Dieter Busson -- Praxis für Dyskalkulie Basler Str. 19 79100 Freiburg Tel.: 0761-8975839 Fax: 0761-28532080 Internet: dyskalkuliepraxis-freiburg.de Email: [email protected] Dyskalkulie und Rechenschwäche Die Klarheit der Mathematik lässt leicht vergessen, in welch vielschichtiger Weise das Denken im Menschen verankert ist. Ein Beispiel: Zuerst verteilt das Kind spielerisch Steine in 3er Portionen. Dann lernt es in der Schule die 3er Reihe in- und auswendig und löst sich dabei vom Konkreten (Steinchen oder Kugeln). Später lernt es die Malaufgaben durcheinander (5 mal 3, 9 mal 3, etc.) und löst sich von dem Rhythmus der Reihen. Zum Schluss hat es das Einmaleins als Fähigkeit erworben. Der Prozess des Rechnenlernens läuft also in mehreren Stufen. Kommt der Anfang zu kurz, so lernt das Kind nur Regeln und Tabellen auswendig und verbindet sich nicht innerlich damit. Fehlt hingegen das Ende des Prozesses, so ist das Kind nicht frei genug im Rechnen und hält sich an Konkretem und oft Wiederholtem fest. Größere Defizite im (elementaren) Rechnen werden landläufig als Dyskalkulie oder Rechenschwäche bezeichnet. In meiner Praxis biete ich Möglichkeiten der Therapie, um dem Kind individuell zu helfen. Grundlage ist die Waldorfpädagogik. Beispiele Erstes Beispiel Ein Kind weiß auch am Ende der 2. Klasse das Ergebnis von 37+10 nicht. Nun könnte man denken: Das Kind hat das Zehnersystem nicht verstanden. Man legt mit Material die 37 als 3 Zehnerblöcke und 7 Einer. Danach fügt man die 10 als ein Zehnerblock hinzu und erläutert, dass es jetzt 4 Zehnerblöcke und 7 Einer sind, was 47 entspricht. Das wurde dem Kind schon öfters vorgemacht, aber es bleibt nicht „hängen“. Was liegt hier vor? Selbst wenn das Kind verstehen würde, was ihm erklärt wird, so ist mit diesem Verstehen kein Erlebnis verbunden. Die gedankliche Durchdringung von Sachverhalten bildet für einen Menschen erst ein inneres Erlebnis, wenn er Richtung Pubertät geht (*). Aber warum weiß denn dieses Kind das Ergebnis von 37+10 nicht auf Anhieb, während sich andere auf eine solche Rechenaufgabe freuen würden? Dieses Kind hat die 10 nicht in ihrer Eigenschaft erlebt, dass man sie eben leicht zu einer beliebigen Zahl hinzuzählen kann. Manchen Kindern fällt es schwieriger, an solche „Zahlenerlebnisse“ oder auch 1 an das Erleben von Zahlenbeziehungen heranzukommen. Nur alleine die Tätigkeit des Zählens hat für diese Kinder einen emotionalen Wert. Deshalb bleiben sie gerne darin verhaftet (zählendes Rechnen). (*) Ausnahme: In den Situationen, wenn der Antrieb zum logischen Denken alleine vom Kind ausgeht. Zweites Beispiel Auf die Frage, wieviel 9 mal 2 ist, überlegt Julia (9 Jahre) kurz konzentriert und sagt dann 18. Ihren Weg zu diesem Ergebnis schildert sie wie folgt: • 9 mal 2 ist das Gleiche wie 2 mal 9 • 2 mal 9 ist das Gleiche wie die 2. Zahl in der 9er Reihe (9,18,...) Auf die Frage, warum sie das so umständlich rechnet, es sei doch besser, wenn sie versuchen würde, sich an das Ergebnis von 9 mal 2 zu erinnern, antwortet sie: „So wie ich es rechne, ist es sicherer und es geht schneller!