Schyvenorgel entgegentritt setze ich eine

Bericht- Schyven Orgel
San José Catedral
Gerhard Walcker-Mayer 12.06.16
Unsere Arbeit fand vom 25. Mai bis 15.Juni 2016 auf Grundlage meines Angebots vom
02.März 2015 und der daraus folgenden Vertragslage statt.
Grundsätzlich haben zwei elementare Fehlfunktionen die Klangmöglichkeiten der Orgel
stark eingeschränkt:
a. der Stromanschluss an den Drehstrommotor wurde in den vergangenen Jahren
umgeklemmt so dass der Gebläsemotor verkehrt herum lief. Dies hat die
Klangmöglichkeit erheblich beeinträchtigt.
b. mehrere Barkerhebel im I.Manual waren durch den Überdruck, der seit 1999 von
Bansbach installiert wurde, außer Funktion gesetzt. Dazu kommen der
altersbedingte Verfall von Ledermuttern in den Trakturen, was die Spielfunktion
generell beeinträchtigt hat.
Wir haben diese Störungen beseitigt. Doch damit sind die Probleme, die diese Orgel
aufwirft nicht beseitigt. Dies möchte ich im nachfolgenden Text dezidierter erläutern.
Die mangelhaft ausgeführten klanglichen Maßnahmen, die in den letzten 7 Jahren von
anderen Handwerkern in der Orgel ausgeführt wurden konnten wir nicht im ganzen
Umfang rückführen. Dazu wäre erforderlich gewesen, das ganze Pfeifenmaterial
auszubauen und der Reihe nach zu reparieren. Ein Umfang der mehrere Monate Zeit
beansprucht hätte. Wir haben jedoch eine Kalkulation von drei Wochen Arbeitszeit für
zwei Mann vorgelegt und uns danach gerichtet.
Am 12.07.2009 habe ich nach meiner damaligen Arbeit an der Orgel eine
Dokumentation erstellt, die von mir an verschiedene Personen der Kathedrale
übergeben wurde. In dieser Dokumentation habe ich bereits die Probleme angedeutet,
die von der Orgel in naher Zukunft zu erwarten sind.
Bericht– Schyven Orgel der Catedral Metropolitana in San José
vom 15.06.2016 /gwm
Bei dem Instrument handelt es sich um ein von der Firma Pierre Schyven & Cie erbaute
Orgel aus dem Jahre 1889, die auf das heutige Datum gerechnet 127 Jahre alt geworden
ist. Das Instrument stellt ein historisches Monument dar, das einer regelmäßigen Pflege
unterworfen werden muss, da sonst, wie bei einer Kettenreaktion sich Fehlfunktionen
subsummieren. Außerdem ist diese Orgel niemals gründlich restauriert worden. Es
wurden hingegen im Abstand von 5-7 Jahren die allernötigsten Reparaturen gemacht,
was langfristig zu dauerhaften Schäden führen wird.
Daher möchte ich in diesem Bericht dafür plädieren, für diese Orgel ein
Restaurierungsprogramm zu erarbeiten, bei dem die nachfolgenden Sachverhalte zu
berücksichtigen sind:
1. Die Traktur der Orgel ist mechanisch. Alle mechanischen Teile, wie Winkel,
Wippen, Zugdrähte, Abstrakten, Konterstellringe etc. unterliegen einem
Verschleiß. In der Regel ist es so, dass nach rund 30 -40 Jahren alle diese
Trakturteile überholt oder erneuert werden müssen. Wir haben bis zum heutigen
Tag etwa 1000 Stellringe in diese Orgel eingebaut, um überhaupt ein Spielen der
Orgel möglich zu machen. Um den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen
ist hierzu der komplette Ausbau der Traktur erforderlich. Danach sind alle
unbrauchbaren Teile zu erneuern. Auch im Spieltisch sind erheblich Teile, wie die
ganzen Filzscheiben restlos verbraucht und müssen ersetzt werden. Wir haben
hier die drei Manualklaviaturen ausgebaut und das an diesen Stellen getan. Die
Tasten selbst sind aus massiver Eiche und müssen an den Führungen befilzt
werden. Die Pedalklaviatur Muss gründlich überarbeitet werden, weil diese
Tasten zuviel Spiel haben. Die Koppelfedern brechen mehr und mehr durch
Materialermüdung ab und sorgen für Störungen. Wir haben etwa 1200 Winkel in
der gesamten Orgel, die alle im Lager ausgeschlagen sind und überarbeitet oder
erneuert werden müssen. Nach einer gründlichen Restaurierung dieser Traktur
ist zu erwarten, dass die Leichtgängigkeit und gute Spielbarkeit zurückkehrt.
