Ganzheitliches Shopping-Erlebnis ist für Hersteller eine

INTERNET/ E-(OMMERCE
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Multichannel-Konzepte unterliegen dem stetigen Wandel:
Ganzheitliches Shopping-Erlebnis ist
für Hersteller eine Herausforderung
Die ständige Entwicklung von neuen Multichannel-Konzepten, verbunden mit der dadurch
erforderlichen Optimierung der Geschäftsmodelle, zwingen auch Sportartikelhersteller dazu,
sich immer wieder neu zu erfinden. Gerad!!:! das Thema einer einheitlichen User-Experience,
also einem ganzheitlichen Shopping-Erlebnis über alle Kanäle hinweg, stellt auch Lieferanten
vor neue Herausforderungen. Schwierig gestaltet sich dabei vor allem die konstante Steue­
rung und Kontrolle von Marken und Marketing über die Vielzahl der Vertriebspartner
hinweg. Genau das ist aber wichtig, um innovative Vertriebskonzepte umzusetzen.
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Für viele Sportartikelhersteller ist
die Entscheidung zwischen Online­
und Offline-Vertrieb keine Gret­
chenfrage mehr. Für die meisten
steht fest: Nur ein Mix aus verschie­
denen Vertriebsstrategien ist der
Weg zum Erfolg. Neben klassi­
schem stationären Handel, der im­
mer häufiger auch Online-Ver­
triebsmodelle anbietet, werden
Produkte meist über große E-Com­
merce-Portale und den eigenen
Webshop vertrieben.
Der Preis ist nicht
das einzige Kriterium
Unternehmen haben erkannt, dass
die einzelnen Vertriebswege Vor­
teile bieten, die es in einem klassi­
schen Multichannel-Ansatz zu ver­
binden gilt. Klar ist auch, dass der
Preis für den Kunden nicht das ein­
zige Kriterium für die Wahl des Ein­
kaufkanals ist. Vielmehr kommt es
den Kunden auf Warenverfügbar­
keit, die Möglichkeit des An-/Aus­
probierens sowie Beratung und
Information an.
In erster Linie geht es für Sport­
artikelhersteller darum, die funda­
mentalen Veränderungen des Kon­
sumentenverhaltens zu verstehen
und sich darauf einzustellen. Kun­
den kaufen nicht mehr situativ,
sondern wechseln in ihrem Ent­
scheidungsprozess zwischen On­
line- und Offline-Kanälen. Aus
Sicht der Kunden gibt es kein ent­
weder online oder offline - die
Shopping-Erfahrung ist ein homo­
genes Gebilde ohne feste Grenzen.
,.Grundsätzlich ist man gut be­
raten, sich gegenüber dem Thema
E-Commerce so breit wie möglich
aufzustellen. Neben dem eigenen
Online-Shop können Markenwel­
ten und Unternehmensseite als zu­
sätzliche Informationsbasis für
Kunden und auch für Händler die­
nen. Es ist essenziell, dass inner­
halb des Online-Shops sämtliche
Informationen zu Produkten zu
Nr. 9/23.5.2016
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Außerdem sei es wich­
tig, das Thema Online
und Vertrieb heutzutage
aus der mobilen und we­
fo·::..,��niger aus der Desktop­
Sicht zu sehen: ,.Man ist
unterwegs und möchte
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Informationen einfach
zielgerichtet für den je­
weiligen Moment haben.
Google nennt das Micro­
moments. Im Endergeb­
nis hat man nicht mehr
diesen klaren POS. Die
Kaufentscheidung wird
fast schon anarchistisch
vom Kunden getroffen
und ist somit von uns
Produkte, sondern auch passende nicht mehr wirklich steuerbar.
Serviceleistungen zur Verfügung Dementsprechend muss man Sys­
zu stellen. Wenn ich die Website teme aufsetzen, die den Kunden in
besuche oder auf die Artikel klicke, der finalen Kaufentscheidung best­
sollte mir nicht nur gezeigt werden, möglich unterstützen."
dass ich sie jetzt kaufen kann, son­
Gerade bei hochpreisigen Pro­
dern auch, wo es dieses Produkt in
meiner näheren Umgebung auch dukten mit langen Entscheidungs­
tatsächlich zum Anfassen gibt", er­ zyklen sei das Einkaufserlebnis sehr
klärt Manfred Meindl, Leiter Han­ wichtig, meint Kast: ,,Wichtig ist,
dels- und Online-Marketing bei dass das Shopping-Erlebnis über
alle Kanäle - Desktop, Tabiet, Mobil
Bergsportspezialist Vaude.
oder auch im Fachhandel - von
gleich hoher Qualität ist. Online er­
Wichtig ist das
wartet der Kunde ausführliche Pro­
Einkaufserlebnis
duktbeschreibungen, eine große
Das Thema einer optimalen User­ Auswahl an Fotos, Videos und bes­
Experience über alle Vertriebskanä­ tenfalls 360 °-Ansichten", glaubt die
le hinweg, also die Shopping-Er­ Hammer-Sport-Frau.
fahrung für den Kunden, wird für
viele Unternehmen sehr wichtig - Unterstützung für den
online und in den Geschäften. Es
gilt der Tenor, dass nicht mehr die stationären Handel
Frage gestellt werden muss, wo Ein einheitliches Markenbild und
man verkauft, sondern wie man Shopping-Erlebnis zu erschaffen,
den potenziellen Kunden am bes­ ist für die meisten Sportartikelher­
ten durch den Kaufprozess führt. steller innerhalb ihrer eigenen Un­
Das sieht auch Meindl so: ,.An sich ternehmensgrenzen gut umsetz­
ist den Konsumenten egal. welches bar.
