Der Wismarer Schienenbus „Typ Hannover" ist ein Anfang der 1930er Jahre entwickelter Leichttriebwagen für den kostengünstigen Personenverkehr auf Kleinbahnen. Schon in den 1920er Jahren suchten die Kleinbahnen nach Möglichkeiten, schwach ausgelastete Strecken möglichst kostengünstig betreiben zu können. Die überwiegend eingesetzten gemischten Züge waren wegen der Rangieraufenthalte recht langsam. Auch verkehrten täglich nur wenige Züge. Um schnellere und häufigere Fahrten anbieten zu können, wurden Triebwagen beschafft. Durch Einzelfertigung und nicht immer ausgereifte Technik waren diese oft zu teuer. Deshalb wurde versucht, Erfahrungen und Komponenten aus dem Omnibusbau einzubringen. Der Einsatz umgerüsteter Omnibusse war nicht von Erfolg beschieden, da sie keine leistungsfähigen Getriebe hatten, auch ein Wendegetriebe war im Autobau unbekannt. Ab 1932 baute die Triebwagen- und Waggonfabrik Wismar AG einen leichten zweiachsigen Triebwagen, der durch die Verwendung zahlreicher Bauteile aus dem Straßenfahrzeugbau günstig gefertigt werden konnte. So wurden beispielsweise Ford-Benzinmotoren mit jeweils 40 PS samt Getriebe eingebaut. Die Verwendung von Kraftfahrzeuggetrieben mit fünf Vorwärtsgängen und einem Rückwärtsgang machte den Einbau von zwei Motoren nötig. Diese wurden vor dem eigentlichen Fahrzeugkasten angeordnet und verliehen ihm ein unverkennbares Äußeres. Wegen der geringen Kosten wurde der Wismarer Schienenbus gerade für Klein- und Privatbahnen interessant. 1932 wurde ein Prototyp für die Kleinbahn Lüneburg–Soltau geliefert. Die Erfahrungen damit waren so gut, dass das Landeskleinbahnamt Hannover eine Serie von neun Exemplaren für verschiedene Kleinbahnen bestellte. Vorzüge waren der niedrige Preis (er lag mit etwa 25.000 Reichsmark bei der Hälfte eines normalen Triebwagens), seine Wartungsfreundlichkeit (die Motoren waren leicht erreichbar und Ersatzteile bei jedem Ford-Händler zu bekommen) und auch sein Komfort (obwohl er nur 3. Klasse führte, waren die Sitze gepolstert). In der Praxis sind aber nur wenige Fahrzeuge typenrein ausgeliefert worden. In der Regel wurden die Fahrzeuge nach den Wünschen des Bestellers hergestellt. Etwa ein Drittel der Fahrzeuge lässt sich genau einem dieser Typen zuordnen. Unabhängig von der Spurweite wurde der Triebwagen mit zwei Wagenkästen geliefert. Die schmalere Variante (2050 mm bis 2430 mm) hatte gerade Seitenwände, die breitere (2900 mm bis 2902 mm) gerade Seitenwände, die sich im Bereich des Einstieges schräg verjüngten. Nur die Triebwagen mit 750 mm und 900 mm Spurweite hatten immer gerade Seitenwände. Die Schiebetüren saßen ganz am Ende, die bei wenigen Exemplaren eingebauten Drehtüren waren etwas zur Mitte hin versetzt. Bis 1941 wurden 57 Triebwagen und zwei Beiwagen produziert und in unterschiedlichen Spurweiten an verschiedene Bahngesellschaften im In- und Ausland geliefert. Die Deutsche Reichsbahn übernahm 1935 acht Triebwagen der Eisenbahnen des Saargebietes, die sie als 133 009 und 133 010 (4000 mm Achsstand, 40 PS Benzin) 133 011 und 133 012 (4000 mm Achsstand, 50 PS Benzin) und 135 077 bis 135 080 (6000 mm Achsstand, 50 PS Diesel) einreihte. Sie