elektroantrieb dürften sich insbesondere in Ballungsräumen als günstige und bequeme Alternative zum eigenen Auto etablieren, so die Autoren. Science-Fiction? Mitnichten. Das vernetzte, elektrisch angetriebene, autonom fahrende Fahrzeug ist die logische automobile Antwort auf die Megatrends Urbanisierung, Digitalisierung und Konnektivität. In Ballungszentren werden Wohn- und Verkehrsraum knapp. Ob sich ein eigenes Auto lohnt, entscheiden gerade jüngere Städter heute leidenschaftslos. Für sie ist das Auto im kollabierenden Stadtverkehr oft nur zweite oder dritte Wahl. Das wachsende Umweltbewusstsein stützt diese pragmatische Sichtweise. Teilen entspricht dem Zeitgeist; flexible Mobilitätsangebote wie Carsharing haben Zulauf. Womöglich sind die Fernbusse Vorboten dessen, was bald kommt. Ihre Nutzer (nicht Fahrer) werden günstig befördert, können dabei freies W-Lan für Arbeit oder Unterhaltung nutzen. Das bietet Flexibilität, gerade weil Zeit in der digital beschleunigten Arbeitswelt ein knappes Gut ist. Und das selbstfahrende Taxi böte sogar noch mehr Kundennutzen: nämlich volle Flexibilität mit individuellem Tür-zu-Tür-Transport. Der Weg vom Fernbus zum Robocab ist womöglich kürzer als gedacht. Technisch steht den Roboterautos nichts im Weg. Die Autobauer testen längst Prototypen. BMW ließ schon 2011 ein Auto ohne Fahrereingriff auf der zum „digitalen Testfeld“ erklärten Autobahn A 9 fahren. Seither haben die Ingenieure der Münchner rund 25.000 Testkilometer hinter sich gebracht. Erfolgreiche Langstreckenfahrten vermelden auch andere Hersteller. Damit hochautomatisierte oder gar fahrerlose Autos über öffentliche Straßen rollen und Fahrer zu Passagieren werden können, braucht es noch verkehrsrechtliche Änderungen; Versicherungs- und Haftungsfragen sind zu klären. Aber auch das ist auf dem Weg. Im April entschied das Bundeskabinett, dass künftig weit reichende Assistenzsysteme oder automatisierte Funktionen Einfluss auf das Führen des Fahrzeugs haben dürfen. Der Schritt vom teilautomatischen Fahren zum Autopiloten ist klein. Parallel wird die intelligente digitale Infrastruktur entwickelt. Bosch arbeitet am sich selbst beparkenden Parkhaus. Sensoren, Kameras, GPS- und Lasertechnik machen vieles möglich. Bald werden Fahrzeuge fortwährend Daten sammeln, miteinander kommunizieren und den Verkehrsfluss selbst organisieren. Assistenzsysteme, die heute situativ greifen – Park- und Spurhalteassistenten, Stau- und Abstandswarner –, bilden die technische Basis für 2/2016 das autonom fahrende Auto. Modelle von BMW und Mercedes-Benz können schon heute quasi selbstständig einparken. Doch was als weitere technische Evolution daherkommt, wird disruptiv wirken und Bestehendes verdrängen. Das autonome Fahren gleicht einer Revolution. Natürlich für die Fahrer, die zu Nutzern werden. Aber auch für die Autoindustrie: Das Auto wird neu erfunden. Autobau und IT wachsen zusammen. Für die zukünftige Mobilität sind Datenautobahnen ebenso wichtig wie Autobahnen, Schlaglöcher so ärgerlich wie Funklöcher. Die deutschen Platzhirsche bekommen Nebenbuhler aus Asien und den USA. Tesla ist erst der Anfang; auch branchenfremde Player drängen in den Markt. Zum Beispiel Apple: Die Marke sucht neue Geschäftsfelder und bringt mit ihrem eigenen Betriebssystem einen wichtigen Baustein für die neue Mobilität mit. Tatsächlich wirbt Apple schon Fachkräfte aus der PS-Branche ab – und im Netz kursiert ein Video, das das vermeintliche iCar bei Testfahrten zeigen soll. Google, mit gewaltiger Finanzkraft und seinem Betriebssystem Android im Rücken, ist schon mit einem eiförmigen Roboterauto am Start. Gemeinsam mit Ford, Volvo und den Fahrdienstvermittlern Uber und Lyft betreibt der Internetriese Lobbyarbeit für selbstfahrende Autos. Dabei verfolgen die ungleichen Koalitio- näre je eigene Geschäftsmodelle: Ford und Volvo arbeiten an selbstfahrenden Autos, Uber und Lyft zielen auf das Geschäft mit Robocabs. Und Google? Hat gerade den verschuldeten FiatChrysler-Konzern als Partner gewonnen. Wenn von Google entwickelte Sensoren und Computer in Minivans eingebaut werden, sollen beide Seiten profitieren. Branchenübergreifende Kooperationen und Jointventures formieren sich. Auf den neuen Markt drängen auch Zulieferer und Kfz-Versicherer, deren Geschäftsmodelle untauglich werden könnten. Kooperation oder Konkurrenz? Das fragen sich auch die deutschen Autobauer. Apple soll bei BMW und Daimler mit seinem Vorschlag abgeblitzt sein, gemeinsam ein Elektroauto zu entwickeln. VW hat erklärt, nicht mit Google und Apple kooperieren zu wollen. Womöglich schmieden Audi, BMW und Daimler punktuell Allianzen. Ende 2015 haben sie gemeinsam den Online-Kartendienst Here erworben. NEUE PLAYER, NEUER MARKT Der Umbruch birgt große Gefahren für Deutschlands Autobauer. Werden die selbstfahrenden Fahrzeuge geteilt und damit besser ausgelastet, könnte es in Zukunft weniger Autos geben, dürfte also der Absatz zurückgehen. Zugleich droht der Kontakt zu den Kunden verlorenzugehen. Denn „Es geht um die Neuerfindung der Mobilität“ Johann Jungwirth, Leiter des Bereichs Digitalisierung im Volkswagen-Konzern, im Gespräch über selbstfahrende Autos und darüber, wie die Digitalisierung die Branche verändert. Herr Jungwirth, auf welche gravierenden technologischen Veränderungen steuert die Autobranche in naher Zukunft zu? Die Automobilbranche erlebt durch die digitale Transformation gerade historische Zeiten. Letztlich geht es um nicht weniger als die Neuerfindung der Mobilität. Schon in wenigen Jahren werden selbstfahrende Fahrzeuge für den Transport von Menschen und Waren unterwegs sein. Bis 2025 wird es in vielen Städten und Regionen der Welt ganz alltäglich sein, sich in selbstfahrenden Autos von A nach B transportieren zu lassen. Im ver- gangenen Jahrhundert war der Motor das Herz des Automobils und der Fahrer sein Gehirn. Im 21. Jahrhundert wird das vom Fahrer eingesetzte selbstfahrende System zum Herzen des Autos – und die Mobilitätsplattform zum Buchen von Mobilität „on demand“ wird zu seinem Gehirn. Wie muss man sich das konkret vorstellen? Autonome Fahrzeuge parken selbständig außerhalb der Stadt; per Knopfdruck oder auf Startbefehl via Smartphone holen sie die Menschen direkt an der Haustür ab. Diese neue Form der Mobili- Fotos: picture alliance/AP Images, dpa; Illustration: Marcel Salland 16 ist der Fahrer erst Nutzer, rückt das Angebot an Bord in den Fokus: komfortable Fahrgastzelle, schnelles Internet, attraktives Unterhaltungsprogramm. Die Marken könnten ihre Strahlkraft verlieren; wer das Vehikel gebaut hat, könnte zweitrangig werden. Als Analogie wird gerne das Fluggeschäft herangezogen: Der Flugreisende kennt zwar seine Fluggesellschaft, der Hersteller des Jets spielt bei der Buchung aber eher keine Rolle. Doch die Autobauer haben erkannt, dass der direkte Draht zum Kunden künftig der Schlüssel zum Erfolg ist. UMBAU ZU MOBILITÄTSDIENSTLEISTERN Um sich dafür zu wappnen, betreiben die deutschen Autobauer ihren Umbau zu Mobilitätsdienstleistern. Über Servicepakete, Mobilitätsgarantien oder Carsharing versuchen sie schon jetzt, sich breiter aufzustellen, neue Bindungen zu den Kunden zu schaffen und weitere Einnahmequellen zu erschließen. BMW und Daimler haben bereits eigene Carsharingangebote etabliert. Bei BMW sieht man schon jetzt die Software als wichtige Schnittstelle zum Kunden. So erklärt Franz Cottone, Leiter Personalmanagement Entwicklungsressort der BMW-Gruppe: „Software ist aus unserer Sicht ein Kernelement für die kundenwahrnehmbaren Eigenschaften eines Fahrzeugs, dessen Bedeutung weiter steigen wird. Sie ist ein entscheidender Punkt, um sich im Wettbewerb der Automobilhersteller zu differenzieren.“ MASCHINENBAUER UND IT-SPEZIALISTEN GESUCHT Der Wandel schlägt sich im Personalbedarf nieder. „Bei uns sind heute Maschinenbauer und IT-Spezialisten gleichermaßen gefragt. Informatikern, die die Herausforderung suchen, an ganz neuen und gleichzeitig anwendungsorientierten Entwicklungen mitzugestalten, bieten sich heute in der Automobilindustrie unglaubliche Möglichkeiten“, sagt Franz Cottone. BMW will noch 2016 weitere 500 IT-Spezialisten einstellen. Cottone nennt einige Einsatzgebiete: „In der Softwareentwicklung, in allen Bereichen von Sensorik über Vernetzung, Enter- und Infotainment bis hin zu autonomem Fahren und den dafür wichtigen Themen wie Machine-Learning, künstliche Intelligenz und ITSicherheit.“ Bei VW sind unter anderem die Studienrichtungen User-Experience-Design, Elektronik oder Robotik gefragt. Für Hochschulabsolventen eröffnet die automobile Zeitenwende also neue Chancen bei etablierten, aber auch neu in den Markt eintretenden Unternehmen. Die deutschen Autobauer müssen zunächst zweigleisig fahren: Sie betreiben ihre erfolgreichen Geschäftsmodelle so lange wie möglich tät ist allen Menschen zugänglich – auch denjenigen, die heute nicht in der Lage sind, selbst Auto zu fahren. Das entlastet die Infrastruktur: Die Straßen werden weit weniger verstopft sein, und Flächen, die bisher durch parkende Autos belegt sind, werden frei. Außerdem werden wir dem Ziel des unfallfreien Fahrens nahe kommen. Heute ist menschliches Versagen für 91 Prozent der Verkehrstoten verantwortlich. Das selbstfahrende Auto kennt keine Übermüdung, Ablenkung oder Alkohol, keine verzögerte Reaktion oder zu geringen Abstand. Es wird die Anzahl der Verkehrsunfälle minimieren. Für die Menschen bedeutet das zugleich mehr Komfort, höhere Lebensqualität – und mehr Zeit. Heute ist ein Großteil der im Auto verbrachten Zeit unproduktiv; denken Sie an Staus und Parkplatzsuche. Selbstfahrende Fahrzeuge werden den Menschen diese Zeit zurückschenken, sie kann fürs Arbeiten, Spielen, Reden oder Relaxen genutzt werden. Was bedeuten diese Veränderungen für VW? Das selbstfahrende, voll vernetzte Auto ist für uns ein riesiger Markt, der bisher brach liegt. Unser Ziel, unsere Vision ist es, den Volkswagen-Konzern vom Automobilhersteller zum Mobilitätsanbieter weiterzuentwickeln. Und zwar mit der Mentalität und der Agilität des Silicon Valley. Das selbstfahrende System auf Basis künstlicher Intelligenz mit 360-Grad-Laser, Radar, Kameras und Ultraschallsensorik, Zentralrechner und Redundanzsystemen besteht zum großen Teil aus Software. Genauso die Mobilitätsplattform. Es braucht komplexe Algorithmen, zum Beispiel für die Umgebungserfas- 17 weiter und stellen parallel die Weichen für die Zukunft. Sie optimieren die Verbrennungsmotoren weiter, um der aktuellen Nachfrage und sich verschärfenden Abgasnormen gerecht zu werden. Zugleich müssen sie mutig und kräftig in neue Technologien investieren – obwohl schlecht absehbar ist, was sich wann durchsetzen wird. Doch das Risiko, den Zug Richtung Zukunft zu verpassen, ist real. Deshalb hat etwa VW 20 neue Elektro- und Hybridmodelle bis 2020 angekündigt, trotz Abgasskandal und Unwägbarkeiten. Wenn der Wettbewerb neu gestartet wird, haben die neuen Player aus der Digitalbranche einen Vorsprung in Sachen Software. Als Newcomer können sie sich auf eine einzelne Technologie fokussieren, haben keine Altlasten wie überdimensionierte Fertigungsanlagen im Schlepptau. Andererseits muss beispielsweise Tesla erst beweisen, Massenproduktion auf höchstem Niveau zu können. Das Knowhow im Autobau, das die deutschen Hersteller über Jahrzehnte erworben haben, ihre Technologieführerschaft und Reputation werden nicht über Nacht entwertet. Auch die Fahrzeuge der Zukunft wollen zur Serienreife entwickelt und produziert werden. Das bleibt die Kernkompetenz der deutschen Autoindustrie und diesen Wettbewerbsvorsprung gilt es zu nutzen. Das Rennen für VW, Daimler, BMW und Co. ist eröffnet, der Ausgang offener denn je. sung, die Objekterkennung, die Situationsanalyse, die Fahrtenplanung, die lernende HD-Straßenkarte oder auf künstlicher Intelligenz basierende Entscheidungslogiken. Das bedeutet, dass wir uns zum Teil zu einem Software- und Servicekonzern weiterentwickeln, um diesen Wandel zu bewältigen und um somit neue Geschäftschancen und Umsatzpotentiale zu erschließen. Auch die Wettbewerber bringen sich in Position; teilweise kooperieren Hersteller mit IT-Unternehmen. Wie stellt sich VW auf? Um Hardware, Software und Services bestmöglich zu integrieren, werden wir bis Ende des Jahres drei „Volkswagen Group Future Center“ gründen – in Potsdam, Kalifornien und in Peking. Dort sollen unsere Designer und Digitalisierungsexperten gemeinsam das Auto der Zukunft entwickeln. Diese enge Verschmelzung von Digitalisierung und Design, bei der Interieur, Exterieur und User-Experience-Design für Produkte und Services konzipiert und umgesetzt werden, ist wegweisend für die Automobilindustrie. Unser großer Wettbewerbsvorteil ist, dass wir die Hardware bereits perfekt beherrschen, also Produktdesign, Entwicklung und Bau. Da unsere Zukunft davon abhängt, werden wir die Software- und Serviceentwicklung genauso professionell und fokussiert angehen. Ich bin der Überzeugung, dass wir bis 2025 zum führenden Mobilitätsanbieter avancieren werden. Dafür treffen wir jetzt wichtige und richtungsweisende Entscheidungen. Das Interview führte Daniel Timme. 2/2016 18 FOKUS 19 An der Zukunft schrauben Unsere Mobilität wird sich in Zukunft verändern: erstens durch emissionsarme Antriebe und zweitens durch die stärkere Vernetzung von Fahrzeugen. Fachkräfte, die diese Megatrends vorantreiben, sind in der Zuliefererbranche gesucht. Text: Leila Haidar 2/2016 2/2016 FOKUS ZULIEFERERBRANCHE 2/2016 „Gut Ausgebildete werden vor allem als Tüftler und Entwickler gefragt sein.