Servus Magazin / Bayern Februar 2014

hausbesuch
haUsBesUch
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S
eit fast 50 Jahren gehen Heidi und
Manfred Sander gemeinsam durchs
Leben. Das Fundament ihrer Ehe scheint so
fest und so stabil wie die Häuser, in denen
sie im Laufe der Zeit Station machten. Mal
war es ein verwunschenes Bienenhäuschen
bei Hallein, mal ein Bauernhof in der Nähe
von Kitzbühel, mal ein leerstehendes
Pfarrhaus.
Und jetzt eben der Hartlhof. Fast 550
Jahre alt, Heimat vieler Generationen. Dabei wollten Heidi und Manfred ursprünglich
nur ein kleines Eck des Grundstückes kaufen. Dass es dann der ganze Bauernhof wurde, hat sich ergeben. So ist das Leben eben.
in fraU holles heimat
Das Haus, das vom
Förster kommt
Ein Haus voll Glück
Manche Menschen sammeln antike Uhren oder horten seltene Münzen.
Heidi und Manfred Sander haben ihre Herzen alten Häusern verschrieben.
Den neu belebten Hartlhof in Sachrang möchten sie nie wieder verlassen.
FoTos: Josefine UnterhaUser
fotos: xxxxxxx
TexT: Kathrin thoma-Bregar
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Es ist ein früher Wintermorgen. Über dem
Bergdorf Sachrang liegen lange Schatten.
Ein klarer Himmel kündet von einem sonnigen Tag. Noch schlummert der 600-SeelenOrt im Chiemgau selig vor sich hin. Das
Tiroler Kaisergebirge grüßt von fern, die
beiden Hausberge Geigelstein und Spitzstein umschließen den Ort. An Schnee mangelt es hier im Winter nie. Auch der Garten
von Heidi Sander liegt schon lange unter einer weißen Decke.
Mit Raffi, ihrem freudig bellenden
Hund, empfängt sie uns am Tor. Wir folgen
über einen Schneetrampelpfad zum Haus.
Unter den Fenstern des Erdgeschosses ist
Holzscheit auf Holzscheit geschlichtet. Bis
zum Frühjahr wird alles verheizt sein. Drinnen, in der Küche mit dem schönen Deckengewölbe, hat der Hausherr das Feuer geschürt. Der große Ofen bullert gleichmäßig
vor sich hin. Die Wärme tut gut.
Den Grundofen haben die Sanders anfertigen lassen. Er hält besonders lange warm,
selbst in der Früh sind noch Glutreste drin.
Die grünen Ofenkacheln besaß das Ehepaar
schon, da ahnte es noch nicht, dass der
Erwin Thoma schwört auf Hochgebirgsfichten.
Er istmal der ihre werden würde.
Hartlhof
Förster und baut Häuser mit der Behaglichkeit von Aber
früher,
wer Häuser sammelt, hat immer
wie hier bei Wasserburg. Bitte eintreten.auch einen reichen Fundus an Kacheln, Bodenfliesen, Türbeschlägen, Möbeln und
TExT: KaThRIN ThOMa-bReGaR FoToS: jOsefINe uNTeRhauseR
Truhen parat. „Mir war der Ofen anfangs zu
groß. Der Ofenbauer hat mich damit getröstet, dass genug Platz zum Kochen sei, wenn
Die bemalten rückenlehnen der
mal eine Zweitfrau käme“, lacht Heidi und
eckbank in der „guten stube“ des
gießt ihrem Mann dampfenden Tee nach.
hartlhofs stammen ursprünglich von
Für die Sanders beginnt jeder Tag mit
einem bemalten Bauernbett. Die
einem
feinen Frühstück auf ihrer behaglikreativen hausbesitzer haben ihnen
chen Eckbank. Die geräumige Küche ist ➻
zu einer neuen funktion verholfen.
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das Herzstück im Hartlhof, heute genauso
wie in den Jahrhunderten zuvor. Hier findet
das Leben statt, hier wird mehr als nur gekocht, hier kommt die Familie oft zusammen: Heidi und Manfred, die Töchter, die
Schwiegersöhne, die sechs Enkelkinder und
natürlich Freunde.
vom PfarrhaUs in Den hartlhof
Durch die kleinen Kastenfenster mit den
runden Laibungen schaut man zur Dorfstraße und zum alten Schulhaus hinüber.
Der Hartlhof liegt mitten drin in Sachrang.