Vertriebsmodell wir haben und
Schwieriger ist die Aussteue­
über welchen Kanal wir verkaufen.
Hauptsache, sie haben so viele In­ rung neuer Multichannel-Konzepte
formationen wie möglich. Und sie über die Vielzahl an Vertriebspart­
sind im Moment der Kaufentschei­ nern hinweg. Gerade stationäre
dung davon überzeugt, dass sie ihr Händler fühlen sich, wenn es um
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Geld in das richtige Produkt inves­
tieren. Voile Informationsbreite
und maximale Fachkompetenz,
online sowie auch vor Ort - das
wird am Ende den entscheidenden
Unterschied zwischen der Vielzahl
an Anbietern ausmachen, und Kun­
den werden dies sicherlich honorieren. Der Trend ist be­
reits jetzt spürbar."
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Wer im Online-Shop von Vaude
einen Rucksack kaufen will,
bekommt gleich auch Händler
genannt, die auf Rucksäcke
spezialisiert sind. Somit ist die
Online- mit der Offline-Welt
ideal verbunden.
finden sind und Standorte der
eigenen Stores sowie eine Händler­
suche nicht fehlen," meint Eva-Ma­
ria Kast, Leiterin E-Commerce bei
Fitnessspezialist Hammer Sport
(Finnlo, Mikasa).
Neben der Entwicklung des
eigenen Webshops sehen sich Un­
ternehmen immer häufiger in der
Pflicht, die nahtlose Verbindung
aller Online- und Offline-Vertriebs­
kanäle zu gewährleisten und so ein
einheitliches Einkaufserlebnis zu
schaffen. Online-Einkäufe sollen geht es nach dem Kunden von heu­
te - im Handel abgeholt werden
können. Artikel, die im Handel
nicht in der gewünschten Ausfüh­
rung vorhanden sind, sollen am
besten online bestellt werden.
Marketingaktionen sollen vom POS
aus über das Internet verlängert
werden - oder umgekehrt.
,,Für uns wird Context-Marke­
ting zukünftig immer wichtiger.
Wir versuchen, Konsumenten in
ihrem jeweiligen Umfeld abzuho­
len und über die Website nicht nur
LESS 15 BEST
•
den Vertrieb und das Marketing
geht, durch die Hersteller alleine
gelassen. Marketingmaterialien so­
wie andere Informationen und Da­
ten der Hersteller müssen von Ein­
zelhändlern teils mühevoll über
diverse Partnerportale manuell
beschafft werden, da viele Herstel­
ler durch ihre großen Vertriebsnet­
ze keine Unterstützung anbieten.
Einheitliche End-to-End-Einkaufer­
lebnisse sind nicht möglich, und
die User-Experience leidet darun­
ter. Software für Content-Syndica­
tion bzw. Through-Channel-Marke­
ting-Automation (TCMA) gewinnt
bei Herstellern daher zunehmend
an Bedeutung.
Gregor Cerwinski, Online-Mar­
ketingmanager bei Deuter, sieht
hier Nachholbedarf bei den Her­
stellern. Er arbeitet mit seinem
Team daran, den Handel besser zu
unterstützen: .,Wir arbeiten stetig
an neuen Konzepten und Ideen,
wie wir den stationären Handel
hier weiter unterstützen können,
um auch das Einkaufserlebnis des
Kunden zu verbessern. Das ist uns
sehr wichtig und wir werden auch
zukünftig die Zusammenarbeit mit
dem stationären Handel intensivie­
ren."
Der Deuter-Manager sieht aber
auch, dass „beim stationären Han­
del ein gewisses Umdenken statt­
finden muss, um den Herausforde­
rungen, die durch die Konkurrenz
aus dem E-Commerce-Business
entstehen, begegnen zu können.
Ich denke hier vor allem an neue
Laden- und Verkaufskonzepte, um
genauer auf die Bedürfnisse und
Erwartungen des Kunden heute
und in den kommenden Jahren
eingehen zu können."
Erik Jan Hengstmengel
Erik Jan Hengstmengel ist Ge­
schäftsführer von TIE Kinetix,
einem Technologie- und Ser­
vicedienstleister im E-Commer­
ce-Business mit Sitz in Mün­
chen. Mit der Plattform „Flow"
optimiert und automatisiert TIE
Kinetix Businessprozesse für
Vermarktung, Verkauf und Auf­
tragsabwicklung im B2B-Um­
feld. Weitere Informationen un­
ter www.flowpa.com
S'B7sport