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Sommeruniversität 2016
Welterbe, Kulturgüterschutz und Kommunikation
Eine Lehrveranstaltungskooperation des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg und des Instituts für Publizistik und
Kommunikationswissenschaft der Universität Wien
07.-14. August 2016
Im Rahmen von
• Salzburg 1816-2016 – 200 Jahre Salzburg bei Österreich
• 20 Jahre Welterbe Salzburg und Schloss Schönbrunn
• 20 Jahre Blue Shield
Leitung: Prof. Kurt Luger / Prof. Friedrich Schipper
United Nations
Educational, Scientific and
Cultural Organization
UNESCO Chair in
Cultural heritage
and tourism
Das Konzept des kulturellen Erbes – ob Welterbe, Kulturgüterschutz oder lebendige immaterielle
Formen des Kulturellen – bildet ein der europäischen Moderne inhärentes Phänomen. Kulturerbe
entsteht aber nicht von selbst, sondern wird gemacht – kulturellen Artefakten, Formen und Praktiken wird ein Stempel aufgedrückt, der zu einer Steigerung von symbolischem Kapital führt. In
diesen Prozess sind sämtliche Formen von Kommunikation eingebunden. Materielle wie immaterielle Kultur werden mit einem Prädikat Heritage ausgezeichnet, damit in ein neues, höherwertiges
Referenzsystem gestellt und mit neuen Deutungen versehen.
Kulturelles Erbe als Wert verweist damit auf Vergangenheit und Zukunft, spiegelt die allgegenwärtige Besessenheit von Geschichte und ist typisch für die spätmoderne Kulturproduktion. Die Entdeckung von Differenzen zu früheren Kulturformen und Traditionen bilden den Motor für die Konzeptualisierung des kulturellen Erbes in der Moderne. In der Abgrenzung vom vermeintlich Anderen,
sowohl räumlich, zeitlich als auch sozial, stellt es eine geeignete Projektionsfläche bei der Erfindung
der eigenen Kultur dar, ist relevant für die Herausbildung kultureller wie nationaler Identität.
Heuer steht Salzburg im Zeichen der „Verösterreicherung“, feiert 200 Jahre Zugehörigkeit zu Österreich. 1816 wurde Salzburg nach dem Wiener Kongress dem Hause Habsburg zugeschlagen.
Die einst so prosperierende Fürstenstadt wurde damit zur Provinz, auf ein halbes Jahrhundert zur
unbedeutenden Kreisstadt, die von Linz aus verwaltet wurde. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts
fand Salzburg zu einer eigenständigen Entwicklung zurück, bildete sich eine bürgerliche Öffentlichkeit. Mit dem Anschluss an das Eisenbahnbahnnetz nahm auch die wirtschaftliche Entwicklung
ihren Aufschwung. Der Salzburg-Mythos der „schönen Stadt“ kurbelte den Tourismus an. Salzburg
wurde zur Mozartstadt, mit der Gründung der Festspiele gewann sie das Image einer kulturellen
Metropole und seinen besonderen Charakter, der sie bis heute zu einer Destination des globalen
Kulturtourismus machte. 1996 wurden die Historische Altstadt von Salzburg und das Schloss Schönbrunn als erste österreichische Stätten in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen.
Dass Kulturerbe nicht nur durch den Zahn der Zeit, sondern auch im Krieg bedroht ist, war immer
evident; dass es daher auch besonders geschützt werden soll, ist eine relativ junge Idee. Der erste
Herrscher, der dem Militär den Auftrag gegeben hatte, Kulturgut im Krieg zu respektieren, war die
österreichische Kaiserin Maria Theresia. Zu einem entsprechenden ersten internationalen Abkommen kam es erst 1954 mit der Verabschiedung der Haager Konvention, die auch als Schutzzeichen
das „Blaue Schild“ einführte. Und erst seit 20 Jahren wacht die UNESCO-affiliierte Organisation Blue
Shield über die Einhaltung der Standards der Konvention. Mittlerweile ist dieser Kulturgüterschutz
und seine militärische Ausprägung mit anderen Kulturerbeideen verschränkt.
Programm
Ablauf des Programmes in Wien
Jeweils 3 bzw. 4 Tage in Wien und in Salzburg
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Lehrveranstaltungszeitraum: 9.00-12:30, 14:00-17:30 Uhr, Abendveranstaltung
Tag 1
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Anreise nach Wien
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Abends Kick-off-Veranstaltung: Immaterielles Kulturerbe: Der Heurige
Tag 2
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Welterbe Historische Altstadt Wien - Erster Bezirk – Führung mit Tourguide/storytelling
als Vermittlungsmethode, Besuch des Mozart-Hauses (10 Jahre Mozart-Haus Wien) etc.