2. Die Barkerhebel, welche die Ventile vom I.Manual und die zum I.Manual
gekoppelten Manuale aufziehen, sind nun in einem Zustand, der erwarten lässt,
dass es in regelmäßigen Abständen zu Ausfällen kommen kann. Der Grund liegt
daran, dass bei der Renovierung in den 1990 Jahren einige dieser Barkerhebel
neu beledert wurden. Die aber nach dieser Maßnahme nicht mehr mit dem
Winddruck von etwa 90mmWS geöffnet werden konnten. Nun wurde der
Winddruck von rund 190mm den Barkerhebeln zugeführt, was als Folge hatte,
dass dieser hohe Winddruck der Belederung stark zusetzte. Bald jedes Jahr
mussten neue Barkerbälge neu beledert werden. Ziel einer Restaurierung muss
sein, diese Barkermaschinen auszubauen und komplett neu mit dem richtigen
Leder zu beledern. Die Ventile zur Ansteuerung dieser Barkermaschine sind neu
zu bestücken und mit neuen Lagern auszustatten. Die Führungen und Gewinde
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Bericht– Schyven Orgel der Catedral Metropolitana in San José
vom 15.06.2016 /gwm
sind stark oxidiert. Da die Regulierung dieser mechanisch-pneumatischen
Maschinen nicht mehr im eingebauten Zustand möglich ist, ist eine sehr
gründliche Arbeit notwendig.
3. Das Pfeifenwerk stellt ein ganz großes Problem dar. Da die großen Pfeifen mit zu
dünnem Material gefertigt wurden und dieses Material nun in sich wegen
Ermüdung zusammensackt. In diesem Bereich haben wir seit 8 Jahren immer
wieder Nachlötungen vorgenommen, mit dem Ergebnis, dass dann die
Nachbarpfeifen oder an anderer Stelle der Pfeife ein Zusammensacken des
Materials erfolgt. Es ist in meinen Augen ganz klar, dass diese Pfeifen langfristig
völlig zerstört werden und dabei beim Zusammensacken weitere Pfeifen
mitnehmen. Ein weiteres großes Manko am Pfeifenwerk ist, dass bei den
Arbeiten in den 1990 Jahren alle Stimmvorrichtungen mit Aluminiumfolie beklebt
wurden. Dieses Material eignet sich überhaupt nicht für Zinnpfeifen. Die
beklebten Stellen sorgen dafür, dass die Stimmhaltung dieser Pfeifen nicht mehr
gewährleistet werden kann. Alle Pfeifen müssen ausgebaut werden und
überarbeitet werden, die Alufolien sind zu entfernen. Die Stimmeinrichtungen
müssen ordentlich verlötet werden. Bei den alten Zungenpfeifen sind die
ermüdeten Messingzungen erneuert werden. Die kleinen Labialpfeifen, welche
durch unsachgemäßes Stimmen teilweise zerstört wurden müssen sorgfältig
nachgelötet oder ersetzt werden. Für die gesamten Arbeiten sind entsprechende
Materialien und Fachleute einzubringen, damit der ursprüngliche Pfeifenfundus
wieder rückgeführt werden kann.
Der Klang der Orgel wurde ursprünglich auf einer Lautstärke z.B. beim Recit
angelegt, als draußen Pferdedroschken fuhren, während heute ein solch
massiver Lärm in der Kathedrale herrscht, dass man die Register Dolciana 8‘,
Voix-celeste, Dolce 4‘ überhaupt nicht mehr wahrnehmen kann. Hier sollte eine
vorsichtige Anpassung an neue Hörgewohnheiten erfolgen. Berücksichtigt
werden muss natürlich auch, dass durch das Zusammensacken der großen
Pfeifen der Pfeifenfuß eingedrückt wird und dann die ganzen Basspfeifen sehr
viel leiser klingen als es bei Inbetriebnahme der Orgel vor 127 Jahren der Fall
war.
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Bericht– Schyven Orgel der Catedral Metropolitana in San José
vom 15.06.2016 /gwm
Wir haben sehr viele fehlende Pfeifen in verschiedenen Register festgestellt:
o Flöte 4‘, II.Manual, C, c‘‘-h‘‘
13 Pfeifen
o Viola d Gamba 8‘, h, ds’, e‘‘, cs‘‘‘, fs‘‘‘, g‘‘‘
6 Pfeifen
o Cor anglais 8‘ II cs‘‘, ds‘‘, ds‘‘‘, e‘‘‘
5 Pfeifen
o Vox humana 8‘ III
komplettes Register
o Clairon 4‘ Pedal
12 Pfeifen
fehlen
o Weitere fehlende Pfeifen in Recit und Positiv, die erst beim
Ausbau des Pfeifenwerks ermittelt werden können
4. Windladen. Es handelt sich bei diesen Windladen, auf denen die Pfeifen stehen
und angesteuert werden, um Schleifwindladen mit sogenannten Transmissionen.