Kreuz und quer stehen die Anwesen im
Ortskern beieinander. Wie ein Haufen Spielklötze. Sie sind Zeugen längst vergangener
Zeiten und als zusammenhängendes Ensemble unter Schutz. Bauliche Veränderungen
an ihrem Äußeren sind nicht erlaubt.
Darüber scheint die Barockkirche St. Michael zu wachen. Bis vor fünf Jahren lebten
die Sanders noch im Pfarrhaus. Dort waren
sie eigentlich recht glücklich, hatten sie es
doch jahrelang mit viel Aufwand renoviert.
Vom alten Hartlhof, gleich um die Ecke,
wollten sie lediglich etwas Grund dazukaufen. „Die damalige Besitzerin wollte aber
alles loswerden. Sie hat auf mich eingeredet
und eingeredet“, erinnert sich Manfred
Sander. Und er? Er schlug irgendwann ein.
„Ich hatte damals gerade mein Geschäft in
München verkauft. Da kam Beschäftigung
recht“, sagt er.
Was er meint, ist: Er brauchte ein neues
altes Haus zum Renovieren. Seine Hände
wollten endlich wieder werken, hämmern,
Böden rausreißen. So machte sich der
69-Jährige also an die Arbeit, denn der
Hartlhof war in keinem schönen Zustand.
Und weil Manfred Rentner war, begann er
morgens in aller Herrgottsfrühe und hörte
erst auf, als die Nacht hereinbrach. Jeden
Tag, ein knappes halbes Jahr lang. Wenn er
davon erzählt, leuchten seine Augen.
manfreD mit Der sPürnase
Stolz zeigt er auf eine offene Kochstelle
gleich hinter der Küchentür. Wahrscheinlich
ein Überbleibsel der Käserei, die hier um
1900 betrieben wurde. Sie war hinter Mauersteinen verschwunden. Aber Manfred Sanders siebter Sinn sagte ihm, dass da was sein
muss. So riss er mutig die Wand ein. „Der
findet so was immer“, schmunzelt Heidi.
Auch in der „guten Stube“, die der Küche
gegenüberliegt und ebenfalls mit einer großen Eckbank samt Tisch ausgestattet ist,
wehte ihnen eine Kostbarkeit regelrecht vor
die Füße. Als Manfred mit dem Hochdruckreiniger wütete, kam eine uralte Übergabeurkunde von 1660 zum Vorschein. Sie ➻
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Der stuhl mit seiner besonderen lehne ist
von einer holzschnitzerin angefertigt.
Unten: Die figur ist ein mitbringsel aus Paris.
heidi sander hat einfach eine lampe daraus
gemacht. feuer im gemauerten ofen gibt dem
haus behagliche Wärme (darunter).
Die Zimmer im obergeschoss sind allesamt
mit holz vertäfelt. Das Bett im gästezimmer
haben die sanders aus einem Kloster in der nähe
von linz.
Unten: Die 200 Jahre alte truhe stammt aus tirol.
in der gusseisernen Pfanne rösten die sanders
im Winter gerne maroni.
Unten rechts: Den kleinen tisch
hat die hausherrin geerbt.
Die fenster mit den schrägen laibungen
und dem bogenförmigen sturz sind als
stich ins tonnengewölbe gesetzt.
links: Der Küchenofen wurde neu
gesetzt, aber mit antiken Kacheln aus
dem sander’schen fundus bestückt.
Das Badezimmer mit der freistehenden
Badewanne und dem ausblick durchs große
Panoramafenster ist modern gehalten.
links: manfred und heidi sander lieben,
was sie im laufe des lebens zusammengetragen haben – etwa den leitzachtaler
Bauernschrank.
war zwischen den Deckenbalken versteckt.
„Es ist schon unglaublich, wenn man sich
vorstellt, dass die all die Jahre niemand gefunden hat“, sagt seine Frau.
üBer Den Dächern von sachrang
Der Hartlhof steht unter Denkmalschutz,
sein Holzaufbau mit dem ersten Stock und
dem Dachgeschoss ist vollständig im Original erhalten. Das Erdgeschoss, wo sich Küche, Stube, Lesezimmer und Rumpelkammer befinden, ist gemauert. Die Innenwände
hat Manfred Sander frisch verputzt.
Im ersten Stock sind die alten Holzbretter und Balken stellenweise fast schwarz.
Der Flur ist erstaunlich groß und breit.
„Hier standen früher große Truhen, die mit
Getreide gefüllt waren, das trocken lagern
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musste“, sagt die Hausherrin und Hobbyschneiderin, die sich ein kleines Atelier eingerichtet hat. In den beiden Gästezimmern
schlafen die Enkelkinder, wenn sie zu Besuch bei Oma und Opa sind.