“ höchste Anstieg seit 2010. Der deutsche Anteil stieg um deutliche 18,8 Prozent auf 175 Milliarden Euro. Die gute Entwicklung ist unter anderem auf Übernahmen zurückzuführen. So konnte sich ZF Friedrichshafen durch die Akquise von TRW von Platz elf 2014 auf Rang sechs im vergangenen Jahr verbessern (Umsatz 2015: 27,4 Milliarden Euro). Und Branchenprimus Bosch konnte sich die Poleposition nicht zuletzt aufgrund der abgeschlossenen Übernahmen von ZF Lenksysteme und dem Batterie-Start-up Seeo sichern. UMSATZ STEIGT WEITER AN „Jedes Jahr die gleichen Unkenrufe zu den Zukunftsaussichten, und jedes Jahr fällt die Bilanz dennoch weitaus positiver aus, als die Prognosen es hatten erwarten lassen“, sagt Tobias Keil von Berylls. Die großen Drei, Bosch, Conti und ZF, hatten jüngst über Umsatzeinbußen geklagt. Grund war die schwächelnde Wirtschaft in Asien, allen voran in China, einem wichtigen Handels- partner der Deutschen. Dennoch scheint es der Branche aber gutzugehen, die Experten von Berylls gehen von Umsatzzuwächsen zwischen fünf und zehn Prozent aus. Firmenübernahmen sorgen parallel dafür, dass sich der Markt weiter bereinigt; die Kleinen werden von den Großen geschluckt. „Gut möglich, dass im nächsten Jahr die Top 100 erstmals mehr Umsatz generieren als die restlichen 3.000 Zulieferer zusammen“, so Keil. Bosch hat unterdessen Continental als weltgrößten Zulieferer der Autoindustrie abgelöst: Mit einem Umsatz von 41,7 Milliarden Euro im Jahr 2015 liegt das Unternehmen vor der Konkurrenz aus Hannover (2015: 39,2 Milliarden Euro). Insgesamt sind laut Berylls 17 deutsche Unternehmen unter den 100 größten Automobilzulieferern vertreten. Die Unternehmensberatung hat die Rangliste für die Studie „Global Top Automotive Suppliers 2015“ bereits zum fünften Mal erstellt. WANDEL DURCH DIGITALISIERUNG Während die Branchenriesen wirtschaftliche Veränderungen gut wegstecken, können die kleinen und mittelständischen Unternehmen mit Digitalisierung und Internationalisierung – den Megatrends der Branche – nicht mithalten, so eine Studie des Instituts für Automobilwirtschaft an der Hochschule Nürtingen-Geislingen. Mehr als die Hälfte der kleinen und mittelständischen Firmen leite derzeit keine umstrukturierenden Maßnahmen ein oder sei eher zögerlich. Bis zu ein Drittel der Unternehmen mit weniger als 500 Millionen Euro Umsatz werde daher die nächsten acht Jahre nicht überstehen, prognostiziert die Studie. Firmen, die verschwinden, würden dabei aber eher aufgekauft, als dass sie in die Insolvenz gingen. Denn viele „Hidden Champions“ seien auf ihrem Gebiet technologische Weltmarktführer und stellten ein Produkt her, auf das die großen Autobauer nicht verzichten könnten. Außerdem seien kleinere Unternehmen wichtige Lieferanten für Innovationen, wie sie bei den Automobilisten dringend benötigt würden. Karrieretechnisch gesehen bieten sich für Absolventen trotz aller Veränderungen – oder gerade deswegen – gute Chancen. Zwar werden, wie in allen Industriezweigen, einfachere Arbeiten wegfallen oder ins Ausland verlagert. Gut Ausgebildete werden vor allem als Tüftler und Entwickler gefragt sein. „Dabei spielt es kaum eine Rolle, welchen der sehr unterschiedlichen Studiengänge ein Student abgeschlossen hat“, sagt Rotter, solange Naturwissenschaften, IT oder Elektronik darin vorkommen. Für den Einstieg sind Praktika von Vorteil. Erste Berufserfahrung in Unternehmen habe laut Rotter einen gewissen „Screening-Effekt“, weil zukünftige Arbeitgeber auf ein junges Potential aufmerksam werden. Wer zusätzlich noch eine Promotion mitbringt, kann auf die überdurchschnittlich hohen Gehälter in diesem Sektor noch weitere fünf bis zehn Prozent draufrechnen. Rotter gibt denjenigen, die sich für den Automobilbereich interessieren, noch einen Tipp: „Es kommt nicht nur auf den Einstieg an. Der ist bloß die erste Hürde. Es geht eher darum, wissenstechnisch immer auf dem neusten Stand zu bleiben, um den Langstreckenlauf in der Automobilbranche zu schaffen.“ Deutsche Zulieferer unter den Top 100 weltweit Die deutschen Automobilzulieferer nehmen unter den Top 100 insgesamt 17 Positionen ein. In Mio. EURO # Unternehmen Umsatz 2015 Umsatz 2014 Δ Hauptprodukte 1 2 6 18 22 31 36 39 55 62 66 83 86 89 92 95 99 Bosch Continental ZF Friedrichshafen MAHLE Schaeffler ThyssenKrupp (CT) Brose Hella KG Hueck Eberspächer Dräxlmaier Leoni Webasto Mann + Hummel KSPG Knorr-Bremse Infineon Aunde 41.700 39.232 27.434 10.999 9.993 6.806 6.053 5.809 4.370 3.700 3.377 2.716 2.683 2.592 2.490 2.447 2.350 37.200 34.506 16.192 9.509 8.986 6.341 5.169 5.179 3.599 3.400 3.077 2.469 2.500 2.448 2.228 2.031 2.218 12,1% 13,7% 69,4% 15,7% 11,2% 7,3% 17,1% 12,2% 21,4% 8,8% 10,0% 10,0% 7,3% 5,9% 11,8% 20,5% 6,0% Antriebs-, Sicherheits- und Komfortsysteme Brems-, Fahrwerk- und Sicherheitssysteme, Reifen Fahrwerks- und Antriebssysteme, Elektronik/Software Kolben, Zylinder, Luft- und Kraftstoffmanagement Motor-, Getriebe- und Fahrwerksysteme Chassissysteme Systeme für Türen und Sitze, Elektromotoren Leuchtsysteme Abgastechnik und Klimasysteme Elektrik, Elektronik und Interieur Bordnetzsysteme Dachsysteme und Standheizungen Filtertechnik Abgasrückführsysteme, Kühlmittelpumpen, Kolben Bremssysteme Halbleiter Interieursysteme Quelle: Berylls Strategy Advisors, 2015 Branchen-Check GEHALT In Baden-Württemberg, dem Autobauer-Ländle, verdienen Mitarbeiter im Durchschnitt 5.500 Euro im Monat, in Hessen sind es sogar 5.800. Für Ingenieure, die frisch in den Beruf starten, sind es im bundesdeutschen Durchschnitt etwa 50.000 Euro pro Jahr. ARBEITGEBER Die drei größten Arbeitgeber der Zuliefererbranche sind Bosch, Continental und ZF Friedrichshafen. Die Zahl der Autozulieferer in Deutschland lag 2015 bei 950. BRANCHENENTWICKLUNG Trotz widriger Umstände geht es der Automobilwirtschaft insgesamt (inkl. Autobauer) sehr gut. Regelmäßige Umsatzzuwächse und Neueinstellungen prägen die Branche, außerdem ein wachsendes Fertigungsvolumen am Standort Deutschland, eine hohe Kapazitätsauslastung in den Werken sowie ein starker Export in die EU und nach China. PERSONALSITUATION 2015 wurden in der Autobranche rund 17.000 Personen in Deutschland neu eingestellt. Bei den Zulieferern arbeiteten 2015 knapp 300.900 Mitarbeiter. Es wurden rund 5.500 (2 Prozent) neu eingestellt. Allerdings zwingen laut aktuellen Studien Sparmaßnahmen die Firmen zusehends zum Stellenabbau. KARRIERE Autozulieferer sind sehr unterschiedlich. Genauso verschieden sind auch die dortigen Karrierewege. Mittelständische und familiengeführte Unternehmen stehen aber insgesamt in dem Ruf, flache Hierarchien und schnelle Aufstiegsmöglichkeiten zu bieten. Wie in kleineren Unternehmen üblich, sind viele Benefits wie Weiterbildungen, Dienstwagen und Firmenhandy Verhandlungssache. Für Sie freigehalten: Platz inmitten netter Kollegen. Als einer der 100 größten Automobilzulieferer weltweit bieten wir Ihnen jede Menge Potenzial zur persönlichen Entwicklung. Ob spannender Arbeitsplatz oder interessantes Projekt: Bei uns finden Sie Gestaltungsmöglichkeiten, Zukunftsperspektive und die Aussicht, international zu arbeiten. Hört sich gut an? Dann sollten Sie bei uns Platz nehmen – 11.000 Kollegen freuen sich auf Sie! www.kspg.com Quellen: VDA und Statistisches Bundesamt 2/2016 www.kspg.com – A Rheinmetall Company Denn die mittelständischen Betriebe punkten mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, schnellen Aufstiegschancen und flachen Hierarchien. „Viele Zulieferer sind ‚Hidden Champions‘ und in ihrem Gebiet Weltmarktführer. Fürs Karrieremachen müssen es nicht immer nur die großen Namen sein“, weiß Rotter. Außerdem sei es seiner Erfahrung nach gang und gäbe, dass sich Fachkräfte innerhalb ihrer rund 40 Jahre Berufstätigkeit auch mal anders orientieren und vom Autobauer zum Lieferanten wechseln. „Schließlich arbeiten beide Parteien sehr eng zusammen und ergänzen sich. Da ergeben sich schnell neue Kontakte und Jobchancen.“ Ausgehend von den Entwicklungen der vergangenen Jahre fällt die Prognose einer Studie des Strategieberaters Berylls für die Autozulieferer im Jahr 2016 positiv aus. Gegenüber 2014 stieg der Umsatz der Zulieferer im vergangenen Jahr um 13,7 Prozent auf 789 Milliarden Euro – der 21 IHR EINSTIEG W er sich für Technik interessiert und zusätzlich IT oder Elektrotechnik beherrscht, wird bei den Autozulieferern einen guten Einstieg haben“, ist sich Eckehart Rotter, Pressesprecher des Verbands der Automobilindustrie (VDA), sicher. Und was spannende Stellen betrifft, haben seine rund 500 Mitgliedsunternehmen aus der Zuliefererindustrie ein sehr attraktives Angebot. Drei der sechs weltweit größten Teilelieferanten kommen aus Deutschland: Bosch, Continental und ZF Friedrichshafen. Schon allein wegen ihrer Bedeutung und der großen Anzahl an Zulieferern kommen technische Absolventen fast nicht um einen Job bei einem Lieferanten oder einem Lieferanten des Lieferanten herum. Die kleineren Unternehmen in der Lieferkette sind sogar meist sehr geschätzt, denn die zu 80 Prozent mittelständischen Unternehmen bieten vielseitige Arbeitsplätze in innovativem Umfeld, einen internationalen Austausch und ordentliche Gehälter. Johannes Kern hatte einen schnellen und angenehmen Einstieg in die Autozuliefererwelt. Über den Ingenieurdienstleister Brunel bekam der heute 34-Jährige binnen weniger Wochen den ersten Job als Elektroingenieur. Heute arbeitet der studierte Wirtschaftsingenieur mit Fachrichtung Elektrotechnik bei Messring Systembau. Die Firma plant und baut Anlagen für die Crashtests der Autobauer. Bei einem Projekt, das die Herstellung verschiedener Komponenten automatisieren soll, ist Kern einer der Projektverantwortlichen. „Dabei helfen mir natürlich meine technischen Kenntnisse als Ingenieur und meine Kenntnisse der Elektrotechnik. Aber hier sind auch kaufmännische Fähigkeiten gefragt“, sagt er. So arbeitet Kern mit Kostenkalkulationen und Rechnungen – und vor allem mit vielen Menschen, die Teilaufgaben innerhalb des Projekts durchführen. „Die kommunikative Seite in so einem Job ist nicht zu vernachlässigen“, hat der Ingenieur mit Berufsausbildung zum Energieelektroniker in der Anlagentechnik die Erfahrung gemacht. Mit seiner Ausbildung und der Berufserfahrung sowie dem Bachelor im Wirtschaftsingenieurwesen sei es leicht gewesen, eine Stelle zu bekommen. Der junge Mann arbeitet gern für Messring im Auftrag von Brunel. Mit seinem Gehalt ist er, entgegen der Vorurteile gegenüber Zeitarbeitsfirmen, sehr zufrieden. Insgesamt fühlt er sich auch von den Kollegen nicht anders behandelt als ein beim Zulieferer Festangestellter. „Ich schätze auch die Flexibilität, die ich habe. Wenn ich an anderer Stelle Berufserfahrung sammeln möchte, ist der Wechsel sehr unkompliziert“, so Kern. Messring selbst strebt eine langfristige Zusammenarbeit mit ihm an. Die erste Chance auf Übernahme hat Kern spätestens nach einem Jahr. So stehen ihm für die Zukunft alle Wege offen. Klassische Innovationsfelder sieht Eckehart Rotter vom VDA in den Bereichen Elektromobilität, Fahrerassistenzsysteme sowie vernetztes und fahrerloses Fahren. „Wer sich in einem dieser Innovationsfelder auskennt, bekommt einen guten Job“, bekräftigt der Sprecher. Dabei seien Arbeitsplätze beim Autobauer direkt nicht unbedingt einer Karriere beim Zulieferer vorzuziehen. Foto: picture alliance/Ulrich Baumgarten 20 GASTKOMMENTAR INGENIEURE 23 THANK GOD IT’S FRIDAY. Ingenieure gestalten die Welt von morgen DAS WICHTIGSTE DER WOCHE ERSCHEINT AM FREITAG. I n den vergangenen Jahrhunderten n haben technische Erfindungen immer wieder ieder dazu beigetragen, den Lebensstandard ndard zu verbessern – sei es durch die Entdeckung deckung der Elektrizität, die Erfindung des Automobils omobils oder die Entwicklung moderner Kommunikatiunikationsmittel. Jeden Tag profitieren wir von n diesen technologischen Errungenschaften. Gleichzeitig ichzeitig stehen wir vor neuen, anspruchsvollen Herausforderungen: 2050 werden mehr als neun Milliarden Menschen auf der Erde leben n mit dem Wunsch nach Wohlstand, Frieden und einer lebenswerten Zukunft. Den wachsenden senden Bedarf an Wohnraum, Ernährung, Energie rgie und Mobilität müssen wir mit knapper werdenden enden Ressourcen decken. Besonders dringend d ist es, den Klimawandel zu stoppen: Der Ausstoß toß von Kohlendioxid muss deutlich reduziert werden. erden. Durch die Verbindung der realen mit der er digitalen Welt kann es gelingen, diese großen Herausforderungen zu lösen. Dafür braucht es Fachkräfte, die mit Leidenschaft und Erfindergeist den technologischen Fortschritt vorantreiben. Tiefgreifendes technisches Fachwissen ist eine Voraussetzung, reicht aber nicht aus, um große Veränderungen zu bewirken. Ein Ingenieur, der fachlich hervorragend ist, ist ein guter Erfinder. Damit Erfindungen zu echten Innovationen für den Menschen werden, braucht es zusätzlich den Blick für das große Ganze, den Nutzen der Technik für die Menschen. Ein Ingenieur mit Weitblick versteht Technologien und Produkte und erkennt deren potentielle Vorteile in der Anwendung. Und noch etwas zeichnet ihn aus: Er ist in der Lage, Menschen zu begeistern, sie zu kreativem Denken zu ermutigen. Darüber hinaus gelingt es ihm, die Fähigkeiten seiner Kollegen einzuschätzen, konstruktives Feedback zu geben und Aufgaben sinnvoll zu delegieren. In einem Unternehmen wie Infineon sind das die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Laufbahn. Deswegen sind viele Führungspositionen in technisch orientierten Unternehmen mit Ingenieuren besetzt, die Fachkenntnis mit Menschenkenntnis und Führungsstärke verbinden. In unserer globalisierten, komplexen Welt werden dabei vielfältige Teams immer wichtiger, also Teams mit Frauen und Männern aus unterschied- 2/2016 Dr. Reinhard Ploss (60) ist seit 2012 Vorstandsvorsitzender der Infineon Technologies AG. Er studierte Verfahrenstechnik an der TU München. Nach seinem Berufseinstieg bei Siemens/Infineon war er ab 1993 in verschiedenen Leitungspositionen tätig. Im Juni 2007 wurde Reinhard Ploss in den Vorstand von Infineon berufen. Bis heute unterstehen ihm die drei Bereiche Fertigung, Human Resources und Forschung & Entwicklung. lichen Ländern und Kulturkreisen. Denn durch die Verbindung unterschiedlicher Perspektiven entstehen neue Ideen. Vor kurzem habe ich mit einer jungen Ingenieurin aus Mexiko gesprochen. Sie studiert Power-Engineering in Deutschland, um mehr über erneuerbare Energien zu lernen und internationale Windenergieprojekte zu unterstützen. Menschen mit dieser Einstellung, also Kompetenz und Veränderungswillen, werden wir immer brauchen. Wir befinden uns heute erst am Anfang des digitalen Zeitalters. Jetzt gilt es, die Chancen zu ergreifen, die uns diese Entwicklung bietet. Die Ideen von heute entscheiden darüber, wie lebenswert die Welt von morgen sein wird. ZUM EIS: TENPR STUDEN 6,95 € M O N AT L ICH KOMPAKT UND FUNDIERT. Illustration: Sylvia Wolf 22 JETZT BESTELLEN: z www.faz.net/friday 2/2016 24 FOKUS INGENIEURE 25 Die Triebfedern der Konzerne Ob Pharmazie, Energie, Elektronik oder Telekommunikation – Konzerne investieren viel Geld in Forschung, denn sie ist der Garant für zukünftige Geschäfte. Vier Ingenieure erzählen von ihrer Konzern-Karriere. Text: Anne Fischer Fatma van Winssen forscht bei Bayer: Ihr Schwerpunkt ist die verfahrenstechnische Gesamtprozessorientierung. 