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06/07/2016
mittwoch, den 6. juli 2016 um 22.05 uhr
das jahrhundert des
claude lévi-strauss
Dokumentation von Pierre Assouline
ARTE France
Frankreich 2015, 53 Min.
ERSTAUSSTRAHLUNG
Claude Lévi-Strauss, Mitbegründer des Strukturalismus, war einer der bedeutendsten französischen
Philosophen. Als Anthropologe und Ethnologe analysierte er in seinem Hauptwerk «Traurige Tropen»
die Mythen der Urvölker. «Primitive» Völker, wie sie bisher von der modernen Wissenschaft verstanden
wurden, gab es für ihn nicht. Auf der Grundlage seiner Forschungen an verschiedenen ethnischen Gruppen
in Brasilien prägte er den Begriff des «wilden Denkens». ARTE gibt ihm das Wort und erkundet in der
Reihe «Das Jahrhundert des ...» das 20. Jahrhundert aus seiner Perspektive. Besonders eindrucksvoll
sind die ethnographischen Aufnahmen aus den 30er Jahren, die Lévi-Strauss teils selbst gefilmt hat.
Wen halten Sie für den größten französischen Intellektuellen?
Bei einer Meinungsumfrage lag ein Name ganz vorn: Claude
Lévi-Strauss, geboren 1908 in Brüssel und verstorben 2009
in Paris. Als Anthropologe und Ethnologe revolutionierte
er mit seinem berühmten Reisebericht «Traurige Tropen»
die humanwissenschaftlichen Forschungen des 20.
Jahrhunderts. Er lehrte Soziologie an der Universität von São
Paulo und an der New School for Social Research in New
York, er erhielt an der École Pratique des Hautes Études
einen Lehrstuhl für Vergleichende Religionswissenschaften
und am Collège de France den Lehrstuhl für Anthropologie.
Das Porträt führt von seinen ersten Feldforschungen bei den
Indianern Brasiliens in den 30er Jahren bis zur Eröffnung des
Pariser Völkerkundemuseum Musée du Quai Branly, dessen
Galionsfigur er war. Dass sein Denken immer noch aktuell ist,
zeigt das letzte Fernsehinterview, das Claude Lévi-Strauss
einige Monate vor seinem Tod gab. Darin äußerte sich der
Hundertjährige zum ökologischen Kollaps unserer Erde: «Ich
beobachte derzeit die Verwüstung unseres Planeten und ein
Artensterben in erschreckendem Ausmaß, von dem Flora
und Fauna gleichermaßen betroffen sind. Die Menschheit scheint unter einer Art inneren Vergiftung zu
leiden. Wenn ich an die Gegenwart und an die Welt denke, in der ich mein Leben bald beenden werde, kann
ich nur sagen: Das ist nicht die Welt, die ich liebe.» Viele lobten, dass es Claude Lévi-Strauss’ Verdienst
gewesen sei, als einer der Ersten angesichts all der ökologischen Bedrohungen Alarm geschlagen zu
haben. Der Dokumentarfilm ergründet das 20. Jahrhundert aus der Perspektive des Ethnologen: Anhand
einer eindrucksvollen Sammlung an eigenen ethnographischen Filmaufnahmen, Fotos und Interviews
zeichnet das Porträt Lévis-Strauss’ Leben und seine Forschungen nach. Der Kommentar der Sendung ist
eine Montage aus gesprochenen Äußerungen von Claude Lévi-Strauss.
PRESSEKONTAKT: KATJA BIRNMEIER / [email protected] / T +33 388 14 21 52 / F +33 388 14 23 50
bilder: © Institut National de l‘Audiovisuel/Jean-Baptiste Servant / © Institut National de l‘Audiovisuel/Raymond Mahut