waren 1933 als T 71 und 72 bzw. 1934 als T 73 bis 76 geliefert worden. Die letzteren verfügten über ein Mylius-Wendegetriebe und konnten so mit beiden Motoren gleichzeitig angetrieben werden. Während einige der Wagen im Krieg zerstört wurden oder nach Kriegsende im Ausland verblieben, gelangten noch vier Triebwagen dieser Herkunft zur Deutschen Bundesbahn, die ihnen die Nummern VT 88 900 bis 902 (langer Radstand) und VT 89 900 (ex 133 010) Durch die Verstaatlichung von Privatbahnen in der DDR kamen auch einige Exemplare zur Deutschen Reichsbahn der DDR und erhielten dort die Nummern VT 133 505–510, 513–515 (1.435 mm) und 524–525 (750 mm). Die Anfang der 1960er Jahre mit 47-PS-Phänomen/Garant-LKWDieselmotoren neu motorisierten VT 133 513–514 trugen zunächst die Bezeichnungen VT 135 501–502. Wegen seiner langen Motorvorbauten, die für jede Richtung einen eigenen Motor aufnehmen, erhielt diese Bauart auch den Spitznamen „Schweineschnäuzchen". Die Fahrzeuge erwiesen sich als echte „Kleinbahnretter", weil die hohen Kosten des allgemein defizitären Personenverkehrs auf den norddeutschen Kleinbahnen erheblich gesenkt werden konnten. Oftmals ersetzten die Schienenbusse des Typs Hannover Züge, die nur aus der Lok und einem oder sehr wenigen Wagen bestanden und daher hohe Betriebskosten verursachten. Ab sechs zahlenden Fahrgästen fuhr der Triebwagen rentabel. Auch an verschiedene Privatbahnen in Spanien wurden zwischen 1933 und 1937 insgesamt 25 Triebwagen und drei Beiwagen geliefert. Von den nach der Verstaatlichung der Eisenbahnen in Spanien von der Red Nacional de los Ferrocarriles Españoles (RENFE) übernommenen Fahrzeugen wurden vier Triebwagen umgebaut und mit stärkeren Motoren versehen. Andere wurden zu antriebslosen Packwagen umgebaut. Ende der 1960 Jahre waren alle Triebwagen in Spanien ausgemustert. Der Wagenkasten ruht auf einem Rahmen aus zwei Gitterlangträgern, die vorne und hinten zusammenlaufen. Die Träger waren zur Gewichtseinsparung mit Löchern versehen. Die gesamte Konstruktion war verschweißt, der Triebwagen war damit das erste vollständig verschweißte Schienenfahrzeug. Die Profile waren gesickt. Insgesamt wog der Triebwagen sechs Tonnen. Die Tragfedern waren auf Gummistücken gelagert. Eine Besonderheit dieses Typs sind die gummigefederten Räder, bei denen die Gummielemente zwischen Radreifen und Radkörper angeordnet sind. Dieses Konstruktionsmerkmal ist also keineswegs eine moderne Erfindung im Zusammenhang mit dem ICE. Wegen des geringen Achsstands von nur 3,5 m bis 4 m neigt das Fahrzeug allerdings leicht zum Schlingern. An jedem Ende befindet sich eine identische Maschinenanlage mit Ford-Vergasermotoren, der über ein Vierganggetriebe und Kardanwelle auf die erste Achse wirkt, es wird jeweils nur der in Fahrtrichtung vordere Motor benutzt und von dem vorderen Führerstand bedient. Zum Rangieren und bei Ausfall eines Motors konnte auch im Rückwärtsgang gefahren werden. Der Prototyp hatte Drehtüren, die meisten Serienfahrzeuge bekamen 740 mm breite Schiebetüren. Bei der Innengestaltung wirkten Bauhausschüler mit. Das machte sich in den klaren Formen und auch dem Design der Stoffbezüge