“ Wenn man sich das genauer anschaut, macht Julia bei dieser Kopfrechenaufgabe zwei Feststellungen (nämlich „9 mal 2 ist das Gleiche wie 2 mal 9“ und „2 mal 9 ist das Gleiche wie die 2. Zahl in der 9er Reihe“) und beginnt anschließend eine rhythmische Tätigkeit (9er Reihe aufzählen), die sie aber sofort wieder abbricht. Wenn sie auch andere Kopfrechenaufgaben in dieser Art bearbeitet, wird eine schriftliche Aufgabe wie 792 mal 83 zu einer sehr kurzatmigen Sache, die zermürbend auf Julia wirkt und sie demotiviert. Und das, obwohl sie die einzelnen Schritte durchschaut hat und sicher kann. In Julias Alter sollte vor allem das Gedächtnis beansprucht werden, da diese Zeit die beste für die Gedächtnisentwicklung ist. Das ist die Bedingung, dass das Rechnen zu einer wirklichen Fähigkeit werden kann. Natürlich ist nichts dagegen einzuwenden, wenn sie ab und zu ein Ergebnis herleitet, falls es ihr zwischenzeitlich aus dem Gedächtnis entschwunden ist. Fragen Was ist Dyskalkulie? Bei der Dyskalkulie befindet sich ein Kind in der Situation, dass die Fähigkeiten in den Grundrechenarten (plus, minus, mal, geteilt) nicht ausreichend ausgebildet sind, um am Rechen-/Mathematikunterricht in sinnvoller Weise teilnehmen zu können. Verliert sich die Rechenschwäche nicht, wenn das Kind älter wird? Die Diskrepanz zwischen dem Einsatz, den das Kind im Unterricht und zu Hause bringt und den erlebten Erfolgen wird immer größer. Dadurch besteht die Gefahr, dass es das Vertrauen in seine denkerischen Fähigkeiten verliert. Glaubensgrundsätze wie „Mathe kann ich sowieso nicht“ werden zementiert. Welche Formen der Dyskalkulie gibt es? Defizite im Rechnen können sehr verschieden sein. Teilweise sind sie auch nur punktuell. Nicht jedes Kind, das Defizite im Rechnen hat, muss notwendigerweise lebenslange Probleme in der Mathematik haben. Oft verfügen diese Kinder über ein gutes logisches Denken und sind mathematischen Themen nicht grundsätzlich abgeneigt. Eine fachgerechte Unterstützung kann hier ein wichtiger Anschub sein. 2 Was passiert in der Dyskalkulietherapie? Mein Ansatz ist es, mit dem Kind so zu arbeiten, dass es einen lebendigen Zugang zur Mathematik findet. Wichtig sind also nicht nur äußere Erfolge, sondern dass es sich auch seelisch mit den mathematisch-rechnerischen Tätigkeiten verbinden kann. Das alleinige Abarbeiten von Rechenregeln oder das nur kopfmäßige Verstehen reicht dazu nicht aus. Durch diese Arbeit kann das Kind ein Gefühl und eine Offenheit für die Welt des Rechnens und der Mathematik entwickeln. Können sich auch Jugendliche oder Erwachsene einer Dyskalkulietherapie unterziehen? Sinnvoll ist es, wenn die Grundrechenarten in den unteren Klassen so weit wie möglich erlernt werden. Dieses Erlernte kann dann in den darauffolgenden Klassen z.B. beim schriftlichen Rechnen oder Bruchrechnen angewandt werden. Gerade das Einsetzen einer Fähigkeit in verschiedenen Zusammenhängen vertieft und erweitert diese Fähigkeit. Für die Entwicklung des Kopfrechnens ist die Pflege des Gedächtnisses sehr von Bedeutung. Die Grundschuljahre sind die besten Jahre dafür. Zu meiner Person 14-jährige Tätigkeit als Mathematik-Oberstufenlehrer Vollzeitausbildung zum Oberstufenlehrer an der Akademie für Waldorfpädagogik in Mannheim Mathematik- und Physikstudium (Abschluss 1. Staatsexamen) 3 Semester Psychologiestudium 2-jährige Tätigkeit in heilpädagogischen Einrichtungen verheiratet, 2 Kinder im Alter von 10 und 12 Jahren Anfahrt Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln: Straßenbahnlinie 3 oder 5 bis Haltestelle Reiterstraße. Nach dem Aussteigen die Basler Straße etwa 250m in Richtung Johanneskirche laufen. Die Praxis liegt auf der linken Seite. Parkmöglichkeiten gibt es in der Goethestraße. 3
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