2/2016 M it weißen Kitteln und Laborforschung hat Fatma van Winssens Berufsalltag bei Bayer wenig zu tun: „Ich forsche im Bereich der verfahrenstechnischen Gesamtprozessoptimierung, mit Simulationsprogrammen und Analysen am Computer, wenn nötig kombiniert mit Expe- rimenten. Wir analysieren zum Beispiel, wie die Kapazitäten eines Produktionsverfahrens erweitert werden können, oder erarbeiten innovative Alternativkonzepte.“ Sie stieg mit 29 Jahren am Standort Leverkusen ein und übernahm bald die Leitung verschiedener Projekte im Bereich Pharmazie und Crop Science, dem Agrarwirtschaftsbereich des Konzerns. Ein Praktikum bei Bayer während ihrer Promotion führte sie in die Forschung, zuvor hatte sie Bioingenieurwesen an der TU Dortmund studiert. Sie ist die Schnittstelle zwischen Auftraggeber, internem Team und dem Team auf Betriebsseite. Das bedeutet, auch koordinative 2/2016 FOKUS INGENIEURE Aufgaben wie die Definition von Zielen, Ergebnispräsentationen und das Controlling liegen in ihrer Verantwortung. „Neue Technologien bringen immer neue Herausforderungen und Fragen mit sich – ich trage dazu bei, sie zu lösen, und leiste so einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft.“ Bayer stellt bundesweit jährlich 300 Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung ein, von Auszubildenden bis zu Laborleitern, vom Naturwissenschaftler über den Ingenieur bis zum Pharmazeuten. Der Konzern achtet bei akademischen Bewerbern neben einer guten Studienleistung auf Persönlichkeit, soziale Kompetenzen, Kommunikations-Skills, praktische Erfahrungen und Englischkenntnisse. Van Winssen mag die Abwechslung ihres Jobs und überlegt, in ein paar Jahren noch einmal ins Ausland zu gehen. Zurzeit arbeitet die 31-Jährige 40 bis 48 Stunden pro Woche, manchmal im Homeoffice. Bayer bietet seinen Angestellten einen Betriebskindergarten, betriebliche Altersvorsorge und Gesundheitsförderung und bezahlt sie überwiegend übertariflich. Ihre Kommilitonen zog es häufig ebenfalls zu Konzernen – etwa zu Evonik, Merck und BASF. Neben vielfältigen Aufgaben und der Relevanz für die Gesellschaft ist die Jobsicherheit ein weiterer Aspekt, der für Konzerne spricht. FLEXIBLE ARBEITSZEITEN UND SICHERHEIT Die Wirtschaftsingenieurin Susanne Manger ist bei Vattenfall in Berlin im Bereich Wärme, genauer im Product-Development tätig. Dieser Fokus war für sie entscheidend, den Schritt in den Konzern zu gehen. Zudem wollte sie Praxiserfahrung sammeln. Das hatte ihr zuvor als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität gefehlt. „Als Mutter möchte ich nicht alle drei Jahre darüber nachdenken, wie es beruflich weitergeht. Schon die Traineestelle, über die ich zu Vattenfall kam, war unbefristet. Ich wollte nach meiner Elternzeit außerdem Vollzeit arbeiten. Die dafür nötigen flexiblen Arbeitszeiten und die gegenseitige Rücksichtnahme waren nicht bei allen Arbeitgebern, bei denen ich mich beworben hatte, selbstverständlich.“ Das Assessment-Center für die Traineestelle beinhaltete unter anderem eine Gruppenaufgabe, einen Test in englischer Sprache, eine kreative Aufgabe, bei der Manger ein Konzept für ein Energieprodukt entwarf, und eine nachgespielte Szene zum Umgang mit Konfliktsituationen. Während der anderthalbjährigen Traineephase lernte sie alle Bereiche des Unternehmens kennen: „Für die Stelle, auf die ich vorbereitet wurde, war das sehr hilfreich. Ich kann erfolgreicher Produkte entwickeln, wenn ich unternehmensintern ein eigenes Netzwerk habe, wenn ich weiß, wie Vertrieb, Einkauf, Strategie und Co. zusammenarbeiten, und so Synergien nutzen.“ Während der Einarbeitung stand Manger ein Mentor zur Seite, außerdem besuchte sie verschiedene Seminare, zum Beispiel zu Konfliktmanagement und Selbstwahrnehmung. Nach einem halben Jahr übernahm sie erstmals Verantwortung bei einem größeren Projekt. Diese Einarbeitungsphase gibt es in den meisten Kon- zernen: Sie nehmen sich viel Zeit und setzen auf intensive Betreuung, um die Ingenieure auf ihren Job vorzubereiten und mit ihren Strukturen vertraut zu machen. Manger, die 37 Stunden pro Woche arbeitet, hat mit ihrem Manager in ihrem Vertrag klar geregelt, wie ihre Zukunft bei Vattenfall aussieht: Ein fünfjähriger Entwicklungsplan verzeichnet, welche Kompetenzen für ihre Stelle nötig sind und wie sie vertieft werden können. MISCHUNG AUS START-UP UND GROSSKONZERN Andreas Grögers Karriereweg ist ein gutes Beispiel für die enge Vernetzung vieler Konzerne mit Hochschulen und ihre generell sorgfältige Nachwuchsförderung. Der 33-Jährige arbeitet seit 2010 in der zentralen Forschung von Siemens in Erlangen. Nach einer Ausbildung zum Energieelektroniker im Allgäu bei einem typischen Mittelstandsunternehmen absolvierte er sein Fachabitur und anschließend eine Aufbauausbildung zum Industrietechnologen an der Siemens-Akademie in Erlangen. Der Konzern förderte außerdem die Finanzierung seines Studiums: Gröger studierte Elektro- und Informationstechnik in Nürnberg, schloss als einer der Jahrgangsbesten ab und machte danach noch einen Masterabschluss. „Ich habe zuerst viel mit Systemen und Applikationen zu tun gehabt, mein Master ging dann in Richtung Forschung. Ich verbrachte ein halbes Jahr bei Siemens Corporate Research im kalifornischen Berkeley und lernte dort das Zusammenspiel von Trends und die Schnelligkeit von Start-ups kennen.“ Inzwischen arbeitet Gröger im Bereich Corporate Research und forscht an neuen Technologien im Bereich Leistungselektronik. Die Arbeitsumgebung erinnere an eine Mischung aus Start-up und Großkonzern: „Als Ingenieur arbeite ich mit Softwaretools. Weil Siemens Hardwareprodukte herstellt, gibt es aber auch einen starken Praxisbezug, weil wir viel aufbauen und testen.“ Gröger sieht als Vorteil eines Konzerns die angewandte Forschung, deren Erfolg sich im besten Fall am Markt widerspiegelt. „Ich habe mit Kommilitonen vor ein paar Jahren selbst ein kleines Unternehmen gegründet. Ein solches Start-up besticht durch Schnelligkeit, aber letztendlich geht es darum, Zugang zum weltweiten Markt und eine entsprechende Finanzierung zu finden. Ein Konzern bietet breites Knowhow, eingespielte Prozesse, Marktzugang und viele Entwicklungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter.“ Gröger, der zurzeit an Einstellungen in seinem Bereich beteiligt ist, sagt, Siemens achte auf die theoretischen Grundlagen und darauf, dass sich die besten Leute für das Unternehmen begeistern Der dreifache Vater Marcus Berlin – hier während eines Bühnentalks auf der Cebit in Hannover – ist zufrieden mit den Angeboten seines Arbeitsgebers und nutzt die Gleitzeitmöglichkeiten bei der Telekom. 2/2016 können. Etwa ein Fünftel der bundesweiten Einstellungen bei Siemens sind Ingenieure, 35 Prozent von ihnen gingen 2015 in den Bereich Forschung und Entwicklung. Generell gilt: Alle deutschen Konzerne forschen und entwickeln, um innovativ und konkurrenzfähig zu bleiben. Demnach haben Ingenieure eine breite Auswahl an Arbeitgebern und können die ihnen liebste Branche wählen. Für Marcus Berlin ist das die Telekommunikation. Der Wirtschaftsingenieur entwickelt bei den Telekom Innovation Laboratories in Berlin innovative Modelle zur Datenanalyse. Bei den T-Labs arbeiten etwa 180 festangestellte Mitarbeiter, weit mehr als die Hälfte sind Ingenieure. INTERNATIONAL UND INTERDISZIPLINÄR Der 34-Jährige kommt ursprünglich aus dem Bereich Automotive, stieg bei der Telekom im Bereich Multimedia ein und beschäftigt sich inzwischen mit Smart Data Analytics: „So vielseitige Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens können nur große Konzer- Die Vorteile eines Konzerns als Arbeitgeber + abwechslungsreiche Aufgaben und Projektarbeit + gesellschaftlich relevante, nachhaltige Forschung + Marktzugang für eigene Entwicklungen + viele Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb des Unternehmens + Internationalität + viele Maßnahmen zur Gesundheits- und Altersvorsorge sowie Familienfreundlichkeit 27 ne bieten.“ Berlin analysiert, wie der Konzern Erkenntnisse aus Big Data für die Optimierung seiner Produkte nutzen und dabei die rechtlichen Rahmenbedingungen einhalten kann. Außerdem arbeitet er an strategischen Fragen des Bereichs Datenanalyse. Der Vater dreier Kinder ist froh um die Gleitarbeitszeit und seinen Vertrag mit 38 Wochenstunden, die ihm Flexibilität bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf verschaffen. Die Telekom testet außerdem verschiedene Modelle wie Tandem-Arbeitsplätze, ein Mentoringprogramm rund um die Elternzeit und feste Homeoffice-Tage. Die Telekom Innovation Laboratories sind international und interdisziplinär aufgestellt, die Arbeitssprache ist Englisch – neben den fachlichen Anforderungen sind Sprachkenntnisse deshalb elementar. Während seiner Einarbeitungsphase las Berlin viel: „In einem großen Konzern müssen sich Einsteiger erst mal mit Prozessen und Abläufen auseinandersetzen. Bei der Telekom sind wir da noch recht locker. Diese Hierarchien und Vorgaben sind allerdings nötig, um die Arbeitsabläufe so großer Teams zu koordinieren.“ „Präzision, Kreativität und Offenheit für Neues“ Franz Donner, Senior Vice President Corporate Human Resources bei der Carl Zeiss AG, über die Anforderungen an Ingenieure in Forschungsabteilungen. Herr Donner, welche Qualifikationen fordern Sie von Ingenieuren im Bereich Forschung und Entwicklung? Fotos: Bernd Vogel, Telekom ; Illustration: Marcel Salland 26 Wir beschäftigen in den unterschiedlichen Business-Groups die gesamte Palette der MINT-Berufsfelder. Ingenieure sind besonders im Bereich der Halbleitertechnologie sowie in der Medizin- und Messtechnik gefragt. Die Bandbreite der Abschlüsse reicht vom Bachelor über den Master bis hin zur Promotion. Etwa zehn Prozent unserer Mitarbeiter in Deutschland arbeiten im Forschungs- und Entwicklungsbereich – an Basistechnologien, Trends und digitalen Konzepten, zum Beispiel im Bereich Machine-Learning. Uns sind insbesondere das Verständnis und die Kenntnis digitaler Prozesse sehr wichtig, aber auch Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit, Präzision, Kreativität und Offenheit für Neues. Welche Anforderungen stellen junge Ingenieure im Gegenzug? Unserer Erfahrung nach sind ihnen ein modernes Arbeitsumfeld, spannende Produkte, globales Ar- beiten und ein gutes Unternehmensklima wichtig. Neben der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und dem Gesundheitsmanagement spielt für sie außerdem die betriebliche Altersvorsorge eine immer wichtigere Rolle. Welche Gehaltseinstiege sind bei Zeiss möglich, und welche Maßnahmen bieten Sie in Sachen Work-Life-Balance? Wir bieten als tarifgebundenes Unternehmen eine attraktive Vergütung und gute Zusatzleistungen. Mit unserem Paket im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge haben wir 2016 den deutschen bAV-Preis für die beste betriebliche Altersversorgung gewonnen. In Sachen WorkLife-Balance setzen wir auf ein Netz von Kooperationspartnern im medizinischen Bereich, Kita-Plätze für die Kinder unserer Mitarbeiter, Unterstützung bei der Pflege von Angehörigen und Betriebssportangebote. Das Interview führte Anne Fischer. 2/2016 28 FOKUS INGENIEURE 29 Harmonie statt Hierarchie Kurze Wege kennzeichnen die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in mittelständischen Unternehmen. Das ist auch bei Hochschulabsolventen beliebt. Text: Torsten Holler B Bei Knauer in Berlin werden flache Hierarchien gelebt: Marc Diener (links), Hardware-Entwicklungsleiter, und Friedrich Lassak (rechts), Absolvent. 2/2016 eim Audiospezialisten Sennheiser kommt es auf den guten Ton an. Anderswo gehört ein Faible für Tiere dazu. „Unser spannendster Auftrag war, eines unserer Laborgeräte so weiterzuentwickeln, dass man damit Dopingproben bei Rennkamelen durchführen konnte“, erinnert sich Alexandra Knauer, Inhaberin des Berliner Familienunternehmens Knauer Wissenschaftliche Geräte GmbH. Und im baden-württembergischen Engen gehören bei der Förster-Technik GmbH regelmäßige Stallbesuche beim Landwirt zum Aufgabenportfolio der dortigen Ingenieure – das Unternehmen aus Süddeutschland ist weltweiter Marktführer in der Herstellung von Fütterungsautomaten für Kälber. Während die Kopfhörer und Mikrofone von Sennheiser von einer breiten Öffentlichkeit und vielen Musikstars genutzt werden und das Unternehmen eine international bekannte Marke ist, stehen Unternehmen wie Knauer oder FörsterTechnik eher selten im Rampenlicht. Alle drei zeichnet freilich aus, dass sie zu den Markführern oder Hidden Champions in ihrer Branche gehören und zudem inhabergeführt sind. Was die Aktivitäten in Forschung und Entwicklung betrifft, „sind wir ebenso gefordert wie die großen Konzerne“, sagt Marc Diener, Hardware-Entwicklungsleiter bei Knauer. Jährlich werden zehn Prozent des Jahresumsatzes, der bei 18 Millionen Euro liegt, in Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten investiert. Die kleineren mittelständischen Unternehmen stellen daher regelmäßig Hochschulabsolventen ein, wenn es auch nur zwei oder drei im Jahr sind. Bei Förster-Technik mit seinen 115 Beschäftigten arbeiten 20 Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung, bei Knauer sind es 14 Mitarbeiter im Bereich Hardwareentwicklung und sechs Mitarbeiter im Bereich Softwareentwicklung. Je größer das Unternehmen, desto mehr Stellen gibt es für die frisch ausgebildeten Akademiker. 