Nachmittags: Reflexion 1 mit einem Verantwortlichen der Stadt Wien und mit Vertretern
von ICOMOS u.a.
Reflexion 2: Wie nehmen türkische Migranten bzw. Neubürger das Bewahren und
Zelebrieren des Erbes der Türkenbelagerung wahr? Kaffee und Kaffeehauskultur, Halbmond
vs. Kipferl, Kriegstrophäen im Heeresgeschichtlichen Museum und im Stadtbild, Sagenschatz
Abend: Diskussion über Stadtentwicklung und moderne Architektur/Hochhäuser im
Welterbe, Konflikte in der Stadtplanung, Spannung Tradition-Moderne
Tag 3
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Digitalisiertes Weltkulturerbe
Umsetzung des Vermittlungsauftrags durch das Wien Museum (Besuch Mittagszeit und
Diskussion mit Experten)
Abends: 20 Jahre Blue Shield - Diskussion über Kulturgüterschutz und militärischem
Kulturgüterschutz in Österreich
Tag 4
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Diskussion über Welterbe und immaterielles nationales Kulturerbe in der UNESCOKommission – Policy, Aspekte des Bewahrens etc. mit Vertretern des offiziellen Österreich
(UNESCO, Bundeskanzleramt, Bundesdenkmalamt, ICOMOS)
„Spectakel müssen seyn“ – Welterbe und Vergnügen: Schönbrunn – Schloss, Gartenpflege,
Kindermuseum, Zoo (Vermarktung, nachhaltiger Tourismus)
Fahrt nach Salzburg am Abend
Ablauf des Programmes in Salzburg
Tag 5
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9.30 – Führung durch die Stadt mit Besuch von Mozarts Geburtshaus
Welterbe und Stadtentwicklung – Gesprächsrunde mit dem Welterbe-Beauftragten der
Stadt und Experten bzw. Vertretern der zivilen Gesellschaft
Dom & Döner, Sound of Music & Zauberflöte – Salzburg als Zentrum der internationalen
Kulturindustrie und des Kulturtourismus
Die Siemens Festspielnächte
Tag 6
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Ausstellung Salzburg 2016 und Dom Quartier – anschließend Gespräch mit Friedrich Urban,
Intendant von Salzburg 2016
Nachmittag: Servus TV – Kulturelles Erbe in Bild und Ton
Abend: Zu Gast bei Karl Habsburg-Lothringen - „Mein Erbe als Familienalbum“. Die
Geschichte Österreichs und seines kulturellen Erbes aus der Sicht seiner Familie, 20 Jahre
Blue Shield und Kulturgüterschutz bei bewaffneten Konflikten: der Präsident erzählt aus
Mali, Libyen etc.
Tag 7
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Über den Dächern der Stadt – Festung, Mönchsberg, Museum der Moderne –
Kulturlandschaft erfahren und bewahren
Akademisches Wirtshaus – Zusammenfassende Reflexion am Nachmittag im Krimpelstätter,
Konkretisierung der Gruppen-Abschlussarbeiten
Tag 8
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Gemeinsames Frühstück/Brunch
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Abreise
Bewerbung zur Teilnahme
Es werden von beiden Universitäten bis zu 10 Studierende der Kommunikationswissenschaft bzw.
aus Nachbardisziplinen zur Sommerakademie zugelassen. Voraussetzung dafür sind ein persönliches Motivationsschreiben, Lebenslauf mit Studienverlauf und die schriftliche Garantie der vollständigen Teilnahme an der Lehrveranstaltung. Die Studierenden sollten das vierte Semester abgeschlossen haben.
Die Bewerbungsunterlagen sind bis spätestens 22. Juni von den Salzburger Studierenden
an Prof. Luger ([email protected]) und von den Wiener Studierenden an Prof. Schipper
([email protected]) zu schicken.
Stipendien
Es gibt keine Teilnahmegebühr. Die Förderung durch die SANLAS Holding (http://www.sanlas.at/)
ermöglicht die Ausschüttung von 20 Stipendien zu je € 500,-- zur Abdeckung der Kosten, die durch
die Teilnahme entstehen.
Aufgabenstellung für die Studierenden
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Erstellung von individuellen Tagesprotokollen
Abschlussarbeit: Einzelarbeit oder in Zweiergruppen erfolgte Bearbeitungen eines Themas
in Form eines Essays für Wikiversity
Die Sommerakademie, eine Übung mit Vorlesung bringt 4ECTS und wird unter
„freie Wahlfächer“ angerechnet.