vertrieb & praxis I depotbanken pro Vermögensverwalter ist aber nicht bekannt. Die Branchenschätzungen für das insgesamt betreute Volumen reichen von zwei bis drei Milliarden Euro. Weiter Weg zum Gewinn Dass es in diesem Sektor ohnehin alles andere als leicht ist, profitabel zu agieren, selbst wenn das Wohl und Wehe des eigenen Unternehmens ausschließlich vom Erfolg in der Betreuung von Vermögensverwaltern abhängt, zeigt das Beispiel der V-Bank. Das vor acht Jahren gegründete Institut hatte sich von Anfang an ausschließlich diesem Geschäft verschrieben und ist seither zum zweitgrößten Player in diesem Marktsegment aufgestiegen. Insgesamt verwaltet die V-Bank heute über 13 Milliarden Euro für 350 angebundene Vermögensverwalter. Das entspricht einer Steigerung der Assets under Custody um über 2,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Aber selbst bei einem so rasant gewachsenen Institut wie der V-Bank, die bereits zwei Jahre nach Gründung den Break-even erreicht hatte, hat es weitere sechs Jahre gedauert, bis die Gesellschaft nun erstmals einen Teil ihres Überschusses ausgekehrt hat. Die Eigentümer erhielten im laufenden Jahr eine Ausschüttung von 50 Prozent des 2015 erwirtschafteten Net- togewinns in Höhe von vier Millionen Euro. Gefreut haben wird das nicht nur den Finanzdienstleister Wüstenrot & Württembergische, mit 49,9 Prozent der Anteile größter Eigentümer, sondern auch die mit deutlich mehr als einem Drittel an der Gesellschaft beteiligte Gruppe großer Vermögenverwalter. Die restlichen 13,3 Prozent der Anteile halten Mitarbeiter und Management der V-Bank. Jens Hagemann, Vorstandssprecher des Instituts, zeigt sich trotz des anhaltenden Zinstiefs und jüngster Börsenturbulenzen zuversichtlich, die Wachstumsdynamik auch im laufenden Jahr halten zu können. „Wir wollen 2016 weiter im Vorwärtsgang bleiben und das Ergebnis von 2015 übertreffen“, so der VBank-Chef. „Wir haben uns vorgenommen, das betreute Kundenvermögen um mindestens zwei Milliarden Euro zu steigern.“ Auf „mittlere Sicht“ peile man ein verwaltetes Gesamtvolumen von 20 Milliarden Euro an. Das sind hehre Ziele angesichts der Tatsache, dass die V-Bank derzeit vor allem durch Probleme bei ihrer neuen IT-Plattform von sich reden macht. Am Stammsitz in München ist man allerdings zuversichtlich, diese Probleme bis Sommerende beheben zu können. Zumindest weist das Institut selbst auf diesen zeitlichen Horizont hin, schon seit Anfang Januar ist als Hinweis auf den eigenen Internetseiten zu lesen: „Bis zur Jahresmitte 2016 wird die V-Bank regelmäßig an Samstagen ab 14.00 Uhr Wartungsarbeiten an ihrem ITSystem durchführen.“ Ungewisse Zukunft IT-Probleme sind in einer Zeit, in der die Digitalisierung in diesem Bereich rasch voranschreitet, besonders unangenehm, die VBank kann sich aber damit trösten, dass jeder ihrer Mitbewerber seinen eigenen Kampf ficht. Beim Branchenprimus DAB/Consors ist es die geplante Umstrukturierung mit den damit verbundenen Problemen bei der Migration unterschiedlicher Plattformen. Aber auch die Deutsche Bank hat einige Hausaufgaben zu erledigen. Gemessen am betreuten Gesamtvolumen in Höhe von geschätzt neun Milliarden Euro ist sie die Nummer drei in diesem Segment. Vor dem Hintergrund der generellen Aufräumarbeiten im Institut muss man aber unterstellen, dass die Bank derzeit andere Sorgen hat als die Sparte Vermögensverwalter. So betrachtet hat die Baader Bank trotz ihres gewagten Schritts in dieses schwierige Segment möglicherweise einen sehr günstigen Zeitpunkt erwischt, um hier rasch Boden gutzumachen. HANS HEUSER | FP Eine besondere Herausforderung für die Depotbanken, die eng mit Vermögensverwaltern kooperieren, ist das Thema Digitalisierung, das auch bei diesen Dienstleistern einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Uwe Zimmer, Vorstand des Kölner Vermögenverwalters Meridio, meint dazu: „Die neuen Durchführungswege in der Vermögensverwaltung gewinnen immer mehr an Dynamik.