2.700 Mitarbeiter beschäftigt die Sennheiser Electronic GmbH & Co. KG weltweit, 338 von ihnen sind an vier Forschungs- und Entwicklungsstandorten am Stammsitz im niedersächsischen Wennebostel, in Zürich, Singapur und San Francisco mit der Neu- und Weiterentwicklung von Audiotechnik beschäftigt. Pro Jahr kommen zwischen 15 und 20 neue Absolventen in diesem Bereich dazu. Gut die Hälfte seines Umsatzes von 635 Millionen Euro macht Sennheiser mit 2/2016 FOKUS INGENIEURE dem landwirtschaftlichen Betrieb in der Region ebenso beherrschen wie mit einem Großkonzern“, sagt Förster. Das setzt beim gesamten Entwicklungsteam die Bereitschaft voraus, sich permanent weiterzubilden, etwa um die spezifischen Anforderungen in einzelnen Ländern bei den dortigen Maschinennormen zu beachten oder um sich in die Mentalität des jeweiligen Landes hineinzuversetzen. Die Förster-Brüder legen auch Wert darauf, dass sich die Mitarbeiter ihrer Entwicklungsabteilung auch verständlich ausdrücken können. „Über interessante Neuerungen müssen unsere Mitarbeiter auch schon mal in der Fachpresse einen Artikel publizieren können. Und sie müssen weltweit Schulungen bei Kunden durchführen und bekommen auf diese Weise ein direktes Feedback zum neuentwickelten Produkt“, erläutert Förster. Die Firma Förster-Technik in Süddeutschland: Hier werden Fütterungsautomaten für Kälber hergestellt – und dann weltweit vertrieben. Kopfhörern für den Endverbraucher, den anderen Teil mit professionellen Produkten wie Mikrofonen und drahtlosen Übertragungssystemen. Sennheiser hat sich in seiner Branche den Ruf eines Innovationstreibers erworben: Der erste offene Kopfhörer wurde in Wennebostel entwickelt. Heute geht es auch um spezielle Entwicklungen, etwa wenn die amerikanische Popsängerin Pink bei ihren Shows artistische Saltos am Trapez schlagen will und dabei ein Mikrofon am Körper tragen muss, das alle Töne sauber zum Klingen bringt. „Unsere Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sind international aufgestellt. In San Francisco haben wir die Nähe zum Silicon Valley und arbeiten an zukunftsweisenden Technologien, in Singapur entwickeln wir Consumer-Produkte, und in Zürich arbeiten wir an Zukunftskonzepten, wie unsere Kunden in fünf bis zehn Jahren unsere Produkte verwenden“, so Wolfgang Isermann, Direktor People Development bei Sennheiser. Bei aller Internationalität bleibt der Mittelständler bodenständig: Die Forschungsergebnisse aus aller Welt werden auf dem firmeneigenen Innovationscampus in Wennebostel zusammengetragen und dort in die verschiedenen Projekte übertragen. „Das ist der Schmelztiegel. Man muss nicht alle Stationen und Länder durchlaufen“, so Isermann. „Hier trifft man in der Projektphase die Kollegen, hier gibt es ruhige Ecken, wo beim Kaffee die Kommunikation gefördert wird.“ WELTWEIT AGIEREN Welche Größe mittelständische Unternehmen auch immer haben: Viele agieren auf internationalen Märkten. Die Labormessgeräte von Knauer finden sich in 60 Ländern, die Fütterungsautomaten von Förster-Technik werden in 50 Ländern vertrieben. „Jährlich vergeben wir vier Masterarbeiten, die sich oft an internationalen Themenschwerpunkten orientieren und Projekte aus der 2/2016 Sicht des chinesischen oder kanadischen Kunden betrachten und vor allem die Tiergesundheit in den Mittelpunkt stellen. Mit diesen Arbeiten können die Absolventen uns und wir sie besser kennenlernen“, sagt Thomas Förster, gemeinsam mit seinem Bruder Markus Inhaber des badischen Anlagenbauers, der jährlich zwischen drei und fünf Absolventen einstellt. Weil sich sein Unternehmen nicht nur auf komplette Anlagen konzentriert, sondern darüber hinaus auch noch als Komponentenzulieferer tätig ist, „muss man die Verhandlungen mit Das Headquarter von Sennheiser in Wennebostel: Auf dem Innovationscampus werden die firmeneigenen, internationalen Forschungsergebnisse zusammengetragen. FLACHE HIERARCHIEN Es ist ein spannender Arbeitsalltag in den Unternehmen, zumeist geprägt von flachen Hierarchien. „Unsere Projektteams arbeiten abteilungsübergreifend, technologisches Knowhow, das wir im Unternehmen nicht haben, suchen wir uns gezielt durch die Kooperationen mit Universitäten“, so Marc Diener von Knauer. „Das erfordert ein interdisziplinäres Arbeiten, unabhängig von Alter und Betriebszugehörigkeit.“ Das wissen auch die beiden Absolventen Bruno Becker, 30, und Friedrich Lassak, 28, zu schätzen: „Man kann hier mehr ausprobieren und frische Ideen in das Projekt einbringen“, so Lassak. In seinem Arbeitsalltag hat er zu schätzen gelernt, dass er recht schnell an die praktischen Anforderungen herangeführt wird, die er an der Uni nicht mitbekommen hatte: „Themen wie die Entwicklung nach DIN-Normen gab es dort nicht im Studienalltag.“ Sein Kollege Becker schätzt die kurzen Entscheidungswege im Alltag: Fotos: Gregor Anthes, Förster-Technik, Sennheiser Electronic ; Illustration: Marcel Salland 30 „Wenn ich etwas entwickle, geben die verschiedenen Fachrichtungen Konstruktion, Elektronik und Software Input. Durch die enge Zusammenarbeit bekomme ich ein schnelles Feedback aus den anderen Abteilungen. Das ermöglicht beim Entwicklungsprozess zielgerichtete Tests und damit eine ständige Verbesserung der Geräte. Ich persönlich kann mich in verschiedenen Disziplinen weiterbilden und mein Wissen ständig erweitern.“ Finn-Arne Böhner, 33, der als Digital SignalProcessing-Engineer im vergangenen Jahr zu Sennheiser kam, hatte seine Berufsausbildung als Fachinformatiker in der Rüstungsindustrie begonnen und dann an Universitäten in Osnabrück und Berlin seinen Bachelor und Master gemacht. „Doch ich wollte in eine Branche, die mir wirklich Spaß macht.“ Böhner hörte in sich hinein. Seit seinem 14. Lebensjahr hatte er zu Hause selbst Musik aufgenommen, sich vom Geld der Konfirmation einen Sennheiser-Kopfhörer gekauft und seither auch regelmäßig die Musikmesse in Frankfurt am Main besucht. Er bewarb sich bei dem Audiounternehmen und wurde genommen. „Eine traumhafte Kombination. Ich bin sehr zufrieden“, so Böhner. Was Personalmanager Wolfgang Isermann an ihm schätzte: „Er hatte schon viele Stationen in seinem beruflichen Leben Die Vorteile eines Mittelständlers als Arbeitgeber + sofortiger Einsatz in aktuellen Projekten + sehr praxisnahes Arbeiten + intensiver Austausch und Zusammenarbeit mit internationalen Niederlassungen und Projektpartnern + Nutzung von externem Wissen + flache Hierarchien und kurze Wege + Zusammenarbeit mit allen Abteilungen des Unternehmens + familiäre Arbeitsatmosphäre im Team 31 durchlaufen und damit viele praktische Erfahrungen gesammelt. Wir sehen es sehr gern, wenn jemand Praktika absolviert hat oder vorher als Werksstudent tätig war. Das garantiert uns, dass der theoretische Background von der Universität schnell und direkt in die Praxis umgesetzt werden kann. Und es zeigt uns, dass derjenige eine lernhungrige Persönlichkeit ist.“ Sennheiser, Knauer, Förster-Technik. Bei den mittelständischen Familienunternehmen und Hidden Champions geht es mehr um eine Atmosphäre des Wohlfühlens im Unternehmen, um möglichst viele gute Hochschulabsolventen zu gewinnen. Striktes Karrieredenken und ein Aufstieg in der firmeninternen Hierarchie sind eher selten zu finden, weil die Abteilungen und Teams übergreifend arbeiten. Für den Zusammenhalt der Belegschaft werden zusätzliche Aktivitäten für die Work-Life-Balance organisiert. Bei Knauer gibt es gemeinsame Radtouren für den Weg zur Arbeit oder Programme im Fitnessstudio. Und auch wenn Wolfgang Isermann beteuert, man müsse kein Musiker sein, um bei Sennheiser eine gute Perspektive für die Zukunft zu haben, so künden doch mehrere unternehmenseigene Bands davon, dass am Zusammenspiel für einen perfekten Ton auch außerhalb der Arbeitszeit gefeilt wird. „Von Anbeginn verantwortungsvolle Aufgaben“ Alexandra Knauer, Inhaberin der Knauer Wissenschaftliche Geräte GmbH, Berlin, im Gespräch über Karriere im Mittelstand. Frau Knauer, warum sollte sich ein Hochschulabsolvent für ein mittelständisches Familienunternehmen mit 127 Beschäftigten entscheiden statt für die Karriere in einem Großkonzern? Weil wir als Mittelständler ebenso im Bereich der Forschung und Entwicklung gefordert sind wie ein Konzern. Dafür sind bei uns die Entscheidungswege gerade im Bereich Forschung und Entwicklung kürzer. Und der Absolvent erhält bei uns gleich von Anbeginn verantwortungsvolle Aufgaben. Welche Qualifikationen und Zusatzqualifikation braucht ein Berufseinsteiger in Ihrem Unternehmen? Zunächst einmal will ich erfahren, ob derjenige, der bei uns anfangen will, auch für das Unternehmen brennt. Da unsere Labormessgeräte in den verschiedensten Branchen Anwendung finden, sind Elektronikstudenten ebenso wie Lebensmitteltechnologen gefragt. Wir müssen unsere Geräte sehr oft auf spezielle Kundenwünsche modifizieren, daher müssen wir die Projekte interdisziplinär, mit verschiedenen Fachrichtungen, in gemischten Teams mit Berufseinsteigern und erfahrenen Ingenieuren ausrichten. Nicht selten werden auch die Facharbeiter wie Mechatroniker miteinbezogen, hier kommt es darauf an, dass sich der Ingenieur auch in das Denken eines Facharbeiters hineinversetzen kann. Schlussendlich: Wir liefern in 60 Länder der Welt, da ist Englisch eine unabdingbare Zusatzqualifikation. Wie ist die interne Vernetzung organisiert? Bei uns gibt es neben den üblichen Teamsitzungen jeden Montag ein sogenanntes Mehrwertfrühstück, wo wir alle Mitarbeiter unseres Unternehmens abteilungsübergreifend zusammenbringen. Damit haben wir die Garantie, dass jeder unserer Mitarbeiter darüber informiert ist, welche Projekte und Geräte wir gerade entwickeln. Das Interview führte Torsten Holler. 2/2016 32 INGENIEURE FOKUS DER URSNIE K E G IN HEC C Drei Praktiker erklären, welche Eigenschaften jungen Ingenieuren den Berufsstart erleichtern. Text: Johanna Sagmeister Junge Ingenieure müssen selbstbewusst sein und verständlich argumentieren können – dafür brauchen sie Praxiserfahrung. Wer erfolgreich gründen will, muss sein Produkt kritisch betrachten und dessen Markttauglichkeit einschätzen können. Konzerne verlangen von Berufseinsteigern neben guten Noten Persönlichkeit, soziale und interkulturelle Kompetenz. A I F ls Engineering-Dienstleister unterstützen wir Industrieunternehmen bei der Entwicklung neuer Produkte und Technologien. Dafür arbeiten unsere Mitarbeiter entweder als Fachkräfte direkt im Kundenunternehmen, oder eines unserer technischen Büros übernimmt gleich den ganzen Entwicklungsprozess. Projektarbeit erfordert sehr gute Kommunikationsfähigkeiten der einzelnen Teammitglieder. Deshalb sollten Ingenieure selbstbewusst sein und verständlich argumentieren können. Berufseinsteiger haben dafür oft noch nicht die nötige Erfahrung, deshalb bieten wir Seminare zur Schulung der Präsentations- und Kommunikationsfähigkeiten an. Bei uns können Berufseinsteiger innerhalb weniger Jahre eine große Bandbreite an Projekten und Kundenunternehmen kennenlernen. Um hier erfolgreich zu sein, braucht ein Ingenieur natürlich fachliches Wissen, aber auch die Kompetenz, flexibel auf neue Herausforderungen zu reagieren und Probleme kreativ zu lösen. Wer sich bei uns als Hochschulabsolvent bewirbt, sollte unbedingt praktische Erfahrung mitbringen. Wir erleben es immer wieder, dass sich viele Studenten ausschließlich am Institut engagieren. Das hilft ihnen zwar, falls sie später in der Forschung arbeiten wollen. Aber die Studienzeit sollte auch dafür genutzt werden, verschiedene Berufsfelder kennenzulernen. Über diesen Weg erhalten Studenten zudem Einblicke in wichtige Software-Tools der Industrie, deren Lizenzen für Universitäten leider oft zu teuer sind. Elisa Wicke, Manager Recruitment bei Ferchau Engineering 2/2016 33 n der Region Aachen erkennen wir einen klaren Trend hin zum Unternehmertum. Viele Studenten kommen mit ihren Ideen, Forschungs- oder Promotionsergebnissen zu uns ins Gründerzentrum, um daraus ein Geschäftsmodell zu entwickeln. Jedes Gründerteam bekommt dafür einen Berater zur Seite gestellt, der die Schwierigkeiten bei der Gründung technikbasierter Unternehmen kennt. Auch wenn die technologieorientierte Gründerszene besonders im internationalen Vergleich noch Luft nach oben hat, sehen wir in Deutschland ein enormes Potential für Ausgründungen im Ingenieurwesen. Technische Innovationen bieten eine sehr gute Ausgangssituation für erfolgreiche Gründungsvorhaben. Es kommt immer wieder vor, dass junge Ingenieure die Marktfähigkeit ihrer Entwicklung vernachlässigen und den Kundennutzen ihrer Innovation nicht konsequent genug hinterfragen. Wir erklären ihnen dann, dass ein technisch einwandfreies Produkt nicht gleichzeitig auch unternehmerischen Erfolg bedeutet. Erfolgreiche Gründer zeichnet die Fähigkeit aus, offen für Anregungen oder Kritik zu sein und flexibel sowie pragmatisch auf unerwartete Situationen reagieren zu können. Zudem gibt es viele Möglichkeiten, sich fehlendes betriebswirtschaftliches Wissen anzueignen. Zum Beispiel in Universitätskursen rund um Entrepreneurship, Gründertrainings oder in Seminaren der Industrie- und Handelskammer. Gründerteams, die unterschiedliche Kompetenzen vereinigen, sind zudem oft erfolgreicher als Teams, bei denen alle Gründer in sehr ähnlichen Bereichen ausgebildet sind. Martin Heese, Leiter des Gründerzentrums der RWTH Aachen ür uns ist ein Bewerber aus dem Ingenieurwesen vor allem interessant, wenn wir neben seinen fachlichen Kompetenzen auch ein klares Profil mit seinen persönlichen Interessen erkennen können. Ingenieure punkten nicht mehr ausschließlich mit guten Noten und ihrer Leidenschaft fürs Automobil. Wir wollen wissen: Welche Interessen hat jemand? Engagiert er sich in sozialen Projekten? Hat er eine breite Allgemeinbildung? Uns ist der Gesamteindruck aus fachlichen, sozialen und interkulturellen Fähigkeiten ebenso wichtig wie ein Topabschluss. Als Weltkonzern erwarten wir außerdem sehr gute Englischkenntnisse. Heutzutage darf Englisch für Ingenieure kein Problem mehr sein. Im Vergleich zu früher beobachten wir eine deutliche Verbesserung. Das ist gut, trotzdem besteht bei den Absolventen natur- und ingenieurwissenschaftlicher Fächer immer noch Nachholbedarf. Damit die Zusammenarbeit von Ingenieuren in zunehmend internationalen Teams funktioniert, sind auch interkulturelle Kompetenzen gefragt. Deshalb rate ich Ingenieuren, im Studium unbedingt ein Auslandssemester oder ein internationales Praktikum zu absolvieren. Aber auch im Hinblick auf die fachliche Kompetenz haben sich die Anforderungen stark verändert. Den klassischen Ingenieur gibt es noch immer, jedoch bilden Ingenieure heute in vielen Funktionen die Schnittstelle zwischen Technik und IT. Von daher sollten sich Absolventen interdisziplinäre Kenntnisse aneignen, zum Beispiel in technischer Informatik oder Kybernetik. Anna-Maria Karl, Leiterin Global Talent Sourcing bei Daimler 2/2016 34 FOKUS INGENIEURE Macher von morgen Angehende Ingenieure müssen sich entscheiden: große Freiheit für kleines Geld oder großes Geld für weniger Freiheit. Einen Königsweg gibt es nicht. Ob Start-up oder Konzern, beide Karrieren haben ihre Vor- und Nachteile. Text: Josephine Pabst Von der Start-up-Branche halten sich Ingenieure eher fern. Doch dass sich Gründen für diese durchaus lohnen kann, zeigt das Start-up Simscale mit Sitz in München. Gründer David Heiny und seine vier Mitgründer sind mit ihren webbasierten, ingenieurtechnischen Simulationen sehr erfolgreich. 