INSTALLATION Speichertechnik für PV-Anlagen DAS GANZE SPEKTRUM AUF EINEN BLICK Die Fachmesse Energy Storage Europe fand im März zum fünften Mal statt. Rund 3 000 Personen aus 54 Ländern nahmen an der dreitägigen Veranstaltung in Düsseldorf teil. Auf den begleitenden Konferenzen informierten sich 650 Experten. W AUF EINEN BLICK DIE LITHIUM-IONEN-SPEICHER verzeichnen aktuell die größten Wachstumsraten bei Batteriespeichern für PV-Anlagen, wobei sich das Angebot weiter in Richtung Systemlösung entwickelt DIE FORSCHUNG FÜR ALTERNATIVE TECHNOLOGIEN verspricht mehr Sicherheit und weniger Umweltbelastungen, wobei die RedoxFlow-Systeme die meisten Impulse setzen Die BMZ GmbH aus Karlstein am Main stellte ihr neues Speichersystem »ESS 7.0« für Privathaushalte und kleine industrielle Anlagen vor, das im Juni auf den Markt kommen soll (Bild 2). Während das Energiemanagementsystem integriert ist, müssen Batteriewechselrichter zusätzlich installiert werden. Für Installateure bietet BMZ entsprechende Schulungen an. Kompatibel ist das System zum Beispiel mit Geräten von SMA oder Nedap. AC- und DC-gekoppelte Systeme Am Stand der Schweizer Firma Leclanché konnte man sich das AC-gekoppelte Kom- plettpaket »SRS2025« aus der Nähe ansehen, das in einem Gehäuse einen dreiphasigen Umrichter mit 20 kW Leistung, ein Energiemanagementsystem und einen Batteriespeicher auf Lithium-Polymer-Basis mit einer Kapazität von 25 kWh vereint. Die SMA Solar Technology AG setzt ebenfalls auf AC-gekoppelte Systeme, weil man sie leichter nachrüsten kann. Am Messestand und im Rahmen der begleitenden Fachkonferenz präsentierte Michael Ebel von SMA den neuen bidirektionalen Batteriewechselrichter »Sunny Boy Storage 2.5«, der seit April auf dem Markt ist (Bild 3). Er hat eine Lade- und Entladeleistung von 2,5 kW. SMA gewährt zehn Jahre Garantie. Quelle: alle Iris Krampitz ährend einige der 140 Aussteller sich auf die Entwicklung und den Vertrieb einzelner Komponenten konzentrieren, bieten andere schlüsselfertige Komplettsysteme für die Speicherung von erneuerbaren Energien an. Bei den Speichertechnologien war die Bandbreite besonders groß, wobei Lithium-Ionen-Akkus sicherlich den größten Anteil ausmachten. Neue Lithium-Ionen-Akkus fand man bei der Fachmesse Energy Storage Europe an zahlreichen Messeständen, auch bei Hoppecke. Das Unternehmen aus dem Sauerland – seit vielen Jahren als Hersteller von Bleibatterien bekannt – präsentierte in Düsseldorf einen Lithium-Ionen-Akku, der nur etwa halb so groß war wie sein Pendant aus Blei (Bild 1). Die Enpla GmbH aus Pfullendorf (BadenWürttemberg) stellte ihre Lösungen für Haus-, Gewerbe- und Industrieanwendungen vor. Das Unternehmen kombiniert in einem Gehäuse Zellen aus Lithium-EisenPhosphat mit Leistungselektronik von Siemens. Alternativ können Kunden sich auch für eine Blei-Gel-Batterie als Speichermedium entscheiden. Das Energiemanagementsystem wird von Enpla kundenspezifisch programmiert. Bild 1: Bei Bleiakkuspezialist Hoppecke gibt es nun auch ein Lithium-Ionen-Angebot www.elektro.net Bild 2: BMZ präsentierte auf der Fachmesse Energy Storage Europe sein Speichersystem ESS 7.0 17 INSTALLATION Eine andere Strategie dagegen verfolgt die E3/DC GmbH aus Osnabrück, die wohl zu den bekanntesten Anbietern von schlüsselfertigen Hauskraftwerken für Eigenheime auf Lithium-Ionen-Basis zählt. Das Unternehmen bietet einphasige und dreiphasige Speicherlösungen mit Batteriekapazitäten von bis zu 9,2 kWh (bei einphasigen Systemen mit bis zu vier Batteriemodulen) bzw. von bis zu 13,8 kWh an (bei dreiphasigen Systemen mit bis zu sechs Batteriemodulen). Wechselrichter, Energiemanagement und der modular nachrüstbare Lithium-Ionen-Akku sind bei diesem Konzept in einem Gehäuse integriert. Dabei setzt das Unternehmen auf DC-Systeme, weil ihre Wirkungsgrade nach Angaben von E3/DC-Geschäftsführer Andreas Piepenbrink um mindestens 10 % höher liegen als dies bei AC-Systemen der Fall ist. Das Unternehmen hat verschiedene AC- und DC-Systeme untersucht und die Wirkungsgrade miteinander verglichen. Die Ergebnisse stellte Piepenbrink