Lovechock, peace and happiness

Lovechock, peace and happiness
Alnatura fuhr in die Hauptstadt von Grachten, Fahrrädern –
und die Wiege europäischer Raw-Schokolade: nach Amsterdam.
Laura de Nooijer,
die Gründerin von
Lovechock studierte
Psychologie, lebte
in einer spanischen
Öko-Kommune, war
Bauchtänzerin und
Sängerin. Jetzt fließt
ihre Kreativität in
Raw-Schokolade.
M
IT SCHOKOLADE VERFÜHRTE EINST JULIETTE
BINOCHE IN »CHOCOLAT« NICHT NUR J­ OHNNY
DEPP, sondern ein ganzes puritanisches Dorf. Der
Genussmoment wurde zu einem Augenblick der Hingabe
und mit ihm öffnete sie die Herzen der Menschen. Das hatte
etwas Magisches. An Magie erinnert auch der Verpackungshinweis der Raw-Schokolade von Lovechock. Da steht, die
Kakaobohnen seien eine natürliche Quelle von Flavonoiden
und »lovechemicals« (Liebesstoffen). Lovechemicals? Laura
de Nooijer, Gründerin und heute Beraterin von Lovechock,
lacht und erklärt: »Lovechemicals, so nennen wir die Stoffe
in der Kakao­bohne, die zum Wohlbefinden beitragen. Dazu
gehört zum Beispiel die Aminosäure Tryptophan, sie ist
wichtig, um das körpereigene Serotonin herzustellen. Oder
Anandamid, ein Stoff, der ebenfalls glücklich macht. Und
Phenylethylamin, ein Botenstoff, den der Körper ausschüttet, wenn der Mensch verliebt ist.« Diese Substanzen sind
nur in sehr geringen Mengen nachzuweisen. Verantwortlich
für das Wohlgefühl beim Essen von Schokolade ist vor
­allem das Dopamin, das vom Belohnungssystem des Gehirns
ausgeschüttet wird. Die Schokolade gewinnt an emotionaler
Bedeutung, weil sie mit besonderen, positiven Situationen
verknüpft wird. Selbstverständlich nur bei Menschen, die
Schokolade mögen.
»Jedes unserer Lovechock-Produkte enthält mindestens
80 Prozent Kakao«, so Franziska Rosario, Geschäftsfüh­
rerin von Lovechock. Und was bedeutet eigentlich »raw«
bei Schokolade? Im Unterschied zu traditionell hergestellter
Scho­ko­lade werden zur Herstellung von Raw-Schokolade
die K
­ akaobohnen kalt gemahlen und nicht ge­röstet. Ein
Verzicht auf das Rösten soll die Inhaltsstoffe schonen. Die
hochwertigen ­Bohnen in Lovechock stammen aus Ecuador,
30 Alnatura Magazin 02.2016
»Raw-Schokolade« ist ein bislang noch ungeschützter Begriff. »Raw«
bedeutet roh, unverarbeitet. Um die
Natur­b elassenheit der Rohstoffe zu wahren, werden sie bei Lovechock besonders
schonend verarbeitet.
die Arriba nacio­nal, eine fruchtig-intensive Kakaosorte mit
kürzerer Fer­mentierungszeit. Auf die Fermentierung ganz
zu verzichten, würde die Antioxidantien zwar noch stärker
schützen, aber dann leidet der Geschmack. Die Kakao­
bohnen hätten dann zu viele Bitter­stoffe. »Raw« bedeutet, die
Rohstoffe im gesamten Produktionsprozess von L
­ ovechock
mit weniger als 49 Grad Celsius zu verarbeiten. Es wird also
nicht nur auf das Rösten der Bohne verzichtet, sondern auch
auf das Conchieren der Schokolade, das s­ tarke Erhitzen
der Schokolade unter ständigem Rühren. Raw-Schoko­lade
hat ein intensives und kräftiges Kakao­aroma. Die Natur­
belassenheit der Rohstoffe schmeckt man. Die Konsistenz
ist nicht schmelzend, sondern grob. Es ist eine fordernde Schokolade: Man muss sie schon kauen, sie zergeht nicht von
selbst auf der Zunge.
Franziska Rosario, seit
2011 Geschäftsführerin
der ersten europäischen Raw-Schokolade
Lovechock.
LOVECHOCK PRODUZIERT NICHT WIE ANDERE SCHOKOLADENHERSTELLER BEAN TO BAR, also von der Bohne ­bis
zur Tafel. Der erste Produktionsschritt erfolgt in Ecuador.
Dort werden die Bohnen direkt vom Feld geerntet und fermentiert. Anschließend wird die Kakaomasse aus den Bohnen ­hergestellt. Lovechock ist der direkte Handel mit den
Kakaokooperativen wichtig, damit die Bauern und Verar­
beiter einen guten Lohn für ihre Arbeit erhalten. Konkret
bedeutet das einen Aufschlag von bis zu 50 Prozent mehr
auf den weltweiten Marktpreis, den Lovechock zahlt. Die
Weiterverarbeitung in Heerhugowaard beginnt jeden Morgen
um sechs Uhr. Zunächst werden Kakaobutter und Kakaomasse getrennt geschmolzen, das dauert etwa 30 Minuten.
Wenn beide Zutaten flüssig sind, werden sie durch Rohre in
die Misch­maschine geleitet und dort vermischt. Hinzu kommen der süße Kokosblütennektar und je nach Sorte weitere
Zu­taten. Insgesamt verwendet Lovechock 43 Rohstoffe
von ­25 Lieferanten aus der ganzen Welt. Das Mischen dauert wie das Schmelzen 30 Minuten. Anschließend wird die
Schokolade in Form gegossen und im Kühlturm bei acht bis
­zehn Grad Celsius in 30 Minuten fest. Bis eine Schokolade
fertig ist, dauert es also 90 Minuten. In einer Minute werden 60 Tafeln p
­ roduziert. Zum Schluss erfolgt noch die Gewichtskontrolle und Ver­packung. Die Folie ist übrigens zu
100 Prozent bio­logisch abbaubar. Ist die Schokolade verpackt, kann sie ihren Weg in eines von 18 Ländern
­an­treten. 13 verschiedene Sorten sind es derzeit. Und 2016
warten schon die nächsten Raw-Schokoladenkreationen:
eine vegane Milchschokolade ­und ­neues »Rocks«. GS
I M S U P E R N AT U R M A R K T
H E R S T E L L E R - R E P O R TA G E
KAKAOBUTTER UND KAKAOMASSE werden bei niedrigen
Temperaturen geschmolzen und anschließend mit weiteren
Zutaten wie Kokosblütennektar vermischt. »ES IST TEIL
MEINES JOBS, SCHOKOLADE ZU ESSEN. Ich muss viel pro-
bieren«, Tijs Roeland, Produktionsleiter (oben).
Lovechock kurz gefasst
Gegründet 2009
Unternehmensstandort
Amsterdam, Produktion 50 km entfernt
in Heerhugowaard
Geschäftsleitung Franziska Rosario
Mitarbeiter 35
Produkte vegane Raw-Bio-Schokolade
in 13 verschiedenen Sorten
Export in 18 Länder
Auszeichnungen Best New Product
2014 für Rocks, Best New Product 2015
für Pekan / Maca