2/2016 2/2016 35 FOKUS INGENIEURE L ars Boolzen studiert an der Universität in Nürnberg Elektrotechnik, es ist sein letztes Semester. Als Ingenieur hat er hervorragende Karrierechancen: Schon im ersten Semester fingen kleinere und größere Unternehmen aus der Region an, um ihn zu werben. Sie alle sind auf der Suche nach vielversprechendem Nachwuchs, nach gut ausgebildeten Fachkräften. Bei Lars Boolzen werden sie allerdings kein Glück haben: „Ich möchte auf jeden Fall nach dem Studium gerne gründen, wenn mir bis dahin eine gute Idee kommt.“ Boolzen wollte sich von Anfang an selbständig machen. Vor zwei Jahren hat er gemeinsam mit zwei Kommilitonen das studentische Ingenieurbüro FutureING gegründet. Etwa zehn Studenten sind regelmäßig für das Unternehmen tätig. Auftraggeber sind Firmen aus der Region, die sich von den Studenten Produktkonzepte oder Marktstudien entwickeln lassen. „Wir sammeln hier die Praxiserfahrung, die wir im Studium vermisst haben, und knüpfen gleichzeitig Kontakte zu potentiellen Arbeitgebern oder Kunden aus der Region“, sagt Boolzen. Es geht nicht darum, Gewinn zu erwirtschaften, sondern eher darum, in Sachen Unternehmertum erste praktische Erfahrungen zu sammeln. Der Student gehört einer Minderheit an. Gründungen sind bei Ingenieuren nicht gerade beliebt: Von 1,72 Millionen Ingenieuren arbeiten gerade einmal 150.000 selbständig, meist in Ein-Mann-Büros, beispielsweise als selbständige Gutachter. Und auch diese Ingenieure entscheiden sich in vielen Fällen erst nach einigen Jahren Berufserfahrung für eine Karriere im eigenen Unternehmen, sagt Markus Finck vom Verein Deutscher Ingenieure: „Auf dem Arbeitsmarkt haben wir eine Konkurrenz um die besten Köpfe und derzeit annähernd Vollbeschäftigung“, sagt Finck. „Eine Tendenz zur Gründung beobachten wir eigentlich immer dann, wenn der Arbeitsmarkt gerade schwächelt.“ Das ist aktuell nicht der Fall und auch in Zukunft nicht absehbar. 600.000 deutsche Ingenieure sind bereits heute 50 Jahre alt oder älter, und es gibt nicht annähernd genug Nachwuchs, um sie zu beerben. Zukünftig dürfte die Suche nach neuen fähigen Fachkräften also eher noch schwieriger werden. Und wenn Jobs so leicht zu bekommen sind, ist die Selbständigkeit für viele wenig attraktiv. RISIKO DER START-UPS: CHANCE UND UNSICHERHEIT ZUGLEICH Das bekommen vor allem Start-ups zu spüren, bei denen noch nicht absehbar ist, ob sie einmal erfolgreich sein werden oder nicht. Auch sie konkurrieren mit Konzernen wie Eon, Linde oder VW, die Einstiegsjahresgehälter von 45.000 Euro brutto und mehr bieten können. „Um bei einem kleinen, innovativen Start-up anzufangen, muss man schon für die Sache brennen und die Welt verändern wollen“, sagt Nicolas Zimmer, Vorstandsvorsitzender der Technologiestiftung Berlin und selbst Start-up-Gründer. „Neun von zehn Start-ups scheitern in den ersten Jahren, und selbst die zehn Prozent, bei denen es gut läuft, können erst einmal keine hohen Gehälter zahlen.“ Stattdessen gibt es Unternehmensantei2/2016 le, die mit etwas Glück irgendwann hohe Erlöse abwerfen – sicher ist das aber nicht. Viele angehende Ingenieure lassen sich von diesem Risiko abschrecken und wählen lieber die sichere Karriere im Großunternehmen. Die Folge: Ein Großteil aller Start-ups arbeitet mit Ingenieuren und Technikern aus Osteuropa zusammen. „Im Moment haben wir sehr wenige wirklich nachhaltige Gründungen und hinken im internationalen Vergleich hinterher“, sagt Zimmer. „Das liegt vor allem daran, dass sich viele angehende Ingenieure nicht für das innovative Start-up, sondern für den Konzern entscheiden. Und dort versickern ihre Innovationen dann.“ Angehende Ingenieure können wählen: Wer im Konzern durchstartet, kann mit Anfang 20 schon seine erste Eigentumswohnung abbezahlen und seine Familie ernähren. Eine Karriere im Start-up dagegen kann jeden Tag vorbei sein, dafür bietet sie spannende Kontakte bei abendlichen Grillrunden auf Berliner Dachterrassen sowie viel Freiheit, um zu experimentieren und sich auszutoben. „Die schnellen Zyklen in Startups ermöglichen Innovationen, wie sie in keinem Konzern möglich sind“, sagt Nicolas Zimmer. „Gerade am Anfang der Karriere kann das für viele Ingenieure sehr bereichernd sein.“ KONZERNE AUF NEUEN WEGEN Die Konzerne sind sich dessen bewusst. Im Vergleich zu kleineren Unternehmen sind sie träger, behäbiger. Entscheidungen müssen über verschiedene Ebenen abgesegnet werden, ziehen sich oft in die Länge, über neue Ausgaben wird manchmal monatelang debattiert. „Natürlich wird in einem Konzern anders gearbeitet als in einem Start-up, das liegt einfach am größeren Rahmen“, sagt Kristina Brehm, die beim Energieversorger ENBW für das Recruiting zuständig ist. Sie kennt die gängigen Vorurteile vieler Ingenieure, die oft nicht zutreffen, aber immer wieder potentielle Kandidaten abschrecken. Deshalb geht ENBW aktiv dagegen vor, mit Infoveranstaltungen und Projekten direkt an den Universitäten, beispielsweise an der RWTH Aachen, die als Eliteuni für Ingenieure gilt. Dort entwickelt der Konzern gemeinsam mit Studenten Projekte und zeigt, dass er durchaus in der Lage ist, dynamisch zu sein. „Der Markt wandelt sich und mit ihm die Ansprüche junger Nachwuchskräfte“, sagt Brehm. „Wir Fotos: Simscale/Alex Förderer, ENBW; Illustration: Marcel Salland 36 müssen uns weiterentwickeln, um zukunftsfähig zu bleiben.“ Auch im Alltagsbetrieb von ENBW werden Innovationen gefördert: In der Unternehmenszentrale in Karlsruhe gibt es seit zwei Jahren einen Innovationscampus. Der Campus ist ein Zufluchtsort für Teams, die an internen Projekten arbeiten und außerhalb der Konzernstrukturen Ideen professionell entwickeln wollen. „Gerade in der Energiebranche sind Innovationen sehr relevant, viele Nachwuchsmitarbeiter haben Spaß daran. Für uns ist es deshalb wichtig, diese Themen neben dem klassischen Geschäft im Blick zu haben“, sagt Brehm. Der Gründer des studentischen Ingenieursbüros FutureING, Lars Boolzen, lässt sich von solchen Angeboten nicht überzeugen. „Ich möchte auf jeden Fall meine eigenen Ideen nach meinen Vorstellungen verwirklichen können“, sagt der Student. „Natürlich kann es schiefgehen, dann sitze ich in ein paar Jahren bei meinen Eltern und esse Cornflakes. Oder ich entwickle eine Idee, die von Microsoft für ein paar Milliarden gekauft wird, das weiß ja niemand. Aber das Risiko ist es mir wert, es zu probieren.“ 37 „Es war schon immer mein Lebenstraum, eine eigene Firma zu betreiben“ David Wenger, seit 2007 Geschäftsführer der Wenger Engineering GmbH in Ulm, erzählt warum die eigene Firma sein Lebenstraum ist. Herr Wenger, Sie sind nach Ihrem Ingenieursstudium bei einem großen Automobilhersteller als Doktorand und später als Projektingenieur tätig gewesen, bevor Sie Ihr eigenes Büro gegründet haben. Warum haben Sie sich selbständig gemacht? Im Konzern ist man nach einigen Jahren eine Nummer, und je nach Wetterlage wird man hin- und hergeschoben. Um dort Karriere zu machen, hätte ich entsprechende Spielregeln beachten müssen, ich wäre abhängig von den Entscheidungen der Chefs gewesen. Sie hätten entschieden, ob ich eine Aufgabe übernehmen darf oder nicht, was ich wann mache, wo und wie ich arbeite. Das war nicht die Karriere, die ich mir vorgestellt habe. Inwiefern unterscheidet sich der Arbeitsalltag im eigenen Unternehmen vom Konzernalltag? Wer im Konzern arbeitet, erhält verhältnismäßig viel Geld. Das kann ein kleineres Unternehmen einfach nicht leisten. Im Konzern geht man zur Gewerkschaft, wenn es nicht läuft, und dann kümmert sich jemand. Jetzt stehe ich auf meinen eigenen Beinen, habe 23 Mitarbeiter und weltweit Kunden. Ich bin dem Kunden und mir selbst verpflichtet und sonst niemandem. Ich arbeite härter als viele Konzernmitarbeiter und biete meinen Angestellten eine Lernkurve, die steiler nicht sein könnte. Vermissen Sie manchmal Ihren früheren Arbeitsalltag? Auch Konzerne müssen sich wandeln, um zukunftsfähig zu bleiben. Bei der ENBW ist so der firmeneigene Innovationscampus entstanden. Hier arbeiten Teams an internen Projekten. Nein. Es war schon immer mein Lebenstraum, eine eigene Firma zu betreiben, auch wenn ich mir früher noch nicht vorstellen konnte, wie das genau aussehen würde. Ich wollte immer mein eigener Chef sein. Viele angehende Ingenieure trauen sich die Gründung nicht zu, weil ihnen dieser Weg zu unsicher erscheint. Was würden Sie in solchen Fällen raten? Man muss nicht mutig sein, um zu gründen, sondern mutig, um sich auf Quartalszahlen und starre Hierarchien einzulassen. Ich habe auf 25 Quadratmetern angefangen, mit einem gemieteten Tisch, einem gemieteten Stuhl und einem gemieteten Regal. Meine erste große Anschaffung war ein Flipchart. Heute betreue ich mit meinen Mitarbeitern Projekte in den USA, in China und in Brasilien – und es ist mein Lebenstraum. Haben Sie Schwierigkeiten, Nachwuchs zu finden? Nein, und ich verstehe auch nicht, warum die Leute immer über den Fachkräftemangel klagen. Bei uns gibt es ihn nicht. Vielleicht liegt es daran, dass die Leute sich bei uns ausprobieren dürfen. Wir vermitteln, dass es auf jeden Einzelnen ankommt. Wer hier anfängt, muss zwar ins eiskalte Wasser springen, lernt dabei aber in sechs Monaten mehr als anderswo in sechs Jahren. Ich bringe die Leute zur Klippe, und manche lernen dann zu fliegen. Das Interview führte Josephine Pabst. 2/2016 38 FOKUS INGENIEURE 39 Hat sein Ziel fast erreicht: Der promovierte Luftfahrtingenieur Holger Lipowsky arbeitet heute als Principal bei Roland Berger. Bis zum Partnerstatus fehlt nicht mehr viel. In zwei Welten zu Hause Ingenieure in der Consultingbranche? Die Erfahrung zeigt, dass diese Kombination durchaus erfolgversprechend ist. Ein Überblick über Einstieg und Aufstieg in der Beratung. Text: Julia Hoscislawski I ngenieure sind im Consulting gefragt. Sie erfüllen viele Anforderungen, die in der Beraterrolle wichtig sind: Sie sind faktenorientiert, stark in der Problemanalyse, haben ein strukturiertes Denken und vor allem Durchhaltevermögen, gerade dann, wenn es mal richtig anstrengend wird. „Dieser Qualitäten sind 2/2016 sich Ingenieure meist gar nicht bewusst“, erklärt Holger Lipowsky, promovierter Luftfahrtingenieur und heute Principal im Bereich „Engineered Products & High Tech“ bei Roland Berger. Lipowsky spricht aus eigener Erfahrung: Nach der Promotion im Bereich Luftfahrt an der Universität Stuttgart stieg er 2009 im Con- sulting ein, doch das war nicht von langer Hand geplant: „Von der Welt des Consultings hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt kein detailliertes Bild, und ich wusste nicht wirklich, welche Herausforderungen auf mich als Ingenieur zukommen“, sagt der 37-Jährige. Über Doktorandenkollegen wurde er auf das Betätigungsfeld 2/2016 INGENIEURE FOKUS aufmerksam. Nach dem Besuch einiger gängiger Recruiting-Events war klar, „dass Ingenieure dort sehr wohl ein spannendes Arbeitsfeld vorfinden“, so Lipowsky. Etwas anders gestaltete sich der erste Kontakt mit Consulting für Mark Andre Nix, den diplomierten Maschinenbauer mit den Schwerpunkten Fahrzeugtechnik und Produktion. Für ihn war das Thema Consulting schon im Studium präsent: Damals arbeitete er als Werkstudent bei der Continental AG und absolvierte verschiedene Praktika. „Meine Diplomarbeit habe ich über Prozessoptimierung in der Produktion geschrieben. Da wusste ich, dass mich das Thema begeistert. Bei einer Managementberatung kann ich meine Kompetenzen besonders gut weiterentwickeln.“ Seit einem Jahr arbeitet der 31-jährige Nix nun bei Porsche Consulting im Bereich Konsumgüter und Handel. WIRTSCHAFTSINGENIEURE SIND BREIT AUFGESTELLT Auch die Wirtschaftsingenieurin Anna-Maria Straßmeier kam mit dem Beruf des Consultants schon während ihres Masters in technologie- und managementorientierter Betriebswirtschaftslehre an der TU München in Berührung und entschloss sich, über Praktika das Arbeitsumfeld näher kennenzulernen. So fand sie auch schon früh den Weg zur weltweit tätigen Managementberatung Horváth & Partners. Nach einem viermonatigen Praktikum blieb die 28-Jährige damals mit dem Beratungsunternehmen über das Studentennetzwerk „Horváth Student Club“ in Kontakt. „Der regelmäßige Austausch mit den ehemaligen Kollegen und die nachhaltige Bindung führten dazu, dass ich nach dem Master bei Horváth gestartet bin.“ Sie arbeitet dort seit November 2014 als Consultant. Horváth & Partners stellt jedes Jahr im Durchschnitt 60 Absolventen ein – ein Drittel davon sind Ingenieure. Dabei liege die Präferenz auf Wirtschaftsingenieuren, so Sonja Baltes, Senior-HR-Managerin bei Horváth & Partners. Wirtschaftsingenieure seien vor allem aufgrund der Verbindung von betriebswirtschaftlicher Komponente und ingenieurswissenschaftlichem Knowhow geschätzt. Bei den Beratungshäusern Porsche Consulting und Roland Berger sind die Beratungsschwerpunkte technischer ausgerichtet. Gerade hier bietet sich der Einstieg als klassischer Ingenieur an. Bei Porsche Consulting ist die konzerninterne Nähe zur Porsche AG der Grund für die technische Ausrichtung: „Unsere Berater sind Praktiker. Und große Teile unseres Praxiswissens stammen aus unserer Heimatbranche – der Automobilindustrie. Unsere Klienten sind insbesondere an dieser Expertise interessiert“, so Stefan Stock, Leiter Personal bei Porsche Consulting. „Wir brauchen dafür Leute, die die Wertschöpfungskette des Kunden in ihrer Tiefe und Breite verstehen – Berater, die zum Beispiel die Schnittstellen zwischen Produktion und Entwicklung in der Realität begreifen.“ Von etwa 70 neuen Beratern, die Porsche Consulting jährlich einstellt, haben daher rund 60 Prozent einen ingenieurswissenschaftlichen Hintergrund. 