Grosser Auftritt für jungen Cellisten

Grosser Auftritt für jungen Cellisten - News Bern: Region - derbund.ch
13.06.16, 1933
Grosser Auftritt für jungen Cellisten
Die Musikschule Zollikofen-Bremgarten ist 40-jährig. Am Geburtstag erklingt eine Komposition, die
eigens für den 14-jährigen Celloschüler Sebastian Wijnroks geschrieben wurde.
Marina Stalder 11.06.2016
Musikschule feiert
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 40-jährigen
Bestehen hat die Musikschule ZollikofenBremgarten im Lauf des Jahres viele Konzerte
geplant. Etwa die Hälfte der rund 400 Schüler
spielt bei fünf verschiedenen Projekten mit. Das
erste wurde bereits im Mai aufgeführt. Die
Aufführungen des Werks, bei dem Sebastian
Wijnroks (Haupttext) solo spielt, und einer
weiteren Komposition von Erich Plüss finden
heute im Kirchgemeindehaus in Bremgarten
und morgen Sonntag in der Aula der
Sekundarschule in Zollikofen statt, Beginn ist
jeweils um 16 Uhr. Die drei weiteren
Jubiläumsprojekte werden am 10. September,
18. November und 3. Dezember aufgeführt.
Informationen unter: www.jubi40.ch.
Sebastian Wijnroks hat sein Cello voll im Griff. Bild: Franziska Rothenbühler
(msl)
Sachte streicht Sebastian Wijnroks mit dem Bogen über die Saiten, seine Finger
finden automatisch die richtigen Griffe. Mit Leichtigkeit spielt der 14-Jährige auf
dem Cello eine kurze Melodie. «Eigentlich wollte ich ja Kontrabass spielen lernen»,
sagt der Zollikofner. Sein Vater und die Cellolehrerin haben ihn an einem Besuchstag
der Musikschule vor acht Jahren aber noch umstimmen können. «Es ist einfacher,
vom Cello auf den Kontrabass zu wechseln als umgekehrt. Deshalb habe ich mich
schliesslich für das Cello entschieden.» Die Entscheidung scheint sich ausgezahlt zu
haben: Zum 40-jährigen Bestehen der Musikschule Zollikofen-Bremgarten wurde ein
Stück eigens für ihn geschrieben. Es stammt aus der Feder seines Cellolehrers Erich
Plüss. Das Konzert in a-Moll wird Sebastian Wijnroks gemeinsam mit dem
erweiterten Musikschulorchester der Region Bern-Nord an diesem Wochenende
aufführen. «Es ist schon eine grosse Ehre, dass für mich ein Stück komponiert
wurde.»
Motive aus eigener Improvisation
Begonnen hat das Projekt im Januar 2015. Weil der Cellolehrer Erich Plüss bereits
zum 30. Geburtstag der Musikschule ein Stück komponiert hatte, brachte Schulleiter
David Gattiker diese Idee wieder auf. Die Entscheidung, die Komposition auf
Sebastian Wijnroks zuzuschneiden, hänge mit dessen Begabung und seinem
Interesse für grosse Konzerte zusammen. «Er ist ein sehr begeisterter Cellist, und ich
wollte etwas für ihn schreiben, das er gut spielen kann», sagt Erich Plüss. Schon kurz
darauf begann Plüss mit dem Komponieren des Cellokonzerts, das sich in der
Tonalität an der Spätromantik orientiert. Dafür benötigte er knapp zwei Monate. Von
Beginn an habe er die Möglichkeit bekommen, eigene Ideen einzubringen, erzählt
Sebastian Wijnroks. In dieser Zeit habe er oft während der Cellostunden
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improvisiert. Daraus hätten sich Motive ergeben, die in die Komposition Eingang
fanden. Damit das Stück nicht zu schwierig für ihn wurde, konnte Wijnroks auch hier
Wünsche äussern. Nachdem er die einzelnen Passagen in der Stunde geübt habe,
seien sie besprochen und angepasst worden. «Ein grosser Luxus» ist diese
Mitsprache an der Komposition für ihn. «Es können nicht viele Solisten bei den
Kompositionen mitreden, die sie spielen.»
Kampf mit «arrogantem Hirn»
Seit das Stück fertig ist, übt Sebastian Wijnroks nun jeden Tag. Zwar habe er seit
einem Jahr nichts anderes mehr gespielt, dies sei für ihn aber kein Problem. «Mir ist
beim Üben bisher noch nicht langweilig geworden. Das Stück ist wirklich vielfältig.»
Für Abwechslung beim Proben sorgt sein Vater, der Geige spielt. Er helfe ihm dabei,
die richtige Paraphrasierung für die Solo-Stellen zu finden. Im Unterricht mit Erich
Plüss schaue er mehr die technischen Aspekte an. Ganz reibungslos läuft das Üben
für ihn aber nicht ab. Besonders sein «arrogantes Hirn» bereite ihm hin und wieder
Probleme, sagt Sebastian. Übe er eine Passage falsch ein, setzte sich diese Version
schnell im Kopf fest. «Es braucht dann immer eine gewisse Zeit, bis ich mein Hirn
davon überzeugen kann, wie die Stelle richtig klingen muss.»
Auch wenn das Cellospielen für den 14-Jährigen sehr wichtig ist, wendet er auch viel
Zeit für ein anderes Hobby auf. Ein Bereich, der ihn sehr fasziniere, sei die Aviatik.
Auch diese Begeisterung habe er durch seinen Vater entdeckt. «Zu Hause haben wir
einen Flugsimulator, in dem ich schon als kleiner Bub immer wieder geübt habe.»
Die erworbenen Fähigkeiten konnte er auch schon in einem richtigen Flugzeug
anwenden. Seine Mutter habe ihm eine Schnupperstunde geschenkt, die er als erste
Flugstunde anrechnen könne.
Musik oder Fliegerei?
Welchem der beiden Hobbys er künftig im Berufsleben nachgehen wird, weiss
Sebastian Wijnroks noch nicht. Er sei sich bewusst, dass beide Gebiete «knallhart»
seien und einen hohen Einsatz erforderten. «An eine Musikhochschule möchte ich
aber sicher nicht, weil mir das zu theoretisch ist.»
Weil er für diese Entscheidung aber noch eine Weile Zeit habe, freue er sich nun erst
einmal auf das Konzert in Bremgarten am heutigen Samstag. Nervös ist er bereits
jetzt. Wenn das Konzert dann beginne, sei er aber locker und konzentriere sich nur
noch auf das Spielen. Noch ein bisschen mehr freue er sich aber auf den morgigen
Sonntag, wenn das Konzert in Zollikofen stattfindet. Die Schulfreunde und Lehrer
hätten sich bereits angemeldet. «Das macht mich fast nervöser als der Gedanke an
das ​Konzert.» (Der Bund)
(Erstellt: 11.06.2016, 10:05 Uhr)
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