bemerkbar. Die Wände waren mit Sperrholz verkleidet, der Fußboden mit Linoleum belegt. Die Sitze waren gepolstert. Die Fenster ließen sich teilweise herunterkurbeln. Der jeweils nicht benutzte Führerstand wurde hochgeklappt, sodass der Einstiegsraum frei blieb. Die Heizung war zunächst eine Frischluftheizung mit der Ausnutzung der Motorwärme, später wurden auch Webasto-Heizungen eingebaut. Der Innenraum war elektrisch beleuchtet. Kamen zunächst Ford-AA-Motoren (die LKW-Version des Ford Modell A) zum Einsatz, wurden ab 1935 stärkere Ford-BB-Motoren eingebaut, die eine Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h auf 60 km/h ermöglichten. Erkennbar waren diese Schienenbusse an den senkrechten Gitterstäben des Kühlers. Von der Variante mit Holzvergaser wurden nur zwei Exemplare hergestellt. Anstelle einer Sitzgruppe wurde im Wageninnern ein Holzvergaser installiert. Erkennbar war das an dem fehlendem Fenster. Später wurden bei Umbauten auch diverse andere Motoren eingebaut, bei der Deutschen Reichsbahn der DDR Motoren Robur Typ 4 KVD 12,5 SLR. Um größere Gepäckstücke und Güter befördern zu können, erhielten viele Schienenbusse Dachgepäckträger, wie sie auch bei Omnibussen üblich waren. Der Platz neben den vorgebauten Motoren wurde oft auch zum Anbringen von Gitterkörben oder für Fahrradhalterungen genutzt. Neu war auch die Farbgebung mit roten Wagenkästen und beigen Fensterbändern. Auch verschiedene Personen- und Gepäckbeiwagen wurden angeboten, aber lediglich die Fliegerkommandantur List erhielt einen dieser Beiwagen der Waggonfabrik Wismar. Besonders abweichend vom Typenplan waren die Triebwagen für die Eisenbahnen des Saargebietes. Nach zwei der Regelausführung entsprechenden Triebwagen wurden zwei weitere mit verbreiterten Türen und Längsbänken beschafft sowie vier Schienenbusse mit sechs Metern Achsstand und Dieselmotoren mit gemeinsamen Myliusgetriebe, das ein Fahren mit beiden Motoren gleichzeitig und Antrieb beider Achsen ermöglichte. Außerdem erhielten sie Dieselmotoren mit 50 PS von Humboldt-Deutz. Beschreibung des Triebwagen VT 133 526 Dieseltriebwagen Baureihe Fabrik-Nr. Betriebsgattung frühere Länderbezeichnung Spurweite technische Daten Sitzplätze / Stehplätze zulässige Fahrgeschwindigkeit Achsfolge Raddurchmesser Achstand Drehzapfenabstand Länge über Puffer Fahrzeugbreite Fahrzeughöhe über Sole Masse Triebwagen Masse dienstbereite Triebwagen Masse besetzter Triebwagen Kraftstoffvorrat technische Daten Motor & Antrieb Motor (D-Diesel oder O-Otto) Motortyp Leistung Kraftübertragung Getriebebauart Art des Antriebes Bremse Urheber- / Rekonstruktionsfirma Urheberfirma erstes Baujahr der Serie gebaute Stückzahl Baujahr der Lok Rekonstruktionsausführende Firma Rekonstruktion durchgeführt am Verbleib bei Km/h mm mm mm mm mm mm t t t Liter PS : : : : : : : : : : : : T2 (Bauart Hannover) 2591 B „Schweineschnauze“ 1000 : : : : : : : : : : : : : 24 45 A 1* 700 4000 ----10100 2430 2865 5,80 7,00 8,53 500 : : : : : : : Diesel 2 x Garant 32 47 mechanisch 4-Gang Lkw-Getriebe Kardernwelle Trommelbremse / Waggonbau Wismar 1932 57 1939 14
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