“ Der Meridio-Chef weiß dies aus vielen Gesprächen – auch mit Branchenkollegen. „Wir sehen große Chancen bei Fintechs, Blockchain und allgemein der Digitalisierung der Finanzbranche.“ Zimmer gehört zu den Vorreitern dieser Entwicklung. „Wir möchten diese Geschäftsfelder aber nicht einfach im Rahmen unserer klassischen Vermögensverwaltung, sondern klar getrennt voneinander anbieten.“ Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung der börsennotierten Meridio Vermögensverwaltung AG Ende März wurde deshalb ein Umstrukturierungsplan beschlossen. Der sieht vereinfacht vor, dass die bisherige Meridio Vermögensverwaltung AG in Niiio Finance Group umbenannt werden soll. Unter dieser als Holding fungierenden Gruppe wird eine neue Meridio-Vermögensverwaltung als Tochter installiert, die das komplette operative klassische Vermögensverwaltungsgeschäft weiterführt. Als zweite Tochter soll sich die Meridio Matrix GmbH als Robo-Advisor der digitalen Finanzportfolioverwaltung und Anlagevermittlung widmen. Als dritte Einheit unter diesem Dach ist die Niiio GmbH 186 Uwe Zimmer, Meridio Vermögensverwaltung: „Wir sehen große Chancen in der Digitalisierung.“ vorgesehen, die als B2B-Gesellschaft anderen Finanzdienstleistern das technische Back- und FrontEnd für digitalen Service anbieten soll. Die Niiio GmbH ist derzeit eine Tochter der Görlitzer Deutsche Software Engineering & Research GmbH (DSR), die Aktien der www.fondsprofessionell.de | 2/2016 neuen Holding, die im Rahmen der gleichzeitigen Kapitalerhöhung ausgegeben werden, im Austausch gegen Sacheinlagen an der Niiio GmbH erhält. Auf diese Weise werden diese Gesellschaft, die eine FinanzCommunity-Plattform betreibt, die dritte Tochter der Niiio Finance Group, und die DSR zu Hauptaktionären der neuen Holding. Zimmers Überlegung: „Wir als Vermögensverwalter werden in Zukunft einen immer größeren Anteil an Neukunden über einen Robo-Advisor gewinnen.“ Er gehe davon aus, dass früher oder später mehr als 80 Prozent der Neukunden auf diesem Weg zu der Kölner Vermögensverwaltung finden werden. Auch wenn Zimmer mit diesem Schritt seinen Vermögensverwaltungskollegen in Bezug auf die Digitalisierung mit Sicherheit meilenweit voraus ist, werden sich früher oder später weitere Vermögensverwalter zu einer ähnlichen, für sie passenden Maßnahme entschließen. Darauf sind die meisten Depotbanken noch nicht wirklich vorbereitet. Sie bewegen sich – sowohl was ihre Möglichkeiten in Bezug auf die Technik als auch ihre Gebührenmodelle angeht – noch in einer traditionell auf den persönlichen Kontakt zum Kunden ausgerichteten Welt. Eine Depotbank, die in der künftig digitalen Welt eine Rolle spielen will, wird daher sowohl hinsichtlich ihrer IT-Möglichkeiten aufrüsten als auch bezüglich der Flexibilität ihre Gebührenstruktur optimieren müssen. Beides kostet Geld. Foto: © Meridio Ein Vermögensverwalter als Vorreiter bei der Digitalisierung
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