im Rahmen der begleitenden Fachkonferenz der Energy Storage Europe vor. Er bedauerte, dass es – im Unterschied zu PVWechselrichtern – für Speicher keinen europäischen Wirkungsgrad gibt, der die Verluste im Teillastbereich berücksichtigt. Mitte 2017 will E3/DC eine dreiphasige Speicherlösung aus zwei Battery-Sets mit einer Kapazität von bis zu 100 kWh auf den Markt bringen. Autokonzerne steigen in den Speichermarkt ein Für Hersteller von Elektrofahrzeugen sind stationäre Lithium-Ionen-Speicher und Energiemanagementsysteme ebenfalls ein interessanter Markt. Die Daimler-Tochter Deutsche Accumotive stellte an ihrem Stand in Düsseldorf Batteriespeicher für private und industrielle Anwendungen unter der Marke Mercedes-Benz Energy Storage vor. Der japanische Autokonzern Mitsubishi präsentierte in der begleitenden Konferenz dagegen seine »Zauberbox«. Sie soll für einen bidirektionalen Stromfluss zwischen einem Speicher und einem Elektroauto sorgen. Das Energiemanagementsystem regelt bei diesem Konzept sowohl die Solarstromanlage als auch das Auto, den Speicher und die Verbraucher. Neue Anbieter von Redox-Flow-Systemen Der Marktanteil von Redox-Flow-Systemen ist zwar noch sehr gering. Die Pumpen ver- 18 Bild 3: Am Messestand von SMA war der bidirektionale Batteriewechselrichter »Sunny Boy Storage 2.5« zu sehen Bild 4: Über Speicher im Containerformat konnt man sich am Messestand von Vanadis Power informieren ursachen Wartungsaufwand, und im Vergleich zu Lithium-Ionen-Akkus ist der Platzbedarf der Speicher recht hoch. In Düsseldorf waren trotzdem auch einige Hersteller von Redox-Flow-Batterien vertreten. So präsentierte die Gildemeister energy solutions GmbH aus Würzburg beispielsweise ihren Energiespeicher »CellCube«, bei dem gelöste Vanadiumsalze als flüssige Energieträger in zwei Tanks gespeichert werden. Der Stromfluss entsteht, indem man die Vanadiumsalze durch eine ionenleitende Membran durch die elektrochemischen Zellen pumpt. Gildemeister bietet seinen modular aufgebauten Energiespeicher CellCube zusammen mit dem Überwachungssystem »FlowBattery-Controller« und Batteriewechselrichtern als schlüsselfertige Systemlösung an. Die Speicherkapazitäten betragen je nach Ausführung zwischen 40 kWh und 1 600 kWh. Nach eigenen Angaben hat Gildemeister weltweit bereits 140 dieser Systeme installiert. Zu den Newcomern in diesem Bereich zählt die Firma Vanadis Power aus Nürnberg (Bild 4). Das 2013 gegründete Unternehmen stellte auf der Energy Storage Europe VanadiumSpeichercontainer mit Kapazitäten zwischen 120 kWh und 2,2 MWh vor. Das Unternehmen hat eine strategische Partnerschaft mit der Firma Rongke Power geschlossen, die nach Angaben von Vanadis Power zu den weltweit führenden Herstellern von vanadiumbasierten Batteriespeichern zählt. Neue Konzepte für Elektrolyte Dasselbe Konzept, aber andere Elektrolyte verwendet die australische Firma RedFlow. Das Unternehmen stellte in Düsseldorf die nach eigenen Angaben weltweit kleinsten Redox-Flow-Systeme vor. Als Elektrolyte verwendet das Unternehmen Zink- und Brom-Verbindungen. Ein Vorteil sei die sehr viel höhere Energiedichte im Vergleich zu Vanadium. Außerdem sei die Entladetiefe besonders hoch und die Temperaturanfälligkeit geringer als das bei Lithium-Ionen-Akkus der Fall ist, und das bei einem vergleichbaren Preis, betonte der Sales Manager für Europa Frédéric Ridou auf der Energy Storage Europe. Die Speicher haben Kapazitäten von 8kWh bis 11kWh. Die JenaBatteries GmbH setzt als Elektrolyte in ihren Redox-Flow-Systemen dagegen in Wasser gelöste organische Polymere ein. Ende 2016 will das Unternehmen zwei Systeme an Energieversorger liefern, erklärte der Technische Direktor für die Entwicklung der Elektrolyten Dr. Norbert Martin am Messestand. Später sollen kleinere Systeme folgen. Der große Vorteil dieser Technologie sei der Preis. Außerdem könne man sowohl auf giftige Stoffe als auch auf aggressive Säuren verzichten. AUTOR Iris Krampitz Geschäftsführerin von Krampitz Communications, Köln pv-praxis.de 2016
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