Eine sehr komplizierte Konstruktion. In den Stöcken, auf denen die Pfeifen
stehen, befinden sich weitere kleine Ventile. Diese Stöcke müssen überarbeitet
werden, weil wir an diesen Ventilen Undichtigkeiten bemerkt haben. Arbeiten
daran kann man nur nach Ausbau des gesamten Pfeifenwerks vornehmen.
Danach muss Register um Register wieder eingebaut und sorgfältig auf die
Dichtigkeit dieser Ventile hin bearbeitet werden. Bei Undichtigkeit der Ventile
bemerkt man bei einem reinen Akkord leise Zwischentöne, die das klangliche
Gesamtbild stark eintrüben können.
Gerhard Walcker-Mayer
[email protected]
Nachfolgend befinden sich Dokumente, Skizzen, Fotos, die zu den hier aufgeführten
Punkten herangezogen werden können.
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Disposition der Orgel
Tritte
Schnitt und Grundriss der Schyven-Orgel
Las transmissiones de windchest
Fuelle de la Barker
Fuelle de la Barker
Tubos en el òrgano Schyven
Tubos
Tubos
Tubos
Las partes de la mecánica
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Bericht– Schyven Orgel der Catedral Metropolitana in San José
vom 15.06.2016 /gwm
I.Manual Grand orgue C-g”’= 56
Tasten
1 Montre 16'
2 Bourdon 16′ C-H fehlen
3 Gambe 16′ C-H aus 1)
 Montre 8′ aus 1) 12 eigene Pfeifen
 Bourdon 8'aus 2) 12 eigene Pfeifen
4 Salicional 8′
 Viola d. Gamba 8′ aus 2) 12 eigene
II.Manual Positiv
9 Diapason 8′
10 Flúte 8′
11Gemshorn Dolce 8′
 Octave 4′ aus 10) 12 eigene Pfeifen
 Flûte 4′
 Doublette 2′ aus 10) 12 eigene Pfeifen
12 Cor anglais 8′ durchschlagend
13 Clarinette 8′ neue Pfeifen USA
Pfeifen

Prestant 4′ aus 1) 12 eigene Pfeifen
5 Flûte 4′
6 Doublette 2′
7 Fourniture 3f. 2 2/3′
8 Bombarde 16′
 Trompetta 8′ aus 8.) 12 eigene Pfeifen
 Clairon 4′ aus 8.) 12 eigene Pfeifen
III.Manual Récit
14 Bourdon 16′
15 Flúte 8′
 Bourdon 8′ aus 15) 12 eigene Pfeifen
16 Dolciana 8′
17 Voix-Celeste 8′
 Flûte 4′ aus 16) 12 eigene Pfeifen
 Dolce 4′ aus 17) 12 eigene Pfeifen
 Flageolet 2′ aus 16) 12 eigene Pfeifen
18 Trompette harmon. 8′
19 Basson hautbois 8′ neue Pfeifen
USA
20 Voix humaine 8′ nicht eingebaut
Pedal C-f’ = 30 Töne
21 Contrebasse 16′
22 Octavbasse 8′
23 Flûte 4′
24 Bombarde 16′
 Trompete 8′ aus 25) 12 eigene Pfeifen
 Clairon 4′ aus 25) 12 eigene Pfeifen
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Bericht– Schyven Orgel der Catedral Metropolitana in San José
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O = Grand Orgue
P = Positiv
R = Recit
A = cañas
1
O
3 Töne
2
TGO
I/P
3
TP
II/P
4
TR
III/P
5
GO
I.Man ein
6
PGO
II/I
7
RGO
III/I
8
AGO
cañas I.Man
9
AR
cañas III.Man
10
APO
11
FG
12
T
cañas PED
cañas general
Tremolo
6
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Las transmisiones de Windchests
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Fuelle de la Barker con diferentes ayudan a reparar
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ley completa de máquina Barker
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Tubos en el órgano Schyven
Pies de tubería se deforman
flautas de caña
Pies de tubería se deforman
Los núcleos de tubos se deforman
flautas de caña
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pegado con tubo de papel de aluminio
por el peso de los pies tuberías destruidas
Copa de flautas de caña que coinciden
soldadas tuberías mismos pies
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Tubería cubierta con papel de aluminio, que ya no
se puede votar
soldada al mismo tubo en el aparato vocal
las voces destruidos tubos pequeños
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Tuercas de cuero, fieltro del órgano original, que debe renovarse
Collares de cuero en lugar de Tuercas de cuero
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