2/2016 überhaupt“, erklärt Lipowsky. Nix etwa leitete in seinem ersten Jahr schon Projekte bei einem Getränkehersteller, bei einem holzverarbeitenden Unternehmen, bei einem Sportartikelhersteller und in der Möbelindustrie. Ziel der Beratungsunternehmen ist es, Einsteiger schnell und durch praktische Erfahrungen an die Projekte heranzuführen. Das gelingt vor allem anhand von strukturierten Kompetenzmodellen, die zugleich die Aufstiegsmöglichkeiten und Karriereschritte transparent machen. „Sobald man als Mitarbeiter das Gefühl hat, auf einer Hierarchieebene allen Anforderungen gerecht zu werden, geht es relativ schnell auf die nächste Stufe“, beschreibt Lipowsky die Vorgehensweise. Der klassische Einstieg erfolgt als Junior Consultant – unabhängig vom Studienfach. Darauf folgt dann der Consultant. „Wer mit Bachelorabschluss einsteigt, beginnt bei uns als Junior Consultant. Masterabsolventen sowie Kandidaten mit erster Berufserfahrung steigen bei uns als Consultant ein “, sagt Sonja Baltes von Horváth & Partners. Mark Andre Nix stieg bei Porsche Consulting als Junior Consultant ein, bekam nach nur knapp einem halben Jahr schon seine erste Beförderung zum Consultant. Lipowsky, der schon während der Promotion Praxiserfahrung in der Industrie gesammelt hatte, stieg direkt als Consultant ein. „Das war gut, denn so hatte ich das Gefühl, dass sich die Promotion gelohnt hat und die Zeit, die ich dafür aufgewendet habe, auch wertgeschätzt wird. Doch die Erwartungen an mich als Einsteiger waren natürlich extrem hoch“, fügt er hinzu. Grundsätzlich ist – zumindest bei Horváth & Partners – eine Promotion allein aber kein Grund für eine Beförderung, erklärt Baltes. Das Gehalt ist für Mark Andre Nix nebensächlich: Den Maschinenbauingenieur bei Porsche Consulting reizen am Consulting vor allem die Karrierechancen und Entwicklungsmöglichkeiten. AUFSTIEG NACH PLAN: Die Karrierestufen im Consulting Junior Consultant Consultant Senior Consultant/Managing Consultant (Senior-)Projektmanager/Projektleiter Principal Partner Wer sich als Ingenieur für die Beratung interessiert, sollte darüber hinaus ein Grundinteresse an wirtschaftlichen Zusammenhängen mitbringen und den Wunsch verspüren, einen Job machen zu wollen, der über den Laptop hinausgeht. „Consulting ist ein ‚People Business‘, hier gilt es, verschiedene Ansichten zu verstehen, zusammenzubringen und dann daraus etwas Neues zu gestalten“, sagt Lipowsky. Aber auch Flexibilität und Reisefreudigkeit sind wichtige Faktoren: Unter der Woche arbeiten die Berater meist vier Tage beim Kunden und freitags an einem der eigenen Standorte oder auch mal im Homeoffice. „Viele Bewerber reizt gerade diese Abwechslung im Beruf“, so Stock. PRAKTISCHE ERFAHRUNGEN VON ANFANG AN Dass die Verdienstmöglichkeiten in den Ingenieurswissenschaften sehr attraktiv sind, ist bekannt. Entsprechend wird auch in der Beratung Fotos: Thorsten Jochim, Jörg Eberl, Porsche Consulting 40 gut bezahlt. Doch für Nix waren vielmehr die Karrierechancen, die Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten, wie etwa das Aufbauen von Führungskompetenzen, Gründe für den Schritt in die Beratung. Auch für Straßmeier spielte das Gehalt eine weniger wichtige Rolle: „Ich wollte mich von Anfang an weiterentwickeln, und die Lernkurve ist, im Vergleich zu anderen Einstiegspositionen in der Wirtschaft, im Consulting sehr steil.“ Wer in die Beratung einsteigt, lernt sehr schnell eine Vielzahl von verschiedenen Unternehmen und Unternehmenskulturen kennen und bekommt einen großflächigen Überblick über die Problemstellungen der Unternehmen und auch darüber, wie eine Gesamtfirma als Ökosystem funktioniert. „Das sind Einblicke in Unternehmensbereiche, die man als klassischer Ingenieur sonst nicht so schnell erhält. Je nachdem in welcher Position man in der Industrie einsteigt, passiert das vielleicht erst nach 10 bis 15 Jahren, wenn KOLLEGIALER AUSTAUSCH UND TRAININGSTAGE Der Aufstieg im Unternehmen beginnt von Tag eins an: für Berufsanfänger bei Roland Berger beispielsweise mit einem zweiwöchigen Kick-offProgramm – einem Crashkurs, bei dem die Basics der Beratung vermittelt werden. Dabei geht es um Themen wie Corporate Finance, die Grundlagen des Projektmanagements, Marketing oder Sales. Ähnlich sieht es bei Porsche Consulting aus. Im dreiwöchigen Onboarding-Prozess lernen die Absolventen die Porsche-Kultur kennen. „Das heißt, wir besuchen unter anderem mit den Neuen unser Porsche-Stammwerk in Zuffenhausen und das Werk in Leipzig, wo die Modelle Panamera, Cayenne und Macan produziert werden“, sagt Stock. Die Einarbeitung in das erste Projekt verläuft dann über Fallstudien und einen persönlichen Mentor. Auch bei Horváth & Partners gibt es einen ähnlichen Prozess. „Zudem schauen wir sehr individuell, was der Einzelne braucht, um sein Potential auszuschöpfen“, so Baltes. Ein Mentor begleitet die gesamte Karriereentwicklung. Mit ihm werden die persönlichen Entwicklungsschritte besprochen und die Zielvereinbarungen festgelegt. Neben Mentoren begleiten auch erfahrene Mitarbeiter und Vorgesetzte die jungen Kollegen kontinuierlich. Die Feedbackkultur ist in der gesamten Branche sehr ausgeprägt: „Wir 41 lernen voneinander, sprechen über neue Lösungsansätze und diskutieren diese dann auch“, sagt Straßmeier. Zusätzlich gibt es in den meisten Beratungsunternehmen eine feste Anzahl an Trainingstagen, die jeder absolviert. Dabei geht es darum, die Mitarbeiter umfassend inhaltlich, fachlich, methodisch und persönlich weiterzubringen. Um Mitarbeiter langfristig zu binden, bieten viele auch wissenschaftliche Weiterbildungen an. Dazu zählen der Masterabschluss, der MBA oder auch eine Promotion. Im mittleren Lebensalter oder in der Phase der Familiengründung werden dann oftmals andere Angebote wie Sabbaticals oder Teilzeitregelungen genutzt. Wer bereits Consultant ist, wird im nächsten Schritt zum Senior Consultant – auch Managing Consultant genannt. Die Projektverantwortung nimmt zu, die Methodenkompetenz wird vertieft, und die Führungskompetenzen werden weiter geschult. Dann folgt der Schritt zum Projektleiter, auch (Senior-) Projektmanager. Dieser hat disziplinarische Führungs- und Projektverantwortung und ist an der Akquise neuer Kunden und an der Kundenbetreuung beteiligt. Die durchschnittliche Verweildauer in den einzelnen Schritten kann je nach Beratungsunternehmen und persönlichem Fortschritt sehr unterschiedlich sein. DER SCHRITT ZUM PARTNER-STATUS Spätestens mit dem nächsten Schritt zum Principal ändert sich die Arbeitsweise grundlegend: von der inhaltlichen Arbeit zur Akquise. Das heißt, neue Aufträge für das Unternehmen müssen gewonnen, viele Gespräche mit potentiellen Kunden geführt werden. „Das ist ein Wendepunkt“, sagt Lipowsky. „Man wird Teil des Managements der Firma und für die Projektakquise mitverantwortlich. Es ist allerdings auch Teil des Geschäftsmodells im Consulting, dass nicht alle Kollegen diesen Schritt gehen. Der Ausstieg als Senior Consultant oder Projektleiter in Richtung Industrie ist ebenfalls ein sehr attraktiver Schritt, da einem nach der Zeit in der Beratung entsprechend spannende Positionen in der Industrie offenstehen.“ Interessant sei dabei, dass überdurchschnittlich viele Ingenieure bleiben. Wer intern weitermacht, kann in einem letzten Schritt vom Principal zum Partner und somit Teil der Eigentümergemeinschaft werden. Dann generiert man das tatsächliche Geschäft und entwickelt aktiv Kundenbeziehungen weiter. Lipowsky selbst ist mit seiner beruflichen Entscheidung sehr zufrieden: „Für mich hat alles sehr gut funktioniert“, sagt er. „Ich war in meinen sieben Jahren bei Roland Berger immer auf Projekten unterwegs, bei denen ein technisches Produkt oder eine technische Fragestellung involviert waren. Trotzdem stand immer der größere Zusammenhang im Fokus – etwa die Wachstumsstrategie oder die Unternehmenstransformation des Kunden.“ Und wie sieht die Zukunft für ihn aus? Die Arbeit macht ihm sehr viel Spaß. Am liebsten würde er bald Partner werden, dann könnte er mit seinem Kundennetzwerk eigenes Geschäft generieren und selbstverantwortlich Kunden betreuen. 2/2016 42 KARRIEREWEG FOKUS HELENA FUERGUT Überall willkommen Um die Berufsaussichten für Ingenieure steht es gut, der Einstieg ist entsprechend einfach. Doch wo starten – bei so vielen Wahlmöglichkeiten? Wir haben bei Berufsanfängern nachgefragt. Die Interviews führte Julia Hoscislawski. Illustration: Sylvia Wolf „Blickt über den Tellerrand hinaus“ Vor meinem Fachabitur hatte ich bereits eine Ausbildung zur technischen Zeichnerin absolviert. Während der Studienzeit an der Fachhochschule habe ich dann bei meinem jetzigen Arbeitgeber als Werkstudentin in verschiedenen Abteilungen gearbeitet und ein Praktikum in der Niederlassung in Italien gemacht. So konnte ich bereits Berufserfahrung und auch Erfahrung im Unternehmen vorweisen und direkt in meinen jetzigen Job einsteigen. Was war Ihren Ansprechpartnern im Bewerbungsgespräch wichtig? Wie ist das Bewerbungsgespräch abgelaufen? Mein Bewerbungsgespräch lief eher unkonventionell ab, da wir uns – mein Arbeitgeber und ich – bereits seit Jahren kannten. Wichtig war dem Unternehmen vor allem, dass ich eine genaue Vorstellung von meinem zukünftigen Job habe und gut in das Team passe. Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus? Ich werfe einen ersten Blick in die aktuellen Anfragen unserer Vertriebszentren, um einen Überblick zu bekommen. Als Bindeglied zwischen Vertrieb und Produktion kläre ich dann die einzelnen Themen mit der Auftragsabwicklung und Produktionsplanung in der jeweiligen Niederlassung. Dabei erfolgen 90 Prozent der Kommunikation auf Englisch oder Italienisch. In der Regel arbeite Herr Konkel, welchen Berufseinstieg haben Sie gewählt und warum? Ich wollte meine Masterarbeit gern in einem Unternehmen schreiben. Statt bei einem Hersteller einzusteigen, fand ich es spannend, die Seite eines Zertifizierers kennenzulernen. Vor Ort stand für mich relativ schnell fest, dass ich nach dem Abschluss gern in dem Bereich anfangen würde. Ich habe über mein Interesse mit meinem Chef gesprochen und mich auf eine offene Stelle beworben. Was war Ihren Ansprechpartnern im Bewerbungsgespräch wichtig? Wie ist das Bewerbungsgespräch abgelaufen? Nach meiner Online-Bewerbung bin ich zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch eingeladen worden. Das Gespräch fand in kleiner, persönlicher Runde statt. Meinem direkten Vorgesetzten war es wichtig, dass die fachliche Kompetenz, aber auch die persönliche Motivation stimmt und ich kommunikationsfähig bin. Neben meinem Abschluss waren auch die Projekte während des Studiums und meine Abschlussarbeiten mit dem Themenschwerpunkt Windenergie besonders wichtig. Wie sieht ein typischer Arbeitstag aus? Da ich für die meisten Tätigkeiten auf einen Rechner angewiesen bin, arbeite ich fast ausschließlich im Büro. Die Arbeitszeit dort kann ich mir flexibel einteilen. 2/2016 Frau Fuergut, welchen Berufseinstieg haben Sie gewählt und warum? 43 ich täglich 8 bis 9 Stunden, wobei ich – dank Gleitzeit – in der Zeitgestaltung flexibel bin. Was sind Ihre Hauptaufgaben? Ich bin verantwortlich für die technische Unterstützung unserer Vertriebskollegen, wenn Kunden Sonderprodukte für ihre Anwendung benötigen. Das beginnt mit der Klärung der ersten technischen und kommerziellen Machbarkeit und geht bis hin zum Angebot für die kundenspezifische Sonderlösung. Darüber hinaus bin ich abteilungsintern Ansprechpartnerin für die Klärung und Aufarbeitung technischer Themen, die unsere Niederlassungen weltweit betreffen. Was würden Sie Studierenden der Ingenieurswissenschaften für ihre Karriere raten? Beschränkt euch nicht nur auf die technischen Inhalte, sondern blickt über den Tellerrand hinaus. Auch als Ingenieur benötigt man ein Grundverständnis für wirtschaftliche, interkulturelle und organisatorische Zusammenhänge. Deshalb sollte man die Studienzeit nutzen, Erfahrungen, etwa in Vereinen oder im Ausland, zu sammeln. Helena Fuergut, 26, ist Applikationsingenieurin in der Abteilung Customer Projects and Special Products bei der Firma Endress+Hauser Wetzer GmbH & Co. KG. Sie hat ihr Maschinenbaustudium an der Fachhochschule Kempten 2015 mit Diplom abgeschlossen. Was sind Ihre Hauptaufgaben? KONSTANTIN KONKEL „Das Gespräch fand in kleiner, persönlicher Runde statt“ Zum Auslegen der einzelnen Komponenten einer Windenergieanlage ist es entscheidend zu wissen, welche Belastungen auf diese wirken. Dabei spielen Prozesse wie die Steuerung der Anlage, die Geschwindigkeit und die Turbulenz des Windes sowie die Schwingungen von Bauteilen und der Gesamtanlage eine große Rolle. Ich bin dafür verantwortlich, die Lasten und Lastannahmen im Rahmen der Prüfdienstleistungen von TÜV Nord für deutsche und internationale Kunden zu prüfen. Vorab werden alle zur Prüfung eingereichten Unterlagen auf Vollständigkeit und Plausibilität gecheckt. Im Anschluss muss ich die ermittelten Belastungen durch Vergleichsrechnungen verifizieren. Zum Abschluss eines Projektes folgt die schriftliche Stellungnahme. Was würden Sie Studierenden der Ingenieurswissenschaften für ihre Karriere raten? Im Studium die Möglichkeit nutzen, verschiedene Fachgebiete und Aufgabenfelder kennenzulernen, bis man gefunden hat, für was man sich begeistert. Für mich war bei der beruflichen Entscheidung mein persönliches Interesse maßgebend. Konstantin Konkel, 28, ist Sachverständiger für Lastberechnungen in der Windenergie bei TÜV Nord. Er hat an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg studiert und seinen Master of Science (Berechnung und Simulation) 2015 abgeschlossen. 2/2016 FOKUS KARRIEREWEG Herr Eder, welchen Berufseinstieg haben Sie gewählt und warum? Parallel zum Studium war ich bereits bei einem Automobilhersteller in München als Werkstudent tätig, dort konnte ich auch meine Abschlussarbeit schreiben. Durch die fachbereichsübergreifende Arbeit habe ich damals Kollegen von der ESG kennengelernt. Die Möglichkeit, bei der ESG in unterschiedlichen Projekten bei verschiedenen Auftraggebern tätig zu sein, fand ich sehr spannend. Ich bin dann direkt nach dem Abschluss eingestiegen. FLORIAN EDER „Ausgleich ist wichtig“ suche ich täglich rund acht Stunden zu arbeiten. Gerade in meiner Position als Projektmanager gibt es aber immer wieder Situationen, die punktuell eine längere Arbeitszeit erfordern. Hier ist ein entsprechender Ausgleich wichtig – bei uns gibt es glücklicherweise ein entsprechendes Gleitzeitmodell, aber auch Brückentage, an denen die gesamte Firma geschlossen bleibt. Als Projektmanager für Groupware-Systeme plane und steuere ich Termine, Kosten und die Qualität der Projekte. Außerdem übernehme ich die fachliche Ausplanung der internen Mitarbeiter, steuere die Unterauftragnehmer, organisiere Besprechungen mit Auftraggebern, Mitarbeitern und Management und begleite Vertragsverhandlungen mit dem Kunden. Ich war in zwei Gesprächen: zuerst mit dem Leiter der Fachabteilung. Hier ging es um meine fachlichen Kenntnisse und darum, einen Einblick in den zukünftigen Tätigkeitsbereich zu bekommen. Danach wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch in die Personalabteilung eingeladen. Hier ging es um Soft Skills und meine Motivation. Alle Gesprächspartner waren sehr freundlich und offen, das hat bei mir einen sehr positiven Eindruck hinterlassen. Was würden Sie Studierenden der Ingenieurswissenschaften für ihre Karriere raten? Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus? Viele verschiedene Tätigkeitsbereiche durch Praktika oder Werkstudententätigkeiten in möglichst unterschiedlichen Firmen ausprobieren. Das erleichtert den Einstieg in das richtige Tätigkeitsgebiet und wird bei der Einstellung gern gesehen. Der typische Arbeitstag – wenn es ihn überhaupt gibt – ist geprägt vom Wechsel zwischen konkreter Projektarbeit und Aufgaben im Bereich Akquise, Planung und Vertrieb. Mir ist eine ausgewogene Work-Life-Balance mit ausreichend Zeit für Familie, Freunde und Hobbys wichtig, deshalb ver- Florian Eder, 34, ist Projektmanager bei der ESG Elektroniksystem- und Logistik-GmbH. Er hat Automatisierungstechnik und Systems Engineering an der Hochschule München studiert. „Einen typischen Arbeitstag gibt es bei mir nicht“ Frau Knechtel, welchen Berufseinstieg haben Sie gewählt und warum? Ich habe es nach dem sehr intensiven dualen Studium langsam angehen lassen. Nach dem Diplom bin ich erst einmal für einen neunmonatigen Auslandsaufenthalt nach Australien. Zurück in Deutschland, habe ich mich auf die Suche nach einer Einstiegsposition gemacht, bei der ich mich auch persönlich weiterentwickeln kann. Das war bei FTI, einem mittelständischen Luftfahrtunternehmen, gut möglich. Was war Ihren Ansprechpartnern im Bewerbungsgespräch wichtig? Wie ist das Bewerbungsgespräch abgelaufen? Das Bewerbungsgespräch lief zu meinem Erstaunen sehr locker und entspannt ab. Die anfängliche Nervosität verfiel recht schnell. Von Beginn an gefiel mir das gute Arbeitsklima. Besonders wichtig waren den Personalverantwortlichen meine Praxiserfahrung in der Luftfahrt und damit verbundene Branchenkenntnisse, die ich durch das duale Studium hatte. Überzeugend waren außerdem mein Interesse an der FTI Engineering Network GmbH und eine klare Vorstellung meiner zukünftigen Aufgaben. Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus? Einen typischen Arbeitstag gibt es bei mir nicht – jeder Tag ist anders. Für mich ist es Herausforderung und Abwechslung zugleich, morgens ins Büro zu kommen und nicht zu wissen, welcher 2/2016 „Seht kritische Fragen eurer Dozenten als Herausforderung“ Was sind Ihre Hauptaufgaben? Was war Ihren Ansprechpartnern im Bewerbungsgespräch wichtig? Wie ist das Bewerbungsgespräch abgelaufen? SOPHIE KNECHTEL ALEXANDER SCHMIDT Kunde heute mit seinen Fragen bei mir anruft. Abends gehe ich mit dem Gefühl nach Hause, die neuen Aufgaben erfolgreich und kundenorientiert bearbeitet zu haben. Was sind Ihre Hauptaufgaben? Ich bin vor allem erster Ansprechpartner für alle Kundenbelange nach der Erstauslieferung unserer Produkte und stelle die Auftragsabwicklung von Customer-Service-Belangen wie Ersatzteilbestellungen oder Reparaturen sicher. Ich erstelle Angebote und überwache die Auftragserfassung, Terminverfolgung und Auslieferung der Produkte. Was würden Sie Studierenden der Ingenieurswissenschaften für ihre Karriere raten? Da zwischen Theorie und Praxis Welten liegen: Fangt so schnell wie möglich an, praktische Erfahrung zu sammeln! Egal, ob es sich um ein Praktikum oder einen Minijob handelt: Die gesammelten Erfahrungen sind wichtig, um zu erkennen, in welchem Bereich ihr einmal arbeiten wollt. Und es ist ein Vorteil gegenüber anderen Bewerbern, die sich mit weniger bis keiner praktischen Erfahrung bewerben. Sophie Knechtel, 25, ist im Bereich Customer Service and Sales Office bei der FTI Group tätig. Sie hat an der Berufsakademie Sachsen/Staatliche Studienakademie Plauen Technisches Management studiert und 2013 mit Diplom (BA) abgeschlossen. Herr Schmidt, welchen Berufseinstieg haben Sie gewählt und warum? Nach meinem Praktikum und der Abschlussarbeit in der Probenahme des Edelmetallrecyclings habe ich mich direkt in diesem Bereich beworben. Hier hatte ich schon in der Praktikumszeit sehr viele Kenntnisse gewinnen können. Was war Ihren Ansprechpartnern im Bewerbungsgespräch wichtig? Wie ist das Bewerbungsgespräch abgelaufen? In meinem Bewerbungsgespräch waren meine Chemiekenntnisse und mein Wissen über mechanische und thermische Verfahrenstechnik gefragt. Natürlich spielten auch meine Leistungen im Praktikum und in der Abschlussarbeit eine Rolle. Mein Arbeitgeber hat außerdem auf meine sozialen Fähigkeiten geachtet, da eine gute Teamarbeit in diesem Bereich sehr wichtig ist. Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus? An einem normalen Arbeitstag arbeite ich zwischen siebeneinhalb und neun Stunden. Typischerweise beantworte ich viele technische Fragen von Kunden- und Vertriebsseite – alles per E-Mail. Sofern Kundenmuster ankommen, begutachte ich diese und stimme die Verarbeitung mit meinen Kollegen aus der Produktion ab. Natürlich nehme ich auch regelmäßig an Besprechungen zur Verbesserung von Pro- Fotos: Endress Hausser, TÜV NORD/Frauke Schumann, ESG, FTI Engineering, Heraeus Holding, Körber AG 44 Herr Soppert, welchen Berufseinstieg haben Sie gewählt und warum? Ich hatte das große Glück, über ein Praktikum im Inhouse-Consulting bereits im Studium einen Einblick in die Körber AG zu bekommen. Da ich dort gute Erfahrungen gemacht hatte, lag es auf der Hand, nach einer Position im Konzern Ausschau zu halten. Eine Assistenzstelle hat mich gereizt: Hier ist man nah an den Entscheidungen der Geschäftsführung dran und hilft bei deren Umsetzung. Außerdem fand ich es sehr spannend, die Arbeitsabläufe auf oberster Ebene kennenzulernen. Was war Ihren Ansprechpartnern im Bewerbungsgespräch wichtig? Wie ist das Bewerbungsgespräch abgelaufen? Zum Bewerbungsverfahren gehörten ein OnlineAssessment-Center, ein Telefoninterview und ein persönliches Vorstellungsgespräch. Da ich das Assessment-Center schon für ein Stipendium durchlaufen hatte, bin ich direkt in den zweistufigen Prozess mit Videokonferenz und persönlichem Gespräch eingestiegen. Der Fokus lag auf dem fachlichen Knowhow, auf meiner Persönlichkeit und meinen Zielen. Ich glaube, dass das Thema Selbsteinschätzung und das Bewusstsein über eigene Stärken und Schwächen besonders wichtig waren. Darüber habe ich sehr offen gesprochen. Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus? Meine Arbeitstage sind sehr abwechslungsreich. Ich bin in die unterschiedlichsten Tätigkeiten ein- MATTHIAS SOPPERT „Selbsteinschätzung ist besonders wichtig“ 45 zessen oder an Projektbesprechungen mit Kollegen teil. Was sind Ihre Hauptaufgaben? Ich betreue Kunden, die in Reststoffen und Metallschrott enthaltene Edelmetalle zurückgewinnen möchten, das ist das sogenannte Edelmetallrecycling. Ich prüfe die Anfragen der Kunden technisch, entwickle den Aufarbeitungsprozess und errechne die Prozesskosten. Weiter betreue ich unsere Kunden bei technischen Fragen auch vor Ort und überwache externe Probenahmen. Außerdem soll ich Prozesse in meinem Bereich weiterentwickeln und stetig verbessern. Was würden Sie Studierenden der Ingenieurswissenschaften für Ihre Karriere raten? Nutzt alle Möglichkeiten, euch über die Grenzen eures Studiums hinaus weiterzubilden. Das hilft ungemein. Seht kritische Fragen eurer Dozenten als Herausforderung. Die gleichen Fragen werden später auch von Kunden oder Vorgesetzten gestellt, und dann habt ihr schon die Erfahrung, damit umzugehen. Alexander Schmidt, 28, ist Head of Technical Customer Support bei Heraeus Metal Management. Sein Studium der Bioverfahrenstechnik hat er 2012 an der University of Applied Science in Frankfurt am Main abgeschlossen. gebunden, das geht von M&A-Projekten bis hin zu Themen, die weitreichende Konsequenzen für unser Geschäftsfeld haben. Aber auch die Umsetzung von Konzerninitiativen, wie etwa Industrie 4.0 oder Technologie- und Innovationsmanagement, gehört dazu. Weil ich die Geschäftsführung regelmäßig auf Termine begleite, bin ich mehrmals im Monat beruflich auf Reisen. Auch das ist sehr spannend. Was sind Ihre Hauptaufgaben? Als Assistent unterstütze ich die Geschäftsführung im Entscheidungsfindungsprozess. Grundsätzlich besteht diese Arbeit im Zusammentragen und Aufbereiten von Informationen. Außerdem ist das Kommunizieren und Nachhalten von Aufgaben seitens der Geschäftsführung wichtiger Bestandteil meiner Aufgaben. Was würden Sie Studierenden der Ingenieurswissenschaften für Ihre Karriere raten? Die Kombination von Ingenieurswissenschaft und Betriebswirtschaft ist sehr mächtig. Ingenieursstudenten, die ihre berufliche Zukunft in der Wirtschaft sehen, sollten die manchmal vermeintlich „lästigen“ Wahlpflichtfächer nicht unterschätzen. Matthias Soppert, 27, ist Assistent der Geschäftsführung der Körber Medipak Systems AG. Er hat an der Technischen Universität Hamburg Theoretischen Maschinenbau und am Northern Institute of Technology Management Hamburg Technologie-Management studiert. 2/2016 46 AUSSTIEG Buchempfehlungen D Geschichte der Die M Mensch-MaschineIn Interaktion Th Thomas Rid: Maschinendämmerung. Ei Eine kurze Geschichte der Kybernetik erschienen im Propyläen Verlag ISBN 978-3-549-07469-5 24 EURO/22,99 EURO (als E-Book) Ob Cyber-Space, Cyber-Krieg oder Cyber-Security: Begriffe, die heute allgegenwärtig sind, deren Prä Präfix „Cyber“ sich jedoch schwer fassen lässt. An Angestoßen durch zahlreiche Anfragen seiner Stu Studenten zu Bedeutung und Ursprung des Wortes, hat sich der Professor für Sicherheitsstudien Tho Thomas Rid in seinem aktuellen Buch auf die Suc Suche nach Antworten begeben zu den Fragen: Wa Was bedeutet „Cyber“? Wie ist die Geschichte die dieser Idee? Und woher kommt dieser Begriff eig eigentlich? A Auf über 400 Seiten gibt der Autor einen eindrü drücklichen Aufriss der Geschichte der Kybernetik, die in den 1940er Jahren entstand und aus deren Ide Ideen der Cyber-Begriff hervorgegangen ist. Der Ursprung dieser damals neuen Wissensch schaft, die sich schon bald als allgemeine Theorie der Maschinen verstand und bei der sich alles um die Themen Computer, Steuerung, Sicherheit und die stetige Weiterentwicklung der Interaktion von Mensch und Maschine dreht, lag in den tec technischen Herausforderungen, die sich für die Vereinigten Staaten aus den im Zweiten Weltkrieg stetig beschleunigten Kriegshandlungen, vor allem bei der Luftwaffe, ergaben. Von hier aus zeichnet Rid in chronologischer Reihenfolge technische und kulturelle Entwicklungen detailreich nach, die die kybernetische Idee über die gesamte zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts bis heute beeinflussten und veränderten. Der Autor fokussiert sich dabei vor allem auf eine amerikanische Sichtweise, nimmt spannende Persönlichkeiten wie hochbegabte Ingenieure und Wissenschaftler sowie Forschungseinrichtungen wie das MIT in den Blick, zeigt aber auch politische Intentionen auf und macht auf Unternehmer aufmerksam, die zu wichtigen Fortschritten beitrugen. Angesprochen werden in den zehn Kapiteln unter anderem weitere militärische Anforderungen, wie sie sich etwa aus dem Vietnam-Krieg ergaben, die Entwicklung des Science-Fiction-Kultes, aber auch Phänomene wie das der Krypto-Anarchisten. Bei all diesen Entwicklungen, so Rid, schwang von Anfang an immer der sogenannte kybernetische Mythos von Gut und Böse mit: etwa die Hoffnung, dass Maschinen das Leben der Menschen zum Positiven wenden, oder – dem entgegenstehend – pessimistische Zukunftsvisionen über die Übermacht der Maschinen. Dieser Mythos besteht bis in die Gegenwart: Denn so hörte man nach dem Sieg des Google-Programms AlphaGo gegen den bisher von Maschinen unbesiegten Go-Spitzenspieler Lee Sedol in diesem Frühjahr: Es sei nur eine Frage der Zeit, bis Maschinen den Menschen den Rang ablaufen. In seinem Buch ordnet Rid dies alles verständlich und übersichtlich ein: hochspannend, kurzweilig und aktueller denn je. App-Tipps WolframAlpha Einen allwissenden technischen Helfer kann man sich mit dieser App auf das Smartphone holen – ganz egal, ob es um Mathematik, Ingenieurswissenschaften oder Geographie geht. Selbst die iPhone-Assistentin Siri bezieht ihr Wissen teilweise aus dieser Datenbank. Durch die ständige Erweiterung bleiben das digitale Nachschlagewerk und die eingebauten Werkzeuge wie Währungsumrechner immer aktuell. Erhältlich für Android und iOS 3,33 EURO/2,99 EURO Linguee – Wörterbuch Wer kennt das nicht: Das englische Wort liegt einem auf der Zunge, aber es will einfach nicht raus. Hier kann dieses Wörterbuch weiterhelfen. Das Besondere: Es kennt sich nicht nur mit einzelnen Wörtern aus, sondern erfasst auch den Sinn von Wortgruppen. Außerdem helfen Aufnahmen von Muttersprachlern bei der richtigen Aussprache und Satzbeispiele bei der richtigen Verwendung des Wortes. Ein Vorteil ist auch die Möglichkeit, die App offline zu nutzen. Erhältlich für Android und iOS Christoph Keese: Thorsten Reiter: Silicon Valley Start Up – Jetzt! Was aus dem mächtigsten Tal der Welt auf uns zukommt Endlich loslegen und es richtig machen Zentrale Player der digitalen Wirtschaft wie etwa Google, Facebook und Youtube sitzen im Silicon Valley. Von dort haben sie schon heute großen Einfluss auf globale wirtschaftliche Entwicklungen. Und sie haben Vorbildcharakter: In dem Tal an Amerikas Westküste entstehen ständig neue Internetfirmen, Start-ups, die sich nichts weniger auf die Fahnen geschrieben haben als die disruptive Transformation. Sie arbeiten gegen ineffiziente Geschäftsmodelle und bringen so ganze Branchen ins Schwanken. Der Autor war 2013 für Axel Springer ein halbes Jahr vor Ort. In seinem Buch geht er dem Phänomen Silicon Valley nach. Er erzählt, was das Tal und seine