Eine Überraschung ist das moderne Bad
im Zwischengebäude, das den Hartlhof mit
einem 1904 angebauten Hausteil verbindet.
Weil der Denkmalschutz hier ausgenommen
ist, durfte ein großes Panoramafenster eingebaut werden. Aus der freistehenden Badewanne genießt man den Blick über die Dächer bis zum Gipfel des Spitzsteins.
Eine doppelte Glastür führt direkt ins
mit Zirbe verkleidete Schlafgemach. Das
Holz senkt nachweislich den Herzschlag
und sorgt für erholsamen Schlaf. „Vorher
waren hier hässliche Nut-und-Feder-Bretter
Der denkmalgeschützte hartlhof mitten in
sachrang ist auch von außen eine Pracht.
links: Die glasgefäße auf der fensterbank sind
wie so vieles sammelstücke mit geschichte.
an den Wänden“, erinnert sich Heidi. Rollbilder aus Nepal, Matroschka-Schachtelpuppen aus Moskau, geschnitzte Spielzeugrasseln, eine Waschschüssel und ein Spiegel
aus Peru, bronzene Schachfiguren aus Afrika – im Hartlhof zeugen viele kleine Erinnerungsstücke von der Reisefreudigkeit seiner
Besitzer.
ein stücK leBensgeschichte
Der Holzelefant, mit dem die Töchter schon
spielten und den mittlerweile die Enkelkinder beschlagnahmt haben, hat eine weite
Anreise aus Thailand hinter sich. Heidi Sander: „Wir lieben die bayerische Tradition,
aber bei uns ist auch die Welt zu Hause.“
An jedem Stück, das in ihrem Haus steht,
hängen Erinnerungen. Den mit Malereien
verzierten Leitzachtaler Bauernschrank haben die Sanders schon seit Ewigkeiten. Es
war der erste Schrank, den sie gemeinsam
gekauft hatten, viele sollten noch folgen.
Auch der Stuhl gleich neben der Haustür
begleitet das Ehepaar schon lange. „Den haben wir bei einem Polsterer in der Münchner Georgenstraße entdeckt, da waren wir
gerade mal 19 Jahre alt. Er hatte einen entsetzlichen Bezug und war weiß gestrichen“,
weiß Heidi Sander noch genau.
Das Bett im Gästezimmer, das eine stillende Maria zeigt, stammt aus einem Kloster nahe Linz, die kleinen Alabasterfiguren
hat sie von ihrem Mann zum ersten Muttertag bekommen und der Stuhl in der Küche
ist von einer Schnitzerin handgefertigt. Alte
Butterformen hat die Hausfrau aufgehängt
und die Schlüsselsammlung ihres Mannes
auf einer Truhe im Flur drapiert.
Manche Menschen würden im Alter
dazu neigen, sich von Dingen zu trennen,
sagt Heidi. „Wir leben gerne mit dem, was
wir gesammelt haben. Alles, was bei uns
steht, hat seine eigene Geschichte. Ich
könnte nichts weggeben. Es ist ein Stück
Lebensgeschichte“.
sie sinD angeKommen
Deswegen thront auch auf einem kleinen
Brett an der Decke im Obergeschoss ein verlassenes Vogelnest. Ein Hausrotschwänzchen hatte während der Sanierung dort gebrütet und sich nicht stören lassen. „Die
Tiere sollen Glück bringen. Und ich war so
traurig, als sie ausgezogen sind“, sagt Heidi
Sander. Also hat sie an die Decke im Flur
Holzschwalben gehängt, ebenfalls Symbol
des häuslichen Glücks.
Die Sanders und der Hartlhof, das ist
jetzt eine Art Ehe zu dritt, denn hier wollen
Heidi und Manfred nicht wieder ausziehen.
„Wobei man nie ‚nie‘ sagen soll“, sagt sie.
„Aber wir freuen uns jeden Morgen, wie
schön der Hof geworden ist. Und dann noch
das Bewusstsein, dass hier viele Generationen gelebt haben. Hier wurden Menschen
geboren, und hier sind sie auch gestorben.“
Langweilig wird es dem Hobbyhandwerker Manfred jedenfalls nicht werden. Zuletzt hat er das Zuhaus nebenan hergerichtet, das nun als Ferienhaus dient. Ach ja,
das Hausrotschwänzchen ist auch wieder
da, im Zuhaus. Das Glück ist perfekt. 3
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