PDF-Download - Katholische Kirche beim hr

Gemeindereferentin Bettina Pawlik, Kelkheim
hr4-Übrigens am Mittwoch, 8. Juni 2016
Trost
Gleich neben meinem Büro ist der Spielplatz unseres Kindergartens. Bei schönem
Wetter spielen die Kindergartenkinder viel draußen. Die Erzieherinnen schauen nach
ihnen, aber die Kinder wollen auch mal was allein machen. Manchmal hört man
lautes Gebrüll. Gestern ist Alina von der Schaukel gefallen. Sie blutet aus einer
Wunde am Knie und eine Beule am Kopf hat sie auch noch. Die Schreie rufen eine
Erzieherin herbei. Die betrachtet sich den Schaden. Alina bekommt ein schönes
buntes Pflaster aufs Knie und ein Kühlkissen auf den Kopf. Die Erzieherin nimmt sie
in den Arm und lässt sie ein wenig bei sich sitzen. Aber schon nach fünf Minuten sitzt
Alina wieder auf der Schaukel. Das Knie tut ihr noch ein bisschen weh. Trotzdem
kann sie schon wieder lachen.
Ich habe aus meinem Bürofenster zugeschaut und finde: Diese kleine Begebenheit
ist für mich wie ein Bild von unserem Leben. So, wie die Kinder eigenständig ihre Zeit
draußen gestalten, so müssen wir unser Leben leben. Wir tragen selbst die
Verantwortung für uns. Alina will gerne schaukeln, Und dabei kann sie eben auch
mal von der Schaukel fallen und sich weh tun.
Genauso ist es im „wirklichen“ Leben. Wir müssen was riskieren. Und dabei kann uns
auch mal etwas Schlimmes zustoßen. Natürlich könnte man die Schaukel verbieten.
Dann würde kein Kind mehr herunterfallen und sich weh tun. Aber die Kinder hätten
auch viel weniger Spaß.
Ich frage mich: Was hat Alina eigentlich so schnell getröstet? Das Pflaster? Das
Kühlkissen? Oder die Nähe der Erzieherin, die sich um sie gekümmert hat?
Was kann uns trösten, wenn wir im Leben in eine schwierige Situation kommen?
Wenn wir krank werden, die Arbeit verlieren oder den Partner? Ich glaube, dann ist
es gut, wenn einer da ist, auf den wir uns verlassen können .Aber es können auch
schwere Stunde kommen, in denen wir uns sehr einsam fühlen.
Mir hilft in solchen Stunden der letzte Satz aus dem Matthäusevangelium. Jesus, der
Auferstandene, verabschiedet sich von seinen Jüngern. Und zuletzt sagt er: „Seid
gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“ (Mt 28,20): Das finde
ich unheimlich tröstlich. Gott hält nicht schlimme Erlebnisse von uns fern. Aber wenn
es darauf ankommt, ist er da. Gerade in den schweren Stunden ist er uns ganz nah –
bis ans Ende der Welt.