Arbeitskultur ausmacht, und beschreibt, welche Konsequenzen sich heute und zukünftig aus den dortigen Entwicklungen ableiten lassen. Da kann einem zwischendurch schon mal unbehaglich werden. Eine spannende Reportage, die einen ungewöhnlichen Einblick in das Silicon Valley gewährt. Deutschland braucht mehr Gründer, davon ist Thorsten Reiter, Vertreter der Generation Y, überzeugt. In seinem ersten Buch nimmt sich der erprobte Gründer genau dieses Themas an und setzt sich mit allen wichtigen Aspekten auseinander, die eine Start-upIdee braucht, um erfolgreich zu werden: etwa die konzeptuelle Ausarbeitung des Produkts, der Aufbau des richtigen Start-up-Teams, die Finanzierung, der Businessplan, das entsprechende Marketing und, nicht zu vergessen, das Networking. Dabei plaudert er vor allem aus seinem reichen Erfahrungsschatz und lässt erfolgreiche Gründer zu Wort kommen. Einzigartig und motivierend zugleich: die Aufbereitung. Neben kurzen Statements, lockerem Layout und kleinen Kästen für den Überblick wird der Leser direkt mit Du angesprochen. Für alle, die übers Gründen nachdenken. Und alle, die darüber nicht nachdenken. Denn neben mentalem Coaching ist das Buch auch ein Augenöffner für klassische Arbeitgeber. Fazit: Bei allem immer eine klare Linie verfolgen. erschienen im Albrecht Knaus Verlag, ISBN 978-3-6411-2258-4 19,99 EURO/15,99 EURO (als E-Book) erschienen bei Campus, ISBN 978-3-5935-0027-0 17,99 EURO plus E-Book inside 2/2016 Mein Beitrag: Licht ins Dunkel bringen Dimitri Petker, Ingenieur für Lösungsentwicklungen in der Energieversorgung bei Phoenix Contact Zukunftsgestalter gesucht GRATIS Phoenix Contact entwickelt und produziert hochwertige elektrotechnische Komponenten und Lösungen für viele Industrien. In unserem Vorsprung an Qualität und Innovation sehen wir den Schlüssel für die Lösung technischer Herausforderungen von morgen. (Offtime) Unsere weltweit über 14.500 Mitarbeiter verstehen ihre Arbeit daher als Beitrag für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft. Egal, ob man sich ausruhen oder konzentriert arbeiten möchte: Das Smartphone ist immer dabei und stört uns oft. Digital Detox heißt das Stichwort und lässt sich dank dieser App ganz entspannt und nebenbei durchführen. Offtime blockiert dann Anrufe und Benachrichtigungen. Bei Bedarf werden Nachrichten als Abwesenheitsnotiz an Anrufer gesendet. Man bekommt zudem eine Analyse des Verhaltens mit dem Smartphone. Nach einer Auszeit sind dann alle Benachrichtigungen in der App in einer übersichtlichen Liste dargestellt. Werden auch Sie Zukunftsgestalter: phoenixcontact.de/karriereblog Erhältlich für Android und iOS GRATIS PM 01-15.002.L1 © PHOENIX CONTACT 2016 48 AUSSTIEG JOBMESSEN Vorschau Der nächste Hochschulanzeiger erscheint am 18. Oktober 2016. Mit Fokus auf: Karriere für Rechts- und Wirtschaftswissenschaftler Aus dem Inhalt: Als Profi ins Assessment-Center Wie man sich auf die Bewerbungsrunden und das Assessment-Center am besten vorbereitet. Ob Schmuck, Kosmetikartikel oder Audiogeräte Die Konsumgüter- und speziell die High-End-Branche bietet viele interessante Perspektiven. Wie der Einstieg gelingt. Im Einsatz für Europa In den EU-Institutionen sind Juristen besonders gefragt. Welche Aufgaben übernehmen sie, und wie sieht der Arbeitsalltag aus? Personalverantwortung Im Bereich Human Resources arbeiten Kollegen mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen. Wer in diesem Bereich gesucht wird. Interesse, den Hochschulanzeiger im Abonnement zu beziehen? Weitere Infos und den Hochschulanzeiger zum Download findet ihr unter www.hochschulanzeiger.de. Die besten Recruiting-Events von Juni bis Oktober 17. Juni 2016 Absolventenkongress in Hamburg Der Absolventenkongress ist eine der größten Jobmessen in Deutschland. Seine regionalen Ableger richten sich an Studenten, Absolventen und Young Professionals, die in der jeweiligen Region bleiben möchten und auf der Suche nach dem richtigen Unternehmen für sich sind. www.absolventenkongress.de Handelskammer Hamburg Weitere Termine: 24. Juni 2016 in Stuttgart 1. Juli 2016 in Frankfurt am Main 8. Juli 2016 in München 14. Juli 2016 www. her-CAREER.com JURAcon in Düsseldorf Die JURAcon Düsseldorf bietet JuraStudenten, Referendaren und Volljuristen die Gelegenheit, Vertreter bekannter Kanzleien und Unternehmen in Einzelgesprächen kennenzulernen und sich über die unterschiedlichen Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten zu informieren. „Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass erfolgreiche Frauen andere Frauen in ihrem Karriereweg unterstützen und ihnen Entscheidend sind ein gezielter Erfahrungs- und Informationsaustausch, das Vermitteln von Kontakten und die Unterstützung herCAREER bietet eine herausragende Möglichkeit für einen direkten Austausch und eine Plattform, www.iqb.de/juracon Miriam Kraus, Senior Vice President Global Governance, Risk & Compliance SAP SE und ehem. Aufsichtsrätin der Sky Deutschland Steigenberger Parkhotel Düsseldorf 2. September 2016 CAREER Die Karrieremesse für Absolventinnen, Frauen in Fach- und Führungspositionen und Existenzgründerinnen 50 % Preisnachlass* beim Ticket-Kauf unter www.her-career.com/ ticketshop Manuela Schwesig Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Keynote-Speakerin & Table Captain Table Captain 13. Oktober 2016 Der Netzwerkevent mit ca. 35 Table Captains! (Auszug) Dr. Rebekka Reinhard Philosophin und SpiegelBestseller-Autorin präsentiert von Women Speaker Foundation Dr. Dorothee Ritz General Managerin, Microsoft Österreich GmbH Anmeldung unter her-career.com/atNight Hannah Whitney-Steele Human Resources Business Partner, Google Germany GmbH * Studentinnen erhalten kostenlosen Eintritt nach Online-Registrierung und Vorlage ihres gültigen, personalisierten Studentenausweises vor Ort 2/2016 Die VDI nachrichten Recruiting-Tage sind eintägige Karrieremessen für stellensuchende und wechselwillige Ingenieure. Sie werden deutschlandweit an verschiedenen Standorten ausgerichtet. www.ingenieurkarriere.de/recruiting-tag Kongresszentrum Westfalenhallen Dortmund Weitere Termine: 6. September 2016 in Berlin 16. September 2016 in Darmstadt 22. September 2016 in Stuttgart 6. Oktober 2016 in Köln 28. September 2016 Jobvector career day in Berlin Der Jobvector career day richtet sich an Studenten und Absolventen der Naturwissenschaften, der Medizin und der Ingenieurwissenschaften. Sie erhalten hier Informationen über Karrierewege aus erster Hand. Toparbeitgeber stellen sich vor und stehen für persönliche Gespräche zur Verfügung. www.jobvector.de Classic Remise Berlin ',3/20$ Impressum Verlag Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Hellerhofstraße 2–4, 60327 Frankfurt am Main (zugleich ladungsfähige Anschrift für die im Impressum genannten Verantwortlichen und Vertretungsberechtigten) Autoren Anne Fischer, Leila Haidar, Torsten Holler, Thomas Metschl, Josephine Pabst, Johanna Sagmeister, Lara Sogorski, Sarah Sommer, Daniel Timme Geschäftsführer Thomas Lindner (Vorsitzender), Burkhard Petzold Druck Westdeutsche Verlagsund Druckerei GmbH, Kurhessenstraße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf, www.wvd-online.de Verantwortlich für Anzeigen Ingo Müller; für Anzeigenproduktion: Andreas Gierth Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Frankfurt Business Media GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag Bismarckstraße 24, 61169 Friedberg Lektorat Juliane Streicher Vertrieb [email protected] Anzeigen Telefon (069) 7591-3400 [email protected] Redaktionsleitung Julia Hoscislawski (V.i.S.d.P.) 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Gesellschafter der FAZITSTIFTUNG Gemeinnützige Verlagsgesellschaft mbH mit einer Beteiligung von je 11,1 vom Hundert sind: Karl Dietrich Seikel (Hamburg), Dr. Thomas Schmitt (Fulda), Professor Dr. Dr. Andreas Barner (Ingelheim am Rhein), Professor Dr. h.c. Ludwig Georg Braun (Melsungen), Professor Dr. Michael Hoffmann-Becking (Düsseldorf), Marija Korsch (Frankfurt), Dr. Jens Odewald (Bergisch Gladbach). Der F.A.Z. Hochschulanzeiger erscheint viermal im Jahr. Alle in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages nicht zulässig. Preise für das Abonnement des F.A.Z. Hochschulanzeigers bei vier Ausgaben pro Jahr: Inland und Ausland 10,40 Euro inkl. Versandkosten und MwSt., Lieferung im Abonnement im Inland nur gegen Bankeinzug des Zeitungsbezugsgeldes möglich. Studierende erhalten den F.A.Z. Hochschulanzeiger im Rahmen ihres vergünstigten F.A.Z. Studentenabonnements nach Erscheinen der neuen Ausgabe automatisch per Post. Abonnementskündigungen sind mit einer Mein Traum. Als Ingenieurin und Ingenieur die Welt bewegen. 13. und 14. Oktober 2016 Hercareer in München Die Hercareer ist die erste Messe Deutschlands, die alle Aspekte einer weiblichen und familiären Karriereplanung berücksichtigt. Im Fokus stehen vor allem Angebote für Jobeinsteigerinnen, Aufsteigerinnen und Gründerinnen. Rund 1900 Besucher informieren sich hier über Themen wie die bessere Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege. www.her-career.com MTC house of fashion München Nutzen Sie die Vorteile eines Fernstudiums und informieren Sie sich über unsere staatlich anerkannten Studiengänge im Bereich Technik Table Captain herCAREER@Night © Tanja Kernweiss © Bundesregierung Denzel Schirmherrin 13. - 14. OKTOBER 2016 MTC, MÜNCHEN VDI nachrichten Recruiting-Tag in Dortmund Young Professionals, erfahrene Ingenieure oder technische Fach- und Führungskräfte treffen hier auf renommierte Unternehmen. Die Veranstaltungen sind kostenfrei. Für die Teilnahme an einer der Karrieremessen ist eine Online-Registrierung erforderlich. "ACHELOR-ASTER-"! 3ULYDWHVWDDWOLFKDQHUNDQQWH+RFKVFKXOH 8QLYHUVLW\RI$SSOLHG6FLHQFHV 6WXGLXPQHEHQGHP%HUXIRGHU$XVELOGXQJ :LUWVFKDIW5HFKW7HFKQLN *HVXQGKHLW6R]LDOHV*UDILN'HVLJQ .RPSOHWWHV6WXGLHQDQJHERWXQG %HUDWXQJVWHUPLQHDXIZZZGLSORPDGH +RWOLQH 49 MBA General Management (MBA) Wirtschaftsingenieurwesen (B.Eng.) Maschinenbau (M.Eng.) In Kooperation mit der Hochschule Heilbronn Fordern Sie jetzt kostenlos Infomaterial an. hfh-fernstudium.de ET Fachbereich Elektrotechnik und Informationstechnik studiere-deinen-traum.de 2/2016 50 AUSSTIEG Wie wird man eigentlich . . . Gastronomieexperte, Herr Rach? Von Kant zum Kochlöffel: Christian Rach hat Philosophie und Mathematik studiert. Den Weg in die Küche ging er fast nebenbei. Text: Thomas Metschl D 2/2016 GESTALTEN SIE DIE ZUKUNFT. STATT AUF SIE ZU WARTEN. Rach, der Restauranttester: Er hat sich der Esskultur verschrieben. Nach Stationen unter anderem im Nobelrestaurant von Philippe Boissou in Grenoble und als Souschef im „Korso“ in Wien kehrte er 1986 nach Deutschland zurück und eröffnete für einen ehemaligen Chef das Restaurant „Leopold“ in Hamburg. Drei Jahre später machte er sich selbständig mit seinem ersten eigenen Lokal, dem Tafelhaus. Hier zeigte sich, was es heißt, sich Dinge in den Kopf zu setzen. Die Arbeitsbelastung war zu der Zeit sehr hoch, unter der Woche meist um die 80 Stunden. Doch die harte Arbeit zahlte sich aus. Er kann heute auf viele Auszeichnungen und sogar auf einen Michelin-Stern zurückblicken. Neben seiner TV-Laufbahn betreibt er in den 2010er Jahren zahlreiche Restaurantprojekte in Hamburg. Mittlerweile hat er die Kochjacke aber an den Nagel gehängt. Er wäre nicht Rach, wenn er nicht immer wieder zu neuen Ufern aufbrechen würde. Doch bei aller Wandlungsfähigkeit ist das Thema Essen fast nebenbei zu seinem Lebensthema geworden. Seine Mission, so erzählt er im persönlichen Gespräch in der Lobby eines Kölner Hotels: weiterhin die Esskultur der Deutschen verbessern. Und hier – weit weg von Kamera und Scheinwerferlicht – wird eines deutlich: Ruhig und nachdenklich, wie er aus seinem Leben erzählt, kommt so auch seine philosophische Art zum Vorschein. Stellenmarkt Foto: Steven Haberland ie meisten kennen ihn aus dem Fernsehen. Sein Markenzeichen: ausufernde Gesten und vernichtende Kommentare über schlechtes Essen. Mit dem Start seiner TV-Sendungen „In Teufels Küche“ und vor allem mit „Rach, der Restauranttester“ 2005 wurde Christian Rach deutschlandweit bekannt. In den vergangenen zehn Jahren folgten viele weitere TV-Formate: etwa „Rachs Restaurantschule“ oder die Doku-Reihe „Rach deckt auf“. Im September 2015 startete er auf RTL – nach einem zwischenzeitlichen Wechsel zum ZDF – eine neue Reihe, „Rach Undercover“. Der TV-Star ist umtriebig – nicht nur im Fernsehen. Das lässt sich an seinen Lebensstationen erkennen. Spannend dabei: Er folgte immer seinem Bauchgefühl. Zunächst begann er in Hamburg Philosophie zu studieren. Die Begeisterung darüber hielt sich im Elternhaus in Grenzen. Rach nahm, auch um die Eltern zu beruhigen, Mathematik als weiteres Fach hinzu und beendete sein Studium 1983 scheinfrei. Zu dem Zeitpunkt hatte er eine neue Leidenschaft entdeckt. Durch Nebenjobs in der Gastronomie kam er zum Kochen. Schon damals ging er lieber einmal weniger ins Restaurant, gab dann aber etwas mehr Geld für ein gutes Abendessen aus. Er geht gern unkonventionelle Wege und nutzt Chancen, die sich ihm bieten. Als sich bald die Gelegenheit ergab, in einem französischen Restaurant mitzuarbeiten, entschied er sich kurzum dafür. Sich an einem Ort niederlassen war damals für ihn keine Option. Sein Weg führte ihn in die Welt; ihn interessierten unterschiedliche Geschmäcker und Kulturen. GEHEN SIE JETZT DEN NÄCHSTEN KARRIERESCHRITT UND ENTDECKEN SIE DEN NEUEN STELLENMARKT DER F.A.Z. VWHOOHQPDUNWID]QHW Þ$WWUDNWLYH6WHOOHQDQJHERWHI¿U)DFKXQG)¿KUXQJVNU§IWH Þ$ NWXHOOH$UWLNHO]X%HUXI.DUULHUHXQG0DQDJHPHQW Þ( ;(&87,9(&+$11(/PLWKRFKNDU§WLJHQ9DNDQ]HQI¿UOHLWHQGH 3RVLWLRQHQVRZLH%HLWU§JHQ]X)¿KUXQJ1HWZRUNLQJXQG*HKDOW Tanja Notheiß, IT-Projektleiterin Informationssysteme „Die Zukunft des Sportwagens. Warum nicht auch Ihre?“ www.porsche.de/karriere Porsche bringt zukunftsweisende Fahrzeugkonzepte auf die Straße. Schreiben Sie mit am nächsten Kapitel der Zukunft des Sportwagens. Nutzen Sie die vielfältigen Einstiegsmöglichkeiten, übernehmen Sie spannende Aufgaben, und erleben Sie, was Porsche darüber hinaus als ausgezeichneter Arbeitgeber bietet. 918 Spyder: Kraftstoffverbrauch (in l/100 km) kombiniert 3,1–3,0 · CO2 -Emissionen 72–70 g/km · Stromverbrauch 12,7 kWh/100 km
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