Nachruf... - SC Viktoria 06 Griesheim

Ein großer Sportsmann und
Kamerad verlässt den Platz
Erwin Erb starb in der Nacht zum Sonntag im Alter von 81 Jahren
Er war der jahrzehntelange
spiritus rector, von dem sich
eine Gemeinschaft geistig
leiten ließ, das Faktotum des
Vereins und die Stimme seines geliebten Sportclub Viktoria nach außen schlechthin. Aber nicht nur das: Er
war ein absoluter Sportsmann, ein treuer Kamerad
und ein verlässlicher, guter
Freund, der seinem „Griesheimer Anzeiger“, für den
er bis zum letzten Atemzug
schrieb und erst vorige Woche den letzten Artikel verfasst hatte, seinem Lehr- und
Arbeitsbetrieb
Druckerei
Bassenauer und schließlich
der Familie Bassenauer und
dem Chronisten als lebenslanger Weggefährte aufs
engste verbunden war. Erwin Erb starb in der Nacht
zum Sonntag im Alter von
81 Jahren in einem Darmstädter Krankenhaus. Er wird
am kommenden Montag (6.
Juni, um 13.30 Uhr) auf dem
Griesheimer Friedhof beigesetzt.
„Dass ich einmal 80 werde, hätte ich nie gedacht“,
zeigte sich Erwin Erb an seinem runden Geburtstag vor
gut anderthalb Jahren überrascht und ließ sein bekanntschelmisches Schmunzeln
übers Antlitz huschen, als
hätte er als guter Katholik
mit Gottes Hilfe dem Tod ein
Schnippchen
geschlagen.
Am Samstag fand sein irdisches Dasein ein Ende.
Erwin Erb war vom Fußball und „seinem“ Sportclub
Viktoria fasziniert. Denn der
Fußball war von Kindesbeinen an „sein Ding“ schlechthin und der Griesheimer
Traditionsverein seine Heimat – ja sogar sein Lebenselixier. Dort kickte er schon
in der Jugend, spielte später
als talentierter Jugendlicher
in den aufstrebenden Mannschaften, stieg schließlich
in die 1. Mannschaft der
Viktoria auf und absolvierte
dort als schneller Rechtsaußen und Mannschaftskapitän über 200 Matches
im schwarz-weißen Trikot.
Nach seiner aktiven Karriere
widmete er sich der Jugendarbeit – unzählige Griesheimer Kinder und Jugendliche lernten unter seiner
Ägide den Umgang mit dem
runden Leder, genossen aber
auch die bildende Hinfüh-
rung zu sportlicher Fairneß
und
kameradschaftlichem
Teamgeist.
Dem Sport mit jeder Faser
verhaftet, engagierte sich Erwin Erb nach seiner aktiven
Zeit als Fußballer nicht nur in
den Entscheidungsgremien
Erwin Erb verstarb in der
Nacht zum Sonntag. ahi-foto
des Vereins, sondern war über
Jahrzehnte in persona die Vereinszeitung „Der Viktorianer“,
die ohne ihn nicht denkbar
gewesen wäre und die er bis
vor wenigen Jahren noch redigierte.
Beruf und Sport waren für
den altgedienten „Schwarzkünstler“ stets parallel verlaufende Lebenslinien. Im Alter
von 15 Jahren trat Erwin Erb,
der bis dato das humanistische
Gymnasium in Darmstadt besucht hatte, am 10. Oktober
1949 in die Druckerei Bassenauer ein und begann als
Schriftsetzer-Lehrling seinen
Weg als Jünger Gutenbergs.
Nach alter Väter Sitte begann
die Ausbildung am Setzkasten,
der Umgang mit Winkelhaken
und beweglichen Lettern aus
Blei ging in Fleisch und Blut
über – bald schon nach seiner Lehrzeit gehörte er zu den
Stützen der Setzerei. Mit Fleiß
und Arbeitsfreude entwickelte
er sich weiter, bediente später
verschiedene
Blei-Setzmaschinen und stieg Mitte der
70er Jahre noch auf den damals modernen Fotosatz um.
In all den Jahren gingen viele
junge Auszubildende durch
seine Hände, erlernten nicht
nur das Handwerk, sondern
spürten jene menschliche und
behutsam führende Hand,
die erst den guten Ausbilder
kennzeichnet.
Wie kaum ein Zweiter
durchlebte Erwin Erb während seiner nahzu 50-jährigen beruflichen Laufbahn
eine technische Revolution
im grafischen Gewerbe und
in der Druckindustrie – eine
Wandlung, wie sie in den
Jahrhunderten seit Gutenberg zu keiner Zeit stattgefunden hatte.
Seine Vielseitigkeit auf verschiedenen Gebieten wirkte
sich auch auf seine Arbeit
aus. Aufgrund seiner schulischen Ausbildung – er hatte
in jungen Jahren selbst die
lateinische Sprache gelernt
und ein Zeitungsvolontariat
in einer Frankfurter Zentralredaktion absolviert – war er
„der Mann“ schlechthin, um
im redaktionellen Bereich
mit einzusteigen. Maßgeblich redigierte er über Jahrzehnte als Experte auf dem
Gebiet des lokalen Sports mit
großer Hingabe und Akribie den Sportteil des „Griesheimer Anzeiger“.
Erwin Erb, ein Griesheimer Bub, brauchte in seinem Leben die harmonische
Gemeinschaft in seiner Heimat. Er war verwurzelt mit
diesem Boden und mit den
Menschen hierzulande – ,,en
äschte Griesemer“, wie man
so schön sagt. Und er liebte Sprache und Historie der
Zwiebelstädter. So geht die
seit Jahrzehnten in diesem
Blatt erscheinende und gern
gelesene Serie ,,Es stand im
Griesemer“ auf seine Initiative zurück, genau wie seine
Sprachlektion
„Griesemerisch ess gar net so schwer“.
Und so erschien bereits in
den 80er Jahren im Verlag des
„Griesheimer Anzeiger“ sein
erstes Buch mit dem gleichnamigen Titel – eine Dokumentation und sprachliche
Überlieferung Griesheimer
Begriffe und Redensarten.
Erwin Erb hat sich im Verlag dieses Blattes große Verdienste erworben, vor allem
aber seine Treue und Loyalität zum Unternehmen und
zur Familie Bassenauer haben tief empfundene Dankbarkeit und enge persönliche
Freundschaft entstehen lassen. Wie im Leben so bleibt
Erwin Erb auch über den
Tod hinaus mit dem „Griesheimer Anzeiger“ und unserem Hause verbunden. WOLFGANG BASSENAUER